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tz Wochenblatt / - '' für Pulsnitz, Radeberg, Königsbrück, Radeburg, Moritzburg und deren Umgegend. Rediairt unter Verantwortlichkeit der Verwart E. Förster in Pulsnitz und Th. A. Hertel in Radeberg. MO« 1. Freitag, den 4. Januar. 1850» Diese Zeitschrift erscheint jeden Freitag in einem ganzen Bogen und kostet vierteljährig 7 Ngr. 5 Pf. — Bestell, ungen, Inserate aller Art, welche die gespaltene Zeile mit 8 Pfennigen berechnet werden, und in Pulsnitz und Radeberg spätestens bis Dlen^ tag- Abends, in Königsbrück, Radeburg und Moritzburg bis Montags Nachmitt. abzugeben sind, nehmen in Pulsnitz und Radeberg die Herau geber, in Königsbrück der Kaufmann Andreas Grahl, in Radeburg der Buchbinder Günther, in Moritzburg die Post-Expedition, in Grvßenhäya der Buchbinder Hohlfeldt, so wie alle Postämter an. i - a-1- — - . ! "H- 117 Keim Jahreswechsel. Gefesselt an den nimmer müden Fuß Der ruhelosen Zeit, Verewig jungen, Mit ihr stets gleichen Schritt zu gehn, gezwungen Ist das Geschlecht der Sterblichen und muß Durchziehn mit ihr auf immer gleiche Weise Die unbekannte Bahn der Lebensreise. Nie rastet sie; ist auch ein Ziel erreicht. De« Jahres letzter Stundenschlag verklungen: So hat sie schon ein neues Jahr gedungen, Das neue Wandrung »euer BahnenZ zeigt. So darf der Mensch an keiner Stelle weilen. Sein ganzes Leben muß er vorwärts eilen. Auch heute auf des Berges, Gipfel ist Die Menschheit mit dem Jahre «»gekommen, Und von der Höhe, die sie kaum erklommen, Sie staunend noch einmal die Thäler mißt. Die hinter ihr weit ausgebreitet liegen, Aus deren Tiefe sie zum Ziel gestiegen. Seht, wie die Menge forschend niedersieht J»S Thal, in das sie nun wird ziehen müssen, DaS sich in dichtem Schleier vor de» Füßen In unbestimmte Nebelfernen zieht: Und Alles rennt und drängt sich im Gewühle Und laut ertönen stürmische Gefühle. Der eine kehrt in Thränen sich zurück Dahin, wo er so gern zurückgeblieben, Wo ihn die harte Zeit hat fortgetrieben: Weit hinter ihm liegt das verlorne Glück'. Lr mag nur rückwärts, will nicht vorwärts schauen; Denn vor sich sieht er der Verzweiflung Grauen. „0 glücklich ihr, die in dem schönen Thal De- Tode- milde Hand zurückgehalten, O winkt mir nicht ihr freundlichen Gestalten, Ich darf nicht folge» meines Herzens Wahl!" — Sv seufzt der Müde, doch er darf nicht weile», Muß weiter »ach de« ferne« Ziele eile«. „O wie so langsam ist die träge Zeit!" So klagt ein Andrer; — „ach nur dort unten, Im nächsten Thale nur kann ich gesunden: Dort springt für mich der Quell der Seligkeit» Dort ist Ersatz für überstandne Leiden, Dort winken freundlich mir des Lebens Freuden!" . „Was kümmern mich die Thäler hinter mir, Was diese vor mir!" — lacht mit Hohn der Dritte,— „Nicht weiter fort verfolg' ich meine Schritte, . Hier will ich rasten, hier gefällt es mir. Nicht besser war- da unten, als hier oben: DaS Kommende kann man vorher nicht loben!" Doch was auch die bewegte Menge spricht, Des Jahres allzuschnellen Flug zu meistern, Zu andern bessern Schritten zu begeistern, — Die Führerin, sie achtet ihrer nicht; Und setzet fort nach alter, fester Weise Rastlos die end- und anfangslose Reise. Und nach dem nächsten Gipfel zeigt sie Hin, Der fern »och steht in Nebelgrau verloren : „Gedenket, spricht sie, „denket mein ihr Thoren, Bis dorthin ändert sich wohl mancher Sinn. Dort will ich wieder nach den Klägern fragen, Und Viele werden dort wohl ander- klagen." „Gar mancher, der noch Thränen hier geweint, Wird muthig dort getröstet vorwärts schreiten; Gar mancher muß dann das Geschick erleiden, DaS dort zu finden er hier nicht gemeint: Wer hier gezaudert wird vielleicht dort eilen, Wer hier geeilt, dort möcht' er gern verweilen!" „Mir zürnst du, unzufriedenes Geschlecht? Geh ich denn selbst nach meinem eigne» Willen? Wie euch, so lenkt auch meinen Pfad im Stillen Ein höhrer Geist; und «a« der thut ist recht! Auf ihn nur sollt ihr stelle» eure Sache», E- wird e- wohl, trotz eurer Lla-'ea «ache»!" —