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t. Fürsorge für entlassene Strafge fangene. Wahrscheinlich als Folge des Voigt- Gewaltstreiches in Köpenick werden die Direktionen der Strafanstalten und Gefängnisse auf einen Mimsterialerlaß hingewiesen, der bedauerlicher weise nicht die gebührende Beachtung findet. Erklärt nämlich ein zur Entlassung kommender Gefangener, sich in das Ausland begeben zu wollen, w gilt als Entlassungsort derjenige Ort, an dem er die deutsche Reichsgrenze über schreitet. An die Polizeibehörde dieses Ortes ist die Arbeitsbelohnung zu übersenden und zwar ohne Unterschied, ob die Fürsorge im Inlands eingetreten wäre oder nicht. Bei dieser Orts- Polizeibehörde hat.sich der Strafentlassene mit der Angabe des Reisezieles im Auslande zu melden. Die Ortspolizeibehörde löst dann aus der Arbeitsbelohnung die zu der Reise erforder liche Bahnkarte und händigt dem Entlassenen beim Antritt der Fahrt den Rest der Arbeits belohnung aus. Falls der Strafentlassene sich nicht binnen zwei Wochen nach der Entlassung bei der Ortspolizeibehörde der in Frage kommenden Grenzgemeinde meldet, falls er sich weigert, sein Reiseziel im Auslande anzugeben, oder falls er sonst die Verwendung der Arbeits belohnung zum Zwecke seiner Weiterbeförderung unmöglich macht, ist die Arbeitsbelohnung an die Anstaltsverwaltung wieder einzusenden. Es soll durch die Maßnahme dem entlassenen Strafgefangenen die Möglichkeit gegeben werden, sich im Auslande durch den Besitz einiger Bar mittel über Wasser halten zu können, bis er eine Arbeitsstelle gefunden hat. Wünscht ein zur Entlassung stehender Gefangener in das Ausland zu gehen, so ist ihm für die Erlangung des Passes die weitmöglichste Hilfe zu ge währen. X Die Tragödie auf einem Heuboden in Stübritz bei Gera (Reuß), wo der mehrfach vorbestrafte Bäckergeselle Ludwig auf den ihn verhaftenden, auf der Leiter stehenden Gen darmen Rostock einen Revolverschuß abfeuerte und sich dann selbst tötete, hat ein zweites Opfer gefordert. Der Gendarm, dem die Kugel über dem Auge in den Kopf gedrungen war, ist im Milbitzer Krankenhause seiner schweren Verletzung erlegen, ohne das Bewußtsein wieder erlangt zu haben; er hinterläßt eine Frau und vier unmündige Kinder. Ein Dorf ohne Sonnenschein. Im Niesengebirge liegt am nördlichen Abhange des Forstkammes die kleine Dorfkolonie „Forst bauden". Uber dieser Gemeinde schwebt all jährlich um die Zeit der Wintersonnenwende insofern ein seltsames Verhängnis, als sie in dieser Zeit ohne Sonnenschein ihr Dasein fristen muß. Der nahe an 1300 Meter hohe Forst kamm ragt in einer Breite von 400 Meter über die in eine enge Wiesenmatte eingebettete Kolonie und überschattet sie vollständig. Das an der verborgensten Stelle gelegene Haus hat schon seit Anfang November keinen Sonnenschein mebr gehabt und darf erst Ende Februar sich dessen wieder erfreuen. In eine ähnliche empfindliche Sperre ist auch die Ortsschule ein geschlossen, die über zwei Monate keinen Sonnen strahl erhält. Ein schrecklicher Mord. Im rheinischen Orte Macken wurde, während die Gemeinde zum Gottesdienst versammelt war, ein Mädchen am Dorfbrunnen ermordet und mit durch schnittenem Halse aufgefunden. Der Tat ver dächtig sind der Bruder der Toten und deren Liebhaber, die beide flüchtig sind. Am Hochofen verbrannt. Ein sehr schweres Unglück ereignete sich im Stahlwerk Hösch. Infolge der Explosion eines Dampf behälters am Hochofen sind durch heraus geschleuderte glühende Koksstücke sechs Arbeiter verbrannt. Vier davon, sind gestorben. Nach vier Jahren unter Mordverdacht verhaftet. Als Mörder der vor 4 Jahren in Trier ermordeten Rentnerin Witwe Lurtz wurde der Hausierer Thiel in Schlem, der sich selbst verriet, verhaftet. Seinen Wunden erlegen. Dr. Weber vom Philipps-Hospital in Darmstadt, der von einem irrsinnigen Studenten schwer verwundet wurde, ist seinen Verletzungen erlegen. er zu ihr gesprochen, als sie ihn fußfällig um Gnade angefleht: „Nur wenn ein anderer die Strafe an sich vollziehen ließe, wäre es möglich, diese dem Verurteilten zu erl.ssen." Erschütte't sank sie abermals aus die Kniee, inbrünstig flehend: „Heiland der Welt, gib mir Kraft und Stärke, lasse meinen Mut nicht sinken und das, was ich zur Rettung des geliebten Vaters ihun will, gelingen I" — Inmitten des westen Marktplatzes war eine hohe und weite Bretterbühne aufgeschlagen, in deren Mitte ein Richtblock stand, vor dem der Henker im roten Mantel mit dem Schwerte in der Hand seines Opfers harrte. Auf goldverzierlem Stuhle saß inmitten der Großen des Reiches der Herzog Leopold von Oesterreich; um die Bretierbühne herum aber wogte und drängte sich die tausendköpfige Menge, die den weiten Raum des Markt- dlatzes füllte, um Zeuge des grausigen Schau spiels zu sein. Als das Armesünderglöckchen zum zweiten Mal erklang, brachten die Schergen einen bleichen, gebrochenen Mann dahergeschleppt, welcher kaum die Bretierbühne zu ersteigen vermochte. Als seine Blicke auf den Richtblock Und das Henkerschwert fielen, durchfuhr ein Schauer des Grausens seinen Körper. Er wollte Um Gnade flehend vor dem Herzog aufs Knie unken, doch dessen Abwehr ließ ihn davon ubfiehen. Verzweifelnd schlug er die Hände vors Gesicht und seinen Augen entstürzte ein Sirom heißer Thränen. Da erklang zum brüten Male die Armesünderglocke, verkündend, daß die Zeit zum Vollzüge der grausigen Ein schreckliches Familiendrama hat sich in Straßburg i. Els. ereignet. Einem Schutz mann, der durch die Goethestraße patrouillierte, fiel es auf, daß in der zu ebener Erde gelegenen Wohnung des Hanfes 21 am Hellen Tage bei verschlossenen Vorhängen Licht brannte. Der Beamte klingelte an der Wohnung, die aber nicht geöffnet wurde. Er erstattete daher sofort Meldung und bald darauf begab sich eine Ge richtskommission an Ort und Stelle. Da alle Türen fest verrammelt waren, mußte ein Fenster eingeschlagen werden, durch das man in die Wohnung eindrang. Ein furchtbarer Anblick bot sich den Eintretenden dar; am Boden lagen drei erstarrte Leichen der Familie Grandcolas: Vater, Mutter und Kind. Wie festgestellt wer- Omnibns, der das ganze Unglück verschuldet hatte, blieb unbeschädigt, und auch der Chauffeur kam mit dem bloßen Schrecken davon. Dem Schwurgericht überwiesen. Das Obergericht zu Bern hat die Russin Tatjana Leontiew, die im „Hotel zur Jungfrau" in Inter laken den Kurgast Müller aus Paris erschoß, weil sie ihn sür den Minister Durnow hielt, wegen Mordes dem Schwurgericht überwiesen. Eine Millionenerbschaft für den Papst. Der Papst wurde von dem jüngst verstorbenen Monsignore Adami, Erzbischof von Cesarea, zum Erben seines gesamten Vermögens im Be trage von 4 Mill. Lira eingesetzt. Massenstreik in Italien. Der Verband der italienischen Seeleute hat den Generalstreik Vas neue Verkehrs- unä Lau-Museum in Verlin. In der Jnvalidcnstraßc zu Berlin wurde am 14. d. das Verkehrs- und Bau-Museum er öffnet. Der Feier wohnte das Kaiserpaar bei, und unter den geladenen Gästen befanden sich zahlreiche hervorragende Persönlichkeiten der staat lichen und städtischen Behörden. Vor der Er öffnung des Museums, zu der der Kaiser die Ge nehmigung erteilte, hielt der Minister der öffent lichen Arbeiten Breitenbach eine längere Ansprache. Der Minister hob darin hervor, daß nun ein langgehegter Wunsch der Eisenbahn- und Bau verwaltung in Erfüllung gegangen sei. Jetzt habe man das Ziel erreicht, und ein Werk sei geschaffen, das ein glänzendes Zeugnis der Verkehrsentwickelung gebe. Das Museum selbst ist in den Räumlichkeiten des alten Hamburger Bahnhofes untergebracht. Aus der. ehemaligen Bahnhofshalle ist eine Helle und geräumige Aus stellungshalle geschaffen worden. Man sieht Teile und Modelle der neuesten Lokomotiven, Personen- und Güterwagen. Die meisten Gegenstände sind ausgeschnitten dargestellt. Dabei ist das Geschicht liche keineswegs ausgeschlossen. Das eigentliche Baumuseum ist in den östlichen Teilen untergebracht. Es enthält zahlreiche Modelle und Zeichnungen neuerer Staatsbauten. den konnte, liegt Vergiftung vor, doch konnte die Art der Vergiftung bisher nicht ermittelt werden, da alle Spuren der unseligen Tat be seitigt waren. Der Mann litt in letzter Zeit häufig an Schwermut, sodaß es wahrscheinlich ist, daß er in einem Anfalle geistiger Umnachtung sich und seine Familie ohne deren Wissen ver giftet hat. Die Behörde steht insofern vor einem Rätsel, als die Eheleute Grandcolas in sehr guten Verhältnissen lebten. Die Missetaten eines Automobil-Omni busses führten unlängst in einer der belebtesten Straßen Londons eine ganze Anzahl von Un fällen herbei. Ein Automobil-Omnibus karam bolierte mit einem andern Fuhrwerk, das infolge des heftigen Anpralles mitsamt dem Pferde und dem Kutscher durch die Schaufensterscheibe eines Geschäftes flog. Der Kutscher wurde dabei sehr schwer verletzt, und das Pferd mußte ge tötet werden. Durch die umherfliegenden Glas splitter wurden ferner mehrere im Laden an wesende Personen verwundet. Der Automobil- Omnibus anderseits machte bei dem Zusammen prall eine sehr heftige und gewaltsame Rück wärtsbewegung und stieß dabei mit einem Pferde-Omnibus zusammen. Ein Fahrgast, der sich auf dem Verdeck des angerannten Omni busses befand, flog auf die Straße hinunter und brach beide Beine. Der Lenker des Wagens wurde in weitem Bogen auf das Pflaster ge schleudert und in hoffnungslosem Zustande -n ein 5krankenhaus gebracht. Der Automobil- für die gesamte italienische Seeschiffahrt, für Segelschiffe, Post-, überseeische und Frachtdampfer erklärt. Die Mannschaft soll sofort nach Empfang der Nachricht sowohl in inländischen wie aus ländischen Häsen die Schiffe verlassen. In Genua ist die Arbeitseinstellung schon vollständig erfolgt. Die Regierung wird den Postverkehr mit den Inseln im Mittelländischen Meere durch Torpedo boote aufrecht erhalten. Unwetter in Spanien. Durch andauernde wolkenbruchartige Regengüsse droht mehreren Dörfern im Cillorigs-Tale am Fuße des Penhas de Europa die Zerstörung; sie sind deshalb von den Bewohnern geräumt worden. Felssturz in den Pyrenäen. In Argelös (Pyrenäen) wurden durch den Absturz von Erdmassen und Felsblöcken acht Häuser ver schüttet. Acht Personen wurden unter der Schuttmasse begraben: eine erfolgreiche Hilfe leistung erscheint ausgeschlossen. Gerrcklskalle. Greifswald. Der wegen vierfachen Kindes mordes und Mordversuches in einem Falle an geklagte Tischler Ludwig Teßnow ist vom Schwur gericht zweimal zum Tode und zu zwei Jahr Ge fängnis verurteilt worden, obwohl die Sachver ständigen zum großen Teil seine Zurechnungsfähig keit verneinten. Kcmvtcn. Die 40 Jahre alte verheiratete Anna Eltrich aus Buch im Allgäu hat ihre eigene 14jährige Tochter aus den geringsten Anlässen in ganz fürchterlicher Weise mißhandelt. Tas Kind wurde völlig entkleidet im Stall an einen Pfeiler gebunden und von der Mutter mit einem knotigen Dorncnslock so lange geschlagen, bis das Blut zur Erde rann. „Damit es schneller heile", so erzählt die Mißhandelte, habe die Mutter ihr die Wunden mit Essig und Salz cingerieben. Ferner zwickte das Weib sie am nackten Körper mit einer Zange und soll ihr sogar Flcischteile vom Körper gerissen und Holzstückchen in die Obren getrieben haben. Der Gerichtsarzt hatte 80 Wunden und Narben an dem Körper des Kindes sestgestellt. Die Sachverständigen bezeichneten die Mißhandlungen als lebcnsgcfäbrlich. Die unnatürliche Mutter erhielt von der Straf kammer ein Jahr Gefängnis. Schwerer Brandungluck in Berlin. Eine schwere Brandkatastrophe, der vier Frauen zum Opfer fielen, hat sich in der Reinickendorfer Straße zu Berlin abgespielt. Die 77jährige Witwe Pauline Babs, geborene du Prä, war in ihrer im ersten Stockwerk des Ouergebäudes belegenen Wohnung halbverkohlt als Leiche aufgefunden worden. Beim Offnen der Tür durch die Feuerwehr schoß eine ge waltige Stichflamme in die Höhe. Die beiden 18- und 23 jährigen Schwestern Minna und Ottilie Kordnau aus der britten und die jung- verheiratete 29 jährige Frau Rosa Völskow, geborene Koch, aus der ersten Etage, die sämtlich auf die Korridore geeilt waren, wurden hierbei von Rauch und Flammen erfaßt und sofort getötet. Es handelte sich bei dem Unglück zunächst um ein an sich belangloses Feuer. Die greise Frau Babs war, wie aus den angestellten Er mittelungen geschloffen werden darf, in dem Augenblick, als sie sich mit einer brennenden Lampe auf die Toilette im Korridor ihrer Wohnung begab, von einem Schlaganfall be troffen worden und zu Boden gestürzi. Die Lampe ging in Scherben, das Petroleum ent- zündete sich und ergriff die Kleider der Armen, die den Feuertod starb. Das Feuer blieb auf den kleinen, etwa vier Quadratmeter fassenden Korridor beschränkt. Immerhin wurden die Nachbarn bald durch den aus den Türritzen hervorquellenden Rauch belästigt. Die nur wenige Schritte entfernte Feuerwache in der Pankstraße wurde alarmiert. Der eintreffende Löschzug bemerkte von außen überhaupt keinen Brand. Auf das Geschrei der Anwohner: „Eine Frau ist in der Wohnung!" wurde die Tür eingeschlagen. Durch den Luftdruck wurde die Stichflamme hervorgerufen, die dann die eingangs erwähnte Katastrophe herbeiführte. Unter der Wirkung der verheerenden Flamme waren die drei als Spitze des Angriffs dienen den Sappeure die Treppe hinuntergesaust, um ihr Leben zu retten. Einen Augenblick später wurde vom Gros des Zuges über die mecha nischen Leitern und die Hakenleiter hinweg vom Hofe aus durch die Fenster Wasser gegeben. In kürzester Zeit war der Brand gelöscht. Beim Absuchen der Treppen wurden die drei Frauen vor den Treppenaufgängen ihrer Wohnungen entseelt aufgefunden. Die Leichen wiesen Brandflecke und Erstickungsmerkmale auf. Die 29 jährige Prägerin Fräulein Liddy Smith wurde auf der Treppe zum vierten Stockwerk bewußtlos aufgefunden und nach dem Lazarus- Krankenhaus gebracht. Sie befindet sich dort auf dem Wege der Genesung. . 1. buntes Allerlei. ob. Ein schlauer Mann. „Theo I" hauchte sie, „du bist nicht so liebenswürdig, wie ein Ehemann sein sollte, du kaufst mir nie Juwelen I" — „Juwelen!" entgegnete er, und seine Stimme schien aus dem Innersten seines Herzens zu kommen, „du fragst nach Juwelen! Jemand, der Augen wie Diamanten, Lippen wie Rubinen, Zähne wie Perlen hat, fragt nach Juwelen! Die seltensten Juwelen, die alles Geld nur kaufen kann, würden überflüssig sein!" eb. Nichts zu wollen. Gast: „Herr Wirt, diese Suppe ist stark versalzen." — Wirt: „Das ist schon möglich, die Köchin paßt zuweilen nicht auf!" — Gast: „Aber weshalb jagen Sie sie nicht fort?" — Wirt: „Das geht nicht, es ist meine Frau!" Strafe heran getommen. Unbarmherzig er faßten ihn die Henkersknechte, um ihm die Hände mtt Riemen auf den Richtblock zu schnallen. Bevor es jedoch geschehen konnte, erscholl inmitten des Volksgewühls gellend eine Mädchenstimme: „Um Gotteswillen gebt Raum, bevor es zu spät!" Gleich darauf brach sich Maria mit ihrer Harie Bahn durch die Menge und eilte auf die Bretterbühne, wo sie vor dem Herzog auf die Kniee sank. Jedoch nicht in Klagen und Weinen machte sie ihrem gepreßten Herzen Luft und auch nicht in nutzlosem Flehen, sondern mit erhobener Stimme begann sie feierlich: „Mein guter Vater hat die schwere Strafe über sich heraufbeschworen und du, edler Herzog, wirst durch das Gesetz daran gehindert, Gnade für Recht ergehen zu lassen. Erlaube deshalb, daß das Kind für seinen Vater blute!" Nach diesen Worten legte sie ihre zarten Hände auf den Richtblock. Da sprang der Herzog erregt auf und rief tief erschüttert: „Das Gräßliche, wozu deine Kindesliebe dich ireibt, darf nie und nimmermehr geschehen!" Demutsvoll, aber fest entgegnete Maria: „So wie daS Gesetz gebietet, daß meinem Vater keine Gnade werden darf, so gebietet es aber auch, daß, wenn ein anderer sich findet, der sür den Verurteilten die Strafe an sich vollziehen lasten will, ihn niemand daran hindern darf! — Edler Herzog, ich verlange jetzt mein Recht von dir, für meinen Vater büßen zu dürfen!" Da rief der Herzog, indem tiefe Blässe sein Gesicht überzog: „Du hast recht, das Gesetz lautet so, und ich kann deinem freien Willen keinen Zwang auserlegen! Aber hast du das, was du zu thun gesonnen bist, auch recht bedacht?! Du willst deine Hände opiern, die so zaudervoll die Harfe spielen, du, die Meisterin des Saitenspiels und des Gesanges!" „Ich gebe sie für meinen Vater mit Freuden dahin l" klang es dem Herzog entgegen. Da schien dieser einen schweren Kampf mit sich zu kämpfen. Als er gerührt nach dem schönen Mädchen blickte, begann er mit bebender Stimme: „Es schmerzt mich in tiefster Seele, daß ich kein Recht zur Gnade habe! Möge Gott dir Kraft verleihen zu dem schweren Werk!" Dann gab es noch einen schweren Kampf für Maria, da auch ihr Vater sie auf den Knieen bat, seine Rettung nicht mit ihrem Un glück zu erkaufen. Sie blieb jedoch fest und mahnte ihn an seine Pflicht, für ihre Mutter und Geschwister zu sorgen. Hierauf bat sie, nur noch ein letztes Mal die Harse spielen zu dürfen, was ihr gewährt wurde. Da ergriff sie dieselbe, sie zum Abschied stürmisch an sich pressend, gleich darauf begann sie zu spielen. Ringsum herrschte tiefe Stille. Ihre Wangen waren blaß und ihre Augen blickten empor zum blauen Himmel. Und wie ein süßer Traum, wie ein Gebet aus längst entschwundenen Kindertagen erklang ihr Sailenspiel, aller Herzen zur Wehmut stimmend, so daß kein Auge thränenleer blieb. Die Töne schienen nicht von dieser Welt zu sein! Endlich verklangen sie leis wie ein kosen der Frühlingshauch. Kaum war es geschehen, ließ sie de Hufe fallen und vor dem Richtolock niederftü^end, legte sie beide Hände auf denselben, dem Henker angstvoll zurufeud: „Mach es schnell, laß mich nicht lange Qualen leiden!" Da fuhr das blanke Richtschwert zum Hiebe empor — „Gnade!" klang markerschütternd dcr Ruf des Herzogs. Im rächst.n Augenblick stand er an der Seite des Märchens und sprach tiefergriffen mit weithin vernehmbarer Stimme: „Von dieser Stunde an soll es kein Gesetz mebr geben, das dem Hw scher das Recht der Gnade wehrt, das schönste Recht, das er aus zuüben vermag! Aber auch nimmer dar^ ein Unschuldiger die Strafe für einen schuldigen leiden, um diesen davon zu be r ien !" Maria war an dem Herzog u edergesun'en, seine Hand mit Thränen und Küssen bercck nd, während er zu ihr sagte: „Deinem Vater sei vergeben! Mit deiner Kindesliebe ist er reicher, als ich mit meiner ganzen Herrschermacht! Ziehe hin mit ihm in Flieden, möge er sich an dir zu neuem Leben ausrichten! Ich aber bin stolz auf dich, denn es gibt keinen köstlicheren Edelstein in meinem Reiche, als dein gutes, edles Herr!" „Heil und Segen über sie!" scholl es als Antwort in tausendstimmigem Jabel aus dem Volk, der wie Meeresbrausen anschwoll, als sie, den Vater stützend, mit ihm vom Schafott herab- stieg, begleitet von dem Rufe: „Heil dem guien, edlen Mädchen, Heil Maria Pforchnerin!" ! MPt Ende.