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Ottendorfer Zeitung : 23.12.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-12-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190612238
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19061223
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19061223
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-12
- Tag 1906-12-23
-
Monat
1906-12
-
Jahr
1906
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 23.12.1906
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srlolmscke AuncSsckau Deutschland. * Zum silbernen Bischofsjubiläum des Kardinals Kopp haben nahezu das ge samte preußische Episkopat sowie der Olmützer und Prager Bischof am 8. Januar ihren Besuch in Breslau angemeldet. r. Zur bevorstehenden Reichstagswahl haben die Landräte auf besondere Anordnung der Regierung dafür Sorge zu tragen, daß die Bekanntmachungen über die Bestimmungen für den Wahlakt rechtzeitig, wiederholt und ge nügend zu erfolgen haben. Namentlich soll darauf hingewirkt werden, daß zur Vermeidung von Ungültigkeitserklärungen der Wahlhand lungen seitens der Gemeindevorstände wegen der Bekanntmachungen, Abgabe der Bescheini gungen, Auslage der Wählerlisten usw. auf das sorgfältigste die bestehenden Bestimmungen zu beachten sind. * Nach dem Vorgänge der preußischen Regierung macht jetzt auch der Senat von Lübeck bekannt, daß die Einfuhr von frischem Fleisch aus Dänemark, Schweden und Norwegen vom 20. Dezember d. ab ge stattet ist und alle gegenteiligen Verordnungen aufgehoben werden. * Aus Anlaß der kürzlich auf einen flüchtigen Deserteur auf offener Straße von dem ihn verfolgenden Unteroffizier abgegebenen scharfen Schüsse hat derHamburgerS en at an das preußische Kriegsministerium das Ersuchen gerichtet, Anordnungen über den Ge brauch von Schußwaffen zu treffen, die eine Gefährdung des Publikums ausschließen. *Die bayrische Regierung hat an geordnet, daß bei Prüfungen in Fort bildungsschulen künftig Geistliche zu gezogen werden. * Bei denNachwahlen zum württem- bergischen Landtage trugen Volks- partei und Sozialdemokratieden Haupterfolg davon. Das Gesamtergebnis der Bezirkswahlen für den Landtag ist nun: Zentrum 21, Volkspartei 20, Landwirte bund 12, Nationalliberale 1l, Sozialdemokraten 11 Mandate. * Der Postdampfer „Ernst Wörmann" ist mit 160 aus Deutsch-Südwestafrika heim kehrenden Unteroffizieren und Mannschaften an Bord in Kuxhaven eingetroffen. * Die Bremer Bürgerschaft be willigte für den geplanten Industrie- und Han delshafen bei Oslebshausen 12 906 500 Mk. Österreich-Ungarn. * Noch einmal hat angeblich der Kaiser Franz Joseph sich an die Herrenhaus mitglieder gewandt, um ihnen in letzter Stunde noch einmal die Notwendigkeit und Dringlichkeit der Wahlreformvorlage vor Augen zu führen. Wie nun aus Wien gemeldet wird, ist die Stimmung des Herrenhauses umgeschlagen und die Annahme der Wahlreform bei ihrer dritten Lesung im Herrenhause nunmehr sicher. Frankreich. * Nach der vom Kriegsgericht in Lille gegen den Hauptmann Magnier wegen Verweigerung der Teilnahme an der Kirchen inventur durchgeführten Verhandlung kam es im Gerichtssaale zu lärmenden Kund gebungen. Ein Teil des Publikums brach in Hochrufe auf Magnier aus; ein andrer Teil in Hochrufe auf den Kriegsminister Picquart und auf Dreyfus. Auf der Straße kam es zum Handgemenge, bei dem mehrere Personen verwundet und einige verhaftet wurden. * Aus Nancy wird berichtet, der Pfarrer von Mont-le-neuf-Chäteau im Departement Vosges habe das Dors verlassen, da die Be wohner ihm nur unzureichende Bezüge gewähren konnten, und in dem Dorfe Lissol eine Siellung als Drechsler angenommen. Er verständigte gleichzeitig seine Pfarrkinder, daß er jedesmal, falls sie seiner bedürften, sich nach Mom-le-neuf-Chäteau begeben werde. * Die K u i l u s k o m m i s s i o n nahm mit in gegen 4 Stimmen die Regierungsvorlage! über die Ausübung des katholischen Kultus an. Der Bericht der Kommission soll baldmöglichst der Kammer vorgelegt werden. England. * In Weiterführung der Reformpläue für die Armee hat der K r i e g s m i n i st e r Haldane jetzt Vorschläge ausgearbeitet zur Schaffung einer „Nationalarmee", welche die Stelle der gesamten bisherigen Hilfsstreitkräfte einnehmen soll. Die in diese neue Truppe ein- tretenden Leute dienen sechs Jahre als Frei willige und können sich während dieser Frist für einen zwei Jahre nicht übersteigendem Zeit raum zum aktiven Dienst in die reguläre Armee einstellen lassen. An asten militärischen Haupt plätzen sollen besondere Unterrichtsanstalten er richtet werden, in denen die Offiziere der neuen Truppe ihre technische Ausbildung erlangen können. * Die neue Schulvorlage ist vorläufig als g es ch eit ert zu betrachten, da das Ob e r- haus alle vom Unterhaus verworfenen Abänderungsanträge aufrecht erhält. Zugleich erhob das Oberhaus Einspruch gegen die Art, wie das Unterhaus mit den Vorschlägen des Oberhauses Verfahren ist. In 3t egierungs kreisen macht man sich auf einen langwierigen Verfassungskonflikt gefaßt. *Der Zivillord der Admiralität er klärte im Unterhaus, daß an der O st - küste ein starker Flottenstützpunkt ge schaffen werden solle; Pläne für den Flottenstütz punkt Rosyth würden vorbereitet. * Die Negierung hat es abgelehnt, ohne Zustimmung der Mächte eine Konferenz zur Regelung der Kongofrage einzu berufen. Schweiz. * Der Ständerat hat den Gesetzentwurf betr. den Schutz von Erfindungen, der sich speziell auf den Schutz von Patenten auf dem Gebiete der chemischen Industrie erstreckt, einstimmig angenommen. Italien. *Der Papst hat nunmehr den Mächten eine Note überreichen lassen, in der er gegen das Versahren im Falle Montag nini so wohl hinsichtlich der Ausweisung als auch wegen der Beschlagnahme der Papiere Einspruch erhebt. Holland. *Jn der Zweiten Kammer kam es bei der Debatte über den Militäretat zu heftigen Auftritten. Spanien. *König Alfons hat die von Senat und Kammer gebilligte Algeciras-Akte nunmehr unterzeichnet. Rußland. * Die Polizei ist unermüdlich auf der .Suche nach staatsgefährlichen Elementen. So gelang es chr in Petersburg eine geheime Militärorganisation zu entdecken, deren Mitglieder über das ganze Reich verbreitet sein sollen. In Petersburg allein wurden sosort über 100 Verhaftungen vorgenommen. *Die revolutionäre Partei sorgt trotz der langsamen Beruhigung des Landes dafür, daß sie nicht vergessen wird. Als der Ober polizeimeister Oberst Chrzanowski in Lodz sich in einer Kutsche zum Gottesdienst be geben wollte, wurden zwei Bomben gegen seinen Wagen geschleudert. Die Kutsche wurde zerstört und der Oberst schwer am Bein verwundet. Von der Dragoner-Schutzwache wurde einer ge tötet, zwei verletzt; die Pferde verendeten. Auch der Kutscher und ein Polizeiagent wurden ver letzt. Die zweite Bombe explodierte nicht. Die Attentäter entkamen schießend. Afrika. *Aus Tanger wird gemeldet, das diplo matische Korps habe in einer Note an den Sultan diesen aufgefordert, Raisuli seines Postens als Gouverneur von Tanger und Um gebung zu entsetzen. Wie verlautet, hat darauf hin bereits derK r i e g s m i n i st er, der gegen Raisuli mit einer bedeutenden Truppenmacht herangezogen ist, Unterhandlungen angelnüpft, die die friedliche Entfernung des Rebellen zum Ziel haben. Asten. * Nach amtlicher Bekanntmachung der chinesischen Regierung werden die Orte Tschangtschun, Kirin, Eharbin und Mandschuria in der Mandschurei als internatio nale Wohn- und Handelsplätze ge öffnet. * Der Aufstand in der chinesischen Pro vinz Kianasi ist unterdrückt. Das neue Xultusgeletr. Uber das Nachtragsgesetz, das Kultusminister Briand der französischen Kammer vorlegte, wird der ,Frkf. Ztg/ aus Paris geschrieben: Das neue Gesetz, das über die augenblick liche kirchenpolitische Schwierigkeit hinaushelfen soll, besteht im wesentlichen aus zwei Teilen. Im ersten Teil bemüht sich Briand für seine bereits durch seine Anweisung an die Präfekten versuchte Anpassung des öffentlichen Gottes dienstes an das allgemeine Versammlungsrecht eine gesetzmäßige Fassung zu finden; er geht dabei so weit, die freie Versammlung von Gläubigen als Verein anzusehen, damit die Anzeigegflicht für die einzelnen Versammlungen überflüssig werde. Auf diese Weise genügt es, daß der Geistliche einfach sein Amt weiterführt, um zu verhüten, daß die Kirche vor Ablauf eines Jahres ohne Zustimmung des Präfekten oder Bürgermeisters dem Gottesdienst entzogen werde; bis dahin kann sich ein Kirchenverein auf Grund des Vereinsgesetzes von 1901 bilden und die dauernde Überweisung der Kirche er langen. Das Trennungsgesetz von 1905 hatte in seinem Artikel 9 vorausgesehen, daß es in vereinzelten kleinen Gemeinden aus Mangel an gläubigen Personen nicht zur Bildung eines Kultusvereins kommen könne; in solchen Fällen sollten die Kirchengüter durch Dekret den lokalen Anstalten des öffentlichen Wohltätigkeits- und Unterstützungswesens zugewiesen werden. Nach dem der Papst die Bildung von Kultusvereinen verboten hatte, ist der im Artikel 9 behandelte Fall die allgemeine Regel geworden; Briand wollte jedoch im Interesse der katholischen Kirche selbst seine Tragweite einschränken, er veranlaßte deshalb den Staatsrat zum Erlaß eines be sonderen Dekrets, durch das die Kirchengüter wenigstens noch bis zum 11. Dezember 1907 vor der endgültigen Enteignung geschützt wurden. Der neu eingebrachte Gesetzentwurf hebt dieses Dekret des Staatsrats auf und gibt dem Artikel 9 des Trennungsgesetzes seine volle Wirkung wieder. Die Folge aller dieser neuen Bestimmungen wird also sein, daß die katho lische Kirche das Verfügungsrecht über alle be weglichen und unbeweglichen Güter verliert, deren Nutznießung ihr bisher gesichert war; nur die Kirchen selbst bleiben den Gläubigen zu gottesdienstlichen Versammlungen geöffnet. Was die Geistlichen selbst anlangt, so berührt der neue Gesetzentwurf in keiner Weise die den alten Geistlichen zugesprochenen Lebenpensionen; dagegen beseitigt er die Verpflichtung des Staates, den jüngeren Geistlichen, die in kleinen Ge meinden ihre Amtstätigkeit fortsetzen, noch acht Jahre lang Zuschüsse zu zahlen. Diese Maß regel ergibt sich aus dem Trennungsgesetz von selbst, weil die Kultusvereine, deren Zeugnis für die Fortsetzung des Gottesdienstes erforder lich war, nicht ins Leben getreten sind. Die ganze Vorlage der Regierung ist an eine der ständigen großen Kammerkommissionen, die Kommission für Verwaltungs- und Kultus angelegenheiten überwiesen worden. Von 1>tab unct fern. Mit derWieverherftellung des Aachener Münsters, mit der sich im Juni d. eine in Aachen tagende Ministerialkonferenz befaßte, wird demnächst begonnen. Die Kosten sind auf rund 772 000 Mk. veranschlagt worden, von denen 500 000 Mk. durch eine Lotterie aufgebracht werden sollen. Die Wiederherstellung des karo lingischen Mauerwerks ist in Angriff genommen. Hum Untergang des Dampfers „Prin zessin Viktoria Luise" teilt ow Direktion der Hamburg-Amerika-Linie mit, daß sie ihren Kapi tänen wiederholt zur Pflicht gemacht habe, den Hafen von Kingston (Jamaika) wegen des ge fährlichen dortigen Fahrwassers niemals zur Nachtzeit und nie ohne Lotsen anzulamen. Kapitän Brunswig hat sich leider im Vertrauen auf seine große nautische Befähigung verleiten lassen, dieser Order zuwiderzuhandeln und den Hafen von Kingston nicht nur nachts, sondern auch ohne Lotsen anzulaufen versucht. Hätte er nach der Anweisung seiner Direktion gehandelt, io hätte der Dampfer „Prinzessin Viktoria Luffe" nicht ein so plötzliches und trauriges Ende ge funden. Das Ergebnis des diesjährigen Heringsfanges der deutschen Heringssischerei- gesellschaften liegt nunmehr in der Hauptiacke vor und wird auf rund 10 Millionen 'Mark ve- rechnet. Einige wenige Logger sind noch niLl von der vierten bezw. fünften Fangreise zurück- gekehrt. Im allgemeinen konnten die Herings logger in diesem Jahr nur vier Fangreffen machen, statt fünf in den meisten andern Jahren, da die erste Fangfahrt wegen des anfänglich spärlichen Eintreffens der ersten Heringsschwünne einen außergewöhnlich langen Zeitraum in An spruch nahm. Der Gesamtverbrauch des Deutschen Reichs an Heringen betrug im letzten Jahre rund 45 Millionen Mark, so daß mithin diesmal noch wieder für 35 Millionen Mark Heringe aus England, Holland und Dänemark eingeführt werden müssen. Diese Summe wird sich aber von Jahr zu Jahr verringern, da die bestehenden Heringsfischereigesellschaften ihre Flotten ständig vergrößern und neue Herings fischereigefellschaften entstehen. Wie sehr auS- baubedürftig die deutsche Heringsflotte noch ist, ergibt sich am augenfälligsten daraus, daß das kleine Holland in diesem Jahre 858 HeringS- fangschiffe schwimmen hatte. Ein Schiff zwischen Eisbergen. Die in Hamburg eingetroffene Viermastbark „Ecuador- Hat sich auf ihrer Fahrt um Kap Horn in schwerer Eisgefahr befunden. Das Schiff traf dort nicht weniger als 86 große Eisberge, die teilweise 200 bis 300 Fuß aus dem Wasser hervorragten. Die „Ecuador" hatte mit un geheuren Schwierigkeiten zu kämpfen, um aus der Eistrift herauszukommen. Zwischen den Eisbergen trieb eine große Menge kleineren Treibeises, in dem man viel Schiffstrümmer be merkte. Ein aufregender Vorfall spielte sich in einem Bureau des Bürgermeisterei-Amts zu Duisdorf bei Bonn ab. Dort überfiel der Sekretär Brasch in einem plötzlichen Tobsuchts anfall seinen Kollegen, den Bureaugehilicn Rheindorf, mit einem Beil und versetzte ihm mehrere wuchtige Hiebe über den Kops. Um weiteren Mißhandlungen aus dem Wege zu gehen, sprang der Überfallene zum Fenst-r hinaus und blieb bewußtlos auf der Stwße liegen. Die ihm beigebrachten Verletzungen find sehr schwer, doch hoffen die Arzte, ihn am Leben erhalten zu können. Der tobsüchtige Beamte wurde schließlich überwältigt und dcr Provinzialheil- und Pflegeanstalt in Bonn zu geführt. Auf der Bühne ««geschossen. In Mül heim am Rhein gab gelegentlich einer Thecner- aufführung im Konzertsaale ein Darsteller statt blinder Schüsse mehrere Schrotschüsse ab. Ein Mitwirkender wurde derart schwer verletzt, daß er ins Hospital eingeliefert werden mußte. Ans Ehrgefühl erschossen. Aus dem im Danziger Hafen ankernden Küstenpanzer „Ngir" erschoß sich der Obermatrose Thomson, als er eine kurze Arreststrafe antreten sollte. Drei Arbeiter totgcfahren. Der von Bitterfeld kommende Schnellzug fuhr bei Jüter bog in eine Arbeiterkolonne. Drei Mann wurden getötet, einer schwer verletzt. DaS Unwesen dcr Flusipiraten auf dem Waal dauert trotz aller Sicherheitsmaß regeln fori. Neuerdings sind wieder von den Rheinkähnen eine Unmasse Hanöelswaren geraulu oder von ungetreuen Kahuschiffern zu Schleuder preisen an Piraten verlauft worben. An der Rotterdamer Börse ist gestohlenes Getreide im Wene von 3000 Gulden von einem Piraten an einen Mühlenbesitzer verkauft worden. B einer! direkt« post 1 Nacht Konsto Einschi nicht Effekte Papier als ve Di im 2 berg- stoffexs verletzt Ei Kolber weit ! löste als 2 zwei § wurdet wrirdei Garnis hofft, ' G Fall v Aacher auf 2 12 jäh' geführt durch gesetzte Speich daß ar gezwei anwalt Armen Ei Reichet Gonar der Fi mar e ihrer Mnstlt lich ha Drohu La wurs ( schüttet Zahlre Straße od. Genei mann postmei ersatz c einem Eperno Müller beamte Darau! er anz rierte, die Pa Die U 24 Sti gewöhr tetzt wi Gericht Absend Post t Schade eb. quis. in Par die ihn Augenl gestellt affäre. Seebad verliebt wollte damit l lehnte, es zu Altenla Et, bai nch Ot Ver Meg Lum f)er2en. 8) Novelle von F. Stöckert. Melitta starrte sprachlos in das rote Antlitz LeS ältlichen Freiers. Verstand sie denn recht, dieser Mann wollte sie heiraten?" „Nun, mein Fräulein, Sie scheinen sehr über rascht, wünschen Sie Bedenkzeit? Ich will mich gern gedulden," sagte Herr Blinder freundlich und faßte, als hätte er schon ein Recht dazn, tändelnd einen von Melitta? langen Zöpfen. Mit funkelnden Augen entriß ihm Melitta den Zopf und schnellte in die Höhe. Sie vergaß in diesem Moment gänzlich, was für eine arm selige Stellung sie jetzt im Leben einnahm, das war wieder ganz die alte, verwöhnte Melitta Bendelo, die jetzt mit zornsprühendem Antlitz vor Herrn Blinder stand und mit einer Miene voll grenzenlosen Hochmutes seinen Anttag mit kurzen, aber entschiedenen Worten zurückwies. Auch Herr Blinder hatte sich erhoben, auch sein Antlitz wurde zornesrot. „Das ist also der Lohn dafür, daß ich Sie jetzt beinahe ein halbes Jahr so freundschaftlich unterstützt habe," platzte er heraus. „Da liegen Ihre wertlosen Bilder stoßweise, ich habe sie alle bezahlt aus purem Mitleid; kaufen mag sie kein Mensch mehr. Anfangs ja, da machte es den Herren Offizieren einigen Spaß, Ihre Bilderchen zu kaufen, natürlich nur, well sie eben von Ihnen waren, der „hübschen kleinen Bendelo", wie die Herren sie nannten." Melitta hatte mit zitternden Händen die! Blatter, die sie heute gebracht, wieder in ihre! Mappe getan. Sie war schamrot geworden bei den rücksichtslosen Reden des zornigen Herrn Blinder. „Ich werde Sie nie wieder belästigen," stammelte sie, „ich wußte nicht, daß meine Arbeiten so ganz wertlos seien; wenn ich irgend einmal kann, werde ich Ihnen das Geld zurück erstatten."' „O, bitte, hat gar nichts zu sagen," erwiderte Herr Blinder, dessen Zorn schon etwas wieder verflogen. Melitta eilte hinaus auf die glühendheiße Straße, sie sah elegante Karossen, geputzte Menschen an sich vorüberziehen; draußen in den Etablissements am Fluß waren gewiß heute überall Festlichkeiten und Konzerte und die Dampf schiffe fuhren hin und her. ID, wer da mitziehen könnte mit dem Strom der Fröhlichen, Sorgenlosen," dachte Melitta und huschte wie ein Schatten, unbemerkt von den Menschen, an den Häusern entlang, bis sie ihre Wohnung erreicht und seufzend die finstere Treppe emporklomm. Die Frau Kommerzienrätin saß fleißig stickend am Fenster, als Melitta in das armselige Gemach trat. Todesmatt warf sie sich auf einen Stuhl und schleuderte die Mappe mit ihren verachteten Kunstwerken weit von sich. „Mein Gott, was ist denn geschehen?" fragte die Mutter, verwundert von ihrer Arbeit auf schauend. „Will Herr Blinder deine Bilder nicht mehr kaufen?" „Nur aus Miüeid hat er sie genommen, sie sind gar nichts wert, gar nichts!" rief Melitta und heiße Tränen strömten aus ihren Augen. „Nur die Offiziere haben sie ihm ab gekauft, weil sie von der „kleinen Bendelo" ge malt sind. Stoßweise hat er sie liegen und nun will er mich heiraten, dieser abscheuliche, alte, rohe Mann." O, sie kam sich so verachtet, so gedemütigt vor, wie noch nie in ihrem Leben. „Er will dich heiraten?" fragte die Mutter erstaunt. „Ja, in aller Form hat er um mich ange halten, aber ich habe ihm meine ganze, grenzen lose Verachtung gezeigt." „O, Kmd, wäre es nicht bester gewesen, du hättest die Hand dieses gewiß rechtschaffenen Mannes nicht zurückgewiesen? Es wäre doch eine gesicherte Zukunft für dich, während so nichts wie Elend, Not und Kummer deiner harrt." Melitta war aufgesprungen, unruhig lief sie im Zimmer hin und her. Also so well war es mit ihr gekommen, dankbar sollte sie die Hand ergreifen, die sich ihr rettend entgegenstteckt, ehe sie ganz dem Elend anheimfiet. „Es ist entsetzlich," stöhnte sie, „hat denn nur das kalte, tote Geld noch Macht auf Erden? Dürfen wir denn nichts hoffen, wünschen, träu men, wenn wir arm sind? Es gibt doch ein Wort, die Menschen brauchen es so ost und auch ich glaubte es zu verstehen, darf ich es nicht mehr kennen, das Wort ,Liebe", Mama? Oder ist es überhaupt nur ein leerer Schall." „Oft genug ist es das," erwiderte die Blutter, „und wenn es in früheren Tagen dein Ohr berühr! hat, mag es auch kaum eine tiefere Bedeutung gehabt haben; fragt doch jetzt niemand mehr nach dir von allen denen, die dir damals gehuldigt." „Er sprach niemals von Liebe zu mir," sagte Melitta jetzt leise, traurig vor sich hin, „aber ich las es doch in seinen Augen! Uno dann sah er mich an, damals in der Reitbahn, so traurig scheidend. — Und dann ist er ge gangen im Zorn weit fort. Ach, es ist wohl namenlos töricht und kindisch, da noch zu hoffen." Mit neuen Sorgen und Kummer legten sich die beiden einsamen Frauen diesen Abend zur Ruhe. Noch elendere, trostlosere Tage sollten ihnen kommen. Doktor Bergen hatte sich in der kleinen Stadt im Herzogtum A., wohin er vor einem Jahr einem Ruf gefolgt, schon recht behaglich eingelebt. Es war alles so urgemütlich in dem freundlichen Städtchen. Man konnte sich in das Mittelalter zurückversetzt glauben, wenn man durch die Men, sonnigen Straßen mit den hohen Giebelhäusern, an denen wie kleine Vogel bauer die Erker und Balkons klebten, wandert« und dann durch die eichengeschnitzte Tür in ein» der allen Brauhäuser trat, wo das dunkle, schäumende Bier aus hohen Steinkrügen ge schenkt wurde. Manche Stunde verplauderte Bergen dort mit den ehrbaren Bürgern der Stadt; er ge wann nach und nach Interesse an dem klein städtischen Leben und entwickelte so allmählich die schönsten Anlagen zum Philister. Er ließ sich in den Klub aufnehmen und besuchte ge wissenhaft jeden Ball dort. Die jungen Damen des Städtchens däuchte« ihm zi waren Wesen, Haltung nur u> er gest müssen seiner t schäft i war er, wenn e Die verhohl promeil wenn f andern spenden ltnd n Väter merksan Sei Tag; war, st süchtige sich von jungen Wir Umgeb: i auf un mit pro ! Poesie, , uns m und w mußte lleuyiäd
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