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Vie »Ottendorfer Zeitung« erscheint Dienstag, Donners tag und Sonnabend abends. Äezugsprei» vierteljährlich t Mark. Durch die Post bezogen 1,20 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Annahm« v«n Hnf«at«n bl, »«mittag 10 Uhr. Inserat« wrrden mit io p fiir di« Spaltzeile berechn« LabellarischerzSatz nach d«sond«rem Laris Druck und Verlag von Hermann Rühle m Groß-Vkrilla. Lür die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Gkrilla Nr. 154. Sonntag, den 23. Dezember 1906. 5. Jahrgang. Bekanntmachung. Es sind fällig und bis längstens den 15. Januar 1907 an die hiesige Ortssteuereinnahme zu bezahlen: der 4. Termin Gemeindeanlagen „ 4. „ Landesrente das Schulgeld für 1906. Nach Ablauf der vorstehend gesetzten Frist wird das geordnete Beitreibungsverfahren unnachsichtlich in die Wege geleitet werden. Im Interesse eines geordneten Rechnungsabschlusses wird ferner darauf hingewiesen, daß noch außenstehende Forderungen an die Gemeinde-, Schul-, Armen- und Fcuerlösch. gerätekasse bis längstens den 15. Januar 1907 einzureichen sind. Vttendors Moritzdors, den 18. Dezember 1906. Der Gemeindevorfland. Pflichtfeuerwehr betr. Das Verreicknis ärn pkttckUeuerveekrmarmsekaften liegt von Keule ab eine Mocke lang während der üblichen Erpeditionszcit im Gemeindeamt — Registratur — zu Ottendorf-Moritzdorf aus. Nttenims-Vkrilla, am 23. Dezember 1906. Der Vorsitzende des Feuerlöscbverbandes. Oertliches und Sächsisches. Düendorf-Okrilla, den 22. Dezember 190s DM- vei» bevorltekenäen Meiknaekts- feiertage wegen gelangt äie näckste Kummer bereits Montag rur Ausgabe. —* Es herrschte zu Winters Anfang am Freitag den 21. Dezember richtiges W-ihnachts- wetter, nachdem zum Schnee Kälte getreten war. Schneidend kalt pfeift namentlich früh der Wind den Menschen um die Ohren. Ueber Bäche und Teiche hat sich die Decke zusammengczogen und einladend winkt die glatte Fläche die Jugend aus das Eis, Möge ihnen die Freude nicht verdorben werden, möge es kalt bleiben und weiter der Schnee durch die Fenster glitzern I —* Natürlich, es ist die NeichStagSwahl am 2b. Januar, wovon alle Zeitungen schreiben, aber wovon die Leute sprechen und woran sie denken, das ist jetzt doch nur Weihnachten, Ein paar wenige Tage nocb dann ist auch die Borsreude zu Ende, und mit dem großen Kuchenbacken, daß sich nun einmal keine deutsche Familie nehmen läßt, mögen die Kuchen Arten auch verschieden sein, beginnt der Genuß der Feiertage. An guten Dingen ist kein Mangel, für diese Zeit, da langt es schon, und wenn die Jugend, die jetzt mit beiden Beinen in die Ferien hineinsprtngt, sich nicht recht zusammennimmt, dann hat der Magen mit all den Leckereien und Süßigkeiten auch einen Kamps autzufechten, weil da ohne Wahl zu gelangt ist, Aber — schön istS doch. Diese letzten Tage vor dem Fest werden nicht allzu sehr von der Zensuren-Kritik getrübt, der WeihnachtSsorgen, der freudigen, sind zu viel. Dazu wird ost Besuch erwartet, der Weihnächte- Verkehr hat bereits begonnen, die Soldaten kommen auf Urlaub heim, es herrscht überall Leben und Regsamkeit in diesen kurzen Tagen, in denen es morgens gar nicht hell werden will. Und freuen wir uns ihrer, daß Fest Ist bald vorüber. Der politische Kampf, der übrigens überall in den europäischen Staaten lebhaft wogt, folgt dann von neuem, aber auch im Arbeitsleben ist Aufmerksamkeit geboten. Der außerordentlich hoch gewordene Geldpreis zeigt, daß es nachgerade Zeit wird, alles mit Maßen zu betreiben. Mit Ausnahme der Schneeschipperei blüht ja jede Tätigkeit, aber aus ihr soll leit Darauflosspekulieren werden. Das hat sich 1898/1900 gerächt, das kann ohne Besonnenheit zu neuer Krisis führen. —* Angesichts der jetzt herrschenden Fleisch- teuerung tritt die Frage der Ernährung durch Fischfleisch immer mehr in den Vordergrund. Während die größeren Seefischhandlungen bemüht sind, durch zweckmäßige Ausnutzung der heutigen Verkehrmittel den Markt mit tadellosem HSeefischfleisch zu versorgen, ist es den heimischen Teichwirten infolge einer seit Jahren betriebenen rationellen Fischzucht er möglicht, unsere vortrefflichen Süßwasserfische ii'.sbesonvere den mit vollem Rechte so ge schätzten Karpfen, den Konsumenten zu einem verhältnismäßig billigen Preise zu liefern. Gerade die bevorstehende Weihnachtszeit gibt Anlaß, auf die Verwendung des Karpfens als Tafelfisch hinzuweisen. Kaum eine unserer bürgerlichen Familien wird daö schöne WeihnachtS» fest vorübergehen losten, ohne einen „WeihnachtS- karpfen" aus dem Tisch zu bringen, möge er nun „blau gesotten" oder in der bei Uns viel fach so beliebten „polnischen Sauce" erscheinen. Dresden. Carlos Fürst von Clary und Aldringen in Wien erklärt in hiesigen Zeitungen daß er für seinen wegen Verschwendung unter Kuratel gestellten Sohn Johannes Grafen von Clary und Äldüngen keine Schulden bezahle Kamenz. Die seit Jahrhunderten hier bestehende traditionelle Schüler-Kurrende soll aufgehoben werden und an ihre Stelle ein Männerquartett zur Ausführung der Grab gesänge treten. Die Vorbereitungen für diese Neuerungen sind gutem Vernehmen nach nun mehr ihrem Abschluß nahe. Am Sonntag vor mittag wurden auf dem Hauptkirchhose an mehreren Stellen Proben mit einem Quartett und Doppclquartett, sowie Bläserchore bezüglich der Klangwirkung vorgenommen, welche günstst ausgefallen sind. Die Sänger des Quartetts dürfen einem hiesigen Gesangvereine entnommen werden. Meißen, Am Montag Abend in der neunten Stunde ist das in Niederspaar wohnhafte Fräulein Gertrud Sch. auf der nach dem Gabclteiche zu führenden verlängerten Teichstraße in Meißen von einem unbekannten Manne überfallen, zu Boden geworfen, am Kopfe durch Schläge verletzt und beraubt worden. Der Unbekannte war der Sch. vom Lutherplatze aus gefolgt, hatte sie aber schließlich überholt, da die Sch. in dec Jäckelschen Bäckerei an der JohanneSstraße ein Brot mit genommen hat. Sie ist sodann in die Teich straße eingebogcn. um den nach dem Kalkberge führenden Hohlweg zu gehen. Noch vor diesen aber hat sie plötzlich Schritte hinter sich ver nommen, ist gepackt und zu Boden geworfen worden. In dem Manne, der auf ihr gekniet und sie mit einem harten Gegenstände aus den Kops geschlagen hat, hat sie den Unbekannten wiedererkannt, der sie schon vordem verfolgt hat. Auf ihre Hilferufe hat der Täter unter Mitnahme deS Brotes und eines Paketes, das gebrauchte Herrenwäsche enthalten hat die Flucht über die Felder nach der Carolastraße u ergriffen. Die Verletzte hat sich noch önnrn nach Hause begeben, es haben ihr zwei drei bis vier Zentimeter lange, bis auf den Knochen reichende Kopfwunden genäht werden müssen. Der Täter soll 20 bis 25 Jahre alt ein. Riesa. Am Dienstag Nachmittag gegen 5 Uhr erlitt der mit einem Anhangskahne versehene Eildampfer „Magda" welcher nach Böhmen bestimmte eigene Ladung hatte, kurz oberhalb Moritz eine erhebliche Beschädigung infolge Auffahrens auf einen im Strome auf gerichteten Stein. Durch das Leck im Maschinenraum füllte sich dieser teilweise mit Master. Ferner 'wurde ein Teil der Ladung unter Master gesetzt. Di- Rettungsarbeiten zur Bergung des festgewordenen Dampfers bestehend in Ausladen und Auspumprn mittels Pulsometer und Handpumpen, sind mit größter Energie wegen der vorgerückten Jahreszeit ein geleitet worden, Zittau. Die Polizeistunde ist im Bezirke der AmtShauptmannschast Zittau aufgehoben. Sie bestand seit dem 5. April 1898 und war auf nachts 1 Uhr festgesetzt. Die darauf bezüg lichen Bestimmungen in den Regulativen für die Schießfeste, das Tanzwesen und über Lust barkeiten werden durch die Aufhebung der Polizeistunde nicht berührt. Leipzig. Die Stadl Leipzig wird sich mit derZEntscheidung deS Ministeriums des Innern, daß die Einverleibung der Leipziger Vororte Probstheida Dösen, Dölitz, Möckern, Stötteritz, und Stünz abkhnte. nicht zufrieden geben. Wie der Rat der Stadt den Stadtverordneten mit teilte, ist gegen die Entscheidung des Ministeriums Einspruch erhoben worden. Bezüglich Möckern und Stünz soll eventuell ein besonderer Ein verleibungsantrag gestellt werden. — In dem Befinden deS Briefträgers Rübner ist eine weitere Besserung eingetretten, Der Patient befindet sich den Umständen nach ganz leidlich. Bis wann seine Entlassung aus dem Krankenhause zu erwarten steht, läßt sich heute allerdings noch nicht genau bestimmen. Die Spur des Täters führt nach Berlin, und es wird mit Bestimmtheit angenommen, daß er sich dort verborgen hält. Aus dem Erzgebirge. Der Rauhfrost, der Bäume usw, mit einer bis zu 5 Zentimeter starken Eiskruste überzogen hat, richtete überall großen Schaden an. Die Telegraphenstangen können die Lasten der stark mit Eis überzogenen Drähte nicht mehr hallen und sind umgerissen oder umgebogen. Die Drähle sind zerrissen. Infolgedessen ist in Stollberg, Zwönitz, Anna berg, Geyer, Schönheide, Bärenstein, Scheiben berg und an anderen Orten der Teletzraphen- und Telephonverkehr gestört- Der in den Wäldern angerichtete Schaden durch Schnee bruch ist auch außerordentlich groß. Zwickau. Zwei schwere Unglücksfälle haben sich auf einem hiesigen Steinkohlenwerk zu getragen. Am Donnerstag früh verunglückte der Zimmerling Nitsche aus Reinsdorf dadurch daß er von einem herannahenden Kohlenhunt erfaßt wurde. Der Brustkorb wurde ihm heftig gequetscht und mehrere Rippen wurden ihm gebrochen. Er ist kaum mit dem Leben daoovgekommen. — Am Donnerstag abend wurde der Häuer Singer von einem herab stürzenden Haldenstück getroffen. Ec erlitt schwere innere Verletzungen und einen Unter- schenkribruch. Reichenbach. Von der Lokomotive erfaßt. Am Donnerstag nachmittag gegen 2 Uhr wurde auf dem hiesigen oberen Bahnhofe der Wagenrücker Wutzler beim Abspringen von einer Rangiergruppe von der Maschine des von Falkenstein cintreffenden Personenzugcs ge streift. Da das Wetter neblig war, Hal Wutzler das Nahen des Personenzuges an- cheinend nicht bemerkt. Ec erlitt erhebliche Verletzu ngen am Oberkörper und am Kopse und wurde in das hiesige Krankenhaus überführt. Plauen. Die Automobil-Verbindung Lengenfeld—Falkenstein—Plauen. Auerbacher und Falkenstciner Blätter bezeichnen die an sich wichtige Verkehrsverbindung als undurchführbar Das Resultat der Probefahrt, zu der Ver» reter der Presse nicht geladen waren, sei nicht das gewünschte gewesen, auf eine Verwirklichung des Projektes in der in Aussicht genommenen Weise sei nicht zu zählen. Bleyers kleines Kon versations-Lexikon, Siebente, gänzlich neubearbeitete und ver mehrte Auflage. Mehr als 130000 Artikel und Nachweise auf über 6000 Seiten Text mit etwa 520 Jllustrationstafeln (darunter 56 Farbendrucktafeln und 110 Karten und Pläne) und etwa 100 Textbeilagen 6 Bände in Halbleder gebunden zu je 12 Mark. (Verlag des Bibliographischen Instituts in Leipzig und Wien.) Aus Meyers Kleinem Konversations-Lexikon in drei Bänden soll ein respektabler Sechs bänder werden, ein Werk, das nicht etwa ein Auszug aus dem „Großen Meyer", sondern ein von Grund aus neugeschaffenes, mit einer Fülle neuer Karten und Bildertafeln aus gestattetes Lexikon ist, dem mehr als 150 namhafte Mitarbeiter ihre Kräfte widmen. Der soeben erschienene, vornehm gebundene erste Band zeigt, daß dieses Werk mehr als zwei- oder dreibändige Konversations-Lexika geeignet ist, auf alle Fragen des täglichen Lebens, der Kunst und Wissenschaft, der Industrie und Technik eine zuverlässige, jedem verständliche Antwort zu geben. In den knapp und doch erschöpfend abgefaßten, mit gut ausgewählten Literaturangaben versehenen Artikeln besitzt namentlich auch der politisch interessierte Leser eine wahre Fundgrube streng objektiver Belehrung. An erster Stelle verdienen hier die historischen und geographischen Artikel Erwähnung. Der Umstand, daß vier Erdteile mit dem Buchstaben A beginnen, ist daran schuld, daß sich in diesem Bande die vortrefflich zusammengefaßten und gut stilisierten Artikel „Afrika", „Amerika", „Asien", und „Australien" mit den zugehörigen Karten, den neugeschaffenen Wirtschaftskärtchen und den glänzend ausgeführten Bildertafeln vereint finden. Die neuen Tafeln, auf denen die afrikanischen, amerikanischen, asiatischen, australischen und melanesischen Völker in ihren charakteristischen Vertretern dargestellt sind, beweisen wieder, mit welcher Sorgfalt und mit welchem Geschmack der illustrative Teil des Werkes zusammengestellt und aus geführt worden ist. Neben den vier Erdteilen finden wir noch eine große Zahl geographischer Artikel, die sämtlich durch einen trefflichen historischen Ueberblick über das betreffende Land vervollständigt sind: so unter anderen „Aegypten" mit der neuen Karte Nordostafrika, „Arabien", „Argentinien", „Brasilien" mit der neuen Karte Ostbrasilien, und „Belgien", oder „Anhalt", „Brandenburg", „Braunchweig" „Bayern" und „Bremen". Alle Großstädte Deutschlands und des Auslands (Amsterdam, Berlin, Budapest, Breslau) sind mit vor trefflichen, bis aus den heutigen Tag ver vollständigten Plänen versehen. Mit be sonderem Geschick sind politische und soziale Probleme behandelt, wie Agrarkrisis, Agrar frage, Anarchismus und Antisemiten, Arbeiter frage, Arbeitszeit, Aristokratie und Armen- wefen; die neuesten Forschungen und Ereignisse sind dabei überall berücksichtigt. Jeder, der zu diesem wahrhaft modernen Werke greift, wird volle Befriedigung finden. Der ver hältnismäßig geringe Preis wird mit dazu beitragen, daß dieses Werk einen Siegeszug durch alle Länder der deutschen Zunge an- treten wird,