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Ottendorfer Zeitung : 16.12.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-12-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190612166
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19061216
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19061216
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-12
- Tag 1906-12-16
-
Monat
1906-12
-
Jahr
1906
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 16.12.1906
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Auf der Fahrt von Libau nach Stettin, sichtete bei schwerem Sturm der Steuermann des Dampfers „Curonia" auf der Höhe von Rixhöft zwischen den lüngrolleuden Wellenbergen ein bemanntes Boot, dessen Insassen sich in dem Wüten der Elemente vergeblich durch Rufen bemerkbar zu machen ver suchten. Kapitän Jahnke ging sofort an das RettungSwerk und versuchte zunächst das Boot auf die Leeseite, d. h. die Schutzseite zu bekommen, um ein Zerschmettern an den Wanten der „Curonia" zu vermeiden Nicht weniger als dreimal mußte er das Boot umkreisen, bis ihm das gelang. Mark erschütternd gellten indessen die Hilferufe der Un glücklichen, welche nach den ersten beiden Manöver» wohl glauben mochten, der Dampfer werde weitere nutzlose Versuche ausgeben und sie ihrem Schicksal hilflos überlassen. Dazu steigerte sich der Sturm immer mehr, und der Aprall der Wogen wurde schließlich so stark, daß Kapitän Jahnke befürchtete, es möchte ihm auf Deck alles weggeschlagen werden. Die 15 im Boot befindlichen Schiffbrüchigen wurden nun, als das Boot leeseits lag, Mann für Mann geborgen. Fast alle waren nur mit Hemd und Hose bekleidet und hatte» deshalb furchtbar uuter t«r Kälte gelitten. Als mau den Letzten, einen 19jährigen Burschen, an der Leine auf Deck zog, schlug er noch einmal die Augen auf und war im nächsten Augenblick eine Leiche. Die Überlebenden gehörten zur Besatzung des Rostocker Dampfers „Heinrich Gehrke", der die Nacht vorher leck ge sprungen und gesunken war. Das erste zu Wasser gelassene Großboot war sogleich zerschmettert worden, die 15 waren dann m dem zweiten Großboot in die stürmische See hinausgefahren. Der Kapitän des „Heinrich Gehrke" und sei» Steuermann suchten sich im Kleinboot zu retten Von dem sinkenden schiff kamen sie noch ab, dann blieben sie spurlos verschwunden. Eine der surchlbaren Sturzwellen muß das leichte Boot augenblicklich verschlungen haben Die von der „Curonia" Geretteten kämpften seit dem frühen Morgen verzweifelt um ihr Leben und schöpften das immer wieder voll Wasser lausende Doot mit ihren Südwestern aus, bis ihnen die Glieder nahezu völlig erstarrten. Die „Curonia" brachte die schiffbrüchigen sowie die Leiche des Kameraden nach Swinemünde, von wo sie nach Rostock übergeführt wurden. Gefährlicher Dammbruch. In Annen brach infolge starken Regens der Damm einer hochgelegenen, mehrere Morgen großen Stau anlage. Die Wasiermassen richteten ungeheuren Schaden an. Die Feuerwehr mußte helfend eingreifen. Unter dem Verdacht des Batermordes. In Halle ist der Rentier Wippert, der drei Tage lang vermißt wurde, ermordet aufgefunden worden. Sein Sohn, der neulich schon wegen eines Mordattentats auf seine Braut zu Ge fängnis verurteilt wurde, wurde unter dem Verdacht, den Mord begangen zu haben, ver haftet. Hochzeit zweier Hundertjährigen. Vor einigen Tagen fand in Aujezd (Mähren) eine merkwürdige Eheschließung statt. Der Bräutigam namens Joseph Klöppner, der bereits das 101. Lebensjahr überschritten hat, führte die 100jährige Rosa Waldner zum Traualtar. Trotzdem die beiden sich bereits seit 30 Jahren kennen, wollten sie prinzipiell vor ihrem 100. Jahre nicht in den Hafen der Ehe treten. Ein Freispruch und seine Folgen. In Liverpool wurde ein Mann, der Zum zweiten Male unter der Anklage des Mordes vor Gericht stand, weil sich die erste Jury nicht über das Urteil hatte einigen können, von der zweiten Jury freigesprochen. Dies führte zu großer Aufregung in der Bevölkerung. Ein Gastwirt erhielt bei einer Auseinandersetzung über diesen Fall von einem seiner Gäste einen Faustschlag, an dessen Folgen er starb. Der Freigesprochene mußte vor der Wut der Bevölkerung, die an seine Schuld glaubt, Schutz auf der Polizei- siation suchen. Der neue Leibarzt des Papstes. Der Papst hat zu seinem Leibarzte an Stelle des verstorbenen Lapponi den Dr. Petacci ernannt, der schon mit Dr. Ceccarelli Leibarzt Pius IX. war. Als ärztlicher Beirat wurde der Direktor des pathologischen Institutes in Nom, Univer- sirätsprofessor Marchiatava berufen. Erdbeben aus einer Gefangeneninsel. Ani der Insel Tremiti im Adriatischen Meere, welche als Aufenthaltsort für Staatsgefangene benutzt wird, wurden mehrere Erdstöße verspürt. Die Gefangenen sind infolge des Erdbebens aus dem Gefängnis geflüchtet und irren auf der Insel umher. Hundert Personen in die Newa ge stürzt. Ein schrecklicher Vorfall hat sich in Petersburg ereignet. Auf der Newa wollten 1000 Arbeiter von der Fabrik Thornton, die jenseits der Newa gelegen ist, auf einem Holz steg das diesseitige Ufer erreichen. Der Steg aber erwies sich als zu schwach, infolgedessen 100 Arbeiter in die Newa stürzten. Viele, die retten wollten, stürzten nach, wobei ungefähr 40 Personen ertranken. Unter den Geretteten sind zahlreiche lebensgefährlich erkältet. HöUenmaschineufabrik. In dem Städt chen Scharapau (Rußland) teilte ein Geistlicher namens Kurdsivadze der Polizeibehörde mit, Nach stürmischer Jagend ging er nach Amerika; ein Syndikat französischer Industrieller hatte ihn entsandt, um die amerikanischen Fabrikations verhältnisse zu studieren. Es sollte nicht dazu kommen. Das Schicksal verschlug den jungen Grafen, kaum daß er das Schiff verlassen, in die erste beste Spielhölle. Als er sie verließ, hatte er seinen letzten Dollar verloren. Er floh nach dem Westen; in der Prärie nahm er eine Siouxindianerin zur Frau , wodurch ihm der Weg zur rothäutigen Herrscherbahn geöffnet wurde. Eines Tages erhielt er unerwartet die Nachrichl, daß er in Frankreich die Erbschaft von 30 000 Frank gemacht habe. Der neu gebackene Indianer ließ sich durch einen Notar von Dakota die Erbschaft aushänvigen. Mit Tum franLÖsilcken Bircken streit. Kultusminister Briand. Erzbischof Richard. Das Trennungsgesetz ist in Frankreich am 11. d. in Kraft getreten. Da die französische Geistlichkeit, den Weisungen des Papstes gehorchend, nicht gewillt ist, den Anordnungen der Negierung Folge zu leisten, so stehen in Frankreich große innerpolitische Kämpfe bevor. Zwei Männer interessieren aus diesem An lasse besonders: Kardinal Richard, Erzbischof von Paris, der als Primas der französischen Geistlich keit gelten kann, und Kultusminister Briand, der für die Ausführung des Trennungsgesetzes zu sorgen hat. daß sich in seinem Hause, das er an einen Techniker vermietet habe, Bomben befänden. Eine vorgenommene Haussuchung führte zur Auffindung von zwei Kasten, von denen man annahm, daß sie Höllenmaschinen enthielten. Als man diese Kasten mit Stricken von ihrem Standort wegzog, erfolgte eine Explosion, durch die das Haus teilweise zum Einsturz gebracht wurde. Verletzt wurde niemand. Eine verschuldete Universität. Die Columbia-Universität in New Jork, die größte und erste in den Ver. Staaten, befindet sich in großer Finanznot. Wie nämlich der augen blickliche Präsident der Hochschule in seinem Jahresbericht erklärt, beliefen sich die Schulden der Anstalt am 30. Juni d. auf nicht weniger als 2 900 000 Dollar. Da außerdem Neu- und Erweiterungsbauten dringend notwendig sind, verlangt die Universität einen staatlichen Zuschuß von rund zwölf Millionen Dollar. Neues Unglück in San Francisco. Die aus dem vom Erdbeben zurückgebliebenen Trümmerhaufen neu emporblühende Stadt wurde von einem schweren Sturm heimgesucht, der in allen Stadtbezirken schweren Schaden anrichtete. Ein Arbeiter wurde getötet, mehrere wurden verwundet. Der Hafen ist in beträchtlichem Maße beschädigt worden. 4t Ein Franzose als Indianerhäupt ling. Im nordamerikanischen Staate Dakota ist jetzt ein Franzose gestorben, der unter den Siouxindianern zu Rang und Ehren kam und es schließlich bis zum. Häuptling eines Stammes brachte. Es ist der Gras Loizeau du Vallou. ihr gab er seinem Stamme ein Fest. Sechs Wochen währte das Schmausen und Zechen und der Whisky floß ohne Ende. Voll Bewunde rung beeilten die Rothäute sich, den Grafen zum Häuptling zu wählen. Nun ist der ehe malige französische Graf als Indianerhäuptling unter dem Namen „Wachsame Schlange" ge storben. Ein menschenfreundliches Werk. Ein Asyl für im Kriege verstümmelte Soldaten hat die Familie Iwasaki in Tokio mit einem Kosten aufwand von einer halben Million Jen zu er bauen beschlossen. GericktsbaUe. Kassel. Am letzten VerhandlungStage neigte sich das Drama des angeklagten Möbelhändlers Meyer aus Wildungen schnell seinem Ende zu. Die den Geschworene» vorgelegten Schuldfragen lauten auf Raub und Mord. — Zur Begründung der Anklage ergreift hierauf Erster Staatsanwall von Dietfurth das Wort: Welche Charaktereigenschaften sind dem Angeklagte» bcizulege», wenn er es fertig gebracht hat, bei dem immer unerträglicher werden den Geruch mit dem Koffer zusammenzuhausen? Nun sind uns hier bei dem Angeklagten Meyer in gewisser Beziehung die Hände gebunden, er kann nur wegen derjenigen Straftaten bestraft werden, Wege» dere» er ausgeliefert wurde, also nur wegen Mordes und Raubes oder wegen Raub mordes, etwas andres gibt es nicht. Diese völkerrechtliche Bindung ist aus alle Fälle ein unerfreulicher Zustand. Der Angeklagie, der einer achtbare» Fanniie cmsiaimm, har ei»e gute Erziehung genossen. El wurde ei» guter Arbeiter, das Ver trauen ferner Arbeitskollegen machte ihn zum Vor sitzenden bei der Bochumer Zahlstelle des Tapezierer verbandes. Aber hier fing das leichtsinnige Lebe« des Angeklagte» schon an. Er wurde ein leichter Vogel, machte Schulden und fuhr schließlich als Kohlenzieher nach New Orleans. Dort sprang er ins Meer, entlief seinem Schiffsherrn, und naß wie eine Katze kam er in Amerika au, hungernd und frierend. Da nahm sich seiner Frau Vogel wie eine Mutter an. Die Verhandlung hat er geben, daß der Angeklagte in finanzieller Be ziehung vollständig abhängig von der Vogel war. Er sagt, er sei in Verzweiflung geraten, als er die Leiche auffand. Das ist ein ganz neuer Zug an ihni. Der leichtsinnige Wirtshausbesucher geriet erst dann in Verzweiflung, als er das Geld nicht sand. Wenn einer eine tote Person neun Monate lang bei fich behalten kann, muß er selbst die Todes ursache gewesen sein. Der Tod der Frau Vogel, das haben die medizinischen Sachverständigen be kundet, ist kein natürlicher gewesen. Wenn die Vogel aus den Angeklagten ärgerlich war, weil er mit der Christiani ging, so wird die-elbe Vogel dem Angeklagten doch nicht den größten Gefallen tun, den sie ihm tun tonnte, das heißt, sich selbst löte». Der Angeklagte hatte neun Monate lang Zeit, un kontrollierte Reisen überallhin zu machen und die Wertsachen zu Gelde zu mache» oder zu verbergen. Wo die Sachen geblieben sind, weiß ich nicht, das weiß überhaupt niemand weiter als Wilhelm Meyer. Der Staatsanwalt beantragt zum Schluß nur die Schuldsrage wegen Raubes zu bejahen, da nicht erwiesen sei, daß der Angeklagte die vor sätzliche Tötung mit Überlegung ausgeführt habe. Rechtsanwalt Dr. Hohm-Köln führt aus: Es ist gewiß sehr leicht möglich, daß der Angeklagte die Tat begangen hat, anderseits kann es sich auch um eine Anzahl Zufälligkeiten handeln. Jeder Mensch ist gut, bis man ihm das Gegenteil nachweist; der Angeklagte ist unschuldig, sofern man ihm nicht die Schuld nachgewiesen hat. Kein Mensch Hal gesehen, wie der Angeklagte die Tat begangen hat Vieles ist hier vorgebracht, was ihn verdächtigt, aber cs reicht nicht ans zur Überführung. Der Staats anwalt sprach von dem unermeßlichen Reichtum der Vogel, ich glaube nicht daran, denn trotz ein gehender Recherchen bei allen in Betracht kommen den Bankgeschäften, auch bei amerikanischen, hat man von dem Gelde nichts gefunden. Es ist durchaus glaubhaft, was der Angeklagte uns an gab, daß er das Geld, das er hatte, im Spiel und bei Wetten erworben und nicht von der Vogel bekommen halte. Die Schuldsrage wegen Mordes will der Staatsanwalt nicht in vollem Umfange bejahen. Dagegen hält er Raub für vorliegend. Was soll Meyer denn geraubt haben? Er ist ja in Konkurs gerate», und nichts von den Schmuck- iachen der Vogel wurde bei ihm gefunden. — Zum letzten Wort »erstattet, erklärt der Angeklagte mit fester Stimme: „Ich habe weder die Vogel ermordet noch beraubt. Ich kann mit ruhigem Gewissen mein Urteil entgegennebmen." — Nach der üblichen Rechtsbelehrung durch den Vorsitzenden zogen sich hierauf die Geschworenen zur Beratung zurück. Sie verneinten nach kurzer Beratung die Schuld ftage auf Mord und bejahten die auf Raub. Das Urteil wurde in später Nachtstunde gesprochen. Der Angeklagte Möbelhändler Meyer-Wildungcn wurde Wege» schwere» Raubes zu 15 Jahr Zuchthaus, 10 Jahr Ehrverlust, Tragung der Kosten sowie Zulässigkeit der Stellung unter Polizeiaussichl verurteilt. Ulm. Mit einem „militärischen Aufruhr" halte sich das Kriegsgericht der 27. Division zu be schäftigen. Am 6. September traf ein Unteroffizier aus der Straße in Horb, wo das Infanterie- Regiment Nr. 120 in Quartier lag, noch nach dem Zapfenstreich einige Soldaten mit einem Zivi listen, die fich unterhielten. Er befahl den Leuten, ins Bett zu gehen, diese folgte» zögernd dem Befehl, als der Zivilist dem Unteroffizier nachrief, er solle »rachen, daß er weiterkomme, sonst werfe er ihm den Bicr- krug an den Kopf. Darauf fingen auch die Sol daten fürchterlich zu schimpfen an, einer drohte gleichfalls mit Prügeln. Das Kriegsgericht erkannte gegen vier Angeklagte wegen einfachen bezw. er schwerten Ungehorsams auf eine Strafe von vier Wochen Mittelarrest bis zu zwei Monat Gefängnis, und gegen den Angeklagten, der dem Unteroffizier Prügel androhte, auf ein Jahr Gefängnis. Kunres Allerlei. Schlau. Die Gnädige: „Aber, Marie! Warum haben Sie denn das Papier vom Schreibtisch weggeworfen?" — Dienstmädchen : „Ach, es war ja schon vollgeschrieben." Unsere Kruder. Tante: „Was schreibst du denn da, Kärtchen?" — Karlchen: „Ein Buch, „Winte für Elrern!" Verwirrt färbt fich ihr Antlitz glühend rot, und ihre Augen suchen hilflos den Boden. „Käthchen . . . Sie find mir böse?" „Nein . . . nein . . ." ein versagendes Stummeln, ein nach Atem Ringen. . . „Nur schäm' ich mich vor Ihnen, daß ich Ihnen vor» hin io ... so viel Unsinn vorschwatzte l" Als fich Käthe nachher wieder an ihrem Platze, inmitten ihrer Freundinnen befindet, ist sie auffallend zerstreut und fährt fich zuweilen über die Stirn, wie um fremde, unbegriffene Gedanken fortzustrcichen. Ein verträumtes Lächeln im Gesichtchen, be- Libt sie fich dann in die versteckte Blumennische hinein, in der fie vorhin mit ihm geplaudert hatte. ES ist ihr lieb, daß fie den nächsten Tanz unbesetzt hat. Wie der Assessor fie vorhin heimlich mit seinen Blicken verfolgt hat, so schaut fie nun ihm nach. Da plötzlich ... die leuchtenden Blicke wer den starr, fragend... ein heckenrosengeschmückter Blondkopf beugt fich spähend weit vor . . . krampfhaft umschließt ein zuckendes Händchen den Federfächer . . . Dort. . . steht fie recht. . . ? Ist fie's wirklich, die allbewunderte, allumworbene, von tausend BackfischherM angcsch wärmte Sängerin Fräulein von Alsen, die dort in sieghafter Schönheit in den Saal schreitet . . . Und ist's wirklich Assessor Mertens, der als einer der ersten auf die Gefeierte zustürzt, ihr die Hand küß» und . . . La, ja, ja! Den Arm reicht er ihr auch «»al Natürlich nimmt fie ihn an, die gleiß - nerische Person! O, wie sie lächem kann . . . ! Jedenfalls findet fie gerade ihn, „ihren Assessor" j begehrenswert . . . Vielleicht liebt fie ihn sogar ... und er... er fie am Ende auch, dann natürlich . . . Und hier senken fich Käthes Blauaugen, ein funkelnder Tropfen fällt aus ihnen hernieder, noch einer . . . daun pressen sich zitternde Hände vor das Antlitz und eine in sich zusammen finkende Gestalt erbebt in herzbrechendem Schluchzen. „Aber Schön-Käthchen, was bedeutet das? — Ist die unglückliche Liebe gar schon da?" Wie vom Blitz getroffen, zuckt ihr Köpfchen empor. Ihr verwirkter Blick fällt auf den Assessor, der in lächelnder Unschuldsmiene vor ihr steht. „O Sie . . ." bricht's da fassungslos unter neuen Thräncn aus ihr heraus .... „Sie j brauchen fich garnicht über mich lustig zu machen! Sorgen Sie nur, daß Ihnen Ihr Fräulein von Alsen keine unglückliche Liebe be reitet !" „Mein Fräulein von Alsen . . .?" ent gegnet Mertens mit verständnislosem Kopf schütteln. „Wieso mein . . ." „Gott, thun Sie doch nicht so. Sie kenn' ich doch! Konnten vorhin ja garnicht genug mit ihr schönthun!" Innerlich pfeift der Assessor den neuesten Siegesmarsch, während er scheinbar entrüstet die Hände zusammensch-ügt. „Aber, Verehrtest«, wie kann uian l Sie dachten wohl gar, ich sei ... O, ich bitte Sie zu bedenken, daß Fräulein von Alsen bereits seit langem verlobt ist." Ganz rot geworden, fährt die Kleine in die I Höhe. „Ach, das ist ja furchtbar lieb von ihr! Ich finde fie überhaupt entzückend!" „Hm, geht an . . .." Schmunzelnd zwirbelt Mertens seinen Bart und sieht seine Nachbann bedeutsam an... . „'s gibt Hübschere! Doch dabei vergesse ich beinahe, daß ich den Grund Ihrer Thränen noch immer nicht weiß, Fräulein Käthe! Um mich und Fräulein von Alsen haben Sie ja wohl ganz sicherlich nicht geweint!" „Vielleicht doch," ist die zögernde Antwort. Der Assessor macht ein glückliches Gesicht. Und ganz dicht an ihre Seite tretend, flüstert er ihr leise, hastig zu: „Sagen mutz ich Ihnen noch, weshalb ich Sie überhaupt aufsuchte, Käthe. Weil ich's nicht ertragen kann, sür Ihr Herzchen absolut nicht in Betracht kommen zu sollen, und darum bitt' ich Sie so recht schön: ! Versuchen Sie's mal von heute an, sich an den ! Gedanken zu gewöhnen, mich nicht nur als Ihren Freund, sonder» auch als Ihren Bewun derer zu betrachten. Wollen Sie?" Langes Schweigen. Schließlich zuckt die Kleine drollig schmollend die Achseln. „Da Sie's so freut... meinetwegen denn!* ! „Wenn ich Ihnen nun aber prophezeie, Kütye, daß es keine unglückliche, fondem eine glückliche Liebe würde . . . Auch dann noch?" Mit spitzbübischem Lächeln schaut fie in sein ernst und gespannt auf fie gerichtetes Gesicht. „Hab' ich einmal was versprochen, so halt ich mein Wort auf alle Fälle! Also ob glück lich oder unglücklich, das ist egal I" Rauschende Musik fällt ein, und der Tanz ordner verkündet: „Damenwahl!* „Darf ich bitten, Herr Assessor d" Auf einem Blondkopf nicken die Hecken röschen, während er fich schelmisch übermäßig tief verneigt. „Käthe, goldige, herzliebste Käthe." Darauf ein flüsterndes Echo: „Ach, wie ist solch ein erster Ball doch schön!* Und dann gleiten fie Arm in Arm im Tanz dahin, und eine feurige Mazurkaweise singt ihnen das jubelnde, ewige Lied von der ersten Liebe Himmelsseligkeit. Ende. Eine Fra« von Wort. Richter: „Nun, meine Verehrte, sagen Sie mir aufrichtig, wie alt Sie find." — Fräulein (errötend): „ Dreißig Jahre, Euer Gnaden." — Richter: „Aber, bestes Fräulein, erinnern Sie fich doch, daß Sie vor zwölf Jahren hier auch standen und dreißig war gerade damals Ihr Alter.* — Dame (triumphierend): „Da sehen Sie, Euer Lord schaft, daß ich nicht mit jenen Leuten zu ver gleichen bin, die heute das und morgen jenes sagen. Was ich einmal behaupte, dabei bleibe ich auch.* Der Gipfelpunkt der Fälschung. Reisen der: „Haben Sie keinen Bedarf für unsere „Sevialitäten* zur Erzeugung des Kunstweines?* — Kunftweinfabrikant: „Ich habe mit Ihre« „Sezia itäien" das letzte Rial schlechte Er fahrungen gemacht — die Cnemikalicn waren verfälscht, wodurch die Qualität des „Weiues" beeinträchtigt wurde. Meine Kunde» find aber gewöhnt, bei mir einen echten falschen Tropfe« zu finden.* -
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