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Nnslicferuna des Dr. Hau. Die Tätigkeit der Gerichte in Sachen des Mordes, der in Baden-Baden an Frau Molitor be gangen, bat nunmehr Erfolg gehabt. Wie die Karlsruher Blätter melden, ist die Ausliefe rung des Dr. Hau, der wegen Mordes an seiner Schwiegermutter verfolgt wird und sich gegenwärtig in London in Untersuchungshaft be findet, bewilligt worden. Die Auslieferung soll demnächst erfolgen. Gin Fall von Schlafsucht. In der Ort schaft Steele bei Essen a. Rh. ist ein Post- assistent von Schlafkrankheit befallen worden. Es gelang nicht, den schon tagelang Liegenden zum Bewusstsein zu bringen. — (Es handelt sich da freilich nicht um die Schlafkrankheit, von der die Eingeborenen Afrikas befallen werden, sondern um jenen nervösen Zustand von Schlaf sucht, der von Zeit zu Zeit in unsern Kranken- bäulern behandelt wird.) über den Mord am Dorfbrunncn in Macken wird noch berichtet: Unter dem Ver dacht, den schrecklichen Mord an einem jungen Mädchen während eines Gottesdienstes begangen zu haben, wurden der eigene Vater und der Bruder der Ermordeten verhaftet. Die Leiche sand man in bestialischer Weise verstümmelt am Dorsbrunnen und die Kleider im Orte verstreut. Folge» eines vorzeitigen Spreng- schufses. Aus Siegerland (a. Rhein) kommt die Kunde von einem folgenschweren Unglück, das sich unweit des Ortes Freudenberg an einem Eisenbahnbau ereignete. Ehe die am Bau beschäftigten Mannschaften sich in Sicher heit bringen konnten, war ein Sprengschuß los gegangen, wodurch ein Laufbursche tot blieb, ein Italiener auf beiden Augen erblindete und eine Hand verlor, während eine Anzahl andrer Arbeiter teils schwer, teils leicht verletzt wurden. Die Schwerverletzten wurden ins Krankenhaus Olpe geschasst, wo der Italiener alsbald nach der Einlieferung verstarb. Eine Giftmischerin. Eine Frau in Herstelle bei Karlshafen war ihres Mannes überdrüssig und mischte ihm, um sich seiner zu entledigen, Phosphor ins Mittagessen. Der Mann verspürte sofort nach dem Genuß der Speisen heftige Schmerzen im Magen und im Leibe und begab sich schleunigst ins Kranken haus nach Beverungen. Durch Anwendung von Gegenmitteln gelang es, jede Gefahr für das Leben des Mannes abzuwsnden, der zärt lichen Ehefrau aber hat sich die Staatsanwalt schaft angenommen. Ein Doppelraubmord wurde in Ober hausen begangen. In einer abgelegenen Gegend wurden zwei verheiratete Bergleute von zwei Strolchen überfallen. Dem einen Bergmann wurde die Kehle abgeschnitten, so daß er sofort verstarb, der andre wurde tödlich verwundet. Die Täter, zwei alte Zuchthäusler, wurden verhaftet. Eine Schreckensnacht hat der Bauern knecht Matthis Eibant durchgemacht. Er ver irrte sich abends 6 Uhr im Schneetreiben und geriet auf den dünn gefrorenen Scegersee bei Füssen im Allgäu. Er brach ein und hat trotz größter Erschöpfung während sieben Stunden dem nassen Element achtmal sein Leben abge- rungen! Endlich warf ihn eine große Schnee wehe mitten auf den See und schützte ihn vor weiterem Einbrechen. Sobald das Schneetreiben aufhörte, wurden auch seine Hilseruse gehört. Nachts 1 Uhr wurde er endlich von Männern, die eine fliegende Brücke gebaut hatten, gerettet. X Die Leiche mit dem „große» Los". Eine Leichen-Ausgrabung aus eigenartiger Ursache ist vor kurzem von den Hinterbliebenen eines in Sandersdorf bei Ingolstadt in Bayern verstorbenen Bauern beantragt worden. Als Grund zu diesem Vorgehen wird angegeben, daß der Verstorbene in einer Tasche seiner Kleider ein Los der kürzlich gezogenen Nürn berger Jubiläumslotterie bei sich trage, auf das einer der Haupttreffer gefallen sei! Ob die Behörden in diesem Falle die Erlaubnis zur Exhumierung erteilen werden, scheint zweifelhaft. In den Flammen umgekommen sind bei dem Brande eines Wohnhauses in Michel bach bei Straßburg die 80 und 77 Jahre alten Eheleute Studer. Der Vesuv in Tätigkeit. Ein großer Teil des Kraterrandes am'Südosten ist einge stürzt. Zu gleicher Zeit wurde eine Menge Asche ausgestoßen, die als feiner Aschenregen auf die Umgebung niederfiel. Der Wiederaufbau des Markusturmes in Venedig ist in Frage gestellt. In der letzten Gemeinderatssitzung wurde lebhaft gegen den Wiederaufbau gesprochen und eine Volks abstimmung über die Frage gefordert. Der Turm könnte jetzt schon wieder aufgebaut sein, aber die venezianischen Baumeister haben sich in vier Jahren weder über den Bauplan noch über das Baugut einigen können und cs ist nicht abzusehen, wann die Einigung zustande kommen wird. fitzt ein kleiner Knabe iin spanischen Waffenrock; durch ein kleines Telephon plaudert er mit einem niedlichen englischen Mädchen, neben dem der britische Löwe friedlich kauert. Uber den Trägern wölbt sich ein Renaiffancebogen, auf dem zwei Putten das Mikrophon emporheben. Das Ganze wird gekrönt von den kunstvoll verschlungenen spanischen und englischen Wappen. Die Rückkehr des Verbannten. Im Dorfe Kocenowka bei Kiew drangen der Ge meindevorsteher und sein Adjunkt, welche den Bauer Fialko, der widerrechtlich aus der Ver bannung zurückgekehrt war, suchten, in das Ge höft desselben ein. Der Vorsteher ließ von dem Adjunkten den Kornspeicher durchsuchen. Fialko, der sich verborgen hielt, zertrümmerte mit einer Oer ehemalige Wmg LedanLin von Vadomey 1'. König Behanzin, eine verflossene Größe, ist in Algier gestorben. Einst beherrschte er das .König reich Dahomey, und er hätte in Amt und Würden sterben können, wenn er den richtigen Maßstab sür die Macht eines afrikanischen Häuptlings und eines europäischen Kulturstaaies gehabt. So aber ließ er sich mit der französischen Republik in einen Kampf ein, der natürlich mit seiner Nieder lage enden mußte. König Behanzin ergab sich am 25. Januar 1894 den Franzosen, die ihn auf Martinique gefangen setzten. Den Verlust des Thrones und der Freiheit verschmerzte König Behanzin, dagegen konnte er das Heimweh nicht überwinden. Er stellte unausgesetzt bei der franzö sischen Regierung Anträge, in die Heimat zurück kehren zu dürfen. Erst im Anfänge diese? Jahres gestattete ihm die französische Negierung, St. Mar tinique zu verlassen und nach Algier zu geben. Dort ist er nun gestorben. Eine elektrische Bahn von Stockholm nach dem Kontinent. Ein langgehegter Plan scheint sich der Verwirklichung zu nähern. Das Stockholmer Wasserbau-Bureau hat den Plan einer elektrischen Eisenbahnverbindung zwischen Stockholm und dem Kontinent ausgearbeitet, welche die Reisedauer von Stockholm nach Berlin auf neun und nach Petersburg über Finnland auf elf Stunden reduziert. A Das kostbarste Telephon der Welt. Die Madrider Telcphonkompanie hat, wie ans Madrid berichtet wird, der Königin Viktoria einen kostbaren Fernsprechappai '. überreicht, der auf der Welt wohl schwerlich ein Gegenstück hat. Er ist aus massivem Silber gefertigt. Auf dein Untersatz, der im Stil Louis XV. gehalten ist, recken sich vier Herkulesgestalten; zu ihren Füßen Axt dem Adjunkten den Schädel und verwundete den Vorsteher durch einen Beilwurf am Kopfe. Eine Menge von 300 Bauern lief auf das Ge schrei des Vorstehers zusammen und erschlug den Fialko. el>. Ein sonderbares Honorar. Als Adelina Patti in Ohio ein Konzert gegeben hatte, waren bei dem darauffolgenden Abend essen viele Sänger wH Sängerinnen und auch die Notabilitäten der Stadt, unter ihnen der Richter Matthews anwesend. Dieser drang in die Diva, noch ein Lied zum besten zu geben, Adelina Patti zeigte aber nicht die geringste Neigung. „Singen Sie etwas," bat Matthews, „und ich will machen, was Sie wünschen!" Lächelnd sang die Gräfin ein Liedchen, wandte sich dann an den begeistert klatschenden Richler und sagte: „Und nun, Mr. Matthews, stellen Sie sich einmal auf Ihren Kopi!" „Kind, Sie scherzen!" wagte der Richter zu entgegnen. Die Sängerin aber entgegnete schalkhaft lächelnd: „Nicht im geringsten, Vertrag ist Vertrag!" „Stimmt!" rief der Richter, und im nächsten Augenblick stand er unter dem brausenden Bei fall der ganzen Gesellschaft aus seinem Kops. EineWeltausstellung in San Francisco wird für das Jahr 1913 geplant, ans Anlaß des 400. Jahrestages der Entdeckung des Stillen Ozeans durch Vasco Hunez de Bal bau und zugleich zur Feier der Vollendung des Panamakanals, falls diese bis dahin gelungen sein sollte. Explosion auf einem Dampfer. Der Dampfer „Scorel" flog im Hafen von Wicksburg (Ver. Staaten) während die Ladung an Bord gebracht wurde, in die Luft; 10 bis 25 Personen, meist Neger, sollen getötet und etwa 12 verletzt worden sein. Der Unfall wird einem Kessel schaden zugeschrieben. Feuersbrunst. Das große Gebäude des Generalstabes des Amurbezirkes, das im Zentrum von Charbin (Mandschurei) gelegen ist, wurde durch Feuer zerstört. Dank den aufopfernden Bemühungen der Offiziere und Soldaten sind die Geldbestände und Dokumente gerettet worden. Das Museum und die Bibliothek sind zerstört. Schwere Stürme. Im Meerbusen von Netschili sind durch einen schweren Sturm große Verheerungen angerichtet worden. In Tschifu wurde der Wellenbrecher schwer beschädigt. Viele Menschenleben und vieles Eigentum sind ver loren gegangen. In Auannung Kuhte sind die Verheerungen anscheinend noch schlimmer. In Dolny sind 20 Schiffe vernichtet worden. Das Landen der Schiffe ist unmöglich. Der Um fang des Schadens ist noch nicht zu übersehen. Frankfurt a. O. Vor dem Kriegsgericht hatte sich der Kanonier M. vom 54. Feld-Artillerie- Regiment zu verantworten. Er war angeklagt, vor seiner Einstellung beim Militär zum Nachteil seiner Gläubiger ohne dringenden Vcrmögensverfall einen einfachen Bankrott herbeigcsübrt zu haben nnd wurde wegen diese? Vergehens zu 20 Mk. Geld strafe bezw. im Unvermögensfalle zu vier Tagen Ge fängnis verurteilt. Posen. Das Urteil in dem großen Waffen- dicbstah's-Prozeß ist nunmehr nach nahe 14tägiger Verhandlung gesprochen worden. Es wurde er-, kamu : gegen Behrend-Posen auf 1 Jahr 6 Monat Zuchthaus und 5 Jahr Ehrverlust, gegen Loll- Grünberg chen Hauvtangeklagten) auf Freisprechung, gegen Nadersohn - Graudenz auf 1 Jahr 6 Monat Zuchthaus und 5 Jahr Ehrverlust, gegen BeSbroda- Thorn auf 3 Monat Gefängnis wegen Unterschla gung, gegen Jäger-Mey auf t Jahr O MonatZuchi- haus und 5 Jahr Ehrverlust, gegen Brebecke- HildeSheim aus Freisprechung, gegen Donath- Spandau auf 1 Jahr 9 Monat Gefängnis wegen Begünstigung, gegen Güntzel-Spandau und Neupert- Spandau auf Freisprechung. Auch Großcr-Spandou wurde freigesprochen wegen Unzurechnungsfähigkeit Den Verurteilten Behrend, Jäger und Nadersohn wurden vier Monat auf die Untersuchungshaft am gerechnet, dem Besbroda drei Monat. Bcsbroda und Donath wurden aus der Haft entlassen. Das Gericht beschloß noch, dem Neupert für die unschuldig erlittene Untersuchungshaft eine Entschädigung zu gewähren. Kumes Mertei. ob. Befähimmgsnachwcts. Ehef (zuin Bewerber): „Ihre Zeugnisse sind vorzüglich, und Sie scheinen ein guter Reisender zu sein. Ich hoffe, dnß Sie nie irgend etwas gehabt haben, was Ihnen hinderlich sein könnte." — Bewerber: „Ja, doch, ich war einmal drei Wochen im Gefängnis!" — Chef (zurücktretend): „Ja, dann — ich fürchte, daß — aber weshalb waren Sie denn da?" — Bewerber: „Ich hatte einem Kaufmann einige Ohrfeigen gegeben, weil er mir nichts abkaufte." — Chef: „Sic sind engagiert!" cd. Vielsagend. Redner (zum Freund): „Sag' einmal, warst du es, der während meines Vortrages anfstand nnd fortging?" — Feund: „Nein, mein Junge, ich gehe im Schlaf nie spazieren!" Umoidcrnevlich zieh'! du mich zu dir Und unaufhaltsam dringt mein Herz dir zu, Du hast mich ganz auf ewig dir genommen, So nimm denn auch mein ganzes Wesen hin!" Träne auf Träne fallen auf die Perlen bei dieser Erinnerung. „Und laß es dann mich schmerzlich wiederholen, Wie schön es war, was ich mir selbst verscherzte," flüsterte sie leise Tassos Wörle. Ach, hatte sie nicht auch ein hohes Glück verscherzt durch ihr leichtsinniges, kokettes Spiel, seine Liebe, die ihr damals aus jedem seiner Blicke so warm ent- gegen geleuchte!? Er war gegangen, ffie ahnte es dunkel, daß es ihretwegen geschehen. Ob sie je sich wieder finden, und seine starke Hand die ihre ergreifen würde, sie aus diesem Labyrinth der Sorgen, des Kummers zu geleilen, aus dem sie leinen Ausweg mehr wußte? O, wie süß mußte es sein, das müde, sorgenschwere Haupt an seine Brust lehnen zu dürfen und tröstende, liebevolle Worte aus seinem Munde zu vernehmen! Mst solchen sehnenden Gedanken im Herzen, hatte sie das Kästchen mit der Perlenschnur zum Juwelier getragen und eine Summe Geldes dafür eingehändigt bekommen. Sie hatte einige Rechnungen damit bezahlt, notwendige Einkäufe besorgt, so daß die Summe schon merklich zu sammengeschwunden war, ehe sie damit nach Hause kam. Einige Wochen sind seitdem vergangen, es ist ein Heller kalter Dezembertag, Melitta sitzt nähend nm Fenster, aber die Arbeit will heute gar nicht mehr vonstalten gehen. Ein Seufzer nn- dem andern drängt sich leise und bang von ihren Lippen. Ein schwieriges Nechen- exempel ist es, was ihr Köpfchen so beschwert; sie i berechnet, wie weit sie mit der kleinen Summe, die von dem Verkauf der Perlenschnur noch in ihren Händen ist, reichen wird, und waö dann weiter werden soll. Prüfend irren ihre Blicke durch das Zimmer, welches Stück wohl von den wenigen Möbeln, die ihnen von ihrer kostbaren Einrichtung geblieben, am ersten zu entbehren ist, und nun haften sie plötzlich erstaunt anf einer kleinen Tür in der Wand, die sie noch nie bemerkt, heute zittert ein Sonnenstrahl darüber hin, und sie sieht den feinen Einschnitt in der monotonen, grau in grau gehaltenen Tapete. „Ein geheimes Fach, vielleicht birgt es seltene Schätze," denkt sie, indem sie eifrig zur Untersuchung ihrer Entdeckung schreitet. Das Haus ist schon alt, viele Menschen haben im Laufe der Zeit dann gewohnt, und einer, es war vielleicht ein Sonderling, ein Geizhals, ein Menschenfeind, der hat dieses Fach in die Wand mauern lassen, um kostbare Schätze, die er den Menschen nicht gegönnt, dann zn verbergen. Und nun, nach langen, langen Zahlen, da spielt das Schicksal ihr den Schatz in die Hände. In acht Tagen ist es Weihnachten, und das Christkind Hut sie nicht vergessen, es hat eine große, unverhoffte Freude sür sie verbreitet. Unter diesen hochfliegenden Gedanken hatte Melitta mit Hilfe eines kleinen Schlüfseltz die Lür geöffnet, aber es sind nur wertlose Dinge, die sie dort entdeck!; wir haben sie dem Leser schon einmal vorgeführt, welke Blumen, eine blonde Haarlocke und das Tagebuch Helene Bauers. Letzteres erregt Melittas höchstes Inter esse ; sie nimmt die Arbeit nicht wieder zur Hand, sie beugt den Kopf über das gefundene Buch, und durchfliegt mit geröteten Wangen hastig Seite auf Seite desselben. Was liest sie alles, welche Geständnisse, welches Schicksal, und welch eine tiefe, ungestandene Liebe. Und das alles hatte sich in diesem stillen Gemach abgespielt, hier in diesen engen, ärm lichen Räumen war eine Liebe emporgeblüht, so groß, so rein und so entsagend. „Ich habe nichts, was ich für ihn dahin geben könnte!" las Melitta. — „Ist doch auch mein armes Leben wertlos. Und er spricht von Trost und Frieden, den er bei mir findet! Er ahnt es nicht, wie lodesartig, wie verzweifelt es oft in meinem Innern aussieht. O, dieses ewige Schweigen über die heißen, stürmenden Gefühle, wie es mich schon an mein stilles, tiefes Grab mahnt." Dann kamen wieder Abschnitte, in welchen Helene ruhiger, ergebener schrieb. Wie sie es hinnahm als ein Geschenk, eine Gnade des Himmels, daß sie den Geliebten täglich sehen durste. Melitta, deren Naim durchaus nicht zur Schwärmerei neigie, war diese Sprache teil weise fast unverständlich, soviel entnahm sie aus diesen Auszeichnungen, daß diese Liebe Helenes zu dem Doktor Bergen eine ganz andre ge wesen, als was ihr leichtsinniges Herzchen damals für ihn empfunden. Drei Tage vor ihrem Tode hatte die Kraule zum letztenmal voll Todesahnen geschrieben: „Ich sichle es, das Ende naht, o, wenn ich durch mein Sterben ihm sein Glück erkaufen könnte, wie selig würde ich meine Augen sür immer schließen. Ach, sein Glück ist sie, die hier an meinem Lager saß, so schön, so übermütig, Blumen in den Händen. Und sie versteht ihn nicht, ich sehe es ahnend, sie werden aneinander vorübergehen. Wie sollte auch dieses leichtlebige Weltkind ihn und seine Liebe verstehen!" Melitta wurde dunkel rot beim Lesen dieser Zeilen, und doch mußte sie sich eingestehen, daß Helene recht gehabt. — Nein, sie hatte ihn nicht verstanden, sie hatte ein leichtsinniges, kokettes Spiel mit ihm ge trieben — und darum hatte er sich von ihr gewandt, o, wohl sür alle Zeit. — Und sie, die ihn so wahr und aufrichtig geliebt, sie mußte sterben, ohne nur einen Blütentag gehabt zu haben, während Melitta deren so viele gehabt, Tage des vollen, reichen Lebens. — Nun war sie auch in den Schatten gestellt, und kein einziger belebender Sonnenstrahl fiel mehr aus sie, sollte sie auch sterben, vergehen, ohne daß ein einziger Blütentag ihr wieder käme? * * * Es war Weihnachtsheiligabend, blendend fiel das Sonnenlicht auf die schneebedeckten Straßen, auf welchen die Menschen so eilig und gejchüitig hin und her liefen, noch nötige Besorgungen zu wachen, die ihnen erst in der lcpwn L'undc eingefallen. Das war ein Leben und Treiben, und auf all den von der Katte gcröieten Ge sichtern lag schon ein Heller Glanz der bevor stehenden Wciynachtsfreude. Nur in die Woh nung der Kommerzienräün Bendels wollte Hineindringen von all der Festesfreude. u ^Fcrijetzuna iolztsi