Volltext Seite (XML)
:r Ein SchulknaSe als Schatzgräber. Ein gröberer Goldfund wurde dieser Tage in dem Keller des Hauses Birnbaumsgasse Nr. 4 in Mainz gemacht; dort fand der Schüler BSier beim Spielen nur wenige Meter tief ver graben einen aus Goldmünzen und altertüm lichen Gegenständen bestehenden Schatz, dessen Wert sväter von Sachverständigen auf etwa 6000 Mk. abgeschätzt wurde. Der Besitzer des Hauses, ein Herr Schweiß, nahm den auf seinem Grund und Boden gemachten kostbaren Fund als sein alleiniges Eigentum in Anspruch und wollte nur den gesetzlichen Finderlohn zahlen, während der Vater des jugendlichen Schatzgräbers auf die Hälfte des Wertes der Sachen, also auf etwa 3000 Mk., Anspruch erhob. Bevor die Angelegenheit gerichtlich zum Austrag kam, haben sich jetzt die Parteien durch Vermittelung ihrer Anwälte dahin geeinigt, daß der Eigentümer Schweiß dem Schüler Beier zu Händen seines Vaters die Summe von 2500 Mark in bar auszahlte, nachdem er sich von der Rechtmäßigkeit des Anspruchs überzeugt hatte. — Ein so glänzendes und eigenartiges Geschäft dürfte dem Knaben wohl schwerlich in seinem Leben wieder geboten werden. Fischvergiftung in der Kochschnle. Als die Schülerinnen der Oberklasse einer Volksschule in der Kochschule zu Mainz ein von ihnen zubereitetes Fischgericht verzehren wollten, nahmen dieselben an den Speisen einen üblen Geruch und Geschmack wahr. Auf das Zu reden der Kochlehrerin aßen sie jedoch das Gericht zu Ende. Am folgenden Tage waren zehn dieser Schülerinnen an Vergiftungs erscheinungen erkrankt, am übernächsten Tage weitere zwei. Eine Untersuchung des auf sehenerregenden Falles ist eingeleitet. Verhafteter Kindesmörder. Bei der Hamburger Polizeibehörde erschien der Händler Hugo Dävels und ersuchte um seine Verhaftung wegen Kindesmordes. Er gab an, vor zwei Jahren in Ulzburg sein 13 Tage altes Kind mit Phosphor vergiftet zu haben. Er erzählte, er habe in die Milch, die er dem Kinde zu trinken gegeben habe, Phosphor gemengt. Nach kurzer Zeit sei das Kind unter Schmerzen ge storben. Das Gewissen lasse ihm keine Ruhe mehr, so daß er beschlossen habe, sich selbst der Behörde zu stellen. Dävels ist der Polizei Wohl bekannt. Schon dreimal hat er in Ham burg Selbstmordversuche gemacht, einmal sprang er auf der Alster von einem Dampfer, das Zweite Mal stürzte er sich von einer Brücke, und das dritte Mal warf er sich vor einen Eisen bahnzug. Vielleicht hat er die schwere Selbst beschuldigung in einem Anfalle von Geistes- Mstörtheit ausgesprochen. Er war schon einmal m der Irrenanstalt untergebracht. Er wurde M Beobachtung seines Geisteszustandes nach dem Hafenkrankenhaus gebracht. Gattenmord- und Selbstmordversuch. M blusiges Familiendrama spielte sich in der ^chenstraße 4 in Hamburg ab. Dort wohnt die von ihrem Manne, einem Aufseher, getrennt Abende Ehefrau Fricke. Der 58 Jahre alte Atann ist stark dem Trünke ergeben und hat leine Frau früher schon fortgesetzt schwer miß- bundelt. Sie hat sich deshalb vor einigen -Monaten von ihm getrennt. Mehrfach machte Versuche, sich seiner Frau wieder zu nähern, °ber vergebens; auch die bereits verheirateten -böchier hatten sich von ihrem Vater losgesagt. Bor einigen Tagen erschien er wieder vor der Wohnung seiner Frau und verlangte Einlaß, der ihm wiederum verweigert wurde; er zog "un einen Revolver und schoß durch den Tür- ewgang auf seine Frau. Der Schuß ging fehl Und der zweite Schuß traf die Wand bei der Mr. Dann richtete Fricke die Waffe gegen sich Mt und schoß sich zwei Kugeln in den Kopf. Mödlich verletzt wurde er nach dem Eppendorfer Krankenhause gebracht. Bei einem Preistrtnken in München Mk der Preisträger 42, der zweite 36 Liter B>er. Die Trinker waren Arbeiter. Der Ver- unstalter des Wettrinkens war ein Wirt. . Kaiserliche Hilfe. Kaiser Franz Joseph M für die durch Hochwasser Betroffenen Süd- nwls 10 000 Kronen aus Privatmitteln ge- tt Die kleinste Kirche der Wett steht zu Luigfield in England. Es ist die Peters' Croß-Kirche. Zur Zeit, da die Ausübung des Kultus in England freigegeben wurde, ward sie von drei Katholiken, damals den einzigen jener Gegend, aufgeführt. Sie befindet sich heute noch im besten Zustande. Ihr Länge beträgt vier Meter, die Breitendimensionen sind nur 1,20 Meter. Das Gotteshaus enthält einen Altar und ein Taufbecken; ein kleiner Kirchturm mit Glocke deutet schon von außen den Zweck des Miniaturbauwerkes an. Nur 10 Gläubigen bietet es Raum. Erdbeben in Norwegen. In Florö (Norwegen) wurde ein heftiger Erdstoß in der Richtung von Südwest noch Nordost verspürt. Eine Ministerialkommission hat unter Beteiligung des Oberpräsidenten von Ostpreußen das Gebiet der masurischen Seen bereist, um die Maßregeln zu prüfen, die zur endlichen Durchführung des masu rischen Kanalprojektes zu ergreifen sind. Es soll ein direkter Dampferverkehr zwischen Königsberg und der Ostsee durch den Schiffahrtskanal Mauersee und Allenburg erschlaffen werden. Zur Be friedigung der landwirtschaftlichen Interessen Während eines Sturmes, der in Amerika wütete und besonders Teile von Alabama, Mississippi und Tennessee heimgesucht hat, sind acht Personen ums Leben gekommen und eine große Anzahl verletzt worden; viel Eigentum und die Saaten haben schweren Schaden ge litten, viele Häuser sind vom Erdboden ver schwunden oder teilweise zerstört. Einige Teile des Landes sind überschwemmt und die Eisen bahn- und Telegraphenverbindungen vielfach zerstört. Der Roman eines Eheringes wird der ,Fr. Ztg/ in einem Briefe aus New Jork ge schildert : Unter seltsamen Umständen ist in New Columbus ein verlorener Verlobungsring wieder gefunden worden, dessen Verlust seinerzeit die Brautleute entzweit hatte. George Well hatte sich mit der Tochter einer angesehenen Familie verlobt. Die Hochzeit sollte in der Episkopal- Kirche stattfinden und im Städtchen sah man der Feier mit großem Interesse und herzlicher Anteilnahme entgegen. Der Bräutigam hatte bereits die Billetts zu einer Hochzeitsreise nach Europa gelöst, und man stand zwei Tage vor der Abreise. Well erhielt nun vom Juwelier eine kleine Schachtel, die ein Perlen- und ein Diamanlenhalsband enthielt, die Hochzeitsgabe für seine Braut, ferner einige kleine Erinnerungen für die Brautjungfern und zuletzt den gravierten Ehering. Die Halskette übergab er der Braut; diese war jedoch ein wenig abergläubisch und wollte den Ring unter keinen Umständen vor der Zeremonie entgegennehmen. Well steckte das Kleinod in seine Westentasche und das tückische Schicksal tat es nicht anders^ als daß er den Ring prompt verlor. Das Suchen be gann; alle Winkel wurden durchstöbert, die Nachforschungen nach dem verlorenen Ring nahmen kein Ende. Alles war erfolglos. Die junge Braut war untröstlich. Das Geschehnis schien ihr eine schlimme Vorbedeutung zu haben, und böse Ahnungen kamen über sie. Der Ring mußte gefunden werden. Aber er blieb ver soffen zwei Staubecken im Muckersee und Goldaper See angelegt werden, welche durch Auf speicherung von rund 50 Millionen Kubikmeter Wasser es ermöglichen, in nassen Jahreszeiten ent sprechende Wassermengen zurückzuhalten, in trockenen Jahreszeiten den Wassermangel durch Abgabe der aufgespeicherten Vorräte zur Regulierung der Wasser stände in den masurischen Seen und in den von ihnen abhängigen Wasserläufen auszugleichen. löst . . . Dieser Tage gmg der ehemalige Bräutigam in seinem Garten spazieren. An einem Gemüsebeet erregte ein Kohlkopf seine Aufmerksamkeit, der verkümmert und dürftig zwischen grünen Genossen dahinsiechte. Well bückte sich, um das Gewächs auszureißen. Als er die Wurzel sah, war der Grund des schlechten Wachstums erklärt. Hart um die erdige Wurzel schmiegte sich ein metallener Reif, der ver lorene Ring. Well trug die Pflanze mitsamt dem pflichtvergessenen Verloöungsring zur Mutter der Braut. Man überzeugte sich, daß es der gesuchte Ring war. So wurde man schnell wieder einig, und nun wurde die ver zögerte Hochzeit in aller Stille gefeiert. T Eine angenehme Reisegesellschaft. Ein Vagabond, dem es darum zu tun war, auf möglichst billige Weise aus dem Innern des Staates nach New Jork zu kommen, war dieser Tage so glücklich, in Oydensburg die Tür eines Güterwagens offen zu finden und unbeachtet in denselben zu gelangen, wo er es sich in einer Ecke bequem machte. Unglücklicherweise hatte aber ein Menageriebesitzer diesen Wagen für den Transport eines prächtigen Tigerpaares ge mietet, und sobald sich der Zug in Bewegung gesetzt hatte, fingen die Tiere an, unruhig zu werden, zu brüllen und den Versuch zu machen, aus ihrem Käfig zu entkommen. Dies gelang der Tigerin auch schließlich und sie fing an, im Wagen hin und her zu laufen, wobei sie auch bald den Reisenden entdeckte. Es schien aber, als wisse sie nicht, was mit ihm zu beginnen, denn sie beschränkte sich darauf, sein Gesicht zu belecken und legte sich dann in der halbgeöffneten Wagenlür ruhig nieder. Ms am folgenden Morgen der Besitzer nach seinen Tieren sehen wollte, sand er den erwähnten Vagabonden halb tot vor Schrecken und vollständig sprachlos in einer Ecke des Wagens. Ein Glück für ihn war es gewesen, daß es dem Tiger, einem sehr wilden und unbändigen Tiere, nicht gelungen war, aus seinem Käfige zu entkommen, da der Tiger ihn unzweifelhaft in Stücke gerissen haben würde. 4« Persone« ertrunken. Im Puget- Sund (bei Washington) stießen zwei Dampfer zusammen. Die „Jennie" segelte infolge des falschen Steuerns des „Dix" mitten in diesen hinein und zerschmetterte ihn. Die „Jennre" selbst erlitt keinen Schaden. Kapitän Lermon vom „Dix" befindet sich unter den Geretteten; er erzählt, daß in dem Augenblick, da der Dampfer unterging, das Geschrei der in der Kabine befindlichen Frauen und Kinder entsetz lich war. Viele waren in den Trümmern ein» geschloffen und konnten nicht entkommen. Die Lichter brannten noch, und er konnte die Ge sichter der von Todesqualen Gefolterten sehen. Die auf Deck befindlichen Personen glitten unter vergeblichen Versuchen, sich festzuhalten, schreiend ins Wasser. Nur wer schwimmen konnte, wurde gerettet. Gericklsballe. Kiel. Das Kriegsgericht des 2. Geschwaders verurteilte den Matrosen Weber vom Linienschiff „Preußen" wegen des Diebstahls von zwei Ringen des Prinzen Adalbert zu drei Monat Gefängnis und zur Versetzung in die zweite Klaffe des Soldatenstandcs. Nur ein Ring ist wiedergefunden worden. Wien. Eine Wechselklage gegen Baronin Berta v. Suttner, die Vorkämpferin der Friedens bewegung, wegen eines seit 85 Jahren fälligen Wechsels beschäftigte daS Oberlandesgericht. Im Jahre 1870 hatte der Kaufmann Wilhelm Grünsfeld der Mutter der Baronin Suttner, der Gräfin Kinsky, ein Darlehen von 9000 Gulden gegen Wechsel gegeben, der von der Baronin Suttner an genommen worden war. Als der Wechsel nicht recht zeitig eingelöst wurde, erwirkte G. gegen Mutter und Tochter einen Zahlungsbefehl, der erfolglos blieb. Jetzt nach 35 Jahren klagten vier Erben des G. gegen Baronin Suttner auf Zahlung der Wcchscl- schuld. Da Baronin Suttner indessen den Einwand der Verjährung erhob, wurden die Kläger abgc- wiesen. vunres Allerlei. Gut pariert. Die Primaner eines Gym nasiums haben, um ihren Ordinarius zu ärgern, samt und sonders ihre Köpfe ganz kahl scheren lassen. Beim ersten Anblick macht der Pro fessor ein etwas verdutztes Gesicht; und schon werfen sich die Primaner triumphierende Blicke zu, — ihr Streich ist geglückt. Da gleitet plötz lich ein feines Lächeln über das Gesicht des Ordinarius, und im freundlichsten Tone spricht er: „Aber meine Herren! Sie haben sich doch wohl geirrt, die Schasschur ist doch erst im Juni." Im Zweifel. Zwei junge Herren er reichten die Tür gleichzeitig. „Ist Fräulein Müller zu Hause?" fragten sie. Das Dienst mädchen blickte von einem zum andern und schüttelte dann kummervoll das Haupt. „Sie ist für einen von Ihnen zu Hause und für den andern aus," sagte sie endlich. „Aber wo Sie beide gleichzeitig kommen, weiß ich wirklich nicht, wie es nun ist. Kommen Sie nur beide herein, und ich will sie bitten 'runterzukommen und sie sich selbst auszusuchen." Einig. Onkel: „Ich werde dir einen monatlichen Zuschuß geben, aber verstehe mich recht, ich werde leine Schulden bezahlen!" — Neffe: „Gut, Onkel. Ich auch nicht." cd. Eine Frage. Reiche Erbin: „Sieh hier, Vaters Scheck ermöglicht uns die Hochzeits reise!" — Verschuldeter Mann: „Und wovon werden wir dann leben?" explodierten 3610 Gramm Nther. Der Ope- rationsjaal ist stark beschädigt. Die Wände drohen einzustürzen. Zwei Spitalarbeiter haben schwere Brandwunden erlitten. Ein Hospitals- arzt hat eine Gehirnerschütterung davongetragen. Explosion in einem russischen Kranken- I schwunden, und als er zur Hochzeitsstunde noch Hause. Im Krankenhause von Czenstochau ! nicht gefunden war, ließ sie den Bräutigam ver- — geblich warten, und die Verlobung ward ge- , „Aber die Steinbergschen Mädchen haben Kches und ziehen heute nachmittag in Gesell est von andern Haselnußliebhabern und 'Aebhabennnen hinaus in den Wald, um welche iu juchen und wir werden ihnen dabei helfen." 9. Die Sonne schien warm hernieder, als Mnstantin und Bruno einige Stunden später Mch den Wald schütten. Das Laub, das die Wen Tage reichlich auf den Weg gestreut Men, raschelte unter ihren Fußen. Wo der M über die Blätter der Bäume hinweg- wahren, waren sie in Gold und Scharlach an- Mammt, nur das Laub der Eichen hatte noch Mdgehalten und glänzte in der Sonne in Wer dunkelgrünen Pracht. Einzelne verspätete Wer surrten in der Luft, Eichkätzchen huschten Baum zu Baum, geschäftig ihren Winter- Mm einiammelnd, als ob sie wüßten, daß M) andre Gäste gekommen, die ebenfalls nach süßen Kernen der Nüsse lüstern waren. . An dem dicht mit Haselnußstauden be schienen Beraesabhang ging es lustig zu. Wüe Gewänder schimmerten zwischen den WHen hervor, Helles Lachen und fröhliche Taimen erschallten. s Die Ankommenden wurden mit helleren Wasen begrüßt, und bald war Merlach mitten jMr der lustigen Schar, ebenso eifrig wie diese W'üftigt, die schlanken Zweige herabzubiegen W die braunen Nüsse aus den grünen Hülsen Wen. h Auch Konstantin war mit höflichem Gruße ^getreten und hatte seine Dienste angeboten. Diese waren mit Freuden angenommen worden, stellten sich aber bald als sehr gering heraus, denn Konstantin war mit seinen Gedanken über all, nur nicht bei den Haselnüssen. Die beiden Mädchen, welchen er sich zu gesellt hatte, kicherten verstohlen ob seines zer streuten Wesens, und als er jetzt nach einer nochmaligen vergeblichen Umschau nach Paula ganz siefsinnig auf einen leeren Zweig starrte, während ein Büschel der herrlichsten Haselnüsse ihm gerade vor den Augen schaukelte, konnten sie ihre Lust nicht mehr länger unterdrücken, sondern brachen in ein Helles Gelächter aus. Etwas aus der Fassung gebracht, sah Kon stantin aus die lachenden Schönen, da kam Merlach auf ihn zu und zog ihn beiseite. „Armer Freund, ich will dich von deiner Pein erlösen. Paula ist sicher auf ihrem Lieb lingsplatze, dort oben auf dem Hügel. Wenn du diesen Weg einschlägst, kannst du sie nicht verfehlen. Suche nur unbemerkt von hier fort zukommen, ich werde deinen Rückzug decken." Konstantin drückte Merlach dankend die Hand, und während dieser sich den Damen nützlich machte, indem er die unzulänglichsten Zweige in den Bereich ihrer beutelustigen Hände brachte, eilte jener den ihm bezeichneten Pfad entlang. Der Hügel, welcher auf dieser Seite sanft und allmählich anstieg, siel auf der andern schroff und steil ab. Wildes Steingeröll und losgelöste Felsblöcke bedeckten den Absturz. Einzelne Tannen hatten ihre Wurzeln in die Spalten des Gesteins geschlagen und streckten ihre Spitzen bis hinauf zu der Felsspalte, welche, nur an einer Seite von zackigem Gestein begrenzt, einer Klippe gleich über die Tiefe vor sprang. Der Talkessel tief unten war mit dunklem Wald bewachsen, nur an einzelnen Stellen blinkte das Wasser, das im Grunde floß, hell zwischen den Bäumen hervor. Allmählich erweiterte sich das Tal, grasige Anhöhen, Wiesen, über denen jetzt leichte Nebel hingen, und verstreute Wald gruppen füllten es an, bis ein quer davorliegender Bergriegel die Aussicht begrenzte. Oben auf dem Felsvorsprung stand Paula und blickte in das Tal hinab. Es war ihr un möglich gewesen, die laute Lust der andern zu teilen, während sie jeden Augenblick darauf ge faßt sein mußte, Konstantin vor sich zu sehen. Sie war sich bewußt, daß ein Zusammentreffen mit ihm unvermeidlich sei, aber sie suchte es hinauszuschieben so lange wie möglich, war sie doch noch immer nicht mit sich einig — obwohl Tage vergangen waren, seit sein plötzliches Er scheinen auf dem Balle sie mit wonnevollem Schrecken durchbebt hatte — wie sie ihm gegen übertreten sollte. Vielleicht war er jetzt, während sie einsam hier oben weilte, bei den jungen Mädchen am Bergesabhang und scherzte und lachte mit ihnen. Sie wandte das Haupt lauschend nach der Richtung. Tönten da nicht Schritte? Brach sich nicht jemand Bahn durch das Gebüsch? Sie wollte hastig davon eilen, aber es war schon zu spät, die Zweige bogen sich auseinander und Konstantin stand vor ihr. Konstantin warf einen langen Blick auf die schlanke Gestalt in dem dunklen, kleidsamen Ge wände, mit der ihm so wohlbekannten freien Haltung, und plötzlich hätte er alles vergessen, was zwischen ihnen lag, ihre heimliche Flucht, ihre lange Trennung, ihr beftemdendes Verhalten in den letzten Tagen; in atemloser Freude streckte er ihr beide Hände entgegen: „Paula, Paula!" Bist du es wirklich? So habe ich dich endlich gefunden!" Bei dem ersten Ton seiner Stimme lief ein Zittern durch sie, ihr Herz sprang hoch von wonnigem Glück. Sie tat einen Schritt vor, als wollte sie sich in seine Arme stürzen; aber diese Bewegung gab ihr wieder die Herrschaft über sich selbst, sie wich jäh zurück, so dicht an den Abgrund, daß ihr Kleidersaum über dem Rande desselben schwebte. „Paula, um Gotteswillen, du stürzt hin unter." Er sprang vor, um sie zu halten. Sie wies ihn mit der Hand zurück, das Rot ihrer Wangen schwand und machte einer fast durchsichtigen Bläffe Platz. „Tritt zurück! rief er noch einmal angstvoll, „ich kann dich nicht so nahe dem Abgrunde jehen." Ihre Hand griff krampfhaft nach dem Ge stein an ihrer Seite. Sie fühlte an dem wahn sinnigen Verlangen, zu seinen Füßen nieoer- zuffnken und seine Hand mit Küssen zu bedecken, daß nur der Stolz sie vor sich selber schützen könne, und mit gewaltiger Anstrengung sich be zwingend sagte sie kalt und fremd: „Darf ich erst wissen, wer Ihnen das Recht zu dieser ver traulichen Anrede gibt?" Konstantin blickte sie verwirrt an. PP » (Fortsetzung folgt.)