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Ottendorf! eitung. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Gkrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Dkrilla Annahme »»» Inseraten bi, »«mittag Nh». Inserate werden mit ,o Pf di» Spattzetl» berechne Labellarischrr^Satz nach besonderem Laris Vie »Vttendorser Zeitung» erscheint Dienstag, Donner», tag und Sonnabend abend». 8«zug»prei» vierteljährlich I Mark. Drach die Post bezogen ,,S0 Mark. Nr. 142. Sonntag, den 25. November 1906. 5. Jahrgang. Zum Totenfeste. Ivie viele sind wieder gegangen Zur letzten und ewigen Ruh, Und Trauernde gehen mit Bangen Den Gräbern der Lieben heut zu. Lie fühlen mit Schmerzen die Lücke, Entstanden im Herzen und Kaus, Und klagen, denn von ihrem Glücke Zog viel mit den Toten hinaus. Ls wurden viel glückliche Lhen, Viel Litern von Rindern getrennt. Ach, wem solches Leid nie geschehen, Auch nie seine Größe erkennt I Ls gehen verlassene Waisen Lo schutzlos einher in der Welt, Wie traurig, wenn kindlichen Rreisen Die Liebe der Mutter schon fehlt! Geliebte und glückliche Rinder Kat wieder der Tod hier entführt, Und lange wird's währen, eh linder Der Schmerz ihrer Litern sein wird, Den hin ist das Glück ihres Lebens, Die Hoffnung, in späterer Zeit Die Stütze zu haben, vergebens. V Sterben, du schaffest viel Leid. Manch Herze, das für uns geschlagen, In Freundschaft so warm und so treu, Lah'n wieder zum Grabe wir tragen. Bedenkt man, wie oft war vorbei Mit Schrecken in wenig Minuten Lin Leben so wertvoll und brav; Dann müssen die Herzen wohl bluten, Die solcher Verlust hier betraf! Leibst wenn, schon vom Alter gekrönet, Der Mensch folgt dem Lrdengebst, Der Dulder, der heiß sich ersehnet Hier längst den erlösenden Tod, Und sterbend noch spricht zu den Seinen: „Weint ja nicht, ihr Teuren um mich!" Doch Liebe spricht: „G laß uns weinen Im treuen Gedenken an Dich!" Gft würde wohl Liebe verzagen, Gäb's Glaube uud Hoffnung Nicht mehr. Drum aufwärts zum Höchsten getragen Den Rümmer, die Sorgen so schwer. Gott sorget für Witwen und Waisen, Und Thristus, der sterbende Held, hat tröstend uns Allen verheißen Lin wiederseh'n in sel'ger Welt! B. Orrtltchrs und Sächsisches. Vttenborf-Vkrilla, Sen »4. November;yo< —* Dielt fleißige Hände winden überall Kränze zum Schmuck für die öden Hügel auf den Friedhöfen, die unseren dahingeschiedenen Lieben ein Zeichen der Ehrung und Er innerung. für uns selbst ein Wahrzeichen sein sollen, ihner zu gedenken, fort und fort und ihnen nachzueisern. Das ist die ernste Stimmung des Toten-Sonntages, die uns aus dem geräuschvollen Treiben di-ser Zeitlichkeit Hinblicken läßt aff die Zukunft, die allen Sterblichen ein und dasselbe Geschick bereit t. In unserer so überaus bewegten Gegenwart hat gewiß Leben und Lebensfreude ein großes Recht, doch lassen wir den Gedanken an das Einst unseren Geleiter sein. Uebcr manche Stunde der bitteren Reue hilft er uns fort, er mahnt uns zur Verträglichkeit und zu ein trächtigen Wirken, die schließlich doch nicht zu entbehren sind. Mit dem Totenfest findet das Kirchenjahr seinen Abschluß, und mit lachenden Augen grüßt uns dann die Weihnachtszeit, die e« nie an herzlicher Freude und reichem Segen fehlen läßt. —* Infolge der vorgerückten Jahreszeit wird am 25. d M. aus der böhmischen Elb- strecke der Personenverkehr eingestellt, dagegen hält die Gesellschaft den Betrieb bei eisfreier Elbe zwischen jSchmilka (Landesgrenze) — Schandau — Pirna — Pillnitz — Dresden — Meißen—Riesa—Mühlberg bis auf weiteres wenn auch in beschränkten Maße, aufrecht. Dresden. Der Arbeiterausstand in der Lederfabrik Heinrich Bierling G m. b. H. ist nunmehr als beendet zu betrachten. In den mehrfach abgehaltenen Besprechungen zwischen der Firma und den Delegierten der Arbeiterschaft mußten letztere anerkennen, daß dieser Ausstand sin ganz frivoler Weise vom Zaun gebrochen war. Hierauf hat sich die Fabrikleitung bereit erklärt, nach ihrem Er messen wieder eine Anzahl Leute, soweit cS eben der Betrieb und die offenen Stellen er lauben, einzustellen. Durch die zirka zehntägige Dauer des Ausstandes sind allerdings viele Plätze inzwischen neu besetzt worden, sodaß eine Anzahl der kontraktbrüchigen Arbeiter kein Unterkommen mehr bei der genannten Firma finden kann. — Im Hause Pfotenhauerstraße 27 wurde am vergangenen Sonntag nachmittag zwischen 4 und 7 Uhr, während die Inhaber der in diesem Hause b kindlichen Geschäfte ml! ih»cr' Familie spazieren gegangen waren, ün frecher Einbruch auSgcführt. In der Zigarrenhandlung von K. Martin hat der Dieb durch Nach schlüssel zwei Türen geöffnet und aus dem Ge- schästslokal insgesamt 165 M. bareö Geld ge stohlen. Im Milch- und Buttergeschäft von O. Lehnert in demselben Hause hat er aus der Ladenkasse und aus verschiedenen Kassetten, die erbrochen wurden, zirka 100 Mark entwendet. Trotz sofortiger polizeilicher Nachforschungen ist von dem Dieb bi» heute noch keine Spur vor handen. Weinböhla. Ein hier in Stellung be findliches Dienstmädchen aus Potschappel nahm anfang« dieser Woche aus noch unaufgeklärter Ursache Gist zu sich. An den Folgen der Vergiftung ist das blühende Mädchen im Ländlichen Krankenhaus in Meißen gestorben. Potschappel. Am Bußtag nachmittag hatte sich ein Rehbock von der Steigerwtese nach dem Restaurationsgarten des Steigers verirrt. Um zu entkommen, sprang das ge ängstete Tier 4 Meter tief in einen Hof hin ab, wo e» in erschöpften Zustande gefangen wurde. Nach seiner Fütterung erhielt es die Freiheit wieder. Arnsdorf. Wieder das Spiel mit der Schußwaffe! Sonntag nachmittag spielte der elfjährige Sohn des Gutsbesitzers Höschen mit einem geladenen Teschin und brachte dabet dem gleichaltrigen Sohne des Schirrmeisters Fasold eine schwere Schußwunde am Kopf« bei. Putz kau In hiesigen Waldungen sind an sonnigen Stellen jetzt wieder Preißelbeeren und völlig reife, wohlschmeckende - eidelbeeren ge sunden worden. Zittau. Ein Brückeneinsturz hat am Mittwoch in Obcrhennersdorf nicht wenig Aufregung erweckt. Dir dort neuerbaute und in Eisenkonstruklion ausgesührte untere Bezirks- Straßenbrücke über die Mandau dicht bei der Reichsgrenze war am Vormittag des genannten Tages von der Holzverschalung befreit und damit für den Veikehr freigegeben word-w Nachmittags gegen 5 Uhr, nachdem eben ein Wagen die Brücke befahren hatte, brach sie zusammen und stürzte zum größten Teil in die Mandau. Ob ein Konstruktionsfehler, vorliegt oder der Untergrund, dessen ungeeignete» Material schon beim Baue der Brücke die Arbeiten sehr behinderte, die Schuld an dem Einstürze trägt, wird erst durch Erhebungen festgestellt werden müßen. Neben der neuen Brücke bestand eine alte steinerne Brücke, die bereits abgetragen wurde. Zur Aufrecht- erhalt mg de» Verkehrs auf der Bezirksstraße wird die Herstellung einer Notbrücke erfolgen müßen. Die eingestürzte Brücke hakte eine Spannweite von 16*/, Meter. Zum Glück sind bei dem Brückeneinsturz keine Menschen verletzt worden. Meißen. Eine schon seit mehreren Jahren schwebende Klage hat jetzt durch das Urteil der höchsten Instanz seinen Abschluß gefunden. Der frühere Polizeiinspektor Schulze hatte die Stadt Meißen auf Gewährung von Pension verklagt. Es war ihm nahegelegt worden, sein EntlaßungSgesuch einzureichen. Er unterließ dies jedoch und als er kurz vor dem Termin, an welchem seine Anstellung zur lebenslänglichen geworden wäre, s.ine Kündigung erhielt, erhob er Anspruch auf Pension mit der Begründung, sich im Dienste der Stadt Meißen eine dauernde Krankheit zugezogen zu haben. Dieser Anspruch ist jetzt vom Oberver- waltungsgericht als ganz berechtigt anerkannt worden. Man hatte hier nach dem bisher be kannt gewordenen Tatbestand einen solchen Ausgang nicht erwartet. Riesa. Am oberen Ausgange des Stadt parks ereignete sich am Dienstag früh in der achten Stunde ein größerer Schiffsunfall. Ein mit einer nach Hamburg bestimmten wertvollen Ladung Bretter und Kanthölzern beladener Kahn der Firma I. C. Ritter-König stein traf kurz nach dem Losfahren von Moritz im Fahrwaßsr einen Stein und erhielt dadurch ein Leck, infolgedessen das Woßer so stark in den Kahn drang, daß dieser bald darnach auf Grund geriet. Das Fahrzeug liegt schräg im Strome. Der Schiffsverkehr ist jedoch nicht gestört. Die nötigen Rettungsarbsitsn sind sofort eingeleitet worden. Kahn, Ladung und Fracht sind durch Versicherung gedeckt- Leisnig. Der 55 Jahre alte Maurer Karl Höhme aus Fischendorf, der am Montag beim Abtragen des Gerüst» an Schloß Mildenstetn dadurch schwer verunglückte, daß er von einem cinstürzenden Gerüstteile auf den Kopf getroffen wurde, ist im Leipziger Krankenhause, wohin man ihn am anderen Tage brachte, seinen schweren Verletzungen er legen. Borna. Unter dem Hasenbestande in den Fluren bei Borna wird seit längerer Zeit eine recht erhebliche Sterblichkeit unter kolik ähnlichen Erscheinungen beobachtet, die neuer dings immer mehr um sich greift. Bi» jetzt sollen in der Wyhraer Flur allein gegen 70 verendete Tiere gezählt worden sein. Ueber die Ursache dieser seltsamen Erscheinung herrscht noch Unklarheit. Während von der einen Seite dos Sterben mit der Vergiftung der Mäuse in Zusammenhang gebracht wird, neigt man auf der anderen Seite der Ansicht zu, daß unter den Tieren eine Krankheit herrschen muß. Um Klarheit zu erholten, sind einige verendete Hasen der Tierarzneischule in Dresden zur Untersuchung übergeben worden. Beucha. Im Steinbruch der Firma Hartwig hier stürzte ein in Leipzig wohnhafter 38 Jahre alter Monteur, der an der maschinellen Einrichtung eines Motors be schäftigt war, plötzlich vom Maschincnhausdach herab, so daß er anscheinend einen Schädel bruch erlitt. Ob der Mann, da im selben Moment geschoßen worden war, von einem Stein getroffen wurde, oder ob er infolge FehttrittS verunglückte, konnte noch nicht fest- gestellt werden. Der Schwerverletzte wurde in das Leipziger Stadtkrankenhaus übergeführt. Leipzig. Das eigenartige und naive Ver langen, hier einen polnischen Gottesdienst ein zurichten, haben die ganz gut deutsch redenden Polen an die katholische Gemeinde gerichtet. Das in einer Versammlung von 300 Polen unterzeichnete Gesuch lautet: "Wir unterzeich neten Katholiken polnischer Nation, erfüllt von der Liebe und dem Gehorsam in unserem heiligen Glauben, sind der Ansicht, daß er nur in der Muttersprache seine Wirkung ausüben kann. Deshalb bitten wir höflichst die hiesige hochwürdtge Geistlichkeit um Abhaltung einer polnischen Predigt an jedem Sonntage nach der Frühmesse." Möckern. Beim Bau des Garnison lazaretts glitt ein 30 Jahre alter Maurer au« Schweiditz ca. 2 Meter hoch von einem Gerüst herab und zog sich hierbei anscheinend einen Schädelbruch zu. Der Verunglückte wurde mittels Rettungswagens in das Leipziger Stadtkrankenhaus übergeführt. Glauchau. Ein schrecklicher Unglücksfall ereignete sich hier am Dienstag morgen. Die in ziemlich hohem Alter stehenden Frau des Schmiedeobermeistns Wirsching wollte in der 6. Stunde auf dem flachen Dache ihres Hauses Wäsche zum Trocknen aufhängen. Hierbei stürzte die Frau, die auf dem linken Auge blind und auf dem rechten kurzsichtig war, über da» 50 Zentimeter hohe Geländer, das das Dach umgibt, in den gepflasterten Hof hinaab, wo sie mit eingedrückter Hirnschale tot liegen blieb. Chemnitz. Mit einem Angestellten des Zirkus Wullff, der hier gastierte, brannte die 19 jährige Tochter eines hiesigen Einwohners durch. Um sich und ihrem Geliebten da» „Fortkommen" zu erleichtern, erleichterte sie vorher das väterliche Portemonnaie um 2400 Mark. Da es der Held der Liebes affäre vorgezogen hat, auch den „Sand der Manege" von den Füßen zu schütteln, wird das Pärchen wohl nicht so bald ermittelt werden. — Zwei dreizehnjährige Knaben' die das Erbrechen von Abortautomaten als „Spezialität" betrieben, gelang es hier auf frischer Tat zu ertappen. Bernsdorf. In einem Deliriumsanfallr drohte der Besitzer des diesigen Gasthofs, Fröhlich, seine Familie zu ermorden und ver suchte darauf sein Anwesen in Brand zu stecken. Ec wurde aber dabei überrascht, nach heftigem Widerstande festgenommen und nach dem Amtsgericht Lichtenstein übergeführt, von woauS man ihn nach dem Krankenhause trans portierte- Das angelegte Feuer konnte, ohne weiteren Schaden zu verursachen, bald unter drückt werden. Zöblitz t. Erzgeb. Der am 26. April dieses Jahre» an der GaSmeisterSehefrau Alma Groß von hier verübte Mord scheint ungesühnt zu bleiben. Der der Tat verdächtige Ehemann der Gasmeister Groß, befindet sich zwar noch immer in Freiberg in Untersuchungshaft, doch scheint da» bisher vorliegende Belastungs material zu einer Verhandlung nicht aus reichend zu sein. Johanngeorgenstadt. Einem Brand im Kohlenbergwerke Braz bei Falkenau fielen drei Bergleute zum Opfer. Obersteiger Gorosch, deßen Sohn Johann Gorosch und Häuer Johann Blecha erlitten tödliche Brandwunden. Ebersdorf. In der Nacht zum Mittwoch erschoß sich der ledige, 25 Jahre alte Arbeiter Max Knobloch im Garten eines Gutsbesitzers. Als Ursache de» Selbstmord» wird Liebes kummer angegeben. Zwickau. Erschoßen hat sich mittels eine» Teschings auf seinem Zimmer der im 17. Lebensjahre stehende Sohn des Brauerei besitzers F. im Stadtteil Marienthal. Man nimmt an, daß ein unglücklicher Zufall den Tod des jungen Mannes herbelgesührt hat. Netzschkau. Die Errichtung eines Fisch marktes hat der hiesige Stadtgemeinderat be schloßen, um damit der anhaltenden Fleischnot etwas zu begegnen. Klingenthal. Einer armen Frau in Silberbach wurde in der Nacht zum Sonntag aus dem nur leicht verwahrten Stalle eine fette Gans gestohlen. Der Dieb, wahrscheinlich ein Musikinstrumentenmacher, dürfte indessen seiner Beute nicht recht froh geworden sein, da er in dem Gänsestalle seinen Kaffeekrug, in dem sich der Wochenlohn in Höhe von 21 M. befand, zurückgelaßen hatte. Bis heute hat er sich noch nicht gemeldet.