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Ottendorfer Zeitung : 23.11.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-11-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190611232
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19061123
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19061123
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-11
- Tag 1906-11-23
-
Monat
1906-11
-
Jahr
1906
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 23.11.1906
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ed. Um die Welt auf der Jagd nach dem Glück. In Karlsbad starb Louis Spitzel, .ein englischer Millionär, dessen Vermögen auf !40 000 000 Mk. geschätzt wird, im 49. Lebens- ijahre. Spitzel gehörte einer österreichischen ! Familie an, er kam aber in frühester Jugend nach-England und ließ sich dort naturalisieren. .Seine Laufbahn begann er als Diamant-Arbeiter, und als solcher ging er auch nach Australien j und später nach China. Hier wurde er Unter- nehmer großen Stils und als solcher ein Freund 'Li-Hung-Tschangs,des gerissenen Geschäftsmanns, -durch den er große Summen verdiente. Während des chinesisch-japanischen Krieges versorgte er ! beide kriegführenden Mächte mit Waffen und Munition und verdiente damit wieder viel Geld. Spitzel war auch der erste Europäer, der die Maximschen Maschinengewehre in China ein- sührte, und er blieb der einzige Ausländer, dem die unentgeltliche Benutzung des Staats-Tele graphennetzes gestattet war. ob. Ein Buch für 4000 Mark. Ein Pariser Verleger gibt gegenwärtig ein Werk heraus „Die Frauen von Versailles", das 4000 Mark, pro Exemplar kostet. Es besteht aus fünf Teilen, und jeder Teil enthält 10 Tafeln weiblicher Schönheiten in den genauen Farben der Originale. Ein wahnsinnig gewordener Strahen- bahnführer trägt die Schuld an einem Zu sammenstoß zweier Straßenbahnwagen, der sich bei Bagnolet, einem Vorort von Paris, ereig nete und bei dem 15 Passagiere schwer verletzt wurden. Louis Gougyon, der plötzlich in geistige Umnachtung verfiel, führte seinen Wagen, ohne anzuhalten, vom Eintrachtsplatz im schärfsten Tempo durch die belebtesten Straßen der Stadt, bis er die Außenbezirke erreichte. In der Schloßstraße wird die Strecke eingleisig. Gougyon jedoch achtete nicht darauf und fuhr auf einen ihm entgegenkommenden Wagen mit voller Ge walt auf. Der Zusammenprall war fürchterlich. Die Passagiere beider Wagen erlitten schwere Verletzungen und mußten in den Apotheken der Nachbarschaft verbunden werden. Gougyon wurde sofort verhaftet, und die polizeiliche Untersuchung ergab, daß der Mann seit dem vor einigen Monaten erfolgten Tode seines einzigen Kindes an Wahnvorstellungen leidet, unter deren Einwirkung er sich befand, als er mit seinem Wagen durch die Straßen von Paris jagte. A Eine Märchenerzählerin. In London ist eine ehrwürdige alte Dame mit Silberhaar und einer weichklingenden Stimme angelangt, die den Kindern der amerikanischen Millionäre und manch mal auch den großen Leuten Märchen erzählt und dafür große Honorare erhält: Es ist Marie Shed- lock, die größte amerikanische Märchenerzählerin. Miß Shedlock hat sich früher ihr Brot mildem Erteilen von französischen Stunden verdient, aber da sic eine große Liebhaberin von Märchen und besonders von den Märchen von Andersen ist, so erzählte sie ein paarnial in einem kleinen Kreise die schlichten Geschichten, die sie so liebte, und sand Wichen Beifall, daß sie die französischen Stunden, aufgeben und sich nur noch dieser viel gewinn bringenderen Beschäftigung widmen konnte. Seit dem hat sic in allcM großen Städten von Ncw Dort bis San Francisco bald im engen Familienkreise der Rüchen, bald vor einem vieltausendköpfigen illublikum ihre Märchen vorgctragen und will nun auch in London ihre Kunst zeigen. Sic tritt ge- lleidet wie eine alte Großmutter aus dem Märchen ruf und erzählt dann in einfacher inniger Weise ,die anmutigen Phantasien der Kinderwelt, die Finderscn so unnachahmlich geschildert Hai. Das . ocste" Zeichen ihres Erfolges ist die außerordentliche 'Lisve, tue ihr die maßgebendsten Zuhörer dieser Geschichten, die Kinder, cntgegcnbrmgen. Sie wird euch in England einige Riale ihre eigenartige Kunst 'tincm größeren Publikum Vorfahren. eb. Die armeu Mädchen. Die bäuer liche Gemeinde Topperfield in der englischen Grafschaft Essex, die 570 Seelen zählt, ist ein drastisches Beispiel für das Überwiegen des weiblichen Elements in dieser Gegend Englands. Die Dorfschule wird gegenwärtig von b3 Pfädchen, aber nur 11 Knaben besucht, und w den letzten zwölf Monaten sind in dem Dorf nur zwei Knaben geboren worden. Zu dem Bouiben-AtLentat im Peters- dom zu Rom, das glücklicherweise keinerlei Schaden anrichlete, wird noch berichtet, daß man über den Urheber nnd dessen Absichten völlig im dunkeln ist. Die italienische Presse stellt den Zusammenhang der Attentate im Cafö Aragno zu Rom, das vor einigen Tagen ver übt wurde, und im Petersdom fest, der ohne Zweifel hervorgehe aus der Gleichartigkeit in der ungeschickten Fabrikation der Bomben. Nie mand weiß aber das Dunkel der Beweggründe aufzuhellen, welche diese Taten veranlaßte. Akan steht vor einem Rätsel. Im Ministerium des Innern glaubt man nicht, daß es sich um ein anarchistisches Komplott handle. Diese Erklärung beruhigt aber die leb haft erregte öffentliche Meinung nicht. Das Ministerium des Innern hat eine Be lohnung von 1000 Lira ausgesetzt, die dem jenigen zufallen soll, der sichere Angaben machen kann, auf Grund deren die Entdeckung der Ur heber beider Bombenanschläge möglich ist. Das Bombenattentat im Petersdom wurde übrigens, wie erst jetzt bekannt wird, vor einigen Tagen einer römischen Zeitung angekündigt mit dem Hinweis, das Attentat im Cafö Aragno sei nichts im Vergleich mit dem, was noch kommen und die ganze Welt mit Jammer erfüllen werde. Aus Rache ermordet. In Neapel wurde der Privatdozent und Anatomieprofessor Gio vanni Rossi von einem bekannten Anarchisten, Severio Lagano, durch einen Dolchstich ins Herz auf offener Straße ermordet. Lagano, der Doktor der Philosophie ist, hat die Tat aus Rache vollbracht. Er trieb nämlich unter den Studenten einen schwunghaften Handel mit den Vorträgen der Professoren, die diese ihm um sonst überließen. Professor Rossi hatte sich ge weigert, ebenso zu verfahren, und verteilte seine Vorträge an seine Schüler selbst, worauf Lagano den Unglücklichen, nachdem er ihn wiederholt vergeblich um Überlassung der Vor trüge ersucht hatte, einfach niederstieß. ob Ein Riese als Scharfrichter. Die dänische Regierung hat einen wahren Riesen, den früheren Polizisten Christensen aus Stagelse, zum Scharfrichter ernannt. Die letzte Hinrich tung fand vor über 20 Jahren statt, da König Christian IX. keine Todesurteile unterzeichnete. Da in letzter Zeit mehrere besonders rohe Morde vorgekommen sind, wird angenommen, daß König Friedrich die Todesurteile unterzeichnet. Im übrigen soll Christensen nicht nur als Scharfrichter, sondern auch gleichzeitig als Vollstrecker für die im vorigen Jahr wieder eingeführte Prügelstrafe fungieren. Schicksal des Fürsten Lahovary. Von dem König der Diebe, dem Rumänen Mano- lescu, der eine Zeitlang durch seine kühnen und genialen Diebstähle die ganze Welt in Auf regung versetzte, hört man wieder einmal etwas. Er hat sich den rechten Arm so unglücklich ge brochen, daß er ihm abgenommen werden mußte. Vor kurzem hatte er sich in Mailand in zweiter Ehe mit einer wohlhabenden Frau vermählt. Der Hund im Gerichts«»!. Der Assistent des Staatsanwalts der rumänischen Stadt Vorbeni besitzt einen Terrier, der seinen Herrn überallhin begleitet, sogar in den Gerichtssaal. Hier setzt er sich auf einen Stuhl neben seinem .Herrn und hört allen Ausführungen der Ange klagten, Richter usw. aufmerksam zu. Gefällt ihm ein Angeklagter- nicht, so bellt er ihn an, aber ebenso fängt er an zu bellen, wenn der Verteidiger oder sogar sein Herr zu lange redet. Wird trotzdem weiter gesprochen, so heult er. Es ist nun eine Petition an den Justizminister abgegangen, die den Hund aus den Gerichts saal verbannen will und seine Anwesenheit als „Skandal" bezeichnet. vll. Eine Millionärin als Schauspielerin. Miß Alice Lewisohn, die ein Vermögen von 2 Millionen Dollar besitzt, tritt gegenwärtig als Schauspielerin am Majestic-Theater in New Jork unter dem Namen Eleanora Leigh auf. Die übrigen Schauspieler haben jetzt erst erfahren, daß eine Millionärin in ihrer Mitte weilt. ob. Eine Erinnerung an Blondin. Der berühmte Seilkünstler Blondin, der auf seinem Rücken einen Mann über ein Seil trug, das über die Niagarafälle (Amerika) gespannt war, erhielt für diese Leistung eine goldene Medaille und ein Diplom. Diese wurden jetzt auf einer Auktion in London für 215 Mk. verkauft. Eine Weltberühmtheit verhaftet. Der weltberühmte Sänger Enrico Caruso, der in New Jork weilt, um in Conrieds Opernhaus in Gemeinschaft mit andern Berühmtheiten zu gastieren, wurde im Affenhause des Zoologischen Gartens zu New Jork unter eigenartigen Um ständen verhaftet. Ein Polizist beobachtete den Sänger, der einer ihm unbekannten Dame, die dagegen protestierte, Zärtlichkeiten aufdrängte. Caruso, der in der Zelle der Polizeistation in Tränen ausbrach, bestreitet alles. Er wurde nach mehrstündiger Haft gegen eine von Conried erlegte Kaution freigelassen. Dabei fiel er, noch immer Weinand, Conried um den Hals. Caruso wurde gelegentlich des Erdbebens in San Francisco von einer Frau geohrieigt, die er, um sich zu retten, umgerannt hatte. A Der Mann mit den fünf Franen. Der Präsident der Mormonenkirche Joseph Smith ist in Salzseestadt verhaftet worden, weil er fünf Frauen hat. Die Regierung der Ver. Staaten hatte ihn schon längst in Ver dacht wegen seiner zahlreichen Heiraten, aber die Geburt eines neuen Kindes, durch das die Zahl von 43 erreicht wurde, schien selbst den Brüdern seiner Gemeinde zuviel und sie ver anlaßten seine gerichtliche Verfolgung. Smith war sechsmal verheiratet, aber von einer Frau lebt er getrennt. Seine fünf Frauen wohnen in derselben Straße in verschiedenen Häusern, die aber durch einen Zugang miteinander ver bunden sind, sodaß Smith bei seinen Besuchen nicht über die Straße zu gehen braucht. Ein jeder von seinen Haushalten kostet ihm jährlich 20 000 Mk. A Das Automobil des Grosten Lama. In das heilige und vor den Weißen noch immer streng abgeschlossene Land von Tibet, in das die englische Expedition die ersten Zeichen moderner Zivilisation getragen hatte, zieht nun als Bannerträger der höchsten Kultur das Automobil ein. Der Kapitän Connor, ein intimer Freund des großen Lama, des heftigen Vertreters Buddhas, der in dem Kloster von Tasch.-Lumpo residiert, nimmt aus London für seine Heiligkeit eine Maschine von acht Pferde- krästen mit. Das ist eine große Überraschung für alle, die in dem religiösen Königtum von Tibet noch einen letzten romantischen Abglanz des Mittelalters erblicken, eine noch größere aber für genauere Kenner des Landes, denn sie wissen nicht, wie das Automobil in diesen wege losen wüsten Gegenden sich wird fortbewegen können. So wird denn das neue Gefährt des Gotteskönigs notwendig die Anlegung von guten Straßen nach sich ziehen und die Zivili sation dadurch ihren Einzug halten. Die Zeit ist also nicht mehr fern, in der das Tuten der Autler durch die heftige Stille des Innern Asiens dringt und die Automobile durch das geweihte Tor von Lhassas ehrwürdigem Heilig tum jausen. GerrMsdMe. §8 Halle. Das Oberverwaltungsgericht hatte sich mit der Frage zu beschäftigen, ob die Gemeinden berechtigt sind, auch die Gastwirte für die Lustbar keiten von Vereinen zur Lustbarkeitssteuer hcran- zuziehen. Eine Innung hatte in dem Lokale des Gastwirts L. eine Tanzlustbarkcit veranstaltet. Als die Innung leine LustbarteitSsteuer entrichtete, for derte der Magistrat von dem Gastwirt 15 MH Lust barkeitssteuer. Rach der Steuerordnung haftet für die Entrichtung der Steuer neben dem Veranstalter der Lustbarkeit der Inhaber des Lokals, in welchem die Lustbarkeit siättfindet. L. behauptete, die in Rede stehende Vorschrift sei ungültig. Der Wirt könne nicht für die Entrichtung der Lustbarkeits- stener verantwortlich gemacht werden, wenn Vereine usw. in seinem Lokale selbständig Lustbarkeiten ver anstalten. Nach fruchtlosem Einspruch erhob L. Klage beim Bezirksausschuß, welcher jedoch die Klage abwies. Das Oberverwaltungs gericht bestätigte die Vorentscheidung als zu treffend. Die Besteuerung von Lustbarkeiten, einschließlich musikalischer und deklamatorischer Vorträge sei nach 8 15 des Kommunalab- gabengesetzeS den Gemeinden uneingeschränkt gestattet. Es sei daher zulässig, einen Wirt für die Entrich tung der Lustbarkeitssteuer dann verantwortlich zu machen, wenn andre Personen in seinem Lokale eine Tanzlustbarkeit veranstalten, ohne die Steuer .fristzeitig zu entrichten. Auch Lustbarkeiten von geschloffenen Vereinen dürfen besteuert werden. X Siegen. Der Polizeisergeant Heider hatte sich wegen Körperverletzung im Amte zu verant worten. Der Beamte verlangte von einem Maurer Angabe seines Namens, weil er in der Bahnhof straße im Laufschritt gegangen war. Als sich der Maurer ob dieses seltsamen Ansinnens dazu weigerte, schlug H. ihn mit seinem Säbel über den Kops und spaltete ihm dabei die Nase, wodurch eine dauernde Entstellung des Gesichtes herbeigeführt wurde. Ter Gerichtshof ahndete diese Tal durch Auferlegung einer Gefängnisstrafe von drei Monat und erkannte dem Maurer eine Geldbuße von — hundert Mark zu. Stettin. Daß „Mauscheln" ohne erschwerende Bedingungen kein Glücksspiel und deshalb nicht straibar ist, entschied die erste Strafkammer des hiesigen Landgerichts als Berufungsinstanz. Ein Gastwirt war wegen Duldung des Mauschelspiels, bei dem der Einsatz 20 Pfennige betragen hatte, angeklagt worden. Er wies nach, daß ohne „Aß- zwang" und ohne „Einladen zum Mitgehen" ge spielt worden war. Das Gericht entschied, daß unter diesen Umständen das Spiel nicht durchaus vom Glückszufall abhänge. Romantische königliche Ringe. all. König Alfons von Spanien besitzt einen wertvollen Ring, der bisher als Unglücksring in der königlichen Familie galt. Er wurde von Alfons XII. seiner Gemahlin Mercedes ge schenkt, die aber schon einen Monat, nachdem sie das Geschenk erhalten hatte, starb. Der König schenkte den Reifen dann seiner Schwägerin, der Prinzessin Christina, aber diese trug ihn nur drei Monate und starb dann. Da be schloß der König, der jedem Aberglauben ab hold war, den Ring selbst zu tragen, aber nach kurzer Zeit wurde auch er hinweggerafft. Die Königin-Regentin wollte mit dem Ringe nichts zu tun haben uud ließ ihn in der Almudena- Kirche in Madrid aufbewahren. König Alfons aber hat den Ring hervorgesucht und trägt ihn, denn er ist der Meinung, daß er ihm Glück bringt. An seinem Hochzeitstage, an dem sich auch der Bombenanschlag ereignete, trug der König den Ning, und die abergläubischen Spanier sind nun felsenfest davon überzeugt, daß es sich um einen Talisman handelt. Der Kaiser aller Reußen besitzt einen Ning, von dem er glanbt, daß er ohne diesen keine Re gierungshandlung vornehmen kann. Auch ist er der Meinung, daß der Ring ein Mittel gegen alle Anschläge ist. Er foll ein kleines Stück Holz vom Kreuze Christi enthalten und befindet sich schon lange im Besitz des regierenden Zaren. Der Großvater des gegenwärtigen Zaren, Alex ander II., trug den Ring fast immer. Nur an jenem Unglückstage des Jahres 1881 hatte er vergessen, den Mng an den Finger zu stecken, und deshalb, glauben die Russen, habe die Bombe Erfolg gehabt. Napoleon I. war mehr Fatalist, als der strenggläubigste Türke, aber dennoch lrug er ei,len Ring, dem er geheimnis volle Kräfte beimaß. Nach dem Tode des großen Korsen kam der Ring in den Besitz Napoleons III., der ihn bis zu seinem Tode trug. Er hatte ihn seinem ältesten Sohne, dem Prinzen Lulu, vermacht, dieser wollte ihn aber nicht tragen und man prophezeite ihm deshalb ein frühes Ende. Der Ring wurde Napoleon Ilt. mit in seine Gruft in Chislehurst gegeben, Prinz Lulu aber sand, kaum 18 Jahre alt, im Jahre 1878 seinen Tod im Kriege der Eng länder gegen die Zulus. buntes Allerlei. ell. Er fand ein Haar drin. Er: „Ich kenne keinen Menschen, der athletischen Sport treibende Frauen mehr haßt, als Herr Müller." — Sie: „Er hat aber doch eine Athletin ge heiratet!" — Er: „Gerade deshalb!" eb. Grob. Ältliche Dame: „Diese Seife, die ich hier kaufte, taugt nichts, und der Be sitzer hat mir doch gesagt, daß sie dem zartesten Teint keinen Schaden zufügt." Verkaufender Lehrling: „Sie haben aber auch keinen zarten ging schwer. Plötzlich wandte er sich nach Merlach um. ,Mie kommt das Bild dieser Dame in deine Hände?" „Sie wird es mir wahrscheinlich . gegeben haben!" Konstantin schritt heftig im Zimmer auf und ab. „Bist du ihr Bruder oder ihr Ver- lobier?" „Wolltest du mir nicht zuerst sagen, mit welchem Rechte du danach fragst?" . Konstantin biß sich auf die Lippen. „Ver- reihx, aber du weißt nicht, wie es in mir stürmt." „Uh fange an, es zu ahnen." „Sage mir, wen das Bild vorstellt." ,Mne junge, sehr lsichenswürdige Dame." „Wie heißt sie?" „Ihr Name ist Paula Steinberg." , Maul Stein", murmelte Konstantin unhör bar vvr sich hin. „Und in welchem Verhältnis siehst du denn zu ihr?" setzte er laut hinzu. . „Hm, wenn ein andrer mich in dem Tone fragte, dürfte ihm meine Antwort kaum ge fallen." „Bruno, ich bitte dich, martere mich nicht. Bist du ihr Verlobter?" „Das eben nicht." Er sah Konstantins Arnihe und ging plötzlich von dem spöttischen zu einem ernsten und herzlichen über. »Wenn ich offen zu dir rede, so darfst ou wohl einen Beweis meiner Freundschaft darin sehen; denn das, was ich dir zu sagen habe, pflegt man gewöhnlich für sich zu behalten. Mein Ver hältnis zu Paula besteht darin, daß ich vor ewigen Tagen einen Korb von ihr erhielt." Konstantin atmete erleichtert auf. „Und weshalb wies sie dich ab?" Bruno lachte halb belustigt, halb ärgerlich auf: „Vermutlich, weil sie mich nicht zum Manne haben wollte!" „Bruno!" „Wenn ich dir noch sage, daß sie ein sehr schönes, edles und liebenswürdiges Mädchen ist, das verwaist im Hause ihres Vormundes lebt, so denke ich, kannst du mit meiner Antwort zu frieden sein. Ich erwarte nun von dir zu hören, woher du sie kennst, und welche Be wandtnis es mit der Ähnlichkeit hat, die der junge Mann auf deiner Skizze mit ihr hat." „Dir das letztere zu erklären, habe ich kein Recht; was das erstere anbelangt, so kann ich dir nur sagen: meine Bekanntschaft mit ihr dauerte nur wenige Tage. Wir trennten uns, ohne daß ich wußte, wo sie lebt und wie sie heißt." Merlach blickte nachdenklich vor sich hm. Hatte er nicht dieselben Worte, nur aus anderm Munde, erst vor kurzem gehört? Könnte es möglich sein, daß Konstantin es war, um dessentwillen Paula seine Hand ausgeschlagen hatte? „Wo hast du sie denn kennen gelernt?" fragte er aufblickend. Konstantin zögerte. „In Triest." „In diesem Frühjahr?" „Ja, aber höre auf mit deinen Fragen, ich kann sie nicht beantworten." Merlach saß, die Ellbogen auf das Knie gestützt, schweigend da. Er hätte nie geglaubt, daß sein Herz so wilder Eifersucht fähig sei, wie er sie in diesem Augenblick gegen Konstantin empfand. Tausend Gedanken stürmten jetzt auf ihn ein. „Du mußt mir Gelegenheit verschaffen, sie zu sehen und zu sprechen," bat Konstantin. Er antwortete nicht. Wenn er dies nun nicht tat, sondern sich im Gegenteil bemühte, eine Zusammenkunft der beiden zu vereiteln, dann reiste Konstantin ab, und die Zeit machte Paula vielleicht doch noch seinen Wünschen geneigt. ED wurde ihm heiß bei dem Gedanken, aber sein offenes, ehrliches Herz vermochte nicht lange dabei zu verweilen. „Ich würde nicht zögern, Ihr Glück um den Preis des meinigen zu er kaufen," — hatte er nicht so zu Paula gesagt? Es war ihm heiliger Ernst mit diesen Worten gewesen, — sollte er nun zaudern, sie einzu lösen ? Zudem war Konstantin sein Freund, und er hatte eine viel zu hohe Meinung von der Freundschaft, als daß er derselben nicht willig ein Opfer gebracht hätte, auch wenn ihm dasselbe schwer wurde. So richtete er sich ent schlossen auf. „Ich will tun, was du wünschest, Konstantin, du sollst sie sehen und sprechen können." Sie reichten sich beide die Hände und blickten sich fest und offen an. „Glaubst du, daß ihr Herz frei ist?" fragte Konstantin ganz leise. „Vielleicht trägt sie dein Bild darin," ent gegnete Merlach, zugleich aber fielen ihm Pauls Worte ein: „Und wenn er mich fände, könnte ich ihm nie angehören, denn es liegt ein Ab grund zwischen uns, den nichts überbrücken kann." — „Wie dem aber auch sei," setzte er noch herzlich hinzu, „ich wünsche dir Glück zu deinem Werben." „Wann kann ich sie sehen?" „Es ist morgen Ball in Tannhausen. Ich bin auch dazu geladen und werde dich ein führen. Paula wird auch dort sein." 8. Die Bälle in Tannhausen wurden in Er mangelung einer andern passenden Räumlichkeit in dem großen Saale des städtischen Ratbau'es abgehalten. Das dunkle Holzgetäfel desselben strahlte heute von Hellem Kerzenlicht wieder, die alten Ratsherren und Bürgermeister des Städt chens, deren Bildnisse in langen Reihen die Wände schmückten, schienen Leben in ihren Rah men zu gewinnen und verwundert auf daS bunte Treiben zu ihren Füßen herabzublicken. Die Honoratioren des Ortes, Offiziere aus der nahen Garnison, die Gutsbesitzer und Amt männer der Umgegend waren mit ihren Frauen und Töchtern hier, für welche diese Bälle Er eignisse waren, die Monate vorher und nachher den reichsten Stoff zum Denken und Sprechen lieferten. Als Konstantin und Bruno eintraten, war der Saal von einem bis zum andern Ende mit den promenierenden Paaren angefüllt. Geschickt aber wußte Merlach seinen Freund durch das Gedränge hindurch zu einigen Herren und Damen zu führen, mit denen er ihn schnell bekannt machte. PP s (Fortsetzung folgt.)
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