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Das Kaiserpaar und die Münchener. Nach den Kaisertagen steht München jetzt unter dem Eindruck der Mitteilungen, die der erste Bürgermeister von Borscht in der Magistrats sitzung über seine Unterredungen mit dem Kaiser gemacht hat. Wie der ,B. L.-A/ meldet, er kundigte sich der Kaiser sofort nach der Be grüßung am Hauptbahnhofe nach den wirtschaft lichen Verhältnissen der Stadt, nach der Zunahme der Bevölkerung und nach dem Arbeitsmarkt. Besonders interessierte sich der Monarch für die Arbeitslosigkeit. Er erkundigte sich auch nach den Lebensmittelpreisen und nahm die Mit teilung des Bürgermeisters, daß besonders die Fleiichprene in München ebenso wie anderwärts um 25—47 Prozent gestiegen seien, mit großem Ernst entgegen. Nach seiner Ankunft zur Grundsteinlegung auf dem Festplatze war nach der Begrüßung durch den Prinzen Ludwig sein erstes Wort wieder an die Vorstände der beiden Gemeindekollegien gerichtet. Als die Rede auf das neue Münchener Rathaus kam, meinte der Kaiser, es sei das schönste Rathaus, das er in Deutschland überhaupt kenne, und man könne der Stadtvertretung zu einem solchen Prachtbau nur gratulieren. — Auch die große Freund lichkeit der Kaiserin wird überall besprochen, namemlich, wie liebevoll sie besonders in den Krankenhäusern und in den von ihr besuchten Kinderspitälern gewesen ist. Planchen kleinen Patienten hat sie eigenhändig aus dem Bett heraus auf den Arm ge nommen, um mit den sich ganz zutraulich gebenden kleinen Kindern aufs herzlichste zu sprechen. Als die Kaiserin in einem der Kranken häuser an die Rückfahrt gemahnt wurde, sagte sie: „Nein, nein, ich muß erst noch zu den Buben." Ein kleiner Junge aus Schwabing antwortete der Kaiserin auf die Frage, wo er seinen Fuß gebrochen habe: „über'n Boch bin i g'hupft!" Herzlich lachend wandte sich die Kaiserin an ihre Begleitung und wiederholte, den Münchener Dialekt nachahmend: „Über'n Boch is er g'hupft." Auch für die Säuglinge interessierte sich die Kaiserin sehr, und als sie vernahm, daß eine Kostfrau eines dieser Kinder wieder vor der Wohnung der Mutter ausgesetzt hatte, war die Kaiserin ganz außer sich. In der Kaserne erschossen. In seiner Dienstwohnung im Kasernement zu Neumünster erschoß sich der Leutnant v. Malinowski von der 1. Kompanie des 163. Infanterie-Regi ments. Er war ein tüchtiger und beliebter Offizier. Der Grund der Tat ist unbekannt. Eine gefährliche Einbrecherbande. Die Kriminalpolizei in Danzig verhaftete eine ge fährliche, mit Einbruchswerkzeugen und Re volvern ausgerüstete Einbrecherbande von vier Burschen, die im Alter von 18 bis 20 Jahren stehen. Die Bande hat unter Führung des 20 jährigen Arbeiters Walter Jost aus Danzig in den letzten Monaten mindestens zwanzig schwere Einbrüche in Dirschau, Stolp und Danzig verübt, wobei die Einbrecher in Einzel- sällen Beträge bis über 500 Mk., viele Wert sachen, Fahrräder usw., erbeuteten. Auf freiem Felde erschossen. In Gers- Weiler (Lothringen) wurde die elfjährige Tochter eines Wirtes mit durchschossener Brust tot auf dem Felde gefunden. Vermutlich liegt -ein Mord vor. Selbstmordversuch eines Liebespaares. Der 20jährige Drogist Alfons Weiß in München und seine Geliebte, die 19jährige Näherin Kathi Flurer, haben aus Gram über den elter lichen Widerstand gegen ihr Verhältnis in der Wohnung des Weiß zusammen Morphium ge nommen. Sie wurden bewußtlos aufgefunden und ins Krankenhaus gebracht. Der Zustand des Mädchens konnte bereits gebessert werden, der junge Mann schwebt jedoch in Lebens gefahr. Gefühlsrohe Mörderinnen. In dem au der luxemburgischen Grenze liegenden bel gischen Orte Bras wurde der erst seit drei Monaten verheiratete Arbeiter Brüll beim Betreten seiner Wohnung von seiner Frau durch Beilhiebe getötet. Mit Hilfe ihrer beiden Schwestern und ihrer Blutter wusch und kleidete sie die Leiche an und schleppte sie bis zu einer j Stelle, etwa 15 Meter vom Hause cuttern,. ! Die vier Frauen begaben sich dann nach dieser Tat zu Bett. Sie wurden einige Stunden später verhaftet. H Die Briefe der Königin Viktoria. In diesem Jahre sollten die Briefe der Königin Viktoria, drei dicke Bände, in Druck erscheinen. Jetzt hat aber König Eduard angeordnet, die Veröffentlichung aufzuschieben. Lord Esher und Benson sollen jeden Brief mit der größten Sorgfalt nachprüfen und alles ausscheiden, was irgendwie unliebsames Aufsehen erregen könnte. Die Ausnahme der Memoiren des Fürsten Hohenlohe soll diesen Entschluß herbeigeführt haben. Man fürchtete durch die wörtliche Drucklegung der Briefe der Königin einen noch heftigeren Sturm heraufzubeschwören, denn die Provinz Salamanka haben soeben Bittschriften seltsamer Art an die südamerikanischen Republiken gerichtet. Sie fordern nämlich von den ver schiedenen Staaten genügende Mittel, damit die gesamte Einwohnerschaft ihre Heimat verlassen und mit Kind und Kegel dorthin auswandern kann. Bejar hatte vor nicht allzulanger Zeit einen Aufschwung erlebt, dank seiner Spinnereien; doch verfiel diese blühende Industrie in den letzten Jahrzehnten völlig. Gegenwärtig ist es eine tote Stadt, deren Bevölkerung 9000 Köpfe zählt, während vor 50 Jahren 22 000 Menschen die Stadt bewohnten. 44 Das Bittgesuch des General Stössel. Der General Stössel, der ehemalige Komman dant von Port Arthur, der einst als Held ge gctragen wurde, nahmen an dem Leichenzug auch einige Sozialdemokraten teil; bei dieser Gelegenheit trugen sie. einen Kranz mit roter Schleife. Der Aufforderung eines Polizeibeamten, die rote Schleife zu entfernen, leisteten sie nicht Folge; der Polizei- deamte sah sich daher veranlaßt, die Schleife selbst zu befestigen. Abweichend vom Schöffengericht er kannte das Landgericht gegen die Sozialdemokraten auf eine Geldstrafe. Grober Unfug wurde allerdings nicht für vorliegend erachtet, da das Tragen des Kranzes mit der roten Schleife nicht geeignet gewesen sei, den äußeren Bestand der öffent lichen Ruhe und Ordnung zu stören. Die Berur- teilung erfolgte jedoch auf Grund einer Regierungs polizeiverordnung vom 26. März 1900, welche u. a. vorschreibt, daß den zur Erhaltung der Ordnung, - Sicherheit, Ruhe usw. ergehenden polizeilichen An ordnungen unbedingt Folge zu leisten sei. Die Oer Neubau äes Oeutlcken Museums in ^lüncken. Das mit dem ersten' Preise gekrönte Projekt Gabriels von Seidl. Korrespondenz soll sehr intime und scharf ge sehene Beobachtungen über die englische Aristo kratie und europäische Fürstenhöfe enthalten, die nicht verfehlen würden, Skandale hervorzurufen. Das wünscht König Eduard natürlich nicht, und darum geht man an die posthume Zensur der Briefe. Sie sollen im nächsten Jahre erscheinen, jedoch nur das enthalten, was die Öffentlichkeit erfahren kann. Der Rest wird unter Schloß und Riegel im Archiv bleiben und bei Lebzeiten des Königs keinesfalls das Licht der Öffent lichkeit erblicken. Eine unheimliche Geschichte in Irland. Eine Patrouille der irischen Polizei hörte, als sie in Clonfert, in der Grafschaft Galway, in der Nacht an der alten Kathedrale vorbeikam, lautes Orgelspiel. Sie weckte den Küster der Kathe drale und begab sich mit diesem in die alte Kirche. Diese war leer, die Orgel war ge schlossen und trotzdem dauerte das Spiel an. Der ganze Distrikt ist über das Vorkommnis in Aufregung geraten, denn die Irländer sind sehr abergläubisch. Dazu kommt, daß sich das selbe Ereignis nach dem ,B. L.-A.' genau in derselben Weise vor einigen Jahren abspielte, ohne daß es möglich gewesen wäre, die Sache aufzuklären. 44 Im Auto durch die Sahara. Der belgische Sportsmann Baron Pierre de Crawhez, der leidenschaftlicher Automobilist ist, hat sich zu einem kühnen Versuche entschlossen. Er wird im Dezember von Algier aus im Automobil eine Durchquerung der Sahara wagen. Petro leum, Vorräte und Lebensmittel sind auf eine zweitägige Fahrt berechnet. Unter anderm wer den auch ein Anker und lange Kabel mitgeführt, mit deren Hilfe man besonders schwierige Weg stellen, falls man solche treffen sollte, überwinden will. Baron Jean de Erawhez wird auf dieser abenteuerlichen Fahrt seinen unternehmenden Bruder begleiten. 44 Die Stadt der Auswanderer. Die Einwohner der Siad: Bejar in der manischen feiert wurde und jetzt in völlige Ungnade ge fallen ist, befindet sich gegenwärtig in äußerster Not, wie aus folgender Tatsache hervorgeht: Der General hat sich an ein Wohltätigkeits institut, das verwundete Soldaten unterstützt, gewandt, um von ihm Geld zu erhalten, damit er seinen Diener bezahlen könne. Man hat ihn aufgefordert, ein Zeugnis vorzulegen, daß sein Gesundheitszustand es ihm unmöglich mache, für seinen Lebensunterhalt zu sorgen. ed. Eine Bekehrung der Japaner zum Islam. In Ägypten wird gegenwärtig eine Missions-Expedition organisiert, um die Japaner zum — Islam zu bekehren. Wenn auch diese Bewegung bisher noch keinen größeren Umfang angenommen hat, so ist doch schon ein be deutender Schritt getan: Scheck Ali Ahmed El Girgawi, Herausgeber des ,El Jeschad', hat Ägypten verlassen, um sich nach Japan zu be geben. Er begibt sich zuerst nach Tunis, wo er sich mit einem andern Scheik vereinigt. Beide reisen dann nach Kalkutta, und hier wird ein dritter Scheik zu den beiden stoßen und sie nach Japan begleiten. Überschwemmungen in Nordamerika. Nun hat der Herbst auch in Nordamerika große Überschwemmungen gebracht, die schwere Ver wüstungen angerichtet haben. Aus Tacoma im Staate Washington wird gemeldet: Alle Eisen bahnstrecken im Nordwesten sind durch Über schwemmungen unterbrochen. Das betroffene Gebiet erstreckt sich auf etwa 300 Quadrat meilen. Die Überschwemmungen sind durch an dauernden Regen und Schneeschmelze im Kas kadengebirge hervorgerusen. Nach den bis jetzt vorliegenden Nachrichten sollen sechs Menschen umgekommen sein. Gerrcbrsballe. Duisburg. Als im Januar d. ein Anhänger der Sozialdemokratie zu Haarzopf zur letzten Ruhe Angeklagten seien verpflichtet gewesen, ohne weiteres die fragliche Schleife mit der Aufforderung des Polizeibeamten zu beseitigen, weil sonst nach Ansicht des Polizeibeamten leicht die Ordnung und Ruhe auf der Straße hätte gestört werden können. Die Revision der Angeklagten wurde vom Kammer gericht als unbegründet zurückgewiesen, da die Vor entscheidung ohne Rechlsirrtum ergangen sei. Die Angeklagten hätten der verkehrspolizeilichen Anord nung des Polizeibeamten unweigerlich Folge leisten müssen; da dies nicht geschehen sei, so sei die Ver urteilung mit Recht erfolgt. Erfurt. Das Schöffengericht verurteilte den Großhändler Micht, der seinen Lehrling aeohrfeigt hatte, wegen tätlicher Beleidigung zu 800 Mk. Geld strafe. Kuntes Allerlei. 44 Seltsame Braten. Wer der hergebrachten Genüsse der' europäischen Küche müde ist und sich nach Abwechselung sehnt, dem kann folgende Zu sammenstellung ungewöhnlicher Leckerbissen, die eine französische Zeitung mitteilt, einige Anhaltspunkte geben. Das Fleisch des Elefanten ist hart und schmeckt in wenig anziehender Weise nach Leder. Ein Rhinozerosbraten erinnert ebenso an Schweine braten wie an Rindfleisch. Affen sind, richtig zube reitet, von Hasen kaum zu uisterschciden. Auch Robben lasten sich ganz gut essen, während Löwen und insbesondere Tiger ein Fleisch haben, das zähe Wie Leder ist und durch einen unangenehmen scharfen Geruch anwidert. Es ist also jedermann, der des Wild- prets halber auf die Löwen- und Tigerjagd geht, drin gend davon abzuraten. In manchen Gegenden, wo Wild nur spärlich vorkommt, wie im mittleren Frank reich, erlegen eifrige Jagdbeflissene in Ermangelung edlen Wildes alle möglichen Arten von Tieren, die ihnen in den Schutz laufen, und fühlen sich dann berufen, ihre Beute auch auf ihren Eßwert zu prüfen. So haben sie herausgefunden, daß der Fuchs zäh ist und unangenehm riecht, dagegen ein Dachs einen ausgezeichneten Braten liefert. Die Feldmaus schmeck: ähnlich wie ein Kaninchen, ein gut geschmortes Eichhörnchen ist nicht ohuq Reiz, die Eule und der Sperber sind zäh und fade, wo gegen Schwalben von Kennen: als hervorragende Leckerbissen gepriesen werden. „Allein wohl, Onkelchen, aber — —" sie legte ihr Gesicht dicht an seine Wange, „nicht als Mädchen." „Nicht als Mädchen? Ich verstehe dich nicht." Kannst du es dir denn gar nicht denken? — Da ich als Mädchen doch nicht reisen konnte, reiste ich als junger Mann." „Paula!" rief Steinberg bestürzt. „Ja, ja, Onkel, es nützt nichts, wenn du auch noch so erschrocken dreinsiehst: ich kann es dir übrigens sagen," ihre Stimme schwankte zwischen Lachen und Weinen, „daß ich als Herr ganz passabel aussah." „Aber ich begreife immer noch nicht — man Muß es dir doch angesehen haben!" „Man hat es eben nicht. Meine dunkle Gesichtsfarbe, über die ich mich schon so ost geärgert habe, meine schmalen Wangen und meine lange Gestalt kamen mir dabei trefflich zu statten. Das Haar schnitt ich mir ab; du wirst wohl noch wissen, wie verwundert die gute Tante war, daß ich meine Locken so arg hatte zustutzen lasten." „Dein Benehmen mußte dich aber verraten, wenn es dein Aussehen nicht tat." „Du vergißt, daß ich sehr oft Knabenkleidung trug, als mein Vater noch lebte; ich fühlte mich nicht fremd darin. „Trotz alledem mußtest du doch in die pein lichsten Lagen kommen." „Bewahre, Onkel, es ging alles ganz Prächtig. Ich fühlte mich so frei und leicht, wie ich dir gar nicht sagen kann. Meine Reise durch Kärnten war ein einziger Atemzug des Glückes. O, wie war das einsame Wandern schön! Sieh, Onkel, wir armen Mädchen sind wirklich übel daran. Wir dürfen selten kennen lernen, wie unbeschreiblich köstlich es ist, ganz allein mit Gott und der Natur zu sein. Wir dürfen nie wandern, nur immer spazieren gehen, und auch das nicht allein, wenigstens nur in unsrer aller nächsten Umgebung. Verlangt es uns danach, unsre Reise weiter auszudehuen, gleich müssen wir Begleitung mit uns nehmen. Wie aber kann man den Zauber der Natur rein empfinden, wenn andre neben uns stehen und immer dar auf warten, daß wir unsre Gedanken und Ge fühle gleich in Worten übersetzen sollen. O, wenn du wüßtest, wie mir zumute war, wenn ich hoch oben auf den Bergen stand, allein, ganz allein. Ich meinte, die Brust müßte mir zerspringen vor Wonne! Es war mir, als brauche ich nur die Arme auszustrecksn, um fliegen zu können, als hätte ich die Fesseln der Körperlichkeit schon von mir abgestreift, als könne kein Erdenstaub je wieder an mir hasten! Wenn ich durch den Wen Wald schritt oder im Tale dem schäumenden Wasser folgte, wenn ich auf hohen: Felsen saß, Nebel und Wolken unter mir, o, dann rief ich meine Lust sehr ost laut in die Luft hinaus und warf mich auf die Erde und weinte vor Entzügen." Paula hielt inne und blickte mit leuchtenden Augen den Onkel an. „Wenn aber alles so schön und gut auf deiner Reise war," sagte dieser, ihr freundlich die von Aufregung geröteten Wangen streichelnd, „weshalb bereut meine Paula denn, sie unter nommen zu haben?" „Weil ich nicht allein blieb," sagte sie traurig. „Ich traf bei Triest mit einem Maler zusammen, der dieselbe Reise machte wie ich. Ich wich ihm aus, denn ich fühlte , daß ich meine Verkleidung nur so lange vor mir selber zu rechtfertigen vermochte, wie ich allein blieb, und daß mein Unrecht in dem Augenblick be gann, als ich andre zu täuschen versuchte; aber der Zufall führte uns wieder zusammen, und ich war schwach genug, ihm nachzugeben. Ach, Onkel, ich wurde schwer dafür bestraft. Ich ge wann ihn lieb gegen meinen Willen. Je mehr ich gegen dies Gefühl ankämpfte, desto schlimmer wurde es damit. Ich wollte ihn fliehen und konnte doch mcht, mit jedem Tage wurde der Zwiespalt in meinem Innern größer." „Armes Kind, und wagtest nicht, dich ihm zu entdecken?" „Der Gedanke daran schien mir bitterer als der Tod. Und doch hätte ich mich über wunden, es zu tun, wenn er nicht —" Sie stockte. „Nun, Paula?" „Gleichviel, was es war. Ich reiste heim lich und ohne Abschied ab. Ich habe ihn nie wieder gesehen. Und nun, lieber Onkel," sie erhob sich in leidenschaftlicher Erregung, „nun weißt du, warum ich nie, nie einen ander:: lieben kann." „Und um eines Fremden willen gedenkst du dein ganzes Leben zu vertrauern?" Paulas mühsam verhaltene Tränen brachen unaufhaltsam hervor. „Hast du denn keinen Platz mehr sür mich in deinem Hause und in deinem Herzen?" rief sie schluchzend. „Kind, wie du nur redest! Du weißt doch, wie teuer du mir bist." „Dann laß mich doch bei dir bleiben, sei gut zu deiner Paula, lieber Onkel. Du bist ja der einzige, der mich versteht und der mir helfen kann, dies Leben zu ertragen." „Ich wollte, ich könnte dir eine glücklichere Heimat bieten," sagte er, sie auf die nassen Augen küssend, dann wandte er sich langsam, um zu gehen. An der Tür kehrte er noch einmal um. „Aber weißt du, Paulachen," er kämpfte sichtlich mit einer Verlegenheit, „mir konntest du das Wohl anvertrauen, ich habe dich um so lieber deshalb, aber, nicht wahr, der Tante sagen wir nichts davon?" „Wovon, Onkel?" „Nun, von deiner Reise als Herr." „Nein, Onkel," Paula lächelte unter Tränen, „der Tante sagen wir lieber nichts davon." 8. Mit großen Schritten ging Merlach vor dem Postgebäude in Tannhausen auf und ab. Un geduldig sah er bald auf seine Uhr, bald die Straße entlang, auf welcher der Postwagen kommen mußte. Endlich wirbelte Staub in der Feme auf, ein lustiges Blasen ertönte, und raffelnd fuhr die schwerfällige gelbe Kutsche über das Straßenpflaster. Gespannt trat Merlach an den Wagen, der sich seiner Insassen zu leeren begann; da er blickte er schon den Erwarteten. PP » (Fortsetzung folgt.)