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Ottendorfer Zeitung : 09.11.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-11-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190611096
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19061109
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19061109
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-11
- Tag 1906-11-09
-
Monat
1906-11
-
Jahr
1906
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 09.11.1906
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Sirup beschmiertes Brot verabreicht wird. Die Vorführung der Bestien war nun glücklich be endet, und Peters wollte die Tiere in die Käfig- Wagen zurücktreiben, als ein Löwe und ein Tiger aneinander gerieten und unter wütendem Gebrüll sich gegenseitig bissen. Der Bändiger sprang hinzu und suchte sie mit einer Peitsche auscin- anderzutreiben. Dabei hatte er jedoch das Un glück, auszugleiten und der Länge nach zu Boden zu stürzen. Er war sich sofort seiner gefährlichen Lage bewußt und suchte sich schnell zu erheben. Kaum hatte er sich aber halb aufgerichtet, so erhielt er von dem stärksten Löwen einen Hieb mit der Tatze in sein Gesicht, so daß er wieder zn Boden sank. Dies wirkte auf sämtliche Bestien wie ein Signal: Alle sechzehn Tiere stürzten sich auf Peters, der sich vergebens zu wehren suchte. Ein Tiger hatte mit seinen mächtigen Kiefern den linken Oberarm des Dompteurs gepackt und bohrte seine großen Fangzähne in dessen Muskeln. An andem Körperteilen suchten die übrigen Bestien ihn zu zerfleischen. Da stürzten sich die beiden Hagenbeckschen Gehilfen des Dompteurs und zwei Zirkusangestellte mutig durch die Gittertür und trieben die Tiere durch wuchtige Hiebe ihrer eisernen Stangen, indem sie gleichzeitig auS ihren Revolvern Schreck schüsse aofeuetten, von PeterS fort. Unter ihrem Schutze kroch der Schwerverletzte durch die Gitterlür hinaus. Er war gerettet. Wer wie fah er aus! — Die Tatze des Löwen hatte seine linke Wange so schwer getroffen, daß diese sogleich dick aufschwoll. Eine Kralle hatte sich in seinen linken Augenwinkel ein gebohrt und das untere Augenlid herunter gerissen. Das Auge selbst war wunder barerweise heil geblieben. Ebenso hatten die Fangzähne des Tigers seinen linken Arm durch bohrt, und aus zahlreichen andern Wunden strömte das Blut über die völlig zerfetzte Uniform des Dompteurs. Peters konnte noch dreimal im Zirkus erscheinen und sich unter donnerndem Applaus des Publikums verneigen, ehe er im innern Rundgang bewußtlos zu Boden sank. Der Zirkusarzt und ein andrer herbeigeholter Kollege nahmen sich feiner sofort an und verbanden ihn, was über eine halbe Stunde dauerte. Auf dringenden Wunsch seiner Frau wurde Peters dann in seine Wohnung gebracht, wo er wohl wochenlang danieder liegen dürfte. Des Publi kums hatte sich bei der furchtbaren Szene ein großer Schrecken bemächtigt. Unter lautem Geschrei der Frauen stürzten die meisten Be sucher nach den Ausgängen. Eine Dame kam dabei zu Fall und rollte die Treppe hinab. Wie ein Arzt sogleich feststellte, hatte sie sich glücklicherweise nicht verletzt. Raub im Eisenbahnwagen. Ein sonder barer Vorfall wird aus Düsseldorf berichtet. Die Frau eines Bureauvorstehers in Rath bei Düsseldorf wurde auf der Fahrt von Nassau nach Düsseldorf bei der Station Ems im Abteil zweiter Klasse von einem eingestiegenen Herrn ihres Geldes — mehrerer hundert Mark — und der Wertsachen beraubt, nachdem sie vorher betäubt worden war. Der Täter ist ent komme:!. x Nachklänge zum Prozeff Heusler. Bezüglich der Freisprechung der ehemaligen Stiftsoberin v. Heusler von der Anklage des Giftmordversuchs wird noch gemeldet, daß der Angeklagten eine Entschädigung für die un schuldig erlittene Untersuchungs- und Zuchthaus hast zuerkannt werden solle. Der bezügliche Gerichtsbeschluß wird jedoch nicht in öffentlicher Sitzung verkündet, sondern den Beteiligten erst zugestellt werden, wenn das freisprechende Schwurgerichtsurteil die Rechtskraft erlangt hat. Uber die Höhe der zu gewährenden Entschädi gung hat sodann das bayrische Justizministerium zu befinden. Bemerkenswert ist, daß das Gericht, ohne daß dies seitens der Verteidigung beantragt war, auch die der Heusler erwachsenen not wendigen Auslagen der Staatskaffe auferlegte. Ein Einbruch in dem herzoglichen Schloß zu Eisenberg (S.-A.) wurde am Hellen Mittag verübt. Der 17 jährige Gärtnerlehr ling Karl Ulrich von dort hatte sich Zugang zu dem Münzkabinett zu verschaffen gewußt, hier die Glastür eines Schrankes eingedrückt und daraus einen kostbaren Orden, zwei alter tümliche Stutzuhren sowie eine Anzahl ver schiedener Münzen, meist Taler älteren Ge präges, entwendet. Als der Dieb am Nach mittag mit der Bahn abreisen wollte, um seine Beute auswärts zu versilbern, wurde er durch einen Schutzmannn verhaftet. Die gestohlenen Gegen stände trug er in einem Kistchen wohlverwahrt bei sich. Ein Raubmord wurde in Hamburg ver übt. Dort wurde die in der Frucht-Allee 111 wohnende Zimmervermieterin Agnes Jark im Bette ermordet aufgefunden. Es fehlte außer mehreren Wertgegenständen ein Sparkassenbuch über 270 Mark. Von dem Täter ist noch keine Spur entdeckt. Das Ende eines ungetreuen Lehrlings, der in einem Wäschegeschäft in Kiel angestellt war, erregt in den beteiligten Kreisen wegen der begleitenden Umstände lebhaftes Aufsehen. Als nämlich der junge Mann im Geschäft ver haftet werden sollte, feuerte er mehrere Schüsse aus einem Revolver auf seinen Prinzipal, das Personal des Geschäfts und auf die Kriminal beamten ab, glücklicherweise ohne jemand zu verletzen. Als die Kriminalbeamten ihrerseits von der Schußwaffe Gebrauch machen wollten, tötete sich der Lehrling durch einen Schuß. . Explosion im Bergwerk. Im Schacht 1 der Donnersmarckgrube in Schwallowitz erfolgte aus unaufgeklärter Ursache, wahrscheinlich infolge unvorsichtigen Umgehens mit Dynamit, eine vrolosion. Drei Grubenarbeiter erlitten schwere Perletzungen. X Die Verhaftung von drei Grab' lchändern wurde durch die Polizei in Mys- ^witz, Oberschlesien, vorgenommen. Auf dem dortigen alten jüdischen Friedhöfe waren vor wrzem während der Nachtzeit 22 wertvolle Grabdenkmäler zertrümmert und einzelne Eisen teile der Gitter umhergeschleudert worden. Der dcrurwchte Schaden beträgt etwa 4000 Mk. In den ruchlosen Tätern wurden jetzt ein Schlosser Und zwei Grubenarbeiter ermittelt und ver haftet. » Das Miuisterium der Journalisten. Mst man alle Politik beiseite, so schreibt eine llanzSfische Zeitung, so kann man nicht leugnen, daß das neue französische Ministerium einen ^riumph des Journalismus darstellt. Unter den zwölf Ministern, aus denen das Kabinett besteht, sind nicht weniger als acht ständige Mit arbeiter von Zeitungen. Es sind dies der Alinisterpräsident Clemenceau selbst, ferner Thom- °n, Pichon, Viviani, Barthou, Briand, Caillaux aud Doumergue. Dazu kommen noch zwei Unterstaatssekretäre Sarrau und Simyan, die A<wl entzückt. „Und was ist das für ein Paum mitten unter den Kamelien, mit den summenden Blütenbüscheln?" . „Dasist Rhododendron/ erwiderte Konstantin, N an dem Entzücken Pauls weidend. „Lieben die Blumen so sehr?" »Sie nicht auch?" fragte Paul zurück. „Wohl kaum so wie Sie; doch haben Sie Mn Palmen gesehen?" »Im Freien noch nicht." »Dott stehen welche." »Das sind Palmen?" sagte Paul enttäuscht. »Ach habe sie mir anders vorgestellt; sie sehen als hätten sie Heimweh." »Das könnten alle Pflanzen, die Sie hier An, haben, keine von ihnen wurzelt in heimat- "chem Boden. Jede einzelne von ihnen ward ferne hierher versetzt. Wir finden hier Mern vom Libanon, Föhren aus Australien, ^been vom Allas. Der Boden selbst, auf dem ? wachsen, ist fremd hier, er mußte mühsam A Italien geholt werden, um die nackten Men zu bekleiden. Die buntfarbigen Kiesel, Ebenen die Wege ausgelegt sind, wurden Grunde des Meeres hierher gebracht, selbst Platz, auf dem das Schloß sich erhebt, ist Meere abgerungen worden." k»Und der dies alles schuf," sagte Paul ^ug, „fand fern von hier sein blusiges Ende, Ad die, für welche er es schuf, ist vom Wahn- umfangen. Man sollte meinen, die Blumen »Men ihr Blühen und das Schloß sein Wanzen vergessen haben, als die Kunde des j^lückz hier eintraf. Es liegt etwas Grau es m dieser ungestörten, teilnahmlosen Pracht." die Presse ebenfalls für sich in Anspruch nehmen kann. Nicht nur im Ministerium haben die Journalisten die Majorität. Auch in der Kammer haben von jeher zwei Berufe, die der Journa listen und der Arzte vorgeherrscht. Ja, würde sich die Kammer nach Ständen gruppieren, so verfügten diese zwei Berufe über die Majorität. Der Ministerpräsident Clemenceau gar ist beides in einer Person: Arzt und Journalist. Explosion eines Torpedo auf Deck eines Schiffes. Ein im Hafen von Toulon (Frankreich) vom Kreuzer „Charles Mattel" ge legtes und nachher wieder aufgefischtes Torpedo ist, nachdem es wieder an Bord gebracht worden war, auf Deck explodiert. Ein Mann wurde getötet, zwei Leute wurden schwer und mehrere leicht verletzt. ob. Testamentarisch verheiratet. Eine romantische Hochzeit fand in dem kleinen eng lischen Orte Bovley statt. Der kürzlich ver storbene Oberst Best hatte in seinem Testament feinem Vetter und seiner Nichte die Summe von 300 000 Mk. vermacht unter der Bedingung, daß die beiden sich bis zum 1. Juli 1907 ver heiraten würden. Die Hochzeit hat nun unter Beteiligung weitester Kreise stattgefunden, weil jeder die Bedingungen des Testaments kannte. Fast die ganze Stadt hatte geflaggt und das Brautpaar wurde überall lebhaft begrüßt. » Ausgrabungen in Pompeji. Wie aus Rom berichtet wird, hat die italienische Regierung in Pompeji für 30 000 Mark ein Stück Land angekauft, um auf diesem Terrain neue Ausgrabungen vornehmen zu lassen. Tragischer Tod einer Sängerin. Eine Künstlerin, deren Namen einst einen guten Klang hatte, ist in ihrem Greisenalter eines sehr traurigen Todes gestorben. In Laeken kam die 84 jährige Witwe Naver, einst unter dem Namen Medori eine gefeierte Sängerin der italienischen Oper, durch einen Zimmerbrand ums Leben, den das Umstürzen einer Lampe verursacht hatte. Die Verunglückte wirkte früher lange Jahre als Kammersängerin an ver schiedenen Höfen, besonders in Wien, Peters burg und Madrid. ob. Ein weiblicher Schutzmann. Seit dreißig Jahren war bei der Präfektur in Sevilla der Schutzmann Wissen angestellt, der seinen Dienst zur vollen Zufriedenheit seiner Vorgesetzten versah. Kürzlich wurde Wisser ernstlich krank und mußte ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Bei der Untersuchung stellte sich aber heraus, daß man es mit einer Frau zu tun hatte, und zwar mit einer im-Jahre 1836 geborenen Pariserin. In jungen Jahren hatte Wissen Männsrkleidung angelegt und sogar beim Militär gedient und war später in Sevilla Schutzmann geworden. Pearys Rückkehr von seiner Polar fahrt. In den ersten Tagen des Juli 1905 verließ Leutnant Peary Amerika, um seine io viel besprochene und viel Aufsehen erregende Fahrt nach dem Nordpol anzutreten. Dem kühnen Forscher, der auch von feiner Frau be gleitet war, ist sein Unternehmen nicht in dem ganzen, von ihm geplanten Umfange gelungen. Er drang zwar bis zu 87 Grad 6 Minuten nördlicher Breite, dem nördlichsten Punkt vor, der bisher von einem Nordpolfahrer erreicht wurde, dann aber mußte er die Rückreise an- treten. Dieser Tage wird der kühne Nord polfahrer wieder in New Jork eintreffen. So muß auch dieser mit enormen Mitteln aus gestattete Versuch, den Nordpol unsres Planeten zu erreichen, als gescheitert betrachtet werden. Als an dem genannten Zeitpunkt Peary Amerika verließ, hegte er selbst die größte Zu versicht für den Erfolg; er trug in seiner Brust tasche eine kleine seidene Flagge mit dem Sternenbanner, die er innerhalb eines Jahres am Nordpol flattern lassen wollte. Sein Plan bestand darin, das Schiff bis auf etwa 500 Meilen an den Nordpol heranzubringen und dann mit Schlitten über das Polareis vor zudringen. Das Schiff „Roosevelt" war eigens für die Expedition gebaut worden. Es hatte eine solche Gestalt, daß der Druck des Packeises! es emporhebey mußte, statt es zu zerquetschen. ! Bug und Stern waren mit Stahlpiatten von j einen Zoll Dicke gepanzert. Das schiff ist i Sie stiegen auf die Terrasse, die da? Schloß nach der Meerseite umgibt, und traten unter das bunte, säulengetragene Dach des Vorbaues derselben. Brett und glänzend lag das Sonnenlicht auf dem Meeresspiegel vor ihnen, der dasselbe in millionenfachen gebrochenen Lichtern wider strahlte. Stolze Schiffe durchfurchten mit ge blähten Segeln die funkelnde Flut, lange, glänzende Bahnen hinter sich lassend. Wie ver streute weiße Federn schwammen die Segelbote auf dem blauen Wasser, riesige Dampfer eilten dem Mastenwalde zu, der sich in schön ge schwungenem Bogen um den Hafen der anmut voll geschmiegten Stadt Tuest zieht. „Welche Stille und Ruhe uns umgibt!" sagte Paul leise, „man könnte glauben, auf einem verzauberten Schloß zu sein." „Ja, es ist etwas Köstliches um diese Stille; fast könnte sie einem den Mut nehmen, wieder unter die Menschen zu gehen." „Haben Sie die Menschen nicht gern?" fragte Paul schüchtern. »Die Menschen wohl, aber nicht ihre ruhe losen Leidenschaften, ihren Eigennutz und ihre Lieblosigkeit, ihren Neid und ihre Mißgunst." „Sind die Menschen im Grunde nicht doch alle gut?" Konstantin lachte bitter auf. „Wenn auch nicht alle, so doch viele," setzte Paul eifrig hinzu. „Ich habe wenige gefunden, die des Suchens wett waren." „Aber Sie kennen einige, die Sie unbedingt verehren ?" 185 Fuß lang, 35 Fuß breit und hat einen Tiefgang von 16 Fuß. An Bord befand sich ein Apparat für drahtlose Telegraphie, so daß mit Hilfe von zwei Stationen in Grönland die dauernde Verbindung mit Labrador und von da aus mit New Jork hätte beibehalten werden können. Es lag in der Absicht Pearys, im Februar mit der Schlittenexpedition zu beginnen. H Eine Eisenbahn zwischen Asten und Amerika. In New Porl hat sich eine Gesellschaft mit einem Anfangskapital von 24 Millionen Mark zum Bau einer Eisenbahn, die Alaska und Sibirien durch einen Tunnel unter der Behring-Straße verbindet, gebildet. Die Linie soll von der Station Kansk der Transsibirischen Eisenbahn ausgehen und an der Grenze von Alaska und der britischen Nord- West-Territonen enden; die Gesamtlänge wird 3750 engl. Meilen betragen. Der Tunnel unter der Behring-Straße müßte eine Länge von etwa 38 Meilen erhalten. Die Gesamt kosten, die die Ausführung des Riesenplanes er fordern würde, dürften nicht viel unter zwei Milliarden bleiben. Ein Frauen-Lynchgcricht in Pennsyl- vanien. Das Opfer eines Frauen-Lynch- gerichts wurde in East Sandy bei Franklyn im Staate Pennsylvanien eine junge, hübsche Frau, die das Mißfallen ihrer Geschlechtsgenossinnen erregte. Sie wurde von vier verheirateten Frauen, den Ehegattinnen geachteter Männer, überfallen und einer furchtbaren Demütigung unterworfen. Ihr Gesicht wurde mit Stiefel wichse beschmiert und über ihr reiches Haar eine dicke Schicht Sirup gegossen und darin Federn geklebt. Schließlich wurde sie gebunden, in Gegenwart von 200 Männern in eine Kiste gelegt und im Walde, wo das Lynchurteil voll zogen wurde, allein gelassen. Ms sie durch einen Mann befreit wurde, lag sie in Ohnmacht. Die Lynchrichterinnen, die gegen ihr Opfer allerlei Anschuldigungen erhoben, wurden vom Gericht nur zu je zehn Dollar Geldstrafe ver urteilt. Gericktskalle. Breslau. Die Entschädigungsklage des Arbeiters Biewald, dem bei dem Krawall am 19. April von einem Polizisten die linke Hand abgeschlagen wurde, ist von der fünften Zivilkammer des Landgerichts in BrcSlau zu seinen Gunsten entschieden worden. Gegen dieses Urteil wird die Stadigemeinde Berufung beim Oberlandesgericht einlegen. Frankfnrt a. M. Die Hausburschen Franz Gerber und Otto Wetzel haben am Abend deS 10. Mai einen Kaufmann, der mit zwei Damen nach Hause ging, durch anzügliche Redensarten be lästigt und, als er sich dies verbat, mörderisch mit Faustschlägen traktiert. DaS Schöffengericht hielt eine exemplarische Strafe für geboten und verurteilte die Rowdies zu je einem Jahr Gefängnis. Sie wurden sofort verhaftet. Sine SckreckenssLene im Zirkus 8ukck 2U Serlin. Der Tierbändiger Willi Peters wurde Sonn tag nachmittag im Zirkus Busch von seinen Löwen und Tigern während der Vorstellung an gefallen und erheblich verwundet. Er wurde von ihnen am ganzen Körper, namentlich im Gesicht und am linken Arm, durch Biß- und Kratzwunden schwer verletzt. Durch andre An gestellte, die mutig in den Käfig stürzten, wurde Peters befreit und konnte sich dem Publikum, dessen sich ein großer Schrecken bemächtigt hatte, noch dreimal zeigen, ehe er bewußtlos zusammen brach. Es wird mehrere Wochen dauern, ehe er wieder miftreten kann. über die entsetzliche Szene schreibt der,B. L.-Ack: In der Nachmittags-Vorstellung des Zirkus Busch zeigten sich bei der großen Dressur nummer von zehn Löwen und sechs Tigern die Bestten schon von Anfang an sehr unruhig, so daß der Bändiger sie nur mit größter Energie zum Gehorsam zwingen konnte. Der Sonntag ist im Zirkus Busch für . die wilden Tiere der in allen Zoologischen Gärten und Menagerien eingesührte allwöchentliche Fasttag, an dem den Bcsticn kein Fleisch sondern nur mit „Meine Mutter!" Er sprach die beiden Worte mit einer solchen Innigkeit, daß Paul schmerzlich bewegt ausrief: „Wie glücklich sind Sie, Sie haben noch eine Mutter! Ich habe niemand, der mir nahe stände. — Zuweilen," fuhr er nachdenklich fort, „meine ich niemand zu meinem Glücke zu be dürfen, zuweilen aber wird dieses Alleinstehen mir schwerer als alles zu tragen." „Sie fühlen ebenso wie ich. Auch ich liebe die Einsamkeit, und doch gibt es Stunden, in denen man schmerzlich nach einem gleichgesinnten Herzen verlangt und es als eine besondere Gunst des Schicksals ansieht, ein solches zu finden. So ging es mir, als ich auf Opt- schina zu Ihnen trat. Ich fühle mich unwider stehlich zu Ihnen hingezogen. Ich kenne Sie erst seit wenigen Tagen, aber ich biete Ihnen meine Freundschaft an. Wollen Sie dieselbe annehmen?" Paul hatte sich abgewandt, so daß man sein Anlitz nicht sehen konnte. „Wie bald werden unsre Wege auseinander gehen," sagte er leise. „Schließt man auch Freundschaften für Tage?" „Es kommt nicht auf die Länge des Weges an, den man zurücklegt. Eine Stunde ist ost genug, um Freundschaften zu schließen, die der Zeit und dem Tode trotzen." Sie sind schon oft getäuscht worden," — Paul hob den Blick zaghaft auf Konstantins Gesicht. — „Wenn Sie sich nun auch in mir täuschen?" „Kann Ihr Auge trügen?" Die langen Wimpern senkten sich schnell. Kuntes Allerlei. cd. Acht Monate vor dem Spiegel. Ein Statistiker hat mit vieler Gründlichkeit aus gerechnet, wie viel Zeit ein weibliches Wesen vor dem Spiegel zubttngt, und ist zu dem Er gebnis gelangt, daß es volle acht Monate sind. Im Alter von sechs bis zehn Jahren steht ein Mädchen täglich sieben Minuten vor dem Spiegel, im Alter von 10 bis 15 Jahren schon fünfzehn Minuten täglich, von 15 bis 20 22 Minuten. Eine Frau von 70 Jahren hat nach dieser Be rechnung 5862 Stunden vor dem Spiegel zuge bracht, das sind volle acht Monate Tag und Nacht. — Ob's stimmt? * » Eine empfehlenswerte Aee. Madame (zu dem vom Spaziergang heimkehrenden Kinder mädchen): „Wo haben Sie denn das Kind?" — „Ach Gott, das sitzt ja noch im Park . . . mir ist's auf dem ganzen Wege schon so gewesen, als ob ich was vergessen hätte." rh.-, Vor der Wnrstbude. „Freileinchen, jeden Sie mir ooch mal ein Paar Jauerschc." — „Einen Augenblick, mein Herr, sie müssen erst noch etwas ziehen." „Nanu l Die haben als Jaule ihr Lebtag doch schon ienug ziehen müssen!" Recht nett. Chef (zum neuen sich oor- ! stellenden Reisenden): „Kommen Sie mir aber ! bekannt vor, habe ich Sie nicht schon einmal . aus meinem Geschästslokal 'rausgeworfen?" ! -.u«. u. «-u». (Luft Wett') „Willst du mein Freund sein, Paul?" fragte Konstantin noch einmal düngend. Ein Beben durchlief die Gestalt des Jüng lings, dessen Augen noch immer auf dem Boden hasteten. Plötzlich aber schlug er den Blick voll und frei zu Konstantin auf und sagte, während er glühend rot wurde: „Ich will Ihr Freund sein." Dieser streckte ihm freudig beide Hände entgegen. „Dann sage „dn" zu mir, wie Freund« es untereinander tun." Wieder zögerte Paul. „Fällt dir das so schwer?" „Ich will dein Freund fein," kam «S jetzt scheu und leise über seine Lippen. Konstantin schlang den Arm um seine Schulter und wollte ihn an sich ziehen, um ihn zu küssen; aber mit einer schnellen, hastigen Bewegung machte sich Paul von ihm los. „Männer küssen sich nicht," sagte er, die Röte des Unwillens auf der Stirn, und verließ die Terrasse. Befremdet folgte Konstantin ihm zu dem Boot, das an der Steintreppe ihrer wartete, um sie nach Triest zu bringen. Wohl löste sich der Mißton, der sich in ihre junge Freundschaft geschlichen hatte, schon auf der Fahrt nach Triest; trotzdem blieb Paul mit bangem unruhigen HÜ^en noch lange sinnend in seinem Zimmer, nachdem er Konstantia eine gute Nacht gewünscht hatte. PP » (Fortsetzung folgt.)
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