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Die „Dttrndorfer Zeitung" erscheint Dienstag, Donners- tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich , Mark. Durch die Post bezogen 1,20 Mark. Annahme von Inserate« bi, vormittag io Uhr. Inserate werden mit >o Pf für dir Spaltzeile berechne LabellarischerZSatz nach besonderem Taris Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsdlatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Druck und Verlag von Hermann Rühle m Groß-Gkrilla. Sür die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Dkrilla Nr. 126. Freitag, den 19. Oktober 1906. 5. Jahrgang. Ausstellung von Paßkarten u. Reisepässen betr. Zufolge oberbehordlicher Verfügung wird hiermit zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß bei Ausstellung von Paßkarten und Reisepässen eine Bescheinigung der Ortsbehörde über Er füllung der für die Ausstellung eines solchen ReisepapiereS vorgeschriebenen Voraussetzungen sür die in Frage kommenden Personen bei der Königlichen Amtshauptmannschaft vorzulegen ist. Die Beibringung einer solchen Bescheinigung hat in jedem Falle zu erfolgen und genügt die Vorlegung anderer Legitimationspapiere oder alter Paßkarten bei der Königlichen Amts- hauptmannschast für den erwähnten Zweck nicht. Otleväork-UoritLäorL, am 1. Oktober 1906. Der Gemeindevorftand. Orrtliches und Sächsisches. Ottendorf-Dkrilla, den zg. Oktober ^os. — Bet Treibjagden, die vorzugsweise im Oktober und November ausgeübt werden sei auf verschiedene, recht bemerkenswerte Ent scheidungen des ReichSverficherungSamteS über die Unfallversicherung bei Ausübung der Jagd hingcwiesen- Danach tritt eine Versicherungs pflicht überall ein, wo die Jagd als land wirtschaftlicher Nebenbetrieb auSgeübt wird, gleichviel, ob die Jagd von dem Eigentümer des landwirtschaftlichen Betriebes oder von einem Pächter gepflegt wird. Dagegen können Gäste d-S Jagdherrn nicht versichert werden, und auch die Treiber sind überall da von der Versicherung ausgeschloffen, wo die Jagd von Personen gepachtet ist, die überhaupt kein land wirtschaftliches Gewerbe betreiben. Wenn sich dann bei der Ausübung der Jagd ein Unfall ereignet, so ist die Person, die den Unfall ver schuldet hat, dem Betroffenen gegenüber ent- schädigungspflichtig. Werden bei solchen Jagden von dem Besitzer des Jagdgeländes Treiber zur Verhütung des Austrittes des Wildes auf andere Gebietsteile gestellt, so find diese Treiber im Interesse des landwirtschaftlichen Betriebes tätig und gelten gegen etwaige Unfälle hierbei al» versichert. — Au» der Mehnert-Stiftung sollen von dm Erträgnissen beS zur Zeit 250 000 Mark betragenden Stiftungsvermögens auch in diesem Jahren mittlen und kleinen Landwirten, die Mitglieder d«ü Landwirtschaftlichen Kredit- Verein» im Königreiche Sachsen zu Dresden sind, Beihilfen zur Ausbildung ihrer Söhne und Töchter in der Landwirtschaft gewährt Werden. Die Gesuche sind bis spätestens den 15. November beim Vereinsvorstande des Landwirtschaftlichen Kreditvereins im Königreiche Sachsen zu Dresden, Prager Straße 43, ein zureichen. Jedem Gesuche, das unter Dar legung der wirtschaftlichen Lage des Gesuchs stellers auch eine Angabe über die beabsichtigte Ausbildung de» Kindes zu enthalten hat, sind beizusügen: ein von der Ortsbehörde oder von einem Vertrauensmanns des Vereins aus gestelltes Führungszeugnis über den Gesuch- steller ein gleiches Zeugnis über das Kind, für welche» die Beihilfe nachgesucht wird, ein von dem Kinde selbstverfaßter und geschriebener Lebenslauf, sowie das letzte Schulzeugnis des Kindes. — Jubiläums-Lotterie. Anläßlich des 25jährigen Bestehens des Wohltätigkeitsvereins Sächsische Fechtschule ist dem Landesverbände (Sitz in Dresden) vom Königlichen Ministerium »ine Lotterie genehmigt worden, deren Ziehung bereits am 8. nnd 9. November stattfindet. Die Gewinne bestehen aus Erzeugnisse» erster Wahl der Königlichen Porzellanmanufaktor in Meißen. Der Reingewinn di-ser Verlosung findet Verwendung zur Unterstützung armer und kranker Hilfsbedürftiger im Königreich Sachsen. Dresden. Am Dienstag haben die Boots leute und Heizer sämtlicher Schleppschiffahrts gesellschaften auf der Elbe, welche den Fracht verkehr von Hamburg auswärts bis nach Böhmen vermitteln, ihren Dienst nicht ausge nommen, sodaß der regelmäßige Betrieb in Stockung geraten. Die Sächsisch-Böhmische Dampfschiffahrtsgesellschaft ist von dieser Stockung nicht betroffen. Der regelmäßige Betrieb dieser Gesellschaft bleibt aufrecht erhalten. Auch die übrigen Schiffahrtsgesellschaften sind be müht, den Betrieb mit den Nichtorganisierten Mannschaften durchzuführen. Auch die Hamburger Binnenschiffer sind in den Ausstand getreten Am Mittwoch sand eine Besprechung in Berlin statt. — Ueber die Frauensperson, die am 9. d. M vormittags kurz nach 12 Uhr in der Elbs er trunken ist, hat sich trotz anhaltender Nach forschungen nichts Näheres seststellen lassen. Ebensowenig hat sich der von einem Zeugen des Vorganges der Kriminalpolizei mitgeteilte, auch in einem Artikel einer hiesigen Tages zeitung besprochene Verdacht, daß hier ein Verbrechen vorliegen könne, begründen lassen. Entgültige Feststellungen werden nach Lage der Sache allerdings erst dann möglich sein, wenn die Person der Ertrunkenen, die bisher noch nicht aufgefunden wurde, ermittelt werden kann. Es ist nicht ausgeschlossen, daß der Lärm, der von einigen Zeugen vernommen wurde, von einem Betrunkenen hergerührt hat, der um dieselbe Zeit am Neustädter User zur Polizeiwache sistiert werden mußte. Königsbrück. Der am Montag statt gefundene Viehmarkt war nur mittelmäßig be sucht. Der Austrieb betrug: 45 Rinder, 22 Läuferschweine, 161 Ferkel. Der Verkauf vollzog sich flott, die erzielten Preise waren durchaänaia Kobe» Weinböhla. Der Kutscher Max Tröger aus Trcugeböhla bei Großenhain, der seit Frühjahr vorigen Jahres bei dem Fuhrwerks- besitzer Robert Andert hier in Diensten stand, ist seit Donnerstag flüchtig. Tröger hat seinen Dienstherrn dadurch nach und nach um mehrere hundert Mark geschädigt, daß er Rechnungsbeträge, die er wiederholt beauftragt worden war, einzukassieren, unterschlug. Als er jetzt merkte, daß die Sache ruchbar wurde, suchte er das Weite. Kamenz. Ein Opfer seines Berufes wurde im nahen Räckelwitz der Dachdecker Sebastian Schuster. Er stürzte am Dienstag nachmittag so unglücklich von einem Dache herab, daß er nur als Leiche aufgehoben werden konnte. Seifhennersdorf. Eine unangenehme Verzögerung hat die Eröffnung der mit einem Gesamtkostenaufwand von 66000 Kronen neu geschaffenen, von Nürnberg über Oberhenners dorf nach Seifhennersdorf führenden Bezirks straße erfahren. Die bei dem Gasthause zur Stadt Zitiau in Obrrhennersdorf errichtete, von einer Reichenberger Firma erbaute und bis auf die Decke vollendete Brücke hat sich am vorigen Mittwoch gesenkt und hierdurch sind in den Gehsteigen vier über 1 Zentimeter Breite Riffe entstanden. Die Brücke muß ab getragen werden. Mit den Aufräumungs arbeiten ist schon begonnen worden. Zittau. In der letzten Sitzung des hiesigen Stadtverordneteukollegiums kam es zu einer lebhaften Debatte über den Beschluß des Stadtrats, die seit etwa 30 Jahren bestehende Pflichtfeuerwehr abzuschaffen, die nach einem Gutachten des städtischen Branddirektors „nur eine Spielerei" sei. Auch von Bürgermeister Mietzsch wurde diese Ansicht vertreten, daß die Pflichtfeu-rwehr „nur eine Plage für die Bürgerschaft" sei, die man beseitigen könne nachdem mit einem Kostenaufwande von rund 58000 M. eine neue Feuer-Alarmanlage ge schaffen und man mit der freiwilligen Feuer wehr das Abkommen getroffen, daß sie ein Jahr vorher kündigen müsse, wenn sie ihre Dienste etwa einzustellen gedenkt. Die Stadt verordneten vermochten sich nicht so ohne weiteres für die Aufhebung der Pflichtfeuer- zu entscheiden und vertagten die Angelegenheit als noch nicht genügend geklärt auf später. — Dem fünfjährigen Töchterchen des Eisengießereiarbeiters Mischke in Zittau fielen beim Ocffnen der Waschhausofentüc glühende Kohlen aufs Kleid und im nächsten Augenblicke stand das bedauernswerte Geschöpf, einer Feuersäule gleichend, über und über in Flammen. Ein Bruder des Mädchens lies in der Angst davon. Aus das Schreien des Kindes hin eilte die Mutter herbei, die sofort die Flammen mit ihren eigenen Kleidern er stickte. Tie Frau erlitt dabei Verletzungen an den Hingern. Die Verletzungen des Kindes aber sind so schwer, daß seine sofortige Ueber- führnng nach dem Stadtkrankenhause erfolgen mußte. — Die Zittauer Pflichtfeuerwehr, deren Auslosung bekanntlich in Frage steht, hielt am Mittwoch habend eine Versammlung ab, um gegen die Aeußerungen, die in der letzten Stadtverordnetensitzung über die Pflichtfeuerwehr gefallen sind, Stellung zu nehmen. In der Versammlung, zu der ein Mitglied des Rats kollegiums und 15 Stadtverordnete mit ihrem Vorsteher Professor Neumann an der Spitze erschienen waren, wurde energisch dagegen protestiert, daß die Pflichtfeucrwehr als eine „Spielerei" bezeichnet worden ist, und verlangt, daß die Auflösung gegebenfalls in einer würdigen Art und Weise geschehe, sodaß die Führerschaft, bez. das auSgeblidete Korps nicht mit Schande und Scham umhergehen müsse und jeder von ihnen ausgelacht werde. Die anwesenden Stadtverordneten, sowie sie sich an der Debatte beteiligten, und der Stadtver ordnetenvorsteher Prof. Reumann gaben die Versicherung, daß man nach empfangener Auf klärung an die Auflösung der Pflichtfeuerwehr schwerlich herantreten werde. Brockwitz b. M. Der Gutsbesitzer und Standesbeamte Heinrich Winkler von hier wurde am Dienstag Vormittag in der Nähe der Spitzgrundmühle erhängt aufgesunden. Für die Tat Winklers weiß man sich hier keine Erklärung. Winkler war sehr wohl habend und ist seinen Verpflichtungen als Standesbeamter stets gewissenhaft nachge kommen. Riesa. Die Nachricht, daß die organisierten Bootsleute und Heizer in einer am 15. d. M. in Magdeburg abgehaltenen Versammlung be schloßen haben, wegen Nichtbewilligung ihrer Forderungen in den Ausstand zu treten, traf am Freitag nachmittag hier ein und hatte Zzur Folge, daß alle dem Verbände angehörigen Bootsleute sofort die Arbeit niederlegten. Nach kurzer Pause wurden die Umschlagsarbeiten aber wieder ausgenommen, nachdem die streikendon Kahnmannschaften durch Arbeiter ersetzt worden waren, die auch heute noch die Ausladung aus den betreffenden Kähnen be sorgen. Größere Stockungen scheinen dagegen im Schiffahrtsverkehr selbst eingetreten zu sein. Am Mittwoch ist hier erst ein einziger Schlepp zug cingetroffen. Wurzen. Am Mittwoch nachmittag wurde in Eilenburg die Leiche eines Mannes in der Mulde ausgefunden und geborgen, in welcher man den seit über drei Wochen vermißten Kaufmann Carl Eckhardt aus Wurzen er kannte. In einem Anfalle geistiger .Störung hat der bedauernswerte Mann den Tod ge sucht und gesunden. Eckhardt hat sic mancherlei Verdienste um die Stadt Wurzen erworben und gehörte lange Jahre dem städtischen Kollegium, sowie der Handelskammer in Dresden an, er war in den weitesten Kreisen eine bekann te und geachtete Persönlichkei Lichtenberg b. Freiberg, Ein paar schwere Jungen wurden in der Person des Haus ¬ besitzers und Seilers Richard Bellmann in Lichtenstein und dessen ebenfalls dort wohn« lasten erst 17 Jahre alten Stiefbruders, des Glachmachers Anton Reitberger, dingfest gemacht. Sie haben in Gemeinschaft die Linbruchsdiebstähle im Gemeindeamt zu Lichten« >erg, wobei über 800 M- entwendet wurden, owie Einbrüche iu Weigmannsdorf, Freiberg, Mulda Brand und Neuhausen verübt. Die gestohlenen Sachen repräsentieren einen Wert von über 1500 M. Vor seiner Festnahme versuchte Bellmann einen Selbstmord zu be gehen. Frauenstein. Der Spediteur Mann aus Freiberg kam am Dienstag auf der Straße zwischen hier und Burkersdorf so unglücklich zu Fall, daß er einen Schädelbruch davontrug. Er wurde besinnungslos davongetragen. Scheibenberg. Aus Furcht vor Strafe wegen Widersetzlichkeit gegen einen seiner Lehrer hat sich der 18 Jahre alte Schüler des Realgimnasiums Annaberg Karl LangmasiuS m seiner hier gelegenen elterlichen Wohnung mit einem Jagdgewehr seines Vater erschaffen. Leipzig. Einen räuberischen Diebstahl verübte ein aus Weichau in Schlesien ge bürtiger 36 Jahre alter Arbeiter. Der kriminell schon vorbestrafte Mensch lernte am Montag früh in einem Lokale in dec Nord vorstadt einen Bureaugehilfen kennen, mit dem er zusammen nach L.-Gohlis ging. Daselbst n der Elsbethstraße veranlaßte er seinen Begleiter durch die Frage, wie spät eS sei, die Taschenuhr herauszunehmen, entriß ihm dann die Uhr und ergriff damit die Flucht. Der dreiste Spitzbube wurde sofort verfolgt und auch festgenommen, Seine Beute hatte er vor- ;er weggeworfen. — Anläßlich der Maßregelung des ver antwortlichen Redakteurs der Leipziger Lehrer zeitung, des Lehrers Meyrich, hat der Vorstand )eS Leipziger LehrervereinS beschlossen, den Jahresbeitrag der Mitglieder von 12 auf 20 Mark zu erhöhen, damit sür den Posten eines Redakteurs der Lehrerzeitung ein nicht mehr im Amte befindlicher Kollege gewählt werden kann, der unabhängig von den Schul behörden seine Zeit vollständig der Redaktion widmen kann. — Am Dienstag nachmittag versuchte der n.der Zollschuppenstraße in L.-Plagwitz bei seinen Eltern wohnhafte Schuhmacherssohn Hermann Max Hahn, 14 Jahre alt, in der Karl Heinestraße daselbst auf einen im Gange befindlichen Straßenbahnwagen aufzuspringen. Der junge Mensch rutschte dabei ab und wurde von dem Anhängewagen überfahren, wobei ihm der linke Fuß abgefahren wurde. Der Ver unglückte wurde nach dem Krankenhaus St. Jakob übergesührt. — Am Mittwoch Vormittag ist an der Ecke der Ranftschen Gaffe und der Kohl gartenstraße in L,-Reudnitz der 39 Jahre alte Geschirrführer Hermann Benno Jhlig au» Oelzschau von seinem eigenen Geschirr über fahren worden. Dem Unglücklichen waren die Zügel aus den Händen gerutscht. Als er sich danach bückte, stürzte er vom Bocke herab und wurde übersahen. Der Mann erlitt u. a. einen schweren Schädelbruch und wurde nach dem Krankenhause St- Jacob gebracht. Zwickau, Der Maschinenschaden bei dem Großfeuer in der Fabrik von Landmann und Hellwig beträgt über eine halbe Million Mark, dazu tritt noch der Schaden an den Gebäuden selbst. In der Spitzenweberei ist die Arbeit bereits wieder ausgenommen worden. Dagegen wird der Aufbau und die Wiederinbetried- setzung der Gardinenobteilung, die bisher über 300 Arbeiter beschäftigte, jedenfalls erst in 1Hz Jahren erfolgen können. Auerbach. In der Weidenmüllerschen Bleicherei sind wiederum große Posten roher und gebleichter Tülle gestohlen worden im Werte von 2000 M. Die Diebe konnten noch nicht ermittelt werden.