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Ottendorfer Zeitung : 28.10.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-10-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190610287
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19061028
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19061028
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-10
- Tag 1906-10-28
-
Monat
1906-10
-
Jahr
1906
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 28.10.1906
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sdolmsclie Kuncikbau. Deutschland. * Das Kaiserpaar wird, wie nun fest- gcietzt ist, am 13. November in München ein treffen und der Grundsteinlegung des deutschen Museums für Meisterwerke der Technik bei wohnen. *Jm Bundesrat hofft man, daß es gelingen werde, die Etatsberatungen in der Zeit bis zum 13. November so zu fördern, daß dem Reichstage bei seinem Wiederzusammentritt der ganze Reichshaushalts-Etat des nächsten Jahres wird vorgelegt werden können. *Der schon öfters angekündigte Wechsel in der italienischen Botschaft in Berlin ist nun bestimmt für Ende dieses Jahres zu erwarten. General Graf Lanza di Busca, der seit 1892 das Königreich Italien am Ber liner Hofe vertritt, hat um seine Entlassung ge beten und wird vermutlich durch den bisherigen italienischen Botschafter in London ersetzt werden. * Zum Präsidenten des badischen Finanzministeriums wurde Oberbau direktor Staatsrat Housell ernannt. * Der braunschweigische Landtag beschloß einstimmig das von seiner Kommission vorgeschlagene Ultimatum für den Herzog von Cumberland. *Bei der Reichstagsersatzwahl Hadersleben - Sonderburg wurde Landtagsabgeordneter Hansen - Apenrade (Däne) gewählt. — Im 18. hannover schen Wahlkreis Stade-Blumen thal wurde bei der Reichstagsersatz- Wahl Stichwahl zwischen Reese (nat.-lib.) und Ebert ftoz.) notwendig. * Der Landtag der Fürstentümer Wal - deck und Pyrmont trat am Mittwoch zu seiner diesjährigen verfassungsmäßigen Tagung Wammen. *Der Rücktritt des württembergi- s ch e n M i ni st erp r ä sid en t en Dr. von Breitling erfolgt nach Auflösung des gegen wärtigen Landtags Ende dieses Monats. Sein Nachfolger wird der Minister des Auswärtigen Dr. v. Weizsäcker. Osterreich-Ungarn. *Nach einigem Zögern hat Frhr. von Ähreuth al das Amt eines Ministers der Auswärtigen Angelegenheiten angenommen. Er erhielt die Bürgschaft, daß seine Person und Politik in beiden Delegationen auf keinerlei Vorurteil stoßen werden. Von ungarischer Seite wird betont, Ungarn wolle aus der Krise nicht den Vorteil ziehen, daß der nächste Minister des Äußern ein Ungar sein müsse. Die ungarische Regierung erklärte, daß sie an den neuen Minister des Nutzern keine andern Forderungen stelle als jene, die auf den gesetzlichen Bestimmungen des Ausgleichs von 1867 beruhen. Frankreich. *Die von Clemenceau eingeleiteten Unterhandlungen zur Bildung eines Kabinetts sind zum Abschluß gelangt: nur die Zuteilung des Kolonialministeriums ist noch nicht endgültig erfolgt. Das neue Kabinett setzt sich wie folgt zusammen: Präsidium und Inneres Clemen ceau, Justiz Guyot-Dessaigne, Auswärtiges Pichon, Unterricht Briand, Finanzen Caillaux, Krieg Picquart, Marine Thomson, öffentliche Arbeiten Barthou, Handel Doumergue, Ackerbau Ruan, Ministerium für Arbeiten und Gesund heitspflege Viviani. Das Kolonialministerium soll Millies-Lacroix angeboten werden, dessen Annahmeerklärung sicher erscheint. Das Kabinett Clemenceau wird sich erst am 5. November der Kammer vorstellen, weil die Abfassung der ministeriellen Erklärung hauptsächlich wegen der Veränderungen im Budget mehrere Sitzungen beanspruchen wird. England. * Die Herbstsession des Unterhauses ist durch eine Begrüßungsrede des Premierministers Sir Henri) Campbell-Bannerman er öffnet worden. Dieser Anlaß hat die Agitato rinnen nir Envenerung des Frauenstimm rechts zu einer Wiederholung ihrer früheren j Kundgebungen angefeuert, die zu einem heftigen Zusammenstoß mit der Polizei führte. Als die Frauen im Parlament zu lärmen begannen, wurden sie, wie in früheren Fällen, auf die Straße gesetzt. Aber sie leisteten verzweifelten Widerstand. Sie mußten einzeln, wie die Hyänen kämpfend, an Händen und Füßen auf die Straße gezogen werden. Vielen Konstablern wurden dabei die Kleider vom Leibe gerissen. Nachdem sie gegen Kaution in Freiheit gesetzt waren, zogen sie, begleitet von ungeheuren Menschenmassen, an das Themseufer und hielten eine Entrüstungsversammlung ab. * Von den in Reserve gestellten Schiffen der Kriegsflotte soll eine besondere Flotte, genannt „die heimische Flotte", geschaffen werden. Schlachtmanöver und andre Übungen sollen deren Schlagfertigkeit erhöhen. Dänemark. *Jm Folkething wird noch vor Be ginn des neuen Jahres eine Gesetzesvorlage betr. die Verstärkung der Armee beraten werden. Spanien. * Die Cortes haben mit großer Mehrheit das von der Regierung vorgelegte Programm gebilligt. Als besonders dringlich wurde die Erledigung des Vereinsgesetzes und die Militärvorlage bezeichnet. Rustland. X Die Untersuchung wegen des Bomben attentats gegen den Ministerpräsidenten Stolypin gestaltet sich ungemein schwierig, da die eigentlichen Urheber der Schreckenstat trotz der eifngsten Anstrengungen nicht festzustellen sind. Inzwischen ist der verhaftete Hotelportisr Koslow wegen mangelnder Beweise wieder in Freiheit gesetzt worden. Der Kutscher, der den Verbrecher zum Uniformschneider gefahren hatte, konnte auch noch nicht entdeckt werden. Die bei dem Attentat schwer verletzte Tochter Stolypins ist, wie verlautet, nach Berlin gebracht wor den, um in einer dortigen Klinik weiter ärztlich behandelt zu werden. * Generaladjutant Stössel ist ohne Uni form und Pension verabschiedet worden. Sollte der Prozeß über die Kapitulation von Port Arthur ihn rehabilitieren, so werden Uniform und Pension ihm wieder zugestanden werden. Vorläufig darf Stössel nur Zivil wagen. * Der Generalgouverneur der bal tischen Provinzen, Generalleutnant Sollogub, ist seines Postens enthoben worden; er wird zum Gehilfen des Ministers des Innern an Stelle Makarows ernannt werden. Amerika. * In der südamerikanischen Republik Ecua dor sieht es zurzeit recht traurig aus. Präsi dent Alfano teilte dem Parlamente mit, es sei wegen des durch die Oppositionspresse hervor gerufenen Mißtrauens unmöglich, in Europa eine Anleihe aufzunehmen. Die wirtschaftliche Lage der Regierung sei eine verzweifelte. Afrika. *Die Lage in Marokko ist verzweifelt ernst. Die Behörden in Tanger haben be schlossen, keine Truppen nach Arzila, das in den Händen der Rebellen ist, zu schicken, da man weiteres Blutvergießen befürchtet. Die städtischen Behörden von Arzila, die machtlos sind, haben Raisuli, den Näuberhauptmann, gebeten, sich ihrer anzunehmen. Asien. *Die Armeereform in China hat schon große Fortschritte gemacht. Die Herbst manöver der chinesischen Armee, an denen 30 000 Mann unter dem Kommando von Manschikai und Tiehliang teilnehmen, haben ihren Anfang genommen. Die Truppen sind modern bewaffnet und zum größten Teil von ausländischen Instruktoren ausgebildet. Den Manöver» wohnen dreißig fremde Militär attaches bei. *Das neue persische Parlament scheint nicht recht mit seinen Arbeiten vom Fleck zu kommen. Jede Woche werden vier Sitzungen ! abgehalten, die vorläufig der Ausarbeitung von Reglements gewidmet sind. Das Parlament findet sich nur schwer in den Regierungsange legenheitsn zurecht; die wichtigsten Regierungs vorlagen sollen dem Parlamente noch vor seiner Vervollständigung durch die Abgeordneten der Provinz unterbreitet werden. Spaniens Finanzpolitik. Wer die Aufgaben der spanischen Finanz politik wird der ,Frkf. Ztg/ aus Madrid ge schrieben: Vor der Wiedereröffnung der Cortes wird die Regierung durch die Aufstellung des Budgets sehr stark in Anspruch genommen. In den Ministerratssitzungen ist man nunmehr end lich zu einer Einigung über die Gestaltung des Staatshaushaltes gelangt. Das war nicht so leicht. Denn weil auf allen Gebieten die Hilfe des Staates dringend not tut, und jeder Minister für seinen Teil mit der materiellen Möglichkeit, Reformen durchzuführen, auch einen persönlichen Erfolg erstrebt, so gingen, bei aller Rücksichtnahme auf die schwierige Lage der Finanzen, die Mehranforderungen an den neuen Etat doch auf über 40 Millionen. Aber der Finanzminister Navarro Reverter zeigte sich diesen Ansprüchen gegenüber recht wenig geneigt. Er meint, die Taktik seiner letzten Vorgänger nachahmen und vor allem einen möglichst hohen Überschuß der Einnahmen über die Ausgaben buchen zu müssen, um durch die Konstatierung dieses rein rechnerischen Faktums die Kredit fähigkeit Spaniens nach außen hin in rosigstem Lichte erscheinen zu lassen. Und weil er nun einmal in Geldftagen der Herr der Situation ist, so wußte er die übrigen Mitglieder der Re gierung tatsächlich zu ganz erheblichen Ein schränkungen der Bedürfnisse aller Ressorts auf Kosten des äußeren Scheines zu veranlassen. Daß mit einer solchen, auf trügerischen Voraus setzungen gegründeten Werschußwirtschaft den Gesamtinteressen des Volkes recht schlecht ge dient ist, liegt auf der Hand. Bei einem solchen Finanzgebaren sind in der Tat alle wirksamen Reformwerke ausgeschlossen, und die Minister hätten besser, mit Rücksicht auf das schon mehr als zu ost enttäuschte Land, die vielen Versprechungen, mit denen sie nur leere Hoffnungen erweckten, unausgesprochen lassen sollen. Die „heilige Angst vor dem Defizit", vor der Echegaray, der scharfsinnige Staats mann und Poet, einmal gesprochen, erweist sich in dieser Form nur als der Ausfluß einer höchst kurzsichtigen Finanzpolitik. Denn in Spanien ist nicht allein eine Summe von Kulturaufgaben seit langem unerfüllt und unberücksichtigt ge blieben, sondern es fehlt auch vor allem an der Initiative, durch Staatsmittel zur Hebung und Entfaltung der produktiven Kräfte des Landes beizutragen. Wenn man wegen einer schiefen Bilanz immer wieder das Bildungswesen, den Bau von Straßen, Eisenbahnen und Kanälen, die Agrarverhältnisse, den Postdienst und vieles andre vernachlässigt, so braucht man sich doch Wirklich nicht zu wundern, wenn die Zahl der Analphabeten stets größer wird, die Kriminalität sich mehr und mehr ausdehnt und mit der all gemeinen Verelendnng die Auswanderung ständig wächst. Und in diesem Jahre zeigt sich stets das gleiche Bild, stets derselbe Aufschub in den allernotwendigsten Ausgaben, stets die nämliche Vertröstung auf die Zukunft. So gibt es nie ein Vorwärts. Das Stehenbleiben aber be deutet einen stetigen Rückschritt. Gewiß muß in jedem Staatswesen die Sparsamkeit das oberste Prinzip sein. In Spanien jedoch waltet sie am allerverkehrtesten Ende. Nm dem notleidenden Staatswesen durchgreifende Hilfe zu bringen, dazu wären allerdings recht große Mittel und ein ernstes, zielsicheres, stetiges und unbestech liches Regiment notwendig. Dann aber würden alle Aufwendungen auch zehnfach Zinsen tragen. Denn in diesem Lande deS reichsten Natur segens schlummern unermeßliche Schätze, die nur der organisierten Nutzbarmachung warten. Und in diesen! Volke selbst ruht eine unverwüstliche Lebenskraft, die nur der moralischen und materiellen Stärkung bedarf. Wäre dem nicht so, dann hätte Spanien nicht so viel schwere Schicksalsschläge zu überdauern vermocht. und sie wußte, daß er taktvoll genug sein würde, jede weitere Begegnung geflissentlich zu ver meiden. Sie wünschte es ja nicht anders, und doch horchte sie jedesmal mit rascher klopfendem Herzen erwartungsvoll auf, wenn irgendwo Ge räusch wie der Klang sich nähernder Schritte laut wurde. Und sie Ivar trauriger als zuvor, sobald sie inne wurde, daß es nur eine Täuschung gewesen war, daß niemand kam, sie in ihrer selbstgewählten Einsamkeit zü stören. Grau und düster, wie er begonnen hatte, ging der Tag zu Ende, und schlaflos, mit fiebernden Pulsen und schmerzenden Schläfen, lag sie während der ganzen, trostlos langen Nacht auf ihrem Bette. Als endlich der Morgen fahl heraufdämmerte, litt es sie nicht länger in den heißen, zerwühlten Kiffen. Sie stand auf, hüllte sich in ihren Schlafrock und setzte sich ans Fenster, als könne der Blick auf die einsame Straße, in der sich nur hier und da ein Bäcker junge oder ein verschlafenes Dienstmädchen zeigte, ihrem armen gequälten Gehirn neue, erfreuliche Gedanken zuführen. Noch war es nicht völlig hell geworden, als ein zweispänniger Landauer um die nächste Ecke und an dem Sievekingschen Hause vorfuhr. Zwei schwarz gekleidete Herren entstiegen dem Gefährt, und während sie auf das Offnen der Tür war teten, hatte Herta Zeit genug, sie zu eickennen. Es waren der Maler Feldheim und Doktor Robelins, ein mit ihrem Gatten befreundeter Arzt. Die junge Frau sah, wie sie im Innern des Hauses verschwanden; dann aber hörte sie nichts mehr, wie angestrengt sie auch horchte. Es blieb in ihrer Umgebung so still, als läge Von unä fern. Ein Geschenk des Kaisers. Eine Büste Richard Wagners, ein Werk des Bildhauer-? Eberlein, ist von Kaiser Wilhelm der Stadt Venedig als Geschenk angeboten worden. Der Stadtrat nahm das huldvolle Geschenk mit wärmstem Danke an. Die drei unvermählten jugendlichen Schwestern der Gräfin Montignoso, die Erzherzoginnen Margarete, Germana und Agnes von Toskana sind auf der Durchreise zu einer befreundeten gräflichen Familie in Niederbayern in München eingetroffen. Daraus darf mÄ bisherigen Erfahrungen geschlossen werden, daß die Ankunft der Gräfin Montignoso bei ihren Eltern in Lindau unmittelbar bevorsteht. Das Wiedersehen der Gräfin mit ihren beiden älteren Söhnen in München findet in diesen Tagen statt Zwanzig Tonnen glühende Eisenmasse sind infolge falscher Regulierung des hydrau lischen Roheisenmischers auf dem Hayinger Stahlwerk bei Trier in die Gießhalle einge drungen. Das glühende Metall hat alles im Stahl- und Walzwerk zerstört. Der Betrieb ruht. Menschen sind glücklicherweise nicht verletzt worden. Unfall in einem Schlachthause. Im Schlachthause zu Brilon wurde durch unvor sichtige Handhabung des Schußapparates statt eines Bullen der ihn zur Schlachtbank führende Geselle des Metzgermeisters Heitzig getötet. Beraubt und ins Wasser geworfen. In Mülheim a. d. Ruhr wurde bei dem Stadt teil Speldorf der von der Nachtschicht kommende siebzigjährige Bergmann Seyen überfallen, der Bärschaft beraubt und dann in die Ruhr ge worfen. Der Raubmörder ist bisher noch nicht ermittelt. Bei einer Schnitzeljagd des Labiauer Reitervereins ist der Rittergutsbesitzer Boltz aus Algründeu lebensgefährlich gestürzt. Seine Frau und ein andrer Herr sind ebenfalls ge stürzt, jedoch nur leichter verletzt. X Arbeiter als Geschworene und Schöffen. Unter den Geschworenen des dieser Tage in Augsburg zusammengetreteuen Schwur gerichts befinden sich auch zwei Arbeiter, näm lich der Modelltischler Bleicher und der Former Fäßler, beide in der dortigen Maschinenfabri! beschäftigt. Auch bei den Schöffengerichten sind zum ersten Male in diesem Jahre magistratlicher- seits mehrere Arbeiter in Augsburg in Vorschlag gebracht worden. Unblutiges Duell. Zwischen dem Hof- theater-Jntendanten Baron v. Putlitz und dem Chefredakteur Dr. Karl Anton Piper in Stutt gart fand ein Pistolenduell statt, das unblutig verlief. Die Ursache zu dem Duell soll eine Dame gegeben haben. X Eine Hundegeschichte, die für Besitzer von Vierfüßlern sehr von Interesse sein dürste, wird ans Badenweiler gemeldet. Der dortige Gasthofsbesitzer R. wurde vor einiger Zeit von der jungen Dogge eines Arztes auf der Straße über den Haufen gestoßen, wobei N. einen doppelten Unterschenkelbruch erlitt und bald daraus verstarb, noch ehe die Folgen des Un falls ausgeglichen waren, wobei die Frage offen blieb, ob und wieviel der Knochenbruch das Ableben des sehr beleibten und mit den verschiedenen Leiden behafteten R. beschleunig! habe. Die Hinterbliebenen wandten sich nun mit hohen Ersatzansprüchen an den Arzt, der als Besitzer des Hundes für alle Folgen der Körper verletzung gesetzlich verpflichtet war. Die Sache ist jetzt dadurch aus der Welt geschafft wordep, daß der Arzt die Familie R. durch eine Ge samtzahlung von mehr als 8000 Mk. abgefundeu und auch die Kosten übernommen hat. Die Arbeiten zur Hebung des ge sunkenen Unterseebootes „Lutin" sind, wie aus Biserta gemeldet wird, - soweit gediehen, daß es gelang, es einige Meter zu heben. Das Boot soll nach der Richtung der Küste geschleppt werden, zu welchem Zweck durch Bojen Stellen angedeutet worden sind, wo das Boot ohne Gefahr auf den Meeresboden-gesetzt werden kann. alles noch im tiefsten Schläfe. Diese Stille aber hatte für Herta jetzt etwas unheimlich Drückendes und Beängstigendes. Die Ahnung eines sichres lichen Geheimnisses legte sich aus ihre Brust, dw> ihr das Atmen schwer wurde. Was konnte der Besuch dieser feierlich gekleideten Männer ZU solcher Tagesstunde bedeuten? Und warum waren sie nicht zu Fuß oder in einer Droschke, sondern in diesem schwerfälligen Wagen ge kommen, der ganz'das Aussehen einer Leichew kutsche hatte? Wenn es bei dem Charakter und den Lebens ansichten ihres Mannes nicht so unmöglich wesen wäre, ivürde sie geglaubt haben, dieie beiden seien gekommen, ihn zu einem Zwei kampf abzuholen. Davon konnte hier natürlich nicht die Rede sein; es wäre eine gav) törichte, lächerliche Vermutung gewesen! 77 Und doch — warum war es denn eigenM so ganz undenkbar? Etwa weil Richard Sievc- king ein ernster, ruhiger Munn war, der jedes seiner Worte^bedachtsam abwog und den w niemals im Streit mit einem andern gesehen - Oder weil er beharrlich geschwiegen hatte, als einmal am Empfangsabend seiner Frau W lebhaft und mit vielen großen Worten über die Zulässigkeit oder Verwerflichkeit des Duelle debattiert worden war? Damals hatte sic frem«! geglaubt, seine Ansicht über die Frage zu kennen, auch ohne daß er sich gleich den andern w wohlgesetzter Rede darüger aussprach, wenn er sich etwa wider Erwarten zugunsten des Zweikampfes geäußert hätte, so würde w ihn sicherlich höchlichst verwundert angesehen oder vielleicht sogar hell aufgelacht haben b« Ä Auf schiefer Lakn. 36s Roman von Reinhold Ortmann. (Fortsetzung.) „Ich wußte Wohl, daß wir uns schließlich doch noch verständigen würden. Nur mit dem angebotenen Zahlungstermin vermag ich mich zu meinem Bedauern nicht einverstanden zu er klären. Ich brauche das Geld in den nächsten drei Tagen, und ich will Ihnen einen Vorschlag machen. Geben Sie mir einen Scheck auf das Bankhaus Schröder u. Werkenthin. Ich werde denselben erst am Tage nach des armen Cäsars Begräbnis zur Einlösung präsentieren, und ich werde Ihnen in derselben Stunde, wo mir das das Geld ausgezahlt ist, auch den Schlüffe! übergeben." Löwengaard erhob wohl noch verschiedene Einwendungen gegen das Arrangement; aber er tat es ohne jede Hoffnung auf Erfolg. Ein einziges leicht hingeworfenes Wort des andern machte seine Bedenken wieder verstummen. Doktor Maximilian Geißler war ja der Herr der Situation, und es entsprach nur seiner Natur, daß er sich eines solchen Vorteils ohne- alle weichmütige Sentimentalität bediente. Als er Löwengaards Kabinett verließ, trug er einen ordnungsmäßig ausgestellten Scheck auf fünfzigtausend Mark in seiner Brieftasche, und es würde ihm die Freude über den leicht er rungenen Erfolg sicherlich kaum getrübt haben, wenn er hätte sehen können, wie sich der Aus steller dieses wertvollen kleinen Papiers unmittel bar nach seinem Weggange auf den Teppich niederwarf und unter qualvollem Stöhnen mit beiden Händen gleich einem Verrückten sein graues Haar zerraufte. Auch in Richard Sievekings Haus war die Nachrichst von Cäsar Löwengaards jähem Tode gelangt und Herta wäre gern sofort zu ihrer Schwester geeilt, um ihr in diesen Stunden ge waltiger seelischer Erschütterung und Aufregung zur Seite stehen. Aber sie fühlte sich selber so matt und so unsäglich elend, daß sie sicherlich eine sehr schlechte Trösterin abgegeben hätte, und daß sie sich nicht einmal genug Physische Kraft zutraute, um eine solche Aufgabe zu erfüllen. Der Kopf schmerzte sie so heftig, und ihre Glieder waren schwer, als befände sie sich im Anfangsstadium einer schweren Krankheit; grau samer als dies körperliche Unbehagen quälten sie die trübseligen Gedanken und die nagenden Selbstvorwürfe, denen sie nicht entfliehen und vor denen sie sich nicht retten konnte, wie tief sie auch ihr brennendes Gesicht in die Kissen ver graben mochte. Gestern hatte sie geglaubt, mit der Ver gangenheit nun vollständig fertig zu sein und trotzigen Mutes ein neues Leben beginnen zu I können; heute aber war ihr zugleich mit dem beschämenden Bewußtsein ihrer Schwäche auch , die Erkenntnis gekommen, daß ihre Seele noch j mit tausend unzerreißbaren Fäden an diese Vergangenheit gefesselt war, daß sie sich nicht davon losmachen könne, ohne ein Stück ihres Herzens zurück zu lassen und ohne für eine lange, lange Zeit — wie es ihr jetzt schien, für den ganzen Rest ihres verfehlten Lebens — namenlos unglücklich zu werden. Ihren Gatten hatte sie nicht wieder gesehen,
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