Suche löschen...
Ottendorfer Zeitung : 21.10.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-10-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190610216
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19061021
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19061021
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-10
- Tag 1906-10-21
-
Monat
1906-10
-
Jahr
1906
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 21.10.1906
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Kunstbau. Deutschland. * Über die Beraubung der Köpe nicker Stadtkasse hat derKaiser telegraphischen Bericht verlangt. * Der Kaiser wird seine Reise nach München, wie gerüchtweise verlautet, im Automobil machen. »Reichskanzler Fürst v. Bülow ist aus Homburg in Berlin eingetroffen und wird die Amtsgeschäfte wieder übernehmen. * Der 30. ordentliche Landtag des Groß herzogtums Sachsen-Weimar ist durch den Staatsminister v. Wurmb geschlossen worden. Im Verabschiedungsdekret wurde dem Landtage die Mitteilung gemacht, daß in Sachen der Landgerichtsgemeinschaft mit Reuß j. L. die Regierung, da eine Einigung mit dem Landtag nicht zu erzielen war, sich weitere Ent schließungen vorbehält. * Der württembergische Landtag ist wieder zusammengetreten. Die Auflösung des Landtags ist auf den 3. November, die Neuwahlen sind für den 5. Dezember vor gesehen. * Seit dem 1. September d. ist in Deutsch-Ostafrika die vollkommene Trennung der Polizeitruppe von der Schutztruppe durchgeführt. Die Polizei truppe besteht aus 1500 Mann farbiger Soldaten. Ihr Chef ist der Hauptmann Fonck, der schon seit 1893 in Ostafrika tätig ist und als besonders guter Kenner von Land und Leuten gilt; sein Vertreter ist Hauptmann v. Levetzow. Im übrigen sind nur Unteroffiziere als weiße Chargen bei der Polizeitruppe vorhanden. Die eigentliche Schutztruppe umfaßt jetzt 15 Kompanien zu je 150 Mann. Osterreich-Ungarn. »Auf eine Anfrage erklärte der Landes verteidigungsminister, daß der Entwurf einer neuen Militär- Strafprozeßreform fertiggestellt sei. Zur Einbringung des Entwurfs fehle aber noch die Einigung zwischen den beider seitigen Regierungen über die Gerichtssprache, worüber Verhandlungen im Gange seien. »Ein Teil der ungarischen regie rungsfreundlichen Presse fährt fort, Goluchowski heftig anzugreifen, obwohl schon wiederholt angekündigt worden ist, daß die ungarische Regierung ihn in der nächsten Delegationstagung verteidigen werde. Man fürchtet, daß die ungarische Negierung außer stande sein wird, diese ihre Zusage wirksam zu erfüllen. Frankreich. * Der Deputierte R^veilland will beim Wiederzusammentritt des Parlaments einen Dringlichkeitsantrag einbringen, auf Grund dessen im ganzen Bereich des französischen Gebietes der Totalisator, die Hahnen kämpfe, Stierkämpfe und Opium höhlen untersagt werden. Italien. » Da von vielen Seiten die Angriffe gegen die Regierung wegen der Vergebung der Lieferung von Artilleriematerial an die Firma Krupp fortgesetzt werden, hat der Kriegsmini st er Vigano sich über die Angelegenheit wie folgt geäußert: „Die tech nische Kommission erklärte Ende April das Kruppsche 75-Millimeter R o h r r ü ck l a u f - Geschütz für das weitaus beste Feldgeschütz. — In nächster Zeit wird der Minister vor der Kammer die neuen Militärforderungen ein gehend begründen. Belgien. » In Brüssel ist die internationale Kon ferenz zur Revision des Reglements betreffend den Spirituosenhandel in Afrika, zusammengetreten, an der auch zwei Vertreter Deutschlands teilnehmen. Holland. * Meldungen aus dem Haag besagen, daß die Regierung des M a l a i e n st a a t e s Bangli auf Bali sich bereit erklärt hat, mit der holländischen Regierung einen neuen Ver- rrag abzuschließen, die Feuerwaffen der Be- i wohner auszuliefern und Bürgschaften für deren künftiges Woblverhalten zu geben. Rnstland. »Der ehemalige Vorsitzende der Reichs duma, Muromzew, ist von der Teil nahme an den Sitzungen der Moskauer Semstwo und Stadtduma ausgeschlossen worden, da gegen ihn wegen Unterzeichnung des Wiborger Auf rufs das Strafverfahren eingeleitet worden ist. Balkanstaaten. »Ein Aufstand ar abi sch er Stämme ist zwischen Demen und Hedschas (zwei arabischen Küstenprovinzen) ausgebrochen. Die Aufständischen haben in einer Woche 200, die türkischen Truppen 100 Tote und 60 Ver wundete verloren. Die türkischen Truppen mußten weichen. Da die Gefahr der Aus breitung des Aufstandes gegen Norden besteht, wurden in Konstantinopel Verstärkungen verlangt. Amerika. * Die Mi nisterkrisen in der Republik Chile sind häufiger, als dem Lande dienlich ist. Nach einer Meldung aus Santiago stimmte die Kamm er bei Gelegenheit der Ernennung eines Mitgliedes des Staatsrates gegen die Regierung. Dadurch ist das erste Ministerium des kürzlich erst ins Amt getretenen Präsidenten Monti gestürzt. Afrika. »Immer bedrohlicher lauten die Nachrichten aus dem Süden von Marokko, wo die religiös-politische Bewegung gegen den euro päischen Einfluß im schnellen Anwachsen ist. Nach einer Meldung aus Tanger ist die Ver bindung zwischen Marrakesch und der Küste voll ständig unterbrochen. Mehrere Karawanen haben Marrakesch verlassen, um den Versuch zu machen, mit Waffen und Munition die Oase Tafilett zu erreichen. Man ist wegen ihres Schicksals in Besorgnis. — Ganz besonders bedroht sind die französischen Militärvosten an der marokka nisch-algerischen Grenze, die auf eine Strecke von Hunderten von Kilometern verteilt sind. Wie es heißt, sind die marokkanischen Stämme fest entschlossen, Mitte November den heiligen Krieg gegen die Europäer zu beginnen. Asten. * Der Ausbau der japanischenFlotte wird mit Eifer, aber ohne Hast betrieben. Wie aus Tokio gemeldet wird, ist als Ergebnis einer Beratung der Admirale ein besonderes Komitee für Schiffskoustruktion eingesetzt worden, um die neuesten und zweckmäßigsten Kriegsschiffspläne aufzustellen. Infolgedessen erwartet man, daß die Fertigstellung der jetzt im Bau befindlichen Schlachtschiffe und Kreuzer sehr verzögert wird. Beraubung der Köpenicker SLadtkaffe. Ein Vorfall, wie er in der deutschen Ver brechergeschichte seinesgleichen sucht, und der hin sichtlich der Frechheit und Kühnheit seiner Aus führung an die berüchtigtsten russischen Überfälle der letzten Zeit erinnert, hat sich in Köpenick bei Berlin zugetragen. Dort hat ein Gauner in der Maske eines Garde - Offiziers mit Hilse einer Abteilung Soldaten, die er durch eins gefälschte Kabinettsorder täuschte, den Bürgermeister Dr. LangerhanS und den Stadt- Rendanten v. Wiltberg im Rathaus verhaftet, beide unter militärischer Bewachung nach Berlin transportieren lassen und dann die Stadtkasse, in der sich etwas über 4000 Mark in bar be fanden, ausgeraubt. Polizei und Gendarmerie sind in fieberhafter Tätigkeit, des Gauners hab haft zu werden. Herr Bürgermeister Langerhans schilderte den Vorgang folgendermaßen: „Ich saß zwischen V-5 und ^5 Uhr in meinem Amtszimmer, als plötzlich die Tür sehr energisch geöffnet wurde. Als ich mich umdrehte, sah ich, daß ein Offizier, gefolgt von zwei Grenadieren in feldmarsch mäßiger Ausrüstung und - mit aufgepflanztem Seitengewehr, eintrat. Der Offizier, der, wie ich mich später überzeugte, den Mantel und die Achselstücke eines Hauptmanns des 1. Garde- Regiments z. F., eine Feldbinde um die Hüften und dft Mütze auf dem Kopfe trug, und den ich zuerst für einen Offizier des Bezirks-Kommandos hielt, kam dicht an mich heran und fragte mich: „Sind Sie der Bürgermeister von Köpenick?" Als ich dies bejahte, fuhr er fort: „Sie sind auf Allerhöchsten Befehl mein Arrestant und werden sofort nach Berlin abgeführt!" Ich ent gegnete: „Ich bitte mir —" Da unterbrach mich der Hauptmann schroff: „Sie haben gar nichts zu bitten! Ich habe Ihnen schon gesagt, Sie sind mein Arrestant!" Dabei winkte er den Grenadieren, die bis auf zwei Schritt an mich herantraten. Trotzdem erklärte ich: „Ich möchte den Haftbefehl sehen!" worauf mir der Offizier entgegnete: „Meine Legiti mation sind hier diese Mannschaften! Das weitere wird man Ihnen auf der Neuen Wache in Berlin, wohin Sie jetzt transportiert werden, zeigen!" Ich machte den Hauptmann darauf aufmerksam, daß ich Reserve-Offizier sei, worauf er mir das Ehrenwort abnahm, daß ich unter wegs keinen Fluchtversuch machen würde. Dann gestattete er mir, daß meine Frau mich nach Berlin begleiten dürfe, und ordnete an, daß nur ein Grenadier, der, sich auf den Kutschbock zu setzen habe, mich nach Berlin bringen solle. Er führte mich dann zu dem requirierten Wagen, der auf dem Hofe des Rathauses stand, und befahl, als ein Grenadier sich zum Kutscher ge setzt hatte, das Abfahren des Wagens. — Ich holte meine Frau ab und überlegte mit ihr unterwegs, weshalb ich auf diese Weise „arretiert" sein könnte. Ich kam zu der Meinung, daß ich vielleicht beim Bezirks kommando von irgend einer mir feindlich ge sinnten Person wegen eines erdichteten mili tärischen Verbrechens denunziert sein könnte. Bevor wir in Berlin nach der Neuen Wache kamen, verließ meine Frau, wie der Hauptmann vorher befohlen hatte, den Wagen. Auf der Wache war der wachthabende Offizier, als ich ihm von dem Grenadier übergeben wurde, sehr erstaunt, zumal der Soldat ihm nicht sagen konnte, wie der Hauptmann heiße. Der Offizier erstattete der Kommandantur telephonisch Meldung, und bald darauf erschien der Kommandant Generaladjutant Graf von Moltke auf der Wache. Später traf auch als Offizier vom Tagesdienst der Major Prinz Joachim Albrecht mit einem Kriminal beamten ein, der bei der gerade vorgenommenen Revidierung der Schloßwache vom Polizei präsidium kam und ihm den Vorfall gemeldet hatte. Nachdem Graf von Moltke mich und den Grenadier über den Vorgang vernommen hatte, traf auch der Köpenicker Stadthauptkassenrendant v. Wiltberg, der von dem angeblichen Haupt mann gleichfalls verhaftet worden war, in Be gleitung von zwei Grenadieren ein. Ich begab mich unterdessen mit einem vom 2. Polizei- Revier herbeigerufenen Polizeileutnant nach dem Polizei-Präsidium, wo ich den Vorfall ausführ lich dem diensthabenden Kriminalkommissar schilderte, der dann dem Herrn Polizei-Präsi denten Meldung erstattete." Stadtkassenrendant v. Wiltberg erzählt folgendes: „Gegen "/«5 Uhr kamen plötzlich zwei von meinen Kassenbeamten in das Kassenzimmer mit den Worten: „Wir bekommen Einquar tierung: der Hauptmann ist ein recht unhöf licher Mann; er hat mich scharf angefahren und befohlen, daß alle städtischen Beamten sich auf ihre Zimmer zu begeben hätten." Weiter wurde mir mitgeteilt, daß der Hauptmann auf den Korridoren Soldaten mit aufgepflanzten Bajonetten patrouillieren lasse. Niemand darf in das Rathaus hinein! Selbst der Herr Erste Beigeordnete und andre Stadträte wurden von dem Doppelposten, der vor der Rathaustür steht, abgewiesen. Während ich noch überlegte, was das alles zu bedeuten hätte, trat der Hauptmann mit zwei Grenadieren zu mir in den Kassenraum, fragte nach dem Rendanten und bereichte mich, als ich mich meldete, mit den Worten an: „Schließen Sie sofort die Bücher ab! Ich habe Befehl, Sie zu verhaften." Als ich mich weigerte und zunächst den Haft befehl sehen wollte, erklärte mir der Offizier: „Wenn Sie sich weigern, so werden Sie ein fach abgeführt und dann werden die andern Beamten die Arbeit machen! Der Haftbefehl wird Jdnen auf der Neuen Wache in Berlin, wohin Sie nachher transportiert werden, vor Ol Auf lckiefer 8akn. 33j Ronian von Reinhold Ortmann. (Fortsetzung.) Die Gespräche wurden ernsthaft und ge zwungen, wie sie es nur sehr selten in diesem Kreise waren. Alle hatten offenbar die unbehagliche Empfin dung, daß die Einführung des stillen, ernsten Mannes, der so we ig von dem Aussehen eines ausgelassenen Zechkumpans hatte, in einer ganz bestimmten Absicht erfolgt sei, und daß er etwas wie schwüle Gewitterstimmung mitgebracht habe. Fast alle waren sie am vergangenen Abend Zeugen von Bruno Meinardis frivolen Äuße rungen über Frau Herta Sieveking gewesen, und sie hatten auch gehört, wie ihm Feldheim in sehr ernstem Tone zugerufen hatte, daß er hoffentlich bereit sein werde, für seine Äußerung einzustehen. Unter solchen Umständen war es sicherlich mehr als ein bloßer Zufall, daß der Maler heute mit dem Gatten der beleidigten Dame hierher kam, und die meisten hegten des halb im stillen den Wunsch, daß Bruno Meinardi gerade an diesem Abend ausbleiben möge. Aber der gutgemeinte Wunsch ging nicht in Erfüllung. Gegen Mitternacht öffnete sich die Tür und der junge Bildhauer, dessen Klei dung verriet, daß er aus einer Gesellschaft tam, erschien auf der Schwelle. Er mußte gut gelaunt sein, denn mit weicher, volltönender Stimme rief er ein munteres Scherzwort in den dichten Tabakqualm hinein. Aber der lachende Ausdruck seines Gesichtes ver wandelte sich sofort und an dem großen runden Tisch wurde es mit einem Male totenstill, als Richard Sieveking sich von seinem Platze erhob, um dem Ankömmling entgegen zu treten. „Ich bitte um Verzeihung, meine Herren, wenn ich genötigt bin, Ihre heitere Geselligkeit für einen Augenblick zu stören; aber da Sie gestern Zeugen der Beschimpfungen waren, die ein nichtswürdiger Lügner gegen die Ehre meines Hauses geschleudert, so werden Sie auch die Antwort anhören müssen, die ich dem Verleumder darauf zu geben habe." Und er drehte sich nach dieser im mhigen Tone gesprochenen Anrede, der die Versammelten schweigend zugehört hatten, nach Bruno Meinardi um, sah dem Bildhauer, der sich trotz seiner ziemlich offenkundigen Bestürzung bemühte, eine möglichst unverschämte Miene aufzusetzen, eine Sekunde lang fest ins Auge und schlug ihn dann mit der flachen Hand mitten ins Gesicht, daß jener unter einem erstickten Aufschrei bis gegen die Tür hin zurücktaumelte. Erregt fuhr alles von den Sitzen empor, um sich zwischen die Streitenden zu werfen. Keiner hatte die Mißhandlung verhindern können, weil bei dem scheinbar so gelassenen Verhalten Richard Sievekings keiner eine solche Wendung für möglich gehalten hatte. Man war von dem Vorfall auf das peinlichste berührt; aber es wurde trotzdem keine Äußemng des Unwillens oder des Vorwurfes gegen seinen Urheber laut. Bruno Meinardi schien zum Bewußtsein des ungeheuren Schimpfes, der ihm da angetan worden war, erst zu gelangen, als er sich von fünf oder sechs Bekannten umgeben sah, die offenbar entschlossen waren, jede weitere Gewalt tätigkeit unmöglich zu machen. Denn nun be gann er wie ein Rasender zu toben und nach dem Leben des Beleidigers zu verlangen. Sieveking war unbeweglich an derselben Stelle stehen geblieben, von der aus er seinen Schlag geführt hatte; aber als nun der Maler Feld heim an ihn herantrat und freundschaftlich seinen Arm ergriff, sträubte er sich nicht, sich von ihm hinwegführen zu lassen. „Sie haben gehandelt, wie Sie es Ihrer Gattin und sich selbst als Ehrenmann schuldig waren; nun aber kann Ihres Bleibens hier nicht länger sein. Ich würde Sie begleiten, wenn es mir nicht in Ihrem Interesse angezeigt schiene, daß ich auch dem weiteren Verlauf der Dinge beiwohne. Wollen Sie mich vielleicht nebenan in der Beckerschen Weinstube zur Bericht erstattung erwarten?" Sieveking bejahte und fügte in dem nach drücklichen Tone hinzu: „Ich gebe Ihnen Voll macht, diesem Herrn in meinem Namen zu er klären, daß ich bereit bin, ihm auch mit der Waffe gegenüberzutreten, unter welchen Be dingungen immer es sein möge." Eine halbe Stunde später suchte ihn der Maler ernsten Antlitzes in der kleinen Wein stube auf. „Bruno Meinardi wird Ihnen morgen früh seine Kartellträger senden. Ich fürchte, daß er entschlossen ist, auf den denkbar schärfsten Be dingungen zu bestehen." „Er kommt damit nur meinen eigenen Wün schen entgegen," lautete die ruhige Antwort. „Darf ich seinen Bevollmächtigte« an Sie als meinen Sekunden verweisen?" gelegt werden." Er fragte dann noch, ob alle Kassenbeamten anwesend seien, und als ihm ge antwortet wurde, der Kaffendiener hole gerade Geld von der Post, fuhr er fort: „Das schadet nichts! Fangen Sie ruhig mil der Arbeit an. Aber beeilen Sie sich etwas!" Als die Bücher abgeschlossen waren, ließ er das in der Kasse befindliche Geld wie »bei einer Kaüen- revision aufzählen. Es waren 4002 Mark und einige Pfennige, darunter ein Tausendmarkschein. Der Hauptmann schüttete das Kurantgeld in Beutel, die er versiegelte, und setzte in das Hauptbuch den Vermerk: „Soll Bestand lein: 4003.00 Mark; beschlagnahmtes Geld: 4002.00 Mark. Hauptmann . . ." Den Namen konnte ich nicht entziffern. Der Offizier äußerte, die kleine Differenz könne Wohl ein Rechenfehler sein. Dann nahm er das Geld an sich und übergab mich zwei Grenadieren, zwischen denen ich um V-6 Uhr, gefolgt von einer tausend köpfigen Menge, nach meiner Wohnung ging. Dort stand ein Wagen, in dem mich die beiden Soldaten, die noch immer das Seitengewehr aufgepflanzt hatten, nach Berlin zur Neuen Wache brachten. Hier erfuhr ich, daß ich ebenso wie der Herr Bürgermeister von einer unbe fugten Person, jedenfalls einem Verbrecher, der es auf die Beraubung unsrer Stadtkasse abge sehen hatte, verhaftet worden war." . . . Die Soldaten, die wider ihren Willen den stechen Raub begünstigten, verschaffte sich dec Gauner auf folgende Weise : Gegen 1 Uhr mittags, als die Wache der Militärschwimmanstalt am Plötzensee, die das Garde-Füsilier-Regiment gestellt hatte, abgelöst wurde, erschien in der Anstalt ein Mann, der die Uniform eines Hauptmanns im ersten Garde-Regiment trug. In sehr energischer Weise erteilte er den Befehl: „Die abgelöste Wache hat sofort meinem Befehl zu folgen, um auf Allerhöchste Anordnung des Kaisers eine Verhaftung vorzunehmen." Da die Mannscha'! an dem Charakter des Vorgesetzten keinen Zweifel hatte, mußte sie seinem dienstlich erteilten Befehl unbedingt folgen. Der wachthabende Unteroffizier wurde entlaßen, und die Soldaten rückten unter Führung des Hauptmanns in der Richtung nach Berlin ab. Kurz darauf traf die kleine Ab teilung auf die Mannschaft einer gleichfalls ob- gelösten Schießstandswache des 4. Garde- Regiments. Der angebliche Hauptmann liest die Soldaten Heranrusen und befahl ihnen, fich den Füsilieren anzuschließcu. Nunmehr ließ der vermeintliche Offizier die Soldaten scharf laden und Seitengewehr aufpflanzen, marschierte zum Bahnhof Putlitzstraße und fuhr mit den Sol daten mit der Eisenbahn nach Köpenick. Da er außerordentlich sicher anftrat, fügten sich die an Disziplin gewöhnten Soldaten jedem seiner Befehle. Nur auf dem Bahnhofe Köpenick erlaubte sich der aufführende Gefreite dem Vorgesetzten zu bemerken, daß sämt liche Mannschaften ohne Mittagsmahlzeit seien. Der Hauptmann ließ nun d-e Gewehre zu sammensetzen und ordnete in einer Gastwirt schaft die Beköstigung der Mannschaften an. Währenddessen entfernte er sich auf kurze Zeit, wahrscheinlich nm die Wagen zu bestellen, die später vor dem Rathaus vorfuhren. Nach dem Essen instruierte der Hauptmann die Mann schaften, wobei er ihnen hauptsächlich einschärfte, daß niemand das Rathaus verlassen oder be treten dürfe, und daß sie nötigenfalls diesem Verbot mit der Waffe Nachdruck verleihen müßten. Die Soldaten handelten völlig korrekt, indem sie sich den gegebenen Befehlen fügten. Das Verbrechen macht begreiflicherweise unge heures Aufsehen und die Behörven sind fieberhast tätig, den Gauner zu fassen. Wenige Stunden nach dem Raube wurve der Gauner angeblich an verschiedenen Orten beobachtet. Tatsächlich festgestellt konnte nur werden, daß er sich auf dem Bahnhof Hermann- straße (Nixdorf) seines Säbels und in der Nähe des Tempelhofer Feldes seiner Mclitärhose und der Mütze entledigt hat. »Auf die Ergreifung des Gaunere, der den Handstreich in Köpenick verübt Hw, sind 2000 Alk. Belohnung vom Regierungs präsidenten von Potsdam und 500 Mk. vom Magistrat zu Köpenick ausgesetzt worden. Mit herzlicher Wärme drückte ihm Feldheia die Hand. „Ich bitte Sie, ganz über mich zu verfügen. Ich möchte Ihnen gern durch die Tat beweise«, daß meine Sympathien, wie die jedes ehrliche« Mannes, durchaus auf Ihrer Seite sind." „Ich danke Ihnen," sagte Richard Sieveking einfach. 17. Um zwei Uhr mittags kam Julius Löwen» gaard aus dem Krankenhause zurück, bleich und niedergeschlagen, in Haltung und Mienen eia gramgebeugter Mann. Stumm und feierlich drückte er Hilde, die ihm mit ängstlichem, ver störtem Gesicht entgegeukam, die Hand. Alles umsonst!" sagte er dumpf. „Unler armer Cäsar ist tot! — Was auch die Acne versucht haben, um die verschwundenen Lebens geister zurückzurufen, es ist vergeblich geblieben. Hätte man ihn zwei Stunden früher gefunden, wäre er vielleicht noch zu retten gewesen — nun aber ist es zu spät." Hilde war im tiefsten Herzen erschütten. Gewiß hatte sie nicht die geringste Zuneigu g für diesen Vetter empfunden, und gestern, al» ihr der Vater seine Absicht kundgegeben, 'st dereinst mit ihm zu verheiraten, war sogar etwas wie wirklicher Haß gegen ihn in ihrem Herzen lebendig geworden; aber das alles war nun ausgelöscht und vergessen vor dem ge waltigen Eindruck, den das furchtbare Ereigne dieser Nacht auf ihre junge Seele hervorgebrackr hatte. Auf ihre Veranlassung war es geschehen, daß man nach zehn Uhr nach immer wiederholtem FÜI Stadt l qebliebc Mark brennm innerhtt Stadt s fettum manncs ein in Der jui Körpers für ihn so daß mußte, der Mo schlanke er hatte abgenm Vo Wassert Maschio in das Weise c W« erfolgte Der K seiner st beschäfti Ursache der Leh Dr, ging in winkel mit eiw zwischen tötete s der glei Tat ist einen E Kinder rr Mädch Mannh« testgeno 14jährn Konfitüi Ztellun 'r-si, L etwa 2( ab, keh ging v« die Klei mit den Stuttga wohnen, nahm si die Pol in den steckte, Äeständ letzte ih Wung lelegrap Bo berg i. auf ein überfahr X Brand Odenw a im bena Zeit B viele lo der Fla Abgebra Hand w worin il angedrw M der dächtigt lochter d ermittelt Gehöft! letzt hat haftet Reichels Vergebtil Echlafzi' durchdrii Korridor >mo sie zu der 1 M jenen iie nicht sahrte, aus den zuerst di empfang War sie tzöwengl das äuf fiifer all Sachlag Er s von den hatte mi weit geö seines t verzerrte Bette m seine sta M eine Waren ! versuche sufene l iuchung w schnel Haus zu bulatiow llenomm ^tte zr
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)