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Ottendorfer Zeitung : 07.10.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-10-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190610074
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19061007
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19061007
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-10
- Tag 1906-10-07
-
Monat
1906-10
-
Jahr
1906
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 07.10.1906
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Amerika gewinnt den Gordon-Bennett- Preis der Lüfte. Dem Führer des ameri kanischen Ballons „United States", Leutnant Lahm, ist es gelungen, den wertvollen Preis des Gordon-Bennett-Rennens der Lüfte zu erringen. Bei der am Sonntag herrschenden ungünstigen Windrichtung wurde die Fahrt im letzten Augen blick von einer Wettfahrt in eine Dauerfahrt umgewandelt, d. h. derjenige war Sieger, der sich mit seinem Ballon am längsten in den Lüsten halten würde. Leutnant Lahm landete Montag nachmittag halb 4 Uhr nach einer Fahrt von 23 Stunden in England, 10 Kilometer süd lich von Hull und 620 Kilometer von dem Auf stiegspunkte Paris entfernt. Die weiteren Preise fielen an die Franzosen Vonwiller, Graf de!a Vaulx und den deutschen Rolls. Infolge eines Erdrutsches ist der Pier des Fischereihafens in Nordenham ins Wasser gestürzt. Der Hafeneingang ist größtenteils versperrt. Ein seltenes Jubiläum feiert dieser Tage der auf den Düsseldorfer Röhren- und Eisen- Walzwerken beschäftigte 78jährige Arbeiter Peter Walber. An diesem Tage ist er 60 Jahre lang ununterbrochen auf dem Werke tätig und auch heute noch geht er dort in voller Rüstigkeit seiner Arbeit nach. Zu Ehren des Jubilars, der bereits vor 18 Jahren das Ehrenzeichen erhielt, werden seine Arbeitskollegen eine größere Festlichkeit veranstalten. X Als Leiche nach der Heimat ge bracht. Kurz vor der Ankunft in der Heimat gestorben ist an Bord des Dampfers „Lucie Woermann" der Kaufmann F. E. Wolf, der sich vach längerer Abwesenheit von Deutschland auf der Heimkehr von Westafrika befand. Der Be dauernswerte ist kurz vor der Elbmündung in die Nordsee der tückischen Malaria erlegen. Die Leiche wurde nach dem Eintreffen des Dampfers 'n Hamburg nach der Halle des dortigen Hafen krankenhauses gebracht. Nächtlicher Raubanfall. In der Tal- straße in Düsseldorf fand mm mdrgens eine Frau geknebelt und mit Stricken gefesselt im Bette auf. Sie gab an, nachts von drei ver mummten Männern überfallen und wehrlos gemacht worden zu sein. Geraubt wurden aus dem Hause Geld und Sparkaffenbücher. Von den Tätern hat man keine Spur. X Das widerrufene Geständnis eines Zuchthäuslers. Der Kellner Geist, der sich gelegentlich seiner Strafhaft im Zuchthause zu llntermaßseld des Mordes an dem Ziegel- Meister Feil bezichtigte, hat jetzt sein Geständnis widerrufen, so daß die vor dem fürstlichen Schwurgericht in Gera bereits angesetzte Ver handlung in dieser Sache vorläufig verschoben werden mußte. Nach seiner Angabe hat Geist das Geständnis fingiert, weil er aus dem Ge- mngnisse in Gera, wohin man ihn inzwischen Macht hatte, leichter zu entweichen hoffte, was Hm in dem genannten Zuchthause mißglückt wäre. Ein mächtiges Jeuer wütete auf dem Mhöfte des Gutsbesitzers Herrn Schulz-Junker- Ml (Danziger Nehrung). Bei dem orkan- Mtigen Sturm griff die Flamme derartig schnell Ma sich, daß in kurzer Zeit Wohnhaus, Stall, Scheune und Schweinestall eingeäschert waren. Pa eine Rettung der Tiere unmöglich war, ver brannten 24 wertvolle Pferde, 5 Füllen, »0 Schweine, 100 Gänse und sämtliche Hühner, Mie ein Dampfdreschapparat. Die eingebrachte !mue sowie sämtliche Futtervorräte sind ebenfalls m den Flammen aufgegangen. X Wegen eines tätlichen Angriffs ans sPen Oberamtsrichter verhaftet wurden die Wen 22- bczw. 2» jährigen Brüder Heinrich und Uam Schäfer aus Maxdorf, die in der badischen Min- und Sodafabrik in Ludwigshafen beschäftigt PW. Beide fuhren mit dem abends 10 Uhr nach Mmkcntal gehenden Personcnzugc, der auch den Lderamtsrichter Seng von Ludwigshafen nach Krankcntal brachte. Kaum war Seng auf dem ^ahnhofe seinem Coups entstiegen, wurde er dem Brudcrpaar nach kurzem Worl- ^wiel zu Boden geworfen, mit Füßen ge- und weiter mit Fanstschlägen traktiert. N'Ki- und Eisenbahnbeamte konnten nur mit , Wc den Überfallenen aus den Händen seiner An- Pner befreien und bewirkten deren Festnahme. " rohen Burschen wurden dem Amtsgcrichts- EW — diese törichte Vermutung, daß du mich ^gründe gerichtet hättest — so weiß ich in Tat nicht, wie du auf derartige Gedanken Mallen konntest. Geschäftliche Mißerfolge und glückliche Zufälle sind es, die mich um mein Attmögen gebracht haben, nicht deine kostspieligen «wbhabereien." -Und mein Vater? — Kannst du mir ebenso gichtig versichern, daß auch er keinen Anteil an deinem Geschick? Du siehst, daß ich gs weiß, und daß es gar keinen Zweck mehr U, mich großmütig zu schonen. Ich verstehe M die Gleichgültigkeit, die du mir während ?tt letzten Wochen gezeigt hast, ebensogut wie Men Wunsch, unsre Ehe gelöst zu sehen. Löwengaards haben dir Unglück gebracht kein Wunder also, daß sie dir widerwärtig Worden sind, alle miteinander." »Herta, ich bitte dich — diese Auffassung —" »O, ich weiß wohl, daß du viel zu rücksichts- bist, es offen zuzugeben. Aber du wirst g schon gestatten müssen, mir die Dinge auf Mne Art zu erklären. Und darum darfst du g auch mcht weigern, diese geringfügige Ab- Wung anzunehmen. Die Kleinigkeit wird dich M retten — das sehe ich gut genug ein. es ist alles, was ich tun kann, und es »we nicht sehr großmütig gehandelt, wenn du ausschlagen wolltest. Tausendmal wertvoller ^ dieses nutzlose Geschmeide ist mir meine ^wstachtung, und die wenigstens will ich mit -w, nehmen dürfen, wenn ich dein Haus blasst." Sieveking zauderte sekundenlang, dann legte er plötzlichem Entschluß seine Hand aus die Tasche. gefängnis in Frankenthal zugeführt. Sie hatten den Oberamtsrichter schon vor der Abfahrt des Zuges auf dem Ludwigshafener Bahnhofe beschimpft und arg belästigt. Es handelt sich anscheinend um einen Rachakt. Wie nämlich verlautet, ist Ober amtsrichter Seng in seiner Eigenschaft als Vor sitzender des Schöffcnsgerichts in Frankenthal mit den jetzigen verhafteten Brüdern einmal amtlich in Berührung gekommen. Die Champagner-Ernte des Jahres ISO«. Die Nachrichten, die aus Reims, Epernay und Ay, den Hauptorten des Cham pagnergebietes, eintreffen, lassen auf eine aus gezeichnete Ernte schließen. Sowohl die Menge wie die Güte übertrifft die der letzten zwanzig Jahre. Die Ernte hat bei ausgezeichnetem Vas 6oräon-VLnnett-R.ennen äer In Paris hat am letzten Sonntag der Aufstieg der 16 Ballons, die sich um den Gordon-Bennett- Pokal bewerben, stattgehabt. Der Aufstieg erfolgte vom Tuilericn-Garten. Wider Erwarten herrschte Nordwind, so daß die interessante internationale Veranstaltung nicht den glänzenden Verlauf nahm, den man erwartet hatte. Die meisten mnßten in den nördlichen Departements Frankreichs landen, einige Ballons landeten in England. Wetter begonnen, und wenn die Temperatur- Verhältnisse anhaltend günstig bleiben, wird der 1896er Champagner alle Erwartungen über treffen. Der „Sumpf" in Paris. Nun hat auch Paris einen kleinen Schlachthausskandal. Ehe dem galt das Pariser Schlachthaus als eine Musteranstalt. Aber in seiner jüngsten Eingabe an den Seine-Präfekten äußerte Herr Chevalier, Vorstand der Vereinigung der Schweineschlächter: Wenn die Pariser Bevölkerung die aller Ge sundheitsvorschriften spottenden Verhältnisse, ins besondere die durch schlechte Wasserzufuhr und Mangel an Beleuchtung bedingten Mißstände kennen würde, so müßte man sich geradezu des Schweinefleischgenusses enthalten. Die mit dicken Rußschichten bedeckten Oberlichlfenster werden nach Chevaliers Angabe einmal jährlich ge reinigt. Der Seine-Präfekt ordnete sofort die strengste Untersuchung an. Einbrecher im Kardinalspalast. Bei dem Kardinal Vannutelli in Rom ist ein großer Einbruch verübt worden. Meßgewänder von großem künstlerischen Werte, silberne Pokale und kostbare Kirchengeräte sind gestohlen worden. Von den Tätern hat man keine Spur. Auto Mobilunfall in Spanien. Ein Automobil, in dem sich der spanische Finanz minister Reverter und der Marineminister Alvarado befanden, erlitt einen Unfall, drei Kilometer von La Granja entfernt. Der Chauffeur und der Adjutant des Marineministers wurden aus dem Wagen geschleudert, während die beiden Minister unter den umgestürzten Wagen zu liegen kamen. Der Marineminister erlitt Verletzungen am Ohr und an der Stirn, der Finanzminister Quetschungen am ganzen Körper. Auf der Suche nach seiner Ira«. Auf dem Schnelldampfer „Kaiser Wilhelm der Große" traf General Rochanow von Petersburg in New Jork ein, um seine Frau, die kürzlich mit einem gewissen Essipow durchgegangen und eben falls dort eingetroffen war, zu suchen. Der General war sehr aufgeregt, als er erfuhr, daß das Paar auf Verlangen der amerikanischen Hafenbehörden sofort wieder zurückgereist sei. Orkan in Amerika. Das an der Küste des Gotts von Mexiko gelegene Fort Maccrae unweit Pensacola wurde von einem Orkan zerstört. Alle Offiziere, deren Familien und die Artilleristen kamen um, mit Ausnahme einiger weniger, die sich an den Batterien festbanden. Die herzzerreißende Szene der in den berghohen Wogen mit dem Tode ringenden Soldaten und Frauen wurde mit Ferngläsern über die Bucht hinweg vom Fort Barrancas beobachtet. Zuletzt sah man eine Anzahl Soldaten sich an den Batterien anklammern. Hilfe war unmöglich. Viele Schiffe scheiterten, und an hundert Per sonen kamen um. Ein sehr schwerer Strastenbahnunfall, der verhängnisvolle Folgen hatte, hat sich in der Nähe von New Jork ereignet. Durch das Umstürzen eines elektrischen Bahnwagens wur den auf der Strecke zwischen New Dort und Jonkers sechs Personen getötet und 15 verletzt. Der Wagen sauste den steilen Hügel hinunter, weil die Bremse versagte, und stürzte am Fuß des Hügels um. Der Wagen war mit Frauen und Kindern dicht besetzt. Die Schreckensszenen, die sich abspielten, bis ärztliche Hilfe ankam, waren fürchterlich. Selbstmord eines Millionärs in New Bork. Der Lotteriekönig Adams hat im An- sonia-Hotel zu New Jork Selbstmord begangen. Er hatte sein Vermögen von 10 Millionen Dollar durch Begründung von Lotterievereinen erworben, verlor es aber nach und nach wieder durch waghalsige Spekulationen. Nach einer lustigen, achttägigen Kneiperei schoß er sich dann eine Kugel durch den Kopf. Zum Erdbeben von San Francisco. Der deutsch-amerikanische Staatsverband von Kalifornien hat beschlossen, die deutsche Regie rung aufzufordern, die deutschen Feuerversiche rungsgesellschaften, die die Haftbarkeit für die Schäden in San Francisco abgelehnt haben, zur Zahlung zu zwingen. Abschriften dieses Beschlusses sollen dem deutschen Kaiser, den deutschen Behörden und den beutschen Zeitungen zugesandt werden. GericktsbaUe. Frankfurt a. M. Die Strafkammer ver urteilte den Kaufmann Heinrich Högclsberger wegen Vergehens gegen das Vereinszollgesetz mit Süß stoffzusatz zu 62 000 Mk. Geldstrafe. Außerdem wird das sehr wertvolle beschlagnahmte Sacharin eingezogen. Magdeburg. Das Schwurgericht verbandelte Wegen Landfriedensbruchs gegen 23 Kittscher, die während des Kutscherstrciks den Fuhrherrn Kraus haar angegriffen, weil er polnische Arbeiter be schäftigte. Es wurden nur zwei Angeklagte wegen Landfriedensbruchs und Rädelsführerschaft zu neun und sechs Monat, drei andre Angeklagte wegen einfachen Landfriedensbruchs zu je drei Monat Ge fängnis verurteilt, die übrigen Angeklagten dagegen freigcsprochen. Ä Kerim er Kumor vor 6erickt Warum Herr Kühne nicht mehr wettet. Vorsitzender des Schöffengerichts: Angeklagter Kühne, „Gut, ich nehme das Gescheut an, voraus gesetzt, daß es mir überlassen bleibt, die Juwelen zu veräußern, sobald ich des Geldes bedarf. Und ich danke dir nicht, weil ich deine Empfin dungen nicht noch einmal verletzen mochte. Da du mit deinem Vater gesprochen hast, darf ich wohl annehmen, daß du dich zunächst in seinen Schutz begeben wirst?" „Nein, ich werde den Oberstleutnant Frantzius bitten, mich für die nächste Zeit in sein Haus aufzunehmen. Da ich nicht gut ohne vorherige Anfrage zu ihm reisen kann, wirst du mich noch für einen oder zwei Tage unter deinem Dache dulden müssen." „Diese Wohnung steht dir zu Gebote, so lange es dir beliebt. — Nur eine Frage noch, Herta, und nicht aus Neugier. Hast du gestern den Bildhauer Meinardi in seinem Atelier besucht?" Sie schrak nur ein wenig zusammen; aber sie richtete gleich darauf den Kopf nur um desto stolzer und trotziger empor: „Ja." „Und du bist ganz allein zu ihm gegangen ?" „Nein, Hilde hat mich begleitet. Aber willst du mir mcht sagen, was diese Vernehmung be deutet ?" „Man hat mir vorhin überbracht, daß der junge Mann es gestem abend an einem öffent lichen Orte erzählt und daß er sich deines Be suches gewissermaßen gerühmt hat. Man sagte mir sogar, er habe sich sehr — sehr unehrerbietig über dich geäußert." „Der Erbärmliche! Das also war seine Antwort darauf, daß ich ihm am Nachmittag hier die Tür gewiesen habe. Aber ich darf mich nicht beklagen. Mag er mich lästern — ich habe es nicht besser verdient." „Er wird dieser ersten Lästerung keine zweite hinzufügen, wie ich denke," erwiderte Sieveking, ohne die Stimme zu erheben, in seiner an scheinend unveränderlichen Ruhe. „So lange du meinen Namen trägst, steht deine Ehre unter meinem Schutz, und ich hätte sie verteidigen müssen, selbst auf die Gefahr hin, deinen Wünschen damit nicht zu entsprechen. Entschuldige deshalb, wenn ich dich mit Fragen belästigt habe, die mir deiner Ansicht nach vielleicht nicht mehr zustehen. Es ist mir schwer geworden; aber ich konnte es dir leider nicht ersparen." Er nahm die Handtasche mit den Schmuck sachen an sich und ging. Herta lauschte auf den Klang seiner sich langsam entfemenden Schritte. Dann warf sie sich auf die kleine mit lichtem Seidenstoff überzogene Ottomane, drückte das Taschentuch an die Augen und weinte, wie sie seit dem Tode ihrer Mutter nicht mehr hatte weinen können. 14. Seit ihrem Besuch im Atelier der Brüder Meinardi befand sich Hilde Löwengaard in einer gar wunderlichen Stimmung. In ihrem Herzen war es hell und fröhlich, wie an dem Tage, da sie nach ihrer kühnen Flucht aus der schrecklichen Pension der Madame Dupont mutterseelenallein in die Welt hinausgefahren, der langersehnten goldenen Freiheit entgegen; aber sie fühlte nicht wie damals das unwiderstehliche Bedürfnis, ihrer Fröhlichkeit in lautem Jubel Luft zu machen und sie auf jedermann in ihrer Um gebung zu übertragen. Ja, sie war bei Tisch bekennen Sie sich schuldig, den Zeugen Fuchs mit einem Spazierstock mißhandelt zu haben? — Angekl.: Jawoll. Ick bekenne mir. — Bors.: Können Sie etwas zu Ihrer Entschuldigung ansühren? — Angekl.: Det will ick wecnen. Ne janze Masse, x» Vors.: Nun, dann erzählen Sie mal. Aber denken Sie dabei, daß die beste Verteidigung vor Gericht immer die voll eingestanpene Wahrheit ist. — Angekl.: Sehr richtij. Der Meinung bin ick ooch. Ick habe ooch jar kecne Veranlassung zu schwindeln. Befür worten möchte ick, det die Keile, die Fuchs jcknejt hat, een sojenanntcs Leidcnschaftsverbrcchcn sind, indem mir Fuchs meine Ehcjattin jejenübcr in pein liche Vcrlejenheit jebracht hatte un ick dadrieber noch janz uffjeregt war. An unsern ^tammdisch wurde eenes Dages eene Wette ausjedragen. Jejenstand von die Wette war die Köchin von unsern Stamm wirt, die Lina hieß un eene janze wütende Männer- feindin war. Ick machte mir anheischig, die männer- feindliche Lina innerhalb 14Dage int Theater zu führen un der Stammdisch wettete 10 Pullen Rotwein da- jejen, det mir det nich jelingen würde. Wat soll ick Sie sagen — et jelang. Det Wie brauche ick ja nich erörtern, jedenfalls jelang et und ick jewann meine zehn Pullen Roten. An den Abend, wo der Wein jedrunken wurde, kam ick naturjemäß 'n bißken anjeäthert nach Hause. Meiner Frau erzählte ick, det ick infolje eener Wette uff unsern Stammwirt seinen Schimmel jeritten wäre, da man bezweifelt hätte, det ick als oller Jardekavallerist noch reiten könnte. Wat weiter passiert is, kann der Zeuje Fuchs erzählen, da ick nich dabei war. — Zeuge Fuchs: Ick be- jcjne eenes Morsens den AnjeklagtenseineFrau,die sagt: „Na, det konnte ick Sie vorher sagen, detSie ihre Wette verlieren würden. Haben Sie 'ne Ahnung von meinen Mann! Der nimmt's in der Beziehung noch mit jeden Kavallristen uff." — Ick war paff. Ehe ick mir noch von meinen Erstaunen erholen konnte, fuhr die Frau fort: „Unrecht is et aber von Sie, det Sie mir nich dazu injeladen haben. Ick drinke Rotwein ooch sehr jerne und Sie wissen doch, ick bin reene Spielverderberin." — Ick sagte: „Et is ja ooch im Jrunde jenommen weiter nischt dabei, denn die Lina is doch een sehr anständijet Mächen. Trotzdem haben wir uns alle jewundcrt, det Ihr Oller bei't zarte Jeschlecht noch sone Erfolje hat ... ." Die Szene, die dadruff foljte, habe ick nich mehr so jcnau im Koppe. Ick weeß bloß noch, det die Frau mir in eene Weise exami nierte und uff'n Leib rückte, det ich et Vorzoch, mir mit eenen kühnen Sprung uff eenen vorbeifahrcnden Elektrischen zu retten. — Angekl.: Ja, und mir hat er in die Tinte sitzen lassen. Meine Olle hat na türlich den Jejenstand der Wette erfahren, und wenn sie sich über sowat uffrejt, denn is se nich fein. Et wäre beinahe zur Scheidung jekommen. — Der Gerichtshof hielt dem Angeklagten zugute, daß dieser geglaubt hatte, Fuchs habe ihn mit Absicht verraten. Infolgedessen wurde eine Geldstrafe von 50 Mark als ausreichende Sühne erachtet. buntes Allerlei. A Reisehiite und Hutnadeln. Die Wahl eines Reisehutes ist immer eine sehr schwierige Frage, denn er muß passend sein zu den mannigfachsten Gelegenheiten und bei der Promenade wie auf einer Automobiltour ge tragen werden können. Man verwendet also kleinere leichte Hüte ohne auffällige Garnitur, zu denen auch keine komplizierte Haarfrisur not wendig ist. Die Einfachheit des Hutes ersetzt man vielfach durch eine Mannigfaltigkeit der Hutnadeln. Sie sind augenblicklich fast wichtiger als der Hut selbst und werden nicht nur in großer Anzahl, sondern auch in verschieden artigster Form verwandt. Großer Luxus wird in diesen reizend aus dem Haare Hervor schauenden und von dem Hute sich abhebcnden Nadeln gezeigt. Ihre Knöpfe sind zuni Teil riesengroß und blitzen in vielfarbigen Lichtern auf; von Edelsteinen, Perlen und Gold bis zum einfachen. Glasfluß sind alle bunten Materialien daran verschwendet. * * * Zerstreut. Knabe (einen Professor an bettelnd): „Ach, schenken Sie mir etwas, bitte . . . mein Vater ist tot! . . ." — Pro fessor: „Warte, du Schlingel ... das hast du vor vierzehn Tagen auch schon gesagt!" Ursache und Wirkung. „Warum ist die Frau Müller immer so traurig?" — „Ihr Mann ist so ost angeheitert." pLuft. Wr»/) Unfreiwillige Kritik. Zeitungs-Annonce. „Ich ersuche, mein Institut nicht mit ähnlichen Schwindel-Unternehmungen zu vergleichen. Alb. Ohm, Fabrikant." (,L»st. W-u.o gerade heut viel stiller und ernsthafter als sonst; ihre Hellen Augen blickten eigentümlich verträum: ins Leere, und als Cäsar, der neuerdings wieder viel kühner geworden war, abermals einen seiner Annäherungsversuche machte, gab sie ihm nur eine zerstreute Antwort, ohne sich auf eines jener scharfen Wortgefechte einzulassen, die bisher noch immer mit der kläglichen Nieder lage ihres Vetters geendet hatten. Von der auffälligen Wortkargheit und der ernsten Miene des Vaters bemerkte sie ebenso wenig, als davon, daß sie den Wein aus einem Wasserglasse trank und daß ihr der aufwartende Diener zweimal den Teller mit völlig un berührtem Inhalt fortnehmen mußte. Alles, was um sie her gesprochen wurde, vernahm sie nur wie im Traum; ihre Seele war ganz er füllt von einem seltsamen Gefühl hochge spannter und freudiger Erwartung. Sie empfand das beglückende Wohlbehagen eines Menschen, der sicher ist, daß ihm etwas Außer gewöhnliches, Wunderbares bevorsteht, aber sie wußte nicht, was dies Wunderbare sein würde, und ihr Gemüt war so vollständig frei von Un ruhe oder Ungeduld, daß sie auch gar nicht in Versuchung kam, sich darüber den Kopf zu zer brechen. Mit der Erklärung, daß sie an eine ihrer Genfer Freundinnen schreiben wolle, zog sie sich gleich nach dem Essen zurück. Mit einem sonnigen Lächeln auf dem Gesicht schlummerte sie später auf ihrem Lager ein, und die stille Freudigkeit vom verflossenen Tage war noch in ihrem Herzen, als sie am nächsten Morgen, erwachte. AB 2? (Fortsetzung folgt.)
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