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Ottendorfer Zeitung : 17.10.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-10-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190610173
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19061017
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19061017
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-10
- Tag 1906-10-17
-
Monat
1906-10
-
Jahr
1906
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 17.10.1906
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werden r Wege or dem 'den die Beamten Auto- rrnobile, latz bei lschiffer- n aus- geendet. ie sämt- an der lgenden > denen n Un- . Das »er, das :riet in wurden ' schwer röten ile. t seinen eher die Lincens l gegen erlittene »ei. Der i Croix, omobil- lgenden >en von rreichen, Erfolg danken ch dem Wüster- lgenden läufigen ne aus ird, dem m lenk' Graf innmehr löst zu lich sehr gewandt t seines ruf die patrio dürfen, Zn erster dann» Ballon schaffen, ibringen er. In Dieben- Gräber, Grafen nretwrS Gräber sand in gehängt in einem :d, das ider nur Ne." licht mit sprechen ) Stelle st, hatte Zn einer es die »erwogt es war , ob cs gefallen engaard inderlich Gewiß- deutung zur Cr- dafi er wonnen >es Be- sagte ich aber issen - in Not einmal Guten re letzte ing ihn füllung. zes Är- s er in X Leopardenjagden in der Provinz Schleswig. Ein aus einer Menagerie in Pinneberg entsprungener Leopard konnte bisher nicht unschädlich gemacht werden. Die Bestie scheint vielmehr ihre Wanderung nach dem Westen sortzusetzen. Während er zuerst in der Gegend von Wedel austauchte, dann in der Haseldorfer Marsch beobachtet wurde, ist er dieser Tage bei den letzten Häusern an der Chaussee, die von Ütersen nach Elmshorn führt, von Passanten aus nächster Nähe gesehen worden. Am Donnerstag wurde der Leopard am Seestermüher Andeich bei Elmshorn be obachtet. Er sprang über einen breiten Graben und suchte dann Unterkunft in einer Weiden anpflanzung. Die Verfolgung durch mehrere mit Jagdgewehren bewaffnete Einwohner, unter denen sich auch der Graf v. Kielmannsegge nebst Sohn befanden, war ohne Erfolg. Bei der Absuchung der Weidenanpflanzung fand man deutlich die Spuren des Raubtieres. Der Leopard ist nach den Angaben von Augenzeugen etwas größer als ein großer Jagdhund, eine sehr dunkel gefärbte Spielart, und durch den langen Schwanz jedem, auch aus der Ferne, sofort auffällig. Ein Ehedrama spielte sich in Essen ab. Der in der Herkulesstraße wohnende Schneider Gerhard Lewenthal hat seine Frau aus zweiter Ehe bei einem häuslichen Streit durch Messer stiche in die linke Brust und im Gesicht so schwer verletzt, daß sie kurz darauf starb. Der Mann stellte sich freiwillig der Polizei und wurde so fort in Haft genommen. Aus Gram um seine Frau erschossen. Der Gendarmeriewachtmeister Krone in Lünen Hal sich neben der Leiche seiner Frau, die im Wochenbett gestorben war, erschossen. Ein Vatermörder. In dem Dorfe Groß- rcchtenbach geriet ein Vater mit seinem Sohne in Streit, sodaß beide schließlich handgemein wurden und der Sohn seinen Vater in den vorüberfließenden Bach warf. Der alte Mann fand seinen Tod in den Wellen. Der Vater mörder wurde verhaftet. X Zwei Meuschenlebeu wegen einer Wildente. Bei einer auf dem Fischteiche unweit Bohdalec in Böhmen abgehaltenen Wildentenjagd konnte eine erlegte Ente nicht aus dem Wasser geschafft werden. Am Abend begaben sich nun der Kaufmann und Grund besitzer Johann Myslewicz und dessen Knecht Anton Sklenar zum Teiche, um sich beim Mondschein die geschossene Wildente widerrechtlich huzueignen. Hierbei ertranken beide. Neben ihren Briefen, die man am andern Morgen land, schwamm die tote Ente auf dem Wasser- . spiegel. Der Kurier des Königs. Ein Kurier König Eduards ist auf der Reise von Paris nach Marseilles beraubt worden. Der könig liche Bote war auf dem Wege von London nach Saloniki und benutzte den Expreßzug der Süd bahn. Während der Nacht hatte er sich in seine Schlafkabine zurückgezogen, als er jedoch aufwachte, bemerkte er, daß man ihm seine Brieftasche, die eine größere Summe Geldes und seine Pässe enthielt, sowie wichtige Akten stücke, deren Überbringer er war, gestohlen hatte. Zwei andre Reisende, ein Engländer und ein Franzose, hatten gleichfalls den Verlust ihrer Brieftaschen zu beklagen. Sofort nach seiner Ankunft in Marseilles machte der Kurier den Stationsbeamten von dem Diebstahl Mitteilung, es gelang jedoch nicht, des Täters, der einer der Mitreisenden gewesen sein uiuß, habhaft zu werden. Eiue Million Lira veruntreut. Großes Aussehen erregt in Genua die Verhaftung eines Abgeordneten des Verwaltungsrats der Jndustrie- bam in Genua wegen Veruntreuung von oOO OOO Lira. Zu den Geschädigten gehören viele italienische und französische Banken. Das Gejamtdeftzit beträgt eine Million. Dor leere Geldschrank. Der Geldschrank bes kürzlich an der spanischen Küste unter- gegaogenen Personendampfers „Sirio" wurde durch Taucher gehoben. Man erwartete darin Geld und Juwelen der Fahrgäste zu finden. Der Schrank war indes leer, obgleich er ver- Gossen nach oben kam. Die allgemeine Em pörung gegen die Offiziere und Mannschaften des „Sirio" wegen ihres Benehmens bei dem Unglücksfall wird dadurch noch erhöht. 108 Stunden in der See. Der dänische Dampfer „Texas" hatte, als er von New Orleans in Kopenhagen einlief, einen jungen deutsch-amerikanischen Matrosen an Bord, der zu der Mannschaft eines amerikanischen Schoners gehörte, der am 9. September im Atlantischen Ozean zugrunde ging. Der junge Mann, der sich Höck nennt, wurde aus dem Meere gezogen. Als man ihn fand, war er 108 Stunden, auf einer Planke sitzend, im Wasser gewesen. Als man ihn auffischte, zeigte er Spuren von Leben, war aber vor Hunger und Erschöpfung bewußt los und blieb in diesem Zustande noch zwei Tage lang. Der junge Mann ist vollständig hergestellt und schiffte sich nach seiner Ankunft in Kopenhagen sofort wieder nach Amerika ein. Riesenbrand in einem Petersburger Hafen. Nach einer Meldung aus Petersburg richtete eine Feuersbrunst auf dem Kalachnikow- Kai enormen Schaden an. Vier Schiffe mit Korn verbrannten; die Mannschaft wurde aus dem Schlafe geweckt und viele erlitten schwere Brandwunden. Eines der Schiffe trieb mit 35 Feuerwehrleuten vom Kai ab. Sie wollten sich durch Schwimmen retten, das Schiff, schlug jedoch um, wobei zwei Feuerwehrmänner er tranken. Der erste Offizier wurde bewußtlos aus dem Wasser gezogen. Sechs Unschuldige erschossen. Die „Feld gerichte" in Rußland arbeiten mit solcher Ge schwindigkeit, daß ihnen keine Zeit bleibt, zu prüfen, ob Angeschuldigte wirklich schuldig sind oder nicht. Ein solcher Fall übereilter Justifizierung wird aus Czenstochau gemeldet. Dort sind am letzten Freitag zehn Banditen durch Erschießen hingerichtet worden. Nunmehr stellt sich heraus, daß sechs von ihnen unschuldig waren. Bei der Verhaftung von vier Räubern hatten sich diese seinerzeit, um die Verfolger zu täuschen, unter eine Anzahl Männer gemischt, die im Walde Pilze sammelten. Diese Leute und die Ban diten, die die Unschuldigen als Komplicen be zeichneten, wurden festgenommen und vom Feld gericht zum Tode verurteilt. Depeschen an den Ministerpräsidenten Stolypin, in denen der Tat bestand klargelegt wurde, fanden nicht ihre recht zeitige Erledigung, so daß das Urteil, das be kanntlich nach den Bestimmungen des Feld gerichts innerhalb 24 Stunden vollzogen sein muß. vollstreckt wurde. Somit sind sechs Männer unschuldig erschossen worden. Frühwinter in Nordamerika. Mit überaus gewaltigen Stürmen macht sich in Nordamerika der Herbst fühlbar. Es ist ge wissermaßen ein Frühwinter eingetreten. In Buffalo, New Dort und Umgebung herrschte einer der schwersten Stürme, deren man sich erinnern kann, 24 Stunden fiel Schnee und Hagel, begleitet von einem zyklonartigen Wind. Im ganzen Westen rast der stärkste Oktober sturm, begleitet von Schnee, und Flüsse und Kanäle beginnen zu gefrieren. Im Süden ist Frost eingetreten, und man hat große Befürch tungen wegen der Baumwolle. Die Liebe des weiblichen Detektivs. Eine Miß Hewitt, eine schöne junge Dame aus bekannter New Norker Familie, war bei dem Millionär Cyrus R. Perkins als Privatsekretärin angestellt. Mr. Perkins machte vor einiger Zeit die Entdeckung, daß die Einnahmen aus seinen geschäftlichen Unternehmungen bedenklich zu sammenschrumpfen, und sprach den Gedanken aus, daß er von einem seiner Angestellten offen bar betrogen werde. Detektivs vermochten nichts ausfindig zu machen, und deshalb erbot sich schließlich Miß Hewitt, die Rolle eines Detektivs zu spielen. Sie tat dies mit großem Erfolg und setzte in ihren täglichen Berichten Kar auseinander, daß der Kassierer Bird der Dieb sei. Dieser sollte nun auf Grund des von Miß Hewitt eingebrachten Materials verhaftet werden. Er erschien jedoch nicht im Geschäft und es fehlte auch die freiwillige Detektivin Miß Hewitt, die brieflich mitteilte, daß sie zu Bird in Liebe entbrannt sei und ihn deshalb nicht der Polizei ausliesern könne. Air. Perkins bietet alles aus, um den ungetreuen Kassierer und seine getreue Detektivin in die Hände zu bekommen, denn er hat die Entdeckung gemacht, daß ihm 80 000 Pfund fehlen. Es ist festge stellt worden, daß die beiden unter dem Namen „Daniel Smith und Frau" nach Vera Cruz geflohen sind. Ein Tschungtschusen-ttberfall ans einen deutschen Dampfer. An Bord des nach Tschisu gehenden deutschen Dampfers „Anna" überfielen zehn Tschungtschusen, die sich als chine sische Arbeiter ausgegeben hatten, den Kapitän und die Offiziere, banden sie, beraubten die Passagiere und entkamen auf Schaluppen mit einem Raub von 7000 Rubel. Nur ein Mann wurde an der Flucht gehindert und festge nommen. Gericktskalle. X Düsseldorf. Wegen Körperverletzung in folge heftigen UmdrehmS der Telephonkurbel wurde der Angestellte einer hiesigen Firma vom hiesigen Schöffengericht zu 30 Mk. Geldstrafe verurteilt. Der Angeklagte hatte beim Anruf des Fernsprechamts eine Telegraphistin durch mehrmaliges, schnelles und heftiges Nmdrehen der Kurbel derart verletzt, daß das junge Mädchen ohnmächtig zusanunenbrach und seitdem infolge heftiger Nervenzuckungen dienst unfähig ist. X Stalkupönen. Wegen Begünstigung eines Mörders wurde der Speisewirt Johann Nosczewsky in Eydtkuhnen von der Strafkammer zu einem Jahr Gefängnis verurteilt, auch seine sofortige Verhaftung im Gerichtssaale ungeordnet. Der An geklagte hatte vor mehreren Jahren einen russischen Unteroffizier, der nach Ermordung seines Vorgesetzten über die deutsche Grenze geflüchtet war, bei sich ver borgen gehalten und später durch seinen Angestellten, den jetzt selbst im Gefängnis sitzenden Arbeiter Rudolf Schulz, seinerzeit nach London befördern lassen. Durch einen Bries des Unteroffiziers, den er nach seiner Heimat richtete, kam die Sache ans Tageslicht. . Der Mörder wurde später in London verhaftet und von zwei russischen Offizieren von dort zurückgeholt. Schweidnitz. Das Schwurgericht verurteilte den Kutscher Hentschel aus Lagsan wegen Erdrosse lung seiner Geliebten zum Tode. K Kerim er kwmor vor 6erickt Wunderbar ist ein Zopf mit blondem Haar. Der Barbier Fritz F., ein lockiger Jüng ling, dem man seinen Beruf unschwer ansieht, hat sich wegen tätlicher Beleidigung zu verantworten. „Sie haben wenig ritterlich gehandelt," sagt der Vorsitzende zu dem Angeklagten, „als Sie der Klägerin Erna L. einen so häßlichen Streich spielten! Wahrscheinlich handelten Sie aus Neid und Eifer sucht?" — Angekl.: Det is eejentlich nich der richtije Ausdruck. Sie benahm sich aber so hochnäsig, det ick nich umhin konnte, ihr eenen kleenen Dämpfer uffzusetzen. — Vors.: Erzählen Sie uns mal, was Sie gemacht haben und weshalb Sie es taten. — Angekl.: Ick hatte bis vor eenije Wochen mit die Person een reellet Verhältnis. Ick habe aber denn Schluß jemacht, weil ick ihr näher kennen lernte ... — Klägerin (unterbrechend): Det is nich wahr! I ck habe Schluß jemacht. — Angekl.: Jedenfalls war eben Schluß. Zu ihren letzten Jeburtsdage habe ick ihr eenen Zopp jeschenkt. Er war von die beste Qualität und kostete mir bei meinen Chef bare fünfund dreißig Mark; da sie aber sehr wenig Haare hat, und wir jrade det passende Dessäng uff Lager hatten, schenkte ick ihr dm Zopp, über den sie sich, wie et schien, riefst freute. An den betreffenden Abend — wir verkehrten schon 14 Dage nich mehr zusammen — traf ick ihr zufällij uff'n Kränzchen. Sie saß am Nebendische mit'n Herrn und behandelte mir mit be- leidijende Nichtachtung. Als der Herr zu ihr sagte: „Liebe Erna, ick bewundere bloß dein scheenet blondet Haar!" da hielt et mir nich länger. Ick bat ihr, uff eenen Oogenblick in de Jarderobe raus zukommen, wat sie ooch dat, und draußen löste ick ihr mit een paar fachmännische Jriffe den Zopp ab und steckte ihn in de Tasche. — Vors.: Sie sollen dabei etwas unsanft zu Werke gegangen sein und der Klägerin wehe getan haben? — Angekl.: Absichtlich nich. Mir war el bloß um den Zopp zu dun. — Ema L. schildert die fatale Situation, in die sie geraten war, folgendermaßen: „Mit Jewalt konnte ick ihn doch den Zopp nich wieder wejnchmen. In den Saal traute ick mir ooch nich mehr rin, wejen die Blamasche. Die Jardrobeweiber machten faule Witze. Eeene sagte, ick sähe aus, wie eene Jans, die der Schwanz abgeschuitten worden is. — Et blieb mir nischt übrig, als schleunijst zu Hause zu jeh'n und mir dann eenen andem Zopp zu be stellen. Die Foljc Ivar, dct mein Verhältnis jloobte, ick hätte ihn versetzt, und det er mir dann ooch versetzte. — Dem Zureden des Vorsitzenden gelingt es schließlich, einen gütlichen Ausgleich her beizuführen. Die Klägerin trägt die Kosten, der Angeklagte gibt den Zopf zurück. Erstaunliche Leistungen von Krüppeln. A Vor kurzem berichtete der Kobe Herold^ von einem Japaner, der in dem letzten Kriege eines seiner Beine verloren hatte und nun mit einem künstlichen Bein, das ihm der Kaiser ge schenkt, den höchsten Berg Japans, den 13 000 Fuß hohen Fuji Pama bestieg. Diese außer ordentliche Leistung steht jedoch nicht allein da, sondern auch andre Unglückliche, die eines oder mehrerer ihrer Gliedmaßen beraubt waren, haben trotzdem, wie eine englische Wochenschrift schreibt, Erstaunliches geleistet. So vermaß sich im Mai 1904 ein einarmiger Kesselflicker aus Bologna, mit Hilfe des Blitzableiters an dem 350 Fuß hohen Asinelli-Turm emporzuklimmen. Man zweifelte an seinem Verstünde und eine große Menschenmenge sah mit atemloser Spannung seinem Beginnen zu. Der Kesselflicker aber klomm geschickt bis zur Spitze des Turmes hinauf und wieder hinunter und wurde dann mit einem donnernden Hurra begrüßt. In London erschien eines Tages ein armloser Herr, namens Uthan, auf einem mit zwei Pferden be spannten Phaston, den er selbst lenkte. Er hielt die Zügel mit dem linken Fuß und hatte die Peitsche fest mit den Zehen des rechten Fußes umfaßt; so lenkte er sicher das feurige Gespann. Uthan ist ohne Arme geboren, aber seit früher Jugend bereits hat er sich mit Pferden beschäftigt und reitet mit den Zügeln in die Steigbügel gesteckt, von denen aus er das Pferd lenkt, so sicher, wie nur irgend ein Reiter, der seine Arme gebrauchen kann. Ein vorzüglicher armloser Künstler ist Barttam Hiles, der Mitglied der „Königlichen Gesellschaft englischer Künstler" ist, als ausgezeichneter Maler gilt und auch in Ton modelliert, indem er das Modellierholz mit den Lippen hält. Ein Mann, der als ein wirklicher Tausendkünstler er scheint, obwohl er ohne Arme geboren wurde, ist Frank Knight in Bunstable. Er kann auch seine Füße nicht gebrauchen, und man glaubte deshalb, daß er zu keiner Arbeit tauge. Er aber lernte zuerst schreiben, indem er die Feder in seinem Munde hielt, dann malen und entschied sich zuletzt für den Beruf eines Photographen, dessen komplizierte Verrichtungen vom Auftiehmen bis zum Abziehen der Platte er alle absolut selb ständig verrichtet. Er ist auch als Schmied tätig gewesen und hat eine mehr als durch schnittliche Geschicklichkeit entwickelt, ja er hat sich sogar das kleine Ponygespann, in dem er herumfährt, selbst gefertigt. Auch nimmt er großen Anteil an Gartenkunst und Bienen- züchtung. Ein Amerikaner George Sutton, der als Knabe durch eine Kreissäge seine Hände verlor, hat während einer Tour in Europa durch seine Kunst des Billardspielens Aufsehen erregt. Er hält das Oueue in der Krümmung seines rechten Ellbogens und lenkt den Stoß mit dem Stumpf seines linken Armes. Gustav Carlson, ein Schwede, der in Amerika lebt und der in einem furchtbaren Schneesturm einftor, so daß ihm beide Arme und beide Beine ab- genommen werden mußten, geht mit ein paar künstlichen Beinen seinem Beruf als herum wandernder Hausierer nach. In seinen beiden Armstümpfen hat er eine große Kraft, so daß er mit Leichtigkeit einen erwachsenen starken Mann mit ihnen umstoßen kann, und eine erstaunliche Geschicklichkeit; er vermag mit den Stümpfen zu rasieren, zu schreiben, Knöpfe zu zumachen und Bänder zu rollen. Eunies Allerlei. Ein bedenkliches Zeichen. Kellner (zum Wirt): „Herr Wirt, soeben ist wieder ein Gast, ohne zu zahlen, davongegangen I" — Wirt: „Was hat er denn für eine Zeche gehabt?" — Kellner: „Einen Hasenbraten und eine Flasche Wein — aber er hat alles stehen gelassen I" Zimpfer Mutlosigkeit zusammen. Nun gab es keinen Ausweg mehr — keinen! Es war nutz es, sich noch weiter den Kopf zu zermartern, denn er hatte in diesen letzten Tagen ja schon tausendmal alles erwogen, was von ferne wie ssn RettungsMttel erschien. Nur durch ein Aunder hätte ihm noch eine neue, erlösende Eingebung kommen können, und bei allem Ver trauen in seinen guten Stern war Julius Löwengaard doch nicht der Mann, an offenbare «Lunder zu glauben. Dabei hatte er noch immer über viele vunderttausende zu versügen. Es kostete ihm !>>cht mehr als einen Federzug, um die Summe Müssig zu machen, deren er bedurfte; und viel- ^>cht konnte er es auch diesmal noch wagen, tvie er es während der letzten zwei Jahre seit dcm Beginn 'seines Einverständnisses mit Helm- "secht schon so oft ganz unbedenklich getan. Elleicht dachte der Bankier gar nicht daran, Oberstleutnant zu warnen. Was kümmerte denn auch ihn, ob Julius Löwengaard die Beträge, die er von dem Vermögen seines Hessen erhob, wirklich im Interesse desselben "erwandte? — Die Verantwortung fiel ja nicht auf den LMier, so kombinierte Julius Löwengaard in Allein Jdeengang weiter; jener handelte nur "«ch seiner geschäftlichen Instruktion, wenn er Am bevollmächtigten Vermögensverwalter das ^eld ohne weiteres auszahlte. Es hätte sogar EM kaufmännischen Brauch widersprochen, wenn sich durch eine Anfrage bei dem Oberftleut- Et erst über die ehrlichen Absichten des Vor- ^ndes hätte vergewissern wollen. Und bis zum Tage, an dem Cäsar volljährig wurde, konnte sich ja noch vieles ändern. Eine der beiden großen Spekulationen Löwengaards konnte bis dahin geglückt sein, oder man konnte im äußersten Fall an Cäsars einundzwanzigstem Ge burtstag seine Verlobung mit Hilde feiern. Wenn Löwengaard ihm dann mitten in seinem Glücks taumel die vertrauliche Eröffnung machte, daß er schon seit Jahren, ohne es zu ahnen, sein Sozius gewesen war, daß sie die beiden Millionen geschäfte gemeinsam machen wollten — und wenn .der künftige Schwiegersohn, wie es.ja selbstver ständlich war, zu allem seine Zustimmung gab, mußte sich dann nicht auch mit dem Oberstleut nant und mit dem Vormundschaftsrichter eine Verständigung erzielen lassen? Es war am Ende nur eine unbestimmte Hoffnung; aber Julius Löwengaard klammerte sich nichtsdestoweniger daran fest, wie ein Er trinkender nach dem Strohhalm greift. Und dann schoß es ihm mit einem Male durch den Sinn: warum kann das, was an jenem Tage geschehen soll, nicht schon früher, nicht schon heute geschehen? Dieser unreife Mensch mit seiner knabenhaften Liebe zu Hilde war ja wie weiches Wachs in seinen Händen. Er würde bedingungs los zu allem ja sagen, wenn ihm als Be lohnung jener köstliche Preis winkte, den er nach dem Auftritt von vorhin vielleicht schon ver loren gegeben hatte. Bor dem Strafrichter zwar würde seine Einwilligung in die unrechtmäßige Verwendung des Geldes nicht genügt haben, um den ungetreuen Vormund zu entlasten, dessen war sich Löwengaard sehr wohl bewußt; aber selbst dem pedantischen Oberstleutnant konnte es nicht einfallen, ihn dem Richter zu überliefern, wenn er imstande war, sich im Falle einer vor zeitigen Entdeckung auf das Einverständnis mit seinem nahezu volljährigen Neffen zu berufen. Seine Handlungsweise wurde dadurch in eine völlig veränderte Beleuchtung gerückt; man konnte sie vielleicht noch als eine Inkorrektheit, nimmermehr aber als ein Verbrechen ansehen. Und wenn erst dieser schlimmsten Gefahr die Spitze abgebrochen war, würde sich auch wohl noch ein Mittel ersinnen lassen, die bedenkliche Manipulation mit den gefälschten Rechnungs auszügen der Kenntnis des Oberstleutnants zu entziehen. Bis an diesen Punkt gingen Juüus Löwen gaards Reflexionen überhaupt kaum noch heran. Die neue Idee hatte ihn so vollständig gefangen genommen, daß er geflissentlich alles aus seinen Gedanken verbannte, was sie ihm wieder hätte verleiden können. Er kam sich selber fast wie ein ehrlicher Mann vor bei der Vorstellung, daß er im Begriff sei, seinem bestohlenen Mündel alles zu offenbaren, und mit einer Entschlossenheit, die ihn geradezu heroisch dünkte, wollte er sofort daran gehen, den aus der Verzweiflung des Augenblicks ge borenen Plan zur fertigen Tat zu machen. Er drückte auf den Knopf des Telegraphen und fragte den einttetenden Diener, der schon eine ziemlich verschlafene Miene machte, nach dem jungen Herm. Es verdroß ihn, zu hören, daß Cäsar noch nicht nach Hause gekommen sei; aber er gab seine Absicht dämm keineswegs auf. Es war nicht mehr weit von Mitternacht, und der Student konnte darum nicht mehr allzu lange ausbleiben. Er wollte also auf seine Heimkehr warten; denn was bedeuten ein paar Stunden verlorener Nachtruhe, wo es sich um die Entscheidung über den Fortbestand oder die Vernichtung seiner ganzen Existenz handeln sollte. Und seine Geduld wurde nicht allzu hart auf die Probe gestellt. Bald nach zwölf Uhr hörte er, wie die Pförtuerglocke anschlug und gleich darauf das schwere Haustor geräuschvoll zufiel. Kein andrer als Cäsar konnte es sein, der da eingetreten war, und die Vermutung wurde zur Gewißheit, als unmittelbar nachher auf dem Gang, der an dem Arbeitszimmer des Hausherm vorüberführte, ein etwas unsicherer Schritt vernehmlich wurde. Dem Studenten hatte das Parterregemach, in das er nach seinem Sturz vom Pferde ge bracht worden war, so wohl gefallen, daß er es auch nach seiner Wiederherstellung als Schlaf zimmer behalten hatte. Julius Löwengaard war also ganz sicher, wo er ihn finden würde. Er wartete, ;eine Erregung energisch nieder zwingend, noch etwa fünf Minuten; dann trat er auf den matt beleuchteten Gang hinaus und näherte sich der an seinem Ende liegenden Tür. Zweimal klopfte Löwengaard, ohne daß ihm von innen eine Antwort gekommen wäre. Mit einer Empfindung aufsteigenden Unwillens legte er seine Hand aus den leicht nachgebenden Drücker und trat ein. ms n (Fortsetzung folgt.)
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