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Ottendorfer Zeitung : 28.09.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-09-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190609280
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19060928
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19060928
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-09
- Tag 1906-09-28
-
Monat
1906-09
-
Jahr
1906
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 28.09.1906
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politische Armäschau. Deutschland. * Die Meldung, daß Kaiser Wilhelm auf einer Ostseefahrt mit dem Zaren eine Z u- sammenkunft haben werde, wird als un zutreffend bezeichnet. * Der Leiter der Kolonial-Abteilung, Wirk licher Geheimer RatDernburg, ist m Hom burg vom Reichskanzler Fürsten v. Bülow zum Vortrag empfangen worden. * Gerüchtweise verlautet, es sei nicht ausge schlossen, daß es zu einer Erhebung derAnklage in der Untersuchungssache gegen dieKolonial - beamten Götz und Gen. gar nicht kommt. Die bisherige Untersuchung habe gegen keinen einzigen Beamten etwas Belastenden ergeben; es konnten bisher keine Beweise dafür er bracht werden, daß ein Beamter Aktenstücke ent wendet und daß ein andrer hierzu Beihilfe ge leistet habe. * Der braunschweigische Landtag genehmigte die Antwort auf die Botschaft des Regentschaftsrats und vertagte sich sodann. Im Laufe der Woche wird die Entscheidung in der Regentschaftsfrage fallen. * Die Siebenerkommission der Bergleute im Ruhrrevier hat dieser Tage Beschlüsse gefaßt, die. beweisen, daß in bezug auf rein wirtschaftliche Angelegenheiten die Bergarbeiter aller politischen und konfessionellen Richtungen einig sind. Es wurde nämlich ohne Wider spruch beschlossen, daß die Siebenerkommission mit allen Bergarbeiterverbänden des In- und Auslandes zur Neuregelung der Lohn- frage in Verbindung treten solle. Auch über. dieZ e ch ensp err e und dasü b er schi ch t en- wesen wurde beraten, wobei sich gleichfalls Einmütigkeit sämtlicher Vertreter ergab. * Ein Verbot der Einfuhr und des Handels mit Kri e g s m at eri a l ist für den ganzen Süden des Schutzgebiets Kamerun und für die Bezirke Viktoria und Buea erlassen worden. Frankreich. *Der Hirtenbrief des französischen Episkopats über das Trennungsgesetz wurde in allen Kirchen Frankreichs verlesen. Irgendwelcher Zwischenfall ereignete sich dabei nicht. England. * Wie verlautet, will die Regierung die Verhandlung über die Flottenabrüstungs frage auf der nächsten Haager Konferenz mit besonderer Bezugnahme auf das Anwachsen der deutschen Flotte befürworten. Da England fetzt der Bundesgenosse Japans und der loyale Freund Frankreichs sei, wäre die einzige Flottenmacht, die England bedrohen könne, Deutschland; denn Rußland kommt auf ungefähr zwanzig Jahre nicht in Betracht. Auf der Haager Konferenz will England daher eine Politik des Einhaltens im Schiffbau Vorschlägen mit der Begründung, daß der Wettbau zwischen England und Deutschland zum Bankrott einer oder beider Nationen führen müsse. * Die Regierung macht bekannt, daß die russische Regierung es rundweg ab- gelehni habe, den Eigentümern des englischen Dampfers „Knight Commander", der seinerzeit unweit dec japanischen Küste von dem Wladiwo stok-Geschwader in den Grund gebohrt worden war, eine Entschädigung zu zahlen. Das eng lische Auswärtige Amt habe nun vorgeschlagen, das; die Artgelegenheit dem Haager Schiedsgericht unterbreitet werde; hierauf habe Rußland jedoch noch nicht geantwortet. Italien. *Der in Mailand tagende Welt friedenskongreß beschloß in seiner letzten Sitzung, der Haager Konferenz die Abänderung ihres Statuts vorzuschlagen im Sinne ihrer Zurichtung als unabhängige politische Ver einigung. Ferner wurde ein Antrag Bajer- Kopenhagen angenommen, der Haager Kon ferenz den Beschluß zu empfehlen, daß jede internationale Streitigkeit einem Schiedsgericht überwiesen werden müsse. Der nächste Kongreß findet in München statt. K Auf schiefer Kabn. 23j Roman von Reinhold Ortmann. «Fortsetzung.) Herta wußte kaum, waS sie sprach. Die plötzlich ausbrechende Verzweiflung verwirrte ihre Gedanken. Und sie verstand auch minutenlang gar nicht, was Sieveking antwortete. Es war ihr so gleichgültig. Denn was konnte er jetzt noch zu seiner Rechtfertigung oder zu ihrer Be ruhigung sagen, nachdem er das Fürchterliche über sie heraufbeschworeu hatte. Da aber machte ein Wort, das zufällig in ihrem Ohr haften geblieben war, daß sie auf horchend den Kopf erhob. Reisen? Sie sollte reisen, um dem Mit leid wie der Schadenfreude zu entgehen? Und während ihrer Abwesenheit könnte dann alles für die Trennung Erforderliche geschehen? -Ich glaube nicht, daß du darüber im Un gewissen sein könntest. Da die Voraussetzungen hinfällig geworden sind, unter denen du dich seinerzeit entschlossen, meine Frau zu werden, so ist es meine Pflicht, dir deine Freiheit zurück zugeben. Ich kann dir für die nächste Zukunft nichts mehr von jenen Annehmlichkeiten bieten, die für dich den eigentlichen Inbegriff des Glücks ausmachen ; darum darf ich dich nicht länger an mich fesseln. Ich stelle dir frei, dies Haus zu verlassen, wann es ' dir beliebt. Der Welt und den Gerichten gegenüber nehme ich alle Schuld auf mich. Und es ist selbst- versrändlich. daß ich vir die Mittel für einen standesgemäßen Unterhalt zur Verfügung stelle." Herta war von ihrem Sessel aufgesprungen Belgien. *Das In st itut für internationales Recht in Gent nahm einen Beschlußantrag an, wonach den Kriegführenden das Betreten und die Benutzung neutralen Gebiets zu Kriegszwecken untersagt wird. Norwegen. * Die Wahlen haben dem künftigen Storthing ein wesentlich verändertes Aus sehen gegeben. Bei den vorigen Wahlen siegte eine konservativ-liberale Mehrheit, die bei ihrer Stärke kein baldiges Erstarken der Radikalen erwarten ließ. Um so mehr überrascht es daher, daß die jetzigen Wahlen den Radikalen und gleichzeitig auch den Sozialdemokraten solche Verstärkung brachten, daß die Sammlungspartei zweifellos sehr mit der angewachsenen Minder heit rechnen muß. Spanien. * Der Ministerpräsident erklärte, die gegen Frankreich und Spanien erhobenen Vor würfe bezüglich der angeblich von ihnen ge zeigten Nachlässigkeit bei der Entsendung von Vertretern nach Marokko seien unbe gründet. Obgleich Deutschland und die Ver. Staaten ihre Vertreter entsandt hätten, gestatte Frankreich und Spanien ihre Lage als Nachbarländer, die marokkanischen Angelegen heiten besser zu kennen. Die Beschlüsse von Algeciras würden in ihrem ganzen Umfange zur Ausführung gelangen. Ruhland. * Die Lebensgefahr, welcher der Z ar durch die russische Revolution ausgesetzt ist, scheint in diesen Tagen eine besonders große zu sein. Mehrere Verdachtsgründe haben den Zaren be stimmt, seinen Aufenthalt in den finnischen Ge wässern unfreiwillig zu verlängern. Es wird vor seiner Rückkehr eine von der größtmöglichen Vorsicht diktierte Erneuerung und Kon- trollierung des Personals in Peterhof durch- geführt. *6ber das Attentat auf Stolypin beginnt sich jetzt allmählich durch die Tätigkeit der Polizei das geheimnisvolle Dunkel zu lichten. Danach handelt es sich um eine Verschwörung, zu der viele Personen gehörten, die teilweise er mittelt und festgenommen sind. * Die revolutionäre Bewegung in den Ostseeprovinzen schreitet unge achtet des Kriegszustandes und der Tätigkeit der Feldgerichte vorwärts, ja, sie scheint neuerdings sogar durch den unmittelbaren Anschluß an die im eigentlichen Zarenreiche Wirkenden Gewalten verwandter Natur eine ver mehrte Tatkraft erhalten zu sollen. So wurde wieder auf den Generalgouverneur von Riga ein Bombenanschlag verübt, der jedoch seinen Zweck verfehlte. Balkanstaaten. *Der Exgouverneur von Kreta, Prinz Georg von Griechenland, hat an die Kreter eine Kundgebung erlassen, in welcher er die Hoffnung ausspricht, daß die Ernennung Zaimis zu seinem Nachfolger ihm die Hoff nung eingebe, es werde in naher Zeit der Tag anbrechen, an dem aller Kreter Sehnen er füllt werde. Prinz Georg wird die Ankunft Alexander Zaimis auf Kreta abwarten und ihn in der Suda-Bai empfangen. Wie verlautet, haben die Schutzmächte der Ernennung Zaimis zugestimmt. Amerika. * Die Krisis in Havanna hat ihren Höhe punkt erreicht. Von den Konferenzen, die jetzt zwischen dem amerikanischen Kom missar Taft und den kubanischen N e - belle nführern stattfinden, hängt Krieg oder Frieden ab. Inzwischen werden die Vor bereitungen zur Landung von 1500 amerikani schen Marinesoldaten in Havanna getroffen. Taft erhielt eine Depesche vom Präsidenten Roosevelt, worin er angewiesen wurde, alle Hebel anzusetzen, um eine Lösung ohne Waffen gewalt zu erzielen. * Wie aus Atlanta im Staate Georgia gemeldet wird, haben zahlreiche Angriffe von Negern auf weiße Frauen die dortige weiße Bevölkerung aufs höchste erregt. Nun begann ein allgemeiner Angriff gegen die Neger. Ein und starrte den Sprechenden an, als ob sie noch immer ihren Ohren nicht zu trauen wage. Hätte sie nicht der tiefe Ernst in seinen Zügen und im Klang seiner Stimme eines andern be lehrt, so würde sie dies alles nur für eine Komödie gehalten haben, die er ersonnen, nur um sie zu bestrafen. „Du bist also mit deinen Zukunftsplänen völlig im reinen, wie ich sehe!" rief sie in heiß aufwallender Bitterkeit aus. „Ich erscheine dir unter den obwaltenden Umständen als eine zu kostspielige Liebhaberei, und du denkst mich fort zuschicken, wie man bei der Verkleinerung eines Haushalts diesen oder jenen Dienstboten ent läßt. Daß es dazu schließlich auch meiner Zu stimmung bedarf, kommt dir allem Anschein nach gar nicht in den Sinn." „Ich glaubte deiner Einwilligung von vorn herein gewiß zu sein, Herta." „So verächtlich denkst du also von der Frau, die dir aus freier Entschließung ihre Hand ge reicht hat? Nur weil du aufgehört hast, ein reicher Mann zu sein, sollte ich plötzlich den sehn lichen Wunsch empfinden, mich von dir zu trennen! Ich muß niemals sehr hoch in deiner Wertschätzung gestanden haben, wenn du damit wie mit einer unzweifelhaften Tatsache rechnen konntest. Aber du hast dich getäuscht. Ich habe, die Annehmlichkeit deines Reichtum - geteilt und ich muß daher auch meinen Anteil auf mich nehmen an den Widerwärtigkeiten und Demütigungen, die dir bevorstehen. Man soll mir nicht nachsagen, daß ich als eine Pflicht vergessene gehandelt Hütte. Was auch geschehen mag, ich bleibe!" Pöbelhaufe zog nach dem Negerviertel, miß handelte die schwarzen Männer und Weiber mit Stöcken und warf nach ihnen mit Steinen. Miliz wurde beordert; es dauerte aber sehr lange, ehe sie zur Stelle war. Man nimmt an, daß etwa 30 Neger hier und in der Um gegend getötet worden sind. Afrika. * Der deutsche Gesandte in Marokko, Dr. Rosen, hat die Reise von Tanger nach Fes angetreten, um dem Sultan einen Besuch abzustatten. Asten. *Jn China ist durch einen kaiserlichen Erlaß der Opium genuß für Eingeborene und Fremde nach Ablauf von zehn Jahren ver boten worden. Vie Kreslauer Arbeiter- , Krawalle vor Gericht. Unter den zum 22. d. zunächst vorgeladenen Zeugen befindet sich der Untersuchungsrichter Firle, dessen Maßnahmen in der Voruntersuchung gegen den Major v. Zander den Gegenstand von Er örterungen bildete. Der erste Zeuge ist der Schutz mann Hofrichter. Er hat gesehen, wie sein Kollege Markwart von der Menge umringt worden sei. Plötzlich sei aus der Menge auf Markwart ein Mann zugetreten, der ein gezückte» Messer in der Hand hatte. „Machen Sie, baß Sie herauskommen", rief er dem Markwart zu, „man will Sie stechen !" — Vors.: Kennen Sie den Mann wieder? — Zeuge: Ja, es ist der Ange klagte Schneider. — Schneider gibt zu, zur fraglichen Zeit auf dem Striegauer Platz gewesen zu sein. Es sei auch richtig, daß er ein Messer in der Hand gehabt habe. Aber davon, daß er den Schutzmann habe stechen wollen- könne keine Rede sein. — Zeugin Therese Haase, die Schwester der Angeklagten, erklärte, an der Ecke der Schwieger Straße hätten etwa 70 Schutzleute gestanden. Von diesem Haufen lösten sich etwa fünf oder sechs Schutzleute los und fielen über einen Mann her. Meine Schwester und ich sahen das, und meine Schwester schimpfte herunter. Darauf sahen die Schutzleute zu uns empor und ließen von dem Mann ab. Er schleppte sich dann am Arm seiner Frau, die den Vorgang mit beobachtet hatte, langsam davon. — Der für den Striegauer Platz zuständige Kommissar bekundet, daß sich niemand wegen erlittener Mßhandlungen beschwert hätte. — Zeuge Kommissar Mittmann soll darüber Auskunft geben, wie cs kommt, daß viele Personen auf dem Rücken Verletzungen-davon getragen habep. Er schildert einen Fall, in dem ein Schutzmann angegriffen wurde und bei der Ab wehr den Angreifer auf den Rücken traf. In einem andern Falle traf der Säbelhieb die Haustür, da. der Angreifer sich hinter ihr versteckte. — Wer den Widerstand, den der Angeklagte Jaschek ' geleistet haben soll, wird der. Schutzmann Märkwart eben falls vernommen. Jaschek, sei seinem Pferde in hie Zügel gefallen. — Bert. Justizrat Hein: War es nicht bas Benehmen eines Mannes, der sich vor dem Pferde fürchtete und es abwehren wollte? — Zeuge: Nein, ich wurde ja angegriffen. Der Direktor der Maschinenbauanstalt, Neumann, sagt nachfolgendes aus: An der Aussperrung Waren die im Verband und die im Hirsch-Duncker- schen Gewerk-Verein Organisierten beteiligt. — Vors.: Weshalb wurden diese Organisationen von der Aussperrung betroffen? — Zeuge: Weil nach den Erfahrungen der früheren Jahre gerade diese beiden Organisationen am meisten zum Streik neigen. Am Tage der Krawalle war der Zeuge nicht in Breslau, gibt aber seiner Überzeugung dahin Ausdruck, daß die Ausgesperrten durch ihre Ansammlungen auf dem Striegauer Platz die Arbeitswilligen ebenfalls zur Niederlegung der Arbeit veranlassen wollten. — Als der Vorsitzende zur Herbeiholung eines von der Verteidigung als Zeugen gewünschten Schutz mannes einen Schutzmann wegschicken will, erhebt Bert. Rechtsanw. Weizmann dagegen Einspruch. — Vors.: Gegen diese Verdächtigung eines Beamten muß ich Verwahrung Anlegen. — Bert. Rechtsanw. Weizmann: Und ich gegen den Vorwurf, ich hätte einen Beamten verdächtigt. Es ist doch aber ganz natürlich, daß die . beiden Beamten 'über die Sache miteinander sprechen und daß dadurch ganz unbewußt eine Beeinflussung erfolgt. — Der letzte Zeuge namens Heisig hat am Krawall tage in der Friedrich-Wilhelmstraße vor sich ruhig einen Mann seines Weges gehen sehen. Als der Mann in die Mariannenstraße einbiegen wollte, kam von der andern Seite ein Schutz mann herbcigestürzt, packte den Mann an der Brust und schlug ihm mit seinen: Säbel, ohne daß ein Grund dafür vorhanden war, über die Schuller und zweimal - uM das. Gesäß. — Vors.: Hat-sich der Mann widersetzt oder haben Sie das nicht so genau sehen können? — Zeuge: Der Mann ging ganz ruhig auf der Straße, und kein Mensch war sonst in der Nähe zu sehen. Ich selbst ging rasch weiter, weil ich fürchtete, mir würde anch noch etwas passieren. — Bert. Justiz rat Mamroth: Haben Sic etwa gesehen, daß der Schutzmann eine Bewegung machte, als wolle er die Personalien des Mannes feststellen? — Zeuge: Nein. Der Schutzmann kam von der andern Seite der Straße hergelaufen, mit dem Säbel in der Lust herumfuchtelnd, — Damit wird die Beweisaufnabme geschlossen. Von piab und fern. Das Hochwasser der Weichsel hat durch Fortreißen und Zertrümmern der zwischen Thorn und Bromberg lagernden Holztraften großen Schaden angerichtet, der auf über eine Million Mark beziffert wird. Daran sind Firmen aus Thorn, Schulitz, Bromberg, Berlin und Danzig beteiligt. Die fliegende Fähre mit Pontonbrücke zu Kulm ist von den herabtreibenden Holzmassen zertrümmert worden. Zwischen .Kulm und Dirschau sind jetzt einige zwanzig Dampfer zur möglichsten Bergung des Holzes tätig. Auch Abteilungen des Thorner Pionierbataillons wer den hierzu herangezogen. Der Golddiebstahl in München. In München ist das Gerücht verbreitet, daß die Polizei zwei Maurer als Räuber des Gold schatzes von 130 000 Mk. verhaftet und ihnen das ganze Geld abgenommen habe. Das Ge rücht bewahrheitet sich aber leider nicht. Es ist offenbar dadurch entstanden, daß verschiedene, an der Münze in letzter Zeit beschäftigte Bau arbeiter sich auf der Polizei kontrollieren lassen mußten. Bis auf weiteres fehlt- jede Spur von den Räubern. Wegen Umfangreicher Fahrkarten schwindeleien wurden in Hamburg zwei Beamte der Bahnhöfe Altona und Hamburg- Dammtor verhaftet. Sie trieben Handel mit bereits benutzten, aber nicht durchlochten Karten. Bei dem einen der Beamten wurden gegen 4000 Mk. in barem Gelde, eine Menge Karten, Fahrscheinhefte usw. gefunden. Beide waren an den Bahnsteigsperren beschäftigt. Geheimnisvoller Todesfall in emem Pfarrhause. Mit einer tödlichen Schußwunde aufgefunden wurde in einem Wohnzimmer des -Pfarrhauses zu Engelnstedt in Braunschweig die dort in der Familie des Superintendenten Hausdörfer als Stütze tätig gewesene unver ehelichte Emilie Wolters, deren Eltern in Braun schweig wohnen. Bei den sofort durch eine Gerichtskommission angestellten Ermittelungen entdeckte man in dem Zimmer, in dem die Leiche lag, ein Tesching und einen gefüllten Patronen kasten. Ob das junge. Mädchen Selbstmord verübt hat oder einem Unfälle beim Spielen mit der geladenen Waffe zum Opfer gefallen ist, konnte noch nicht festgestellt werden. Ein schreckliches Drama wird aus Hamburg berichtet: Die Frau des Zigarren händlers Plitzke in der Rostocker-Straße schnürte ihren sechs und acht Jahre alten Söhnen mit einem Strick die Kehle zu, um sie zu ersticken, und öffnete -sich die Pulsadern. Sie wurde in ihrem Blute schwimmend, schwerverwundet auf- gesunden und mit ihrem ^ebenfalls schwerverletzten sechsjährigen Söhnchen ins Krankenhaus ge schafft. Der achtjährige Sohn konnte sich noch auf die Straße schleppen, wo er die Aufmerk samkeit der Passanten zu erregen vermochte; er befindet sich außer' Lebensgefahr. Vor der Ausreise nach Amerika ver haftet wurde in Bremerhaven an Bord des Dampfers „Breslau" eine biedere Landfrau aus Oberbayern, die ihrem Ehemann 5000 Mk. entwendet hatte und mit der Beute in Be gleitung ihres Geliebten flüchtig geworden war, um in Amerika einen neuen Hausstand zu gründen. Der Ehemann hatte aber von dem Reiseziel des Paares noch rechtzeitig Wind be kommen, und auf sein telegraphisches Ersuchen an die Polizei in Bremerhaven wurde die Frau unter den Passagieren ermittelt und veranlaßt, ihre Reise aufzugeben und zu ihrem Manne zurückzukehren, der ihr bis Bremen nachgereist war. Ihr Geliebter 'mußte nun allein die Reise über den Ozean amrcten. Richard Sieveking stützte sich auf den Tisch, der zwischen ihnen stand, und indem er den Klang seiner ruhigen Stimme bis zum leisen Flüstem dämpfte, erwiderte er: „Du bist bereit, mir ein Opfer zu bringen, und ich danke dir dafür. Aber ich kann es nicht annehmen. Um meiner selbst willen kann ich es nicht. Nur der Reichtum gestattet eine Ehe, wie die unsrige war. Du würdest mir den Kampf nur erschweren und mich elend machen, wie du selber elend wärest." Je leidenschaftsloser seine Worte schienen, desto schneidender drang die Spitze des Vor wurfs, den sie enthielten, in das Herz der jungen Frau. „Du also bist es, der auf einer Scheidung beharrt?" Sie erwartete nicht, daß er es über sich ge winnen würde, diese Frage rundweg zu be jahen; aber ihre Zuversicht hatte sie doch be trogen. „Ja," sagte er ohne Zandern. „Ein Mann, der unter dem Druck der Armut den harten Kampf um die Existenz aufnehmen soll, steht am besten allein." „Ich meine, daß er im'Gegenteil glücklich sein müßte, eine treue Gefährtin zu haben." „Eine Gefährtin — o ja! Aber du weißt wohl, Herta, daß du mir nie eine Gefährtin sein könntest, so wie ich das Wort verstehe. Mik etwas Duldsamkeit und Selbstüberwindung rst es in diesen veränderten Verhältnissen nicht mehr getan. Eine Frau, die Kampf und Sorge mit ihrem Manne teilen will, muß besser gerüstet sein. Pflichtgefühl und guter Wills reichen da nicht aus. Es ist nichts als ein nutzloses Mar tyrium für beide, wenn ihr das Beste und Wichtigste fehlt — die Liebe." „Und hast du mich schon gefragt, Richard, ob es mir daran fehlt?" Die Frage war zögernd und ungewiß, nur wie nach schwerem Kampf über ihre Lippen ge kommen. War dies doch nach der Überzeugung Hertas der äußerste Schritt des Entgegenkommens, den eine Frau tun konnte, ohne sich geradezu wegzuwerfen. Und es traf sie deshalb mit der ganzen Wucht einer furchtbaren Demütigung, als ihr Gatte erwiderte: „Weshalb hätte ich dich fragen sollen? Vielleicht in der Hoffnung, daß dich Scham gefühl oder Mitleid zu einer Lüge veranlassen würden? Da ich bisher nicht blind und taub neben dir hergegangen bin, bedurfte es für mich in diesem Punkte keiner Erklärung mehr. Und ich wollte uns beiden diese peinliche Ausein andersetzung gern so viel als möglich erleichtern. Darum habe ich alles vermieden, was dir wie eine Anklage erscheinen könnte. Wohin sollen uns derartige Erörterungen führen, was sollen sie nützen? Wir haben jetzt, wo es sich um die Klarlegung der Zukunft handelt, nur noch mit den gegebenen Tatsachen zu rechnen." . Herta legte die Hand an die Stirn. Ein wildes Chaos widerstreitender Gedanken arbeitete in ihrem Kopf. Aber die trotzigen von ihnen waren es, dic nach dieser unzweideutigen Zurück weisung über alle andern den Sieg behielten. „Gut denn, rechnen wir also mit den Tat sachen!" sagte sie kurz und schroff. „Da du über meine Empfindungen so genau unterrichtet
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