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Vie .Ottendorfer Zeitung" erscheint Dienstag, Donners- tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich , Mark. Durch die Post bezogen 1,20 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Annahm« von I«s«»at«n bi, »»»mittag i« Uh». "Inserat« w«d«n mtt zo Pf M di« Spalt,,«« b«»«chn« TabellarffchnHSatz nach b«s»ndtr«m Tarif Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Okrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Dkrilla Freitag, den 12. Oktober 1906. 5. Jahrgang. Nr. 123. Orrtliches und Sächsisches. Ottendorf-Okrilla, den 11. Oktober MS. — Herrn Pfarrer Werner nebst Gemahlin ist es am heutigen Tage vergönnt im Kreise ihrer Kinder und Verwandten das Fest der silbernen Hochzeit zu begehen. Zahlreiche Ehrungen welche dem Jubelpaar dargebracht wurden, zeigten welcher Beliebtheit sich Herr Pfarrer Werner in unserer Gemeinde erfreut. — Die Königliche Landesbrandversicherungs- Anstalt für das Königreich Sachsen hat vom Landdsauischuß des Landesverbandes sächsischer Feuerwehren kürzlich ein fachmännisches Gut achten über dir Frage eingefordert, ob es für die freiwilligen Feuerwehren Sachsens zweck- wäßig sein würde, Dampfspritzen zu beschaffen. Die Veranlassung hierzu bot eine Eingabe der Feurrspritzensabrik von Flader in Jöhstadt an die Behörde, worin für eine kleine Dampfspritze Rusticana Propaganda gemacht und zu ihrer Beschaffung für freiwillige Feuerwehren Bei hilfen au» dem LandeSseuerwehrfondS erbeten wurden. Zu dem von dem genannten Landes- aurschuß erstatteten Gutachten ist zunächst der Wert der Dampfspritzen bei der Bekämpfung, besonders großer Brände beziehungsweise in Fällen, wo cs an zahlreichen Feuerwehrleuten wangclt, vollauf gewürdigt worden. Auch haben die Voraussetzungen Erwähnung ge sunden, die für ein nutzbringendes Eingreifen der Dampsspritzen erfüllt sein muffen. Dabei heißt eü unter anderem, daß die Dampfspritzrn «ine sachgemäße Ueberwachung und ein ge schulte« BedienungSmatereal erfordern, was bei freiwilligen Feuerwehren nicht ganz leicht zu finden sein würde. Die Wünsche der sächsischen Feuerwehren gingen nach leistungsfähigen Hoch- druckwafferleitungen mit einer entsprechenden Anzahl von Hydranten, als nach der Be schaffung von Dampfspritzen. Die zur Be schaffung von Dampfspritzen aus dem Feuer- «ehrfonds zu bewilligenden Beihilfen könnten Übrigens nur niedrig ausfallen. Nach alledem ist die Einführung von Dampsspritzen bei den freiwilligen Wehren Sachsens kaum zu er warten. Die freiwilligen Feuerwehren in Freiberg und Wilkau haben zwar Dampf- spritzen, halten sich aber hierfür noch besondere Leute. — Die Deutsche VerkehrSzeitung schreibt: «Der Zeitpunkt und die näheren Bestimmungen für die Annahme von Anwärtern der neuen höheren Postlaufbahn find unseres Wissens »och nicht endgültig festgesetzt. Die Anwärter sollen dem Vernehmen nach zunächst während finer einjährigen Elevenzeit den technischen Dienst bei den Verkehrsanstalten erlernen und sich dann einem dreijährigen akademischen Studium unterziehen (Volkswirtschaftslehre, die Grundlagen der Rechtswissenschaft, Physik Chemie, Mathematik, Elektrotechnik.) Nach Vollendung der Studien würde die erste Prüfung, nach weiteren drei Jahren die zweite Prüfung abzulegen sein, — Einen interessanten Rück- 'und Ausblick auf den Reiseverkehr bringt das amtliche Organ de» Vereins deutscher Eisenbahnver- waltungrn. Ueber das Anwachsen des Reise verkehrs heißt es da: „Nicht allein der lebhafte Berufsreiseverkehr aus Anlaß des Blühens aller Geschäfte und der Hochflut in Industrie und Handel hat zur Bevölkerung der Züge bei getragen, auch der VergnügungSvcrkehr hat daran einen erheblichen Anteil gehabt: ein günstiges Zeichen für den steigenden Wohlstand der Bevölkerung und ihr Bestreben, den Gesichtskreis durch Reisen zu erweitern." Der Nintersahrplan bringt eine Reihe von Zugs vermehrungen, die wie zum Beispiel die neuen Züge für den russischen Verkehr über Kalisch eine Folge der Herstellung neuer Schienenver- , bindungen sind, oder Lücken ausfüll-n sollen, die den Verkehr erschwerten, Für Dresden wäre besonders zu erwähnen, daß den seit Sommer vorigen Jahres verkehrenden Schnell- ügen v 55/56 Dresden—Berlin, die bisher nur die ersten beiden Wagenklaffen führten, nunmehr auch die dritte Klaffe beigegeben wird. Diese beliebten Züge, die zwischen Dresden-Neustadt und Berlin gar nicht an halten, werden hierdurch beim reisenden Publikum noch mehr gewinnen. — Bei der Postverwaltung sind seit einiger Zeit neue Grundsätze sür die Vergebung von Lieferungen aufgestellt worden, welche im großen Ganzen den Hauptreformforderungen auf dem Gebiete des Submissionswesens ent- prechen. Die Grenze des überschlägigen Wertes der Gegenstände, welche freihändig ver geben werden können, ist von 1000 auf )000 M. erhöht worden. Bei der Auswahl )er Unternehmer soll nach Möglichkeit ge wechselt werden. Die Ausschreibungen werden tunlichst zerlegt, größere Arbeiten oder Lieferungen in der Regel den verschiedenen Gewerbs- und Handwerkszwecken entsprechend getrennt vergeben und bei besonders umfang reichen Ausschreibungen einzelne Arbeiten oder Lieferungen in mehrere Lose geteilt. Die Oeffnung und Verlesung der Gebote erfolgt öffentlich. Der Zuschlag darf nicht mehr ohne weiteres auf ein Mindestgebot, sondern nur auf ein in jeder Beziehung annehmbares, die richtige und rechtzeitige Ausführung gewähr- eistendes Gebot erteilt werden. Bei gleicher Preisstellung sollen die im Orte der Ausführung oder in dessen Nähe wohnenden Gewe.be- reibenden vorzugsweise berücksichtigt werden, ofern sie die Arbeit im eigenen Betriebe aus- ühren. Liegen gleichwerte Angebote vor, so erhalten diejenigen Handwerker, die zur Führung res Meistertitels berechtigt sind, den Vorzug. Diese Aenderungen der Verdingungsordnung )er Reichspost werden nicht verfehlen, besonders in den Kreisen der Gewerbetreibenden und Handwerker allgemeine Befriedigung hervor- zurufen. - Die Reichshank und die Sächsische Bank haben den Wechseldiskont auf 6 Prozent und den Lombardzinsfuß auf 7 Prozent erhöht. Dresden. Die Vorboten zum Bau der AugustuSbrücke beginnen sich bereits einzustellen. Nach den verschiedenen Vermessungen und Ab steckungen für die Errichtung der Jnterims- brücke werden nunmehr auch die Bauhölzer für dieselbe angefahren. Der Beginn der eigent lichen Bauarbeiten steht nahe bevor. — Am 27. September traf, aus Dresden kommend, in Schneeberg ein vornehm aus- sehender und elegant gekleideter Fremder ein und nahm im ersten Gasthofe Wohnung. Der Ankömmling trug ein sehr gedrücktes Wesen zur Schau und begab sich bereits in der neunten Abendstunde zur Ruhe. Als am anderen Morgen sich der Fremde nicht sehen ließ und auch auf wiederholtes Pochen an der Tür des Schlafzimmers keine Antwort erfolgte, so wurde schließlich die Tür gesprengt. Dem Eintretenden bot sich ein entsetzlicher Anblick. Der Geheimnisvolle hatte sich, auf dem Bett rande sitzend, mehrere Kugeln in die Brust ge schossen, die seinen sofortigen Tod zur Folge hatten. An seinen Ueberzieher, mit dem er sich zugedcckt hatte, fand man einen be schriebenen Zettel folgenden Inhalts befestigt: „Lassen Sie mich, bitte, in Schneeberg be graben, mein Geld und der Erlös der Uhr und Kette reicht dafür aus." — Diesem Wunsche des Selbstmörders ist die Behörde nachgekommcn. Am 2. Oktober wurde die Leiche des LkbenSmüdenS der Erde übergeben. Die angestellten Nachforschungen haben ergeben, daß der Tote mit dem seit dem 27. September vorigen Jahres auö Dresden verschwundenen 41 Jahre alten Kaufmann Robert Kühn identisch ist- Zerrüttete Vermögensverhältniffe sowie der Tod seiner Frau haben ihn zu dem verzweifelten Schritte veranlaßt. Dobritz. Von seinem eigenen .Geschirr tödlich überfahren wurde in Dobritz der Kutscher Rehn aus Heidenau. Der in den 30er Jahren stehende Mann scheint auf dem Bocke geschlafen zu haben und ist offenbar bei einem Anprall der Pferde an einen Baum herabgestürzt. Eisenberg-Moritzburg. Einen recht angenehmen Spaziergang bietet jetzt für die Besucher von Moritzburg die Kastanien-Alleen um den Schloßteich herum, indem die Farben pracht der Blätter für das Auge einen ganz wsonderen Reiz bietet. Auch kann man hier öfter ganze Rudel Hirsche sehen, welche sich unter den Bäumen, der gefallenen Kastanien wegen, die sie mit Vorlieben verzehren, auf- >alten. Königsbrück. Von den Truppenteilen des 12. Armeekorps werden auf dem Schießplätze rei Königsbrück Schießübungen wie folgt ab gehalten werden: vom 103. Infanterie-Regiment vom 12. bis 17. November, vom 178. Jn- anterie-Regiment vom 19. bis 29. November, vom Schützen-Regiment vom 10. bis 15. De zember, vom 13. Jäger-Bataillon vom 3. bis 6. Dezember. Schandau. Zwei Schiffsunfälle ereigneten 'ich auf der oberen Elbstrecke, Der Dampfer „Marie" erlitt in der Nähe von Pömmerle' einen Wellenbruch und mußte die Fahrt ein-s Lellen, während der Kettcndampfer No. 4 bei Niedergrund dadurch fahrtuntüchtig wurde, daß bei der Maschine der Zylinderdeckel heraus gedrückt wurde. Beide Dampfer, den ver einigten ElbschiffahrtS-Gesellschaften, Aktien- Gesellschaft gehörig, mußten sofort außer Betrieb gestellt und zur Reparatur nach einer Schiffswerft bugsiert werden. Riesa. Am Montag vormittag 9 Uhr fand im Stadtverordneten-Sitzungssaal des Rathauses durch Herrn Kreishauptmann Dr. jur. Rumpelt die Neuverpflichtung des nunmehr auf Lebenszeit als Bürgermeister dieser Stadt gewählten Herrn Bürgermeister Dr. jur. Dehne statt. Lommatzsch. Schwere Verletzungen haben sich auf dem Lorenzschen Gute in Klappendorf der Gemeindevorstand aus Sieglitz, Zimmermann Baldauf, und der Tagelöhner Thieme aus Pahrenz zugezogen, Durch Umstürzen auf geschichteter Säcke, die mit Kraftfuttermitteln gefüllt waren, erlitt ersterer eine Gehirner schütterung und einen Bruch des linken Beines und der Wirbelsäule, an seinem Aufkommen wird gezweifelt. Der Tagelöhner Thieme zog sich einen Bruch des linken Oberarmes zu. Beide Verletzte fanden im Lommatzscher Krankenhause Aufnahme. Döbeln. Auf einem hiesigen Fabrik« erweiterungSbau verlor ein 18 jähriger Bau hilfsarbeiter aus Jeßnitz bet Bitterfeld, der im dritten Stockwerke des Gebäudes mit Sand fahren beschäftigt war, beim Umkippen einer Lori das Gleichgewicht. Er stürzte durch die Aufzugsöffnung herab auf den Erdboden. Schwerverletzt wurde der junge Mann nach dem Döbelner Krankenhause gebracht. Freiberg. Der Rat hatte im Stadt- verordneten-Kollegium eine Vorlage zwecks Er richtung eines Kinderspielplatzes an der früheren Bürgerschule eingebracht. Das Stadt- verordneten-Kollegium lehnte sie jedoch ab, da es einen anderen Platz in den Promenaden für geeigneter hält, und ersuchte den Rat, in den nächstjährigen Etat die Mittel für zwei Kinderspielplätze einzustellen. Freiberg. Ein anständig gekleideter Herr kam zu einem hiesigen Fahrradhändler, gab seine Absicht, ein Rad zu kaufen, kund und sprach den Wunsch aus, Probe fahren zu dürfen. Der Fahrradhändler war jedoch vor sichtig genug, erst eine Hinterlegung des Kauf preises zu verlangen, was von dem angeblichen Käufer mit Entrüstung zurückgewiesen wurde. Eine Einigung kam nicht zustande und der Fahrradhandler blieb vor Schaden bewahrt. Darauf ging der Schwindler, denn mit einem solchen hatte man es zu tun, zu einem Fahr ¬ radhändler nach Großhartmannsdorf, wo ihm eine Probefahrt ohne weiteres gestattet wurde. Der Fahrradhändler wartet jedoch heute noch auf die Rückkehr des Kunden. Zschopau. In dem Streik der Arbeiter der hiesigen Wirkwarenfabrik scheint die Mehr zahl der Arbeiter den unternommenen Schritt zu bereuen, denn nach und nach haben bi« jetzt gegen so Prozent der Ausständigen di« Arbeit unter den alten Bedingungen wieder ausgenommen, und die meisten der übrigen kommen infolge der Annahme neuer Arbeits kräfte für eine Wirdereinstellung nicht in Betracht. Schon seit mehreren Tagen sind keine Streikposten mehr ausgestellt worden. Es steht demnach zu offen, daß in einiger Zeit der volle Betrieb wird ausgenommen werden können. Gerade bei diesem Streik hat sich wieder gezeigt, wie mancher ruhige und be sonnene Arbeiter durch Hetzer sich zur Arbeits einstellung verleitet läßt, wie er aber dann sein« Handlungsweise bereut und froh ist, w«nn er wieder an die gewohnte Arbeitsstätte, die ihm guten Verdienst brachte, zurückkehren darf, um nicht sich und die Seinen in Not zu stürzen. Crimmitschau. Den Tod auf den Schienen gefunden hat der 42 jährige Bahn- arbsiter Franz Reinhard Hietzschold au» Fravkenhausen. Er wurde von einer Schnell« zugSlokomotive zur Seite geschleudert und starb' sofort an den erlittenen inneren Verletzungen. Meerane. Die von hier stammende, unter fittenpolizeilicher Kontrolle stehende 40 Jahre alte Herwig, jetzt in Weisenfela, versuchte am Mittwoch nachmittag ihre hier in Pflege be findliche, ihrer Fürsorge entzogene 10 Jahr« alte Tochter zu entführen. Sie lauerte dem Mädchen vor dem Schulhause auf, nahm es mit jfich in eine bereitstehende Droschke und fuhr eiligst davon. In Glauchau bestieg sie mit dem Mädchen den nach Gößnitz fahrenden Zug. Einem Passagier siel das ängstliche Benehmen des Kindes, das immer auSstetgen wollte, auf; er veranlaßte in Gößnitz die Festnahme der Herwig, worauf das Mädchen den Pflegeeltern wieder zugesührt werden konnte. Aue i. Erzgeb. Ein schweres Brandunglück entstand hier in einem Keller der Drogenfabrik von Dr. Max Erler und Comp. am Dienstag Vormittag. Infolge Kurzschlusses ereignete sich eine Aether-Explosion, bei der Herr Stadt verordneter Dr- Erler, der Inhaber der Firma so schwere Brandwunden erlitt, daß er alsbald unter fürchterlichen Schmerzen starb. Zwickau. Auf dem Alexanderschacht in Planitz wurde der 24jährige Bergmann Paul Hochmuth so unglücklich von einem Hunt an gefahren, daß er zwei Schädelbrüche erlitt, die seinen Tod herbeiführten. Reichenbach i. V. Einem in einem hiesigen Dampssägewerk beschäftigten Handarbeiter wurde am Dienstag früh an der Kreissäge die linke Hand von außen nach innen quer durchschnitten, so daß der halbe Handteller mit sämtlichen Fingern abgetrennt ist. Plauen i. V. Die Gewerbekammer plant eine Eingabe an das Ministerium des Innern wegen Erlasses eines Verbotes de» An kündigens von Geschenken bei Einkäufen bi» zu einem bestimmten Betrage oder an besonderen Tagen. Die Kammer wird sich auch mtt der Frage der Abänderung der Vor schriften über den Geschäftsbetrieb der Ver steigerer und den Entwurf eines Gesetze» wegen Erleichterung des Wechselproteste» beschäftigen. Oelsnitz. Von einem besonderem Glücke begünstigt war der Besitzer des hiesigen 'Restaurants „Fürst Bismarck." Er erwarb Ivor Bsginu der Ziehung der letzten Klasse der 'Sächsischen Lond^lotterk nm einem hiesigen Schneidernmsttr ein halbes Zehntel der Nummer 71 »24, und am Mositag siel ihm schon die Summe von 4250 Mark in den Schoß.