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Ottendorfer Zeitung : 10.10.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-10-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190610102
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19061010
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19061010
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-10
- Tag 1906-10-10
-
Monat
1906-10
-
Jahr
1906
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 10.10.1906
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Bor ihrer Ver nehmung erhielt sie Drohbriefe, in denen ihr der Tod angekündigt wurde, wenn sie gegen Colney aussagen würde. Trotzdem machte sie belastende Aussagen und Colney wurde infolge dessen verhaftet. Als am Freitag abend die Bausmeyer über den Boulevard de Belleville ging, wurde sie von einem Bekannten Colneys angehalten. Mit den Worten: „Du hast dein Versprechen gebrochen, die Strafe dafür ist der Tod!" stieß er ihr einen Dolch ins Herz, sodaß die Gestochene sofort starb. Der Mörder entkam, er ist der Polizei jedoch bekannt. Schlägerei auf dem Tanzboden. In dem französischen Grenzort Villerupt kam es auf einem Tanzboden zu einer Schlägerei, in deren Verlauf zwei Italiener erstochen und ein Franzose erschossen wurden. Mehrere am Rauf handel beteiligte Personen wurden lebensgefähr lich verletzt. Das älteste Schiff der englischen Flotte. Die frühere königliche Jacht „Royal George", die bereits den Königen Georg IV. und Wilhelm IV. als Lustjacht diente, ist nach Portsmouth ins Dock gebracht worden, um ab gebrochen zu werden. DaS Schiff wurde auch von der Königin Viktoria in den ersten Jahren ihrer Regierung als Jacht benutzt, später aber abgetakelt und nur noch als Garnisonschiff ver wendet. Die „Royal George" ist ein hölzernes Segelschiff aus dem Ende des achtzehnten Jahrhunderts. In der letzten Zeit war das Schiff leck geworden und Reparaturen hätten sich kaum noch gelohnt. Drei menschliche Skelette wurden am alten Septimerpaßweg (Graubünden) , in der Schweiz in einer engen Höhle gefunden, die seit vierzig bis sechzig Jahren dort liegen mögen. Man hat keine Ahnung, welche Bewandnis es mit den Skeletten haben könnte. ob. Eine Heiratslotterie. Eine eigen artige Lotterie wurde kürzlich in einer kleinen italienischen Stadt veranstaltet. Sie hat viel Ähnlichkeit mit der Heiratslotterie, die 1903 in Mailand veranstaltet wurde. Die Preise sind 30 junge Mädchen, die aus einer Schönheits- konkurrenz als Siegerinnen hervorgehen. Jedes Los dieser Lotterie kostet 10 Lira (8 Mk.), und ans den Einsätzen wird den preisgekrönten Mädchen die Mitgift bewilligt. Der erste Preis beträgt 800 000 Mk., und der Gewinner der Mit dem ersten Preise bedachten Schönen erhält außer seiner hübschen Frau noch eine Million Lira als Mitgift. Es steht aber dem Preis träger frei, wenn er an der Heirat oder an der ihm zugefallenen Braut keinen Gefallen findet, den Preis mit ihr zu teilen und dann unver heiratet zu bleiben. Eine Bande von Juwelendieben und Hehlern wurde in Mailand entdeckt und ding fest gemacht. In einem geheimen Mauerfach sand die Polizei eine Menge aus Schmuck stücken ansgebrochener Juwelen im Werte von Bo 000 Lira. Die Juwelen rühren wahrschein lich von Diebstählen her, die auch im Auslande begangen wurden. Eine Mutter, die ihren Sohn tötet. Im Weiler Ten-Brielen bei Commines in Belgien hat, nach der Moss. Ztg.-, eine Mutter ihren Sohn aus nichtigem Grunde getötet. Die 77 jährige Witwe Braem bewohnt da allein ein Häuschen, das dem Anwesen ihres 37 jährigen Sohnes Viktor gegenüber liegt. Die Mutter hatte schon öfter gewünscht, daß der Sohn, der verheiratet und Vater eines dreijährigen Kindes ist, fortziehe, und hatte ihm gedroht, ihn zu töten, wenn er es nicht tue. Als Viktor sich gegen Abend mit der Laterne in der Hand im wfe seiner kleinen Farm mit dem Vieh be- "stigte, während seine Frau im Innern des Derartiges nicht aussprechen, wenn Sie wüßten, was Sie mit Ihrer Strafpredigt und Ihrem Vertrauen in mein Talent aus mir gemacht, haben. Die Bacchantin habe ich gleich nach' Ihrem Weggange in einen formlosen Ton- klumpen zurückverwandelt und dann bin ich hemmgelaufen, wie ein Kind am Tage vor Weihnachten. Alles um mich her sah mich so Hester und freundlich an: die Menschen hatten so liebe Gesichter, daß ich jedem etwas recht Gutes gesagt hätte, und dabei war in mir etwas so wunoerbar Ahnungsvolles, eine so freudige Gewißheit kommenden Glückes, daß ich, aber verzeihen Sie, das kommt Ihnen wohl sehr töricht vor, Sre können es wahrscheinlich gar nicht verstehen." O doch, ich verstehe es sehr gut," erwiderte sie sehr rasch, „genau so ist auch mir zumute gewesen — vielleicht hätte ich nur nicht gewußt, es mit Worten auszudrücken. Aber die sichere Ahnung, daß etwas sehr Schönes kommen müßte, hatte auch ich — und nun — nun ist es ja auch wirklich gekommen." Gewiß war eS nur ein Zufall, daß sich gerade in diesem Moment ihre Augen abermals begegneten, daß sie dann beide gleichzeitig so rot wurden, als fühle sich jedes von ihnen auf einer schlimmen Sünde ertappt. Ihre Unter haltung, die bis jetzt so lebhaft gewesen war, kam mit einem Male ins Stocken, und sie gingen wohl fünf Minuten lang ganz stumm nebeneinander her. Dann war es Hilde, die zuerst wieder eine beklommene Frage tat, und da sie es nun beharrlich vermieden, sich anzusehen, kam das Hauses der Arbeit nachging, fiel ein Schuß; die junge Frau stürzte heraus, fand ihren Gatten bewußtlos auf der Erde und bemerkte, daß jemand jenseits des ZauneS davonlief. Viktor Braem starb wenige Minuten darauf. Es konnte leicht festgestellt werden, daß die Witwe Braem ihren Sohn durch einen aus nächster Nähe abgegebenen Flintenschuß getötet hatte. Die Mörderin wurde verhaftet und blieb, als man sie zur Leiche des Sohnes führte, ganz ruhig. oll. Der Mann mit zwei Herzen und drei Beinen. In Salem im Staate Oregon (Amerika) starb vor einigen Tagen im Alter von 62 Jahren Georg Lippert, ein geborener Deutscher, früher einer der vielen menschlichen Sehenswürdigkeiten des berühmten Zirkus Barnum. Lippert hatte zwei Herzen und drei Beine. Die amerikanischen Zeitungen, die von dem Tode dieses Mannes berichten, wissen zu melden, daß das in der rechten Seite befindliche Herz schon vor vierzehn Tagen zu schlagen auf gehört habe. Als Todesursache wurde Lungen entzündung festgestellt. ob. Erstaunliche Leistung eines Acht- undsechzigjährigen. Der als ungemein rüstiger Fußgänger in der Sportwelt bekannte 68jähnge Amerikaner Edward Weston hat dieser Tage eine Leistung vollbracht, um die ihn mancher jüngere Sportsman beneiden wird. Er wider holte eine Fußtour von Philadelphia nach New Jork, die er schon vor vierzig Jahren gemacht hatte. Er legte die 150 Kilometer lange Strecke in 24 Stunden zurück, stündlich also über sechs Kilometer. Auf seiner Tour erhielt er Eier, Milch und Reispudding, die Speisen verzehrte er im Gehen. Grubenunglück in Amerika. 70 Gruben leute wurden in der Westzeche der Pokahontas- Kohlen-Gesellschaft in Bluefield, West-Virginien, von schlagenden Wettern ereilt. Bisher sind nur wenige gereitet, mindestens 60 befinden sich in den verschütteten Grubengängen und werben von den andringenden Flammen bedroht. Rettungsmannschaften drangen todesmutig ein, konnten aber die Verunglückten nicht erreichen. Man befürchtet, daß keiner von ihnen mit dem Leben davonkommt. Giftige Gase und lodernde Gluten machten das weitere Vordringen der Rettungsmannschaften unmöglich. ob. Gegen die Quacksalber. Das ka nadische Parlament wird sich in ferner nächsten Session mit einem Gesetzentwurf zu beschäftigen haben, der sich gegen die Quacksalber richtet. Die Regierung will den Verkauf der sogenannten „Patent-Medizinen" regeln, um das Volk vor schädlichen und nutzlosen Fabrikaten zu schützen. Die meisten chemischen. Fabriken haben sich schon einverstandeir erklärt, daß ihre Geheimmittel- Fabrikation überwacht wirb. Ein schweres Schiffsunglück. Nach einer Meldung aus Hongkong ist der Auswanderungs dampfer „Carterhouse", zwischen Holhow und Hongkong fahrend, bei Hainan Head im chine sischen Meer gescheitert. Kapitän Clifton und 60 Passagiere sinb verloren. Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Kohsichang" fischte ein Boot des „Carterhouse" mit bem Chefingenieur Dowse, 23 Personen von der Bemannung und zwei Frauen auf, nachdem sie 43 Stunden um hergetrieben waren. A Die Auswanderung aus Japan. Nach den Mitteilungen der ,Revue-Jndo-Chi- noiseß die sich auf amtliche Angaben stützen, fand bis zum Jahre 1889 eine Auswanderung in Japan kaum statt. Erst seit dieser Zeit ist eine nennenswerte Zahl von Auswanderern fest zustellen, die in den letzten Jahren ständig ge wachsen ist. Dennoch beträgt die Auswanderung während dieser ganzen Zeit nicht mehr als 125 000, darunter 25 000 Frauen. Die Aus wanderer rekrutieren sich meistenteils aus Arbeitern, die in dem fruchtbaren Süden des Reiches wohnen. Sie wenden sich besonders nach den Ver. Staaten, nach den Hawai-Jnseln und den Philippinen; in letzter Zeit hat dann die Auswanderung nach Korea außerordentlich zugenommen. Die japanische Regierung ist sehr darauf bedacht, eine stärkere Auswanderung zu erreichen, gewährt den Emigranten manche Ver günstigung unb befreit insbesondere junge Leute, die aus Japan fortgehen, vom Militär dienst. Während bes russisch-japanischen Krieges jedoch sind viele aus Japan Ausgewanderte freiwillig zurückgekehrt, um für das Vaterland zu kämpfen. 6ericbtskatte. Breslau. Der Strafsenat des Oberlandes gerichts Breslau erkannte, daß ein Bankier oder andrer Vollkaufmann, der gewerbsmäßig auch Hypotheken vermittelt, für diesen Gewerbebetrieb den erschwerenden Vorschriften für Grundstücks- und Hhpotyekenmakler unterworfen sei, wie Anmeldung des Gewerbebetriebs, bestimmte Form der Buch führung und polizeiliche Kontrolle. Breslau. In dem Prozeß wegen der Krawalle haben die Verurteilten die Revision beim Reichs gericht gegen das Urteil vom 26. September ein gelegt. Baireuth. Nach zweitägiger Verhandlung wurde vom hiesigen Schwurgericht der Gendarm Schlereth von Forchheim wegen Totschlags zu fünf Jahr Gefängnis verurteilt. Schlereth hatte am 30. Juni seine Geliebte, die Tagelöhnerin Hofmann, in Forchheim in einer dunklen Straße erwürgt. Die Anklage lautete auf Mord, die Geschworenen nahmen aber nur Totschlag an und billigten dem Angeklagten auch mildernde Umstände zu. Der Staatsanwalt hatte sich die Einlegung der Revision Vorbehalten. t. Frankenthal. Eine gefährliche Kirchendiebin hatte sich in der Person der schon vielfach wegen Diebstahls vorbestraften Witwe Allgeier vor der Strafkammer zu verantworten. Die Anklage legte ihr eine Unmenge von Diebstählen in evangelischen wie katholischen Kirchen zur Last, und nicht weniger als sieben massiv goldene oder silberne Engels figuren, 14 Altardecken, 65 Tücher, Schuhe, Silber und Goldwaren wie Leuchter, Kelche, Tabletts usw. gaben Zeugnis von der unglaublich raffinierten Fingerfertigkeit der Räuberin. Das Urteil lautete auf 4ftz Jahr Zuchthaus, 5 Jahr Ehrverlust und Stellung unter Polizeiaufsicht. Weimar. In dem Prozeß wegen der ge stohlenen Goethehandschriften wurde der Angeklagte Bach zu zwei Jahr Zuchthaus abzüglich V- Jahr Untersuchungshaft verurteilt. Ztahlwaggons und ihr Verus. Von Fred Hood. (Nachdruck verboten.) Die Mehrzahl aller Verletzungen und Todesfälle auf Eisenbahnen ist auf Zusammen stöße und Entgleisungen zurückzuführen. Es er scheint fast unmöglich, diese Unglücksfälle zu vermeiden, aber es gibt ein Mittel, sie bedeutend zu vermindern, und dieses besteht darin, die Eisenbahnwagen so stoßsicher als irgend möglich zu machen. Es ist bezeichnend, daß in dem Lande der besten Eisenbahnen, nämlich in Amerika, die meisten Eisenbahnunfälle Vor kommen. So verunglückten z. B. in einem Betriebsjahre in den Ver. Staaten auf Eisen bahnen 58185 Personen, von denen 7865 ge tötet wurden. Die ungeheuren Entschädigungs summen, die die Eisenbahngesellschaften zahlen mußten, haben nicht viel an diesen Zuständen geändert, und da wenig Aussicht vorhanden ist, daß die amerikanischen Eisenbahnbeamten die Vorschriften gewissenhaft ausfüllen und die Signale beobachten lernen, so ist es begreiflich, daß man zunächst in Amerika darauf verfallen ist, stoßsichere Personenwagen zu bauen. Dem ersten Ingenieur einer amerikanischen Eisenbahn-Gesellschaft wurde einmal die Frage vorgelegt, wie es denn komme, daß in Europa im Vergleich zu Amerika so selten Eisenbahn- unfälle Vorkommen, und warum man in den Ver. Staaten mit so großer Gleichgültigkeit über den Verlust so vieler Menschenleben hinweggehe. Als Ingenieur interessierte er sich weniger fiir die sittliche Frage, um so mehr aber für das Zahlenrätsel. „Die verschiedenen Ergebnisse," antwortete er, „erklären sich durch die nationale Eigenart — in Amerika lassen wir es darauf ankommen." Und so ist es in der Tat. Die Amerikaner wissen, daß es der Maschinenführer darauf an kommen läßt, über das Warnungssignal hinaus zufahren und zwei Züge zusammenrennen zu lassen; und darum beginnen sie nun Wagen zu bauen, die diesen gewaltigen Stoß auszuhalten vermögen. Gespräch allgemach von neuem in Fluß. Aber die vorige Unbefangenheit war doch merk würdigerweise ganz und gar dahin. Sie redeten jetzt sehr ernsthaft, oft in halben Sätzen und vielfach zögernd, als müßten sie jedes Wort weislich überlegen, ehe sie es laut werden ließen, und dabei zitterte manchmal etwas im Klang ihrer Stimme, das vorhin nicht darin gewesen war, etwas wie geheimes Bangen oder vielleicht auch wie überströmendes Glücksgefühl, das ihre Lippen noch nicht in vernehmliche Worte zu fassen wagten. Weiter und weiter gingen sie nebeneinander her durch die Straßen, ohne auf den Flug der Minuten zu achten, und ohne zu wissen, wer von ihnen eigentlich der Führende oder der Geführte sei. Hilde hatte die Besorgung längst vergessen, wegen der sie ausbegangen war, und erst, als sie sich plötzlich in einer Stadtaegend sah, die sie noch nie zuvor betteten hatte, blieb sie in einiger Bestürzung stehen und blickte auf die Uhr. „Schon zwölf," rief sie halb erschrocken und halb belustigt. „Wissen Sie auch, Herr Meinardi, daß unser Spaziergang jetzt schon beinahe zwei Stunden dauert?" „Mein Gott, wie ist das möglich? Mir ist, als könnte es noch nicht mehr denn eine Viertel stunde gewesen sein." „Ich würde es auch nicht glauben, wenn meine Uhr nicht ganz zuverlässig wäre," er klärte sie aufrichtig. „Nun aber muß ich eilen, nach Hause zu kommen, wenn unser gutes Fräulein Schumacher nicht unruhig werden soll. Und ich weiß nicht einmal, wo wir uns hier befinden." Es stimmte sie sehr heiter, als auch Theodor Meinardi erklären mußte, die Gegend nicht zu kennen. Aber auf ihr Helles Auflachen folgte gleich wieder ein verlegenes Schweigen, und als sie dann einer leer vorüber fahrenden Droschke ansichtig wurde, bat sie ihren Begleiter, den Kutscher anzurufen. Der Btldhauer öffnete ihr den Schlag, und sie schlüpfte behend hinein, um ihm dann mit freundlichem Lächeln ihre Hand aus dem Innern des Wagens entgegenzu strecken. „Auf Wiedersehen, Herr Meinardi, und noch einmal, tausend Dank!" Schwerfällig. wendete das Gefährt, und Hilde sah, daß ihr Begleiter an der näm- uKen Stelle stehen geblieben war, den Hut noch immer in der Hand haltend und mit einem strahlenden Gesicht, dessen Anblick sie überaus fröhlich machte. Die Hausdame hatte ihre lange Abwesenheit glücklicherweise gar nicht bemerkt, und Hilde war sehr vergnügt, als sie hörte, daß man heute erst um sechs Uhr dinieren würde, weil ihr Vater durch geschäftliche Angelegenheiten verhindert sei, die gewohnte Stunde innezuhalten. So hatte sie eine hübsche Zeit vor sich, während deren sie bei der scheinbaren Beschäftigung mit einer Handarbeit ihren Gedanken Audienz erteilen konnte, und diese Gedanken waren von einer so heiteren, erfreulichen Art, daß ihr die Stunden fast ebenso schnell vergingen, wie vorhin in Meinardis Gesellschaft. Als sie gegen sechs Uhr in das Speisezimmer trat, fand sie bloß ihren Vetter Cäsar dort an wesend. Wäre sie in minder glücklicher Stim Vor einigen Jahren begann eine ameri kanische Gesellschaft mit der Erbauung stählerner Güterwagen; schon die ersten derselben hatten einen Zusammenstoß durchzumachen, und dabei zeigte sich, daß diese Wagen Stöße, Quetschungen und Verdrehungen auszuhalten vermögen, die einen Holzwaggon zu Brennholz zerkleinern würden. Bei einem Zusammenstoß von Güter zügen, die hölzerne und stählerne Wagen ent hielten, verbrannte man die Überreste der höl zernen Waggons an Ort und Stelle, während man die Stahlwagen aus den Trümmern hervor holen und nach der Reparaturwerkstätte befördern konnte. Vermindern stähleme Personenwagen nun wirklich die Zahl der Unglücksfälle? Die amerikanische „Interstate Commerce Commission" hat diese Frage bereits beantwortet und ist zu folgenden Ergebnissen gekommen: Die schwersten Verwundungen bei Zusammenstößen werden durch das Jneinanderschieben der Wagen her vorgerufen; bei Stahlwagen ist dies unmöglich. Selbst mit dem Gewicht eines ganzen Zuges hinter sich, vermag sich ein mit Wucht vor- drinaender Wagen nicht durch die vertikalen Stahlpfosten, die das Gerippe deS Stahlwagen körpers bilden, seinen Weg zu bahnen. Der Linie des geringsten Widerstandes folgend, werden Stahlwagen aneinander vorbeigleiten oder hemmgeschleudert werden und auf den Damm neben das Geleise geschleudert werden. — Die hierbei entstehenden, durch das Durch schütteln der Personen verursachten Verletzungen sollen sich dann meist nur auf leichte Quetschungen und Fleischwunden beschränken. Die Sache wird allerdings nicht so harmlos ablaufen, wenn die Wagen nicht Mr neben das Gleis, sondern auch einen der hohen Abhänge Hinabstürzen, an deren Rand die amerikanischen Eisenbahnzüge so dicht vorbeijagen; und man wird nicht mit Mr einigen Quetschungen davon kommen, wenn MM im verschlossenen Stahl kasten von einer der Riesenbrücken oder einer der hohen stählernen Überführungen einige hundert Fuß tief in einen reißenden Strom oder einen tiefen See Wrzen wird. Die Stahl waggons würden also ihren Zweck wesentlich besser erfüllen, wenn neben dem Gleis wenigstens soviel Platz bliebe, daß der stürzende Wagen auch darauf niedersinken kann. In bautechnischer Hinsicht ist sonst gegen diese Waggons sicher nicht viel einzuwenden. Die ganz aus Stahl bestehenden Wagen der New Dorker Untergrundbahn und die Holzwagen mit Stahluntergestell haben vielleicht schon mehr Menschen das Leben gerettet, als die Betriebs gesellschaft zugeben wird. Es sind bereits Zu sammenstöße vorgekommen, bei denen Holz wagen entschieden zerschmettert worden wären. Es ist gegenwärtig noch nicht von einer zwangsweisen Einführung der neuen Stahl waggons in Amerika die Rede, und es ist ein leuchtend, daß sich dieser kostspielige Wechsel des Systems nur nach und nach vollziehen kann. Höchstwahrscheinlich werden aber die großen Eisenbahngesellschaften freiwillig die stoß- sicheren Wagen einführen, — schon der vortreff lichen Reklame wegen. buntes Allerlei. H Brautwerbung bei den Wilden. Bei einem nord amerikanischen Jndianerstamme gilt es als gegen den Anstand streitend, um die Geliebte bei Hellem Tage zu werben. Der Wilde wartet, bis es Nacht ist, dann zündet er ein kleines Hölzchen an und geht an die Hütte seiner Auserwählten, tritt schlichtem vor dieselbe und hält ihr den brennenden Spahn vor den Mund; weigert sie sich, die Flamme auszublasen, so ist das em Korb und er kehrt bettübt zurück, bläst sie dagegen dieselbe aus, so wird die Heirat auf der Stelle vollzogen. verschwendet l" Zeitverschwendung. Sie: „Mein Herr, wie können Sie es wagen, mich zu küssen?" — Er: „Weil ich dich siebe!" — Sie: „Seit wann denn?" — Er: „Bereits seit Monaten!" — Sie: „O Bernhard, was haben wir für Zeit mung gewesen, würde sie über die sonderbare Form seines Grußes und über das unverschämte ironische Lächeln, mit dem er sie bettachtete, wahrscheinlich in Helle Entrüstung geraten sein. Jetzt aber nahm sie davon gar keine Notiz, sondern ging, ohne sich weiter um den Studenten zu kümmern, an den Blumentisch, der vor einem der hohen Fenster stand. Eine kleine Weile sah Cäsar Löwengaard schweigend zu, wie sie sich mit rosig gefärbten Wangen und leuchtenden Augen unter den Blüten zu schaffen machte; dann fragte er höhnisch: „Willst du ein Sträußchen winden, Hilde? Eines von denen, die man verstohlen in zärtliche Briefe legt? — „An Alexis send' ich dich" und so weiter. Der Empfänger muß ja nicht notwendig immer Alexis heißen." „Ich habe auch leider nicht einen einzigen Bekannten dieses Namens," gab sie heiter zu rück, noch immer entschlossen, sich nicht um ihre glückliche Laune bringen zu lassen. „Und was die zärtlichen Briefe betrifft, so fehlt es mir da zu unglücklicherweise bis jetzt noch ganz und gar an einem geeigneten Adressaten." „Du ziehst den mündlichen Gefühlsaustausch vor, das ist allerdings ungleich bequemer und auch viel angenehmer, wie ich vermute. Wer MM muß dann freilich auch in der glücklichen Lage sein, sich über alle Schicklichkeitsrücksichten hinwegsetzen zu dürfen." Jetzt drehte sich Hilde doch hastig nach ihm um. „Wagst du etwa, damit auf mich anzu spielen? Oder was sonst willst du damit wohl sagen?" «»es (Fortsetzung folgt.)
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