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Ottendorfer Zeitung : 07.09.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-09-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190609070
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19060907
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19060907
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-09
- Tag 1906-09-07
-
Monat
1906-09
-
Jahr
1906
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 07.09.1906
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poliMcke Kunälckau. Deutschland. *Die Abreise des Kaiserpaares in das Manövergelände ist aus Donnerstag, den 6. d. festgesetzt. Die Majestäten begeben sich zunächst nach Breslau. * Der Kaiser verfügte, daß der bisher „Torpedobootsdivision" genannte Verband von Torpedobooten von jetzt 'an „Halbflottille" heißen solle. * Das deutsche Kronprinzenpaar ist in Tegernsee eingetroffen. Reichskanzler Fürst v. Bülow hat sich nach Norderney zurückbegeben. Vor her wurde er noch einmal vom Kaiser empfangen. *Wie halbamtlich gemeldet wird, hat der mit der Leitung der Kolonialabteilung des Auswärtigen Amts betraute Erbprinz zu Hohenlohe-Langenburg gebeten, ihn von dieser Stellung zu entbinden. Es ist in Aussicht genommen, dem Direktor der Bank für Handel» und Industrie, Bernhard Dernburg, die Leitung der Kolonial- Abteilung zu übertragen. * Halbamtlich wird erklärt, dem Obersten v. Deimling sei durch den Generalstab in Übereinstimmung mit dem Herrn Reichs kanzler telegraphisch eröffnet worden, daß Material für den Weiterbau der Bahn über Kubub hinaus ohne Bewilligung der Mittel durch Bundesrat und Reichstag nicht zur Ver fügung gestellt werden kann. DaS Gerücht vom Weiterbau der Bahn hat damit also seine Er klärung gefunden. * Das auf einer Übungsfahrt in der Ostsee befindliche Geschwader der russischen Kriegsschiffe „Zesarewitsch", „Slava" und „Bogatyr", das in Kiel erwartet wird, liegt ohneKohlen in dem Fehmarnsund. Eine größere Kohlenmenge liegt im Hafen bereit, doch wird russischerseits eine Begegnung der russischen mit den schwedischen, dänischen und deutschen Matrosen für nicht wünschenswert erachtet. * Die Verweigerung der Abgabe deutscher Antworten im Religionsunterricht und des Betens des Vaterunsers in deutscher Sprache seitens der polnischen Schul kinder nimmt in der Provinz Posen immer größeren Umfang an. Alle angedrohten oder verhängten Strafen fruchten nichts. Im Auf trage des Kultusministers wird ein Ministerial rat nach Posen kommen, um mit den Schul behörden zu beraten, was in der Angelegenheit zu tun ist. *DeroldenburgischeLandtag wird Anfang November zusammentreten. Österreich-Ungarn. *Der mährische Landtag ist durch kaiserliches Patent aufgelöst worden. *Der Beschluß des Agramer Gemeinde rats, nach dem bei Gelegenheit der Begrüßung des Kaisers Franz Joseph in Trebinje dieser um die Vereinigung Bosniens mit Kroatien gebeten werden soll, ist durch die Landesregierung aufgehoben worden. Frankreich. *Zu den Truppenübungen im nörd lichen Frankreich war diesmal eine größere An zahl fremdländischer Offiziere geladen, darunter der aus dem Buren kriege rühmlich be kannte englische General French. Dies gab dem französischen Oberbefehlshaber Anlaß zu einer Ansprache an die Gäste, wobei er be sonders das herzliche Einvernehmen zwischen Frankreich und England feierte. * Major Dreyfus hat seinen Anspruch auf Versetzung in den Ruhestand geltend gemacht. Generalmajor Picquart wird am 9. September zum Divisionskommandeur be fördert werden. England. *Jn Hull wurde eine Statue zum Andenken an die drei Fischer enthüllt, die Ihr Leben einbüßten, als die russische Flotte die unglücklichen Fischcrfahrzcuge von Hull O Huf sckiefer 14^ Roman von Reinhold Ortmann. lForUevnng.' „Mein Gott, ich habe dir ja schon gesagt, Theodor, daß es mir sehr unangenehm war. Aber jetzt, da es einmal gedruckt, läßt sich doch nichts mehr dagegen tun." „Es läßt sich nichts ungeschehen machen, aber es läßt sich widerrufen. Gerade deshalb mußte ich gleich hier mit dir darüber sprechen. Der Schreiber des Artikels ist drüben unter den Gästen,. du wirst ihn sofort darüber zur Rede stellen und wirst seine Zusage erzwingen, daß in der nächsten Stummer des Blattes diese ganze Geschichte für das erklärt werde, was sie wirllilb ist, nämlich ein Gewebe von unsinnigen Lügen." „Weiter nichts? Eine solche Zumutung kannst du mw doch wohl nur im Scherz« machen!" entgegnete Bruno kalt. „Was heißt das? Mir ist nicht zum Scherzen! Dein eigenes Ehrgefühl muß dir ja bereits den Weg vorgeschrieben haben, den ich dir da zeige!" „Aber stehst du denn nicht ein, daß d«n Verlangen geradezu eine Ungeheuerlichkeit, daß ich einfach einen moralischen Selbstmord be ginge, wenn ich Narr genug wäre, dir den Willen zu tun? Eine solche Berichtigung würde mich in den Augen des Publikums für immer mit dem Fluch der Lächerlichkeit behaften. Ich wäre für alle Ewigkeit ein toter Mann." „Nur die Toren und Kurzsichtigen könnten die Gewissenlosigkeit eines journalistischen Lands- ! angriff, in dem Glauben, es mit japanischen j Torpedobooten zu tun zu haben. Die Statue j ist 18 Fuß hoch und stellt einen Fischer dar, der eine Hand erhoben hat. Schweiz. * Zwischen der Schweiz und Spanien ist ein neuer Handelsvertrag zustande gekommen, der am 20. November in Kraft tritt. Damit nimmt der den Handel lähmende Zoll krieg ein Ende. Holland. *Jn Niederländisch-Jndien hat sich die Lage auf der Insel Celebes aber mals schlimmer gestaltet und gibt zu Be fürchtungen Anlaß, die zweifellos neue wichtige militärische Maßnahmen herbeiführen werden. Es ist augenscheinlich, daß ohne eine rasche und energische Niederwerfung der revolutionären Be wegung auf Bali sehr ernste Ereignisse auf dieser Insel zu befürchten wären. Es werden umfang reiche Vorkehningen für eine große Truppen sendung getroffen. Rußland. *Jn Regierungskeisen verlautet, daß die in der ausländischen Presse verbreitete Nachricht, MinisterStolypin werde demnächst seines Amtes enthoben werden, auf Erfindung beruht. Die Stellung Stolypins ist vielmehr durchaus fest, da ihm der Zar das größte Vertrauen entgegenbringt. Unmittelbar nach dem furcht baren Attentat sandte der Zar Stolypin ein außerordentlich huldvolles und herzliches Hand schreiben. Er sprach darin die feste Hoffnung aus, daß den Premierminister der Schmerz, den er durch die Verwundung seiner Kinder er litten, keineswegs veranlassen werde, seine hohe verantwortliche Aufgabe unbeendet zu lassen. * Die Lage in den von der Mißernte be troffenen Bezirken wird mit jedem Tage ernster. Stolypin hat zugunsten der von der Miß ernte betroffenen Bevölkerung auf sein Gehalt als Premierminister verzichtet; er bezieht nur das Einkommen eines Ministers des Innern. Alle liberalen Reformen des Manifestes vom 17. Oktober sollen bedingungslos durchgeführt werden. Stolypin arbeitet energisch neue Pläne aus, die der Duma bei ihrem neuen Zu sammentritt vorgelebt werden sollen. Ebenso sind alle übrigen Minister beauftragt, die Pläne ihrer entsprechenden Ressorts schleunigst vorzu bereiten und sie ebenfalls für die Begutachtung der Duma bereit zu halten. *Jn Libau und Grodno kam es zu blutigen S t r aß e n k ä m p f e n. In Libau wurden viele Menschen getötet und eine Anzahl verwundet, während in Grodno nur vier Per sonen leicht verwundet wurden. Balkanstaaten. *Auf eine dreißigjährige Regierungszeit blickt Sultan Abdul Hamid zurück. Am Tage der Thronbesteigung wurden, wie man aus Koustautinopel meldet, in gewohnter Weise die Glückwünsche der Missionschefs durch die ersten Dragomane sowie die der geistlichen und weltlichen Würdenträger im Palast darge bracht. Das Befinden des Sultans bessert sich nach amtlicher Meldung andauernd. *Der bulgarische Minister des Innern hat auf die diplomatischen Vor stellungen der Vertreter der Mächte erklärt, daß die R uhe jetzt gesichert sei, er aber für sie nicht einstehen könne, wenn die griechischen Banden ihre Untaten fortsetzen. Man glaubt, daß Fürst Ferdinand die jüngste Haltung der bulgarischen Negierung billige, daß Minister präsident Petrow im Amte bleiben und die bisherige Politik fortsetzen werde, und daß ein Dazischentreten der Mächte nicht zu erwarten fei. Amerika. *Aus Valparaiso wird berichtet, der chile nische Kriegsminister habe die Be satzung des deutschen Kreuzers „Falke", die zum Schutze des deutschen Eigentums gelandet war, wieder an Bord beordern lassen, da die Polizei die Sicherheit von Eigentum hin reichend gewährleiste. *Die revolutionäre Bewegung auf Kuba gewinnt immer mehr an Boden.' Man hegt die schwersten Besorgnisse infolge der Meldung von eine: Erhebung in der Provinz knechtes dir zur Last legen. Bei allen Recht schaffenen kannst du durch das Bekenntnis der Wahrheit nur gewinnen." „Wie wenig du die Welt und die Menschen kennst! Wahr oder unwahr, dieser Aufsatz hat mir im Fluge die Teilnahme der ganzen Haupt stadt gewonnen, bat mich auf der Leiter des Ruhmes um ein gewaltiges Stück in die Höhe gebracht! Jene Gesellschaft, die für meine Zu kunft allein entscheidend ist, hat mir ihre Sympathie zugewandt, und wenn sie nun morgen erführe, daß es lediglich ein rührendes Märchen war, dem ihre Teilnahme gegolten, so würde sie nicht Maximilian Geißler, sondern einzig mich für die Enttäuschung büßen lassen. Die Schuldstage würde niemand ernstlich untersuchen. Man würde mit einem ärger lichen Achselzucken über mich hinweggehen, und ich würde in das Nichts zurückgeworfen, ohne jede Hoffnung, mich noch einmal daraus empor zuarbeiten." „Schaffe Großes, und man wird gezwungen sein, dich zu achten." „Ach, diese wohlfeilen Redensarten, wie ich sie Haffe! Als wenn ich mich nur mit einigem guten Willen vor einem Tonklumpen hinzu stellen brauchte, um zwischen Montag und Sonn tag etwas Großes zu schaffen. Gerade die Anerkennung der Zeitgenoffen, die fördernde Teilnahme des Publikums ist es ja, die den Künstler zu bedeutenden Schöpfungen reifen läßt. Ohne die Sonne des Erfolges wird niemals ein Meisterwerk gedeihen. Aber ich muß wohl darauf verzichten, dir das klar zu machen. Hier ist der Punkt, in dem du mich j Santiago de Cuba. Die allgemeine Meinung ! geht dahin, daß einAufstand inOst - Kuba die schwerste Katastrophe für die Regierung be deuten würde. Auch Cardenas, 120 Kilometer östlich von Havanna gelegen, das bisher fried lich war, soll jetzt der Schauplatz von Kämpfen zwischen der Polizei und den Landgarden auf der einen und den Rebellen auf der andern Seite sein. Die Zollbehörde der amerikanischen Union belegte ein für die Aufständischen in Kuba bestimmtes Schiff mit 15 000 Gewehren mit Beschlag. Ein zweites Schiff entkam, wird aber verfolgt. Die Überzeugung bestärkt sich, daß die Union einschreiten werde. Asien. * Vizekönig Uuanschikai hat sich mehrere Tage hindurch in Peking aufgehalten und an den Sitzungen der Konferenz zur Beratung des Verfassungsprojekts teilgenommen. Der Kaiser hat ein Edikt erlassen, in welchem die Einführung eines konstitutionellen Regierungs systems zugesagt wird. Der Kaiser führt aus dem Bericht der nach Europa entsandten Kom mission an, daß der Grund von Chinas Schwäche der Gegensatz zwischen Herrscher und Beherrschten sei; der Kaiser verspricht administrative und finanzielle Reformen; sobald diese beendigt sein würden und das Volk erzogen sei, um sein Verhältnis zur Regierung zu verstehen, werde eine Verfassung gegeben werden. Kaiser Vilhelm und Gras Witte. Zu der Einladung, die Kaiser Wilhelm an den Grafen Witte angeblich hat ergehen lassen, wird dem ,B. L.-A/ gemeldet: Als unlängst die Petersburger Telegraphen agentur die Nachricht verbreitete, Kaiser Wil helm habe den Grafen Witte nebst Gemahlin zum Besuch nach Wilhelmshöhe eingeladen, sandte, wie aus Moskau berichtet wird, die Fraktion der russisch-monarchischen Partei in Kiew folgendes Telegramm an Kaiser Wil helm : „Alle Fraktionen der russisch-monarchischen Partei der alten Stadt Kiew, die telegraphische Nachricht von neuen Beweisen der monarchischen Beachtung und Gnade lesend, die Euere Majestät dem Grafen Witte erweist, sehen es als ihre Pflicht an, nach alledem Euerer Majestät ihr Gefühl tiefster Trauer auszudrücken. Es schmerzt die russischen Herzen, daß der glänzende Repräsentant und das Haupt des Rußland befreunderen deutschen Volkes so wenig mit den Gefühlen des russischen Volkes rechnet und durch seine hohe Beachtung und Gnade denjenigen auszeichnet, den ganz Rußland ein stimmig als den Urheber allen Elends ansieht, das unser Land durchlebt, als den vornehm- lichsten Entfacher der terroristischen Bewegung, die genährt wird durch den Fanatismus und die Falschheit des jüdischen Volkes, das in dem Grafen Witte seinen Protektor fand." Auf dieses Telegramm erhielt der Präsident der Kiewschen Sektion der monarchistischen Partei folgende Antwort: „Bezugnehmend auf Ihr Telegramm, das an Seine Majestät den Kaiser gerichtet ist, beauftragt mich Herr v. Tschirschky, der Staatssekretär des Äußeren, Sie zu benach richtigen, daß Ihr Telegramm auf irrtümlicher Voraussetzung beruht, da Seine Majestät nie mand und in keiner Form seine Absichten bezüg lich des Grafen Witte offenbart hat, die Seiner Majestät in Ihrem Telegramm zugeschrieben werden, das auf Gerüchten bemht, die von tendenziösen Zeitungen verbreitet find. Ich bitte das jenen Leuten mitzuteilen, die das Tele gramm verfaßt haben, v. Mquel, deutscher Botschaftsrat." (Die in dem Kiew er Telegramm ausgesprochene Beurteilung der politischen Wirksamkeit des Grafen Witte wird zwar auch von den übrigen reaktio nären Parteien Rußlands geteilt, dürfte aber außerhalb deren Reihen entschiedenem Wider spruche begegnen.) Von sHak unä fern. Mit einer schlechten Weinernte muß die Pfalz rechnen. Die Weinberge dürften im Ertrage weit hinter den letzten Jahren Zurück bleiben. Mancher Winzer erntet soviel wie nicht verstehst und vielleicht nicht verstehen kannst." „Es scheint so!" lautete die ruhige Ent gegnung. „Aber wir wollen darüber nicht von der Hauptsache abkommen. Doktor Geißler könnte die Absicht haben, das Fest noch vor seinem Ende zu verlassen. Du darfst also deine Zeit nicht verfielen." „Wie? Du beharrst noch immer bei dem ab surden Gedanken an einen Widerruf? Du ver langst, daß ich den Doktor zum Dank für seinen uneigennützigen Freundesdienst auf eine geradezu beispiellose Weise bloßstelle? Nein! Auch wenn ich gar nicht an mich selber dächte, fände ich doch dazu nimmermehr den Mut." „So werde ich es für dich tun, Bruno!" „Mit welchem Recht, wenn ich fragen darf I" „Mit dem Rechte des Sohnes, der den Namen seiner Mutt« in Ehren hält." „Wer es kann nicht sein, es darf nicht sein I Wenn du es denn durchaus hören willst, ich habe mich nachträglich mit dem Inhalt des Aufsatzes einverstanden erklärt, ich — ich — kurzum — ich müßte mich selber vor aller Welt als Lügner denunzieren." Es wurde für eine kleine Weste ganz still in dem kleinen Bibliothekzimmer. Dann sagte Theodor Meinardi unt gepreßter Stimme: „Das hatte ich nicht erwartet. Ich konnte dich wohl für leichtsinnig und oberflächlich halten, eine Ehrlosigkeit aber traute ich dir nicht zu." „Wäge deine Worte, wenn ich bitten darf! Auch ich könnte mich doch versucht fühlen, dir meine wahre Meinung zu sagen." „Deine wahre Meiimng? über was?" gar nichts. Besser sind die Weinhändler daran, soweit sie noch größere Mengen Wein auf Lager haben, denn die Weinpreise gehen jetzt rasch in die Höhe, trotzdem es an Weinvorräten nicht fehlt. ISLttvv Nonnenschmctterlinge, meist Weibchen, und etwa 2000 Kiefernspinner, wur den im Verlauf von fünf Tagen im Bezirk der Forstverwaltung Reisen (Regierungsbezirk Posen) mit Hilfe von Schulkindern aus Dambitsch, Neuguth und Zabbrowo gesammelt und ver brannt. Aus dieser hohen Zahl läßt sich er kennen, welchen bedeutenden Schaden die ge fährlichen Insekten in der Forst anzurichten ver mögen. Begnadigte Mörderin. Die zum Tode verurteilte Frau Adolf Blömers, deren Gatte und Schwager wegen der Ermordung des Oberstleutnants a. D. Roos in M.-Gladbach am 1. d. in Düsseldorf hingerichtet wurden, ist zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt worden. X Die angebliche Entführung eines Knaben durch Zigeuner, die kürzlich in Wilsen (Kreis Jerichow) vorgekommen sein sollte, hat eine harmlose Aufklärung gefunden. Dort war der noch nicht schulpflichtige Knabe Gustav Friedrich spurlos verschwunden und man nahm an, daß er von einer das genannte Dorf passierenden Zigeunerbande mitgenommen worden wäre. Während die Eltern in banger Sorge waren und die Polizeibehörden der Umgegend sich die erdenklichste Mühe gaben, der ver dächtigen Zigeuner habhaft zu werden, hatte sich der vermißte Knabe aus Furcht vor einer ihm zugedachten Bestrafung auf dem Heuboden des elterlichen Hauses versteckt, wo er die Nacht über verblieb und erst am andern Morgen zum Vor schein kam. Hoffentlich ist dem durchtriebenen Burschen nun eine doppelte Portion gebrannter Asche zuteil geworden. X „Blinde" Ozeanfahrer. Zwei „blinde" Passagiere wurden bei der in Hamburg erfolgten Ankunft des Paketfahrtdampfers „Alexandria" durch die dortige Polizei an Bord verhaftet und dem Gerichtsgefängnis zugeführt. Es sind dies der 23 jährige Kaufmann A. Demuth aus Berlin und der 21jährige Schlächtergeselle A. Schwenn aus Nürnberg. Beide hatten sich am 11. Juli im Hafen zu Bahia Blanca heimlich auf den zur Abfahrt bereit liegenden Dampfer geschlichen, um unentgeltlich die Reise nach Deutschland mitzumachen. Als sich das Schiff auf hoher 'See befand, kamen sie, vom Hunger und Durst getrieben, zum Vorschein. Sie werden sich nun wegen Betruges vor Gericht zu verantworten haben. x Um ein Löschblatt in den Tod ge gangen ist die neunjährige Tochter des Land wirts G. Rieche in Hamburg, deren Leiche dieser Tage aus dem dortigen neuen Teiche gelandet wurde. Wie die Ermittelungen ergeben haben, liegt Selbstmord vor. Die Kleine soll in der Schule einer Mitschülerin das Löschblatt im Werte von einem Pfennig entwendet haben, infolgedessen ihr der Lehrer Vorhaltungen machte. Diese nahm sich das Mädchen derart zu Herzen, daß es sofort nach Schluß des Unter richts nach dem neuen Teiche eilte und ins Wasser sprang. Gold im Böhmerwald. Vor einiger Zeit wurde auf einem Grundstück in Kassejowitz im Böhmerwalde goldhaltiges Erz gefunden. Professor Hofmann von der Bergakademie in Przibram hat nun Untersuchungen an Ort und Stelle vorgenommen und Proben an die Geo logische Neichsanstalt zur chemischen Analyse gesendet. Die Proben erwiesen sich auffallend goldhaltig, reicher als das Erdreich von Trans vaal. Doch läßt sich aus diesen Versuchen noch kein bestimmter Schluß ziehen und es wird Sache der Geologen sein, diese Erscheinung weiter gründlich zu erforschen, was demnächst geschehen soll. Bekannt ist allerdings, daß zur Zeit vor dem dreißigjährigen Kriege in dieser Gegend Goldbergbau bettieben worden ist. Vergiftung durch verdorbenes Fleisch. Vier italienische Arbeiter und zwei Arbeiterinnen sind in Bregenz infolge Genusses von verdorbenem Fleisch unter Vergistungserscheinungen erkrankt. Der Zustand der sechs Leute, die ins Spital ge bracht wurden, ist bedenklich. „über dich, du Cato, und über deine so tief empörte Sittlichkeit! Hältst du mich denn für so dumm, daß ich die eigentliche Ursache dies« Entrüstung nicht klar erkennen sollte? Der New ist es, der aus dir spricht, der gemeine, ab scheuliche Neid. Weil du mir den Erfolg miß gönnst, beschwörst du den Schatten unsrer ver storbenen Mutter herauf, um ihn wieder zu zerstören." Jetzt lauschte Hilde Wittlich mit verhaltenem Atem und hochklopfendem Herzen, als ob die Antwort, die nun erfolgen müßte, auch für ne von der allergrößten Wichtigkeit wäre. Sie hatte in diesen letzten zehn Minuten ihre gering schätzige Meinung von Theodor Meinardi s» ganz geändert, daß sie jetzt eine b'klemmende Bangigkeit fühlte bei dem Gedanken, er möchte sich gegen den häßlichen Vorwurf seines BruderS nicht verteidigen, oder nicht verteidigen können. Sie atmete tief auf, als sie ihn mit überraschen der Ruhe, wenn auch mit einer merklichen Trau rigkeit im Klang der Stimme sagen Hötte: „Diese wahnwitzige Anklage beschimpft nur dich selbst, Bruno, nicht mich! Ich sollte dich beneiden? Ich sollte dir einen Erfolg miß gönnen? Wahrhaftig, es muß dir mit eine« Male jede Erinnerung an die letzten sechs Jahre abhanden gekommen sein, wenn du etwaS Derartiges aussprechen kannst, ohne zu erröten." „O nein, ich entsinne mich der Wohltaten, die du mir in den sechs Jahren erwiesen hast, sehr gut. Und die Last meiner Dankesschuld liegt mir seit langem schwer genug auf dea Schultern. Ich will dir die Mühe ersparen, mir etwa bis ins einzelne alles aufzuzählen.
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