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Verdorbenes Fleisch. Ein Metzgermeister in Werne bei Bochum wird bezichtigt, große Mengen verdorbener Fleisch- und Wurstwaren weiter verarbeitet zu haben; die Behörde ließ mehrere Seiten Speck beschlagnahmen und ver nichten. Das Fischsterbe» im Egerslusse, das nun schon wochenlang andauert, scheint man auf eine durch den Einfluß von Fabrikabfallwässern hervorgerufene Krankheit zurückzuführen, von der hauptsächlich einige Fischgattungen befallen werden. Der Schaden der Interessenten ist enorm. Abermals eine Änderung österreichi scher Briefmarken. Nach der nun erfolgten . Abschaffung der schwarzen Wertbezeichnungen in den Eckfeldern der österreichischen Briefmarken, die nun bei allen Postfrankomarken in der Markenfarbe eingedruckt sind, wird nach Ver brauch der vorhandenen Vorräte auch die Farbe der bisher dunkelblaugrünen Brieffrankomarke zu fünf Heller geändert, die künftig gleich der reichsdeutschen Fünfpfennigmarke in grüner Farbe zur Ausgabe gelangt. Ein reicher Landstreicher gesucht. Dem böhmischen Arbeiter Löbe ist eine Erbschaft von 200 000 Kronen zugefallen. Man kann aber den glücklichen Erben nicht finden, da er sich seit langen, langen Jahren vagabundierend auf den Landstraßen umhertreibt und sich durch Betteln ernährt. Er ist bereits 68 Jahre alt und zuletzt in Böhmen gesehen worden. Ein schwerer Automobilunfall hat sich auf der Strecke von Franzensbad nach Marien bad ereignet. Der Direktor der Automobilfabrik in Eisenach, Reuter, kehrte von Franzensbad auf einem 20 Pferdekräfte starken Automobil eigenen Fabrikats nach Marienbad zurück. Zwischen Sandau und Eger, wo die Straße in Windungen hinansteigt, mußte Reuter plötzlich bremsen, und die Insassen des Wagens, Reuter, dessen Frau und eine Dame aus Hamburg, wurden herausgeschleudert. Reuter kam mit den Füßen unter das Automobil zu liegen und erlitt einen sehr schweren Bein- und Fußbruch. Seine Frau erlitt im Gesicht Hautabschürfungen und schwere innere Verletzungen. Die Dame aus Hamburg erlitt eine Gehirnerschütterung und blieb bewußtlos liegen. Die Verunglückten wurden durch ein herankommendes Automobil in die nahegelegene Wohnung des Landtags abgeordneten Dr. Jäger gebracht, der Arzt ist. Der Zustand der beiden Damen gibt zu ernsten Besorgnissen Anlaß. Ein verschwindendes Dorf im nord westböhmischen Braunkohlenrevicr. Das aus 65 Anwesen mit 800 Einwohnern bestehende Psarrdors Sobrusen bei Dux ist durch Grund ablösung zwecks Erschließung des unter dem Orte gelegenen mächtigen Kohlenstoßes dem Untergange geweiht. Mit behördlicher Ge nehmigung wird die Abtragung des Ortes bis Ende 1910 durchgeführt werden. Käufer sind die Besitzer des „Hermannschachtes", Rudolf und Baldauf. Der Ort wird als „Neu-Sobrnsen" samt Kirche und Schule eine halbe Wegstunde von seiner heutigen Stelle entfernt neu angelegt und durch Vermittelung des „Dürerbundes" in Prag als einheitliches deutsches Bauerndorf stil voll aufgebaut werden. Mutige Tat dreier Nonnen. Im Kloster zu Ehrang sprangen drei Nonnen einem in eine Senkgrube gestürzten Manne nach und versuchteil ihn zu retten. Die Nonnen erkrankten infolgedessen lebensgefährlich, der Mann ist tot. Ei» Dauerschwimmer. Der Dampfer ,Benshaw" von Liverpool fischte am 10. August im Biittelmeer einen Mann namens Paul Seidler auf, der an Bord des Dampfers »Carpathia" der Cunard-Linie als ungarischer Dolmetsch angestellt gewesen war. Seidler er zählte, daß er am Abend vorher nach der Ab- sahn von Genua über Bord gefallen sei. Er war die ganze Nacht hindurch geschwommen. » Eine italienische Diebesschule. Ein Telegramm aus New Jork meldet, daß die amerikanische Polizei einen Italiener namens Bezzo verhaftet hat, der eine Schule mit theore- iifchem und praktischem Unterricht im Stehlen unterhielt. Er hatte viele Schüler, Knaben aus «er untersten Schicht des Volkes im Alter von zehn bis vierzehn Jahren. Die Schüler wurden in allen Arten des Diebstahls, vom Stehlen von Brieftaschen bis zum Aufbrechen von Eisen schränken, systematisch unterrichtet. Ein Postwagen in der Schweiz ab- gestnrzt. Infolge Scheuwerdens der Pferde stürzte der Wagen der Post Arosa—Chur hinter Peist im Schanfigg-Tal über die Straßen böschung und überschlug sich zweimal. Die im Wagen sitzenden vier Reisenden wurden hinaus geschleudert. Eine ältere deutsche Dame namens Weidbrecht ist tot; ihre Tochter erlitt einen Rippenbruch. Die beiden andern Passagiere, Dr. Junten und Frau, erlitten leichtere Ver letzungen. Der Kondukteur und der Postillion wurden ziemlich schwer verletzt. ein Begräbnis unnötig wurde. Ein gähnendes Loch in der Straße bezeichnete den Platz, wo der Mann gestanden hatte. Ein Zuschauer, der den Vorfall aus einiger Entfernung mit an gesehen hatte, sah, wie Gibbs anscheinend noch im letzten Augenblick, als der Zünder schon brannte, versuchte, das Dynamit fortzuwerfen; aber es war schon zu spät. Verzweiflung über unglückliche Liebe hatte ihn dazu getrieben, in dieser entsetzlichen Weise seinem Leben ein Ende zu machen. In einem Brief an die Geliebte schrieb er: „Das ganze Land wird von meinem Tode widerhallen." Eine lebendige Gemäldegalerie. In Tunis wurde dieser Tage ein fahnenflüchtiger Soldat namens Sarthe eingefangen. Als man Oie Kobmlon-Inlel verlckwunäen. Wer kennt nicht den Roman Daniel Defoes „Robinson Crusoe". Das Eiland, auf dem der Einsiedler Hanske, ist nach telegraphischen Meldungen durch das Erdbeben in Chile vollständig zerstört worden. Am 10. September 1704 landete auf der damals unbewohnten Südseeinsel Juan Fernandez eine Schaluppe, um einen jungen Matrosen Alexander Selkirk zur Strafe dort auszusetzen. Selkirk lebte auf dieser Insel bis 1709, in welchem Jahre er von dem die Insel zufällig anlaufenden Kapitän Woodes Rogers aufgefunden und nach England zurück geführt wurde. Der Erretter machte auch die Auf zeichnungen, die dann die Unterlage zu dem all bekannten Roman lieferten. Die Juan-Fernandez- Jnselgruppe im Stillen Ozean im Westen der chileni schen Küste gehört zur Provinz Valparaiso. Die Ausgrabungsarbeit am Brunnen schacht in Uccle, die von den Genietruppen fort gesetzt wird, ergab nunmehr zur Gewißheit, daß die infolge vermeintlicher Klopfzeichen'lebend ge glaubten drei Arbeiter schon am Tage der Ka tastrophe verschüttet und von den Erdmassen er drückt worden sind. Die Leichen sind noch nicht gefunden. Eine Botschaft des Meeres. In der Bucht von Carmarthen wurden Schiffstrümmer angespült und man fischte eine Flasche auf, die einen Zettel enthielt, des Inhalts, daß das Schiff „King Cadwallon" am Sonntag, den 22. Juli, auf der Reise von Barrow nach Neapel leck geworden sei. Der Kapitän eines Schoners, der die angebliche Unglücksstelle passierte, be richtet, durch zahlreiche Wrackstücke gefahren zu sein. A Selbstmord mit Dynamit. Einen grauenvollen Selbstmord beging ein Eisenbahn beamter in Wellington (Amerika), Kansas, namens Graham Gibbs. Er verschaffte sich ein Pack Dynamit, band dieses um seinen Hals und setzte dann den Zünder in Brand. Eine furchtbare Detonation erschütterte buchstäblich tue ganze Stadt, und in der näheren Umgebung wurden viele Fenster eingedrückt. Gibbs aber war der maßen in kleinste Teile zersprengt, daß eS un möglich war, seine Überreste aufzufinden, und ihn fesselte, sagte er: „Jetzt werden sie mir sicher meine Haut nehmen, denn die verdient mit Gold ausgewogen zu werden." Der Mann hatte nicht zuviel behauptet. Als man ihn entkleidete, entdeckte man auf seinem Körper geradezu wunderbare Tätowierungen. Uber der Brust stehen zwei reizende Frauen, die einem strammen Musketier Küsse zuwerfen; Unterhalb der Brust sieht man den Ex-Präsidenten Loubet, der dem Schah von Persien die Hand reicht. Auf seiner Kehrsette trägt der tätowierte Soldat die Bilder des Brettlsängers Mayol und der Ivette Guilbert, die von dieser Placierung ihres Konterfeis nicht sehr erbaut sein dürste. Den ganzen Rücken hat sich Sarthe mit allegorischen Bildern — Amoretten und Girlanden — schmücken lassen. SericktskMe. Frankfurt. Vom Schöffengericht war der Wächter Karl Heinrich Tolle von der Wach- und Schließgesellschaft wegen Körperverletzung zu einer Geldstrafe von 100 Mk. verurteilt worden. Tolle hatte in der Nacht zum 1. Mai in einer Wirtschaft in der Vahnhofsgegend mit einem Milchhändler Streit angefangen und von diesem eine Ohrfeige erhalten. Vor der Türe hatte der Wächter dann dem Milchhändler aufgelauert und ihn mit dem Säbel arg zugcrichtet. Der Staats anwalt fand eine Geldstrafe für zu milde und be antragte in der Berufungsverhandlung drei Monat Gefängnis. Das Gericht ging aber selbst über diesen Antrag noch hinaus und erkannte auf sechs Monat Gefängnis. Flensburg. Das Kriegsgericht verurteilte den Hauptmann H. vom Regiment Nr. 85 in Kiel, der die Tätigkeit seines Feldwebels so ungenügend beaufsichtigte, daß dieser Unterschlagungen und Fäl schungen begehen konnte, zu zwei Wochen Stuben arrest. Das bräbeben m (Hile. Nach und nach bieten die aus dem Unglücks gebiet einlaufenden Nachrichten eine bessere Über sicht als bisher. Wenn auch die Angaben über die Zahl der durch die Katastrophe verunglückten Menschen immer noch sehr schwankende sind, so gewinnt das schauerliche Bild der sachlichen Be schädigungen und Verwüstungen an Deutlichkeit und Begrenzung. Hilfshandlungen, bei denen die chilenische Flotte energisch mit eingegriffen hat, sind bereits im Gange, so daß eine all mähliche Beruhigung der Bevölkerung zu er warten ist. Die östliche Stadt ist vollständig zerstört. Der Geschäststeil einschließlich der Banken hat weniger gelitten. Es ist noch un möglich, den Umfang des Schadens zu schätzen. Die Zahl der Getöteten kann ungefähr auf 3000 geschätzt werden. Der vom Erdbeben verursachte Schaden überstieg den durch das Feuer an- gerichteten. Santiago hat offenbar weniger ge- utten. Nach andern Meldungen soll die Zahl der Todesfälle überschätzt worden sein. In Valparaiso schätzen die Behörden sie auf etwa 500. Im ganzen haben noch an 400 Erdstöße stattgefunden; obgleich diese leicht waren, er hielten sie die Bevölkerung im Zustande des Schreckens. Die Leiden der Obdachlosen, be sonders der älteren Leute und Kinder, sollen bei dem rauhen Winterwetter furchtbar und viel schlimmer sein, als die der Flüchtlinge in San Francisco waren. Die chilenische Flotte, die im Hafen von Valparaiso eintraf, um Staatssekretär Root zu begrüßen, hat gute Dienste beim Nettungswerk geleistet und viele Verletzte an Bord genommen. Die Besatzungen patrouillieren die Straßen ab zusammen mit der Polizei. Von den Häfen nördlich und südlich von Valparaiso sind Dampfer mit Proviant, Medikamenten und Kleidungsstücken dahin unterwegs. Eine Hungers not ist nicht zu befürchten, da stehengebliebene Warenhäuser große Mengen Mehl und Reis enthalten. — Infolge der durch das Erdbeben verursachten Flutwelle strandete der Passagier dampfer „Manchuria" von 13 639 Registertonnen von der Pacific Mail Steamship Company bei Makapan Point und liegt jetzt auf ebenem Kiel auf scharfen hervorragenden Felsen. Man sieht die Passagiere sich auf dem Verdecke drängen. Es ist möglich, daß sie gelandet und nach Hono lulu gebracht werden können, da die See ruhig ist. — Kaum aber hatte sich das fürchterliche Element wenig beruhigt, kaum haben sich die Menschen an die Rettung der traurigen Über reste der Vernichtung gemacht, so kommt die Nachricht von einem neuen Erdbeben in Chile über den Ozean. In der Nacht zum 21. wurde Londoner Nachrichten zufolge Valparaiso aber mals von einem schweren Erdbeben heimgesucht. Durch diese neuen Erdstöße ist die blühende Stadt nunmehr völlig zerstört worden. Einige Ortschaften an der Küste von Chile sind vom Erdboden verschwunden. Kuntes Allerlei. ob. Als Reklame. Restaurateur: „Unsinn, ich kann Sie als Kellner nicht gebrauchen. Sie würden mir mein Geschäft ruinieren, Sie sehen ja aus, als ob Sie an der Auszehrung litten I" — Kellner: „Dem Übelstand können wir leicht abhelfen, ich könnte ja ein großes Plakat tragen mit der Inschrift: „Dieser Mann ißt nicht Hierl" Beim Dorfbader. Sommerfrischler (der beim Rasieren geschnitten worden ist, mit Humor): „Na, die Kleinigkeit schadet nichts; ich bin doch zu vollblütig, hat der Arzt gesagt." — Bader: „Da sollten Sie doch gleich ein Abonnement nehmen." (Fortsetzung folgt.) süss fein. Aber eS kann ja nicht alles verloren sein. Wenn du es wünschest, will ich morgen früh selbst nach Hamburg fahren, um zu retten, waS noch zu retten ist. Ich muß um leider einen Teil der Schuld an deinem Mißgeschick bei messen, und es ist darum auch selbstverständlich, daß ich dir in der ersten Verlegenheit nach Kräften beistehe." „Du brauchst dir nichts vorzuwerfen; den» als Kaufmann hätte ich wohl die Pflicht gehabt^ vorsichtiger zu verfahren. Von deiner freund lichen Bereitwilligkeit aber, mir beizustehen, werd« ich allerdings Gebrauch machen müssen." Löwengaard streifte daS Gesicht seine- Schwiegersohnes mit einem raschen, fast scheue« Blick. Dann sagte er hastig: „Du darfst über mich verfügen. Meine Erfahrung in solchen Dingen wird dir hoffentlich von Nutzen sein. Ich soll also morgen fahren?" Sieveking schüttelte den Kopf. „Wie die Dinge liegen, scheint mir eine solche Reise ganz zwecklos. Was könnte in einer Sache, die morgen bereits den Konkursrichter und den Staatsanwalt beschäftigen wird, der einzelne Gläubiger noch für sich zu retten hoffen? Du begreifst, daß ich etwas andres meine, wenn ich seinen Beistand erbitte. Ich mutz vorbereitet sein, meine Unterschrift auf den Akzepten der bankrotten Firma sofort zu hono rieren, und dazu bedarf es größerer Summen, als ich sie flüssig machen kann. Es wird dir hoffentlich nicht schwer fallen, mir jetzt die hundertfünfzigtausend Mark zurückzuzahlen, die du mir schuldest." Richard Sieveking rief unten eine vorüber fahrende Droschke an und nannte dem Kutscher die Adresse seines Schwiegervaters als Ziel der Fahrt. Der Diener empfing ihn mit etwas verlegenem Gesicht und sagte, Herr Löwengaard sei eben in sein Schlafzimmer gegangen, um sich für das Künstlerfest anzukleiden. „Dann werde ich warten," erklärte Sieveking gelassen. „Melden Sie Ihrem Herm meine Anwesenheit und fügen Sie hinzu, daß ich ihn in einer wichtigen Sache zu sprechen hätte." Julius Löwengaard mußte sich daraufhin in der Tat sehr beeilt haben, denn es war kaum eine Viertelstunde vergangen, als er in tadel losem Ballanzug — ein etwas exotisch an- mutendes Ordensbändchen am Frackaufschlag — mit seinem unverwüstlichen, liebenswürdigen Lächeln auf der Schwelle erschien. „Verzeih', daß ich genötigt war, dich warten zu lassen I Wer meiner kleinen Hilde zuliebe mußte ich mich Wohl dazu bequemen, wieder einmal die Uniform des Ballvaters anzuziehen. Ich glaube, sie verspricht sich von diesem Künstlerfest geradezu überirdisches Vergnügen." „Wäre sie meine Tochter, so würde ich ihr gewiß nicht gestatten, es zu besuchen," sagte Sieveking mit einer Herbheit, die den andern überrascht aufblicken ließ. „Aber das ist natür lich deine Sache, und ich habe kein Recht, mich darum zu kümmern. Es ging mir nur eben dnrch den Sinn, wie dankbar dir Hildes künftiger Gatte sein dürfte, wenn du sie noch eine Wette von solchen Zerstreuungen fernhieltest." „Warum sollte ich mich im Interesse eines Menschen, den ich noch gar nicht kenne, unan ¬ genehmen häuslichen Szenen aussetzen. Wenn Hildes künftiger Gatte der Mann ist, den ich ihr wünsche, wird er sie sich schon selber nach seinem Gefallen ziehen. Und mtt dem Mädel hat es auch keine Gefahr. Aber was verschafft mir denn das Vergnügen, dich zu sehen? Ich glaubte dich mit Herta bereits unterwegs nach dem Künstlerhause —" „Ich bringe schlimme Neuigkeiten. Vor einer Stunde erhielt ich die telegraphische Nach richt, daß Harnisch u. Möllmann ihre Zahlungen eingestellt haben." Löwengaards lächelndes Antlitz war plötzlich sehr ernst geworden. „Ist das verbürgt?" „Ja, denn die Depesche kam von Oswald Strahlendorf. Es handelt sich allem Anschein nach um einen betrügerischen Bankrott. Harnisch hat sich erschossen und Möllmann ist flüchtig. Strahlendorf vermutet, daß die Gläubiger fast ganz leer ausgehen werden. Mit fest zusammengekniffenen Lippen ging der andre ein paarmal auf und nieder. Diese Nachricht bedeutete offenbar auch für ihn eine niederschmetternde Überraschung. „Die Halunken!" stieß er endlich hervor. „Und ich habe dir noch zugeredet, dich in die Verbindung einzulassen! Wie hoch bist du en gagiert ?" „Mit nahezu dreimalhunderttausend Mark. Vor vier Tagen erst girierte ich auf dein drin gendes Anraren einen von Harnisch und Möll mann akzeptierten Wechsel über die Hälfte dieser Summe." „Diese Schurken haben mich schändlich hinters Licht geführt. Ich hielt sie natürlich für hoch- Sie hatte auf den Knopf des Haustelegraphen gedrückt und das Mädchen trat wieder ein. „Wir müssen uns eilen, fertig zu werden, Mse. Binden Sie mir zunächst die Sandalen/ Sie warf sich in den Stuhl und hielt der Zofe, die vor ihr niedergekniet war, das schmale Äßchen entgegen, ohne ihrem Gatten noch einen Inneren Blick zu gönnen. Ihr Benehmen sollte 'M offenbar ein Beweis sein, daß sie der eben Aisgesprochenen Weigerung nichts mehr hinzu- iufügen habe. Richard Sieveking sah der Hantierung des Mädchens wohl eine Minute lang schweigend Dann zog er seine Uhr und sagte, ohne Ach in dem Klange seiner ruhigen Stimme eine Peränderung wahrzunehmen gewesen: „Ich muß M fort, Herta, wenn es mir möglich ist, werde M bis zehn Uhr im Künstterhause sein. Andern- mz darfst du nicht mehr auf mein Kommen rechnen." »Ich werde mich dann für den Rest des Abends unter den Schutz meines Vaters stellen," Äderte sie mit gezwungener Kälte, während H um ihre Mundwinkel zuckte. „Er kann mich "uf der Heimfahrt recht gut mit in seinen Wagen nehmen." Einen Augenblick blieb es füll, dann klang L gedämpft zurück: „Du wirst ja bis zehn M Zeit haben, deinen Entschluß zu fassen, jedenfalls wünsche ich dir viel Vergnügen. Mten Abend." „Guten Abend," sagte sie hart und trotzig, W fast noch in demselben Atemzuge begann ge mit der Zofe über Angelegenheiten ihrer Klette zu sprechen.