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Die Versuche, das gestrandete englische Linienschiff „Montagne" zn heben und ab zuschleppen, die in vergangener Woche begonnen haben, sind vorläufig erfolglos geblieben. Trotz der umfassendsten Vorbereitungen und ange strengtester Arbeit kam das Schiff nicht frei. Man hofft, mit der Springflut glücklicher zu sein, vorausgesetzt, daß die See ruhig ist und die Anbringung von mehr Pontons gestattet, als dies bisher der Fall war, um dem Schiff einen größeren Auftrieb zu geben. Bei dem Abschleppungsversucb hat das Linienschiff „Duncan" durch Festkommen leichte Beschädi gungen erlitten. Im allgemeinen herrscht die Ansicht vor, daß die „Montague" verloren ist und binnen kurzem auseinanderbrechen wird. Seinen Chef erschaffen hat ein aus England nach Zürich zurückgekehrter früherer Angestellter der Firma Maggi in Kemptthal. Der Mann, namens Hufschmid, übergab dem Vizedirektor Krähenbühl in seinem Bureau einen Brief, und als dieser ihn lesen wollte, traf ihn die Kugel des Mörders. Rotkehlchens Trauergesang. Das; Hunde sich öfters weigern, die Gräber ihrer verstorbenen Herren zu verlassen, ist bekannt, fa man weiß von Fällen, wo sie auf See dem in die Meeres wellen versenkten Sarg nachsprangen und ihr Grab in den Fluten fanden. Folgende rührende Geschichte aber erzählt der Bischof von Barking in England von einem Rotkehlchen. Als bei der Begräbnisfeierlichkeit des verstorbenen Vikars in Roydon (Esser), an der der genannte Bischof teilnahm, der Sarg vor den Altar gestellt wurde, hüpfte ein Rotkehlchen das Hauptschiff der Kirche entlang, sich nach rechts und links umschauend, als suche es jemand, flog schließlich am den Sarg und sang dort während des Totendienstes sein süßes Liedchen. Das Vögelchen war, wie der Bischof dann erfuhr, ein Liebling des verstorbenen Vikars und oft bei dessen Predigten in der Kirche anwesend gewesen, so noch zuletzt wenige Tage vor dessen Tode. Nun sang es ihm das Auferstebungslied. Ein verheerender Wolkenbruch hat im Berner Oberland und Wallis gewaltigen Scha den angerichtet. Am Brienzer See sind die Bäume umgerissen, die Bahndämme überschüttet und weggeschwemmt. Der Bahnverkehr und der Telegraph sind unterbrochen. Bei Interlaken ist das Elektrizitätswerk in Gefahr. Eine Frau wurde fortgeschwemmt. Auch Grindelwald ist schwer vom Unwetter betroffen worden; die Bahnlinie Visp—Zermatt ist ebenfalls wegen Erdrutschungen unterbrochen. Das Aeuer in der Mailänder Aus stellung ist wahrscheinlich auf Brandstiftung zurückzuführen. Der Tat stark verdächtig sind unzufriedene Wächter, deren drohende Reden von vielen Zeugen gehört wurden. Die Be völkerung ist im höchsten Grade entrüstet. Schlimmer als der materielle Schaden ist der unersetzliche Verlust an Kunstwerken. Die zer störte Abteilung für dekorative Kunst barg das Beste, was das neu erstehende junge Italien an seinem Geschmack und Fleiß vorführen konnte. Kostbare Arbeiten in Spitzen, Majoliken, Bronzen, Stoffen und eingelegten Möbeln sind Vernichtet. Verbrannt sind auch die geschichtlichen Sammlungen der Zeichnungen für den Mai länder Dom. Die Pläne für die Erneuerung der Hmmtfassade von dem verstorbenen Archi tekten Brentano sind zerstört. Musikautogramme von Donizetti, Ponchielli und Verdi find ein Raub der Flammen geworden. Der General kommissar der ungarischen Abteilung von Czako erklärte, daß der marerielle Schaden für Ungarn weniger, als zuerst angenommen, betrage. Da gegen sei der moralische Verlust an Kunstwerten unersetzlich. Beweinenswert ist der Verlust der historischen Schulausstellung der ungarischen Gewerbe und Kunstschulen. Die Wiedereröff nung der abgebrannten Abteilungen soll am l5. September erfolgen; die Brandstätte ist mit einem Zaun aus Drahtnetzen umgeben worden. Die übrigen Teile der Ausstellung bleiben dem Publikum offen. Neun Todesfälle durch Hitzschlag er eigneten sich am 4. d. in der Provinz Flandern. Außerdem richteten schwere Gewitter in der Provinz Namur und im Becken von Charleroi große Verheerungen an. Die Tabakernte ist durch Hagel vernichtet. In Luttre wurden drei Häuser vom Blitz eingeäschert. Bei Blaregnies ftrhr der Blitz in den Expreßzug Paris—Brüssel und beschädigte einen Waggon. Belgischer Weberstreik. Die Arbeit geber der Webe-Industrie in Verviers haben wegen Streitigkeiten mit den Arbeitnehmern die Sperre über sämtliche Webereiarbeiter verhängt. Am 4. d. feierten bereits 3000 Mann; die Sperre wird sich auf 30 000 Arbeiter erstrecken. ob. Der wohlhabendste Drehorgelspieler der Welt. Ein blinder Drehorgelspieler namens Whiteman, der als der reichste seiner Zunft auf der ganzen Welt angesehen wurde, ist in New Jork gestorben. Über 28 Jahre lang hat er Der eifersüchtige Amerikaner und der Photograph. Newport, ein vornehmer Kurort in Nordamerika, war jüngst der Schauplatz einer heiteren Eifersuchtsszene. Mr. Lehr, einer von jenen Millionären, die noch mit unverbrauchtem Tempe rament ihr endloses Einkommen verbrauchen, fuhr mit seiner schönen, jungen Frau durch die Haupt straße von Newport. Plötzlich ließ er sein Gefährt anhalten und stürzte mit geschwungenem Spazierstok auf einen Photographen los, der mit seinem Apparat auf dem Bürgersteig stand und die vorüberfahren den Damen photographierte. Es entstand sogleich eine ausgiebige Prügelei. Herr Lehr suchte sich des Apparates zn bemächtigen, der Photograph war auf die Sicherung der Negativplatten bedacht. Während der Photograph seine Platten in seine Kassette verschloß, zertrümmerte Herr Lehr den Apparat. Darauf begannen die Herren zu Die vom Aranäe keim gekuckte Pallan äer Ausstellung. Die italienische und ungarische Sektton der Ab teilung für dekorctive Kunst sowie ein Teil der Sektton für Architektur find ein Raub der Flammen geworden. Von den etwa 300 OM Quadratmeter bedachten Räumen der Ausstellung sind gegen 12 000 zerstört. Der Schaden wird ungefähr 15 Mllionen Lira betragen. Nur durch das vor zügliche Arbeiten der Feuerwehr und das Pavillon system der Ausstellung wurde noch größerer Schaden verhütet. Der niedergebrannte Pavillon war einer der bemerkenswertesten der Ausstellung. In ihm waren die Werke von 430 italienischen Ausstellern und eine große Anzahl ungarischer Werke ausge stellt, aber auch die Schweiz, Deutschland, England, die Niederlande, Norwegen, die Türkei und Japan sind in diesem Pavillon mit Werken dekorativer Kunst vertreten. Wir veröffentlichen eine Ansicht des Pavillons sowie eine Gesamtansicht der Ausstellung. seine Orgel an der Landungsbrücke in Glen- Island, einem beliebten Ausflugsort in der Nähe von New Jork gespielt, und es wird be hauptet, daß er ein Vermögen von 100 000 Mk. besessen haben soll. Er spielte vur immer traurige Stücke, worüber der Eigentümer so ärgerlich war, daß er Schritte unternahm, um den un erwünschten Gast zu vertreiben. Da Whiteman aber einen Erlaubnisschein hatte und der Platz, aus dem er stand, der Stadt gehörte, waren die Schritte vergeblich. Whiteman verlor sein Augen- > licht bei einem Eisenbahnunfall. ringen und gerieten in der Hitze des Kampfes in einen Juwelierladen. Die Schaufenster erbebten, und die Schmuckschränke gerieten in eine bedenkliche Bewegung. Dem Juwelier, der begreiflicherweise um seine Ware besorgt war, gelang es schließlich, die Kämpfer zu besänftigen und zu einem Ausgleich zu bewegen. Herr Lehr bezahlte eine hohe Summe für den vernichteten photographischen Apparat, und der Photograph gab das Negativ mit der Aufnahme der Frau 2ebr heraus. Auch mußte er sich ver pflichten, Frau Lehr niemals zu photographieren, denn der eifersüchtige Ehegatte duldet nicht, daß die Schönheit seiner Gattin von jedermann beäugest werde. Das Denkmal der Sporenschlacht. In Courttai, der rührigen belgischen Industriestadt, wurde am 5. August das Denkmal enthüllt, das zum Gedächtnis an die am 11. Juli 1302 ge schlagene Sporenschlacht errichtet worden ist, jenen Sieg der flandrischen Weber über das stolze franzö sische Ritterheer, das 1200 Ritter und über 1000 Kriegsknechte auf dem Wahlplatz ließ. Die von den Siegern gesammelten goldenen Sporen des Gegners hingen lange als Trophäe in einer Kloster kirche. Das Denkmal an diesen großen Sieg des flandrischen Bürgertums ist eine Schöpfung des Bildhauers G. Devreese. Am Fuße kdes hohen Sockels liegt, mit seinem Pferde hingestürzt, der schwer geharnischte Führer der Ritter, Graf Artois, sterbend, mit zerbrochenem Schwert. Die Hoch reliefs zu beiden Seiten des Postaments stellen Abschied und Heimkehr des flandrischen Bürger wehrmannes dar. Auf dem gotischen Sockel erhebt sich eine weibliche Figur, die Verkörperung Flanderns, die in der Rechten weitausholend die Waffe der flandrischen Bürger schwingt, den „Goedentag", eine Art Sense; die Linke drückt die Standarte der Sieger wider die Brust. Das Denkmal erhält eine Höhe von zwölf Meter. Die Gruppe der Flandria mit dem Löwen wird in Bronze ausgeführt, alles andre in belgischem sogenannten „Blaustein". Serrcdrsbatte. Darmstadt. Vor dem hiesigen Kriegsgericht hatten sich sechs Dragoner der hiesigen Dragoner- Regimenter Nr. 24 (weiße Dragoner), Nr. 23 (rote Dragoner) und als Hauptangeklagter der Dragoner Eugen Deckhut aus Hornbach bei Zweibrücken wegen eines an der letzten Fastnacht verübten Exzesses zu verantworten, der den Tod eines Dragoners zur Folge hatte. Das Kriegsgericht verurteilte den Deckhut wegen Raufhändel, verbunden mit rechts widrigem Gebrauch der Waffe, sowie Körperverletzung mit tödlichem Verlauf zu neun Monat Gefängnis, abzüglich drei Monat Untersuchungshaft. Zwei andre Dragoner wurden zu je einer Woche Ge fängnis verurteilt. Die weißen Dragoner wurden freigesprochen. Gegen die bei der Rauferei beteiligten Zivilisten wird ein gerichtliches Strafverfahren ein geleitet. Mannheim. Als Jnou! rieriuer ocriuchie sich der 20 jährige Kaufmann Armr Kirschner aus Meißenbach, der zuletzt hier in Stellung war. Er erließ in der vom Erwerbsinstitut „Reform" in Stuttgart herausgegebenen Zeitschrift ,Der Weg zum Verdienst' ein Inserat folgenden Inhalts: „Damen und Herren können sich durch Ab schreibearbeit, welche leicht in den Abend stunden erledig: werden kann, ein monat liches Nebeneinkommen von 100 bis 150 Mk. er werben. Für Anfangsmaterial sind 80 Pfennig ein zusenden." Dem Schöffengericht, das nun gegen den Angeklagten wegen Beirugs verhandelte, lagen 280 Offerten von Leuten vor, von denen der größte Teil die 80 Pfg. eingesandt batte. Der Angeklagte hatte ihnen dafür ein Rezept zur Bereitung von Haarkräuselwasser zur Bervielfälligung und zum Vertrieb übersandt, womit der Rat verbunden war, das Rezept gegen Ein sendung von einer Mark in den Zeitungen zu offerieren. Unter den Einsendern befanden sich 36 Lehrer und Lehrerinnen, 38 Bahnwärter, ferner Stationsbeamte, Briefträger, Forstkandidaten, Stu denten, Unteroffiziere, Arbeiter und — ein Ober förster. Kirschner wurde zu drei Monat Gefängnis verurteilt und sofort verhaftet. buntes Allerlei. Beim Wort genommen. Der Onkel be sucht mit seinem Neffen, der Student ist, eine Theatervorstellung, worin sich der Held schulden halber erschießt. „Na, Fritz," sagt der Onkel im Zwischenakt, „siehst du, so weit bringt man es mit den Schulden!" — Fritz: „Hast recht, Onkel! Leih' mir nur gleich 400 Mk., damit ich meine zahlen kann!" c.sa». oEh.g Süßer Gedanke. Vater: „Die Schoko ladenfabrik von Lehmann u. Komp, hat Pleite gemacht. — Morgen soll die Masse ausgeschüttet werden —!" — Ännchen: „Au — Papa, wenn man da mit dabei sein könnte!" «Lust. We»/) Eine Entschuldigung. Radfahrerin: „Herr Förster, Ihr „Waldmann" hat mich in die Waden gebissen!" — Förster: „Das glaub' ich, der Kerl ist ein Feinschmecker!" l,Lau>. Schmerzenszulage. Baron: „Ich habe einen neuen Schneider entdeckt, Johann. Der Kerl soll aber etwas grob sein; deshalb lege ich Ihnen vom Ersten ab drei Mark monatlich am Lohn zu!" (Megg/) allerdings noch ganz mädchenhaft, ja, beinahe kindlich schien. „Welch ein Glück, daß ich dich zu Haus kreffe, lieber Vater," rief sie, indem sie auf Löwengaard zueilte. „Ich habe dem Droschken kutscher einen Taler gegeben, nur damit er mich recht schnell — aber was sehe ich! Sie hier, Herr Oberstleutnant! Das ist eine große Über raschung." Das ernste Gesicht des ehemaligen Offiziers hatte sich beim Anblick der reizenden Erscheinung merklich aufgehellt. Als sie ihm unbefangen ihre beiden Hände entgegenstreckte, führte er ritterlich eines dieser feinen Händchen an seine Lippen. „Ich bin dem Zufall dankbar, der mir das Vergnügen verschafft, Sie wiederzusehen, meine Gnädige," sagte er artig. „Lassen Sie mich denn vor allem mündlich die Glückwünsche wiederholen, die ich Ihnen bisher nur aus der Ferne senden konnte." „Glückwünsche — wozu? Etwa zu meinem letzten Geburtstage, den ich schon vor einem halben Jahre gefeiert habe?" „Nein — es war eigentlich das freudige Er- eignis Ihrer Vermählung, an das ich eben dachte. Gwas verspätet kommt meine Gratu lation allerdings ja auch, da —" „Sehr verspätet, lieber Herr Oberstleutnant," ael sie lachend ein. „Das ist ja schon so lange her, daß ich's fast vergessen habe — dreizehn ganze Monate! Aber ich danke Ihnen immer hin. Und nun erzählen Sie mir, wie es bei Ihnen daheim aussieht. Die liebe, gute Aller weltstante Babette ist doch noch immer frisch und munter?" „Meine Frau befindet sich, Gott sei Dank, wohl, und sie Pflegt oft von Ihnen zu sprechen, Fräulein Herta — ah, Pardon! Ihre rosige Jugend ließ mich schon wieder vergessen, daß Sie seit mehr als einem Jahre Frau Herta Sieveking sind." „Sehr schmeichelhaft! Die schönen glücklichen Zeiten, da man mich Fräulein Herta nennen durfte, sind unwiederbringlich dahin. Ach, das waren himmlische Tage, als wir in den großen Ferien auf Besuch bei Onkel Cäsar waren und jeden unhewachten Augenblick benutzten, um zu Ihrer lieben Frau Hinüberzuhuschen. Irgend etwas Gutes hatte sie ja immer in Bereitschaft, wenn auch der Löwenan teil davon zumeist auf Hilde zu kommen pflegte. Ich glaube fast, daß ich niemals so von Herzen eifersüchtig auf meine kleine Schwester gewesen bin, als in jenen Wochen." „Ach, das kleine Fräulein Hilde! Ich hätte beinahe vergessen, nach ihr zu fragen. Ist sie denn noch immer in ihrer Genfer Pension?" „Ich hätte sie schon nach Hause kommen lassen," sagte Julius Löwengaard, „denn ich glaube kaum, daß sie dort noch sehr viel Neues wird lernen können. Aber in einem Hauswesen, dem die Frau fehlt, können ein zwanzigjähriger Vetter und eine siebzehnjährige Base wohl nicht gut nebeneinander leben. Hilde wird darum m Genf bleiben müssen, bis Cäsar nach er reichter Volljährigkeit eine andre Universität bezieht." „Sie bringen Ihrem Neffen in der Tat ganz außerordentliche Opfer. Doch nun ist es für mich wirklich Zeit geworden, mich zu beur lauben. Ich. würde sonst ganz um das Ver gnügen kommen, meine alten Freunde zu sehen." Vater und Tochter verabschiedeten sich von ihm in sehr herzlicher Weise; aber Julius Löwen gaard schien doch heiterer denn zuvor, als der Oberstleutnant gegangen war. „Der gute Frantzius ist während der letzten zwei Jahre wahrhaftig nicht amüsanter ge worden," meinte er. „Man kann nur noch schwer daran glmiben, baß er in seinen jungen Jahren ein flotter und schneidiger Offizier ge wesen sein soll. — Aber was verschafft mir denn eigentlich das Vergnügen deines Besuches, mein Kind? Bringst du mir eine Botschaft von deinem Manne?" Die Gefragte zog die Oberlippe ein wenig in die Höhe. „Eine Botschaft von ihm? Wie sollte ich dazu kommen? Ich glaube, wir haben seit gestern morgen keine zwanzig Worte mit einander gesprochen." „Nun, ihr habt euch doch nicht etwa ge zankt ?" „Gott bewahre! Das wäre eine viel zu interessante Abwechslung in dem ewigen Einerlei unsres Lebens, als daß Richard sich dazu ver stehen sollte. Aber ich hatte in diesen letzten Tagen so schrecklich viel Arbeit, daß ich ihn über haupt nur flüchtig zu Gesicht bekommen habe. Denke nur: ich werde bei dem Rosenfest des Künstlervereins die Frühlingsgöttin darstellen. Reizend, nicht wahr? Aber nun kann ich mich vor Proben, Besorgungen und Konferenzen mit der Schneiderin nicht retten." „Du willst also schon wieder Komödie spielen? Und dein Mann hat seine Einwilli gung gegeben? Er ist doch, io viel ich weiß, sonst kein Freund von solchen Dingen?" „Wie sollte er auch! Aber es fällt ihm glücklicherweise nicht ein, mich in meinem Ver gnügen zu stören. Und es ist sehr wohl mög lich, daß ich ihm noch gar nicht davon gesprochen habe, übrigens — weshalb ich gekommen bin; ich brauche notwendig heute noch 300 Mark." Sie sagte das leichthin und ohne alle Zag haftigkeit, wie wenn sie nur etwas vollkommen Selbstverständliches gefordert hätte. Löwengaard sah sie kopfschüttelnd an; aber das wohlwollende Lächeln verschwand nicht von seinem Gesicht. „Weißt du auch, Herta, daß ich dir in den letzten vier Wochen schon mehr als tausend ge geben habe?" „Wirklich? Ist es so viel? Wer ich kann doch nichts dafür, daß mein Mann so eng herzig ist!" „Hast du Veranlassung, dich über ihn zu be klagen ? Weigert er sich, deine Wünsche zu er füllen ?" „O nein, das heißt, ich laste es gar nicht erst so weit kommen, well ich ihm gegenüber eigentlich nie einen Wunsch ausspreche. Es ist mir neulich sauer geworden, eine Ausnahme davon zu machen. Weißt du, es war, als ich mir die Marmorgruppe von Bruno Meinardi wünschte. Du hättest nur sehen sollen, ein wie trauriges Gesicht er dazu machte. Es war, als ob ich die Hergabe seines halben Vermögens von ihm gefordert hätte. Armselige fünftausend Mark! Ein zweitesmal werde ich ihm gewiß nicht mit solcher Zumutung kommen." L (Fortsetzung folgt.)