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Ottendorfer Zeitung : 12.08.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-08-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190608127
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19060812
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19060812
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-08
- Tag 1906-08-12
-
Monat
1906-08
-
Jahr
1906
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 12.08.1906
- Autor
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verdächtig sind, das Feuer in der Ausstellung angelegt zu haben, befindet sich auch ein Aus steller, dessen Name noch verschwiegen wird. Derselbe soll sich verschiedentlich über den ihm angewiesenen Platz beklagt und geäußert haben, er würde zufrieden sein, wenn die ganze Aus stellung niederbrennen würde. Schweres Grubenunglück in Belgien. In dem Bergwerk Bois du Caster bei Marcmelle brach infolge eines falschen Manövers des Maschinisten das Förderkabel. Der Förderkorb mit neun zu Tage fahrenden Bergleuten stürzte 835 Meter tief ab. Die furchtbar verstümmelten Toten wurden erst nach längerer Arbeit empor gebracht und festgestellt. Auf der Unglücksstätte ereigneten sich schreckliche Verzweiflungsszenen der Angehörigen. Ein Arbeiter, der sich in dein absteigenden Förderkorb allein befand, vermochte sich zu retten. Die Familie eines der verun glückten Arbeiter verlor schon drei Söhne in dem Bergwerk. Eine seltsame Himmelserscheinung. In vielen Ortschaften der Ostpyrenäen wurde abends eine sehr große Feuerkugel wahrgenommen, die von Nord nach Süd den Horizont durchflog. über die Schiffskataftrophe an der spanischen Küste wird aus Cartagena noch berichtet, daß die Schiffspapicre des „Sirio" gerettet sind. Der ebenfalls gerettete Kapitän, der nicht, wie zuerst gemeldet, Selbstmord be gangen hat, sondern verhaftet worden ist, ver weigert jede Auskunft und beschränkt sich darauf, zu erklären, daß die Felsen, auf die das Schiff auflief, auf seiner Karte nicht verzeichnet seien. Die überlebenden Passagiere bleiben dagegen dabei, daß die Katastrophe auf das allzugroße Vertrauen zurückzuführen ist, welches der Kapitän in seine Kenntnis des Fahrwassers setzte. Schreckliche Hitze in New Aork. Die Schwüle in New Jork hält an. * Für arme Leute sind die Nächte schrecklich. Die öffentlichen Erholungsräume sind nachts offen, weil die Hitze in den Mietkasernen unerträglich ist. 14 Todesfälle und über 100 Erkrankungen sind bereits gemeldet. Diebstahl an Bord eines Amerika- dampfers. An Bord des Postdampsers „Prinz Sigismund" wurde auf der Reise von Brasilien nach Hamburg ein schwerer Diebstahl verübt, indem einer Frau Lange aus Rio de Janeiro 9000 Mk. bares Geld und ein Depot schein der Deutschen Bank in Rio de Janeiro über 15 000 Mk. entwendet wurden. Aller Mittel beraubt, mußte sich dje Frau nach Brasilien zurückbegeben. Von dem Täter fehlt jede Spur. kurzem Wortwechsel aus einem neuen amerikanischen Revolver eine Kugel in die linke Schläfe. Das Mädchen war sofort tot. Hieraus feuerte der Mörder dreimal auf sich, traf aber nur einmal. Die Kugel blieb ihm in der rechten Schläfe stecken und verletzte das Gehirn. Salbcy war am Dienstag den ganzen Tag bewußtlos. Ein Lieüesdrama. In der Nähe von Bürgel bei Offenbach wurden die Leichen eines jungen Mannes und eines Mädchens aus dem Main gelandet. Man fand bei den Toten fol genden Brief: „Wir beide sind freiwillig in den Tod gegangen und bitten, daß für unser Kind gesorgt wird, das mein und meiner Ge liebten Vermögen bekommen soll." Unterschrieben war der Brief mit Namen und Wohnung der beiden, auch war die Adresse genau angegeben, wo das Kind untergebracht ist. Der junge Mann war Diener in einem Frankfurter herr schaftlichen Hause. Ein Gedenkkrenz im Raxental. An der Stelle, wo am 25. Januar d. das Dienst mädchen Marie Maier von den Geschwistern Zeller im Raxengraben ermordet worden ist, wurde auf Veranlassung der Tante der Er mordeten ein Gedenkkreuz mit Mannortafel und entsprechender Inschrift errichtet. Die feierliche Einweihung des Kreuzes wurde unter großer Teilnahme der Bevölkerung und der Sommer gäste durch den Pfarrer Prinz aus Kapellen vorgenommen. Die Rache der Bärenführerin. Die Bärentreiberin Jovanowitsch aus Bosnien ließ, um sich für ihre Verhaftung zu rächen, vor dem Eingang des Polizeikommissariates in Rouen ihre beiden Tiere los, die den Kommissar und den Sekretär zur Flucht durchs Fenster ver anlaßten und eine heillose Verwüstung im Lokal anrichteten. Automobilnnfall des Herzogs von Connaught. Als der Herzog "von Connanght im Automobil von Monmouth nach Rhayader in Wales unterwegs war, stieß sein Wagen mit dem entgegenkommenden Automobil des Majors Borradaile so heftig zusammen, das beide Wagen zertrümmert wurden. Der Herzog und der Major wurden auf die Straße geschleudert, kamen aber mit Hautabschürfungen davon. Der Herzog konnte in einem andern Wagen zur Inspektion der Garnison von Rhayader weiter fahren. Der Chauffeur des Majors wurde als vermutlich schuldig an dem Zusammenstoß verhaften Strastenkrawalle in England. In Liverpool kam es zu großen Straßenkrawallen, an denen sich über 1060 Personen beteiligten. Viele Personen wurden durch Steinwürfe verletzt. Die Polizei mußte einschreiten und die Menge durch Stockhiebe auseinandertreiben. Zum Verlust des englischen Kriegs schiffes „Montagu". Die nunmehr von der Regierung aufgegebenen Versuche, das am Shutters Rock gestrandete Schlachtschiff „Mon tagu" loszubringeu, endete mit einer wüsten Schlägerei der Bergungs-Mannschaften, wobei ein Matrose vom Schlachtschiff „Comwalles" über Bord geworfen wurde und ertrank. Der „Montagu" war erst 1903 mit einem Kosten aufwande von etwa 21 Millionen Mk. erbaut worden. Die ergebnislosen Losbringungsversuche haben rund eine Million Mk. verschlungen. Nach Bergung der noch darauf befindlichen vier großen Geschütze soll das Wrack meislbietend versteigert werden. Man rechnet dabei auf einen Erlös von höchstens 600 000 Mk. Ein Warenhaus nach deutschem Vor bilde in London beabsichtigt der Amerikaner Selfridge zu errichten. Bis vor kurzem war Selfridge Leiter eines riesigen Warenhauses in Chicago, in dem er sich vom Laufburschen zu seinem bisherigen verantwortlichen Posten empor gearbeitet hatte. Jetzt hat er mit einem Londoner Möbelfabritauten eine Gesellschaft ge gründet, um in London in der Orford Street ein zehnstöckiges Warenhaus mit einem Kosten aufwande von 20 Millionen zu erbauen. Der Betrieb wird nach amerikanischer Art sein, das Vorbild für die innere Einrichtung aber hat Selfridge sich aus Deutschland geholt. Der Brand in der Mailänder Aus stellung. Unter den verhafteten Personen, die GericbtsbMe. Freiburg i. Br. Die Strafkammer urteilte über einen fingierten Einbruchsdiebstahl ab. In Müllheim betrieb der frühere Goldarbeiter Karl Kallmann ans Pforzheim einen Goldwarenhandel. Am 8. Juli v. erklärte er der Behörde, in der Nacht sei sein Geschäft beraubt worden. Der Versicherungs gesellschaft schickte er eine Liste der angeblich ge stohlenen Goldwaren. Die Angaben waren falsch. Das Gericht erkannte auf 1 Jahr Gefängnis und 5 Jahr Ehrverlust wegen Betrugsversuchs. Memmingen. Wegen Überschreitung des Züchtigungsrechtes wurde der Lehrer Anton Kicß- linger aus Schießen von der Strafkammer zu 50 Mark Geldstrafe verurteilt. Der Angeklagte hatte während des Unterrichts fünf Knaben mit einem Stock auf den Kopf geschlagen. Ä berliner vor 6erickt Lotte und Diana. „Angeklagter Wagner," be ginnt der Vorsitzende des Schöffengerichts die Ver nehmung, „Sie sollen sich der Mißhandlung schuldig gemacht haben, indem Sie den Kanzlisten Schubert mit Ler Hand ins Gesicht schlugen. Was sagen Sie dazu—Angell. : Wat soll mau dazu sagen I Jar nischt. Die Jeschichtc is so merkwürdig zujcjangen,. det man eenfach nich weeß, wat nian sagen soll. — Vors.: Na Sie müssen doch einen Grund gehabt haben. Weshalb schlugen sie denn den Schubert? — Angell.: Weshalb? Ja Herr Jerichts- hbf, det is nich usim Plutz mit zwee Worte abjc- macht. Sie müssen mir schon jestatten, det ick mir ausführlich dadrüber verbreite: Ick habe eene Dochter und eenen Jagdhund ... — Vors. (unterbrechend): Lagerhausbrand in Stettin. Auf der Lastadie, dem Stettiner Speicherviertel, wütete stundenlang ein gewaltiger Brand. Bei dem großen Schadenfeuer sind insgesamt fünfzehn gefüllte Lagerhäuser, sämtlich der Firma Poll gehörig und von dieser an Heringsgeschäfte ver mietet, in Asche gelegt worden. Bis in die frühen Morgenstunden hatte die Wehr zu run, um das Feuer auf seinen Herd zu beschränken und von den umliegenden Gebäuden, für welche die Gefahr um so größer war, als sie Holz, Kohlen und Petroleum enthielten, abzuweuden. Der Brand war gegen 9V- Uhr in einem Lager raum ausgebrochen, vermutlich infolge Unvor sichtigkeit dort beschäftigter Leute. Der Lager raum war völlig mit Stroh angefüllt und stand sofort in Hellen Flammen. Bereits fünf Mi nuten später brannten vier weitere Speicher lichterloh. Als um 9^ Uhr der erste Zug der Feuerwehr ankam, übersah man sofort die ge fährliche Lage und alarmierte sämtliche Wachen. Mit etwa zwanzig Leitungen wurde die Be kämpfung der Flammen ausgenommen; allein der Kampf erwies sich dem durch die Hitze aus getrockneten Holz gegenüber als fruchtlos, ob schon der ganze Brandplatz tief unter Wasser stand. Schließlich konnte sich die Feuerwehr nur auf den Schutz der anstoßenden Gebäude be schränken. Keine drei Meter von der Brand stätte entfernt befindet sich eine Eisenbahnbrücke, die mit Holz überdacht ist. Sie fing mehrfach Feuer, das aber immer rechtzeitig gelöscht wurde. Die brennenden Heringe verursachten einen furchtbaren Geruch und tiefschwarze Rauchmasseu, so daß die Löschmannschaften jeden Augenblick abgelöst werden mußten. Mehrere dicht am Brnndplatz auf der Oder liegende Dampfer, welche Petroleum geladen hatten, wurden sofort abgeschleppt. Die verbrannten Güter, die einen sehr bedeutenden Wert repräsentieren, sind sämt lich versichert. Von einer Kuh getötet. Bei Stralsund stürzte der Arbeiter Weißberg beim Anpflocken einer Kuh zu Boden und verwickelte sich mit dem Fuß in dem Strick. Das erschreckte Tier luchte sich frei zu machen und griff den Wehr losen mit den Hörnern an. Alle Hilferufe des schrecklich Zugerichteten blieben ungehört, da niemand in der Nähe war. Man fand ihn später zerfleischt und mit gänzlich zerrissenem Unterkörper auf. Ein Raubmord an dem Gemeinde vorsteher wurde in Tatenberg bei Hamburg ver übt. Der Gemeindevorsteher Janssen, ein Greis von 72 Jahren, wurde von vier Männern gegen l Uhr aus dem Hause gelockt, überfallen und !o auf den Kopf geschlagen, daß er auf der Stelle tot war. Dann drangen die Mord- hesellen in das Haus ein, fesselten die Ehefrau des Gemeindevorstehers, würgten sie und ließen sw wie tot liegen; ebenso wurde das Dienst mädchen unschädlich gemacht. Nunmehr begaben sich die Täter in das Janssensche Schlafzimmer, Eigneten sich von den dort ausbewahrtcu Aemeindegeldern 1200 Mk. an und ergriffen die Flucht. Drei der Verbrecher sind als Knechte aus der Umgebung erkannt worden; chre Ergreifung wird zweifellos erfolgen. Die Frau und das Dienstmädchen hofft man am "eben erhalten zu können. . Zu der Bluttat iu Erfurt wird noch be achtet, daß der 22 jährige Erich Salbey in Erfurt das Opfer seiner an Größcnwahnsinn grenzenden Selbstüberhebung geworden ist. Er glaubte, den Muf des Schriftstellers in sich zu fühlen, ohne daß es ihm jemals gelungen wäre, den Beweis Wicher Befähigung auch nur in bescheidenem Maße liefern. Er lag seiner armen Mutter zur Last, Wieste aber nach außen den Dichter und Verleger ^gleich. Kredit verschaffte er sich durch falsche Vor- Mgclungen, und um hin und wieder einige Pfennige einzustreichcn, bediente er Provinzblätter Plagiaten. Da er wegen literarischer Dieb- aahle in letzter Zeit wiederholt öffentlich angenagelt worden war, sagte seine Geliebte, die nicht unver mögende 31jährige Fahrkartenverkäuferin Elise Gebhardt in Erfurt, auf die er seine letzte Hoffnung letzte, sich von ihm los. Von mehreren Seiten, N>ch aus Berlin, drohten Salbey gerichtliche An sagen, deren Ausgang nicht zweifelhaft war, und W beschloß er, sich an der Gebhardt, die ihn aus Mer fatalen Situation nicht loskaufte, zu rächen. B holte sie am Abend nach Bureauschluß am Bahnhof ab und schoß ihr im Krämpferglacis nach Gehört das zur Sache? — Angekl.: Aber janz jc- wiß, et is sojar die Hauptsache, lassen Sie mir man weiter erzählen. Eenes Dages krieje ick zwee Briefe. In den eenen bittet mir een Kanzlist um die Hand von meine Dochter, in den andern fräjt een Herr an, ob er meine Diana koofen könnte. Zck beant wortete beede Briefe noch an denselben Dag. Den Kanzlisten schrieb ick, det meine Dochter noch nich mist Heiraten dächte und den Herrn schrieb ick: Sie können sie haben; wenn Sie ihr jut flejen und jut behandeln, werden wir über den Preis schon einij werden, mir liejt wenijer mist Jeld, als det sie in jute Hände kommt. Erwarte Sie morjcn um die und die Zeit in den und den Rcstornng. — Die beeden Briefe schickte ick jleich- zeitij ab. Andern Dach sitze ick in det Lakal, da kommt een junger Mann zu mir und sagt: „Ach da sind Sie ja, Herr Wagner." — „Nanu", sage ick, „Sie kennen mir?" — „Versteht sich," meent er, „außerdem haben Sic mir ja eenen Brief je schrieben." — Nu jerieten wir in Unterhaltung: „Ach Sic sind der Herr?" — „Janz recht, ick bin der Herr." — „Sagen Sie mal: Ville Jeld scheinen Sie nach ihren janzen Extcrjöhr nich flüssij zu haben?" — „Nee ick rechne uff ihre Kuhlauz." — „Wer'n Sie ihr ooch jut behandeln?" — „Ick drage ihr uff Händen. Da wir übrijenS so schön im Zuge sind, Herr Wagner, wat jedcnken Sie denn mitzujebcn ?" — „Wat, ick soll noch war mitjeben?" — „Na, Sie werd'» doch Ihre eenzije Dochter eene Mitjift jeden?" — „Herr l" schrei ick, als ick mir wieder jesammelt hatte, „ick jloobe, Sie wollen mir uz.cn! Wat jetzt Sie meine Dochter Lotte an? Sie wollen doch meine Jachthündin Tiana koofen?" — „Nee," meeNt erj „aber Ihre Dochter heiraten, ick bin doch der Kanzlist Schubert . . ." Schwapp! hatte er eene Backpfeife von mir, det er untern Disch trudelte. Bald druff wurde ick rausjeschmissen. Als ick nach Hause kam, fand ick eenen Brief von den Herrn vor, der den Hund koofen wollte; er schrieb, er koofe von eenen Verrückten keencn Hund, der könnte von seinen Herrn womöjlich anjesteckt sind. Wat soll ick Sie sagen: Et stellte sich heraus, det ick die Kuwehrs verwechselt hatte. Schubert hatte den Brief jekriejt, in den et hieß: Sie können sie haben ... — Die Verhandlung endet mit einem Vergleich: Wagner zahlt 50 Mark Buße und trägt die Kosten und Schubert zieht seinen Strafantrag zurück. 6ememnül2iges. Häufiges Waschen der Füße ist sowohl der Reinlichkeit als der Gesundheit wegen durchaus nötig. Sehr kalte Füße werden da durch erwärmt, daß man sie in recht kaltes Wasser taucht und danach mit Wollstoff oder grobem Leinen tüchtig reibt, bis sie trocken, warm und rot sind. Hierauf zieht man trockene Strümpfe und Schuhe an und geht recht schnell auf und ab. Um Getränke ohne Eis abzukühle», schlägt man die betreffende Flasche in ein Tuch ein, das vorher in kaltes Wasser getaucht und gut ausgerungen worden ist: dann stellt man die Flasche in ein offenes Fenster und verur sacht durch Offnen der Tür einen Luftzug. Die sich in dem nassen Tuche entwickelnde Ver dunstung erzeugt eine bedeutende Ablühlung, die sich dem Inhalt der Flasche mitteilt. Bier in dunklen Flaschen abgezogen, hält sich besser als in weißen. Werden letztere dem Licht ausgesetzt, so bildet das Bier bald einen starken Bodensatz und nimmt oft üblen Geschmack und Geruch an. Daher man beini Ankauf vorsichtig sein muß. Kuntes Allerlei. Erkannt. Herr: „Fräulein — meine Liebe zu Ihnen wird von Tag zu Tag stärker!" — Reiche Erbin: „Sehen Sie, warum machen Sie auch tagtäglich mehr Schulden!" l.M-gg/) Abwechselung. Wahrsagerin: „Ihr Zu künftiger ist blond, stattlich -und hat blaue Augen!" — Fräulein: „Hm, also gerade das Gegenteil von meinem Gegenwärtigen!" .Megg.y Die Hauptsache. Sie: „Hast du meinen neuen Hur schon bewundert?" — Er: „Nein, einstweilen nur die Rechnung." (.Lust. W- c.y Afrika-Reisender gesucht. Prinzipal: „In welchen Gegenden, mein Herr, würden Sie es vorziehen, zu reisen?" — Reisender: „Ja, am liebsten dorthin, wo die Bevölkerung vege tarisch ißt (.Dorfb.y „Ja, ist es denn möglich? Cäsar, mein vrmer Junge, was ist mit dir geschehen?" . Der Verunglückte erhob stöhnend den banda- Mrten Kopf; der Arzt aber nahm statt seiner M Wort: „Erlauben Sie, daß ich mich vor- itellel Doktor Fischer, praktischer Arzt. Ihr Herr Neffe ist von seinem Pferd abgeworfen Horden und hat einige Verletzungen davonge- ."agen, von denen glücklicherweise keine be- jargniserregend ist. Er dürfte binnen kurzem völlig hergestellt sein." . Löwengaard atmete tief auf wie jemand, dem vbie Last vom Herzen genommen wird. . „Dem Himmel sei Dank! Ich bitte Sie Engend, Herr Doktor, hier ganz nach Ihrem Mieden alle Anordnungen zu treffen, die Ihnen W das Wohl des Patienten erforderlich er- Minen." . Aber der Arzt beschränkte sich darauf, aus Am der Fremdenzimmer ein einfaches Bett Illgen zu lassen, das nach seiner Anweisung ^gerichtet wurde. Dann war er behilflich, den Awundeten zu entkleiden und ihn so zu lagern, es die Natur seiner Verletzung gebot. „Dieser Verband, der auf der Sanitätswache gelegt worden ist, reicht für die ersten Tage Zuständig aus," meinte er auf eine Frage des borgten Oheims. „An besonderen Verhaltungsmaßregeln wüßte A Ihnen nichts weiter zu empfehlen, als daß ^ Patient auf eine leichte Diät gesetzt und so M als möglich sich selbst überlassen . erde. Je weniger Gesichter er um sich Wh desto ersprießlicher wird es für sein. Ist es Ihnen genehni, so komme ich morgen wieder, um nach ihm zu sehen. Aber ich werde es Ihnen auch keineswegs ver übeln, wenn Sie jetzt einen andern Arzt zu Rate ziehen." Julius Löwengaard bat ihn auf das ein dringlichste, dem Verletzten seinen Beistand nicht zu entziehen, und als sie dann gemeinsam das Krankenzimmer verlassen hatten, sagte er: „Ich kann mich von meiner Bestürzung noch gar nicht erholen. Mein Neffe ist ein so ausgezeichneter Reiter, und das Pferd ist mir als völlig fehler frei verkauft worden. Gewiß ist irgend ein unglückseliger Zufall dabei im Spiel gewesen." „Wenn man Ihnen den Gaul als fehler frei verhaust hat, so wurden Sie eben betrogen. Da ich ein Augenzeuge des Unfalls gewesen bin, kann ich Ihnen bestätigen, daß der junge Mann sich sehr wacker gehalten hat. Aber sem Pferd schien mehr von dem Temperament einer wilden Katze, als von dem eines Einhufers zu haben. Die Sache hätte leicht noch sehr viel schlimmer ablaufen können." Mit großer Wärme schüttelte ihm Löwen gaard die Hand. „Sie haben mich jedenfalls für immer zu Ihrem Schuldner gemacht, Herr Doktor! Und noch einmal, Sie fürchten nichts für sein Leben?" „Nichts! Die Kontusionen am Kopf find ganz unbedeutend. Eine Gehirnerschütterung liegt nicht vor, und die Schlüsselbeinsraktur wird voraussichtlich ohne nachteilige Folgen zur Heilung kommen." „Ich kann Ihnen nicht sagen, wie sehr Sie mich durch diese tröstliche Verheißung erstellen. Hätte ich mir doch mein Leben lang Vorwürfe machen müssen, wenn er durch dieses Pferd etwa dauernden Schaden an seiner Gesund heit erlitten hätte, denn es war ein Geschenk von mir." Als sich der Arzt entfernt hatte, wanderte Julius Löwengaard lange in seinem Zimmer auf und nieder. Das Befinden seines Neffen mußte ihm doch wohl größere Sorge machen, als er es bisher gezeigt hatte: denn seine Stirn war finster umwölkt, und das starkknochige Antlitz zeigte jetzt, da das milde menschenfreundliche Lächeln verschwunden war, einen Ausdruck fast grausamer Härte. Da schlug von draußen der Klang einer glockenhellen, weiblichen Stimme an sein Ohr, ein Klang, der ihn erstaunt aufhorchen machte. Er tat ein paar rasche Schritte nach der Tür; doch noch bevor er sie erreicht hatte, sprangen die Flügel auf, und mit lautem Jubelruf flog ein schlankes weibliches Wesen stürmisch an seinen Hals. „Grüß Gott, Herzensväterchen! Da bin ich, da hast du mich! Und nun wirf mich wieder hinaus, wenn du das Herz dazu hast. Aber laß dir's sogleich gesagt sein: ich müßte an der Schwelle deines Hauses verhungern, denn ich habe nicht mehr einen Pfennig Geld in der Tasche." Löwengaard hatte ein paar Sekunden lang ihre zärtlichen Liebkosungen über sich ergehen lasten. Dann aber schob er sie sacht zurück und sah ihr, indem er sie mit ausgestreckten Armen an beiden Schultern festhielt, kopfschüttelnd in das reizende, lachende, vor Erregung rosig über hauchte Gesichtchen. „Meintest du etwa, daß dies eine angenehme Überraschung für mich sei, du Kobold? WaS bedeutet denn das nur eigentlich? Wie in aller Welt kommst du hierher?" „Mit der Eisenbahn und in der Droschke, deren Kutscher noch unten auf Bezahlung wartet. Denn als ich mir in Frankfurt ein Billett dritter Klasse bis hierher gelöst hatte, behielt ich gerade noch fünfundvierzig Pfennige. Und die sind auf der langen Reise für ein Paar Würstchen und ein Glas Bier ohne jeden Rest draufgegangen." „Das ist keine Antwort auf meine Frage, Hilde! Ich wünsche zu wissen, wie du auf den seltsamen Einfall gekommen bist, dich eigenmächtig aus Genf zu entfernen und ohne jeden Schutz in die Welt hinein zu fahren." „Ich konnte es in der Pension nicht mehr aushalten, Väterchen, wirklich, ich konnte nicht. Am Ende bin ich doch kein Pudel, der sich's gefallen lassen muß. daß man ihm alle Tage neue Kunststücke beibringt. Und ich bin schon so schrecklich wohlerzogen, daß es hohe Zeit war, ein Ende damit zu machen." „Diese abenteuerliche Reise ist allerdings ein schlagender Beweis für deine Wohlerzogenheit. Und Madame Dupont wußte von deiner Ent fernung ?" „Nicht doch, sie hatte keine Ahnung. Und sie ist gewiß wieder in eine ihrer malerische« Ohnmächten gefallen, als sie meinen Brief ge funden hat. So etwas ist ja in ihrer Pension noch nicht vorgekommen. Es war ein Genie streich, auf den ich mein Leben lang stolz sein werde." ABZ (Fortsetzung folgt.)
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