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Ottendorfer Zeitung : 12.08.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-08-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190608127
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19060812
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19060812
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-08
- Tag 1906-08-12
-
Monat
1906-08
-
Jahr
1906
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 12.08.1906
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Politische Kunälckau. Deutschland. * Der Kaiser ist zum Besuche der Familie Krupp auf Villa Hügel bei Essen eingetroffen. * K a i s e r W i l h e l m hat die Taufe des jüngsten Prinzen durch Oberhofprediger v. Dryander endgültig auf den 29. August festgesetzt. * Prinzessin Mathilde von Sachsen- Ko bürg und Gotha ist in Davos im 29. Lebensjahre an einem Lungenleiden ge storben. * Kammergerichtsrat Strähler, der die Di S - ziplinaruntersuchung gegen Herrn von Puttkam er führt, begibt sich noch im Laufe dieses Monats nach Kamerun, um an Ort und Stelle den gegen den Gouverneur erhobenen Vorwürfen auf den Grund zu gehen. Herr Strähler hatte ursprünglich die Absicht, den am 10. d. abgehenden Dampfer zu benutzen, nimmt aber, da er mit seinen Vorarbeiten bis dahin nicht fertig wird, das nächste Schiff. * Der mehrere Jahre als Bezirksamt mann in Swakopmund tätig gewesene Dr. V. Fuchs, der vor einigen Wochen nach Deutschland mit Urlaub zurückkehrte, ist auf seinen Anttag aus dem Kolonialdienst entlassen und znm Staatsanwalt am Landgericht I in Berlin ernannt worden. Sein Rücktritt ist für die Kolonialverwaltung gerade in diesem Augen blick ein empfindlicher Verlust. * Die aktive Schlachtfloite traf aus den nordischen Gewässern wieder vor Helgoland bezw. in Wilhelmshaven ein. * Die Ubergangsabgabe für Bier, die bei der Einfuhr in das Gebiet der nord deutschen Brausteuergemeinschaft aus Süd deutschland zur Erhebung gelangt, ist vom Bundesrat auf 2,75 Mk. für 1 Hektoliter fest gesetzt worden, und zwar vorläufig bis zur einheitlichen Regelung der Übergangsabgabe im Wege der Gesetzgebung. Österreich-Ungarn. * Der ungarische Minister des Innern hat an sämtliche Gemeinden eine Verordnung gerichtet, wonach Prospekte, Fahr pläne usw. der englischen Cunard- Dampfer- Linie nicht mehr wie bisher an Auswanderungs lustige versendet werden sollen, da darin eine Unterstützung der Auswanderungsbe wegung zu erblicken sei. Frankreich. *Die Regierung ist nach einer Er klärung des Ministeriums des Äußern nicht ge willt, ihre Rechtsansprüche aus die Sahara- Oase Djanet, die sie aus dem englisch-fran zösischen Kolonial-Abkommen herleitet, vor dem Widerspruche der Türkei fallen zu lassen. Ihr Botschafter Constans soll vielmehr versuchen, den Sultan von der völkerrechtlichen Gültig keit ihrer Ansprüche zu überzeugen und ihm er klären, daß Frankreich eine militärische Be setzung der Oase durch die Türkei nicht gelassen hiunehmen wird. * Das so überlaut angekündigte Duell zwischen den Generalen Andre und N 6 grier fand nunmehr endlich statt. Im letzten Augen blick wurde entschieden, daß es bei einem P i st o l e n d u e l l sein Bewenden haben solle. Andrä feuerte seine Pistole zuerst ab; die Kugel verlor sich im Gebüsch. General Rogner schoß, wie von einzelnen Zeugen behauptet wird, in die Luft; nach andern Berichten hätte der General überhaupt seine Pistole nicht abge feuert, um seineik Gegner Andrä seine Miß achtung zu bezeigen. (Nögrier hatte den che- maligen Kriegsminister Andrä gefordert, weil er sich durch dessen Enthüllungsartikel gelegentlich der Dreyfus-Affäre beleidigt fühlte.) , *Jn einem längeren Artikel im ,Temps' befürwortet der General Langlois den Zusammenschluß Hollands und Belgiens und den Anschluß dieser Staaten an Frank reich. Damit sei dem deutschen Ausdehnungs- gelüfte(Ü) die natürliche Grenze gezogen. (Das deutsche Äusdehnungsgelüst wird von allen Deutschfeinden als Schreckgespenst gebraucht !) England. * Die Haltung der englischen Regierung in Sachen der türkischen Zollerhöhung wird eine immer zweifelhaftere. England hat seinen früheren Bedingungen für die Annahme der dreiprozentigen Zollerhöhung, die von der Türkei angenommen wurden, eine Reihe neuer Forderungen hinzugefügt, die keineswegs die Zustimmung der andern europäischen Mächte finden und von der Türkei abgelehnt werden. In der letzten Botschafterkonferenz er klärten sämtliche Vertreter der fremden Mächte dem englischen Botschafter O'Connor, daß es weder angängig noch zulässig sei, den einmal schriftlich festgelegten und angenommenen Be dingungen neue englische Sonderforderungen hinzuzufügen. Der englische Botschafter erklärte, seine Regierung werde voraussichtlich von diesen Prinzessin Mathilde von Sachsen-Kobnrg und Gotha ch. Prinzessin Mathilde ist das sechste Kind des bayrischen Thronfolgers. Sie verheiratete sich am 1. Mai 1900 mit dem Prinzen Ludwig von Koburg, einem Sohne des älteren Bruders des Bulgaren fürsten. Prinz Ludwig von Koburg ist Hauptmann der Tiroler Kaiserjäger ins Innsbruck. Aus der Ehe sind zwei Kinder entsprossen, ein Knabe von fünf Jahren und ein zweijähriges Mädchen. Seit der Geburt des letzten Kindes kränkelt die Prinzessin. neuen Forderungen nicht zurücktreten, selbst wenn Verwickelungen drohen sollten. *Die seit einiger Zeit zutage getretenen Mißhelligkeiten innerhalb der Regie rungspartei verschärfen sich weiter. Die ihr angehörigen Arbeitervertreter haben bei der Beratung der Bill über die Handels streitigkeiten durch Einbringung eigener Zusatzanttäge das Kabinett nahe vor eine parla mentarische Mederlage gebracht. Darauf folgte die Aufstellung eines besonderen Arbeiterkandi daten bei einer Nachwahl zum Unterhause, wo durch das betreffende, bisher den Liberalen ge hörende Mandat an die Konservativen verloren ging. Hierüber herrscht bei den Liberalen, so sehr sie auch ohne die Arbeiterdepntierten der Mehrheit im Parlament sicher sind, begreiflicher Unwille und es scheint fast, als ob die Arbeiter vertreter ins Lager der Opposition abschwenken wollen. Dänemark. * In Kopenhagen wurde der Kongreß der internationalen Wahlrechts- Allianz der Frauen durch die Präsidentin Mrs. Catt eröffnet. Es hatten sich etwa 150 Delegierte von acht der internationalen Allianz angehörenden oder befreundeter Länder eingefunden. Spanien. * Mit einem Bündnisvorschlag bett. England, Spanien und Portugal beschäftigt sich die Presse in Madrid und er klärt, daß seit der Vermählung des Königs mit einer Prinzessin von Battenberg die Durch führung dieses Planes einen bedeutenden Schritt vorwärts gemacht Habs. (Ein solches Bündnis liegt noch in weiter Ferne; es braucht vorläufig O Auf schiefer lZabn. isj Roman von Reinhold Ortmann. (ForlseSuugY „Aber dein Mann hat dir die Gruppe nach her zum Geschenk gemacht?" fragte Löwengaard. „Sollte er mir etwa die erste Bitte ab schlagen, die ich ihm seit unsrer Verheiratung ausgesprochen hatte? Ich würde mich wahr haftig nicht dazu entschlossen haben, wenn es mir nicht darum zu tun gewesen wäre, dem talentvollen jungen Künstler einen Dienst zu erweisen," entgegnete Herta. „Du kennst also diesen Minardi?" „Man hat ihn mir in der Ausstellung ge zeigt. Ein schöner Mann und ein interessanter Kopf. Die Genialität steht ihm sozusagen auf dem Gesichte geschrieben. Er soll sich mit eiserner Energie aus den traurigsten Verhältnissen zu seiner Künstlerschaft emporgearbeitet haben. Doktor Geißler prophezeit ihm eine große Zu kunft. Er wird ihn am Donnerstag zum ersten Male bei uns einführen. Ich freue mich darauf wie eiu Kind." Halb ernsthaft, halb im Scherz drohte ihr Julius Löwengaard mit dem Finger. „Nimm dich in acht, Herta; du hast noch nicht das rechte Alter, um die Beschützerin eines interessanten jungen Künstlers zu spielen — wenigstens nicht ohne die ausdrückliche Zu stimmung deines. Mannes. Er könnte dir solche Launen ernstlich verübeln." „Mein Mann?" sagte sie mit einem Aus- druck von Ungeduld, die nicht ohne eine kleine Beimischung von Geringschätzung war. „Er ist zufrieden, wenn ich mich unterhalte, denn er kann sich alsdann ja um so rückhaltloser seinen geliebten Geschäften widmen. Aber ich muß zur Putzmacherin! Verschlägt eS dir also nichts, mir die kleine Summe zu geben, so hast du wohl die Freundlichkeit, es sogleich zu tun —" Löwengard hatte das Portefeuille schon in der Hand, „dreihundert, sagtest du, nicht wahr ? Nun, du wirst mir hoffentlich nicht böse sein, wenn es fünfhundert sind. Aber in Zu kunft —" Herta warf sich an seinen Hals und ver schloß ihm den Mund mit einem herzhaften Kuß. „Keine Predigt, um des Himmels willen, keine Predigt! Du bist und bleibst ja doch der Allerbeste. Ich war eine rechte Närrin, daß ich dich verlassen konnte." „Nun, nun! Gut, daß mein verehrter Schwiegersohn das nicht hat hören können! Und ein wenig mehr Sparsamkeit könnte dir wirklich nicht schaden, du unverbesserliche kleine Ver schwenderin!^ Herta steckte die fünf blauen Kassenscheine achtlos zusammengeknittert in die Tasche ihres Kleides, nachdem ein Versuch, sie in dem win zigen Portemonnaie unterzubringen, erfolglos geblieben war. Dann rückte sie sich vor dem Spiegel, der daS Sofa bekrönte, ihr etwas ver schobenes Hütchen zurecht und reichte ihrem Vater hastig zum Abschied die Hand. „Adieu! Ich muß wirklich eilen, denn ich habe Frau von Friedheim versprochen, sie um zwei Uhr zur Probe des Festspiels abzuholen. Übrigens rechne ich mit Bestimmtheit darauf, die Gemüter nicht zu erregen. Spanien möchte wohl, aber England und Portugal werden sich hüten.) Russland. * Großfürst Nikolai Nikolajewitsch ist zum Oberkommandierenden des ge samten russischen Heeres ausersehen. * Der Streik zeigt bisher keinerlei beun ruhigende Formen. Wenn auch ein beträcht licher Teil der industriellen Arbeiterschaft der Großstädte noch im Ausstande beharrt, so ist doch der Plan der sozial-revolutionären Agi tatoren, die gesamte Arbeiterschaft zum Streik zu veranlassen, als gescheirert anzusehen. Denn sowohl in der Mehrzahl der staatlichen und kommunalen Betriebe Moskaus und Petersburgs, als auch in einigen großen privaten Unternehmen wurde die Arbeit nicht niedergelegt, vielmehr stehen die städtischen Werke sowie die großen Fabriken in vollem Betriebe; der Verkehr auf den Eisenbahnen ist der normale. Die Buchdrucker streiken, infolge dessen sind keine Zeitungen erschienen. Die Ordnung ist vollständig aufrecht erhalten. — (Das an der Petersburger Börse verbreitete Gerücht von der bevorstehenden Abdankung Stolypins wird für unbegründet erklärt und ebenso die Gerüchte über den Rücktritt des Kriegsministers Roediger.) * Von den Teilnehmern an der Meuterei in Sweaborg find die Finnländer den finnischen Behörden übergeben worden; sie werden von finnischen Gerichten nach finnischem Recht abgeurteilt werden und Gefängnis strafe erhalten. Die Russen erwartet nach russischem Gesetz die Todesstrafe. Balkanstaaten. *Die bulgarische Regierung be schwerte sich in einer längeren und ernsten Note bei der Pforte wegen der Verurteilung von Bulgaren in Mazedonien. Amerika. * Der in Rio de Janeiro tagende all- amerikanische Kongreß nahm grund sätzlich die Schiedsgerichtsfrage an und empfahl allen auf dem Kongreß vertretenen Re gierungen, Vertreter zum HaagerFriedens- kongreß zu senden mit Instruktionen, für weitestgehende, für alle Nattonen annehmbare Schiedsgerichtsverträge warm einzutteten. -Afrika. *Das Kapstädter Ackerbaumini sterium ist im Begriff, vier junge Leute von Staats wegen zum Studium der Weinkultur und der Weinerzeuguna nach Deutschland zu entsenden. Der Studienplan schließt den Besuch der Weinbauschule in Geisenheim und eine praktische Lehrzeit bei großen rheinischen Weinbauern ein. Die Auswahl der vier Wein baustudenten erfolgt im Wege einer Prüfung namentlich auch in der deutschen Sprache, deren fließende Beherrschung verlangt wird. Asten. *Die Handelsverhältnisse in der Man dschurei, wie sie sich seit dem Portsmouther Frieden entwickelt haben, sind schon häufig Gegenstand von Beschwerden in der englischen Presse gewesen. In dem unter Japans Militär Herrschaft stehenden Teile des Landes spielt auch der japanische Handel je länger, je mehr die weitaus größte Rolle. Die japanische Regierung unternimmt nun in einer an die Mächte gerichteten Mitteilung den Nachweis, daß ihrerseits nichts geschehen sei, was die Betätigung fremder Handelsunter nehmungen hinderte; die Schuld liege vielmehr an den Chinesen, die auch das Handelsvorrecht Rußlands im Norden der Mandschurei ruhig duldeten. Der Mailer unä äie englilcke flotte. ob. In anziehender Weise plaudert ein an scheinend Eingeweihter im neuesten Heft des /Neunzehnten Jahrhunderts' über den deutschen Kaiser und sein Verhältnis zur englischen Flotte. Obgleich andre auswärtige Fürsten und dich am Donnerstag bei uns zu sehen. Wir werden auch einen berühmten schwedischen Klaviervirtuosen haben, dessen Namen ich nur leider wieder vergessen. Ich verspreche dir also einen höchst amüsanten Abend!" Von der Schwelle aus nickte sie ihm noch einmal mit holdem Lächeln zu; dann fielen die Türvorhänge wieder hinter ihr zusammen. 3. Es war zwei Tage später um die Vor mittagszeit, da hielt eine geschlossene Droschke, die in langsamer Fahrt die Straße hinauf gekommen war, vor Julius Löwengaards Haus. Ein gut gekleideter Herr stieg aus, um die Glocke zn ziehen. Wenige Minuten später wurden die großen Torflügel von innen ge öffnet und das unscheinbare Fuhrwerk rollte in die Einfahrt, die sich sonst nur für die ele ganten Equipagen vornehmer Besucher erschloß. Mit einem bestürzten Gesicht stand der Diener am Fuße der breiten Marmortteppe. „Also hat der junge Herr doch ein Unglück mit dem abscheulichen Gaul gehabt. Aber es ist hoffentlich nicht gefährlich?" Der fremde Herr, der sich der Dienerschaft mit einigen kurzen Worten als Arzt zu erkennen gegeben hatte, schüttelte den Kopf. „Er wird nicht daran sterben. Helfen Sie mir jetzt ein wenig! Nur vorsichtig, ganz vor sichtig! Stützen Sie die linke Schulter des Verwundeten! — So, legen Sie Ihre« ge sunden Arm um meinen Hals, Herr Löwen gaard I Dann kommen wir die wenigen Stufen ganz gut hinauf! Es gibt doch hier Monarchen, heißt eS da, zu Ehren-Offizieren der englischen Flotte gemacht wurden, so ist der deutsche Kaiser doch gegenwärtig der einzige, der einen höheren Rang bekleidet. Auch dieser Rang wurde ihm nur ehrenhalber verliehen, aber Se. Majestät hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, daß er die englische Uniform mit Stolz trägt, und er kann sich rühmen, daß er der einzige Herrscher eines fremden Staates ist, der in neuester Zeit tatsächlich ein englisches Schiff kommandiert hat. Als er einst vor Malta ankam, teilte er der Admiralität mit, daß er am nächsten Tage ein englisches Kriegsschiff besuchen werde. In der Tat erschien der Kaiser auch an Bord, und seine Flagge wurde am Mast gehißt. Man glaubte allgemein, der Kaiser werde einen oberflächlichen Gang über die oberen Decks machen, dann einige Er frischungen zu sich nehmen und auf seine Jacht zurückkehren. Aber es kam anders. Als der Kaiser das Quarterdeck erreicht hatte, wo er von allen Offizieren mit militärischen Ehren empfangen wurde, zog er seinen Rock aus und erklärte, er sei bereit, das Schiff eingehend in Augenschein zu nehmen. Und nun begann die Wanderung, von den Panzertürmen zu den Maschinen und in den Kesselraum, und der Kommandant hatte genug zu tun, um alle Fragen zu beantworten, die der Kaiser über die Bauart und Ausrüstung des Schiffes an ihn richtete . . . Mit der ihm eigenen Lebhaftigkeit kroch der Kaiser in jeden Winkel und besah alles, und der Führer war so sehr in Anspruch genommen, daß er voll kommen seine Pflicht als Wirt vergaß und an das Frühstück nicht dachte. Als zuletzt die Inspektion beendet war und der Kaiser den Kommandanten Zu seinem schönen Schiff be glückwünscht hatte, ging er die Fallreep hinunter feiner Dampfjacht zu. Beim Abschied sagte er zu dem Kommandanten: „Ihr habt anscheinend das längste Schiff in der englischen Marine!" -- „Ach nein !" entgegnete der Angeredete, es ist nur 420 Fuß lang!" — „Nein, nein!" sagte darauf der Kaiser, „Ihr seid im Irrtum!" und nun fiel dem Kommandanten erst ein, daß die Bezeichnung ..wnx-edips in ibs nsvz>" (längsten Schiffe der Marine) auf jene Schiffe angewandt wird, auf welchen zwischen den einzelnen Mahlzeiten un verhältnismäßig lange Zwischenräume liegen. Er erinnerte sich daran, daß er vergessen habe, dem Kaiser einen Imbiß anzubieten und bat ihn, in die Messe zurückzukehren. Der Kaiser lehnte je doch ab, sagte aber beim Abschiede: „Am 27. Januar ist mein Geburtstag, und mein Be fehl lautet, daß Ihr an diesem Tage alle Eure Mitkommandanten zu einem Diner einladet und auf meine Gesundheit trinkt!" Dann verließ der Kaiser das Schiff, noch im Heruntersteigen über den Zwischenfall lächelnd. Als der Geburtstag des Kaisers kam, fand an Bord des Schiffes ein großes Festessen statt, das ungemein heiter verlies. Während desselben wurde ein Telegramm an den Kaiser abgesandt, das den Inhalt hatte: „Die Befehle unsres Admirals sind ausgeführt worden, und wir haben auf das Wohl Ew. Majestät getrunken. Aber in einem Punkte können wir Ew. Majestät nicht rocht geben, wir können nicht finden, daß das Schiff ein langes ist!" Der Kaiser soll in seiner Antwort seiner Freude Ausdruck gegeben haben, daß die Gast freundschaft an Bord des „Dreadnought" alle Teilnehmer befriedigte. Von unci f^ern. Die Nonncnplage wütet in Niederschlefien. In Lauban wurden schon über 100 000 Nonnen weibchen vernichtet. Doch ist von einer Abnahme des Schädlings nichts zu spüren. An jedem Morgen sind die Baumstämme wie bedeckt von den Faltern, ein Anblick, der jedem Forstmann und jedem Waldfreunde herzlich leid tun muß, Eine wichtige Erfindung für Straßen bahnen hat der Schlossermeister Th. Huber in Karlsruhe gemacht. Es ist eine 'Vorrichtung für die Umstellung der Weichenzungen btt Straßenbahnen und zwar vom Führerftaude ans durch eine Fußbewegung. Die ganze Einrich tung soll billig herzustellen sein und tadellos funktionieren. Sie ist bereits unter Musterschutz und Patent gestellt. im Parterre ein Zimmer mit einem bequemen Ruhebett?" Mit aschfahlem Gesicht, den Kopf und den rechten Oberarm dick verbunden, war Cäsar Löwengaard aus dem Innern der Droschke zum Vorschein gekommen. Er litt offenbar emp findliche Schmerzen; denn er ächzte und stöhnte unausgesetzt, während ihn der Arzt und der Diener über die erste niedrige Treppe ge leiteten. Erst als er in einem der nächsten Ge mächer auf dem breiten Diwan niedergelegt worden war, schien er sich etwas weniger unbe haglich zu fühlen. Er ermannte sich jetzt dazu, einige zusammenhängende Worte zu sprechen. „Wenn doch die verd . . . Bestie das Gdnick gebrochen hätte! Der T . . . mag mit dieser Kanaille von einem Gaul fertig werden! — Ach, Doktor, das da oben an der Brust tut ganz schauderhaft weh!" „Sie haben eben das Schlüsselbein ge brochen," meinte der Arzt ruhig, „und es sind da noch ein paar kleine Zerreißungen. Das Beste ist, wenn Sie sich ganz still verhalten. Man muß Ihnen sogleich ein ordentliches Bett in diesem Zimmer aufstellen, denn es ist not wendig, das; Sie hier unten bleiben." Der Verwundete begann von Neuem zu ächzen; der Doktor aber, der den Fall nicht sehr tragisch zu nehmen schien, ersuchte den Diener, ihn nunmehr bei dem Herrn des Hauses zu melden. Doch es bedurfte solcher Förmlich keiten nicht mehr. Julius Löwengaard, der von dem Pförtner von dem Vorgefallenen bereits unterrichtet worden war, trat mit allen Anzeichen des Entsetzens ins Zimmer.
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