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Ottendorfer Zeitung. Die „Vttendorfer Zeitung" erscheint Dienstag, Donners- tag und Sonnabend abends. 8 ezugspreis vierteljährlich I Mark. Durch die Post bezogen »,2V Mark. Annahme »an Inseraten bi, »«intttag i» Uhr.jj Unserat« werden mtt ,o Pf üfitr dl« Spaltzeü« berechn» LabellarischrrjSatz nach besonderem Tarif Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Druck und Verlag vor. Hermann Rühle in Aroß-Gkriila. Mr die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Dkrilla Nr. 97. Sonntag, den 12. August 1906. 6. Jahrgang. Aonnenfatter ßetr. Nachdem festgestellt worden ist, daß in einigen benachbarten Forstrevieren der so überaus schädliche Nonnenfalter aufgetreten und, wie neuerliche Feststellungen ergeben haben, derselbe auch in den sogenannten bäuerlichen Waldungen zu beobachten gewesen ist, so wird gemäß einer Verordnung der Königlichen Amtshauptmannschaft Dresden-Neustadt hiermit den Waldbesitzenden aufgegeben, auf das Auftreten des Schädlings ihr besonderes Augen merk zu richten und seine Vertilgung unverzüglich und mit allen Mitteln vorzunehmen. Es ist hierbei das sUlÜKlivbe, sorKtültiAtz der Holzbestände erforderlich. Dabei auftretende Weibchen sind nicht nur zu töten, sondern womöglich zu verbrennen, um einer Entwickelung bereits befruchteter Eier vorzubeugen. Zuwiderhandlungen werden in Gemäßheit von § 3 Absatz 2 des Gesetzes, den Schutz von Waldungen gegen schädliche Insekten betreffend, vom 17. Juli 1876 mit einer delä- 8truke bis ru 150 Mark desti utt. Die Gemeindeverwaltungen sind angewiesen worden, die ^.uskübrunK lUeseo 8vkutL- und V6rtilKUNA8iüU88rv86ln KeböriA su üdvnrvuebtzn, etwaige Zuwider handlungen aber ungesäumt der Königlichen Amtshauptmannschaft anzuzeigen. Ottonäork-Uoriträork, am 6. August 1906. Der Gemeindevorstand. Oertlichrs und Sächsisches. Gttendorf-Vkrilla, den p. August MS. Dresden. Eine neue Schiffsbewegung mittels „Turbinen-Propeller" vom Ingenieur Osc. Moeke zu Dresden-A, Hosmannstr. 45-, wurde vor Fachleuten und Vertretern der Presse von Herrn E. v Sierakowski heute in Dresden vorgesührt. Dieser Turbinen-Propeller ist eine höchst einfache, sichelförmig geschweifte, zwei- flügeliche Schiffsschraube, die sowohl mit Dampi als auch mit Luftdruck direkt vom Kessel aus ohne jede Maschine in Bewegung gesetzt wird. Weißer Hirsch. Ein frecher Diebstahl wurde am Mittwoch hier von dem 10 Jahre alten Schulmädchen Hartmann aus Dresden ausgeführt. ES hatte sich bei einem hiesigen Flcischermeister eingeschlichen und aus dem offenstehenden Geldschrank gegen 50 Mk. gestohlen Von diesem Geld hatte sich die Diebin verschiedenen Tand gekauft, war einige Male die Schwebe bahn auf und ab gefahren und wurde endlich in Löschung von der aufmerksam gemachten Polizei festgenommen. Das Mädchen hat sich schon zweimal an fremdem Eigentum oergriff n Pulsnitz. In große Betrübnis ist die Familie des Bandwebers August Prescher in Ohorn Oberdorf Nr- 12 versetzt worden. Am Mittwoch der vergangenen Woche entfernte sich di« geistesschwache Ehefrau Preschers, um einen kurzen Spaziergang nach dem nahen Wald zu unternehmen, von den sie nach ihrer Aussage bald wieder heimkehren wollte. Bis heute ist sie aber noch nicht zurückgekehrt und alle Nach forschungen sind bis jetzt erfolglos geblieben. Frau Wilhelmine Prescher hat sich wahr scheinlich verirrt und ist irgendwo entkräftet im Walde liegen geblieben. Tie betrübten An gehörigen erbitten Nachricht über ihren Verbleib. Schmilka. Am Dienstag abend fuhr hier direkt am Wachtschiff der mit Kohlen beladene Kahn des Schiffeigners Wesner auö Meißen fest. Der Kahn sollte mittelst eines Dampfers aus seiner Lage durch Wegziehen befreit werden, was sich aber nicht aussühren ließ, da wädrend der folgenden Nacht dec Wasscrstand der Elbe erheblich gefallen und der Elbheger, auf welchem dieses Schiff liegt, fast gänzlich frei geworden war. Bqutzen. Noch rauchen die Trümmer der acht niedergebrannten Gebäude in Radibor, so kommt schon wieder die Kunde von einem Neuen verhexenden Feuer, das gestern vormittag in Gleina bei Guttau gewütet hat und dem sechs Gebäude zum Opfer gefallen sind. Kmz nach 11 Uhr mittags ging die Scheune des Gutsbesitzers August Fritschs in Flammen auf. Das Feuer griff sogleich auf die nebenanstehende Scheune des Gutsbesitzers August Kottwitz über Die Flammen züngelten weiter unü setzten noch da» massive Wohnhaus und die Stallungen des Herrn Kottwitz, sowie das aus Fachwerk bestehende, hart gedeckte Wohnhaus und das Stallgebäude Fritsches in Brand, so daß nun mehr diese zwei Wirtschaften einen großen rauchenden Trümmerhaufen bilden. Der Schaden ist sehr groß, da die ganze, zum größten Teil schon eingebrachte Ernte vernichtet ist. Ferner sind auch viele landwirtschaftliche Maschinen und Geräte, sowie verschiedenes Mobilar ver brannt. Das Vieh konnte gerettet werden. Von den beiden Kalamitosen hat nur Kottwitz versichert. Die Brandursache wird auf Fahr lässigkeit spielender Kinder zurückgeführt. Meißen. In vorvergangener Nacht '/2 t Uhr brach in der Wohnung der Auszüglerswitwe Schale in Meißen-Fischergaße auf bis jetzt un ermittelte Weise Feuer aus. Die Wohnung befindet sick in einem Seitengebäude über dem Waschhause. Die 81 Jahre alte Bewohnerin war krank und hinfällig und sollte am Donnerstag zur Verpflegung ins Meißner Stadtkrankenhaus gebracht werden. Um ^/,11 Uhr nachts ist die alte Frau in der Nähe des Gasthauses zur Drossel getroffen worden, sodaß anzunehmen ist, daß sie sich, um der Unterbringung nach dem Krankenhause zu entgehen mit Selbstmordgedanken getragen hat. Wenn dies der Fall war, dann dürste die Entstehung des Brandes auch aus die Frau zurückzusühren sein. Als die zuerst herbeigeeilten Leute in die Wohnung eindrangen, fanden sie die Bewohnerin in dem brennenden Holzkorbe sitzend und bewußtlos vor. Ihre Kleider waren bereits angekohlt. Die Frau wurde nun sofort in die Waschküche und später in die freiere Hausflur gebracht. Hier wurden von Sanitätern ununterbrochen fast »/. Stunden lang, bis zum Eintreffen eines Arztes, Wieder belebungsversuche, leider ohne Erfolg, gemacht. Der Arzt stellte nur den bereits eingetretenen Tod der Frau fest. — In Seußlitz und Diesbar an der Elbe sind die Aussichten bezüglich der Weinernte nicht günstig. Die Weinstöcke sind zum größten Teile vom Mehltau befallen, die Blätter werden vorzeitig gelb und die Beeren schwarz. Trotz Bespritzens und Schwefelns der Stöcke hat sich die Krankheit ausgebreitet und vernichtet die Hoffnung auf eine gute Ernte. Deutschenbora. In große Aufregung >nd tiefe Trauer wurde die Familie des Hofarbeiters Pfennig von hier versetzt. Die Eltern waren frühzeitig aus dem Hofe zur Arbeit gegangen, ihre beiden Kinder noch schlafend der Aufsicht einer etwas schwerhörenden Mitbewohnerin überlassend. Die Kinder müßen aber erwacht sein und haben jevenfalls Gelegenheit gefunden mit in der Nähe des Bettes liegenden Streich hölzchen zu spielen. Diese haben sich entzündet sind in der Angst weg, und zwar von dem älteren drei- bis vierjährigen Bruder unbewußt in das Bett des jüngeren, über ein Jahr alten Kindes geworfen worden, wodurch sich das Bett entzündete und infolgedessen das -darin schlafende Kind auf das schrecklichste verbrannt wurde. Das Gewimmer und Schreien des Kindes wurde von der schwerhörenden Aufsichts person erst zu spät bemerkt. Die Hautfetzen hangen dem armen Kinde bereits vom Leibe und eiuzelne Körperteile waren schon verbrannt. Trotz schneller ärztlicher Hilfe starb das un glückliche Kind nach dreistündigem furchtbaren Leiden.« Döbeln. Ein Konflikt zwischen den Kranken kassenärzten und der Verwaltung der gemeinsamen K-meindekrankenversicherung des Amtsgerichts- bezirktS Döbeln, der seit längere Zeit schwebte, ist kürzlich durch die Vermittlung der Königlichen Amtshauptmannschaft beendet worden. Es hatte sich nämlich herausgestellt, daß die Verwaltung der gemeinsamen Gemeindekrankenversicherung des Amtsgerichtsbezirks Döbeln den Kranken* kafsenärzten gegenüber die Durchschnittszahl der Kassenmitglieder viel zu gering angab. Bisher erhielten die Aerzte ein Fixum. Da der Be stimmung seiner Höhe die Annahme eines Mitgliederbestandes von 3000 zugrunde lag, so bedeudete die Verheimlichung eines höheren Mitgliederbestandes für die Aerzte einen sehr ansehnlichen Verlust. Nach der Mitteilung des ärztlichen Korrespondenzblattes war ihre Be zahlung überhaupt ziemlich gering. Trotzdem wies die Kaffe die ärztlichen Forderungen, regel mäßig den Mitgliederbestand anzugeben und künftig ein angemeff-nes Pauschale zu zahlen, rundweg ab, obgleich nur ein Mitgliedsdeitrag von 1,8 Prozent erhoben wurde. Unter Mit wirkung der Königlichen Amtshauptmannschaft ist nunmehr eine Einigung zustande gekommen. Danach verpflichtet sich die Kaffe, künftig ein Pauschale von 3 Mk. — nach dem Durchschnitt des Mitgliederbestandes vom 30 Juni bis 30. Dezember jedes Jahr berechnet — zu zahlen Die Behandlung überwiesener Kranken muß besonders vergütet werden. Freiberg. Hier wird noch in diesem Jahre eine neue Taselglasfabrik erbaut. Leipzig. In den Abendstunden ist im Rosental in der Nähe des Mückenschlößchen ein Liebespaar von einem Unbekannten angehalten worden, der sich für einen Polizetbeamten ausgegeben und von dem männliche Begleiter wegen einer an geblich vorliegenden Uebertretung eine Geld strafe gefordert hat. Der Angehaltene fühlte sich nicht schuldig. Er drang vielmehr selbst darauf, zur nächsten Polizeiwache zu gehen. Auf dem Wege dahin ergriff der Unbekannte die Flucht. Er ist im Dunkel der Nacht ent kommen. Der falsche Polizeibeamte, der Liebes- paare noch fernerhin zu brandschatzen suchen wird, ist 30 bis 35 Jahre alt, 1,70 Meter groß, er hat volles Gesicht, rötlichen Schnurr bart, trägt u. a. dunklen Anzug, grauen Ueberzieher und schwarzen, weichen Filzhut. Lunzenau. Der Bierkrieg nimmt auch hier schärfere Formen an. Eine hier statt gehabte äußerst zahlreich besuchte Volksver sammlung beschloß, Bier so lange zu meiden, bis die Brauereien das Bier wieder zu den alten Preisen abgeben. Auch Ringbier, welches noch von manchen Wirt zu den alten Preisen verkauft wird, soll auf alle Fälle nicht ge trunken werden. Döbertitz. Die noch junge Frau des Tagearbeiters Seiler Hai auf eigentümliche Weise den Lod gefunden. Während der Erntearbeit platzte ihr eine Krampfader am Beine, sodaß sich eine starke Blutung einstellte. Nach Anlegung eines notdürftigen Verbandes arbeitete die Frau weiter. Als am Abend der Arzt gerufen wurde, war es zu späs, die Be dauernswerte hatte sich bereits verblutet. Oberlungwitz. Der Gutsbesitzer Böhm aus Lukersdorf hatte, um das Feuer in seinem Ofen schneller zu entfachen, aus einer Kanne Petroleum gegoßen. Wie fast in allen der artigen Fällen entzündete das Feuer den Inhalt der Kanne und brachte diese zur Explosion, Das brennende Petroleum ergoß sich über die Kleider des Unglücklichen, die im Nu in Hellen Flammen standen. Trotzdem herzueilende Per sonen das Feuer bald ersticken konnten, sind die Verletzungen, die Böhm davongetragen hat, sehr schwere. Schönheide. Landtagsabgeordneter Eisen- werksbefltzer Hans Edler von Querfurth und Horst Edler von Querfurth kamen von der Jagd, als plötzlich die Pferde infolge Blitzschlags scheu wurden und durchgingen. Während der tollen Fahrt -- vom Wagen war die Deichsel abgebrochen — wurden die Insassen heraus geschleudert, wobei sie mehrfach Verletzungen erlitten. Zur fraglichen Zeit ging gerade eine Frau namens Landrock aus Neulehn-Stützen« grün die Straße entlang. Die Frau wurde von den Pferden überannt und schwer verletzt Sie erlitt eine Gehirnerschütterung und Ver letzungen am Kovf, an den Armen und am Rücken. Der Kutscher wurde nur leicht ver letzt. Die Pferde rasten in wilder Flucht bis nach Schönheiderhammer. Treuen. Die Stickerei- und Spitzen- Industrie, sowie die Gardinenerzeugung im Vogtlande hat in letzter Zeit außerordentlich belangreiche Aufträge erhalten, besonders aus England, Spanien, Frankreich und Südamerika. Die zum Teil langfristigen Aufträge erforderten in den meisten Betrieben eine Verlängerung der Arbeitszeit, teilweise sogar die Einrichtung von Nachtschichten. Cambric- und Mandapolam- Stickereien, Bluseneinsätze und tambourierte Artikel gehen gleichfalls sehr flott, und manche wertvolle Stickmaschine, welche im Jahre 1905 oft monatelang stillstehen mußte, konnte Heuer wieder in Gang gesetzt werden. Zwickau. Ein schrecklicher Unglücksfall er eignete sich am Freitag früh auf dem Haupt markt. Der 35 jährige Bergmann H. Kanis wollte auf einen Wagen der Elektrischen Straßenbahn springen. Hierbei geriet er unter den Räumer. Der rechte Fuß wurde ihm vollständig zerquetscht. Aus dem Vogtlande. Die Perlenfischerei die an der Elster auf ihrem ganzen Laufe durch das obere Vogtland und ihren sämtlichen Zuflüßen unter staatlicher Aufsicht betriebet» wird, hat im Jahre 1905 als Ausbeute er geben: 20 Helle Perlen (im Jahre vorher 16), 22 (36) halbhelle Perlen, 3 (3) Sandperlen und 24 (15) verdorbene Perlen. Außerdem wurden 13 Muscheln mit eingewachsenen Perlen gesunden. Sohl bei Adorf. Im Gasthof zur Krone sind in der Nacht zum Dienstag der Besitzerin 900 Mk. Geld gestohlen worden. Als Täter kommen zwei gut gekleidete fremde Männer in Betracht, auf die eifrig gefahndet wird. Oelsn itz i. V. Zur Erleichterung des Betriebsanschlußes von Handwerkern und Kleingewerbetreibenden an das hier im Ent stehen begriffene Elektrizitätswerk beabsichtigen die städtischen Kollegien, beim Königlichen Ministerium des Innern um StaatSunter- stützung bis zu 30000 Mark nachzusuchen. Die Unterstützung geschieht in der Weise, daß Darlehne für die elektrische Anlage und unter Umständen für Hilssmaschinen gewährt werden für die im ersten Jahre voraussichtlich über haupt keine Verzinsung, weiterhin auch nur eine Verzinsung von Prozent bis zu 3 Prozent verlangt wird. Zur Tilgung des dargeliehenen Kapitals wird eine Frist von fünfzehn Jahren bewilligt. Cranzahl t. Erzgeb. Unser als Kopf station der schmalspurigen Eisenbahn Eranzahl— Oberwiesental bekannte Ort ist in vergangener Nacht durch ein bedeutendes Schadenfeuer heimgesucht worden. In der alten Schneide mühle des Fabrikbesitzers Max Süß kam Feuer aus, das so schnell um sich griff, daß alle Löschversuche sich als vergeblich erwiesen haben. Auch ergriff das Feuer die sogenannte „Haasmühle", Herrn Karl Roscher gehörend und verwandelte dieselbe ebenfalls in einen Trümmerhaufen. Leider haben bei dem Brande, dessen Entstehungsursache noch unbe kannt ist, die Bewohner des oberen Stock werkes der „Haasmühle" fast ihre sämtlichen Habseligkeiten verloren.