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Ottendorfer Zeitung : 18.07.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-07-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190607182
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19060718
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19060718
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-07
- Tag 1906-07-18
-
Monat
1906-07
-
Jahr
1906
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 18.07.1906
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politische Kunälchau. Deutschland. * Der Kaiser hat sich von Hammerfest aus nach dem Nordkap begebenH, *Wie halbamtlich mitgeteilt wird, ist alles Notwendige geschehen, um den neuen vereinfachten deutschen Personen- und Gepäcktarif zum Frühjahr 1907 — zum 1. April oder 1. Mai — in Kraft setzen zu können. * Nach einer Verfügung des preußischen Kultusministers sollen die Regierungen einer Erhöhung der Lehrergehälter in Stadtgemeinden entgegenwirken, wenn da durch die Gleichmäßigkeit der Besoldung in Stadt und Land gefährdet wird. *Die Verhandlungen über die Grenz - regulierung zwischen dem deutschen und dem englischen Gebiet östlich und west lich vom Viktoria Nyanza-See schreiten be friedigend in der freundschaftlichsten Weise vor wärts. Man erwartet ihre baldige Beendigung. Die Hauptpunkte des Übereinkommens sind be reits festgesetzt worden. *Die kapländ isch e Negi eru n g zeigt jetzt in der Behandlung der aus dem süd- w est afrikanisch en Schutzgebiete auf englisches Gebiet übergetretenen Rebellen eine den deutschen Interessen entgegenkommende Haltung. Von Steinkopf sind 1000 Hottentotten — alte Männer, Frauen und Kinder — südlich nach Springfontein gebracht worden. Steinkopf liegt ziemlich nahe unsrer Südgrenze, in einer Entfernung von etwa 60 Kilometer. Die dort untergebrachten Eingeborenen sind nunmehr also um etwa 100 Kilometer weiter nach dem Süden verpflanzt worden. Das entspricht den deutschen Wünschen, da die Reichsregierung Wert darauf legen mutz, daß die Flüchtlinge möglichst weit von der Grenze entfernt gehalten werden. Lsterreich-Ungarn. * Durch eine einstimmige Beschlußfassung des österreichischen Abgeordneten hauses wurde die Regierung aufgefordert, ein Spezialgesetz über die Kontrolle der Ressort schulden der einzelnen Ministerien vorzulegen. Frankreich. * Was man nach dem Gange der Verhand lungen vor dem Pariser Kassations hofe mit Sicherheit kommen sah, ist eingetroffen: der höchste französische Gerichtshof hat dem ehe maligen Hauptmann Dreyfus, dessen furcht bares Schicksal in der ganzen Welt tiefes Mit gefühl erweckte, seine Ehre wiedergegeben und nach fast zwölfjährigem Kampfe, der die Republik in ihren Grundfesten erschütterte, der Gerechtig keit zum Siege verholfen. Der Kassationshof beschloß die Kassieru n g des Renneser Urteils ohne Verweisung an ein neues Kriegsgericht. Der Beschluß wurde mit Majorität gefaßt; man sagt, daß sechs Stimmen für die Verweisung waren. * Gelegentlich der Verhandlung über die Wiede rein st ellung des Hauptmanns Dreyfus in die Armee kam es zwischen dem Nationalisten Pugliesi und dem Unterstaats sekretär Sarraut zu T ät li ch k ei t en; das auf die Wiedereinstellung bezügliche Gesetz wurde mit 473 gegen 42 Stimmen angenommen. * Dreyfus und Picquart wurden von der Regierung für den Orden der Ehren legion vorgeschlagen. *Die Regierung hat ein Gelb buch über Marokko ausgegeben. Das Gelbbuch enthält nichts Neues. Vor allem gibt es keiner lei Aufschlüsse über die diplomatischen Verhand lungen, die der Konferenz von Algeciras voraufgingen. *Der Senat hat die Amnestievor lage in der Form der Kammerbeschlüsse mit 265 gegen 2 Stimmen angenommen. England. * Im Unterhaus gab bei der Beratung des Heeresetats Kri e g s m i nist er Haldane eine längere Erklärung über die Vor schläge der Regierung für die Reorganisation des Heeres und Lie Verminderung der Ausgaben ab. Das Ergebnis dieser Vorschläge sei, daß, während gewisse Verminderungen im Friedensetat möglich seien, England noch imstande sei, ein Expeditions korps von 150 000 Mann nach auswärts zu entsenden und die tatsächliche Stärke dieser Streitmacht unvermindert während der ersten Stadien des Feldzuges aufrecht zu erhalten. Bei der Organisation des Expeditionskorps habe die Regierung sich leiten lassen von der Mög lichkeit, daß eine lange Friedenszeit komme, oder daß alle Nationen sich entschließen, ihre Mstungen in großem Maße herabzummdern. Die Regierung habe deshalb einen Spiel raum gelassen, so daß die Streitmacht zu sammengezogen oder vergrößert werden könne, je nach dem Stande der Politik. Der Not ¬ wendigkeit einer Herabsetzung der Heeresausgaben stimme er zu. Italien. *Die Polizei hat seit dem Attentats versuch auf das spanische Königspaar ein wach sames Auge auf verdächtige Personen. Als die Polizei in Ancona bei einem gewissen Poretta eine Haussuchung veranstaltete, warf dieser drei verpackte Gegenstände in den Abort. Wie sich herausstellte, waren es Dynamit bomben. Poretta erklärte, er sei nie Anarchist gewesen und habe die Bomben zum Fischfang benützen wollen. Der unheimliche Fund wurde dem Artillerie-Laboratorium zur weiteren Unter suchung überwiesen. Ruhland. * Die Unruhenin den einzelnen Militär- abteilungen wiederholen sich fast täglich trotz aller strengen Maßregeln, die der Zar gegen die widerstrebenden Soldaten angewendet hat. Die Soldaten mehrerer Linienregimenter erklärten sich mit allen Forderungen der radi kalen Mitglieder der Reichsduma einver standen und verpflichteten sich untereinander durch Eid und Handschlag, die Beschlüsse der Volksvertretung notwendigenfalls mit Gewalt durchzusetzen. *Jn Petersburg verlautet, das Kabinett Goremykin werde 'in den nächsten Tagen durch ein parlamentarisches Ministerium abgelöst werden. Der Wegebauminister General von Schaufuß teilte einem bekannten Großindustriellen mit, das gesamte Mstnster- kabinett werde seinen Abschied einreichen. Das selbe äußerte auch der Finanzminister Kokowzew. * Durch einen geheimen Runderlaß untersagte der Heilige Synod unter An drohung schwerer Strafen das Drucken politischer Broschüren und Aufrufe in den Klosterdruckereien. Anlaß zu diesem Einschreiten dex Kirchenbehörde gab unter anderem der Um stand, daß in der Kathedrale zur „Himmelfahrt Mariä" in Kiew in einem unterirdischen Raume eine Druckmaschine gefunden wurde, auf.der aufhetzerische Proklamationen, insbesondere Auf rufe zu Judenhetzen vervielfältigt wor den sind. * A d mi r a lT s ch u k n i n, den ein Matrose durch vier Revolverschüsse schwer verwundete, ist ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben, g estorb en. * In Warschau herrscht ungeheure Auf regung, weil die jüdische Einwohnerschaft auf Grund von zahlreichen Drohungen den Aus bruch von Judenhehen befürchtet. Viele jüdische Familien flüchten infolgedessen aus der Stadt; über 30000 Juden haben schon Warschau verlassen. In den Judenvierteln sind alle Läden geschlossen, Frauen und Kinder betreten die Straßen nur unter dem Geleit von Männern. Amerika. * Präsident Roosevelt beabsichtigt, die Verhandlungen mit Deutschland über einen neuen Handelsvertrag erst beginnen zu lassen, wenn die im September bevorstehenden Kongreßwahlen stattgefunden haben. Je nach Ausfall der Wahlen wird der Präsident den Kongreß, dessen ordentliche Tagung erst im März 1907 ftattfinden würde, noch im Herbst zu einer Vertagung einberufen, um zu versuchen, ob er durch den neuen Kongreß einzelne Zoll sätze, an denen Deutschland ein besonderes Interesse hat, ermäßigt erbält. - " - : ' Afrika. *Die Engländer haben in Natal einen nicht zu unterschützenden Erfolg zu verzeichnen. Die aufständischen Zulu - Häuptlinge Messini und Ndhlovutkatimuni haben sich den englischen Truppen ergeben. *Der Generalstabschef der marokkani schen Sultanstruppen Fahab erlag feinen im letzten Gefechte gegen den Prätendenten erhaltenen Wunden. BetrNgsproZetz v. Zander. In der Frettagssitzung fand nur das Plaidoyer des Staatsanwalts Schwedersky statt, da der An geklagte Major v. Zander nachdem der Staats anwalt seine Ausführungen beendet hatte, erklärte, den Verhandlungen nicht mehr folgen zu können. Gleich nach Eröffnung der Sitzung erhält zu seinem Plaidoyer das Wort Staatsanwalt Schwedersky: Meine Herren Geschworenen! Eine ganz ungewöhn lich schwierige und verantwortungsvolle Aufgabe ist Ihnen zuteil geworden, die an Ihre Opferwilligkeit, Ausdauer, Gedächtnis und Urteilskraft die aller höchsten Anforderungen gestellt hat und noch stellen wird. Nack vier Wochen langer Verhandlung sollen Sie auf mehrere hundert Schuldfragen und Schuldmaßfragen die richtige Antwort finden. Sie werden sich Ihrer verantwortungsvollen Aufgabe nm so Mehr bewußt sein, als den Angeklagten wahrschein lich nicht an der Wiege gesungen ist, daß sie dereinst vor dem Schwurgericht stehen würden wegen der schwersten und schimpflichsten Straftaten, die das Strafgesetzbuch kennt, als es sich hier uni Menschen handelt, die nach Herkunft, Bildung und ihrer ganzen sozialen Stellung davor hätten bewahrt sein sollen und können, mit dem Strafgesetzbuch in Konflikt zu geraten. Wir alle empfinden tiefes Mitleid mit dem Angeklagten v. Zander, der durch die leicht fertigste, vielleicht auch krankhafte Verschwendung feiner Frau, durch ihren Hunger nach Luxus in diese Schwierigkeiten geraten ist, aber auch durch eigene Schwäche und falsche Scham hier auf die An klagebank gekommen ist. Auch seiner Frau versagen wir tiefes Mitleid nicht. Hysterisch, psychopatisch belastet, hat sie nie gelernt,' sich irgendwelche Wünsche zu ver sagen, nie gelernt, ihre Begierden, ihr Verlangen durch Überlegung, durch Vernunft zu zügeln. Aber all dies Mitgefühl, m. H. Geschworenen, darf Sie nicht beirren, pflichtgemäß Ihr Urteil zu sprechen. Sie haben alles, was außerhalb dieses Saales an Sie herangetreten ist, auszuscheiden, alles was entnom men ist aus den Preßberichten, alles was Sie aus Zuschriften erfahren haben. Als Unterlage für Ihr Urteil dienen die Aussagen der Zeugen, auch die der Angeklagten. Aber nicht jedes Wort, das die Ange klagten hier gesprochen haben, dürfen Sie für bare Münze nehmen. Um die Gründe des eigenartigen finanziellen und moralischen Zusammenbruches des Angeklagten zu erklären, muß man mindestens bis zum Jahre 1890, dem Jahre der Eheschließung zurückgehcn. Der Staatsanwalt setzt in längeren Ausführungen auseinander, wie schon 1890—1896 der Angeklagte bei Bandel'. Grothe, Lüttich über 35 000 Mk. Schulden ausnahm, dabei seine Lebens versicherungspolice verpfändete und sonstige, nicht vorhandene Sicherheiten gab. Er sei trotzdem fort gesetzt in Zahlungsschwierigkeiten gewesen, habe Hauswirte, Reserve- und Landwehrofstziere an borgen müssen und sogar vom Feldwebel und aus der Kantinenkasse kleinere Summen geliehen. 3000 Mk. schoß ihni durch eine höchst bedenkliche Anleihe der Lieferant dcrKantine vor. Der Staatsanwalt beleuchtete dann die einzelnen Geschäfte v. Zanders und äußert dann: Gewiß wird niemand von uns Arbeit^ für eine Schande halten. Aber so empört auch Herr v. Zander über meine Bemerkung war, muß ich wiederholen: Es ist etwas andres,:, zu arbeiten, als lediglich für. die Vermittlertätigkeit in Grundstücken, die für einen alten Offizier kaum fair ist, Geld ein zustecken. Aber viel schlimmer ist, dstß der Ange klagte sich von Gerichtsvollziehern Geld geborgt und trotz ehrenwörtlichen Versprechens nicht rechtzeitig znrückgegeben hat. Er als alter Offizier hat sich nicht gescheut, Orden und Ehrenzeichen zu versetzen, hat sich hinter die Ausrede verkrochen, auch: Friedrich der Große habe seine Orden versetzt, um den Staat zu retten. Am 13. Februar 1905, als der letzte Vertrag mit Lüttich perfekt wurde, hatte der Angeklagte alle Aussicht auf größeren Gewinn verloren. Daß er sich dessen selbst bewußt war, zeigen seine Be mühungen, durch seinen Jugendfreund Finanzminister Frhrn. v. Rheinbaben oder durch den Fürsten vom Donnersmarck eine bescheidene Stellung irgendwo zu bekommen, Schloß Wöltingerode zu vermieten oder dort ein Pensionat einzurichten. Es ist nicht wahr, daß der Angeklagte durch seine Verhaftung aus einem großen, leichten Gewinn versprechenden Geschäfte herausgerissen wurde. Der Staatsanwalt geht dann auf die Machenschaften der Angeklagten Frau v. Zander ein. Sie hat ohne jede Rücksicht auf die Zahlungsmöglichkeit gekauft, wonach ihr der Sinn stand, ganz gleichgültig, ob ihr Mann sie Mit Hoffnungen tränkte oder die ver- zweifeUstefl'Briefe schrieb. Kein Zweifel, daß sie die entstandene Schuldenlast kannte, zumal sie selbst vielfach hatte Schuldscheine mit unterschreiben muffen. An dem Tage,' ay dem, der Angeklagte seiner Frau schreibt, daß er auf absehbare-Zeit kein Geld mehm austreiben könne, an dem Tage, an dem er ver zweifelt in das Tagebuch einträgt: „Wenn sich Marie nur nicht das Leben nimmt!" soas tut da Marie? Sie bestellt bei Borchardt in Berlin für weit über 1000 Mark'Hummern, Austern und Kaviar (Heiterkeit), angeblich um die feine Küche zu erlernen. Nun ist ja richtig, daß. hei einer hysterischen Frau die Hcmmuugsvorstellungen gegen den verbrecherischen Trieb besonders schwach sind. Aber Willensschwäche verminoert nur die Zurechnungsfähigkeit, schließt aber die freie Willensbestimmung nicht.ganz aus. Ist also Frau v. Zander auch strafrechtlich ver antwortlich, so bitte ich ihr doch Milderungs gründe in weitestem Umfange zuzubilligen rind deshalb zu ihren Gunsten die Frage nach einer fortgesetzten Handlung und nach mildernden Umständen zu bejahen. Der Staatsanwalt bittet endlich die Geschworenen, gegen v. Zander die Fragen nach betrügerischem Bankrott und gegen Lüttich nach Beihilfe hierzu zu bejahen. Der Staatsanwalt beantragt in beiden Fällen den An geklagten mildernde Umstände zuzubilligen. Gegen den Angeklagten läßt der Staatsanwalt die Anklage wegen Betruges, gegen Frau v. Zander die An klage wegen Meineides fallen. Der Staatsanwalt schließt mit der Bitte, den Angeklagten nach seinen Anträgen schuldig zu sprechen. Sodann wird die Verhandlung vertagt. Von unä fern. Schweres Sturmwetter, begleitet von Regenböen, herrschte in der Nordsee und in der Elbmündung. Die holländische Tjalk „Cornelia Jakobine" wurde vom Sturm gegen das Elb- feuerschiff 2 geworfen und schwer beschädigt in Kuxhaven eingeschleppt. In der Elbmündung treibt der holländische Segler „Elisabeth" mit Notsignal. Hilfsdampfer sind unterwegs. Nach den Berichten vieler aus See flüchtend ein kommender Schiffe war das Sturmwetter dort ungewöhnlich schwer. Da die gesamte Fischer flotte und viele Küstensegler während des Sturmes auf See waren, scheinen Hiobsposten unvermeidlich. Besuch französischer Arzte in Deutsch land. Dem vor einigen Jahrm stattgehablen Besuche französischer Ingenieure, insbesondere der Stadt Paris, folgt in diesem Jahre ein solcher von französischen Ärzten, die eine Studienreise durch Deutschland zu unternehmen beabsichtigen. Die Herren treffen am 12. August mit ihren Damen zu einem zweitägigen Auf enthalt zunächst in Wiesbaden ein, von wo aus sie die hervorragendsten Städte Deutschlands aufsuchen werden. Die Franzosen bezwecken mit ihrer Reise' hauptsächlich das Studium von Sanatorien und.Krankenhäusern. O 6m frauenleben. H Erzählung von Fritz Reutter. (ForUetzungN „Mes?" erwidert Bruno mit kaum ernstgemeinter Herzlichkeit. „Als ich dich ver ließ, dachtest du doch an nichts andres, als an die Jagd und deine Landwirtschaft, so daß dir kein Gedanke für eine Frau übrig blieb. So erzähle mir doch rasch, wie sie dein Herz be zwang. War es durch irgendwelchen tollkühnen Ritt im Jägdgehege? Durch Anmut im Tennisspiel? Ist sie eine moderne Amazone? Ich kann mir nicht denken, daß irgend ein andres Mädchen sich einen Platz in deinen Ge danken, deinem Herzen hätte erobern können." „Du täuschest dich eben," sagt Georg rasch, „sie jagt nicht, schießt nicht und spielt auch nicht Tennis, und ich könnte mir nicht einmal vor stellen, daß sie so etwas täte." Es entsteht wieder eine Pause; dann aber fährt Georg Baumbach fort in einem Tone, der seinem Freunde den Einfluß und die Macht verrät, die diese Braut über ihn ge wonnen : „Sie ist eine Witwe, und sie ist die ruhigste Frau, die ich je gesehen. Vor zwei Jahren kam sie hier in die Gegend und bewohnte ein kleines Haus, Villa Solitüde. Sie lebte ganz zurückgezogen, und sechs Mo»?te lang wußten wir überhaupt nicht, das^j? unsre Nachbarin war, bis Gertrud eines', Tages ganz in der Nähe ihres Hauses von einem fürchterlichen Gewitter überrascht und ge- nötigr wurde,, dort ein Obdach zu suchen. Die beiden Frauen fanden Interesse aneinander, und Getrud gewann Frau Falkner lieb und ver anlaßte sie zuletzt, unS zu besuchen. Zuerst wollte sie nur kommen, wenn wir ganz allein waren, und bloß seit den letzten Monaten ver mochte sie Gertrud zu bestimmen, hierher zu kommen, wenn auch andre Gäste anwesend waren. Sie hegt einen wahren Widerwillen gegen alle Fremden, den ohne Zweifel das ein same Leben, das sie seit dem vor einigen Jahren eingetretenen Tode ihrrs Mannes führte, noch gesteigert hat." „Und ist sie jung — und hübsch?" fragt der Freund voll Neugier. „Sie ist etwa dreißig, und ihre Schönheit wirst du am besten selbst beurteilen," gibt er zur Antwort. „Du wirst sie heute abend sehen." „Und welches ist denn die Ursache ihrer Zurückgezogenheit? Es klingt so romanhaft," bemerkt Stauffer leichthin. „Vor allem ist sie arm. Ich denke mir, sie ist nicht vermöglich genug, um in der Haupt stadt ihr früheres Leben fortzusetzen, und zog also vor, sich einzuschränken. Auch denken wir," fährt er zögernd fort, „daß ihre erste Ehe wohl nicht allzu glücklich gewesen — sie spricht höchst selten darüber. Als wir sie kennen, lernten war sie wirklich eine sehr traurige Frau; hoffentlich ist sie jetzt glücklicher. Sie und Gertrud sind die besten Freundinnen." Die einfache Offenheit dieser Worte geht Bruno Stauffer zu Herzen. „Und wo bleibst dann .du:?" fragt er plötzlich aufstehend und zärtlich die Hand auf den Arm des Freundes legend. „Sie vertraut mir," antwortet er ernst und zärtlich. „Und ich bin sicher, daß ich sie glück lich machen werde." Stauffer blickt dem Freund forschenden Blickes ins ehrliche, weiche Auge und sagt dann rasch: „Komm, wir wollen Gertrud aufsuchen." Zusammen verlassen sie das Zimmer und schreiten durch den alten, ihm wohlbekannten Korridor dahin, und Bruno kann sich des leisen Gefühles nicht erwehren, als hätte er bereits eine Abneigung gegen die Frau, die sich hier während seiner Abwesenheit eingenistet hatte. 6. Das Haus hat sich nicht geändert, überall noch die alten Zimmer. Selbst Gertruds Boudoir, in das sie treten, ist noch dasselbe; dieselben tapezierten Wände, dasselbe Tafelwerk, dieselben blauen Porzellanvasen, Plüschdraperien und Pfauenfedern und Palmblätter. Das Gewirr von Stimmen im Zimmer erstirbt, wie sie er scheinen, und Bruno erblickt eine junge Dame, die sich vom Stuhl erhebt, ihm entgegenkommt und die Hand reicht, und in ihr erkennt er nach einem augenblicklichen Zögern Gertrud Baumbach. Fünf Jahre vermögen viel im Wachstum eines jungen Mädchens, das sich aus rück ständiger Jugend zur vollen Reife entfaltet hat; aber Mode und Kleider tun noch mehr. Da mals, als er sie verließ, war das braune Haar glatt über dem Kopfe gescheitelt und in dichte Flechten gewunden; jetzt trägt sie es zum Knoten gebunden, und die niedere Stirn wird von einem Kranz kleiner Löckchen umrahmt. Ihre Gestalt, die mit achzehn Jahren schlank und zart war, hat sich jetzt entwickelt und deutet sogar für spätere Zeiten die Möglichkeit eines Embonpoint an. Bloß die herrlichen braunen Augen mit dem heiteren Blick sind noch dieselben. An ihnen hätte er sie überall erkannt trotz aller äußeren Veränderungen. Besonders aber ist er überrascht von der leichten Eleganz ihres Wesens, womit sie ihn empfängt. Vielleicht war ihr seine Ankunft bereits mitgeteilt worden, jedenfalls aber verrät ihr Auftreten weder übertriebene Überraschung noch Erregung. Sie zieht ihn, nachdem sie ihn den Anwesenden vorgestellt, mit der Liebens würdigkeit der erfahrenen Hausfrau ins Gespräch, und er findet nun Zeit, sie immer wieder zu bettachten, halb verwundert und halb be wundernd ; denn sie hat sich sicher zu ihrem Vorteil verändert. Sie ist hübsch, und es wäre schwer gefallen, in ihr das kleine Mädchen wiederzuerkennen, das er einst geliebkost und geneckt hatte. Mit diesem Wechsel darf er zu frieden sein. Neugierig bettachtet er die anwesenden Damen und versucht die herauszufinden, der Georg Baumbach seine Liebe und Zuneigung geschenkt, aber nach kurzer Musterung gibt er es auf; denn von keiner der Anwesenden gilt für ihn das Wort „sie ist die ruhigste Frau der Welt. Die ihm am nächsten sitzende Dame, die ihm als Frau Gerta Armur vorgestellt worden, muß er für den Typ des modernen Weibes halten; voll Selbstbewußtsein und voll Gewiß heit im Gefühle ihrer eigenen Reize trügt ne den Kopf hoch, und als er sich besinnt, wo er Ostsee häutig bar, u § den B schädig dieser bad cy Schwi Mehre verstau etwa t Kugels x sicher schaftS garnisi nach d sich n darauf einem gerade Schlac Meffer Länge geweid furchtb Garnst vernäh Fi zähl» reifend genom zum hat be i heit er 7 G bei D Rathm grauen Petrol schlug artiller Neusta oben s Gefchü letzung Zman Ei Szene gericht eines § Knöpfst Fäustel Aussac gerade auch t dann c > Schwu Prozessi die St. P- Wei drennu Diensti H Dageg, ihm zi Mie wk der Ei verantr huldig Gericht El! derhafk. mehrer! leidet c Ec schst nur nn Eii drei stii stück her für Krain) du ew Und na , D-. "vn dei ''arlann »iso nic Ihn zai Aden Aatt v nst Lu A'g ' Agen Anvers ?nffe, AsNerer ^dalna Fersch t?de st ^en - ""ht dst Osgunc L? u dei
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