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Mafsenerkrankungen nach Genuss von Konserven. In Melun (Frankreich) ist die erste Kompanie des 31. Infanterie - Regiments infolge des Genusses von verdorbenem Kon servenfleisch unter schweren Vergiftungserschei nungen erkrankt. Der Zustand von 15 Soldaten ist bedenklich. Ein furchtbares Eifersuchtsdrama spielte sich im Pariser Vorstadtvicrtel Buttes-Chaumont ab. Der 26 jährige Bankbeamte Demes stürzte sich von der Hängebrücke des Buttes-Chaumout- Parks in die Tiefe. In der Tasche des Leich nams fand man einen Brief, worin es hieß: „Das beiliegende 100-Frank-Billett ist für das Begräbnis meiner Frau bestimmt." Die Polizei eilte in die Wohnung Demes und fand (dort, im Bette liegend, seine Gattin tot vor. Der Mann hatte seine Frau nach einer wütenden Eifersuchtsszene erwürgt. eb. Ein überfallener Ballon. Eine auf regende Fahrt unternahmen am Sonntag von St. Cloud aus vier Personen. In Billy in der Nähe von Luzarches wurde das Seil des Ballons von Landstreichern ergriffen und fest gehalten, die den Luftschiffern die Weiterfahrt untersagen wollten. Vierzig Minuten lang hielten die Strolche den Ballon sest, dann erst gelang es, durch Auswerfen von Sandsäcken den Ballon zum Steigen zu bringen. Aber damit waren die Auflegungen noch nicht zu Ende. Bei St. Leu d'Esserent verlangte der Besitzer des Feldes, auf dem der Ballon landen wollte, 60 Mark Schadenersatz, den er dann auf 40 Mark herabsetzte. Da aber der eine der Insassen einen Ausweis der Regiemng hatte, wollte er nur die üblichen 25 Mark zahlen, die jedoch abgelehnt wurden. Nun wird es wegen dieser Entschädigung zu einer Klage kommen. Bon einer Strandwelle verschlungen. Eine eigenartige Katastrophe hat sich bei Brest ereignet. Vier Zöglinge eines Mädchenpensionats bei Brest, die am Strande spielten, wurden von einer Welle erfaßt und ertranken. Katastrophe im Londoner Straßen verkehr. Im Londoner Stadtbezirk Highway Hill hat sich eine schwere Straßenbahnkatastrophe ereignet. Bei einem elektrischen Straßenbahn wagen versagte plötzlich die Bremse, als er einen Hügel hinabfuhr. Der Wagen raste mit furcht barer Geschwindigkeit herunter, stieß mit einem Automobilomnibus zusammen, rannte dann einen Laternenpfahl nieder und karambolierte schließlich noch mit einem zweiten Straßenbahnwagen. Der Omnibus und die beiden Straßenbahn wagen waren mit Passagieren voll besetzt. Soviel bisher bekannt, wurden an 40 Personen schwer, viele darunter lebensgefährlich verletzt und drei Passagiere sofort getötet. Die Wagen waren total zerschmettert worden. Die mit Schwerver letzten und Trümmern bedeckte Straße bot einen unbeschreiblich grauenhaften Anblick dar. ob. Die Rückkehr des Toten. Vor un gefähr sieben Jahren wurde im Staffordshire- Kanal in der Nähe von Tipton (England) die Leiche eines Knaben gefunden, und bei der Leichenschau erkannte eine Frau Lloyd in dem Ertrunkenen ihren verschwundenen Knaben John Thomas. Dieser Tage erschien nun in Wol- werhampton der Totgeglaubte in der Wohnung feiner dort wohnenden Schwester. Nach der ersten Überraschung wurde er zur Mutter ge führt, die ihn nun auch, aber lebend, erkannte, und ihm gern seine Flucht aus dem Elternhause vergab. Die Berhaftung eines Untersuchungs richters erregt in Madrid großes Aufsehen. Der Richter, der mit der Untersuchung des Attentats auf König Alfons und seine junge Gattin beauftragt ist, wurde mit seinem Schreiber auf offener Straße verhaftet. Er hatte durch übermäßig rasches Automobilfahren gegen polizei liche Bestimmungen verstoßen. Obgleich er sich sofort ausweisen konnte, wurde er von dem ihn anhaltenden Polizeibeamten auf die nächste Wache geführt. Ein Teil der öffentlichen Meinung billigt das Verhalten der Polizisten. Neues Erdbeben in Amerika. In Santiago wurden zwei Etdstöße verspürt. Mele Gebäude wurden leicht beschädigt, und eine große Menge zerbrechlicher Sachen ist zer trümmert worden. Einige Personen sind durch fallende Gegenstände verletzt. Tausende von den Einwohnern blieben während der folgenden Nacht im Freien, aus Furcht, in ihren Woh nungen begraben zu werden. eb. 10 Millionen Mark für eine Scheidung. William Corey, der Leiter des Stahltrusts, ist seiner ihm angetrauten Gattin überdrüssig und will eine Dame der New Porter Gesellschaft heiraten, die auch mit dem Plane einverstanden ist, aber verlangt, daß der Ehe Die Kieler Woche hat auch dieses Jahr wieder eine große Anzahl Sportfreunde in dem deutschen Kriegshafen versammelt, um in Gegenwart Kaiser Wilhelms den zahlreichen Herz und Sinn erfreuenden Veranstaltungen beizuwohnen. Die Nennungen zu den Rennen sind allerdings in diesem Jahre vom Auslande weniger zahlreich als sonst erfolgt, doch kaudal zwischen Corey und seiner Frau chnellstens beseitigt wird. Corey hat seiner Frau nun die Summe vou 10 Millionen Mark geboten, wenn sie sofort ohne weitere Be dingungen in die Scheidung einwillWj. eb. Fünfzig Redakteure vergütet. Die amerikanische Schriftsteller-Vereinigung, die in vergangener Woche in Indianapolis tagte, unter nahm eine Reise durch Indiana. Während eines Frühstücks erkrankten plötzlich 50 Teilnehmer nach dem Genuß von Sandwiches. Ärztliche Hilfe war schnell zur Stelle, und obgleich die Erkrankungen ziemlich ernster Natur sind, werden alle gerettet werden. Der Vorfall ist bisher noch in geheimnisvolles Dunkel gehüllt. Die Redakteure erhielten übrigens auch eine Ein ladung nach Chicago, um dort die in letzter Zeit unrühmlich bekannt gewordenen Fleischnieder ist dadurch der allgemeine Eindruck durchaus nicht gestört. Der Kaiser selbst, der aus dem Schiff „Hanwurg" Wohnung genommen, beteiligte sich eifrig an den sportlichen Veranstaltungen und konnte auf seiner stolzen Jacht „Meteor" den ersten Preis in der betreffenden Klasse erringen. lagen zu besichtigen, sie haben aber dankend ver zichtet und erklärt, sie hätten vom Chicagoer Fleisch mehr als genug. oll. Hoher Zoll für ein Halsband. Das Schatzamt in Washington hak, wie von dort berichtet wird, beschlossen, von einem Hals band, das eine Pariser Firma in New Jork einsührte, einen Zoll von 60 Prozent des Wertes statt der zuerst erhobenen 10 Prozent zu er heben. Das Halsband kam beschädigt an und wurde deshalb als „Perlen" mit nur 80 000 Mark feines Wertes von 300 000 Mk. verzollt. Nun muß der Eigentümer noch 400 000 Mk. Zoll nachzahlen. GericklskaUe. Glogau. Das Kriegsgericht der 9. Devision verurteilte den Leutnant im 10. Ulanen-Regiment v. Schierstädt aus Züllichau zu 4 Monat Gefängnis wegen einer dienstlichen Falschmeldung und wegen Verleitung zum Meineide. Der Leutnant war zu nächst ins Ausland geflohen, stellte sich aber später der Behörde freiwillig. Stendal. Lebendig begraben hat der Land arbeiter Käßner in einem Walde in der Altmark sein drei Wochen altes Kind, weil es kränklich und ihm infolgedessen lästig war. Er steckte es in einen Fuchsbau und verstopfte diesen derart, daß das Kind erstickte. Das Schwurgericht verurteilte Käßner unter Berücksichtigung des Umstandes, daß er in plötzlicher Zornesaufwallung gehandelt habe, wegen vorsätzlicher Tötung ohne Überlegung zu 7 Jahr 4 Monat Zuchthaus. Im amerikanischen Warenhause. s Einkausen ist die Haupt- und Lieblings beschäftigung der Amerikanerin; daher ist das Einkäufen in den amerikanischen Warenhäusern zu einer richtigen Kunst vervollkommnet worden. In einem solchen riesigen Häuserkomplex, wie sie sich in New Jork, Chicago, St. Louis, Phila delphia finden, ist eine ganze kleine Welt zu sammengedrängt und für alle Lebensbedürfnisse gesorgt. Die Frau z. B., die sich einen Baby wagen kaufen will, braucht ihr Kleines nicht zu Hause zu lassen, sondern sie nimmt es mit und bringt es nach der großen im Warenhaus be findlichen Kinderbewahranstalt, wo das Kind von besonders geschulten Wärterinnen beauf sichtigt und gepflegt wird. Für größere Kinder gibt es im Winter ein großes, sonnendurch leuchtetes Spielzimmer, in dem sie nach Herzens lust spielen und toben können, während die Mütter ihre Einkäufe besorgen. Im Sommer steht den Kindern ein herrlicher Dachgarten zur Verfügung mit blühenden Blumen, Sandhaufen, Schaukeln und allerlei Spielen. Nicht weit von diesem herrlichen Spielplatz befindet sich das große Damenzimmer des Warenhauses, das mit den bequemsten und modernsten Möbeln luxuriös ausgestattet ist und in dem die von den Einkäufen ermüdete Dame sich auf weichem Sofa oder einladendem Armsessel ausruhen kann. Zeitungen und Zeitschriften liegen um her, Bücher stehen in der reichhaltigen Bibliothek zur Lektüre bereit. Dienstmädchen erwarten die Befehle der Damen. Daneben befindet sich eine Badeanstalt, in der die Käuferinnen unentgelt lich heiße und kalte Bäder nehmen können. Hat man genug gelesen, so kann man seine geisttge Ausbildung durch den Besuch der Kunstaus stellung fortsetzen, die jederzeit zugänglich ist. Auch zu den Mahlzeiten ist man nicht ge zwungen, das Warenhaus zu verlassen, sondern ein höchst komfortables Restaurant bietet zu mäßigen Preisen feine Küche und vortreffliche Weine. Die großen Warenhäuser veranstalten während des Winters jede Woche ein Konzert, bei dem allererste Kräfte der europäischen Musikwelt mitwirken und zu dem die Kun dinnen freien Eintritt haben. Dabei werden Erfrischungen gereicht und an Büfetts gibt es kalte Schüsseln. Kuntes Allerlei. rjc Türkisches Eherecht. Türkische Frauen können über ihr Privatvermögen erst nach der Heirat verfügen und zwar bedürfen sie der Einwilligung ihres Gatten, wenn sie mehr wie ein Drittel ihres Besitzes verwenden wollen. * * rjr Kollegeubosheit. Schauspielerin: „Haben Sie etwa, wie ich, schon Toiletten von tausend Mark getragen?" — Kollegin: „Nein, ich war niemals Laufmädchen in einem Konfektions geschäft I" s,Lust. Welt/) """' Liläer von äer Xieler Mocke. halten, mich gefährliches Subjekt mit allen Vorsicht?maßregeln festzunehmen?" „Man fahndet überhaupt nicht mehr auf dich, Arnold. Schon vor mehr als Monats frist ward die Verfolgung deiner Person auf gegeben." überrascht sah Struck den väterlichen Freund an. „Dein Antlitz weissagt mir nichts Gutes, Bonziani. Sprich, was ist geschehen?" „Nichts, nichts. Sorge dich nicht, Arnold." „Du verschweigst mir etwas. Wie geht es Stephanie? Weiß sie bereits um den Tod ihres Bruders? Die Nachricht hat sie er- ichütttrt, ihr geschadet? Stephanie ist krank?" Trotz tiefster Ergriffenheit beruhigte Bon- riam den aufgeregten Frager. „Du wirst sie la selbst sehen, bald nach unsrer Ankunft in Berlin. Versprich mir nm, bis dahin dich rusammenzunehmen. Du mußt ruhig werden, dich sammeln, dich beherrschen, damit das Wiedersehen mit dir ihrer Konstitution nicht schadet. Denn du kannst dir denken: sie ist durch die mannigfachen Erregungen, durch dein langes Schweigen, durch die Angst um dich, die Un- grwikheit über Benjamins Schuld oder Nicht- Ichulo natürlich schwach und leidend." Arnold preßte krampfhaft die Hände seines »leundes. „Ader sie lebt doch," stieß er angst voll hervor, „und ich werde sie sofort nach unsrer Ankunft Wiedersehen?" .„Du wirst sie Wiedersehen, verlaß dich auf wem Wort, Arnold." 12. 2a dem alle italienischen Hafenorte erfüllen den und auch hier in Brindisi am Strande nicht fehlenden Geschrei und bunten Durchein ander von Händlern, Müßiggängern und Last trägern war es Arnold und Bonziani un möglich, nach erfolgter Landung sich sofort noch weiter auszusprechen. Die Zollformalitäten waren zu erledigen, dann ging es in einem der kleinen, mit geschwinden Pferden be spannten Kabriolett zur Bahn. Bonziani hatte in einem Durchgangswagen ein ganzes Coupö genommen. Sie brauchten nur in Rom den Wagen zu wechseln, ohne Aufenthalt ging es dann über den Brenner und die bayrische Haupt stadt nach Berlin. Im Coups angelangt, berichtete Struck zu räch ft über dis Ursache seines verspäteten Ein treffens. Er hatte ursprünglich mit dem deutschen Schiff fahren wollen, das schon gestern hier in Brindifi eingelaufen war, der lästige Gedanke aber, daß er dann unter Umständen sogleich an Bord die Verfügung über seine persönliche Frei heit verlieren werde, da er sich doch noch immer steckbrieflich verfolgt wähnte, hatte ihn bestimmt, in letzter Stunde noch seinen Plan zu ändern und mit dem italienischen Dampfer zu fahren, trotzdem dieser eine geringere Geschwindigkeit besaß. „Doch nun," hob er dann düster an, indem er ftch über die gefaltete Stirne fuhr, „zu der traurigen Pflicht, über meins Kreuz- und Q/r- fahrten Bericht zu erstatten. Vater Bonziani, die Zeiten, die hinter mir liegen, gönne ich meinem Todfeind nicht. Don der Stunde an, da ich von Genua abfuhr, bis zu dem Tage, an dem ich endlich Benjamin in Aden erreicht hatte, lebte ich in der steten Furcht, daß irgend eine Hafenbehörde mich in deutschem Auftrage festnehmen und mir kamst die Ver folgung des Flüchtlings unmöglich machen werde. Es kam mir ja nicht etwa darauf an, den Unglücklichen vor seine Richter zu schleppen; nur feststellen wollte ich, wie und weshalb er das Verbrechen ausgeführt hatte, um meine eigene Schuldlofigkeit dem Gericht beweisen zu können." „Und du hast das Geheimnis endlich er gründet?" fragte Bonziani in dringlichem Ton Trübe, schmerzlich kam es von Arnolds Lippen: „Ja, ich habe es ergründet." „Es kann doch nicht Haß gewesen sein, nicht Habsucht, auch nicht Mordlust? Was war es nur ums Himmels willen für eine Leiden schaft, die ihn zum Mörder an Kalwoda ge macht hat?" „Er hat sich lange gesträubt, mir Rede zu stehen, in Bombay Aar ich ihm schon einmal gegenübergetreten, aber es gelang ihm dann wieder, mir zu entkommen, und nur einer ganzen Kette von Zufälligkeiten ist es zuzu schreiben, daß ich ihn noch einmal, und zwar in Aden ausstöberte." „Das war erst in voriger Woche?- fragte Bonziani." „Zwölf Tage ist's her," sagte Arnold, in düfteren Erinnerungen durchs Coupösenster blickend, an dem die weite, von Olbäumen und Manlbeerbüschen reich besetzte Ebene Süd- rtaliens vorüberflog. „Ich hätte wohl die Hoffnung aufgeben müssen, seiner jemals wieder habhaft zu werden, wenn Plügge nicht ge zwungen gewesen wäre, unter seinem eigenen Namen zu reisen, da er in der Eile der Flucht fich keine fremden Ausweispapiere hatte ver schaffen können. So las ich seinen Namen nun auf der Schiffsliste eines nach Südafrika be stimmten Auswandererschiffes. Es schien ihm also herzlich schlecht zu gehen. Wenige Stunden vor Abgang des Transports fand ich mich an Bord ein und ließ mich zu ihm führen. Sein Entsetzen war beispiellos. Er brach unter der Wucht des Eindrucks schier zusammen, und es währte lange, lange, bis er fich gefaßt hatte. Er leugnete seine Schuld keinen Augenblick, als ich ihm das Verbrechen vorhielt, das man ihm schon seiner Flucht halber zu schreiben mußte; aber die klägliche Verfassung, in der er fich befand, duldete keine hatten Worte auf meinen Lippen. Ich sah ja, daß die Reue ob seiner grauenvollen Tat an ihm fraß. Er war innerlich und äußerlich herabge kommen, fast vernichtet. Der Anblick war zum Erbarmen. Ob er's denn wirklich übers Herz gebracht hätte, fragte ich ihn nur mit traurigem Vorwurf, znzugeben, daß ich verhaftet und ab- geutteilt worden wäre an seiner Statt? Ob er denn schon so ganz und gar verkommen sei, daß er kalten Blutes einen Unschuldigen leiden sehen könnte? Unter Tränen gestand er mir da, daß er schon von Bombay aus in einem B.ief an Stephanie, den er der Sicherheit halber nach Pegli adressiert, seine Schuld reue voll eingestanden habe." G »4 (Foryetzmrg folgt.)