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Ende eines Luftschiffers. Das Aus- stollungskomitee in Mailand erhielt die tele graphische Mitteilung vonr Präfekten der süd italienischen Stadt Foggia, daß am Strand von Lesina die Leiche eines Mannes in Sport kleidung aufgefunden worden sei, die wahrschein lich identisch sei mit dem Luftschiffer Kapitän Nazzari, der von dem in Mailand aufgestiegenen Ballon „Regina Elena" bei Ancona ins Meer gestiirzt sei. Ein entsprungener Stier hat nach den ,B. N. N/ kürzlich in den Straßen von Montmorency bei Paris ein schweres Unglück angerichtet. Das Tier kam am Bahnhof in Deuil im Viehtransportwagen an und sollte von den Gesellen des Metzgers Flament nach dem Schlachthause gebracht werden. Durch eine Unvorsichtigkeit der Gesellen gelang es dem Tier jedoch, auf den Bahnsteig zu gelangen, und ehe man sich's versehen konnte, hatte der Bulle die Freiheit gewonnen und stürmte nun mit gesenkten Hörnern nach Montmorency. An einer Straßenecke stand eine junge Frau. Sie wurde von dem rasenden Tier auf die Hörner gehoben und mit entsetzlicher Weicht gegen den Boden geschleudert. Sie hat lebensgefährliche Verletzungen erlitten. Ein Kavallerieunteroffizier und zwei Gendarmen zu Pferde verfolgten das Tier mit angeschlagenen Revolvern, ohne jedoch einen Schuß abgeben zu können, da die Gefahr bestand, daß Menschen getroffen werden könnten. Plötzlich schwenkte der Stier ab und rannte nach Deuil zurück, wo er auf den Markt zustürmte. Hier drohte nun ein entsetzliches Unglück, denn es war eine große Menschenmenge auf dem eben stattfindenden Jahrmarkt. Seltsamerweise machte das Tier Halt und rannte dann in einen nahegelegenen Weinberg. Die Gendarmen, die dem Tier unablässig gefolgt lvaren, hatten nun freie Hand für die Schußwaffe, die sie auch mit gutem Erfolge benutzten. Von mehreren Kugeln getroffen, schlug der Stier nach einem letzten wilden Spnmge zu Boden. Selbstmord durch einen Sprung vom Rathausturm. In Hellerup, dem Kopen hagener Vorort, erstieg ein jüngerer, gutgeklei deter Herr den Rathausturm bis zum Stein- allan. In einer Höhe von 215 Fuß sprang er auf die Ballüstrade und stürzte sich mit einem nirchtbaren, weithin gehörten Schrei in die Tiefe. Auf das Dach des Hauptgebäudes nieder schmetternd, fiel er schließlich als blutige Masse auf die Straße herab, während mehrere Frauen bei diesem Anblick das Bewußtsein verloren. Die Persönlichkeit des Selbstmörders ist unbe kannt. Reisender mit Dynamit. In Messina (Sizilien) wurde auf dem Dampfer „Sirio" ein Reisender Malmaggi verhaftet, der in seinem Gepäck 16 Pakete Dynamit führte. Malmaggi erklärte, Bergarbeiter zu sein und Dynamit für seinen Beruf aus Amerika mitgebracht zu haben. Ein seltener Gast. In Val dei Canali bei Primär (Südtirol) zerriß ein Bär ein Kalb und zwei Schafe. Ein furchtbarer Orkan, der mit Hagel schlag verbunden war, hat im russischen Kreise Melitopol am Asowschen Meer gegen 1OO OOO Deßjatinen (nach deutschem Maße über 100 000 Hektar Saaten und Weinberge vernichtet. Es fielen Hagelstücke bis zu zwei Pfund schwer, durch welche viel Vieh erschlagen wurde. Ein neuer Erdstoß in San Franciseo. In San Francisco wurde wieder ein starker Erdstoß verspürt, der allgemeinen Schrecken ver brettete. Er war nicht von langer Dauer und Ächtete keinen neuen Schaden an, doch wurden die Ruinen, die von der letzten Katastrophe noch stehen, ins Wanten gebracht, und viele stürzten mit donnerndem Krachen zusammen. Die Stimmung der armen Leute, die noch haufen weise in Zelten übernachte, ist dadurch aufs neue verschlechten wortEn, und sie beginne zu verzweifeln. Der Dampfer „Karoline" brachte 800 Flüchtlinge, die in Wams Point gewohnt hatten, nach San Francisco zurück. Als der Dampfer in Oakland anlegte, wurde er von den Wartenden mit betäubenden Freudenrufen mpfangen. eb Semen eigene»» Tod telephoniert. Richard Tilghman, ein angesehenes Mitglied der Gesellschaft in Philadelphia, starb infolge Ver giftung durch Verwechslung der Medikamente. Er wollte sich am Mittwoch mit seiner Familie zur Erholung nach Europa begeben. Der Ver storbene war erst 41 Jahre alt. Als die Arzte ihm erklärten, daß sie ihn nicht mehr retten könnten, ging er ans Telephon, benachrichtigte seine Freunde und Verwandten von seinem bevorstehenden Tode und nahm das Wendmahl. Gleich darauf starb er. Ein alter Tempel freigclegt. In Bulla Regia auf tunesischem Gebiet wurde von Soldaten des 4. afrikanischen Bataillons ein antiker Tempel freigelegt. Gleichzeitig wurden sichtlich bei Wollwäsche zu viel Abfall machte», auch gute Wolle als Abfall ansahen und für sich be hielten. Im ganzen soll Wolle im Werte von wett über 20 000 M. unterschlagen worden sein. Liegnitz. Die Strafkammer des Landgerichts verurteilte den Arbeiter Wilhelm Putschkett aus Schweidnitz wegen MajcstütSbeleidigung zu 3 Jahr Gefängnis. 88 Lissa. Öffentliche Versammlungen unter freiem Himmel bedürfen der vorgängigen schriftlichen Genehmigung der Ortspolizeibehörde. S. aus der Gegend von Lissa hatte sein Grundstück für einen Gautag der Sokolvereinc hergegeben, ohne eine vorgängige schriftliche Genehmigung eingeholt zu haben. Nachdem die Polizcibcamten. zum Verlassen des Platzes aufgcfordcrt hatten, begaben sich die Atttglieder der Sokolvereine nach einem Lokal; als sich dort auch die Polizeiüeamten einfanden, faßte Versammlung unter stetem Himmel gehandelt habe, welche ohne schriftliche Genehmigung der Ortspolizei behörde nicht abgehalten werden durste. buntes Allerlei. Darum. A. (zu B.): „Sagen Sie mir nur, warum ist denn hier in dieser allen Kneipe solch ein Rummel? Speziell aber von verhei rateten Männern?" — B.: „Das ist sehr leicht erklärlich; der Kellner hier hat nämlich ein paar Monat Schlosser geleimt, und da macht er den Pantoffelhelden die Haustore auf!" W-u.) Sen» Stolz. „Denk' dir nur, der Mensch sagt zu mir, er schenke mir meine Schuld —" — „Nun, sei froh!" — „Na, den hab' ich nich^ Von cier r^anäwirtlckLMicken Ausstellung in Serlin. Die Landwirtschaftsausstellung in Berlin zeigt, daß die deutsche Landwirtschaft durchaus auf der Höhe ihrer Aufgabe steht. Auch von feiten des Kaisers, der Kaiserin und des Kronprinzen wurde der Ausstellung ein weitgehendes und intensives Interesse entgegengebracht. Der Kaiser besichtigte in Gesellschaft seiner hohen Gemahlin und seines Westen Sohnes die Ausstellung mehrere Stunden lang. Einen besonders originellen Punkt bildet die Verkaufsstätte des „Praktischen Wegweisers", der auf ein Preisausschreiben hin zehn Bauern nach Berlin eingeladen hatte und dre zehn Herren während der Ausstellungstage auf feine Kosten in Berlin unterhielt. sieben prachtvoll erhaltene antike Götterstatuen ausgegraben. Gericktskalle. Glogau. Für Betrügereien in ihrer Färberei und Wollwäscherei verurteille die hiesige Strafimnmer die Besitzer Adolf von Morce und Paul Hayn aus Grünberg zu je drei Monat Gefängnis. Die Ver urteilten hatten im Laufe von sechs Jahren fort gesetzt ihre Kunden dadurch geschädigt, daß sie ab S. einen Gendarm beim Arm und forderte ihn auf, das Lokal zu verlaffen. S. wurde darauf nicht nur wegen Zuwiderhandlung gegen das Vereinsgesetz, sondern auch wegen Beleidigung des Polizeibeamten angeklagt und verurteilt. Die Re vision des Angeklagten wurde vom Kammergericht als unbegründet zurückgewiesen. Es sei ohne Rechts- irrtmn festgestellt, daß S. den Gendarmen durch Än- fafseu und durch die Aufforderung, das Lokal zu verlassen, beleidigt habe. Im Hinblick auf die große Zahl der Teilnehmer an dem Gauturnfeft müsse auch angenommen werden, daß es sich um eine öffentliche schlecht angefahren, zahlen werd' ich ihn ja wahrscheinlich nie, aber schenken laß ich mir von dem noch lange nichts!" „M-ssw Fopperei. „Denke dir, neulich bin ich zwischen einen Autler und einen Radfahrer ge raten." — „Ist dir denn dabei nichts geschehen?" — „Nein, sie waren beide zu Fuß." Stilblüte. Als der General die ungünstige Wendung des Gefechts sah, zog er die Augen brauen und gleich darauf seine Truppen zu sammen. (Just. Welt.') Man nennte die öewm schließlich gewalt sam. Fräulein von R.ck verließ das Haus in tiefster Erschütterung. Sie konnte es nicht fassen, daß Stephanie das furchtbare Verbrechen eher dem Bruder als dem wildfremden Manne zutraute! In einiger Entfenmng vor sich sah die alle Dame den geschloffenen Wagen, in dem man die unglückliche Geiangene nach Moabit zurückführte, um die Ecke biegen. Grollend blick e sie dem Gefährt nach. Nicht weit von ihr schritten Haushofer und Eckcvbrecher der Stadt zu. Sie wollte anfangs den Herren Nacheilen, um ihnen noch einmal ihre Ansicht über den Fall auseinanderzusetzen; der UntersuchungSrichtrr hatte in dem heutigen Verhör aber etwas so Unnahbares in seiner ganzen Haltung an den Tag gelegt, daß sie ihr Vorhaben aufgab. Sie lonme den starren Ncwchen ja doch nicht von der Schuldlosigkeit Stephanies überzeugen! Haushofer sprach dem Mühlenbefitzsr seine feste Zuversicht aus, daß die öffentliche Ver handlung die verstockte Angeklagte schließlich doch nocy zu einem Geständnis bewegen werde, namentlich, wo sie jetzt gesehen habe, daß alle Anstrengungen ihres Bruders und ihres Freun des nicht Hülsen, sie zu retten. „Der Versuch, uns mit dem Briefe auf eine wische Fährte zu locken, war allzu puimp!" lüß er sich, unwillig den Kopf sLüttetnd, ver nehmen. ,Ja, wenn noch S -uck die Tat auf sich genommen hätte, dann wäre es einem ge- Ichtckwn Beleidiger vielleicht gelungen, die Au- Mlagte von dem Verdacht zu reinigen und frei zu bekommen. Aber das wagte er nicht; es hatte eben doch seine Haken." „Sie glauben also ganz und gar nicht mehr an Strucks Schuld?" fragte Eckenbrecher. „Ich stehe — auf Grund des Briefes der Frau Kalwoda an Struck und vieler andrer Momente — vollkommen auf feiten des Staats anwalts, der anmmmt: Frau Stephanie selbst hat das Verbrechen verübt. Was Struck an- betrifft, so Halle ich die Möglichkeit seiner Täter schaft für ausM flossen. Einmal erscheint mir's auf Grund neuester Erhebungen der Zeit nach, zu der die Tat ausgesührt worden sein muß, ziemlich unmöglich — denn wenige Minuten nach Abgabe der beiden Schüsse in der Harden- bergftratze müßte Struck dann schon vom An halter Bahnhof abgefahren sein. Mit den besten Pferden braucht man aber fast eine halbe Stunde zur.Zurückiegung dieser Strecke. Und ferner spricht auch die große Seelenruhe, die sein ungenierter Aufenthalt auf dem Festland beweist, für seine Schuldlosigkeit." „Aber seine Flucht machte ihn dann doch wieder verdächtig, müßte man meinen?" schaltete der Neuruppiner ein. Der Untersuchungsrichter zuckte die Achsel. „Im ersten Moment, ja. Aber dann muß man sich sagen, er entfloh vielleicht, um der von ihm geliebten Frau, vor deren Verhaftung er hörte, vom Ausland aus behilflich zu sein." „Aber ist es nicht auch wieder verdächtig, daß Benjamin Plügge gleichzeitig mit ihm verschwand?" „Die Absicht der beiden liegt jetzt ja klar zutage. Der Brief, der heute in unsre Hände gelangte, ist das Ergebnis vielleicht langwieriger Verhandlungen der beiden." „Sie glauben, daß Benjamin ursprünglich sich geweigert hat, ein Schreiben mit solchem Inhalt abzufassen?" „Mehr noch: ich nehme an, Plügge hat diesen Herrn Struck in dem Augenblick, da jener das Schiff besteigen wollte, angehallen. Srruck aber beschwor den Bruder Stephanies, keinen Lärm zu schlagen, klärte ihn über alles auf, bot ihm eine hohe Summe für sein Fort kommen — und Plügge, der nur so seine Schwester retten zu können glaubte, nahm an und reiste mit." „Dann müßte Struck um die Schuld der Frau Kalwoda aber doch schon gewußt haben?" „Wer was sonst, glauben Sie, hätte Frau Stephanie mit ihrem Freunde in Pegli zu ver handeln gehabt?" Überrascht sah Eckmbrecher den Unter suchungsrichter an. „Ah, jetzt verstehe ich den Zusammenhang! Struck hat dem Bruder Stephanies mitgeteitt, daß eine Rettung seiner Schwester nur möglich sei, wenn sie beide so fort vom Schauplatz verschwänden, um den Verdacht auf eine falsche Fährte zu lenken!" „Allerdings. Und da sie nachträglich er fahren haben mögen, daß ihr Verschwinden allein noch nichts genützt Hal, haben sie ge meinsam den raffinierten Plan ausgeheckt, sich selbst in einem direkten Schreiben an Stephanie der Tat zu bezichtigen, wohl wissend, daß der Brief in die Hände des Untersuchungsrichters gelangen würde. Vielleicht hat sich Struck der Hoffnung hingegeben, daß Stephanie Kalwoda auf das Schreiben hin in Freiheit gefetzt werden würde. Vermutlich wollte er dann aus seinem Versteck hervortteten, seine Freundin aufsuchen und sie, die eigentliche Täterin, zu dem unschuldigen Bruder in die Fremde weg führen I" „Herr Landrichter, Sie glauben wirklich, ein Mann wie Struck könnte sich mit einem Weibe noch vermählen wollen, das ihren leib lichen Gatten umgebracht hat S" „Schrecklich genug wär'sl" sagte Haus hofer. „Aber bedenken Sie: Sie ist eine stein reiche Witwe, eine Millionärin geworden — als Erbin ihres ohne Hinterlassung eines sonstigen Verwandten aus der Welt ge schiedenen, soeben erst ihr angetrauten Gatten." „Allmächtiger! Sie glauben, darauf sei eS ihr einzig und allein angekommen? Auf das Geld Kalwodas?" Der Untersuchungsrichter nickte. „Die An klage nimmt es an!" Nach einigen weiteren Schritten trennten sich die beiden Herren, und Haushofer verfügte sich in seine Privatwoynung. Die Haushälterin hatte ihn, obwohl be reits Mitternacht vorüber war, erwartet, um ihm mitzuteilen, daß schon am Nachmittag ein Herr dagewesen sei, der ihn dringend zu sprechen verlangt habe, und der noch mehr mals im Lause des Abends wieder vorge- fragt habe. « ri (Fortsetzung folgt-t