Suche löschen...
Ottendorfer Zeitung : 30.05.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-05-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190605309
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19060530
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19060530
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-05
- Tag 1906-05-30
-
Monat
1906-05
-
Jahr
1906
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 30.05.1906
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Von und fern. Zum hundertste« Geburtstage hat der Kaiser dem Landwirt Leurs in Geld ein am Niederrhein eine in der Königlichen Porzellan- Manufaktur hergestellte Tasse mit seinem PerirütbildniS geschenkt. Henrik Jbse« -s- In der Hauptstadt Norwegens ist am 23. d. nach langem Leiden der berühmte Dichter Henrik Ibsen im Alter von 78 Jahren aus dem Leben geschieden. De« Einschleppung de* Torpedoboot* »8. 126 ' in den Kieler Hafen stellten sich unvorhergesehene Hindernisse entgegen. Bei der Hebung an der Unfallstelle stürzte ein durch die Kollision bloßgelegter Vorderteffel ins Wasser, der erst später gehoben werden kann. Ei» Hochverräter. In St. Avold bei Kaiserslautern wurde ein Artillertedepotarbeiter unter der Beschuldigung des Landesverrats verhaftet. Ei« größerer Grubeubrand brach auf der Zeche Karolinenglück bei Esten durch Selbst entzündung eines Kohlenflözes auS. Zu Schaden ist niemand gekommen. x Ei« schwerer UsglückSfall beim E«,chützexerziere« ereignele sich auf der Gerstner Feldmark bei Kolberg i. P. Das Pferd eines Geschützes wurde wild und riß die andern Pferde mit sich fort. Der Kanonier Robert von der Kolberger Artillerieabteilung versuchte die Pferde zu zügeln, wurde aber um- vestoßen und das Geschütz ging ihm über den Kepf; er erlitt einen schweren Schödelbruch. Der Unteroffizier Bonillon von der dritten Batterie, der nunmehr versuchte, die Pferde auf zuhalten, kam ebenfalls zu Fall und wurde vom Geschütz überfahren, wobei er eimn Becken bruch und weitere innere Verletzungen davon trug. Die Schwerverletzten wurden sofort dem Garnisonlazarett zugeführt, wo Robert inzwischen verstorben ist. Das Befinden des UnterosfizierS Hot sich zwar etwas gebessert, doch ist er noch nicht außer Lebensgefahr. Eine Schwtndlergesellschaft ist in Mül heim-Ruhr aufgehoben worden. Sie bestand aus dem Kommis Adam Kling aus Heidelberg, dem Kaufmann Johann Schmitz aus Köln und dem Klempner Weinrich Nölle aus Düsseldorf. Sie haben in kurzer Z-it für mehr als 15 000 Mark Waren bezogen, die sie sofort versilberten. Auf den Namen des Nölle haben fie in wenigen Wochen allein für 14 000 Mk. Waren erhalten. Nölle wurde von seinen beiden Genoffen mit 20 Mk. pro Woche bezahlt. Die Gesellschaft mietete in Bruckhausen und Mülheim Laden lokale lediglich zu dem Zwecke, um Waren er schwindeln zu sörnen. Einer pflegte immer den andern als Empfehlung anzugeben, und fie hatten dabei auch Erfolg. Alls drei waren mittellos. Eine wribUÄr Hyäne ist in der Witwe deS Schneiders Kühnlein in Iserlohn verhaftet morden. Das Weib erstickte ihr Kind kurz nach der Geburt. Sie steht weiter unter dem dringen den Verdacht, ihren Mann, der kürzlich erhängt mifgefunden wurde, ermordet zu haben. Das Gericht hat die Ausgrabung und Obduktion der Leiche angeordne». Teiue Ehefrau mit einem Beil er schlag,» hat in Schweinitz (Bez. Halle) der vor längerer Zeit aus einer Irrenanstalt ent- lastene Handelsmann Kürschner in einem Anfalle Von Geistesgestörtheit. Durch ei«e Gasexplosion in der Georgen- Mbe bei Nifka wurden 20 Personen schwer verletzt. Ein Mann ist tot. Einen merkwürdige« Ort gibt es im Odenwald. Letzter Tage wurde, wie die Illg. Ztg/ mitteilt, amtlich bekannt gemacht, daß der neue Förster in Dürr Ellenbach, welcher mit Un« Familie die ganze Gemeinde bildet, zum Beigeordneten von Dürr-Ellenbach verpachtet Morden sei. Dieser Fall dürfte wohl der ein- rrge dieser Art sein. Der ganze Ort ist nämlich m den vierziger Jahren des vorigen Jahrhun- verts in einer Kopfzahl von 60 Personen nach Amerika ausgewändert. Die Grafen von Erbach Mten die Liegenschaften dieser nicht unver- "genden Bauern an, rissen alle Wohnungen bis auf eine für einen Förster nieder und be pflanzten alle? mit Wald. Somit ist dieser Ort verschwunden, wird aber immer noch amtlich weitergesührt. Baker und Tochter verbrannt. Bei einem in der Nacht im Volksschulgebäude in Lotzen ausgebrochenen Brande ist der Lehrer Mrotzek mit seiner achtzehnjährigen Tochter verbrannt. Im Walde a«fgef«»de». Im Gutten berger Walde, dem von den Würzburgern am meisten besuchten Walde, wurde ein 73jähriger Kräutersammler in völlig erschöpftem Zustande aufgefunden und nach Würzburg in daS Julius- spital gefahren. Er erholte sich bald und gab an, am 3. Mai in den Wald gegangen und dort von einem Schlaganfalle betroffen worden Henrik Ibsen -f. Der berühmte norwegische Dichter Henrik Ibsen ist nach langem Leiden am 23. d. in Cyristiama im Aster von 78 Jahren gestorben. zu sein. Er habe nicht mehr gehen, aber auch nicht um Hilfe rufen können. Seitdem habe er sich von Kräuiern und Wasser ernährt und sei so lange auf dem Boden fortgerutscht, bis er an den Rand des Waldes kam. Im Spital hat er sich ganz gut erholt, er kann aber nur wenige flüssige Nahrung zu sich nehmen. Den zweifelnden Ärzten versicherte der Kranke mehr mals, daß seine Erzählung wahr sei. Durch »orzeitiae Explosiv« einer Spreng ladung wurde in Königshütte (Schlesien) auf einem Querschlag des Ostfeldes der Königs grube ein Bergmann getötet und drei andre schwer verletzt. Im Dienst ertrunken. Bei einer Übung der Pioniere auf der Donau in der Nähe von Ingolstadt fft ein Kahn mit neun Pionieren ge sunken; fünf Mann ertranken. Z« Straftest umnlte« kam eS in Krakau. Ein Wachmann versetzte bei der Verhaftung einem betrunkenen Arbeiter einen Säbelhieb und verletzte noch vier Personen. Hierauf ent stand ein Auflauf von 4000 Personen. Bei der Räumung der Straßen wurden einige Arbeiter von berittenen Gendarmen niederge- ritten. 53 Personen wurden verhaftet. - Eine imernatiokale Band« von Taschen dieben, zwei Ungarn, ein Grieche und ein Deutscher, die in den ersten Tagen der Aus stellung bereits reiche Beute gemacht haben, find in Nürnberg verhaftet worden. Ehrung für eine» Politiker. Gin Waldeck-Rousseau-Denkmal soll in Paris im Tuilericnpark errichtet werden. Das Denkmal besteht aus eine: Säulenhalle, unter der sich die Büste des verstorbenen Politikers erhebt. Ein geflügelter Genius berührt die Slime des Staatsmannes. Schwere Wolkenbrüche und Schneefälle find in der Schwei, und Tirol niedergegangen. In Klö stelle am Arlberg liegt der Schnee 56 Zentimeter hoch. Es gibt viele Lawinen; Personenzüge mußten wegen Lawinengefahr längere Zeit halten. In Sankt Christoph liegt 1,60 Meter Schnee. Feuersbrunst. In Schaffhausen an der Saar brannte ein Gasthof nieder. Bei dem Versuche, die schlafenden Kinder zu retten, er litten der Hausherr, die Dienstmagd und zwei Kinder schwere Brandwunden. Die Haus frau und Logiergäste retteten sich durch einen Sprung auS dem ersten Stockwerk. Alle find verletzt. Brücke^eiusturz. Infolge Hochwassers der Aar stürzte bei Koblenz (Schweiz) eine große, neue, eiserne Rheinbrücke zusammen. Merster Petz. Im Mentale, in der Nähe von Sankt Pankraz, treibt ein Bär sein Un wesen. Er zerriß bereits sieben Schafe. Jäger spürten ihn auf und verwundeten ibn. Der Bär entkam jedoch. S«rafn»llderung für die Gräfin Murrt« Bonmarttm. Durch ein königliches Dekret wurde die Zuchthausstrafe, zu der die Gräfin Linda Murri-Boummtlni wegen Anstiftung zur Ermordung ihres Gaiten verurteilt war, in Verbannung umgewandelt. Die Strafe der Verbannung besteht nach italienischem Gesetz in der dem Vsrurieilten auierlegien Pflicht, an einem durch richterlichen Spruch zu bestimmen den Orte auf die Dauer von mindestens drei Jahren drei Monaten Aufenthalt zu nehmen. Lieser Ort muß mindestens 60 Kilometer vom Orte des Verbrechens oder von dem Orte, wo der davon Betroffene oder der Verurteilte wohnen, entfernt sein. Das Dekret wurde wegen der außerordentlichen Hinfälligkeit der Verurteilten erlassen. 2 Begräbnisse mit Hindernisse». In Brooklyn streiken jetzt die Leichenwagenkutscher. Die Särge werden deshalb in den merk würdigsten Gefährten befördert, bald in Auto- mobilen, bald in Lastwagen, auch in großen Kremsern, in denen der Sarg vorn steht und die Leidtragenden hinten auffitz m. Da die Kutscher der Trauerwagen, die gewöhnlich dem Sarge folgen, ebenfalls streiken, so müssen viele Leidtragende die lange Strecke nach dem Friedhöfe zu Fuß zurücklegen. In mehreren Fällen, in denen Streikbrecher die Leichen wagen lenkten, war neben fie auf dem Kutsch bock ein Polizist gesetzt, um den arbeitenden Kutscher vor der Wut seiner Kollegen zu schützen. Am meisten leiden natürlich die Armen unter diesem Streik. St« heftiger Erdstoß wurde im Kohlen revier im südlichen Illinois (Amerika) verspürt. Infolge der Erschütterung ist die Wasser leitung an der Baltimore - Ohiobahn zerstört worden. ek. Fünfzehn Tage in einem offene« Boot. AuS Valpara iso wird die Rettung deS Kapitäns, des zweiten Steuermannes und zehn Mann der Besatzung von der englischen Bark „Pitcairn", die vor einigen Tagen im südlichen Stillen Ozean sank, gemeldet. Die Mannschaft ver ließ das finkende Schiff in einem offenenBoot, und in diesem brachten fie fünfzehn Tage unter den entsetzlichsten Entbehrungen zu, da es ihnen an Nahrungsmitteln und besonders an Wasser fast gänzlich fehlte. Endlich gelang es den Schiff brüchigen, einen kleinen Hafen zu erreichen, von wo fie nach Valparaiso gebracht wurden. F I« der eigene« Wohnung etuge- sperrt. Daß daS Leben romanhafter ist als die Romane und stch in der Wirklichkeit Dinge abspielen, die wir in der Erzählung als un wahr bezeichnen würden, daS beweist ein merk würdiger Vorfall, der sich jüngst im Westen New Joiks abspielte. Ein Paffant hob vor einem MietShause eine Pillenschachtel auf, die plötzlich zu seinen Füßen niederste!. Die Schachtel enthielt ein Papier, auf dem mit zitterigen Buchstaben eine MrS. Margaret Kelly flehentlich um Hilfe bat. Der Zettel wanderte zur Polizei, und als zwei Detektivs darauf daS Gebäude untersuchten, fanden fie eine alte achtzigjährige Frau, die in einem kleinen Raum kn einem oberen Stockwerk eingeschloffen war Sie erzählte, daß fie Witwe sei und über »in großes Vermögen verfüge. Vor etwa zwei Jahren hätten fie einige Freunde aufgefordert, mit ihnen zusammen in dies Mietshaus zu ziehen. Sie hätten fie dann gezwungen, ein Testament zu ihren Gunsten zu machen und fie dann in dieser Kammer eingeschloffen. Sie wäre von ihnen häufig mißhandelt worden und fast verhungert. Ihre Henker erzählten Leuten, die nach ihr fragten, fie wäre zu krank, um Besuche zu empfangen. An jenem Abend, als eS MrS. Kelly gelang, die Schachtel herunterzuwerfen, hätten fie vergessen, die Tür deS Raumes zu verschließen, aber fie wäre zu schwach gewesen, um selbst um Hilfe zu rufen. Dir Leprakraukheit heilbar! Eine der verheerendsten Seuchen, von denen gewisse Bezirke MittelamerikaS und Australiens immer wieder in erschreckender Weise heimgesucht werden, ist jetzt endlich einmal durch geeignete rechtzeitige Behandlung geheilt worden. Wie Meldungen aus Louisiana (Amerika) besagen, find auS dem dortigen staatlichen Lepraheim drei Kranke als gänzlich geheilt entlassen worden. Zunutze gemacht! Arzt: „Ihr HalS- leiden ist ein äußerst selten vorkommendes und daher von größtem Interesse für die medi zinische Wissenschaft." — Patient: „Dann denken Sie, bitte, daran, Herr Doktor, wenn Sie Ihr« Rechnung ausschreiben, daß ich Ihnen nichW für daS Hineinsehen in meinen HalS berechnet habe." Uuerschrocke«. Regisseur: „Nicht wahr, ihr werdet kein Bühnenfieber haben, wem eure Szene kommt?" — Mitglied eines Lieb- habertheaters: „Nicht die Bohne l Ich habe meine Rolle rezitiert vor meiner Frau, ohne zu zittern." -- - —< GericktskaUe. Hamburg. I» dem zweiten Prozeß wegen der Wahlrechts-Kundgebungen am 17. Januar d. wurden nach zweitägiger Verhandlung von den 20 An geklagten sieben sceigesprochen, einer erhielt zwei Tage Geföngni», die übrigen wurden zu Strafen von drei Monat bis zu einem Jahr und vier Monat Gefängnis unter Anrechnung von drei Monat Unter suchungshaft verurteilt. München. Die Firma Schostal u. Hertlein in Wien hat gegen die seit der Belgrader Mord affäre in München lebende Schwester der Königin Draga von Serbien K age auf Zahlung von 394 Kronen für gelieferte Wäsche gestellt. Dte Be klagte lehnte die Zahlung ab, va die Bestellung für die Königin erfolgt sä. Die klagende Firma bestritt da». Da» OberlandeSgericht legte der Beklagten den Eid auf, regte aber zugleich einen Vergleich an. Die Beklagte lehnte einen Vergleich ab um> leistete den Sid, worauf die Klage abgewiesen wurde. Schweinfurt. Der Bierbrauer Friedrich Silier au» Meiningen, der s. Zt. hier in Hanau den Mordversuch auf den Kriminalschutzmann Trott ver übte, wurde von der Strafkammer in Schweinfurt wegen Einbruchrdiebstahl» zu drei Jahr Zuchthau» verurteilt. Seine Straftaten haben ihm jetzt bereit» neun Jahr Zuchthau» und 4»/, Jahr Gefängni» eingetragen. Nun hat er sich noch wegen eine» Einbruchsdiebstahl» in Meiningen und dann am 18. Juni vor dem Hanauer Schwurgericht wegen de» Mordversuchs zu verantworten. Der Ver brecher wurde von Schweinfurt wieder nach Hanau gebracht. Kuntes Allerlei. * Falsche Bäuche. Eine ganz seltsame Mode kam im Jahre 1559 in Frankreich auf und brachte unter den Schmächtigen und Dünnen in der Männerwelt große Aufregung hervor. Atan fand nämlich, daß ein dicker Bauch seinem Besitzer ein wohlhabendes Ansehen verschaffte, das viel zur Vermehrung persönlicher Verdienste beitrage. Da forderten ein Schneider und ein Tapezierer gemeinsam ihr Jahrhundert in die Schranken, fie fertigten falsche Bäuche an, die großen Beifall fanden. — ES ist zuweilen be hauptet worden, daß frühere Moden gar häufig wiederkehrten. Werden wir auch einmal wieder „falsche Bäuche" in unsem Warenhäusern kaufen können? wichtige Zeugin zu einer unbefangenen Aus- Me zu bewegen, anfangs möglichste Zurück- daliung in seinen Fragen. . „Sie wissen, Frau Kalwoda," sagte er dann, 'einem Ton teilnahmvolle Wärme verleihend, -daß eiu dringender Verdacht gegen Herrn «truck ausgesprochen wurde. Ja, ich will Ihnen nicht verhehlen, daß sogar schon seine Feftnahu!- verfüg! worden ist. Struck wird ^nächst mit Ihnen konfrontiert werden, «relleicht ist es Ihnen aber lieber, alles, waS ^seiner Entlastung etwa beitragen könnte, A schon vorher anzuvertrauen. Reden Sie Mn zu mir, Frau Kalwoda, und bedenken daß ich ebensosehr zur Ermittelung der ^schuld in mein Amt eingesetzt bi«. Sie HMn also nicht zu fürchten, daß Ihre Offen- Ut und Ihr Freimut mir gegenüber ver- 'chwendet wäre!" Unter Tränen erhob Stephanie ihren Blick, klagbare Trauer lag auf ihrem Antlitz. , »Mein Gott, waS soll ich den» nm 'Mu? Hab' ich andre Beweise als meine Mögliche Überzeugung? Und gelten Gefühle, Empfindungen etwas vor Gericht?" »Wollen Sie mir eine Frage beantworten, A in ihr Gefühlsleben etndringt und die Mwch nicht brutal gemeint oder nur von -u- «nnglicher Neugier eingegeben ist?" «ie sah ihn scheu fragend an. »Frau Kalwoda — wir haben davon Kennt- erhalten, daß Arnold Struck den sicheren «muben besaß, Sie würden sich nie und N^er mit dem, den er für seinen glücklichen "eoenbuhler anfehen mußte, verlobt haben, wenn er rechtzeitig die Gelegenheit gefunden hätte, sich Ihnen zu offenbaren. Wollen Sie mir bestätigen, daß er sich in dieser Hoffnung nicht getäuscht hätte?" „Wozu das? Wozu daS?" rief Stephanie gequält. „Ich darf diese Frage nicht be antworten! So grausam viel hat sich ge ändert . . ." Haushofer ergriff ihre Hände und sah ihr voll ernster Teilnahme ins Antlitz. „Ich ver stehe Sie vollkommen, gnädig« Frau. Sie find gestern vor dem Gesetz die Gattin KalwodaS geworden, und Sie find es in der Überzeugung geworden, an seiner Seite daS Glück Ihres Lebens zu finden. Nicht wahr, so verhielt fich's d" „Ja!" hauchte Stephanie. „Mein Herz war von wärmster Dankbarkeit für ihn erfüllt — ich wm ihm gut —, kur», ich kannte keinen Zweifel mehr, als ich mit ihm gestern früh die Fahrt zum Standesamt antrat." „Auch da« Wiederaustauchen Ihres alten Freundes hatte darin keine Abänderung ge schaffen?" fragte der Landrichter in leisem Tone. Sie atmete tief auf. „Nein!" flüsterte fie dann. „Gerade die letzte Unterredung mit Arnold, die vorgestern abend stattfand, hatte die Überzeugung in mir bestärkt, daß ich nn- recht getan hätte, wenn ich KalwodaS Werbung zutückgewiesen hätte." „Wollen Sie mir den Grund nennen?" „Arnold hatte mir in jener Aussprache ver raten, daß — Doch nein, ich kann eS nicht sagen, eS ist nichts, waS die Gerichte zu in- teresfieren vermöchte!" „Wozu das Mißtrauen, gnädige Frau? Sie stehen vor einem Manne, der manches von Rätseln erfüllte Herz schon vor stch aufgehen sah. Wie sollte ich Ihnen, die Sie in einen tiefen, Mitleid erbetschenden Herzenskonflikt geraten find, meine Hilfe versagen!" Sein Ton klang so warm, so überzeugend, daß Stephanie ihre Scheu überwand. „Nun, Herr Landrichter," sagte fie tief aufatmend, „in jener letzten Unterredung hatte mir Arnold verraten, daß er fett Jahren eine unglückliche Liebe im Herzen trage. WaS ich weder meinem Bruder noch meiner Tante, waS ich nicht einmal meiner Mutter gestanden hatte, Ihnen will ich eS anvertrauen: ich hatte Arnold schon als halberwachsenes Mädchen geliebt. Er hatte niemals mit mir in anderem Tone gesprochen als in dem, den der Jugendfreund führen durste; dennoch lebte in mir die Hoffnung, er erwiderte meine Liebe. Die Jahre vergingen, aber daS bang und freudig zugleich ersehnte Wort erklang nicht. Allmählich begann ich zu zweifeln an seiner Liebe — ich mußte endlich auch de« Andeutungen meiner Umgebung, daß er Herz und Hand im stillen schon vergeben habe, Glauben schenken — und zur vollen Ge wißheit ward mir's in unsrer letzten Aussprache." Tränen waren wieder in ihre Augen ge treten. Haushofer, der fich, halb von ihr ab gewandt, niedergelassen hatte, nickte gedanken voll. „Um so erschütternder kann ich mir nun den Eindruck denken, den die Mitteilungen Ihrer Verwandten auf Sie hervorbringen mußten, die Sie über das bisherige Mißver ständnis aufklarten l" „Sie haben es gewiß nicht so grausam ge meint!" sagte Stephanie mit einem trüben Lächeln. „Hätten fie geahnt, welch qualvolle Zweifel dann von neuem mein Herz durch wühlen würden, fie hätten sicher geschwiegen, mir gegenüber und auch Franz gegenüber!" Haushofer hatte dieses einfache Geständnis voll innerer Bewegung gehört. Er urteilte jetzt anders, ganz anders, als der Staatsanwalt über die tiesunglückliche Witwe. „Haben Sie nun die Überzeugung," fuhr er nach kurzem Schweigen fort, „daß Ihr Gatte, als er durch Fräulein Reck davor gewarnt worden war, Herrn Struck zur Teilnahme am Fest aufzufordern, den Weg zu ihm in Hellem Zorn angetreten haben könnte?" Stephanie schüttelte den Kopf. „Wie konnte er ihm zürnen? Arnold hatte ihm doch nichts getan?" „Aber gerieten Sie nicht selbst in Erregung, als Sie auS Stadelmanns Munde vernahmen, daß Ihr Gatte Herm Struck um eine sofortige Unterredung bitten lasse?" „Gewiß; wußte ich doch, daß er diesen Schlag nur sehr, sehr schwer werde verwinden können. Als er mir mit kurzen Worten dafür dankte, daß ich Arnolds Kommen abgelehnt habe — so nämlich legte er fich Tante Gustis wirre Botschaft auS —, da zitterte seine Stimme, aber Zom oder gar Wut erfüllte ihn nicht. In jenem Augenblick tat er mir grenzen los leid." « ir (Fortsetzung folgt.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)