Volltext Seite (XML)
Von f§ak unä fern. Die Entfestigung Kölns. Nachdem die Entfestigung und der AnkMf des FestungS- rayonS durch die Stadt für 25 Millionen Marl genehmigt worden, find die Verhandlungen zwecks Eingemeindung der rechtsrheinischen Vororte Kalk, Mülheim und Vingst eingeleitet. Köln erhielte dadurch einen Bevölkerungszuwachs von rund 100000 Einwohnern. Eine i»ter«atio«aleZeitnugsausstettuug ist in Frankfurt a. M. eröffnet worden. Sie ist veranstaltet von der Typographischen Ge- sellschaft und dem Kreisverein deutscher Buch drucker und stellt die Entwickelung des gesamten Zeitungswesens dar. Bei der Eröffnungsfeier in Anwesenheit des Magistrats und der Re- gierungsvertreter hielt Dr. Broeckings einen Vortrag über die kulturelle Bedeutung der Presse. Selbstmord einer angebliche» Offiziers tochter. Die 28jShripe Elise Großkopf, an geblich Tochter eines Offiziers und mit ihrer Mutter irr Wiesbaden wohnhaft, stellte fich ober halb der Eisenbahnbrücke in Mainz mit dem Rücken an den Rhein und schoß fich eine Re- volvertugel in die linke Brust, worauf der Körper, wie beabsichtigt, in das Wasser siel. Neben fich hatte das Mädchen eine Flasche Likör stehen, aus der sie fich anscheinend Mut angetrunken hatte. Die Lebensmüde wurde schwerverletzt aus dem Wasser gezogen und so fort nach dem Spital gebracht, wo sie nach wenigen Stunden verstarb. Grund zu der Tat ist unbekannt. I» de» Tod gefahren. Bei Riefensbeek in der Nähe von Göttingen geriet ein Automobil in Brand. Die Steuerung versagte, und das Automobil stürzte in den Chauffeegraben, wo bei es zertrümmert wurde. Zwei Insassen retteten sich durch Abspringen; zwei andre find tödlich verletz». Versuchter Mord. In Magdeburg ver suchte ein 17jähriger Lehrling, dem wegen eines Diebstahls von 20 Mark gekündigt war, die Frau seines Prinzipals zu töten. Er gab drei Revolverschüffe ab. Die Frau wurde glücklicher weise nicht lebensgefährlich verletzt. Untergegangen? Das Ende Januar von Hamburg mit einer Ladung Dynamit und Pulver nach Montevideo abgegangene Segel schiff ,C. Paulsen" ist an seinem Bestimmungs orte nicht eingetroffen. Man glaubt, daß das Schiff anfangs Februar im englischen Kanal gesunken ist, da zu jener Zeit von einem eng lischen Fischdampser ein fremdes Schiff gesehen wurde, das mit einem furchtbaren Krach in die Luft flog und augenblicklich versank. Von der dreizehn Mann starken Besatzung des „C. Paulsen" waren elf Deutsche. x Eme verwegene Flucht aus de« MUttärarrest unternahm während der Nacht- zett der Musketier Wendland vom Infanterie regiment Nr. 14 in Bromberg, der fich seit einiger Zeit in Untersuchungshaft befand. Seine Zelle lag im dritten Stockwerk der Bromberger Hauptwache, von wo auS Wendland, nur mit Hemd und Hose bekleidet, seine gefährliche Flucht ins Werk setzte. Schon einmal war eS ihm gelungen, aus dem Gefängnis, wo er untergebracht war, zu entkommen; er konnte jedoch damals bald wieder ergriffen werden. Bis zur Stunde fehlt jede Spur von dem Ausreißer, der steckbrieflich verfolgt wird. Mißglückter Fluchtversuch. Die steck brieflich verfolgte und in Würzburg verhaftete Hochstaplerin Weißer sprang während des Ver hörs aus dem ersten Stockwerk deS Polizei- gebäudeS herunter und wurde schwer verletzt auf dem Pflaster aufgefunden. x Tödlicher Unfall ans einem Truppen übungsplatz«. Tödlich verunglückt ist auf dem Truppenübungsplätze LamSdorf in Schlesien der Hauptmann der Reserve, Rittergutsbesitzer Raabe auf Schadewitz. R. wechselte bei der Übung am Vormittag das Pferd, angeblich, weil ihm das Tier zu matt schien. Als er aber das zweite Pferd bestiegen hatte, scheute dieses und jagte davon. Der Reiter wollte fich nun durch einen Sprung in Sicherheit bringen, er wurde jedoch dabei von einem Hufschlage des Pferdes so unglücklich am Kopfe getroffen, daß die Schädeldecke zertrümmert wurde. Den Bemühungen eines sofort aus Neiße herbei geholten Arztes gelang es nicht, den Schwer verletzten am Leben zu erhalten; wenige Stunden später starb der Verunglückte. Kaiser Wilhelm wird bei seiner österreichischen Reise ein schon vor Jabren dem Grafen Wilczek gegebenes Versprechen einlösen und das Schloß Kreuzenstein besichtigen. Das Schloß liegt 16 Kilo meter stromaufwärts von Wien auf dem rechten User der Donau. Jahrzehntelang blieb die Burg unbeachtet und war nahezu verfallen, als deren jetziger Besitzer vor ungefähr zwanzig Jahren mit der Restaurierung begann. Jetzt ist dar Schloß in seiner ursprünglichen Gestalt Wieder- Di« Boruntersuchuug gege« Steph any, ren früheren Polizeilommtffar in Straßburg, ist abgeschlossen. Die gerichtliche Verhandlung findet noch im Juni statt. Die Anklage lautet nur auf Briefunterschlagung. Utudententumulte 1« Kla«se»b«rg. Gelegentlich einer Studentenprüfung ereignete fich in Klausenburg ein sehr peinlicher Zwischen- fall. Der Studierende der Nationalökonomie hergestellt. Ein lebender Wall, eine dichte Dornen hecke, dann Wetter eine starke Pallisadenwand und endlich der Burggraben, der eine Breite von 10 bis 15 Meter und eine Tiefe von 15 Meter hat, um geben die Burg, die nur über eine Zugbrücke zu er reichen ist. Kreuzenstein gatt als die stärkste Raub ritterburg an der Donau und auch als die ge- fürchtetste, mit ihr die ihr gegenüber am linken Donauufer gelegene Burg Greifenstein. und der Finanzwiffenschaft Joseph Haudy stand zum vierten Mal vor der Prüfung. Professor Nawratil erklärte, daß die Prüfung auch dies mal nicht gelungen sei. Nack diesen Worten zog Haudy in Gegenwart der Professoren einen Revolver und schoß fich eine Kugel in den Kopf. Professor Nawratil eilte auS dem Saale in das Dekanatzimmer, die Studenten eilten nach und nahmen vor dem Dekanat eine drohende Haltung an. Einigen Professoren gelang es schließlich, die Studenten zu be ruhigen. Andre Kommilitonen aber verwünschten Nawratil laut, als dieser einen Wagen bestieg, um nach seiner Wohnung zu fahren. Professor Nawratil wird die Stadt für einige Zeit der- lassen. Haudy, der schwer verletzt ist, mußte nach einer Klinik übergefühlt werden. Bergmannstod. Im Eleonorenfchacht bei Teplitz-Sckönau wurde durch giftige Gase ein Häuer gelötet; ein Maurer und ein Werkmeister erlitten schwere Brandwunden. Durch Großfeser vollständig eingeäschert wurde in Agram die große Agramer Dampf mühle, die einer Aktiengesellschaft gehört. BiS auf ein Magazin und das vorn gelegene Haus der Direktion find alle Gebäude, Magazine, Vorräte und Maschinen ganz vernichtet. Der Schaden beläuft sich auf etwa 2 Millionen Kronen. Opium im französisch«» OffizierkorpS. Auf Veranlassung des Marineministers, der die Wahrnehmung gemacht hatte, daß das Opium rauchen unter den Offizieren und Mannschaften im Kriegshafen von Toulon bedenklich über hand genommen habe, ließ der Minister deS Innern in verschiedenen Opiumrauchstuben Durchsuchungen vornehmen. In drei der selben wurden große Quantitäten von Opium beschlagnahmt. Gegen die Besitzer von Rauch stuben wurde strafrechtliche Verfolgung ein geleitet. Unterstützung«« für d»e Hiuterdliebe««» d«r Opfer vo« Courriöres. Nach einer Meldung auS Pari? werden jetzt die Vor schriften für die Tätigkeit deS Ausschusses zur Hilfeleistung für die von der Katastrophe von CourriöreS betroffenen Familien veröffentlicht werden. Die eingegangenen Beträge übersteigen 6 Millionen Frank. Die Unterstützung wird den Betroffenen in Form von unübertragbaren Sparkassenbüchern mit späterem Auszahlungs- termin übertragen werden. Minderjährige können den Betrag erst erheben bei erreichter Volljährig keit oder bei Verheiratung. Außer dem Spar kassenbuch erhält jeder von der Katastrophe be troffene Haushalt noch 250 Frank in bar. ss»s--ss> - GerickrsbaUe. Danzig. Das Oberkriegsgericht deS XVII. Armeekorps verurteilte den Kriegsgerichtsrat Koch auS Graudenz wegen Dienstvergehens und Bciseite- schaffung von Urkunden zu zwei Monat Gefängnis. In der ersten Instanz war Freispruch erfolgt; auf Veranlassung des KriegSmmisterS aber hatte der Gerichtsherr Berufung erngelegt. Frankfurt a. M. Der Flaschenbierhändler Vinzenz Hohmann verweigerte, als ein Unteroffizier von ihm eine Empfangsbescheinigung über Schrift stücke verlangte, die Hohmann in einem üandgericht- lichen Verfahren zugegangen waren, jede Unter schrift, da ihn der „Mtlitärkram" nichts mehr anginge. Im Verlaufe der sehr erregten Verhand lung sprach Hohmann vom Obersten, Bezirksfeld webel und Unteroffizier in beleidigenden Aus drücken und gab dem Unteroffizier einen Stoß. Wegen Beleidigung in drei Fällen und wegen tät lichen Angriffs auf ein Mitglied der bewaffneten Macht hatte ihn das Schöffengericht zu 6 Wochen Gefängnis verurteilt. Die Strafkammer hielt eine Geldstrafe von 100 Mk. für ausreichend. Kuntes Allerlei. Die großen Hände. Bauer (der wegen einer Ohrfeige zu fünf Mark Geldstrafe ver urteilt wurde): „DaS ist noch mal gnädi ad- gange ... gut, daß ich die Händ' immer auf'm Rücken 'halten hab'." Alle- zu sei««« Zeit! Verkäuferin: „Für wen holst du denn die Zigarren, Kleiner?" — Knabe: „Für mich!" — Verkäuferin: „Aber, mein Junge, du wirst doch jetzt nicht schon rauchen?" — Knabe: „Nein, erst nach der Schulet" vollkommen erholt bin, kann dann auch Tant? Gusti Nachkommen. Wir werden zunächst viel leicht nach Nervi reisen und uns darauf später in Genua selbst nach einer geeigneten Unter kunft umsehcn." „Auf mich brauchst du weiter keine Rücksicht zu nehmen, Stephanie. So ganz sicher ist eS ja immer noch nicht, ob ich mit den Leuten da unten einig werde/ „Nicht sicher?!" Die Schwester starrte den Sprecher, der fich mißmutig abwandte, lange an. „Aber sagtest du denn nicht, eS bestünde ein fester Kontrakt?" „Liebe Stephanie, das werde ich dir ein andermal auseinandersetzen. Beunruhige dich vor läufig weiter nicht. Was ich an Barmitteln dorr eingezahlt habe, werden sie mir schon wieder herausgeben müssen." „Das Geld ist es doch nicht allein!" sagte Stephanie zitternd. „Ich glaubte durch Kal- wodas Hilse dich ein sür allemal in einer durchaus gesicherten Lebensstellung; ich hoffte, d« würdest da unten dein Glück machen!" _ »Mein Glück! Geschäft ist Geschäft - Ristto und Verlust gibt's überall. Nimm die Sache nicht so tragisch, liebe Stephanie. Es Aird sich sür mich schon etwas anderes finden." Stephanie verstand nicht, wie der Bruder die Kroßen Opfer, die sie ihm durch ihre Für- Drache bei Kalu. 02 a gebracht hatte, plötzlich so K"ing anschlagen lounte. Doch sie verschmähte ihn daran zu erinnern. Nur bestand sie nun gerade darauf, nach Genua zu reisen. „ES rfi vielleicht nur die kindliche Einbildung," er klärte sie, „daß ich nirgends sonst in der Welt wieder ganz genesen kann als wie da unten am Golf von Genua; aber erfülle mir gerade des halb meine Bitte!" „Es ist kein kindischer Eigenfinn, deine Gründe find tiefer und geheimnisvoller, Stephanie!" sagte Benjamin mit plötzlicher Entschiedenheit. Sie sah fich furchtsam nach der Tür ihres Zimmers um, in dem diese Unterredung statt fand. Tonlos sagte sie: „Woher wolltest du wissen, was mich dahin treibt?" Benjamin trat dicht vor sie hin. „Arnold hält fich dort verborgen!" Hastig fuhr fie empor. „Schweig!' stieß fie gequält aus. Tiefaufatmend standen fie eine Welle ein ander gegenüber — Äug' in Äug'. „Du — wußtest darum?" fragte Stephanie endlich unsicher. „Schon die ganze Zeit über?" „Ja, Stephanie." „Und schwiegst?" . . . Warum?" „Well du ihn liebst, Stephanie. Und weil ich sein Verderben nicht will." Schaudernd bedecke Stephanie ihr Antlitz. .„Ich — weiß nicht, ob ich ihn liebe — ob ich ihn lieben darf." „So plötzlich zweifelst du? — Du glaubst also selbst an seine Schuld?" „Ich weiß eS nicht. Ich hatte noch immer gehofft, daß er kommen und seine Unschuld be weisen werde." Benjamin zuckle mürrisch die Achsel. „Wenn er in Sicherheit ist, willst du von ihm verlangen, daß er fich freiwillig stellt?" „Du verstehst mich nicht, Benjamin? — Wer die Süyne auf fich nimmt, meine ich, der findet vor Gott schon die Hälfte der Vergebung — und sei es auch für das furchtbarste Ver brechen !" „Wenn du willst, daß er Buße tun soll für seine Tat — oder daß er fich vor Gericht über haupt verantwortet —, ja, warum hast du dem Richter dann nicht schon längst selbst seinen Aufenthalt verraten? ... Ich habe nur aus Schonung für dich geschwiegen, Stephanie!" Ein ergreifendes Schluchzen drang aus ihrer Brust. „Quäl' mich doch nicht so, Benjamin! Ach, wir reden verschiedene Sprachen!" „So sage doch, was willst du sonst tun, da er von selbst doch nichts von fich hören läßt?" „Vor ihn hintreten will ich uud ihn an seine Pflicht vor Gott und vor dem Gesetz erinnern!" erwiderte Stephanit. „Ein seltsamer Liebesdienst!" sagte Benjamin — ganz starr über die aus ihren ernsten, strengen Worten flammende Leidenschaftlichkeit, die er nicht zu fassen vermochte. ... Am Abend desselben Tages ward dann mit Tante Gusti alles Nötige verabredet: Stephanie reiste am kommenden Abend in Be gleitung ihres Bruders Benjamin nach dem Golf von Genua, wo fie mehrere Wochen zu bleiben gedachte, und wohin ihr in einer später zu bestimmenden Zeit Tante Gusti uach- so.aen sollte. In körperlicher und seelischer Erschöpfung gelangt« Stephanie an ihr Reis^iel. Ein klarer, sonniger Herbstmorgen empfing die Reisenden in der schönen Hafenstadt. Von dem Hotel aus, das auf der amphitheatralisch von vielen gärtenreichen Marmorpalästen be setzten Höhe lag, hatte man den Blick aufs blaue Mittelmeer frei und auf den Hafen, der von einer Riesenflotte von Segelschiffen und Dampfem besetzt war. So großen Sinn Stephanie für die Natur besaß, so sehnlich es in früheren Zeiten immer ihr Herzenswunsch gewesen war, reisen, die schöne Welt sehen zu können — heute blieb ihr Auge auch angesichts der freundlichen, traum haft schönen Landschaft, die den ganzen Herbst- zauber der Riviera entfaltete, glanzlos und trübe. Sie wollte den Wagen, der fie zum Hotel- portal gebracht hatte, nicht einmal verlaßen, um fich von der schönen Lage des Ballon- zimmerS, das der an den Wagenschlag geeilte Geschäftsführer ihr anpries, zu überzeugen. Un geduldig ordnete fie an, daß nur die beiden Koffer vom Personal aus dem Wagen ge nommen werden sollten; Benjamin sollte gleich falls nicht erst ins Hotel eintreten, sondern fie sofort nach der Wohnung Ermete BonziantS oder dessen Privatkontor führen. Daß der reiche Italiener den Aufenthalt feines Lebensretters wisse, davon war Stephanie überzeugt. » » (Forqetzimg folgt.)