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Ottendorfer Zeitung : 11.05.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-05-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190605112
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19060511
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19060511
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-05
- Tag 1906-05-11
-
Monat
1906-05
-
Jahr
1906
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 11.05.1906
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politische Kunäfchau. Dentfchland. 'Die Übersiedelung des kaiserlichen Hoflagers von Berlin nach dem Neuen Palais bei Potsdam hat begonnen. * Der deutsche Kronprinz vollendete am 6. d. sein 24. Lebensjahr. * Zum Nachfolger des verstorbenen preußi schen Eisenbahnministers v. Budde soll der bisherige Kölner EisenbahnprSsident Breitenbach in Aussicht genommen sein. Seine Ernennung dürfte bereits erfolgt sein, doch liegen amtliche Mitteilungen darüber noch nicht vor. ' *Die Regierung soll nicht abgeneigt sein, -dem Beschluß der Diätenkommission .des Reichstages zuzustimmen, wonach den Mitgliedern des Reichstags, wie dies bis zur Mitte der achtziger Jahre bereits der Fall war, freie Fahrt auf allen deutschen Staats bahnen und für die Dauer der ganzen Legis laturperiode gewährt werden soll. ES finden gegenwärtig hierüber Verhandlungen mit den -Bundesregierungen statt. *Die nächste Plenarsitzung des Preuß. Herrenhauses findet am 25. Mai statt; iu Aussicht genommen ist die Beratung der Wahlrechtsvorlagen. *Jn den letzten siegreichen Gefechten in Oftafrika verloren die Rebellen über 400 Tote; auf deutscher Seite fielen 13 Hilfs- rrieger. Öftrrreich-Usgarx. * Der neue Ministerpräsident Prinz Hohenlohe hat seine Vorbesprechungen mit den einzelnen Parteiführern bereits be gonnen. Das Ergebnis seiner Verhandlungen mit den Führern der Opposition wird vorläufig geheimgehalten. Im allgemeinen bringt man dem neuen Ministerpräsidenten durchaus nicht so großes Vertrauen entgegen, als die Re gierungsblätter anfänglich glauben machen wollten. * Die Neuwahlen zu dem ungarischen Reichstag find bis auf einige Stichwahlen beendigt und haben ein Ergebnis gezeitigt, wie es selbst die begeistertsten Kofsuthianer vorher wohl nicht erhofft hatten. Die Unabhängig- keitspNtei hat, selbst wenn die 40 kroatischen Abgeordneten sich mit den übrigen Parteien zur Opposition vereinigen sollten, immer noch die überwiegende Mehrheit im Reichstage. Man kann mit Recht sagen, daß die ganze ungarische Nation sich nach den Wahlen im Lager der Unabhängigkeitspartei vereinigt findet, d. h. daß die Grundlagen des Ausgleichs von 1867 völlig erschüttert find. Man strebt in Ungarn nach Trennung vou Österreich. Ffrankreich. 'Die Deputiertenwahlen find am Sonntag vollzogen worden. Die Regie rungsmehrheit wird nach dem Ausfall der neuen Wahlen erhalten bleiben; sämtliche Minister find wiedergewählt. England. "Die Meldungen von einem bevorstehenden engeren Einverständnis zwischen England, Rußland und Frankreich in den asiatischen Fragen werden in englischen und französischen Blättern eifrig besprochen. Mau zweifelt nicht daran, daß bezüglich Ost- afiens sofort nach Bildung deS neuen russischen Kabinetts ein englisch-russisches Übereinkommen zustande kommen wird. Schweiz. * Bei der ersten Wahl derbernischen Regierung durch das Volk wurden die bisherigen neun Mitglieder, sieben Radikale und zwei Konservative, wiedergewählt. Italien. "Ganz Italien steht unter dem Ein druck der Enthüllungen der parlamen tarischen Untersuchungskommisston, die in der Verwaltung der Kriegsmarine schwere Schäden aufgedlckr und schonungslos ihre Er- mittelungen der Öffentlichkeit unterbreitet hat. Ehe Sonniuo Ministerpräsident wurde, leitete er gemeinsam mit dem Sozialisten Ferri den Kampf gegen die Marineverwaltnng. Ferri wurde damals zu einer längeren Freiheits strafe und zur Tragung der Kosten des Riesen- prozeffes, den die Marinrverwaltung für den Minister, Admiral Bettoli, angestrengt hatte, verurteilt. Und nun nach drei Jahren stellt sich heraus, daß die damals durch harte Strafe geahndeten Beschuldigungen zu Recht erhoben waren. Natürlich triumphiert jetzt Ferri, und seine Genoffen werden diesen Fall nicht un genutzt lassen, wenn die neuen Wahlen heran nahen. Rußland. * Gegen den General-Gouverneur von Moskau, Admiral Dubassow, wurde eins Bombe geschleudert. Der Admiral wurde schwer verwundet, sein Adjutant, der Kutscher, ein Schutzmann und der Attentäter wurden getötet. Dieses neue Attentat hat in ganz Rußland ungeheures Aufsehen hervor - gerufen, da man schon seit Wochen wußte, daß gegen den General-Gouverneur ein Anschlag geplant sei und ihn daher mit allen nur er- deutlichen Sicherheitsmaßregeln umgab. Be merkenswert ist, daß der Attentäter, über dessen Person alle Angaben fehlen, Osfiziersuniform trug. * Der Petersburger .Regierungsbote' meldet die auf sein Gesuch erfolgte Enthebung des Grafen Witte vom Posten des Präsi denten des MirnsterrateS unter Belassung seines Sitzes im Reichsratte uns unter Belastung seiner Würde eines Siaatsselre-ä s sowie unter Verleihung des Alexander-Newsky Ordens mit Brillanten, und ferner die Enthebung DurnowoS vom Posten des Ministers des Innern unter Ernennung zum Staatssekretär und unter Be lassung der Wörde eines Senators. Gleich zeitig wird die Ernennung Goremykins zum Präsidenten des Minifterrates bekannt ge- geben. Balkanstaate«. * Der Streit zwischen England und der Türkei wegen der syrisch-ägyptischen Grenze wird seit der Absendung des eng lischen Ultimatums und dem Eintreffen der ersten Verstärkungen für die englische Besatzungstruppe in Ägypten immer schwieriger. Die englische Regierung hofft ja offenbar, daß der Sultan noch nachgeben werde, ist aber für den andern Fall zu dem schärfsten Vorgehen entschlossen und hat dabei die gesamte öffentliche Meinung des Landes hinter sich. Man rechnet in London mit der Notwendigkeit, ein Geschwader nach Konstantinopel entsenden zu müssen. * In Bulgarien erregt augenblicklich eine politische Bestechungsaffäre großes Aufsehen. Nach Meldungen aus Sofia wird dort ein Beleidigungsprozeß gegen das Organ der Nationalportei, die Z itung ,Mir', verhan delt, die den Ministerpräsidenten Generalmajor Petrow und den Kriegsminister Generalmajor Sawow beschuldigt hatte, bei der Patronen- beftellung im Jahre 1903 BrstechungSgelder in Höhe von 165 000 Frank angenommen zu haben. Ein Hauptzeuge, der Unternehmer KiSzelow, machte gegen die beiden Minister schwer be- lastende Aussagen. Amerika. *Jm Senat in Wa shington ist eine Einigung über den Gesetzentwurf betreffend die Eisenbahntarifsätze erzielt worden und ein Nereilkowmen bezüglich der strittigen Punkte zustande gekommen, der, wie eS heißt, auf die Zustimmung des Präsidenten Roosevelt rechnen kann. Die Schwierigkeiten für die An nahme des Gesetzes find somit behoben. * Der Lohntarifausschuß der Hartkohlen gräber empfahl den Arbeitern, die Vorschläge der Zechenbefitzer anzunehmen. Die Vorschläge gehen dahin, zu den Bedingungen des Ver trages von 1903 weitere drei Jahre zu arbeiten. DaS Komitee der Arbeiter und dasjenige der Zechenbefitzer find am Motttag in N-w Jork zusammengekommen, um den neuen Vertrag abzuschließen. Damit hat der einen Monat dauernde Ausstand ein Ende. Afrika. * Die Kämpfe der Engländer gegen die Aufständischen imZululand find Londoner - Meldungen zufolge überaus verlustreich und haben bisher zu keinem nennenswerten Erfolg geführt. Aus ciem Keickstage. Der Reichstag setzte am 5 d. dis Beratung der Zigarettensteuer bis zum 8 7 fort. Ein Teil der Paragraphen wurde ohne Debatte, andre nach einer Besprechung genehmigt, in der hauptsächlich Sozial demokraten und Freisinnige das Wort zur Be kämpfung der Vorlage und ihrer einzelnen Be stimmungen ergriffen. Die Mehrheit ließ nm hin und wieder durch die Abgg. Jäger (Zentr.), Erz berger (Zentr.) und Held (nat-tib.l ihre Beschlüße verteidigen. Ebenso trat Schatzsekretär v. Srmgel den erhobenen Einwendungen entgegen. Ein Antrag der Sozialdemokraten gegen die Heimarbeit in der Zigaretieninduffrie wurde abgelebnt, nachdem unter andern Schatzsekretär v. Stengel hervorgehoben hatte, eS handle sich um eine Steuervorlage, nicht um eine Novelle zur Gewerbeordnung. Er bemerkte aber, wenn die von der Kommission vorgeschlagene Resolution in Sachen der Heimarbeit genehmigt würde, würden die verbündeten Regierungen zweifel los die Angelegenheit in Erwägung ziehen. Am 7. d. wird die zweite Beratung des Z i - aarettensteuerqesetzeS fortgesetzt. Die §8 9 ff. werden angenommen, ohne daß es zu wesent lichen Debatten kommt. Als 8 92a beantragen die Abgg. Albrecht und Gen. (soz.) eine Bestimmung, welche eine Entschädigung der innerhalb eines Jahres nach Inkrafttreten dieses Gesetzes arbeitslos werden den Zigarettenarbeiter und Zigmettenarbeiterinnen mit einer einmaligen Abfindungssumme zwischen 500 bis 2500 Mk. per Kopf vorsteht. Die Höhe der Entschädigung soll sich nach der Zahl der in der Tabakindustrie verbrachten Arbeitsjahre richten. Ein Amendement des Abg. Grafen MielczpnSki (Pole) will die Bestimmungen des Antrages Albrecht auch auf Heimarbeiter auSdehnen. Abg. Molkenbuhr (soz.) begründet den An trag seiner Partei. Man müsse den arbeitslos werdenden Leuten die Möglichkeit gewähren, sich eine andre Existenz zu gründen oder auszuwander". Bei der Übernahme von Privatposten, beim Süß stoffgesetz, namentlich aber auch bei der Aushebung der Steuerfreiheit der StandeSherren habe man die Ecsatzpflicht des StaateS anerkannt. RochSschatzsekretär Frhr. v. Stengel: Die Kommission hat denselben Antrag bereits mit großer Mehrheit abgclehnt. Ich bitte das Plenum dringend, ebenfalls den Antrag abzulebnen. Die Vorgänge bei der Beseitigung der Privaiposten lassen sich mit diesem Gesetz nicht vergleichen, durch das nicht ein aanzes Gewerbe verboten werden soll. Die Be sorgnisse wegen deS Konsuwrückganges find schreck lich übertrieben. Auch von der Schaumweinsteuer befürchtete man einen Konsumrückgang, und jetzt Wird mehr Sekt getrunken als früher. Abg. Graf Miele zynSkt (Pole) befürwortet warm den sozialdemokratischen Antrag und sein dazu gestelltes Amendement. Abg. Jäger (Zentr.) spricht sich gegen den An ttag auS. Beim Bleiwcißverbot, das sie selbst be antragt haben, dachten die Sozialdemokraten an keine Entschädigung, obwohl dadurch doch viel mehr Arbeiter brotlos geworden wären. Abg. Held (nat.-lib.): Die jungen Mädchen werden schon wieder Arbeit finden, z. B. in der Kartonnagenbranche. Wer wird denn feststellen können, ob die Arbeiterinnen gerade wegen dieses Gesetzes entlassen werden? Abg. v. Elm (soz.) tritt für Annahme de» An trags Albrecht ein. Der Schatzsekretär sprach von Übertreibungen und verwies auf das Schaumwein steuergesetz. Arbeiterttgaretten und Champagner laßen sich doch nicht miteinander vergleichen. Wenn man sagt, daß es sich um junge Mädchen und nicht um Familienväter handle, so möchte ich darauf Hin weisen, daß viele dieser Mädchen die Stützen ihrer Eltern find. Reichsschatzsekretär Frhr. v. Stengel: Ein Monopol würde eine Entschädigung notwendig machen, ein einfaches Steuergesetz nicht. Abg. Molkenbuhr (ioz.): Wenn e» sich um eine Entschädigung von Fabrikanten handelt, hat die Regierung immer Geld. Abg. Graf Mielzcynski (Pole) versucht nachzuweisen, daß schon auf die bloße Nachricht von der Zigarettensteuer eine Panik in der Industrie au-gebrochen sei. Die Anträge Alb: echt und Miele,ynski werden abgelehnt. Dagegen wird auf Antrag Held (nat.- lib.) ein 8 32 a eingesügt, der Bestimmungen über die Ausfuhrvergütung trifft. Der Rest des Gesetzes Wird debatteloS angenommen, desgleichen die KommisfionSresoiution auf Ausdehnung der BundeS- ratSbestimmungcn über die Heimarbeit auf die Tabak industrie. ES folgt die zweite Beratung Ler Naville zum O Vie Mage äer Gerechtigkeit. 4s Roman von Maximilian Brytt. . lH-rst-r-nr.) Es glänzte feucht in ihren Augen, vsn deren stahlblauer Regenbogenhaut Arnold in dieser Sekunde überhaupt nichts wahmahm; er sah nur die großen Pupille«, in denen sich das Fenster mit dem Lehnstuhl und seinem Bilde widerspiegelte. Eine Weile schwieg er. „Ja, Stephanie,' kam es dann iu leisem, etwa? verzagtem Ton von seinen Lippen, »ich liebte.' Sie nickte vor sich hin und nahm einen Gang durchs Zimmer auf. An Benjamins großem Schreibtisch blieb sie stehen und spielte mit einem dolchartigen Brieföffner, scheinbar ganz in diese Beschäftigung vertieft. „Und es war eine unglückliche Liebe, Arnold?' „Ja — es war eine unglückliche Liebe.' Abermals eine Pause. „Und weil Sie glaubten, daß ich unglücklich liebte, hielten Sie mich für befangen und wollten sich mir nicht offenbaren? Auch nicht — vor Ihrer Verlobung?' fragte er mit merklich zit ternder Snmme. Stephanie bejahte stumm. „Ich hätte es für den Beweis einer großen Freundschaft gehalten, Stephanie. Denn wie es -o ganz unerwartet geschah, da erschien es mir unfaßbar, unerklärlich Ich ... ich verzweifelte damals an Ihnen, Stephanie.' Sie stützte das Antlitz in die Hände, sich halb über die Schreibtischplatte lehnend. An den Erschütterungen ihrer Schultern sah Arnold, daß sie weinte. Nun nahm er ihr eine Hand vom Antlitz und hielt sie in der seinen. „Sprechen Sie sich aus, Stephanie. Erklären Sie mir das Unerklärliche. — Ich glaubte Sie nach dem Tode Ihrer Mutter durch die gut angelegte Pension materiell ziemlich gesichert, und da plötzlich höre ich von einer Verlobung, die — Sie werden mir da» häßliche Wort verzeihen — die mir den Eindruck einer Geldheirat machen mußte!' Sie hatte ihm in ziemlicher Erregung ihre Hand entzogen; ihre Tränen trocknend erhob sie sich vom Schreibtischstuhl. „Gut, Sie sollen alles erfahren. Sie sollen mich verstehen lemen." Sie atmete tief auf. „Natürlich glauben Sie, ich könnte meinem Bräutigam keine aufrichtige Neigung entgegenbringen, weil er um mehr als zwanzig Jahre älter ist als ich, nicht wahr? Nun, ich will Ihnen gestehen: ich habe in tausend Wechselfällen des Lebens seinen lauteren Charakter schätzen gelernt. Und denken Sie sich den Eindruck, den sein Antrag gerade in jener schweren Zeit auf mich machen mußte, als unser ganzer Hausstand durch die unglückliche Spekulation Benjamins zusammen- zubrechen drohte!' Bei den letzten Worten Stephanies hatte Arnold sein Haupt rasch erhoben. „Wie soll ich das verstehen?' „Das Patentbureau, in dem Benjamiu sich eine sichere Existenz zu gründen gehofft hatte, mußte Konkurs anmelden — Klagen kamen — man wollte zur Pfändung schreiten. Da war es Franz, der sich unsrer annahm. Er löste Benjamins Verbindlichkeiten. Und — trug mir Herz und Hand an. Das waren qualvolle Tage des Zweifels. Ich sah ein, daß ich ja nicht über mein Schicksal allein zu entscheiden hatte: mit dem meinigen war auch das der unpraktischen, hilflosen, in vornehmer Nichts tuerei und in Armut ausgewachsenen Tante Gusti innig verquickt!' Ein mattes Lächeln erschien auf ihrem Antlitz. „Warum sollte ich nicht glücklich werden an Franzens Seite? Er liebt mich — ich achte ihn. Es ist nicht das stürmische, jauchzende Glück, von dem ich früher — ein halbes Kind noch — einmal geträumt habe; aber gehen denn alle Märchenwünsche in Erfüllung? Sagten Sie vorhin nicht ebenfalls, daß Sie unglücklich geliebt haben? . . . Nun, sehen Sie, Arnold, Sie werden diese Wunde, die das Schicksal Ihrem Herze« schlug, auch einmal vernarben sehen — und dann erblüht Ihnen gewiß ein andres, wenn auch stilleres Glück!' Fest sah er ihr ins Antlitz, so daß sie eine leise, seltsame Verwirrung überkam. „Nie, nie wird das geschehen, Stephanie. Ich habe nur einmal geliebt — und das wird der Inhalt meines Lebens bleiben!' Sie wußte sich seinen rätselhaften Blick, der etwas unsagbar Leidensvolles, dabei aber auch Vorwurfsvolles besaß, nicht zu deuten. „Was ist Ihnen nur, Arnold?' Sie jagen mir Furcht ein!' sagte Stephanie immer ängst licher. „Eine seltsame Jdeenverbindung!' sagte er mit einem seltsamen Lächeln. „Ich dachte da ReichSsiempelgesetz, zunächst de» Stempel» auf Frachturkunoe«. Die Kommission hat beschlossen, Frachturkunden für ganze Schiffsladungen und für ganze Eisenbahn wagenladungen im inländischen und Binnenverkehr wsi 20, 50 Pf. bezw. 1 Mk. je nach der Höhe der Feacht- betrüge zu besteuern. Die Besteuerung von Paket- adreffen, Gepäckscheinen usw. hat die Kommission indessen abgelehnt. Die Abgg. LipinSki (soz.) und Kämpf (frs. Vp.) begiüßen zwar die von der Kommission vorgenommenen Streichungen, bedauern aber die vorgeschlagenen neuen Bestimmungen fü - den Binnen verkehr. Handel und Verkehr bedanken sich schönsten« dafür, das Objekte für gewagte Experimente an- oeiehen zu werden. Unter Umständen kann der F xstewpel 4 Prozent des Frachtbetrages ausmachn. DaS ist eine überaus empfindliche Belastung von Handel und Berkehr. Staatssekretär Frh. v. Stengel verwahrt sich gegen den vom Abg. Kämpf gegen das Reichk- schatzamt erhobenen Vorwurf deS leichtfertigen HinweggebenS über dis Wohlfahrt des Volke?. DaS Reichsschatzamt ist sehr sorgfältig bei der Aus arbeitung seiner Vorlagen vorgegangen. Wir find von der Ansicht ausgegangen, daß Hande! und Ver kehr sehr wohl in der Lage find, derart minimale Abgaben zu tragen. Abg. Graf v. Kanitz (kons.) beantragt, auch den Verkehr mit ausländischen Flußhäfen dieser Be steuerung zu unterwerfen. Abg. Goth ein (frs. Vgg.): Es ist ein Schwupper und Schnitzer ohnegleichen, daß die Kommission diesen ausländischen Binnenverkehr, der außerordentlich bedeutend ist, nicht berücksichtigt hat- Charakteristisch für die Art, wie die Kömmisston ge arbeitet hat, ist auch der Umstand, daß niemand auf den Gedanken gekommen ist, daß die Einziehung deS Stempels dem Artikel 54 Absatz 2 der Reichs- Verfassung und der Rhein- und Elb-SchiffahrtSakte widerspricht. Die Abgg. Dove (frs. Bg.) und Kämpf wollen diesen Teil der Vorlage an die Kommission zurück verweisen. Staatssekretär Frhr. v. Stengel: Eine Zurück verweisung würde ein Scheitern der Reich?stnanz- rcform für diese Session bedeuten. AuS den Kreisen des SeeschiffahrtSverkehrS find nie Klagen ge kommen. Deshalb wird der Bmnenschiffahrtsvcrkehr die kleine Belastung auch Irmen können. Die Be rufung auf die V-rf ssung trifft nicht zu. Artikel 54 schließt nur SchiffabriSabgaben aus, nicht aber Stempelabgabeu für Frachturkunden. Wenn im Übrigen diese Bestimmung gegen die Versossung verstößt, so kann ja die betreffende Verfassung- bestimmung geändert werden. Die ganze Reichs- finauzreform involviert ja doch auch eine Ber- fassungsänderung. Abg. Wiemer (frs. Vp.) bekämpft die Kom- mssfionSbeschtüsse, deren Tragweite man im Augen blick nicht übersehen konnte. Beim Übergang von der Eisenbahn auf das Schiff wird sogar für dieselbe Ladung der Stempel doppelt erhoben. Lie Klein schiffer sind heilte schon mit Abgaben so belast«, daß uiau durch Einführung neuer Abgaben ih« Existenz gefährdet. Nach weiteren Bemerkungen der Abgg. Li pinski (soz.) und Dove (srs. Vgg.) wird der Antrag auf Zurückverweisung an die Kommission abgslehnt unb die Kommissionsvorlage mit dew Anttage Kanitz angenommen. Darauf vertagt sich da« HauS. Von unct fern. Ei« Kaisers««! auf dem Kyffhäuser- Die dem deutschen Kriegsiveiein geyorige, a« Kyfshäuserdenkmal im Walde gelegene Denkmals wirtschaft hat Prof. Bruno Schmitz, der Er bauer des Denkmals, durch den Umbau des großen Saales um eine Sehenswürdigkeit bl- reichert. Der Saal macht nach seiner nun mehrigen Fertigstellung den Eindruck eines Festraumes in einem altdeutschen RatLhaUft- Die Ausschmückung des Saales und die Ent würfe für die Fenstsrbilder hat Dialer August Urgsr in Berlin geliefert; die Ausführung der Fenster kühn vom Glasmaler Wichmann Berlin her. Kür die Opfer des Grubenunglücks d Courrwres Hal, wie im französischen Ministeual der Minister des Auswärtigen Bourgeo.s wst' teilt, der deutsche Bottchafter Fürst Nado^ ihm 246 000 Frank überweisen lassen. Er habe darauf den Fürsten gebeten, den groß herzigen Gebern den Ausdruck der Dankbar!^ der französischen Regierung und der von l^r Katastrophe betroffenen Bevölkerung zu üoer- mulesn. eben an Benjamin . . . Erklären Sie mir doH Stephanie, was Ihr Bruder mit der „Levantina zu tun hat!' , „Benjamin — ach, an den dachten Sied ES lag eine so hörbare Enttäuschung in ihrA Ton, daß Amold annehmen mußte, sie h^ etwas ganz andres aus seinem Munde erwarten Draußen klingelte es in diesem Augen»»» zweimal hastig hintereinander. Man hörte da» Mädchen die Tür öffnen — dann vernäh man lebhaftes Durcheinandersprrchen: die ttA gemütliche Stimm« deS Bräutigams, daS schE' schneidige Organ Benjamins, und die aE regte Stimme der Tante Gusti. . „Franz hat ihm ein Kapital vorgeschoffen, sagte Stephanie, „eine hohe Summe, durch Benjamin Teilhaber der „Levantina' geworbe ist. Ende Oktober ist das Geschäft zust-"" gekommen.' Arnolds Augen hatten sich immer vergrößert — gleichzeitig nahm sein Gefich^ ausdruck eine derartige Verwunderung A während sich tiefe Falten auf seiner Stu» bildeten, daß Stephanie, selbst verwirrt geworde ' iHv nach dem Grund seiner Überraschung fE wollte. Doch da öffnete sich bereits die Tür, die Verwandten traten ein. . Zufällig hatten Franz und Benjamin, ° sich auf einer Einkaufssahrt durch die Sm befanden, die Tante, die gerade m e Droschke einsteigen wollte, um nach Hausey fahren, entdeckt und trotz ihre» Protestes m genommen. «-ck Weder Arnold noch Fräulein von §
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