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Ottendorfer Zeitung : 23.05.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-05-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190605230
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19060523
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19060523
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-05
- Tag 1906-05-23
-
Monat
1906-05
-
Jahr
1906
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 23.05.1906
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Von s^ak und fern. Lehrer i« Preuße«. Im Vorjahre betrug die Zahl der preußischen Volksschullehrer 82 032, die der Lehrerinnen 15 76t. Die Zahl der Lehrer hat sich in den letzten 10 Jahren um 17 Prozent vermehrt, die der Lehrerinnen um 36,6 Prozent. In Preußen befinden sich zur Zeit 138 Lehrerseminare und 15 Lehrerinnen- seminare, die Zahl der staatlichen Präparanden- anstalten beträgt 65. Die BtSmarcksüule auf dem Zobte«. Dieser Tage wurde in feierlicher Weise die Grundsteinlegung zu der von der Breslauer Studentenschaft auf dem Mittelberge des Zobten- gebirges geplanten Bismarcksäule vorgenommen. An der Feier nahmen etwa 600 Studenten teil. Ein schweres Gewitter mit wolkenbruch- artigem Regen und Hagel ging im westlichen Holstein in der Gegend von Heide nieder. In St Kideich wurde ein Arbeiter vom Blitz er schlagen, drei große landwirtschaftliche Gebäude gingen in Flammen auf, zwei Häuser wurden demoliert und viel Vieh wurde erschlagen. Der Schaden ist bedeutend. Wieder vier Leiche« vom Torpedo boot,-8 126" geborgen. Von dem Torpedo boot „8 126" wurden durch einen Taucher wiederum vier Leichen an die Oberfläche ge bracht. Das Torpedoboot „8 64* geht nach der Unfallstelle ab zur Feststellung und Über führung der Leichen nach Kiel. Französisch i« der Volksschule. Der städtische Schulvorstand in Mainz hat be schlossen, die nötigen Schrille zu tun, um an den dortigen Volksschulen die Einführung der französischen Sprache zu ermöglichen. Es soll vorläufig jedem Schüler freistehen, ob er den Unterricht besuchen will. Sklaternte. Die diesjährige Salaternte in Mombach bei Mainz — wohl die größte in ganz Deutschland — beläuft sich auf etwa vier Millionen Salatköpfe. Die Ausfuhr nach dem Niederrhein ist in vollem Gange, täglich werden etwa 10—12 Eisenbahnwaggons mit Salat befördert, manchmal auch die doppelte Anzahl. Für 100 Köpfe werden zurzeit 1,70 Mk. bezahlt. Ein Heidebrand, der bereits eine kolossale Ausdehnung angenommen hat, ist in der Gegend von Sprapebull ausgebrochen. Brnnnenvergiftnng. In Osterwiek bei Halberstadt find die Familie des Mühlen- Besitzers Mull sowie vier Dienstboten nach dem «enuß von Wasser aus dem Hausbrunnen schwer erkrankt. Es besteht der Verdacht, daß dieser vergiftet worocn ist. Durch niedergehende Srdmaffen der- schüttet wurde in Osternienburg der Bergmann schlummer. Nach zwölsstündiger anstrengender Arbeit gelang eS seinen Kameraden, ihn zu be- freien. Er hatte aber derartige innere Ver ätzungen erlitten, daß er bald darauf starb. «in Liebesdrama. Der aus Braun- Aweig gebürtige 22 jährige Eisenformer Wilhelm Mewes feuerte in Lüneburg auf die vor dem Hause fitzende 19 jährige Dienstmagd Mathilde EohrS, die von seinen LiebesaMrägeu nichts wissen wollte, fünf Revolverschüsse ab, die das mnge Mädchen in die Schläfe, in daS Auge Ad den Arm trafen, so daß sie sofort tot war. Der Mörder flüchtete, wurde aber verfolgt. Beim Provinzialgut Wienebüttel wurde er UN- Mgelt. Als er sah, daß er seinen Verfolgern Mt entrinnen könne, legte er zunächst auf dsese an, besann sich aber und schoß sich selbst fwe Kugel in die rechte Schläfe. Er war so- wtt tot. In einem Briefe an einen Freund U er die Tat angekündigt, er wolle aus dem Aden scheiden, weil das Mädchen ihn abge- Mesen habe, vorher wolle er die Geliebte aber "schießen. Im Stemhrvch tot aufgefm-dm wurden An Fabrikarbeiter aus Ramersdorf bei Köln. Da der SO Meter tiefe Stcmbmch abseits von ver Verkehrsstraße liegt, nimmt man an, daß w dem nahen Walde an beiden ein Verbrechen verübt wuLe. t GrsbexuLsaü. Au? Gmbe „Alle DrerS- i bei Siegen verunglückte der Bergschülrr! Nickel, der dort seins praktische Tätigtest ableisten sollte. Nickel wurde, als er auf einer Stollensohle stand, vom Förderkorbe erfaßt und in die Tiefe geschleudert; er war sofort tot. Blitzschlag i« «i« Ruderboot. Bei einer Bootsfahrt, die mehrere Personen auf dem Rhein bei Karlsruhe unternahmen, wurde ein 19 jähriger Student der Technischen Hoch schule aus Karlsruhe vom Blitz erschlagen. Der Blitz ist dem Verunglückten anscheinend durch das Ruder in die Hand, über die Brust und in das Gesicht gegangen. Erst bei der Landung sah man, daß der juuge Mann tot war. Falschmünzer treiben in letzter Zeit in Würzburg ihr Unwesen. Sie gaben vergoldete Bicomte Hayashi. Der bisherige japanische Gesandte in London, Vicomte Hayashi, hat die Berufung zum japanischen Minister deS Äußern angenommen. Vicomte Hayashi steht in der Mitte der fünfziger Jahre. Bereits früher war er mehrere Jahre hindurch Vizeminister des Äußern und gilt aiS gewandter Diplomat. Der Abschluß deS englisch-japanischen Bündnisses ist hauptsächlich seinen Bemühungen zuzuscyreiben. Spielmarken als Zwanzigmarkstücke aus. Am Dienstag wurden zwei der Schwindler festge nommen, als sie ihr Kunststück in einem Restaurant probieren wollten. Es find ein Schreiner und ein Kolonialwarenhändler aus Frankfurt a. M. RadfahrerzusaWmenstoh. Bei Saar- gemünd fuhren die Radfahrer Klein und Fort müller mit größter Heftigkeit gegeneinander. Der eine war sofort tot, der andre ist schwer Verletzt. Ein schwerer Antomobilunfall ereignet; sich infolge Explosion des Benzinbehättsrs in Breslau auf der Berliner Chaussee am jüdischen Friedhöfe. Ler Besitzer des Autos Baron Lütiwitz-Berlin und sei» Chauffeur wurden über die Friedhofsmauer geschleudert, ohne jedoch größeren Schaden zu nehmen, hingegen wurde der den Weg gehende Schlosser Reimann an die Blauer geschleudert, so daß er lebensgefähr liche Verletzungen erlitt. Lüttwitz ließ der Frau des Verunglückten eine größere Geldsumme aus- händigen. Unfall Sfterrsichischer schiffe?. Leutnant Fmnr von Berlepsch von der österreichischen LNftschiMabteilune, de? mit zwei andern Offizieren in drm Militär-Luft ballon „Sirius" alMirg, erlitt Lei der Landung in der Nähe von Stockerau einen schweren Un fall. Ms er die Gondel verlassen wollte, stk^te er und brach sich ein Bel». Seme beiden Gefährten Hollen Fuhrwerk und ließen ihn zur nächsten Eisenbahnstation transponieren, von wo aus er nach Wien gebracht wurde. Di« dttkisch-SötzWischr A»sstM«»s in RcichLÄMg in Böhmen ist am 17. d. dmch dru Erzherzog Ferdinand KM eröffnet wordsu. Der Bürgermeister Bayer hielt eine Ansprache, in der er auSsührte, Reichenberg begehe ein Fest deutscher Kulturarbeit und lege eine Probe dafür ab, in welch mächtiger Weise die deutsche Industrie, Gewerbe, Kunst und Landwirtschaft auf Böhmens Boden aus eigener Kraft sich entwickelt haben. Erzherzog Ferdinand Karl erwiderte, die Reichenberger Ausstellung solle eine Darstellung der hohen Entwickelung geben, die ausschließlich durch Kräfte Deutsch böhmens auf den Gebieten der Industrie, des Gewerbes, der Landwirtschaft und der Kunst erreicht worden seien. DaS Werk, das in so glanzender Weise geschaffen worden sei, möge die erhoffte Förderung bringen und ein Ansporn sein zu neuem Schaffen auf der Bahn fort schreitender Entwickelung. Hagrlschlag über Prag, über Prag und Umgebung ging ein heftiger Gewitterregen mit Hagelschlag nieder, der an Gärten und An lagen nicht unerheblichen Schaden anrichtete. Die Waffermaffen drangen in die Kellergeschosse der Häuser ein. Das Drama von Courriöres. Eine französische Zeitung hebt in einem Artikel die sich widerstreitenden Aussagen hervor, die die Geretteten von Coumöres gemacht haben und die darauf hinzuweisen scheinen, daß sich in der Grube grauenhafte Vorgänge abgespielt haben. Die Geretteten hatten behauptet, sich mit Fleisch von toten Pferden genährt zu haben, während Spuren solchen Fleisches in den Magen der Geretteten, die sämtlich ausgepumpt wurden, nicht gefunden worden waren. Die Arzte stellten im Gegenteil fest, daß die Geretteten frisches Fleisch genossen hatten. Auch sollen die Kame raden deS Führers Remy in dem Augenblick, als ihm das Kreuz der Ehrenlegion verliehen wurde, gesagt haben: Mir werden allen er zählen, daß Remy den Tod von drei Arbeitern veranlaßt hat." Der Selbstmord ei«eS Offiziers der deutsche« Handelsmarine erregte in Neapel großes Aufsehen. Als die „Gera" vom Nord deutschen Lloyd, von Genua kommend, in den Hasen von Neapel einlief, ertönte plötzlich ein Revolverschuß aus der Kabine des ersten Offiziers des Schiffes. Als man die ver schlossene Tür öffnete, fand man den Unglück lichen, der sich eine Kugel durch den Kopf gejagt hatte, entseelt vor. Was den Bedauerns werten zu dieser Tat veranlaßt hat, ist nicht bekannt. Hochwasser t« Schwede». Das in jedem Frühjahr in Nordschweden eintretende Hoch wasser, eine Folge des Schneeschmelzens in den Waldern und Gebirgsregionen, nimmt diesmal einen großen Umfang an. Beispielsweise ist der Fluß Ljusnan, dessen Waffelstand 5V, Meter über dem Durchschnitt beträgt, über die User getreten und bei Bollnäs einen Kilo meter -reit. Die kleine Stadt Bollnäs steht unter Wasser. Bei LotteforS, wo der Fluß die Dämme durchbrach, ist eine große, aus Eisen und Ziegel erbaute Holzstoffabrik ein- gestürzt. Grofifeuer i« Mailand. Das städtische Pstroleumlaqer in der Vorstadt Porta Magenta (Mailand) ist in Brand gerate«. Der Schaden ist sehr bedeutend. Zwei Feuerwehrleute wurden schwer verwundet. Unfreiwillige Wohltätigkeit. Auf Ver anlassung deS Sultans und unter seinem Patronat wurde ein großes Konzert veranstaltet, dessen Ettrag den Opfern des letzten Besuv- ausbmchs zugute kommen soll. Der Erfolg war außerordentlich, dank dem persönlichen Ein- «reifen deS Sultans. Er selbst zeichnete 20600 Mk. und sandte jedem seiner Minister einfach soviel Billetts zu, als eS iym nur gut schien — natürlich wagte keiner, fie zurückzu weisen. ö Golds« Korsetts. Tin besonder« Ruhm der Pariser Toüetteukunst war eS bis her, daß nichts über eia gutes französische- Korsett ging. Aber dies« Ruhm wird der Hauptstadt Frankreichs nun ernstlich von New Aork streitig gemacht. Es ist nämlich eine feststehende Tassache, daß einige der eleganteste« Pariserinnen eine jährliche Reffs Mr den Ozean nicht mehr scheuen, um sich mit eurem oder mit mehreren amerikanischen Korsetts zu versorgen, die das Höchste amerikanischer Eleganz bilden. Solch ein Korsettwunder kofiet die nicht un erhebliche Summe von 1000 Mk.; eS besteht natürlich aus schwerer Seide oder echtem Damast in einer Färbung, die nach dem Geschmack der schönen Trägerin ausgewählt wird. Die Stangen aber find aus purem 18karatigem Gold, wie die New Aorker Korsettiöre feierlich und voller Stolz versichert. Die Haken und Schließen find mit kleinen Brillanten oder andern Edelsteinen ausgelegt und zwar wird der Edelstein nach der Farbe des Korsetts ge wählt, damit alles in schöner Harmonie stehe. Zu einem solchen Prachtstück vonKorsett muß man natür lich auch dementsprechende Strumpfhalter haben. Diese Halter bestehen aus feiner elastischer Seide und werden mit echten goldenen Nadeln au dem 1000 Mk.-Korsett festgesteckt. An der feinen durchbrochenen Stickerei der Stümpfe find fie mit von Diamanten funkelnden Schiebern be festigt, sodaß dieser ganze Teil der weiblichen Toilette von Glanz und Prunk funkelt. Solche Strumpfhalter kosten ebenfalls bis zu 600 Mk. Eine reiche Amerikanerin besitzt mehrere solcher teuren Korsetts und sehr häufig werden zu gleich Bestellungen auf drei bis sechs dieser Toilettenfiücke aufgegeben. Hoffentlich gelangt dieser Wahnsinn nicht auch nach Deutschland. Ei« eutschloffeuer Amerikaner. Mr. Watson, ein Bürger der Ver. Staaten, der augenblicklich in Paris weilt, sah, als er auf dem Verdeck eines Omnibus die Place de la Concorde kreuzte, wie der Kutscher eines Milch wagens einen Passanten leichtfertig überfahren hatte und sich seiner Verantwortung durch An- treiben seines Pferdes zu entziehen suchte. Kurz entschlossen zog, wie der ,B. L. A? meldet, Mr. Watson seinen Revolver und streckte das Pferd des MilchwagenS dmch einen wohlgezielten Schutz zu Boden. Der Amerikaner, der sich auf seine heimatlichen Gebräuche berief, wird sich nun wegen Vergehens gegen daS Tierschutz gesetz zu verantworten haben. Der Kutscher des Milchwagens wurde verhaftet. . GericktskaUe. Augsburg.' Vom Schwurgericht wurde der ehemalige Tischler Anton Englisch zum Tode ver urteilt, dem zwei Mädchenmorde nachgewiesen wurden und der wahrscheinlich noch einen dritten begangen hat. Englisch hat die entsetzlichen Mord taten aus Aberglauben begangen, weil er einmal geträumt hat, er werde alles vollbringen können, wenn er drei unschuldige Menschen hinaeopfert hat. (ES ist merkwürdig, daß man den Angeklagten nicht hat auf seinen Geisteszustand untersuchen lassen.) Landau (Pfalz). Vor der Strafkammer hatte sich der WeinhSndler und WeingutSbefitzer Rudolf Wasem« von Diedesfeld bei Neustadt wegen Weinfälschung zu verantworten. Bei Wasemer wurden gelegentlich einer Kontrolle in Fässern auf- gesüllt 17000LiterTresterbrühe vorgefimden, die «an geblich nicht zur Weinbereitung, sondern zum Reinigen der Fässer, in denen vorher Rotwein gelagert Haden soll, verwenden wollte. Nach Ansicht der Sach verständigen werden Fässer mit Tresterbrühe nicht gereinigt. Offenbar hätte fie zur Weinbereitung Verwendung finden sollen. Die Strafkammer neigte dies« Ansicht zu und verurteilte den Angeklagten zu 800 Mk. Geldstrafe. «M" Kuntes Allerlei. Aufrichtig. Lehr«: „Ich habe euch jetzt erklärt, woraus die Kleiderstoffe gemacht find. Kannst du mir nun sagen, Peter, woraus dein Höschen fabriziert ist?" — Peter: „Aus ein« alten Hose vom Vater/ (Me».-) * Triftiger Grund. A.r „Weshalb möchtest du denn so gern Kassier« werdens" — B.: „Nun, man will sich doch auch die Welt einmal ansehen!" 9« Wistersemester. „Du scheinst ja eis kluger Junge zu sein. Du hast gewitz eines guten Platz is der Klaffe?' — „Ja, den beste«, ich fitze gleich am Ofen!' (Jach. s-»r».o Osse«. Dichterling: „Ich veröffentliche dem nächst anonym einen Band Gedichte: „Gist- kelcheV — Freund: „Ich danke dir für dei«e Warnung." (M^ Meur zu bestellen, daß man ihn unten zum W «warte. Er war zwar gerade im Begriff ^Meisen. Unser Herr wollte ihn aber trotzdem "vch sprechen. Er ging also direkt zu ihm. „Und wett«?" »Ja, was wett«? Dann mußte ich in Awe Wohnung hinunter, um das Faß au- schlagen — für die Musik. Sie hatten gerade erstni Brand gelöscht und fingen wieder A zu spielen, da rief man mich hinauf, und A - - . fanden wir denn schließlich unsern Verrn bier oben I" , »Ein Ingenieur wohnt hi« oben? Hier — w dem Giebelzimmer?" fragte Eckenbrecher, Ai ein paar der Herren überraschte Blicke wechselnd. »Ja, der Herr Struck. Arnold Struck heißt A Jetzt war er aber fett elf Monaten nicht Ahr hier. Erst gestern abend ist er hier an- »"ommen." »Und wollte heute schon wieder abreisen?" »Er ist auch abgereist Bor kaum einer stunde verließ er das Haus." b» / Ach — daS ist aber seltsam!" sagte Ecken- Achn, sich mit dem Taschentuch üb« den /Adel fahrend. Er schwitzte von der schier Drückenden Schwüle in den Gesellschaft^ hier im Treppenhaus herrschte aber daS fortgesetzte Offnen der HauStür eine 'Ehr scharfe Zugluft. le», diesem Augenblick traf der Polizei- vom Revier in Begleitung mehrerer r»^ Ate ein. D« Arzt ging ihm entgegen erstattete ihm den ersten flüchtigen Bericht. -Lie Angehörigen deS Toten find begreif licherweise in hochgradiger Erregung," versetzte Demeliss, „besonders die Witwe — oder Braut... eS ist ja auch zu tragisch!" Der Polizeileutnant sprach den Herren in höflicher Weise seinen Dank für daS sach gemäße Eingreifen auS. Er besichtigte darauf die Unglücksstclle. Man muhte mehrere Lampen zur Stelle schaffen, um den ziemlich tiefen Flur mit de« Leiden Seitengängen völlig zu erhelle». Auch der Beamte änderte vorläufig noch nichts an der Lage des Toten. Aber die am Boden liegende Waffe hob er auf, nachdem er mit einem Stückchen Kreide auf der Diele ihre bis herige Lage bezeichnet hatte. Es war ein so genannter Bullvoggrevolver mit elegant aus geführter Elfenbeineinlage im Kolben. Er war noch geladen, aber nicht gesichert. Vorsichtig entlud der Leutnant die Waffe. Es waren zwei Schüsse daraus abgegeben worden. Die eine Patronenhülse steckte noch im Lauf; die andre fand sich dicht au der Wand auf der Diele. Lie übrigen vier Patronen, die in die Kurbel geladen gewesen Var, steckte der Beamte zu sich. Eckenbrecher hatte die Waffe, die d« Leut nant in seiner Hand hin und her drehte, etwas verdutzt betrachtet. „Es gibt ja tausend ähnliche solcher Dinger. Aber mir ist, als hätte ich den Revolver da erst kürzlich gesehen!" sagte er, noch immer echauffiert. Der Leutnant hatte seiueMusterung inzwischen fortgesetzt. „Es ist ein Nome eingegraben am Kolbenblatt." „Der Name des Toten?" fragte einer aus dem Kreis. „Nein, ein andrer Name. Herr Ecken brecher — Pardon, so nannten Sie mir doch Ihren Namen? — vielleicht firmen Sie nach, wo und wann Ihnen diese Waffe vor Augen gekommen ist?" Der Mühlenbefitzer tippte sich an die Nirn. „Wie ausgestorben I" Die Aufregung, — daS Durcheinander — ich denke, ich habe mir einen ordentlichen Knacks weggeholt!" „Sie könven fich durchaus nicht besinnen? Nun, d« Name, der hier eingraviert ist, lautet Behr." „Behr? Behr? Keuu' ich nicht. Oder doch — warten Sie mal!" „Behrs wohnen unten — Hochparterre!" ließ fich jetzt der Portier vernehmen. „Richtig, Behr — der junge Behr l" rief Eckenbrecher. „In der Eisenbahn traf ich ihn; wir haben einander auf d« Jagd vor kurzem erst kennen gelernt." „Das ist aber doch keine Jagdwaffe I" meinte der Polizeileutnant. „Nein, gewiß nicht. Er trug das Ding bei fich, weil er eine größere Radpartie unter nommen hatte." „Und Sie wissen genau, daß es diese Waffe war, Herr Eckenbrecher, die Sie bei ihm sahen ?" „Ich glaube nicht, daß ich mich täusche. Aber der Herr wohnt ja unten; vielleicht können Sie gleich einmal erfahren, auf welche Weise der Revolver hier herauf ge kommen ist." „Behrs find beute abend nicht da!" sagte der Portier sofort. „Die Wohnung ist ganz leer." „Woher wisse» Sie daS?" „Nun, Herr Salwoda hatte mich in der Frühe beauftragt, zu Behrs zu gehen nnd fie um Entschuldigung zu bitten, daß es heute abend oben bei Plügges ein bißchen lärmend zugehen werde. Ich traf den jungen Herm Bankier Behr, und der sagte mir, fie hätten fich so wie so vorgenommeu, abends ins Theater zu gehen und danach noch ein Restau- raut aufzusuchen. Die Herrschaften in der ersten Etage möchten fich also durchaus nicht geniert fühlen." „Die Familie ist dann auch wirklich aus- gegangen?" „Ja, um sieben Uhr fuhren BehrS fort — nach der Oper, glaub' ich. ES blieb nur daS Stubenmädchen mit der Köchin zurück. Di« haben auf d« Hintertreppe allerlei Unfug getrieben, altes Geschirr zerschlagen — ge poltert, Sie wissen ja, Herr Leutnant, wie fie's an solchen Tagen immer treiben, die Leute." Stadelmann mußte dem Reviervorstand nun auch noch Auskunft geben üb« die ver schiedenen Aufträge, die er — wie er bereits den andern Herrn vor dem Eintreffen deS Leutnants auseinandergesetzt hatte — an de« oben abgestiegenen Ingenieur Struck zu über bringen gehabt hatte. Die Aufmerksamkeit der übrigen Anwesenden nahm dabei von Sekunde zu Sekunde zu. G > (Fortsetzung folgt.)
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