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Ottendorfer Zeitung : 13.05.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-05-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190605134
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19060513
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19060513
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-05
- Tag 1906-05-13
-
Monat
1906-05
-
Jahr
1906
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 13.05.1906
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einlassen müssen, die gleichfalls sehr unglück lich für mich zu verlaufen drohte. Und um diesen neuen, besonders quälenden Verbindlich keiten Nachkommen können, nahm ich meine Zuflucht zu einer Notlüge. Ich berichtete meiner Schwester über eine Verbindung zwischen mir und der „Levantina'. Die Sache kam Franz Kalwoda zu Ohren, und aus freien Stücken fragte er mich, ob er mir irgendwie dienen könne. Da vermochte ich der Ver suchung nicht zu widerstehen: ich trug ihm vor, man wolle mich als Teilhaber in die Gesell schaft ausnehmen, wenn ich Mittel genug mit- brächte. . . Nun, was soll ich die leidige Sache erst weitschweifig erzählen? Kalwoda erkundigte sich unter der Hand nach den Ver hältnissen BonzianiS, erhielt eine glänzende Auskunft und zögerte nun keinen Augenblick, mich in den Stand zu sehen, mein Glück zu machen, wie er eS nannte/ Arnold war es widerlich, in ein solches Lügengewebe einen Einblick nehmen zu müssen. „Ich verlange, daß Sie noch vor der Hoch zeit Ihrer Schwester Herrn Kalwoda ein offenes Geständnis ablegen/ Der junge Plügge maß ihn mit einem langen Blick. »Das ist — unmöglich/ stieß er aus. .Benjamin,' begann Arnold m ver ändertem Tone, der meMch zitterte, .Sie sollen als Trauzeuge fungieren bei dem wichtigen Akt, der sich noch heute abspielen soll, nicht wahr, das schrieben Sie mir doch? Und Sie erbeben nicht in dem Gedanken, Ihrer Schwester L- L« ^a Mn An d, v di Hand einem Mann geben zu scheu, den 6t* betrogen haben?' Der junge Mann wich einen Schritt zurück. Er nagte voll innerer Unruhe an den LipM und machte insgeheim Fäuste. ,E8 ist unedel — jawohl, unedel von JHEd. mir einen törichten Streich in einer solche»- Weise auszulegen. Ich bin daS Opfer d« Verhältnisse geworden. Kalwoda hatte sich so rührender Weise meiner angenommen — auch gleich damals nach dem Tode meiner Mutt«, daß ich ihn durch mein Geständnis nicht kränke« wollte. Die Rückficht auf ihn und die Rücksicht auf meine Schwester waren es, die mich anlatzten, zu schweigen.' Arnold schüttelte den Kops. .Und HM Rückficht, glauben Sie, hört später auf?' .Wenn sie verheiratet find, ja. Früher ab« hätte daS Eingeständnis der wahren UrsE meiner Geldbedürftigkeit vielleicht «in Hindern» für ihre Ehe überhaupt werden können und da mir beider Glück am Herzen WS- schwieg ich.' Arnolds innere Erregung wuchs vo» Sekunde zu Sekunde. .Ein Hindernis für »bk* Ehe überhaupt?' wiederholte er. .Ich kann mich Ihnen gegenüber mV näher darüber aussprechen!' erwiderte jamin, sichtlich gequält. .Lassen Sie wich gehen — eS ist besser so — ich habe mein» Pflichten gegen Sie und Bonziani ausreichend ' genügt . . .' .Sie verlassen dieses Zimmer nicht eh«, als bis ich alles weiß!' rief Arnold leide» schaftlich, indem er ihm den Weg vertrat. H Vie Mage äer Gerechtigkeit. 5) Roma» von Maximilian Brytt. <S»rtie»»»s4 Gärtnerburschen trugen Hoh« Topfpflanzen in den Salon, auS dem der Teppich Md Äle Möbel entfernt waren. Theaterdekora- Soven, teils zusammengerollt, teils in auf- ^spannten kleinen Versatzstücken, schwankten, von Zimmerleuten getragen, gleichfSllS in die erste Etage. Vermutlich wurde für die am heutigen Polterabend zu gewärtigenden Auf führungen eine Bühne aufgeschlagen. NS Arnold, vom Hausflur nach oben zurück kehrend, wieder an der Entrcetör vorüberkam, sah er Benjamin im Salon stehen, damit be schäftigt, den Leuten Anweisungen zu gebm. Er rief ihn an. .Ich hafte soeben beabsichtigt, hinaufzu kommen! — Gönnen Sie mir noch zehn Minuten!' Endlich — eS war noch eine halbe Stunde vergangen — trat Benjamin droben bei Arnold ein. Sein Antlitz war verstört. Er sprach in hastigen, abgerissenen Sätzen. Benjamin war seine Schwester wie Ms dem Gesicht geschnitten. , Er ähnelte ihr auch kl Haarfarbe und Teint. Sogar etwas, in feinem Tonfall erinnerte an Stephanies Rede weise. Der Grimm, der den Ingenieur gegen Sensamin erfüllt hafte, ließ nach, während er sich so in die Einzelheften der Ähnlichkeit »ft Stephanie vertiefte und daS Bild der Ge liebten vor seinem Auge wieder auftauchte. .Sie wissen,' nahm Arnold endlich daS Wort, .worüber ich Rechenschaft von Ihnen verlange. Me kamen Sie dazu, BonzianiS Namen für Ihre Transaktionen zu gebrauchen? WaS ist daS für ein Schwindel, den Sie da angerichtet haben?' Es blitzte trotzig im Antlitz deS jungen MmneS Ms — doch nach kurzer Überlegung fügte er sich in die Rolle deS Beichtenden. .Don Anfang m war ich durchaus im Recht, meinen Berwmdten gegenüber von Be- ziehungen zu sprechen, die ich zur „Levantina' unterhielt. ES war im vorigen Herbst — noch vor dem Tode meiner Mutter. Die Ge schäfte hier auf dem Patentbureau gingen von Tag zu Tag schlechter ... In jener für mich recht schwierigen Epoche hörte ich von der Gründung der Genueser Schiffsgesellschaft. In einer technischen Zeitschrift laS ich auch daS Ausschreiben mehrerer in mein Fach schlagen den Stellen. Ich reiste nach Gema — Signor Bonziani befand sich damals jedoch leider in Bombay, Md so stockte dis Erledigung deS Engagements.' .MS Sie sich später wieder dahin wandten, müssen Sir aber doch erfahren Haden, daß Sie sich keine weiteren Hoffnungen machen durften, da die Stellen schon sämtlich besetzt waren?' Benjamin Plügge, der sich am Fenster auf gestellt hatte, durch daS er von Zeit zü Zett einen flüchtigen Blick auf die Straße warf, zuckte die Achsel. .Damals konnte ich nicht mehr zurück. Ich hatte mich — im Umher tasten nach einem rettenden Ausweg MS meiner Notlage — auf eine gefährliche Sache politische Kunctfchau. Deutschland. 'Der Kaiser traf, vonKarlSruhe kommend, wo er dem grobherzoglichen Paar einen Besuch abgestattet hatte, zu kurzem Aufenthalt in Straßburg im Elsaß ein. ' ' Der Kaiser wird am 6. Juni dem Kaiser Franz Joseph in Schönbrunn einen kurzen Besuch abstatten. 'Die Übersiedelung deS ReichSkanz- - l«rr zum Sommerurlaub nach Norderney wird in ungefähr 11 Tagen erfolgen. * Die Gültigkeit derReichstagS- Stichwahl für Darmstadt-Groß-Gerau soll nach der ,Tägl. Rundsch/ angefochten werden, da sich grobe Wahlverstöße heraus- gestellt hätten. 1 * Der Preuß. Landtag wird sich in der zweiten Hälfte deS Juni vertagen; daS Herrenhaus wird den Schulgesetzentwurf erst im Herbst beraten. , 'Die Verhandlungen der in Thorn abge haltenen deutsch-russischen Cholera- Konferenz haben, wie westpreußische Blätter berichten, eine erfreuliche Überein stimmung über die Aussicht auf die Möglichkeit eines gemeinsamen Vorgehens gegen die Krank heit in den beiden Nachbarreichen eröffnet. Auch wurde beiderseits die Anficht vertreten, daß man nach Lage der Verhältnisse hoffen dürfe, die Seuche werde demnächst im Weichsel gebiet nicht wieder auSbrschen. 'Der LandeSverratSprozeß vor dem Reichsgericht in Leipzig gegen den vormaligen RegierungSsekretkr Franz AloyS Senfftleben, den Monteur Karl Otto Konrad und den Geschäftsreisenden Hermann Gustav Lucke wegen Verrats militärischerGe- heimnisse, der daS Gericht mehrere Tage beschäftigt hatte, wurde am 9. d. zu Ende geführt. DaS Urteil lautet gegen Senfftleben aus vier JahrZuchthaus, 1800 Mk. Geldstrafe, im Un- Vermögensfalle weitere 80 Tage Z -.chthauS, gegen Konrad auf drei Jahre Zuchthaus. Beiden Angeklagten werden auf fünf Jahre die bürger lichen Ehrenrechte aberkannt, ferner die^Zu- laffung der Stellung unter Polizeiaufsicht aus gesprochen. Der dritte Angeklagte Lucke wird sreigesprochen. * Die Vorlage über den Ausbau der Hoh- königsburg ist vom elsaß-lothrin gischen Landesausschuß mit großer Mehrheit angenommen worden. * Der württemb er gische Landtag ist zu einer neuen Tagung zusammen getreten, in der über die Frage der VerfassungS- reform entschieden werden soll. Öfterreich-Uvgak«. 'In den Besprechungen, die der neue österreichische Ministerpräsident Prinz Hohenlohe mit den Führern fast aller Parteien hatte, betonte der Minister immer wieder, er sei ein unbedingter Anhänger deS allgemeinen und gleichen Wahlrechts und strebe in erster Linie ein Übereinkommen in der Wahlreformfrage an. DaS Ergebnis der bisherigen Besprechungen wird als günstig bezeichnet, wenngleich Sicheres darüber nicht zu erfahren ist. In parlamentarischen Kreisen glaubt man, daß auch die Gruppen, die der Wahlreform bisher ablehnend gegenkberstanden, eine entgegenkommende Haltung einnehmen; NM die Iungtschechen nörgeln weiter. Sie erklärten in einer in Prag abgehaltenen Sitzung, für die gegenwärtige Regierung könne solange kein Vertrauen vorhanden sein, solange die Regierung den Tschechen gegenüber nicht durch Taten die absolute Ge- rechtigkeit beweisen werde. Frankreich. ' Die nationalistischen Blätter haben endlich die Ursache der Niederlage ihrer Partei und deS Sieger der Regierung herausgefunden. Niemand Geringerer als König Eduard soll daran schulv sein. Seine Anwesenheit in Paris übte angeblich einen Druck auf Frank reichs Bevölkerung, die selbst die gegenwärtige verhaßte Regiemng nicht lallen lassen durfte, um die geheimen Ziele der auS deS neuen Premierministers Goremykin im .Reichsmzeiger" veröffentlicht wsrden. Die Der- öffentlichuug hat im Lande den denkbar schlechtesten Eindruck gemacht. Im Lager der konstitutionell - demokratischen Partei, wie bei den Bauernabgeordneten herrscht starke Empörung. Die Veröffentlichung der Reichsgrundgesetze wird als «in Nt hin gestellt, der in grellem Widerspruch steht mit dem Manifest vom 17. Oktober, sowie den all gemeinen Wünschen deS Volkes, wie sie aus den Wahlen sich ergeben. Balkanstaate«. 'Die türkische Hafenpolizei be schlagnahmte ein deutsches Segelschiff, das in Konstantinopel Benzin löschen sollte, und ließ es nach Kavak am oberen Bosporus führen. Ein sofort bei der Pforte eingereichter energischer Protest deS deutschen Botschafters hat aber die sofortige Freigabe deS deutschen Seglers zur Folge gehabt. ' Der persische Botschafter in Konstantinopel soll in bezug auf den p ers isch -tür k i s chen Grenzstreit der Pforte mitgeteilt haben, daß sein« Regierung die türkischen Vorschläge einer gemeinsamen Grenzregulierung annehme. Die dazu auSersehene »erfische Kommission ver ließ Teheran. Als Präsident derselben wirkt der persische Gesandte in Berlin Mahmud Khan, welcher zurzeit in Teheran auf Urlaub wellt. Amerika. 'Die Hartkohlengräber werden am 14. d. unter den alten Bedingungen die Arbeit wieder aufnehmen. Hus cLern Keicksrage. Der Reichstag nahm am Dienstag zunächst in namentlicher Abstimmung mit 179 gegen 112 Stimmen bei 3 Stimmsnenthaltungen § 2 des ZigarcttensteuergesetzeS an. Darauf trat das Haas in die Beratung deS Fahrkartenstempels ein,, wozu der Kompromißantrag Becker (nat.-lib.) vorlag, der die Fabrkarte unter 60 Pf. ganz frei läßt Md für dir Billetts über 60 Pf. einen progressiven Fix- stempel festsetzt, der für Billetts von 60 Pf. bis 2 Mk. 5, 10 und 20 Pf. in der dritten, zweiten und ersten Wagenklaffe beträgt und bis zu 2, 4 und 8 Mk. für Billetts über 5 Mk. steigt. Dampfschiff fahrtskarten (mit Ausschluß des Überseeverkehrs) werden nach den Sätzen für die 2. und 3. Wagen klasse besteuert. Militär- und Arbeitsrfahrkarten sowie Fahrkarten 3. Klasse für die Züge ohne 4. Klasse bleiben steuerfrei. Die Freisinnigen und Sozialdemokraten bekämpften den Kampromißantrag Wie überhaupt den ganzen Gedanken eines Fahr kartenstempels. Der Kampromißantrag wurde mit 157 gegen 123 Stimmen bei drei Stimmenthal tungen angenommen. Am S. b. wird die zweite Beratung der Per sonenfahrkartensteuer bei den Übergangs bestimmungen fortgesetzt, die ein Antrag Becker (nat.-lib.) regelt. RelchStchatzsekretär Frhr. v. Stengel hofft, den Fahrkarten stempel vielleicht schon am 1. Juli einskhren zu können. Der Antrag Becker wird angenommen, ebenso der Rest des Gesetzes. Es folgt dann die zweite Beratung der Auto mobilstempelsteuer in der Kommisfions- fassung, wonach die Automobile nicht mehr wie nach der Regierungsvorlage nach der Zahl ihrer Sitze, sondern nach der ihrer Pferdekräfte besteuert werden sollen. Die Kommission hat ferner beschlossen, die von Behörden — nicht wie die Regierungsvorlage wollte, von Gemeinden — benutzten Automobile steuerfrei zu lassen. Außerdem sollen steuerfrei bleiben die im Dienste deS Reiche» oder eines Bundes- staats und die ausschließlich zur gewerbsmäßigen Personenbesvrderung verwendeten Kraftfahrzeuge. Abg. Leonhart (frs. Vp.) beantragt, auch die zu Erwerbszwecken bestimmten Automobile steuerfrei zu lassen und erklärt, seine Freunde lehnten im übrigen die ganze Vorlage ab, weil sie verkehrS- feindlich sei. Abg. Mommsen (frs. Vgg.): Auch meine Freunde werden gegen diese Steuer stimmen, da sie den Verkehr zu belaßen bestimmt ist. Das Auto mobil ist dazu geeignet, Zeit zu ersparen, was nicht nur für die großen, sondern auch für die kleinen Gewerbe in Betracht kommt. ES ist nicht richtig, in eine aufblühende Industrie in dieser Weise einzugreifen. Reichsschatzsekretär Frhr. v. Stengel wendet sich gegen den Antrag Leonhart auf Freilassung der Geschäftsautomobile. Da eine Grenzlinie zwischen Z 14., L3 ti derlei getro « beil Verb bei 5 am l Mt fand von hätte veriri liche, kann kämp Bayr es fl kugel Eta» wurd d>« i «18 ; Vem LK obasi Aufte M! Mt H«ch, Sefuni steck» der MUßi noch z .8 k raten dos beult 4 KM in L «bei beiär diese ist w in d enistc körpe lvurd der « Neri» deuin schlag Mik! >diib Ole» degg wegei einer seither Teno die j »Wei beider Sebra U tvUldl A-fe «ter 8kog- KvNn einer nicht über den Vorschlag der Kommission schlüssig machen können. Die ursprünglichen Bedenken de» BundeSratS find von der Kommission reduziert worden. Es ist dieser mit Geschick gelungen, der Steuer mehr den Charakter einer indirekten Steuer betzulegen. Der Träger d«r Steuer ist jetzt nicht der Empfänger der Tantieme, sondern die Gesell schaft. Ich glaube, die Regierung wird ihre Be denken zmücktreten lassen können. Ich lege aber ausdrücklich Verwahrung dagegen ein, au» einer eventuellen Zustimmung deS BundeSratS zu dieser Steuer irgendwelche weiteren Konsequenzen zu ziehen. Abg. Büsing (nat.-Nb.): Theoretisch läßt fi» die Steuer nicht gut begründen, aber procktisch hat sie den Vorzug, die tragfähigen Schultern zu treffen- Daher stimmen wir für sie. Abg. Zimmermann lAntik.) iß für dieVor- läge und konstatiert, daß die freisinnige Volks Part« in ihrer Ablehnung allein steht. Damit schließt die zweite Berattmg. In nament licher Abstimmung wird darauf dis Tantiemen steuer mit 250 gegen 18 Stimmen angenommen, bei 4 Stimm enthaltungen. Darauf folgt die zweite Beratung der Erb' schaftSsteuer. Sie beginnt mit § 12, der die Prozentsätze nach dem Verwandtschaftsgrade Md der Höhe der Erbschaft abstuft. Abg. Bernstein (soz.) begründet eine Reih« AbänderungSanträge zu diesem Paragraphen. Darauf vertagt sich das HauS. LuxuS- und GeschistrauiomoMen kaum zu ziehen sei, so werde die wahrscheinliche Folge deS Anträge» sein, daß die Steuer auch nicht rinen Pfennig ein- Lringe. Abg. Werner (Aniis.) tritt für die Vorlage Md gegen den Anirag Leonhart rin. Abg. Becker (nat.-lib.) empfiehlt ebenfalls die Vorlage und bekämpft den Antrag Leonhart Abg. LipinSki (soz.): Wir wissen, daß minder Bemittelte kein« Automobile kaufen, aber wir be kämpfen diese Steuer, wie wir jede Verkehrssteuer bekämpfen. Der Antrag Leonhart wird daraf abgelehni und die Automobilsteuer in der Kommissionsfassuva an genommen, ebenso der Text des Gesetzes zum Tarif. Die Quittungssteuer wird ohne Debatte abgelehnt. Es folgt die Beratung der auf Initiative deS Abg. Nacken (Zentr.) von der Kommission neu voraeschlaaenen Tantiemensteur-r. Abg. Kämpf (frs. Vp.): Die Tantiemesteuer . ist allerdinoS sehr populär — bei ollen denjenigen, die keine Tantieme beziehen. Die Steuer bleibt,. wie man die Sache auch dreht, eine Steuer auf Einkommen. BiSber hat man aber gerade auf feiten d-r Mehrheit jeden Versuch, direkte Einkommen steuern für das Reich zu erschließen, als einen Ein griff in die Steuerhoheit der Einzelkaaten be zeichnet. Ler Ansicht sind, wir nrm nicht- Wir. betrachten eine Ncichseinkowmensteuer als die not wendige Konsequenz der deutschen Einheit. Dian soll aber nicht nur eine einzelne. Klasse beran- zrehen. War heißt denn „müheloser Gewinn"? Ist es nicht auch müheloser Gewinn, wenn jemand seine Rittergüter verpachtet? Sind dir Liebesgaben , nicht ein müheloser Gewinn? Bedeutet nicht die Preissteigerung der Güter im Osten einen mühe losen Gewinn? Nnd warum will man nicht auch die mühelos verdienten Gehälter der Domherren be steuern? Man sollte eine Untersuchung jedes ein zelnen steuerpflichtigen Deutschen vornehmen, ob sein Einkommen auf einem mühelosen oder mühevollen Gewinn beruht; der letztere müsse von den Einzel staaten, der erstere vom Reick«, besteuert werden. Die Ansicht, als ob ein AufsichtSrat keine Ver antwortung oder Arbeit habe, ist falsch. Deshalb stimmen wir gegen die Steuer. Abg. Südekum (soz.): Wir werd-n für die Steuer stimmen, weil sie der erste Schritt zu der von MS erstrebten direkten Reichseinkommen- und Vermögenssteuer ist. Abg- Dablem (Zentr.) befürwortet die Kom- missionsbeschMffe. E» gibt ja allerdings einzelne Auffichtsratsmttglieder, die wirklich arbeiten; Vie meisten aber sagen zu dem, was zwei oder drei ernst arbeitende Vorschlägen, Ja und Amen. Im Verhältnis zu der geleisteten Arbeit stehen die Ver gütungen keineswegs. Abg. Gothein (frs. Vgg.) schließt sich den Argumenten des Abg. Kämpf an und verwüst die Steuer gleichfalls. Abg. Raab (Antis.) kitt für die Tantiemen steuer ein. Abg. Nacken (Ztr.) verteidigt die KommisfionS- beschlüffe gegen die von den Abgg. Kämpf Md Gothein gemachten Angriffe. Abg. Wiemer (frs. Bp.): Um den von der Steuer erhofften Zweck zu erreichen, sollte man lieber eine Reform der Aktien - Gesetzgebung, vor nehmen. ReichSschatzsekretär Frhr. d. Stengel: Di« verbündeten Regierungen Haden sich bisher noch wärtigen Politik nicht zu gefährden. (König Eduard kann erstellt sein, daß er in Frankreich so viel Einfluß Ms die Wahlen hat, in seinem Lande kümmert man sich dabei nicht viel um ihn). * Die Bergwerksgesellschaften im nord- französischen Grubengebiet haben es ab gelehnt, die Führer und alle Arbeiter, die an den letzten Vorkommnissen beteiligt find, wieder in ihren Betrieben zu beschäftigen. Unter diesen Umständen dürfte der kaum geschlossene Friede wohl nicht von langer Dauer sein. G«gla«v. ' Die Regiemng fährt fort, ihre militärischen Maßnahmen auf der Halbinsel Sinai so zu treffen, daß sogleich eine nachdrückliche Präsident Breitenbach, zum Nachfolger des Preuß. EisenbahnmmißerS v. Budde auSersehen. Unternehmung gegen die Türkei erfolgen kann, falls die Pforte die ihr gestellte zehntägige Frist verstreichen läßt, ohne den Forderungen Eng lands nachzugeben. In türkischen Kreisen be streitet man, daß die englische Note dir Form eines Ultimatums gehabt habe, und versucht, durch Verhandlungen mit England eine Herab minderung der englischen Forderungen zu er wirken. ES verlautet, die Türkei habe einige Gegenvorschläge gemacht, die annehmbar seien. Schwede«. 'Die Mehrheit der auS zehn Mitgliedern der ersten und zehn Mitgliedern der zweiten Kammer bestehenden VerfassungsauS- schusse 8 sprach sich für das allgemeine Wahlrecht zur zweiten Kammer Ms. Der Ausschuß schlug ferner vor, die Regiemng auf- zusordem, eine Untersuchung betreffend das politische Wahlrecht für verheiratete und ledige Frauen anzustellen. Russland. ' Am Donnerstag sand die feierliche Er- Öffnung der Reichsduma iw Georgsthron- saal zu Petersburg durch den Zaren statt. Von der Verlesung einer Thronrede wurde im letzten Augenblick Abstand genommen. * Der Zar will sich tatsächlich mit neuen Männern umgeben, ehe die Reichsduma ihre Tätigkeit beginnen kann. Nach der Entlassung von Witte und Durnowo find jetzt wettere um fassende Personalveränderungen in den höchsten Staatsämtern verfügt worden; am wichtigsten ist die Tatsache, daß auch im Mi nisterium deS Auswärtigen ein Wechsel beab- fichtigt ist. Zum Minister des Nutzern soll der Gesandte in Kopenhagen von Iswolsky auS ersehen sein. * Die Reich 8 grundgssetze, die von >er msfischen Regiemng roch vor dem Zu- ammentritt der Duma geschaffm wurden, um ich die prei8gegebenen Rechte auf andre Weise wieder zu sichern, find nunmehr auf Betreiben
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