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Ottendorfer Zeitung. Vie „Gttendorfer Zeitung" erscheint Dienstag, Donners, tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich I Mark. Durch die Post bezogen 1,20 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Annahm« „« Ins«at«n bi, „»mittag „ Uh»< Jnstrate werden mit ,o ps siir die Spaltzeü« t«echne LabellarischerzSatz nachs besonderem Laris Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Mkrilla. Mr die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Dkrilla Nr. 66. Sonntag, den 13. Mai 1906. 5. Jahrgang Oertlichrs und Sächsisches. Vttendorf-Dkrilla, den 12. Mai MS — Nächsten Mittwoch, 16. Mai, findet die 85. öffentliche Versammlung des Gustav-Adolf- Frauen- uud Jungsrauenverein» Radeberg und Umgegend nachmittag H,5 Uhr in der „Post" zu Langebrück statt mit Vortrag des Herrn Pastor Täschner-Langebrück über Luthers Käthe. Möge die Versammlung auch von Ottendorf zahlreich besucht werden. — Der von Scifersdorf nach Lomnitz führende Kommunikation-Weg wird in der Flur Seifersdorf wegen Maffenschüttung vom 14. bis 16. Mai dss. I. für den öffentlichen Fähr verkehr gesperrt. Letzterer wird über Wachau verwiesen. — Der von Grünberg nach Lausa führende Kommunikationsweg wird in Flur Hermsdwf wegen Maffenschüttung vom 14. bis 19. Mai für den öffentlichen Fährverkehr gesperrt. Letzterer wird über Hermsdorf verwiesen. — Die „Eisheiligen", die „drei gestrengen Herren" Mamerius, Pankratius und Servatius wie die Tage am 11., 12. und 13. Mai heißen, traten ihr Regiment mit einem Gewitter an. Schrecken können die rauhen Gesellen mit Frost in diesem Jahre nicht, wo der Mat so warm, wie sonst der Juni oder gar Juli, die Natur so weit entwickelt ist, wie sonst erst nach Pfingsten. Immerhin ist e» klug, zarte Pflanzen nicht allzu früh im Mai der Nacht luft ^auszusetztn, denn ein Körnchen Wahrheit liegt doch wohl in den alten Volkssprüchen, und nicht umsonst mag die Warnung entstanden sein: Pankratius und Servatius — Wer an baut, wohl beachten muß. Gehn sie vorüber ihne Frost, Dann harr aus Obst und Wein getrost. — Die letzten warmen und feuchten Tage haben die Natur in ihrer Entwicklung sehr gefördert und schon find wir in die Zeit der Blüte de» Flieders eingetreten. Die blanen und roten Blüten spenden einen köstlichen Duft und man kann nur wünschen, daß die Sonne die das rasche Entfalten der Knospen gefördert hat, e» nicht so gut in den nächsten Tagen meinen möge, denn dann würde unter ihren sengenden Strahlen und bei der vielfach schon herrschenden HundStagtglut die Flieder-Blüte ebenso schnell wieder verschwinden, wie sie ge kommen. Die Wärme ist diesmal sogar den drei kalten Tagen, dem 11., 12. und 13. Mai vorautzgecilt, die sich doch sonst nicht so leicht ihr Regiment nehmen lassen. Diesmal wird e» nun allerdings wohl der Fall sein; denn daß eine so plötzliche und rapide Abkühlung eintrcten sollte, daß in einer von diesen Nächten die Quecksilbersäule sich dem Nullpunkte nähert ist doch wohl nicht mehr anzunehmen. - - Das sächsische Ministerium bestimmt in einer Verordnung, daß das hier und da ge übte Verfahren, wonach das bei der Schlachtung der Schlachtvieh- und Fleischbeschau unter worfener Tiere aiü nichtbankwürdig (bedingt tauchlich oder minderwertig) befundene Fleisch dem Vorbesitzer des Schlachtenden im Wege des Rückverkaufs oder sonstigen Abmachungen ju dem Zwecke wieder überlasten worden sein, um dadurch gewissen Beschränkungen zu ent gehen, als unzulässig und mit den bestehenden Vorschriften im Einklänge stehend nicht ange sehen werden könne. Für die Frage der anzu- wtndcnden Vorschriften komme eS vielmehr lediglich darauf an, wer der Besitzer des be treffenden Tieres zur Zeit der Schlachtung sei. — Wie das Ministerium des Innern mit- l'llt, haben die Diener und Dicnerbehöiden in Gerichten, Staatsanwaltschaften und ^tsangenen-Anstalten jetzt den AmtSnamen »Gerichtsdiener" zu führen; dies gilt auch für solche, die nur auf Probe angenommen sind Und denen die StaatSdienereischnst noch nicht ^gelegt ist. . Vor einiger Zeit hat die Postverwaltung für den inneren deutschen Verkehr eine Neuerung getroffen, die dazu bestimmt ist, beim Empfange von Postsendungen Weiterungen zu vermeiden, )ie Einführung besonderer Postausweiskarten. Die Karten dienen als vollgültiger Ausweis an den Postschaltern wie auch gegenüber dem Postbestellpersnnal. Bei der Abtragung von Postanweisungen, sowie von Wert- und Ein- 'chreibsendungen an einen dem bestellenden Boten unbekannter Empfänger, der sich durch Vorlegung einer Postausweiskarte auLweisen ann, bedarf es daher der sonst vorgeschriebenen Bürgschaftsleistung, durch den Gastwirt oder eine andere bekannte Person nicht. Die Post ausweiskarten haben eine Photographie, eine urze Personalbeschreibung und die eigenhändige Interschrift des Inhabers zu erhalten. Für ihre Ausstellung ist eine Schreibgebühr von 50 Pfennigen zu entrichten. Anträge auf Ausstellung sind an die Postanstalt, der die Wohnung des Auftragstellers zugeteilt ist, persönlich unter Vorlegung einer unaufgezogenen nicht zu dunklen Photographie in Visitform zu richten. Der Postanstalt unbekannte Personen wben sich durch eine andere Person oder in önst zuverlässiger Art aus zuwcisen. PostauS- weiskarten sind ein Jahr, vom Tage der Ans tellung ab gerechnet. Postausweiskarten, während deren Gültigkeitsdauer im Aussehen des Inhabers solche Äenderungen eintreten, daß die Photographie oder die Personalbeschreibung nicht mehr zutrifft, müssen schon vor Ablauf der Frist erneut werden. Dresden. Tine neue Erscheinung sind Sachsengänger zu Rade. Am Donnerstag trafen hier eine ganze Anzahl böhmischer Ar beiter und Arbeiterinnen auf dem Rade ein, um in Arbeit zu treten. Ihre Gerätschaften hatten sie am Rade mitgeführt. - Zur Ermordung des Leipziger Ver- sicherungsbcamten Wegener genannt Hartmann wird gemeldet, daß die Verhandlung erst für die übernächste Schwurgerichtsperiode angesetzt werden kann. Augenblicklich werden in Wien mit der dortigen Untersuchungsbehörde Ver handlungen geflogen, um über den Geistes zustand des in einer Wiener Irrenanstalt untergebrachten Schuhmacher» Adalbert Blechs Gewißheit zu erlangen. Nach Hoffmanns Be hauptungen soll Blecha allein die Bluttat in Leipzig verübt haben. Man neigt in Wiener ärztlichen Kreisen der Ansicht zu, daß Blecha sich lediglich verstelle. — Bei dem am Donnerstag nachmittag im Elbtale niedergegangenen Gewitter wurde im benachbartem Dobritz der Buchhandlungs bote Schröder auf dem Fahrrade vom Blitze getroffen, Nach längerer Bewußtlosigkeit ver mochte der Mann seine Fahrt wieder fortzusetzen Königsbrück. Das König!. 3. Infanterie- Regiment Nr. 102 hält in der Zeit vom 18. bi» mit 31. Mai und vom 6. bis mit 11. Juni täglich von 7 Uhr Vormittags bis 4 Uhr Nachmittags auf hiesigem Gefechtsschießplatze Schießen in größeren Abteilungen ab. Schwepnitz. In Grüngräbchen wird am 25. Mai unter Aushebung der Posthifsstelle eine Postagentur eröffnet, die im dienstlichen Verkehre die Bezeichnung Grüngräbchen (Amts hauptmannschaft Kamenz) führt. Radeberg. Einen Mordanfall verübte am Donnerstag abend der in den hiesigen Tafelglashüttenwerken von Wilhelm Hirsch und Bredrig beschäftigte Glasmachergehilfe Stuzinski an seinem Meister Heymann. Während eines geringfügigen Streites ergriff Stuzinski ein scharfes Beil und schlug damit auf seinen Gegner ein, so daß dieser blutüberströmt zusammenbrach und schwer verletzt nach seiner Wohnung gebracht werden mußte. Ob er mit dem Leben davonkommt, ist noch zweifelhaft. Der Täter wurde verhaftet. Kamenz, Am Donnerstag vormittag 10 Uhr entstand in dem zum Wohlaer Reviere gehörigen sog. Tännicht ein Waldbrand wodurch 45 Ar meist 15jähriger Fichtenbestand und eine große Fläche Bodenstreu und Unter- jolz im alten Kiefern-Bestände vernichtet wurden. Die Entstehungsursache des Feuers ist unbekannt. Schleunigst geleisterter Hilfe war es nur zu danken, daß der Brand nicht noch einen größeren Umfang annahm. Pulsnitz. Dem Elstraer Rettungahauö- verein wurden von dem am 28. Februar d. I. in Pulsnitz verstorbenen Rentier Karl Kühne 1000 Mk. vermacht. Der hochherzige Stifter ;at auch die Pulsnitzer Kirche und den Gustav- Adolf-Frauenoerein mit hohen Beträgen bedacht. Pirna. In Dorf Wehlen ist von dem Pirnaer Bezirksobstverein ein Musterobstgarten errichtet worden, dem in der nächsten Zeit ahlreichc Pomologen des Landes ihren Besuch widmen dürften. Der am Sonntag erfolgten Einweihung des Gartens, der in erster Linie ür den landwirtschaftlichen Obstbaubetrieb vor- uldlich werden soll, wohnte auch der Pirnaer Herr Amtshauptmann bei. Weinböhla. Nach dem 11 Uhr 30 Min. vormittags Weinböhla durchfahrenden Berlin- Karlsbader V-Zug ist am Montag von einem etwa siebenjährigen Knaben mit einem Stein geworfen worden, wodurch eine große Fenster- cheibe zertrümmert und ein Reisender leicht am Kopfe verletzt wurde. Der Bengel, der die Tat ausführte, hat noch nicht ausfindig und einer verdienten tüchtigen Tracht Prügel teil haftig gemacht werden können. Meißen. In der Untersuchungsursache «egen Beteiligung am Landfriedenabruche und öffentlichen Auslauf am 23. und 24. April auf dem Neumarkte in Meißen (vor der Bicsolt und Lockeschen Nähmaschinenfabrik) waren am Mittwoch der Staatsanwalt Justiz rat Petri und Assessor Dr. Papsdorf zwecks Vernehmungen in Meißen anwesend. Wehren b. Meißen. Hier wurde das eineinhalbjährige Töchterchen de» Brenners Lau von einem mit Kohlen beladenen Geschirre überfahren und getötet. Dem Geschirrführer trifft keine Schuld, denn das Kind hatte sich ohne Aussicht auf der Dorfstraße aufgehalten und war ungesehen in den Wagen gelaufen. Dem Kinde waren die Räder über den Leib gegangen, wodurch der Tod sofort herbeigeführt wurde. Zeithain. Seine Majestät der König wird Freitag, den 18. Mai, die 40. Division auf dem Truppenübungsplätze Zeithain be sichtigen. Der kommandierende General, General der Infanterie Traf Vitzthum von Eckstädt wird sich in Begleitung des Chefs des Generalstabes und des Adjutanten im General kommando Major Suffert hierzu nach Zeithain begeben. Strehla. Eine 19 Jahre alte Dienstmagd aus dem benachbartem Paußnitz, die bet einem Gutsbesitzer in Laa» in Diensten stand, warf ihr heimlich geborenes Kind in die Abortgrube Sie gestand ihre Tat der Hebamme ein. Die gerichtliche Obduktion der kleinen Leiche ergab, daß das Kind totgeboren war. Borna. In MölbuS wurde da» vierjährige Kind des WirtschastSgehilfen Lässig, da» auf der Dorfstraße spielte, von einem durchgehenden Pferde umgerissen, sodaß es auf der Stelle tot war. Die zu Hilse eilende Mutter wurde noch rechtzeitig von einem Nachbar zurück- geriffen, sonst wäre auch sie zu Schaden ge kommen. Wurzen. Während der Exerzierübungen de» Feldartillerie-Regiments fielen am Dienstag al» eine Batterie im Galopp eine der vielen auf dem Platze befindlichen alten Feldfurchen passierte, ein Einjährig-Freiwilliger und ein Kanonier von der Protze. Beide hatten sich trotz wiederholter Warnung nicht genügend fest gehalten. Während der Einjährig-Freiwillige bei diesem Unfall einen Unterschenkelbruch erlitt zog sich der Kanonier innere Verletzungen zu, betten er trotz aller Bemühungen der Aerzte noch am Dienstag Abend erlag. Leipzig. Wegen zahlreicher Diebereien mußten sich vier in der Ostvorstadt wohnhafte Bürschchen im Alter von 13 bis zu 11 Jahren verantworten. Die Taugenichtse stahlen nach und nach mit großer Dreistigkeit aus einem Geschäft in der inneren Stadt zur Schau au»« gehängte Kleidungsstücke, und zwar fünf An« üge, einen Paletot und verschiedene andere Sachen. Außerdem verübten die Buben in Vrrkaufsläden Diebstähle, wob«i ihnen aller hand Gegenstände in die Hände fielen. Auch entwendeten sie einer Frau das Portemonnaie aus dem Handkorbe und einen Kinde nahmen re auf der offenen Straße einen Geldbetrag ab. Chemnitz. Am Donnerstag vormittag gegen einhalb zehn Uhr verunglückte hier der Leutnant von Cehmer vom der 5. Eskadron des hiesigen Kaiser-Ulanen-Regimentes tödlich. Er rannte b-i einem Spaziergalopp im Zeisigwald 'o unglücklich mit dem Kopfe gegen einen Baum, daß er einen schweren Schädelbruch er- itt, dem er alsbald im Garnisonlazarett erlag. — In der Weißbachschen Fabrik zerstörte am Donnerstag abend das Feuer einen au» Holz gebauten großen Lagerschuppen samt be deutenden Vorräten an Stroh, Holzwolle, Walzenpapier und dergleichen. Die Feuerwehr mußte sich darauf beschränken, die angebauten Schuppen zu retten. Der Schaden beträgt 10 000 Mk. — Die „Chemnitzer Allg. Ztg." gibt mit Vorbehalt eine ihr zugegangene Nachricht wieder, nach welcher da» nächstjährige Kaiser manöver in der Mittweidaer Gegend stattfinden soll. Das Kaisermanöoer werde in dem anein ander grenzenden zur Entwickelung größerer Truppenmassen geeigneten Gelände der Leipziger und Chemnitzer Kreishauptmannfchaft abgehalten werden, der Kaiser werde bei dieser Angelegen heit auch der Stadt Chemnitz einen Besuch ab statten. Langenchursdorf bei Waldenburg. Bei dem Angriff, den in Langenchursdorf der Sohn eine» dortigen Einwohner» gegen ein Mädchen beging, handelt es sich angeblich um die Tat eine» geistig nicht normalen, 23 Jahr« alten Militärinvaliden. Das Mädchen ist auch nicht die Braut oder Geliebte de» Täters. Schwarzenberg. Wegen de» Verdachte« böswilliger Brandstiftung wurde am Dienstag der pensionierte Schutzmann Schreiber verhaftet, dessen in freiem Felde stehende» und von sech» Familien bewohntes Anwesen am selben Tage gänzlich niedergebrannt war. Glauchau. Eine Versammlung Glauchauer Ladeninhaber beschloß, anläßlich de» Besuche» des König», seinen Schauf«nsterwettstreit mit Prämierung zu veranstalten. Dieser Wettstreit ist der erste seiner Art in Sachsen. Grünhainichen. Im Hofraume der Papierfabrik Siegel und Haase zu Grün hainichen wurde der als Holzschäler und Hof arbeiter dort beschäftigte 64 Jahre alte Zärtner aus Borstendorf, als er einen Schubkarren fuhr, von einer Transport-Lowry ins Gedränge ge bracht, sodaß er an die Mauer gedrückt und von einem vorstehenden Teile de» Transport gerätes so schwer an der Brust verletzt wurde, daß der Unglückliche seiner Verletzung erlegen ist. Plauen i. V. Bei der gestrigen Ver steigerung des hiesigen Sportplatzes gab der Stickmaschinenbesitzer Hollmann mit 44700 M da» Höchstgebot ab. Der Zuschlag erfolgt erst in acht Tagen. Gedeckt ist durch die Er- stehungssumme nur die Geraer Bank mit ihrer Forderung von 40 000 M. Die Hypothek des Baumeisters Otto Meyer, die etwa 31000 M. beträgt, fällt au». Rennen sollen auf dem Sportplatz« bald wieder stattfinden. Oelsnitz. Infolge von Bodensenkungen muß jetzt auf polizeiliche Anordnung hin das hiesige Pfarrhaus geräumt worden. Da» Hau« weist zahlreiche Riffe und Sprünge auf. Be reits früher mußte au« gleichem Grund da» Schulhau» geräumt werden.