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Ottendorfer Zeitung : 14.03.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-03-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190603149
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19060314
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19060314
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-03
- Tag 1906-03-14
-
Monat
1906-03
-
Jahr
1906
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 14.03.1906
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politische Kuncilckau. L«tschla«d. * Der Kaiser gedachte am Montag der Vereidigung der Rekruten in Wilhelmshaven bei- «wohnen und am folgenden Tage an Bord des Linienschiffes „Kaiser Wilhelm H." die Fahn nach Helgoland und Bremerhaven antreten. * Der Prinz-Regent von Bayern hat aus Anlaß der demnächstigen Vollendung ftmeS 85. Lebensjahres allen Militärperfonen, gegen die bis zum 11. d. Strafen im Disziplinar wege verhängt oder von Militärgerichten Freiheits strafen bis zu 150 Mark rechtskräftig erkannt find, diese Strafen erlassen. 'Dem Prinzen Paribatra von Siam, Vizeadmiral in der siamesischen Marine, ist nach amtlicher Meldung das Groß kreuz des Roten Adlerordens verliehen worden. * In der Sitzung des Bunde 8 rat 8 am Donner8tag wurde der Antrag Württembergs wegen Zulassungderösterreichischen Scheidemünzen innerhalb des Zollgrenz- bezirkes des Hauptzollamts Friedrichshafen den zuständigen Ausschüssen überwiesen. * Die Ratifikationsurkunden zu dem von Preußen mit Reuß j. L. zur Regelung der Lotterie - Verhältnisse abge schlossenen Staatsvertraye nebst Schlußprotokoll find in Berlin ausgetauscht worden. "In der Zweiten hessischen Kammer erklärte Staatsminister Ewald in Beantwortung einer Anfrage betr. die Gewährung von Eisenbahn-Freikarten an die Abgeordneten, der preußische Verkehrs minister habe grundsätzliche Bedenken dagegen, da auch den preußischen Abgeordneten solche Fahrkahrten nicht gewährt würden und die preußisch-hessischen Vertragsbedingungen ge wahrt werden müßten. In Preußen würden nur den Mitgliedern des Herrenhauses Frei- karien gewährt, infolgedessen sei für die Mitglieder der Ersten Kammer in Hessen die gleiche Vergünstigung erwirkt worden. Der preußische Minister v. Budde habe vorgeschlagen, für die Dauer der Tagungen Abonnementskarten sür die Abgeordneten auszugeben, ein Vorschlag, der der Prüfung unterliege. 'Der Hauptanführer der auf ständischen Matumbi im deutsch ostafrikanischen Bezirke Mohorro, Gogotta, wurde von einer deutschen Abteilung gefangen genommen. Österreich-Ungar«. *Der ungarische Ministerpräsi dent Baron Fejervary wurde am Donnerstag vom Kaiser Franz Joseph in einer Audienz empfangen, die eine Stunde dauerte. Nachdem die Koalition langsam ins Wanken gekommen ist, kehrt in Ungarn die Ruhe allmählich wieder. Eine Anzahl von Städten haben be schlossen, den Widerstand gegen die Regierung aufzugeben und die freiwillig gezahlten Steuern einzuliefern. * Di« österreichisch - ungarischen Handelsverbindungen erfahren durch eine Verordnung der österreichischen Regierung eine Neuordnung, wonach künftighin bulgarische Herküuste bei der Einfuhr in daS österreichisch- ungarische Zollgebiet nach den vom 1. März für meistbegünstigte Herküuste geltenden Zoll sätzen zu behandeln find, ebenso die österreichisch- ungarischen Herkünfte bei der Einfuhr nach Bulgarien. Auf serbische Herkünfte find bei der Einfuhr in das österreichisch-ungarische Zoll gebiet bis auf weiteres die allgemeinen Zoll sätze des ab 1. März geltenden Zolltarifs an zuwenden. ^ramkreich. *Jn Frankreich beschäftigt man sich zurzeit angelegentlichst mit der Bildung eines neuen Ministeriums. Präsident Fälliges hatte zunächst Besprechungen mit Samen und Rouvier, mit dem er über die Konferenz in Alge ciras und über die telegraphischen Instruk tionen für den französischen Vertreter sich unter hielt. Später empfing er den Minister des Innern, Dubief, der mitteilte, daß er angeordnet habe, in allen Gemeinden, in denen Konflikte zu befürchten seien, die Inventar-Auf ¬ nahme in den Kirchen auszusetzen. Schließlich hatte der Präsident noch eine «in ständige Unterredung mit Bourgeois, der, als er das Elysee verließ, erklärte, in der Unter redung sei in keiner Hinficht ein Beschluß gefaßt worden. ««glamv. * Im Unterhaus wurde ein von Lever (liberal) eingebrachter Antrag, den Mit gliedern des Parlaments jährlich eine Zahlung von 300 Pfund (6000 Mk.) zu leisten, mit 348 gegen 110 Stimmen angenommen. Premierminister Campbell-Bannerman nahm im Prinzip den Antrag an, erklärte jedoch, die Regierung habe weder Zeit noch Geld, den Be schluß durchzu führen. Der zurückgetreteue französische Minister präsident Rouvier. DaS Kabinett Rouvier ist in der französischen Deputiertenkamwer plötzlich und ziemlich unerwartet zu Fall gebracht worden. Allerdings war die St llung des Kabinetts seit einiger Zeit, namentlich feit den Verhandlungen über die Dauer der Übungen der Reservisten und Landwehrleute, bei denen KciegSminister Etienne eine Niederlage erlist, erschüttert. Der Sturz aber ries doch eine gewisse Überraschung hervor. Die äußere Veranlassung war die Interpellation wegen der kirchlichen Inventar aufnahmen, bei deren Besprechung e» nicht an scharfen Angriffen auf aS Kabinett fehlte. Al« ein Antrag auf ein Vertrauensvotum für die Regierung eingebracht wurde, wurde er mit 267 gegen 234 Stimmen abgelehnt. Schweiz. * Der Bundesrat hat die Ausweisung von vier italienischen Anarchisten verfügt, die unter einem Gebetbuchumschlag Rezepte zur Anfertigung von Sprengbomben verteilten. Jtalie». 'Der Papst soll 45 französischen Bischöfen nahegeegt haben, ihr Amt niederzulege u. Ihre Sitz; 'ollen, ebenso wie die außerdem noch in Frankreich freien sechs Sitze in den nächsten, roch in diesem Monat oder Anfang April stat findenden Kon sistorium neu besetzt werden. In diesem Kon- Mottum iolle auch der neue Patriarch von Jeru- svlem, wofür ein Franziskaner auSersehen sei, ernannt werden. Spante«. * Die Vertreter Frankreichs inAlgecira 8 haben nunmehr einen neuen Entwurf betreffend die Regelung der Polizeifrage ausge- arbeitet. Demnach soll dem Wünsche des Sultans entsprechend und um in den 8 Häfen die Sicherheit herzustellen, eine Polizeitruppe geschaffen werden, die aus Marokkanern unter Leitung von fran zösischen und spanischen Instruktoren, welche sich mit der Ausbildung dieser Truppe zu be- schäftigen haben werden, bestehen wird. Die hierzu nötige Summe wird Yon der Staats bank vorgestreckt werden. Die Zahl dieser Truppe wird nicht mehr als 2500 und nicht weniger als 2000 betragen. Die Verteilung in den Häfen wird derartig vorgenommen werden, daß man je 200 bis 500 Mann dort hin legen wird. Der französische Polizeientwurf steht eine nur dreijährige Dauer vor. Die! Höchstzahl der französischen und spanischen O fiziere wird 16 betragen, diejenige der Unter offiziere 32. Österreich Hst nunmehr der Kon ferenz einen Vermittelungsvorschlag unterbreitet. Danach soll in sieben Häfen die Polizei von spanischen und französischen Offi zieren, dagegen im achten von schweizerischen und niederländischen «Offizieren ausgebildet werden. Rußland. * Nach den Beschlüssen des finnlän- dischen Senats soll das Wahlrecht zum Landtag allen Staatsangehörigen beider Geschlechter erteilt werden, die das 24. Lebensjahr vollendet haben. Bakk!anstaa1e«. 'Auf das Einschreiten der Botschaften zu gunsten der mazedonischen Finanz delegierten stellt die Pforte die Rege lung der ausstehenden Gehälter in Aussicht. SiHTTUL Aus ciem Keickstage. Der Reichstag setzte am Donnerstag die Beratung des PostetatS fort. Die freisinnige BolkSpartei hat sechs Resolutionen eingebracht betr. Verbesserung der Lage verschiedener Beamtenkategorien. In der Debatte trat zunächst Abg. Hug (Zentr.) für Gehalts aufbesserung der Beamte« ein, ebenso Abg. Eickhoff lfrs. Vp.). Ag. v. Gersdorff (kons.) tadelte, daß die Okmarkenzulage nicht wieder im Etat erscheine. Abg. Schwcickdardt (südd. Vp.) empfahl die Reso lution der Budgetkommisfion betr. Portofreiheit der Soldatenpakete. In der Hauptsache drehte sich die Debatte nunmehr um die Frage beS KoalitionS- rechtS der Beamten. Staatssekretär Krätke betonte, daß sich die Verwaltung Drohungen von feiten der Beamten niemals würde gefallen lassen. Der Abg. Erzberger befürwortete eine neu vom Zentrum ein gebrachte Resolution, die u. a. Verkürzung des Nacht dienstes sowie eine Einstellung des Postanweisung!- Verkehrs an Sonn- und Feiertagen fordert. Am 9. d. wird die Debatte über den Postetat beim Titel „Staatssekretär" fortgesetzt. Zu den bisherigen Resolutionen sind noch drei Resolutionen Gröber (Zentr.) hmzu- getreten, welche 1) Einstellung des Postanweisungs verkehrs an Sonn- und Feiertagen, 2) Aufschub der Behandlung der an Vorabenden der Sonn- und Feiertage auigegebenen Massendrucksachensendungen auf den nächsten Wochentag, 3) Beschränkung des regelmäßigen Nachtdienste« aus jede fünfte Nacht verlangen. Abg. Rogalla von Bieberstein (kons.) spricht für Herabsetzung der Fernsprechgebühren auf dem Lande. Abg. Patzig (nat.-lib.) erklärt die Resolution Kopsch für finanziell bedenklich und beantragt, sie der Regierung nur „zur Erwägung" zu empfehlen. Die Resolutionen Gröber find unzweckmäßig; da gegen stellen die nationalliberalen Resolutionen das Erreichbare dar. Abg. Werner (Antis.) wünscht Besserstellung der Postillone. Abg. Blell (ft. Vp.) wendet sich gegen den Abg. Erzberger. Eine Portoherabsetzung führt regelmäßig zu einer starken Verkehrssteigerung und damit zur Erhöhung der ReichSeinnahmen. Auch di« Durchführung der Resolutionen Gröber kostet Geld; ich nehme aber an, daß es dem Zentrum ebenso ernst mitseinenResolutionen ist wie uns mit den unsern. — Redner Wendel sich gegen die vorgeschlagene Anfichtskartensteuer. Die Ansichtspostkarte hat sür den Anschauungsunterricht des Volkes eine große Bedeutung gewonnen. Abg. Marcour (Zentr.) fordert die Postver- waltung aus, gegen die Einschmuggelung unsittlicher Bücher über Luxemburg energische Maßregeln zu ergreifen. Ebenso sollte die Postverwaltung einen Etzrenpunlt darin sehen, gegen unsittliche Postkarten und gegen Prospekte, die unser Volk vergiften^ ein zuschreiten. Der jetzige Postzeitungstarif begünstigt in unbilliger Weise die großen vor den kleinen Zeitungen. ES würde sich empfehlen, einen progesflven Zonentarif eintreten zu lassen. Staatssekretär Krätke: Eine Änderung des mühsam zustande gekommenen PostzeitungStarifS würde sehr schwierig sein. Lassen wir daS ZeitungS- gewerbe endlich in Ruhe. Die Postverwaltung tut ihr möglichste« zur Bekämpfung unsittlicher Bücher und Karten; man darf aber nicht vergessen, daß Schnelligkeit die vornehmste Pflicht der Poft ist, und die Prüfung sich daher immer auf Stichproben be schränken muß. Abg. Spahn (Zentr.) bedauert das durch unge nügende Besoldung erzwungene Zölibat vieler Post beamten. Staatssekretär Krätke konstatiert, daß unver heiratete Beamte überall Vorkommen. Abg. Krösell (Antis.) wünscht Besserstellung der Oberpoftpraktikanten. Abg. Beck- Heidelberg (nat--lib.) wünscht ange stammte badensische Postbeamte für die Postämter in Baden. Staatssekretär Krätke bestreitet erneut jede Zurücksetzung der Badenser. Abg. DaSbach (Zentr.) wünscht, daß die kleine« Provinzzsitungen weniger Porto zu zahlen haben als die großen Blätter, und wünscht diese Frage gleichzeitig mit der Erhöhung deS PortoS für Post karten im Ortsverkehr geregelt. Abg. Merten (frs. Vp.) verteidigt seine Partei und die Resolutionen seiner Partei gegen die An griffe des Abg. Erzberger. Abg. Becker-Hessen (nat.-lib.) tritt sür Ver mehrung und Besserstellung der Postbeamten in den Kolonien ein. Auf Anregung deS Abg. Zubeil (soz.) verspricht Staatssekretär Krätke Untersuchung der dor- getragenen Fälle, bezweifelt aber, daß ein Postamt der Staatsanwaltschaft gesetzwidrig Auskunft ge geben habe. Damit schließt die Diskussion über den Titel Staatssekretär. ES folgt dis Abstimmung über die Resolutionen. Die Resolution Kopsch (Denkschrift über da« Dienstalterstufensyftem), Patzig (Anrechnung der Militärdienstzeit, Erhöhung deS WohnungsgeldzuschusseS, Gehaltsaufbesserungen) werden angenommen. Die Resolutionen Kopsch (auf Anrechnung der aktiven Dienstzeit bis zur Dauer von drei Jahre» und auf Gleichstellung der beider Gendarmerie und Schutzmannschaft etatSmäßig angestellten Militäranwärter mit den übrigen werden der Regierung zur Berücksichtigung überwiesen. Eine weitere Resolution Kopsch (14/,fache An rechnung deS Dienstes von 8 Uhr abends an und deS Sonntagsdienstes) wird nach dem Antrag Patzig (nat.-lib.) der Regierung zur Erwägung überwiesen. Die Resolution Kern (kons.) auf Ausgleichung der Härten deS DienstaltcrstufensYstemS wird an genommen ; die Resolutionen Gröber und die Kommissionsresolutionen werden zurückgestellt. ES folgt die Beratung der weiteren Positionen. Beim Kapitel 85 (Gehälter der Sekretäre. Assistenten usw.) wird die Resolution Kopsch auf Er höhung der Gehälter der Sekretäre, Burea»beamten 2. Klasse, der OberaMenten, Assistenten und voll beschäftigten Poßverwalter abgelehnt. Abg. Eickhoff (frs. Vp.) tritt für Aufbesserung der Oberpoftkassenrendanten ein. Beim Titel „Psstunterbeamten" wird die Reso lution Kopsch (Erhöhung der GehaltSbezüge der in nicht gehobenen Stellen befindlichen Unterbeamten auf die Sätze von 1600 bis 1620 Mk. und deS Höchstgehalts der Unterbeamten im Landbestelldienst, Botenpostdienst und Leitungsaufseherdienst auf 1100 Mark angenommen. Bei den Einnahmen liegen die Resolutionen der Budgetkommission aus Portofreihett der Soldaten pakete bis zu 5 Kilogramm, Erleichterung der Telephon- und Telegraphen - Benutzung auf de« Lande, Beseitigung des Bestellgeldes und Unter suchung über di« Portofreihett fürstlicher Per sonen vor. Abg. Graf Oriola (nat.-lib.) bittet dringend um Verbilligung des Telephon-Verkehrs aus dem Lande. Staatssekretär Krätke sagt wohlwollend Prü fung zu. Abg. Eickhoff (frs. Vp.) bedauert, daß der Staatssekretär sich nicht zu der Anregung des Abg. Kämps betr. Herabsetzung der Weltvortosätze geäußert habe. Staatssekretär Krätke erklärt, daß man nicht so weit gehen könne, wie Herr Kämpf verlangt habe. In England hat eS 17 Jahre lang gekauert, bis der Ausfall bei der Herabsetzung des Porto» wettgemacht wurde. Abg. Ledebour (soz.) verlangt Ausdehnung des Berliner OrtSvortoS auf alle Orte des Ber liner EisenbahnvorortverkehrS. Mindesten« sollte daS Strafporto abgeschafft werden, dessen EM- kassieren auch für die Beamten kein« angeuehat Aufgabe ist. Abg. Müller- Sagan (fress. Vp.) verlangt er neut im Namen deS Kulturfortschritts die Verbilli gung des WeltportoS. Die Einnahmen werden bewilligt. Die Abstimmung über die Resoluttonen wird ausgesetzt. Darauf vertagt sich daS HauS. Von I^ak unä fern Alfonsos «ud E«as Hochzeit. Bei ihre« Übertritt zur katholischen Kirche nahm die Prin zessin Ena von Battenberg die Namen Viktoria, Eugenia, Christina an. Eine Geschützszlve ver kündigte den Schluß der Feierlichkeit, bei der der Ministerpräsident Moret und der Herzog von Alba als Zeugen fungierten. Ok Oie letzte Kate. 4) Roman von Karl Schmeling. I?ortt«tz,ng0 .Ach ja — Sie wiffen das nicht!' erwiderte Luise lebhaft. .Ich war natürlich recht ängst, kich, als ich den bezeichneten Platz erreichte. Ich sah zuerst niemand, bis ich an die Ecke dieser Straße kam. Dort standen zwei, dem Anscheine nach noch junae Leute, die bei meinem Erscheinen laut auflachten. .Wahrhaftig, ste kommt!" rief der eine. „Sage doch, fie ist gekommen!' erwiderte der andre. Damit traten beide unter wetteren Reden, die ich nicht ver stand, ans mich zu. Ich hatte einen so heftigen Schreck bekommen, daß ich im ersten Augenblick glaubte, in die Erde sinken zu müssen. Die Berührung durch die Hand eines jener Menschen gab mir jedoch neue Kraft. Ich glaube, ich schlug nach ihm, zugleich aber eilte ich, um von dem Gedanken an Sie erfüllt, Ihrer Woh nung zu. Eine dritte Stimme rief, mich nicht so leichten Kaufes davonkommen zu lassen. Gesehen habe ich diesen Menschen, der im Schatten der Häuser gestanden Haden muß, jedoch nicht. Ich hörte Tritte und weiteres Lacken hinter mir und flog deshalb förmlich hierher.' „Aber hätten Sie nicht gleich an Ort und Stelle um Hilfe rufen können, mein Fräulein?' meinte Weilmann. „Nicht etwa, daß ich Ihnen nicht gern Aufnahme gewährte, sondern um die Menschen, welche sich so Unerhörtes erlaubten, kennen zu lernen und zur Rechenschaft ziehen zu lassen —' „Ich dachte nicht daran," erwiderte bis junge Dame kleinlaut. „Ich schämte mich neben dem Schreck, welchen ich bekommen hatte, auch wohl zu sehr, um cs selbst zu veranlassen, daß mich jemand in so zweideutiger Lage sah." „Aber das Billett, mein Fräulein,' sagte der Leutnant, „haben Sie es bei sich? Darf ich es sehen?' „Hier ist es,' erwiderte Luise und reichte Weilmann das Papier hin. Der Leutnant betrachtete und prüfte das Schriftstück sehr eingehend. Die Adresse war nur an Luise R., ohne daß der letzte Name ausgeschrieben war, gerichtet. Der Inhalt des Briefes lautete: „Teure Luise, kommen Sie heute abend um neun Uhr bestimmt auf den Denkmalsplatz. An der Ecke der Gärtnerstraße werde ich Sie er warten, ich Hobe Ihnen etwas Wichtiges zu sagen. Ewig Ihr F.' „Die Handschrift hat allerdings eine gewisse Ähnlichkeit mit der meinigen,' sagte Weilmann nachoenklich, „auch ist F. der Anfangsbuchstabe meines Vornamens, wie R. derjenige Ihres Vaternamens. Dennoch möchte ich fast be haupten, daß hier eine Verwechselung der Per son vorliegt, die möglicherwefie dem sehr unge schickt gewählten Boten zur Last fällt —' „Nein, nein,' erklärte Fräulein Luise sehr eifrig, „der Knabe nannte meinen Namen, als er das Billett brachte und behauptete bestimmt, daß eS für mich sei —' „Dann freilich,' meinte der Leutnant, „auS verschiedenen unklaren Anzeichen läßt sich zuletzt auch ein voller Beweis zusammsnsetzen. Es kann sich jemand einen unanständigen Scherz erlaubt haben; doch könnte auch eine Nieder- trächrigkeit im Spiele fein —' „Ich bin es, Herr Leutnant!' rief eS plötz lich draußen, während zugleich kräftig an die Tüe gepocht wurde. Weilmann öffnete, und sein treuer Friedrich betrat das Zimmer. Der Bursche machte große Augen, als er eine Dame im Zimmer vorfand. Dergleichen war ihm noch nicht vorgekommen, seit er bei dem Leutnant v. Weilmann war! Er sagte indessen kein Wort, sondern legte die Schlüssel auf den Tisch, um dam ab zuwarten, daß ihm sein Herr die Erlaubnis zum Sprechen geben werde. „Nun,' sagte der Leutnant denn auch sehr bald, „was hast du wahrgenommen, Friedrich ?' „Die Herren sind die Gärtnerstraße entlang bis zum Platze gegangen,' antwortete der Bursche, „und fie haben fich dort in die Ressource begeben.' „Sie haben fich unterwegs auch nirgends aufgehalten?' fragte der Leutnant Wetter, „mit niemand gesprochen? Nicht unter fich eine besonders laute Bemerkung gemacht? Keine überlaute Heiterkeit gezeigt?' „Nichts von allem,' erklärte Friedrich, „fie haben zwar laut mit einander gesprochen, auch gelacht, doch nicht gerade auffallend." „Es ist gut, du kannst gehen,' schloß Weil- mann daS Examen. Friedrich schob infolge dessen hinaus. „Mein Verdacht gegen die Seiden Herren scheint grundlos zu sein,' sagte der Leutnaut, sich wieder au die junge Dame wendend. „ES ist mir das eigentlich sehr lieb. Ob eine Ber- folgung erscheint, muß eine spätere Überlegung der Sache, überhaupt die Zukunft lehren. AuS dem Billet, wie aus der ganzen Sache tri» unS jedoch auch noch eine zweite Erscheinung entgegen, über die wir nicht so leicht hinweg" gehen dürfen, mein wertes Fräulein.' „Was wollen Sie damit sagen, Herr von Wellmann?' fragte Luise stutzend, „ich versteht Sie nicht im geringsten.' „Man scheint in gewissen Kreisen,' fuhr der Leutnant fort, „Beziehungen zwischen unS r« vermuten, welche nicht bestehen, und ferner an zunehmen, daß wir nötig haben, diese Be ziehungen vor dem Vater zu verbergen rmd gt' heim zu halten —' Luise errötete und machte eine heftige Be wegung. Weilmann hielt inne. Die junge Dame faßte fich schnell wieder; fie hob da» Auge zu dem jungen Mann empor und blickte ihm voll und fest in daS Gesicht. „ „Beziehungen, Welchs nicht bestehe« "7 sagte Luise langsam und sinnend. „Ich glaube, Herr v. Wellmann, wir spielen schon seit längerer Zeit zu unsrer Qual Versteck miteinand» Wir kennen jeder den wunden Fleck des andern und tun doch, als wäre eS nicht der Fall. W» wiffen recht gut, daß wir einander nichts E zu verbergen haben, und fahren doch dam» fort.' . „Wenn Sie mich in solcher Weise zu -w- Erklärung aufforderu, Fräulein Reuser,' am wartete der Leutnant nach kurzer Pause, -A bin ich freilich gezwungen, die Wahrheit r« °e-
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