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I 6. II s. Mll dauernde Blatte«. ln r irtikel a. MS kt-, ''M 5 a». Vloidtii . meiner :ken die it. r vou »LÜL. 9-16S eußischec -ste, prd , schl-' he und 2—148 ;r, alter lischt nett^ bkörnig Buch' lndischec OOOicg .90 bis at, pro >—235 Laplata > Sh pro RapS, runde ' 16,50 , ohne -13,20 Die „Ottendorfer Zeitung" erscheint Dienstag, Donners tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich , Mark. Durch die Post bezogen ,,2v Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Annahm» v»n Inserat»« bi, vormittag i« Uhr. Anserat« werden mit ,o Pf für die Spaltzrtle berechn» Tabellarisch« Satz nachf besonderem Tarif Druck unö Verlag von Hermann Rühl« in Groß-Gkrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Dkrilla Nr. 42. Freitag, den 6. April 1906 5 Jahrgang. Wrgrsperrung. Der von Lunnensäonk nach Reelingen führende Kommunikationsweg wird in scr Flur Cunnersdorf wegen blaslenlcküttungen Vom 7. bis mit 12. April dfs. I. für den öffentlichen Fährverkehr gesperrt. Letzterer wird über Hermsdorf verwiesen. Zuwiderhandlungen werden nach Z 1 der Verordnung vom 9. Juli 1872, den Ver kehr auf den öffentlichen Wegen betr., bis zu 30 Mk. bestraft. Lunnersäork, am 2. April 1906. Stein, Gemeinde-Vorstand. Orrtlichrs und Sächsisches. Gttendorf-Vkrilla, den 5. April M6 — Frühlingssonnenschein, so schreiben die Leipz. Nachr., haben uns die Tage des neuen Monats gebracht. Schon frühe blitzt der erste Sonnenstrahl auf und fliegt über die Flur, aber es mangelt ihm noch an Wärme. Die letzte Kältewelle, die über Europa hin zog und uns nach wonnigen Frühlingstagen Eis und Schnee brachte, ist lansam zerflossen, und ihre Spuren macken sich in der niedrigen Temperatur geltend. Die Sonne muß erst große Wärme mengen ausstrahlen, um die vorhandene Kälte vollständig zu paralysieren. Dieser Prozeß dürfte bei normalem Wetter noch einige Zeit bean spruchen. Wie langsam die Zunahme der Wärme erfolgt, beweist das ganz allmähliche Verschwinden de» letzten Schnees draußen im Freien. Auf der weiten Flur ziehen sich noch Schneestreisen zwischen den Feldrändern und Furchen hin, und im Schatten eines Tales oder eines Waldes liegen noch ansehnliche Schneemengen in unseren Fluren, ein Beweis, daß die Tagestemperatur noch niedrig ist und nicht ausreicht, mit einem Male Eis und Schnee zu schmelzen. Vorfrühling herrscht in unseren Breiten zu Anfang April. Wohl regt sich die Vegetation, aber es kommt noch zu keiner all gemeinen Veränderung des Landschaftsbildes. Nut Frühlingsboten kennzeichnen den Lenz, allen voran die Frühlingssänger und die ersten Kinder unserer heimischen Flora: Schneeglöckchen, der rotblühende Seidelbast, an Wegen und Wiesen rändern das Gänseblümchen, in sonniger Hecke da» Veilchen blühende Weiden und die un scheinbaren Kätzchen de» Haselstrauches, denen die Ulmen mit ihrem Hellen Braun der blühen den Baumkronen folgen. Stachelbeeren und Johannisbeeren zeigen wohl da» erste grüne Laub und drängen zur Blüte, aber sie bedürfen de» wärmenden Sonnenstrahls. O-ffnen sie erst ihre Kelche und es folgen ihnen die Blüten der Obstbäume, dann ist der Vollfrühling da, den uns zweifellos der April noch bringt. - Dem Magistrat zu Torgau ist folgende Verfügung des K. S. KriegSministeriumü zu gegangen: „Es hat sich die Möglichkeit ergeben, innerhalb des Königreichs Sachsen ein zur An lage eines Truppenübungsplatzes geeignetes Ge lände zu angemessenen und im Vergleich zu dem in dortiger Gegend in Aussicht genom menen Areale billigeren Preisen zu erlangen. Diese Preissorderungen glaubt daö Kriegs- Ministerium den gesetzgebenden Faktoren des Reichs gegenüber vertreten zu können, sodaß nunmehr zu hoffen steht, daß das neue Projekt die Zustimmung des Reichstages rc. finden wird Mit Rücksicht hierauf sieht sich das Kriegs ministerium veranlaßt, die wegen Anlage eines Truppenübungsplatzes dort angcbuhnten Ver handlungen endgillig abzubrechen. Gleichzeitig gestattet sich das Kriegsministerium, den geehrten Stadtrat zu ersuchen, die beteiligten Grundstücks besitzer hiervon in Kenntnis zu setzen. Hierbei möchte das Kriegüministerium es nicht unter laßen, dem geehrten Stadlrat nochmals seinen 'rgebensten Dank für die gefällige Mitwirkung bei den statlgesundenen Vorerörterungcn und die dabei gehabte Mühe und Arbeit zum Aus druck zu bringen." Damit ist daö Projekt bei -Belgern—Torgau endgiltig begraben. — Die Zeit der Waldbrändc ist mit Ostern wiedergekommen. Das hat seine Erklärung darin, daß die vorjährigen hohen Waldgräser verwelkt und prasseldürr geworden sind das neue Gras noch nicht gewachsen ist. Ein un vorsichtig weggeworfenes, noch glimmendes Streichholz, das zu anderen Jahreszeiten bei frischem Grün vollständig gefahrlos bleibt, ent zündet nur zu leicht das trokene, alte hohe Gras — und das Unglück ist geschehen! Da rum jetzt in den Lagen der ersten Frühlings- spaziergängc rechte Vorsicht! Die Ausbreitung eines Waldbrandes geht rapid schnell vor sich, und die Löschung ist ziemlich schwierig! — Ueber den Nahrungswer! des Fischfleisches Hal Prof. Rosenfeld in Breslau Versuche an gestellt, deren Ergebnis er im „Zentralblati für innere Medizin" veröffentlicht. Danach ermög licht Fischfleifch mindestens dieselbe Muskelarbeit wie Rindfleisch. Es hat sich im Eiweißstoff wechsel dem Rindfleisch durchaus ebenbürtig ge zeigt, dasselbe Sättigungsgefühl von gleicher Dauer erzeugt und die gleiche oder eine bedeu tend geringere Menge von Harnsäure produziert. E» muß danach als vollwertiges, dem Rind fleisch gleichwertiges Nahrungsmittel für das bürgerliche Leben, für den athletischen Sport und auch für die Truppen des Heeres und der Marine betrachtet werden. Dresden. Bei Ankunft eines Zuges auf dem Klostertor-Bahnhofe in Hamburg stieg ein junge» Mädchen aus, daß noch kurze Kleider trug, und nicht recht mußte, wohin es sich wenden solle. Ein dort stationierter Kriminal beamter, dem die Kleine verdächtig vorkom, nahm sie in ein Verhör, und sie erzählte nun, sie sei 15 Jahre alt und von ihren Eltern, die in Dresden wohnten, nach Berlin gesandt, um sich dort eine Stellung zu suchen. Berlin Hub ihr aber nicht gefallen und sie sei deshalb nach Hamburg gefahren. Der Beamte nahm das Mädchen mit zur Wache. Hier bequemte sich die Reiselustige schließlich zu folgendem Geständnis: Sie sei erst 13 Jahre alt und aus dem Elternhaus« in Dresden entflohen, weil ihre beiden älteren Brüder von der Mutter immer vorgezogen würden. Daher wolle sie sich jetzt mit ihren Ersparnissen (30 Mank) in Hamburg eine Sielluug suchen. Die Polizeibehörde telegraphierte sofort nach Dresden, und nunmehr ist die Reiselustige, die so früh schon auf eigenen Füßen stehen wollte, von ihren Angehörigen wieder abgeholt worden. — Verschwunden ist, wie der „Sächs. Arb Zig." mitgeteilt wird, der Redakteur Dr. Mühl- psord von der „Dresdner Rundschau". Der Grund dürfte in einem Strafverfahren zu suchen sein, das wegen Beleidigung des Landgerichts- Direktors Dr. Becker gegen die Rundschau ein- gelritet sein soll. Großenhain. Ais ein braver, ehrlicher Junge erwies sich der hiesige zwölfjährige Real schüler Gerhard Kupfer, der im Laufe gestrigen Tages auf der Poststraße einen Geldbeutel mit 1086 Mk. Inhalt, den ein Landwirt der Um gegend verloren hatte, fand und umgehend an Polizeistelle abgab. Die Mutter des Knaben, eine Lehrerswitwe, war schon einmal etwa vor Jahresfrist auch glückliche Finderin einer re. loren gegangenen größeren Geldsumme gen esen. Krakau. In der Brennerei des hiesigen Nit- ergutes ist heute der seit 1. d. M. daselbst be- chäftigte 21 Jahre alte Brenngehilfe Karl Kuhnat aus Erdenhain in das gehende Zeug gekommen, wodurch ihm vier Finger von der inken Hand abgestoßen worden sind. Der Verunglückte ist in das städtische Krankenhaus Königsbrück überführt worden. Röhrsdorf. Am 31. März ist im Röhrs- dorfer Forstrevier ein männlicher Leichnam er- iängt aufgefunden worden. Derselbe ist als die Person des 52 Jahre alten Sleinarbeiters August Klotzsche aus Laußnitz, welcher seit 1. Sept. v. I. vermißt worden ist, ermittelt, von seinen Angehörigen rekognosziert und vom Kgl. Amtsgericht Königsbrück zur Beerdigung an Ort und Stelle freigegeben worden. Bautzen. Ein Knabe namens Schuppan aus Camina hatte vor einigen Tagen eine Raburit-Patrone gefunden. Diese ist dann pater in die Hände der zehn Jahre alten Tochter )es in Camina wohnenden Fabrikarbeiters Siebenbürger gelangt. Das Mädchen hat mit der Patrone gespielt und versucht, den Jnnhalt mittels einer Nadel zu entfernen. Dieses Ge- mhren hat sehr schlimme Folgen gehabt. Di- Patrone explodierle und dabei wurde dem Mäd chen die Finger der linken Hand weggerlssen und die reckte Hand und das Gesicht verschie dentlich verletzt. Das Mädchen hat Aufnahme im Stadtkrankenhause in Bautzen gefunden. Löbau. Von dem 7 Uhr 45 Minuten abends von Löbau nach Weißenberg verkehren den Personsnzuge ist am Sonntag kurz nach 9 Uhr zwischen den Stationen Lautitz und Maltitz ein Reisender tödlich überfahren worden. Es wird vermutet, daß er während der Fahrt von der Plattform eines Wagens herunter ge- allen ist. Markranstädt. Am Sonntag ereignete sich in der Leipziger Straße ein schwerer Un fall. Ein sechsjähriger Knabe lief auf den Fahrweg, um seine dahingeworfene Mütze zu holen. In demselben Momente kam ein Leip ziger Automobilbesitzer, der trotz langsamer Fahrt und lauttönender Signale den Knaben überfuhr. Die Räder gingen dem Kinde über Kopf und Hals und brachten ihm klaffende Wunden bei. Trotz sofortiger ärztlicher Hilfe ist der Knabe am andern Morgen gestorben. Chemnitz. Die Grundsteinlegung zum er sten sächsischen Krematorium, das bekanntlich in unmittelbarer Nähe des städtichen Friedhofes erstehen soll, ist auf Ende April festgetzt worden. Der Bau und seine Einrichtungen sollen muster haft werden. Der äußere Eindruck wird dem ähneln, den die Frauenkirche in Dresden macht. Der gewaltige Kupelbau wird 30 Meter hock werden. Auf dem großen, vom Verein für Feuerbestattung angekauften Gelände wird außer dem Krematorium eine Leichenhalle (laut Gesetz entwurf Bedingung) mit einem Sektionsraum und 10 Leichenkammern, sowie eine Urnenwand Platz finden, desgleichen sind Urnen-Grabstätten vorgesehen. Im Innern werden außer den Verwaltungsräumen eine mit Orgel ausgestattete Trauerfeierhalle für 250 Personen eingebaut. Die Inbetriebnahme soll bereits Ende Oktober 1906 erfolgen. Limbach. Im hiesigen „Tageblatt" findet sich folgende Erklärung: Da unsere „lieben Freunde" den Ausgang der Sache offenbar nicht abwarten wollen und, in der Ungewißheit darüber, ob er auch ein ihnen willkommener sein wird, inzwischen sich bemühen, meine Familie in der Presse an den Pranger zu stellen, damit für alle Fälle an ihr „etwas hängen" bleibt, so sehe ich mich zu folgender Erklärung genötigt: Ich habe nach wie vor die felsenfeste Ueberzeugung, daß meine Tochter Asta den den Schuldirektor Beuche beleidigenden Brief — ganz zu schweigen von den vielen übrigen ano nymen Briefen, die in Limbach verbreitet worden sein sollen — nicht geschrieben hat, und glaube, daß die „lieben Freunde bester täten, abzu warten, ob die von ihnen mühsam aus allen Ecken und Enden hervorgesuchten, zum Teil überaus fadenscheinigen „Beweismaterialien" auch den von ihnen gewünschten Erfolg, die Verurteilung meiner Tochter, herbeiführen werden, welcher Erfolg nach meiner Kenntnis des Be weismaterials doch noch sehr in Frage steht. Limbach, am 28, März 1906. Dr. Goldenberg. Böhlittz-Ehrenberg. Einbrecher statteten nachts in einem hiesigen Landhause eine Visitte ab und stahlen daselbst Sachen im Werte von ca. 650 Mark, Hierbei befanden sich Kleidungs- Wäschestücke, Betten, eine Wanduhr in gelbem Gehäuse ein großes Hirschgeweihe, zwei Reh- krohnen, ein altes Gewehr. Die Wäsche ist teils A. C., teils E. C., teils M. C. und G gezeichnet. Die Eindringlinge hausten wie Van dalen, wobei sie erhebliche Sachbeschädigungen verübten. Leipzig. Auf den Transport nach dem Dresdner Bahnhof entsprang seinen Begleitern Graf Malewski, Leutnant a. D., der nach der Landesanstalt Sonnenstein übergeführt werden sollte. Graf W. hatte sich vor einiger Zeit verschiedene Betrügereien zu schulden kommen lassen und war zunächst in der Nervenklinik zur Beobachtung seines Geisteszustandes unter- asbracht worden. Der Flüchtige konnte noch nicht wieder erlangt werden. — Ein sehr beklagenswerter Unglücksfall ereignete sich am Montag abend in der siebenten Stunde in der Gundorfer Straße in L.-Linde- nau. Daselbst wurde die 9 Jahre alte Hulda Kupfer, Tochter des Goethestraße 2 in L.-Lin- denau wohnhaften Motorwagenführers Kupfer von einem Automobil überfahren, wobei sie einen Schädelbruch und mehrere Rippenbrüche erlitt!. Das schwerverletzte Kind ward in das DiakonistenhauS in L.-Lindenau gebracht. Das betr. Kraftfahrzeug gehört einem Fabrikbesitzer in Böhlitz-Ehrenberg. Die Untersuchung wird ergeben, ob den Führer desselben ein Verschul den trifft. — In der letzten Zeit waren in Leipzig und Umgegend mehrfach falsche Fünfmarkscheine, die auf photographischem Wege hergestellt und dann ausgemalt worden waren, in Verkehr ge bracht worden. Als Hersteller ist nunmehr der 44 Jahre alte Photograph Knüppel verhaftet worden, während sein Complice, ein 33 Jahre alter Handlungsgehilfe Schrader aus Berlin, gestern in Naumburg festgenommen wurde. Bei dem Photographen wurden eine Anzahl Scheine, Platten, Präparate und dergleichen beschlagnahmt. Dabei stellte es sich heraus, daß die Falschmünzer auch bereits von Hundert markscheinen Abzüge gemacht hatten. Der Ver treiber der falschen Scheine und Anstifter zu dem Münzverbrechen scheint Schrader gewesen zu sein. — Dienstag früh in der achten Stunde be merkten zwei Schutzleute, die in die Beethoven straße einbogen, wie ein Mann in Sträflings kleidung aus einem Parterrefenster der Gefan genenanstalt sprang und davon lief, so schnell ihn seine Beine tragen wollten. Die Beamten, gar nicht im Zweifel über die Sache, nahmen ohne Besinnen die Verfolgung auf und eilten dem Flüchtling nach. Derselbe nahm die Rich tung nach der Grassistraße zu und schließlich verschwand er in einem Hause in dieser Straße. Die Schutzleute durchsuchten das Haus und als sie in den Keller kamen, da sahen sie mit Ver wunderung aus der kleinen Tür unten in der Este zwei Menschenbeine hervorragen. Sie zerrten den Besitzer der Beine aus dem Schlotz heraus und es war der, den sie suchten. Der Mann wurde sofort wieder in die Gefangenen anstalt abgeliefert: es ist ein Sträfling, der zu Kalfaktordiensten verwendet wurde. Gestern sollte er das Zimmer des Direktors rein machen, das schöne Wetter muß ihn aber mit Macht hinausgelockt haben, und als er auch noch auf dem Tische zwanzig Mark fand, da konnte er den vereinten Lockungen nicht mehr widerstehen, er huppte aus dem Fenster. Von seiner Straf zeit hatte er nur einige Wochen abzufitzen.