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Ottendorfer Zeitung : 13.04.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-04-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190604138
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19060413
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19060413
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-04
- Tag 1906-04-13
-
Monat
1906-04
-
Jahr
1906
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 13.04.1906
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pottnlcke kLLNLifckLU. Dentschkaxd. * Der Kaiser wird Londoner Nachrichten zufolge am 14 Mai in Al cante (Spanien) ein treffen; angeblich wird der Monarch dort mit dem König von Spanien zusammen- treffen und dann seine Kreuzfahrt durchs Mütel- meer fortsetzen. * Der Kaiser verlieh dem Fürsten Philipp zu E u! e n b u r g und dem Botschafter von Rado Witz den Schwarzen Adlerorden, dem Grafen Tattenbach die Brillanten zum Roten Adlerorden 1. Klaffe und dem Geh. Leg.-Rat Kl ehmet die König!. Krone zum Rwen Adlerorden 2. Klaffe. * Das Befinden des Reichskanzlers Fürsten Bülow ist ein andauernd gutes, io daß ferner keine offiziellen Krankheitsberichte mehr ausgegeoen werden. Man hofft, der Fürst werde in wenigen Tagen wieder völlig her- gestellt sein. * Die deutsche Regierung war auf das Be gehren dssSchweizerBundesgerichts um Wenergänzung im Auslieferungsfall des Polizeikowmissars Stephany, der in Zürich verhostet ist, nicht eirgegangen. Durch erneuten eingehend begründeten Beschluß beharrte das BnndeLgenchrauf MrenerMzung. Dem Bundes rat blieb nichiS anderes übrig, als die deutsche Regierung nochmals um Aktenergänznng zu er suchen. Österreich-Ungar». * Die Lage in Ungarn hat sich auf- geklärt. Nach 36 stündigen Verhandlungen ist endlich daS neue Ministerium, das sich anheischig mach', die Krone mit der Opposition zu versöhnen und damit einen langwierigen und verhängnisvollen Verfüffungsstreit zu beenden, gebildet worden. Unter dem Vorfitz des früheren Ministsrpräfidsnlen Weierle kam ein Mini sterium zustande, in welchem die Koalition durch ihre hciomrugen'östen Führer Andraffy, Apponyi und Kossuth vertreten ist. Das neue Mini sterium wurde bereits am Sonntag in der Wiener Hofburg vom Kaiser Franz Joseph vereidigt. Als Entgelt für das von der Koa- ltion gezeigte Entgegenkommen hat die Regierung in der Frage des Wahltermins Mchgegeben. Die Neuwahlen Warden zum letzten verfassungsmäßigen Tage, dem 9. d., ausgeschrieben. — Hoffentlich ist die so ge schaffene versöhnliche Stimmung von Dauer. * Der ungarische Reichstag ist für den 19. Mai durch königliches Handschreiben einberufen worden. Frankreich. *Die Streitlage im nordsranzbfischen Kohlenrevier verschlimmert sich; der Kohlen- mangel wird stark empfunden. Die Aus ständigen find sehr erregt und die Erbitterung der Bevölkerung gegen die Ingenieure hält an. * Die »Allgemeine Arbeitervereinigung" hat beschlossen, alle Arbeiter aufzufordern, am 1. Juni abends zu feiern und die Arbeit bis zur vollständigen Befriedigung ihrer Forde rungen gänzlich einzustellen. Waliek. * Das italienischeKönigspaarist im Vesuvgebiet tingetroffen. * Die Deputierte nrammer be schäftigte sich mit der durch die vorjährigen Erdbeben in Kalabrien geschaffenen Notlage. Sie bewilligte mit 260 gegen 53 Stimmen in geheimer Abstimmung die von der Regierung oorgeschlagenen Maßnahmen zugunsten Kula- briens und mit 214 gegen 112 Stimmen daS Budget des Innern. Holland. * Von den Kolonialtruppen wurde nach hartnäckigem Widerstand die befestigte Stellung der Eingeborenen bei Kantu auf Celebes genommen. Der Feind ließ 39 Tote Ms dem Platze. Der Widerstand der Land bevölkerung im Süden von Celebes ist ge brochen. Dänemark. * Der Reichstag ist geschlossen worden. In der abgeschlossenen Sitzungszrit find Hü Vie letzte R.rtc. 17) Roman von Karl Schmeling. l Fortsetzung.) »Ja, ja, mein lieber Weilmann/ sagte wenigstens der Oberst mit einem spöttischen Lächeln, »Ihr jungen Herren denkt immer, der alte Donner kann nichts als donnern und blitzen; er hat indessen auch seine guten Stunden, freilich nicht oft. Gehen Sie jetzt mit Gott; es tut mir leid, daß ich Ihnen den Wurm ins Ohr setzen mußte, doch morgen früh wäre eS vielleicht zu spät gewesen, meine Warnung anzubringrn. Bis jetzt weiß ich nur privatim von den Geschichten, die ich berührt habe und wie es infolgedessen sein kann, nichts Genaueres oder Bestimmtes. Habe ich erst dienstliche Mitteilung und Weisung, so ist es mit unserm unmittelbaren Verkehr vorbei. Also nochmals: möge kommen, was da wolle — ruhigen, klaren Kopf behalten; vor allen Dingen nicht übereilt, sondern mit Überlegung gehandelt! Je schwerer die Anklage, desto leichter die Reinigung von derselben. Adieu, Herr Leutnant v. Weilmann." Der alte Kanonendonner unterstützteseinenEnt- laflungswink für den Leutnant noch durch eine lebhafte Handbewegung und Weilmann kam dieser doppelten Andeutung auch schnell nach. Eine Minute später befand er sich schon auf der vereinsamten dunklen Straße. Weimann machte einen westen Umweg, wägend er nach Rsusers Besitztum zurückkehrte. Er fühlte das Bedürfnis, nochmals alle Einzel heiten seines Gesprächs mit dem Obersten 83 Gesetze sowie der Beschluß über den Wieder aufbau des Schlosses Chriftiansborg an genommen worden, während 35 Gesetzentwürfe nicht zur Durchführung kamen. Von den an genommenen Gesetzen waren 80 Regierungs- entwürfe. Norwegen. *Als Ergebnis der Bewegung gegen Er werbungen norwegischer Wasser fälle durch Ausländer ging das von der Krone genehmigte Gesetz hervor, wodurch Eigen tums- oder Nutzungsrecht an Wasserfällen nicht von fremden Staatsbürgern oder Gesellschaften ohne besondere königliche Genehmigung er worben werden kann. Spant«». * In Algecira 8 ist am 7. d. das Pro tokoll unterzeichnet worden, womit die mehr monatigen Arbeiten der Delegierten nunmehr auch in aller Form ihren Abschluß gefunden haben. Lie Konferenz wurde darauf von ihrem Präsidenten Herzog von Almodvvir für geschlossen erklärt. Somit ist die wichtigste internationale Konferenz, die seit dem Berlin«r Kongreß von 1878 stattgefunden hat, zu einem glücklichen Abschluß geführt, und die Bsrmruhi- nung, die auf ganz Europa wegen des Marokko« streites drückte, endgültig beseitigt. In letzter Stunde erklärten allerdings Amerika und Schwe den, daß fie keinerlei Verantwortlichkeit für die Ausführung der beratenen Maßregeln über nehmen könnten, doch fällt dieser Vorbehalt wohl kaum ins Gewicht, da beide Mächte keinerlei Interessen in Marokko haben. N«stla«d. * Während der Wahlen zur Reichs duma find die Revolutionäre wieder eifrig bei ihrer blutigen Arbeit. Aus allen Teilen des weiten Zarenreiches, das nach Regierungs- Mitteilungen angeblich ruhig ist, kommen Nach richten von Attentaten und Räubereien. In Twer wurde der Gouverneur durch eine Bombe auf offener Straße ermordet, obwohl er für die Sicherheit seiner Person seit 14 Tagen außerordentliche Maßregeln ergriffen hatte. — Bei den Wahlen find überall die Demokraten siegreich. — Die Lage im Jnnem ist nach wie vor trostlos. Obgleich der Minister des Innern versprochen hatte, keinerlei Revolution mehr zu dulden, gärt es seit Sonntag wieder bedenklich unter den Eisendahnbeamten, und obwohl sich die Regierung eifrig bemüht, die Sachlage zu verdunkeln, reden doch die Tatsachen eine dent- liche Sprache, über mehrere Eisenbahnstrcck.n ist der außerordentliche Vertei digungszustand verhängt und laut amt- licher Bekanntmachung von deutscher Seite ist der Güterverkehr nach Rußland auf 21 Strecken gesperrt. Das Zarenreich steht trotz aller Vertuschungsversuche wieder am Vor abend eines Riesenstreiks. Balkanstaate». *Das Jahresdefizit für Mazedonien wird von der Pforte auf 800 000 Pfund be rechnet. Sie ersuchte daher die Mächte, noch mals der dreiprozentigen Zollerhöhung zuzu stimmen. Da aber Englands Forderungen, die Aidin-Bahn und Minengerechtsamr betreffend, noch nicht erfüllt find, verharrt es bei seiner Weigerung. Ihm hat sich nun auch Rußland angeschlossen, weil es in der angeblich kürzlich einem amerikanischen Syndikat zugestandenen Konzession eines Petroleummonopols eine Be nachteiligung des eignen Exports sieht. Mit einem Wort die mazedonische Frage ist nicht zu entwirren. Amerika. *über die Befestigung des Panama kanals fanden zwischen dem Präsidenten Roosevelt und dem Kriegssekretär Taft Be sprechungen statt. Angesichts der Wichtigkeit des Gegenstandes wurde beschlossen, daß der betreffende Plan dem Kongresse zur Äußerung und Beschlußfassung unterbreitet werden soll. * Die Einwanderung in die Ver einigten Staaten soll weiter erschwert werden. Der Einwanderungsausschuß des Re präsentantenhauses hat einen Gesetzentwurf fertiggestellt, der bezweckt, die Einwanderung von Ausländern noch mehr zu beschränken. Der Donner an seiner Seele vorüberziehen zu lassen. Außerdem mußte er sich auch klar darüber werden, ob er dem Kommerzienrate mitteilen solle oder nicht. Weilmann hatte bei seinen Reisen nach und von Berlin stets die größte Vorsicht walten lassen; nur Abend- oder Nachtzüge waren von ihm benutzt worden. Eine Nacht hatte er nie in Berlin zugebracht. Die Leute, mit denen er geschäftlich verkehrte, wußten nicht, daß sein Besuch in der Stadt Berlin ein unerlaubter sei. Auch auf der Eisenbahn war ihm seines Wsssns noch nie etwas begegnet, wodurch er vielleicht in Weitläufigkeiten kommen konnte. Es war ihm daher völlig unmöglich, den Grund zu der Warnung des Obersten ausfindig zu machen. Wer mochte ihm aber in Löhne eine solche Aufmerksamkeit schenken, sein Treiben zu über wachen, um dasselbe in der Landeshauptstadt bei seinen Vorgesetzten an die große Glocke zu hängen? — Eine solche Hinterlist hatte in dem kleinen Kreise keinen Boden. Auch machte sich wohl jedes Mitglied desselben gelegentlich des Vergehens schuldig, einen Ausflug ohne Urlaub zu wagen, wenn auch nicht gerade nach Berlin. Anzeigen von Zivilpersonen konnten aber keinen Zweck haben, da jene ja nicht festzustellen ver mochten, ob er Urlaub gehabt habe oder nicht. Der Leutnant befand sich hier vor einem völlig unlösbaren Rätsel; nur so viel schien ihm aus den Andeutungen des Obersten mit Sicherheit hervorzupehen, daß nicht diesem, sondern einem höheren Vorgesetzten über leine Person Anzeige gemacht worden war. Entwurf sieht vor, daß jeder erwachsene Mann 25 Dollar, jede erwachsene Frau 15 Dollar besitzen muß. Familien sollen zugelassen werden, jedoch muß das Familienoberhaupt 50 Dollar besitzen. Mehr als 16 Jahre zählende Ein wanderer müssen in irgend einer Sprache lesen können. Geistig minderwertige Personen oder körperlich schwache Arbeiter sollen von der Ein wanderung ausgeschlossen sein. *Der große Bergarbeiterstreik, dessen Folgen sich schon in der gesamten Industrie Nordamerikas bemerkbar machen, nähert sich einem friedlichen Ende. Die Grubenbesitzer haben sich zum Nach- geben entschlossen. Asien. * Der japanische Marschall Oyama, der siegreiche Oberbefehlshaber der japanischen Landtruppen im Kriege mit Rußland, beabsichtigt, aus Altersrücksichten von der-Stellung als Leiter des japanischen Generalstobes zurückzutreten. Zu seinem Nachfolger ist General Kodama ausersehen. * Chinesische Seeräuber hielten in der Nähe der Stadt Sanhing drei Passagierboote an und beraubten einen amerikanischen Missionar. Oer Strom äes Verderbens Aus der kampanischen Ebene, nicht weit von dem herrlichen Neapel gelegen, kommen seit einigen Tagen böse Nachrichten. Der Vesuv (der einzige tätige Vulkan auf dem europäischen Festlande) ist in erschreckender Tätigkeit. Ein 400 Meter breiter Lavaftrom ergießt sich mit beträchtlicher Schnelligkeit gegen die am Fuße des grollenden Feuerberges liegenden Ort schaften. Wo noch vor einigen Tagen Hunderte fleißiger Menschen dem Weinbau oblagen, um mit ihren vortrefflichen Erzeugnissen (die kampa nische Ebene ist die Heimat d.s weltberühmten Weines Lec imae Christi) die Welt zu erfreuen, herrscht Angst und Schrecken und teilweise wilde Verzweiflung. Über tausend Hektar des blühenden Landes find dem v errichtenden Element zum Opfer gefallen. Seit im Jahre 1872 San Sebastian und Massa durch glühende Lavaströme zum größten Teil zerstö t worben find, wobei v ele Menschenleben zugrunde pingen, hat der Vesuv geruht. Nur geringe Afchen- mengen und eine kleine Fenerläule entstiegen der rätelhaften Tiefe bis vor etwa 14 Tagen. Da erhoben sich plötzlich des Nachts ungeheure Aschinmengen und wenigs Stunden später erfolgte ein fürchterlicher Ausbruch. Auf weite Ent fernung fiel ein undurchdringlicher Aschenregen und zu gleicher Zeit ergoß sich den Abhang herunter ein verheerender Lavastrom. Der g ollende Vesuv bedroht seine Umgebung mit einer vernichtenden Katastrophe, ähnlich der jenigen, die der Ausbruch des Monts Peles veranlaßt hat. Am sonntag ist di« Ortschaft BoLcotrecase dem rasenden Fsuerstrom zum Opfer gefallen. Die Bewohner befinden sich sämtlich auf der Flucht, ihr Hab und Gut, alle Weinpflanzungsn find völlig vernichtet. Und während die hilflosen Menschen in verzweifeln dem Entsetzen flohen, öffnete sich abermals der Berg des Verderbens und ein neuer Strom des flüssigen Feuers ergoß sich in die weite fruchtbare Ebene. Mit rasender Geschwindig keit fließt die Masse, die bereits eine Länge von 1200 Metern hat, in die Landschaft. Am Ansatz des HauptkraterS stand bis zum Sonntag die Warte, die fleißige Gelehrtenarbeit dort erlichtet hatte, um wissenschastiche Studien zu treiben und im Notfalls aus dem Schwanken der vulkanologischen Instrumente heraus der Bevölkerung zur rechten Zeit Wamungszeichen geben zu können. Sonntag nachmittag langte in Neapel das letzte Telegramm von der Vesuv- warte an: „Der Ausbruch gewinnt fortwährend an Kraft, die Tätigkeit des Kraters wächst in erschreckender Weise." Zwei Stunden nachher stürzte die Warte ein, aus der sich der Direktor mit seinen Gehilfen nur mit Mühe hatte retten können. Alle Menschen fliehen vor der unaufhaltsam heranschleichenden Lava; was sie mit glühender Zunge beleckt, wird unfehlbar mit letztem Auf lodern zu Asche. 20 Kilometer im Umkreise ist Wäre der Oberst Donner dem Leutnant als ein ängstlicher Mann bekannt gewesen, so würde er sich viel leichter beruhigt haben. Seine Warnung durfte aber keineswegs leicht ge nommen werden, und in aubetracht dieser Not wendigkeit beschloß Wsilmann auch. Renser mit dem Inhalts des zwischen dem Obersten und ihm stattgefundenen Gespräches bekannt zu machen. Mit diesem Entschlusse bstrat der Leutnant die Fabrikanlagen, wo er, außer dem Kommerzienrat und Luise, von niemand vermißt worden war. Weilmanns sorgenvolles Aussehen entging so wenig dem Fabrikherrn, wie der Tochter desselben. Beide bestürmten ihn mit Fragen deswegen, und der Leutnant bat, sich mit ihm auf einige Zeit zurückzuziehen. Man tat dies sofort, und Wsilmann teilte mit, was er auf dem Herzen hatte. „Ich habe es mir gedacht!" ries Luise heftig erregt. „Wir waren zu glücklich, um nicht eine Erinnerung zu verdienen, daß ein ungestörtes Glück keinem Menschen be- schieden ist." „Lassen wir solche empfindsame Redens arten auS dem Spiele!" meinte indessen oer Kommerzienrat. „Meine Meinung über eine mögliche Entlassung aus dem Militärftande kennen Sie ja, lieber Weilmann. Die Form, in der eine solche stattfindet, hat für die Zu kunft, dis sich Ihnen darbietet, gar keine Be deutung, Sie werden selbst am besten wissen, welcher Verstöße gegen das Militärgesctz Sie sich schuldig gemacht haben. Es ist ja doch möglich, daß der alte Kanonendonner alles vom Aschenregen heimgesucht, Boscotrecase ist gänzlich zerstört, vielen blühenden Ortschaften steht dasselbe LoS bevor. Und dem Beschauer bietet sich ein herz zerreißendes Bild. Auf der Hügelstätte, an der vorbei sich die brennende Flut schwerfällig wälzt, stehen die jammernden Menschen und starren angsterfüllt auf die ab und zu auf züngelnden Flammen, die sich Minute für Mi nute immer stärker vorwärts bewegen. Sonnen verbrannte Männer, glutäugige Weiber und weinende Kinder strecken flehend die Hände zum Himmel empor, betend für die Erhaltung ihres mühseffg erworbenen EigertumS — wenige Minuten später brennen ihre Rebenstöcke, wie Streichhölzer, brechrn ihre stolzen Kastanien- bäume und werden zu Asche, wie unter dem Zauberwort einer geheimnisvollen Macht. Dis letzten Nachrichten besagen übrigens, daß die Kraft des Ausbruchs gebrochen er scheint. Zwar wirft der Havptkater noch immer ungeheure Aschenwolken gen Himmel, doch ist zu hoffen, daß die Lcva stehen bleibt und somit das Zerstörungswerk der feurigen Ströme beendet fern wird. Hundert Menschen aber sind von dem flüssigen Feuer dahingerafft, der Fleiß von tausenden fleißiger Hände ist zerstört und über 10 000 Menschen find vor- läufig auf die Mildtätigkeit ihrer Mitmenschen angewiesen. Da schaut der stolze Mensch kleinlaut auf die gewaltige Natur und senkt das Haupt vor ihren rätselvollen Geheimnissen Von unci fern Eixe schor»«; Tak »er Gtschwtsiertiebe hat Anerkennung durch den Kaiser gesunden. Im Januar v. ließ der jetzt 15jährige Tischler« lehrling Richard Meißner, der zurzeit in Brück bei Belzig lerm, i" Groß-Lichtcrfeloe auS seiner Haut größere Stücke herauslösen, um damit die infolge von Verbrennung entstandenen Wunden am Körper seiner fünfjährigen Schwester zu bedecken, wodurch diese am Leben erhalten blieb und geheilt wurde. Auf V rsüguvg des Kaisers hat nunmehr der junge Mann für seins edle Tat ein Belobigungsschreiben erhalten, das ihm Bürgermeister Friedrich feiertichst überreichte. Gleichzeitig wurde ihm mitgeteilt, daß der Kaiser beschlossen habe, ihm, sobald er das 18. Lebens jahr vollendet und eine selbständige Stellung erlangt habe, die Rettungsmedaille am Bande zu verleihen. X Der bisher größte Soldat der deutschen Armee, der Unteroffizier Taplick aus Ostpreußen, weilt zurzeit in Bernburg in Anhalt, wo er sich den Besuchern eines dortigen Restaurants in der Uniform des Regiments Gardedukorps präsentiert, zu deren Anlegung ihm der Kaiser die Erlaubnis erteilt hat. Wie verlautet, sollen von dem in Be uöurg garni- sonierenden 1. Bataillon des 93. Infanterie regiments die zwei kleinsten Soldaten mit dem Riesen zusammen photographiert werden. Taplick ist bekanntlich aus dem Militärdienst geschieden, nachdem er wegen Urlaubsüber schreitung drei Tage Arrest zudiktiert erhalten hatte. Englische Diebe. In der Greizer Handels kammer für Reuß ä. L wurde von feiten eines Kammermitgliedes Klage darüber gefühlt, daß in der letzten Zeit die Warendiebstähle auS Versandlisten in erschreckender Weise überhand« nehmen und zwar bei Versandlisten, die für England bestimmt find. ES find Fälle zu ver zeichnen, in denen bei Sendungen von 300 Dutzend Strümpfen nur 2S5 Dutzend an gekommen find. Soviel ist festgestellt, daß die Diebstähle auf englischer Seite ausgesührt werden, entweder von Zoll- oder von Eisen« bahnangeflellten. Die gleichen Klagen erheben Greizer Industrielle. In einigen aus Greiz gemeldeten Fällen ist festgestellt worden, da? die Diebstähle in Hamburg von einer orgam« fierten Diebesbande ausgesührt wurden und zwar beim Verladen auf das Schiff. Da auch andere Handelskammern über derartige Sp 8- bübereien Klage zu führen haben, so will uwa die Regierung ersuchen, die strengsten Maß regeln zu ergreifen. als eingefleischter Soldat irgend eine Ihrer Handlungen für ein schweres militärisches Ver gehen hält. Er schenkt Ihnen ja aber trotzdem Achtung und Teilnahme. Nun, daS werden auch noch viele andere Leute tun, und bös willigen Anschuldigungen gegenüberzutreten, find Sie der Mann, übrigens kann ja auch Irrtum, Perfonenverwechselung oder dergleichen vor liegen, waS sich jedenfalls bald ausklären wird." „Das ist ebenfalls meine Ansicht," ant wortete Wsilmann. „Ich habe zwar meinem braven Obersten eine Art von Geständnis cb- gelegt, doch werde ich bei etwaigen späteren förmlichen Vernehmungen meine Taktik ändern und nur auf bestimmte Anklagen, sowie erst nach Nennung des Anklägers Auskunft er teilen. Ohne mein Zugeständnis soll es dem selben doch wohl schwer werden, seine Behaup tungen nachzuweisen." „Ja, was mir da eiufävt," rief Renser lebhaft, „sind Sie mit dem am hiesigen Ge richte beschäftigten Referendar von Huldringe« bekannt?" „Oberflächlich," antwortete der Leutnant ver wundert. „Weshalb?" „Haben Sie irgend eine unangenehme Be rührung mit dem Herrn gehabt?" forschte uun der Fabrikherr weiter. „Das gerade nicht," erwiderte Weilmann, „ich habe nur seine Annäherungsversuche kalt ausgenommen." „Hm," brummte Reuser, „ist dieser Referenda von Huldringen ein Verwandter des Genera» gleichen Namens?" „Sein Sohn," erklärte der Leutnant.
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