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Ottendorfer Zeitung : 28.02.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-02-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190602284
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19060228
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19060228
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-02
- Tag 1906-02-28
-
Monat
1906-02
-
Jahr
1906
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 28.02.1906
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politische Kunälckau. Deutschland. * Es verlautet, der Kaiser werde auf seiner diesjährigen Mittelmeerreife in Griechen land mit dem König von England eine Zusammenkunft haben. Man tut gut, diese Nachricht mit Vorsicht aufzunehmen. * Der Bundesrat hat in seiner Sitzung am Donnerstag dem Ausschußbericht über die Vorlage betr. Ausprägung von 25 Mill. Mk. in ReichSfilbermünzen die Zustimmung erteilt. *Jn Würzburg ist Generaloberst Adolf v. Wittich im 70. LebenS'ahre am Herzschlag gestorben. * Der Reich 8 tag hat das Hande! s - Provisorium mit Amerika in dritter Lesung mit großer Mehrheit ange- nommen. *Der Rest der russischen Kriegs- ilotte ist aus Ostafien in der Nordsee ein getroffen und setzt die Reise durch den Kaiser Wilhelm Kanal nach Reval fort. *Der Hottentottenführer Cor nelius, der sich kürzlich den Deutschen er- gab, hat sich mit einem Teil seiner Leute der Gefmigenschaft wieder durch die Flucht ent zogen, da man den Gefangenen außer ihrem Leben nicht auch den Besitz ihres Viehs zu- sicherte. Österreich-Ungar«. * DaS österreichische Abgeord netenhaus hat die Handelsverträge mit Italien, Rußland und mit Belgien angenommen. * Die Wahlreform soll die Zahl der Abgeordneten auf 455 feftsetzen, darunter 205 Deutsche, 230 Slawen, 16 Italiener, vier Rumänen. Für Böhmen wären es 118 Man date, hiervon 48 deutsche. Die slawische Mehr heit betrüge also 5 Stimmen. Frankreich. * Der Gesetzentwurf über die Alters versicherung für Arbeiter wurde von der Deputiertenkammer mit 501 gegen 100 Stimmen angenommen. * Bei Kundgebungen in Nantes aus Anlaß der Kirchen-J nventar-Auf- nähme wurden 30 Personen festgenommen. Taglaad. * Rach Londoner Blättermeldungen wird der übertritt der Prinzessin Ena von Battenberg im März in London statt- finden. Erst nach dem Übertritt zur katholischen Kirche wird die offizielle Bekanntgabe der Ver lobung der Prinzessin mit dem König von Spanien erfolgen. *Die Regierung soll einstimmig beschlossen haben, eine Kommission behufs Untersuchung derKulifrage nachSüdafrika zu ent sende«. Belgien. *Die Kammer beschloß mit 92 gegen 8 Sümmen das gesetzliche Verbot der Herstellung, der Einfuhr und des Transports von Absinth. Holland. 'In der Kammer kam es Donnerstag tu heftigen Debatten. Das Ministerium rrlliUe, angesichts der starken Angriffe ab- danken zu wollen. Dänemark. 'Mitglieder aller Parteien der Kopen hagener Bürgerrepräsentmion beantragten, daß aus Anlaß des Todes König Christians die Kommunalverwaltung die Zurückzahlung der bisher in Kopenhagen geleisteten Armen- »nterstützung erlassen solle, und daß in de« Nächsten 5 Jahren jährlich 5000 Kronen m Bekleidung von Freischülern bewilligt werden sollen. Spanien. ' Am Donnerstag wurden in Algeciras »» der Hand des von den spanischen Dele- Sirrten ausgearbeiteten Fragebogens die ersten zehn Punkte der verglichenen deutschen und swrrzöfischen Bankvorlage beraten. Sie beziehen sich auf die von der Bank vorzuneh- ^endru Finanzgeschäfte aller Art und nament- «ch auch auf die ihr bei der Einrichtung und der Unterhaltung der Polizei zuzuweisende Rolle. Zum Schluß wurde der Verwaltungs- rat und das Direktorium erörtert. In meh reren Punkten stehen die deutsche und die fran zösische Auffassung sich einander schroff und ohne vorläufige Aussicht auf eine Einigung gegenüber. Balkavstaate«. * DiePforte hat auf Verlangen Englands ihre Truppen aus verschiedenen strittigen Grenz gebieten in Ägypten zurückgezogen. mUN, > "SSSSSS! Aus clem Keicksrage. Der Reichstag erledigte am Donnerstag zuerst debattelos den deutsch-abessinischen Handelsvertrag in dritter Lesung und beschäftigte sich hierauf in erster Lesung mit dem amerikanischen HandelS- provisorium. Reichskanzler Fürst Bülow empfahl die Annahme der Vorlage mit dem Bemerken, daß es sich lediglich nm ein Provisorium handle und ein Zollkrieg vermieden werden solle, den man nur im Notfall ansangen werde. Auf das Fortbestehen guter politischer Beziehungen zu den Ber. Staaten lege er hoben Wert, aber es wäre trügerisch zu glauben, daß Demschland politische Freundschaft mit einer Benachteiligung seiner wirtschaftlichen Interessen er kaufen wollte. Er habe die Hoff- ung, daß es bis zum 30. Juni 1907 gelingen werde, mit der Union zu einer Vereinbarung zu gelangen. Namens der Konservativen lehnte Abg. Schwerin-Löwitz daS Provisorium ab, weil es eine Kapitulation vor Amerika bedeute und die Lage nicht bessere, sondern verschlechtere. Im Gegensatz zu dieser Auffassung stimmten die folgenden Redner dem Reichskanzler zu, daß das Provisorium nicht zu umgehen sei. ES folgte sogleich die zweite Beratung, in der das Provisorium mit großer Mehrheit gegen die Stimmen der Konservativen, einiger Mitglieder der Wirtsch. Vgg. und einiger Nationalliberaler angenommen wurde. Die Fortsetzung der Beratung des Etats des ReichSjustizamlS brachte eine Rede des Abg. Rören (Zentr.), der eine schärfere Anwendung des Strafgesetzes gegenüber der unsittlichen Literatur verlangte. Am 23. d. wird in dritter Lesung dasHandels- provisorium mit Amerika beraten. Nach längerer Debatte über die Frage der Dif ferenzierung des amerikanischen Petroleums, über die Frage, ob Konventionaltarif (in dem Petroleum übrigens gar nicht gebunden ist) oder Gemraltarif, Wird das Provisorium unverändert mit großer Mehr heit angenommen. DaS Haus setzt darauf die zweite Beratung des Etats der Reichsjustizverwaltung beim Titel Gehalt des Staatssekretärs (einschl. der Reso lution der Freisinnigen über Schwurgerichte für Preßvergehen) fort. Zu diesem Titel liegen eine Reihe von Reso lutionen vor. Abg. Kunert (soz.): Der Klassencharakter der deutschen Justiz tritt immer schärfer hervor. Höchst bezeichnend für unsere Justiz find die sog. China- Prozesse gewesen. Redner geht ausführlich auf da gegen ihn selbst etngeleitete Strafverfahren wegen Beleidigung der deutschen Teilnehmer am China feldzuge ein. Der Vorsitzende der Strafkammer sei eine Brausewetter-Natur gewesen; er habe erklärt: „Ach waS, die Entlastungszeugen find für mich nicht vorhanden, die hat der Angeklagte mitgebracht.' Dem Staatsanwalt wirft Redner vor, daß er auf den Tisch geschlagen habe, als wenn er in der Kneipe gewesen wäre. Die Richter hätten sich zu Ehr abschneidern hergegeben. (Vizepräsident Graf zu Stolberg-Wernigerode bezeichnet einen solchen Ausdruck al» unzulässig.) Abg. Kunert (fortfahrend) bezeichnet dann weiterhin die ganze deutsche Rechtspflege al» eine schlechte Komödie. lVizeprästent Gras Stolberg ruft den Redner wegen dieser Äußerung zur Ordnung.) Abg. Bruhn (Antis.): Die Behandlung der Zeugen und der Angeklagten ist sehr oft eine durch aus unzulässige. Die Angeklagten werden fast immer behandelt, al» wenn sie schon verurteilt wären. Mit Recht wird die Ausdehnung der Schwurgerichte auf Preßvergehen verlangt. Die RechlSanwaltsgebühren find unerhört hoch, daher laufen auch so viele Juden im AnwalStalar herum, namentlich am Landgericht I in Berlin. DaS Ver trauen zu den Strassenaten de» Reichsgerichts ist auf dm Nullpunkt gesunken. Staatssekretär Nteberding protestiert gegm die Angriffe de» Vorredner» gegen preußische Richter. Die Zeugen haben ein Recht auf höfliche Behandlung; sie müssen sich aber auch dem Vorsitzenden gegenüber gebührend betragen. Abg. Ablaß (frs. Bp.) befürwortet den Antrag seiner Partei auf Verweisung sämtlicher Preßver- gehen an die Schwurgerichte. Dieselben nehmen auf da» gesunde BolkSempfinden bisweilen viel mehr Rücksicht als gelehrte Richter. Dies habe sich eklatant in dem Meineidsprozeß des Kellners Meyer in Oldenburg gezeigt. Mit dem Abg. Bassermann stimmen wir darin über ein, daß Gemeinheiten in Kunst und Literatur zu bestrafen find. Dazu bedarf es aber keiner Ver schärfung der bestehenden Gesetze. Das ZeugniS- zwangSverfahren gegen Redakteure muß beseitigt werden. Staatssekretär Nieberding: Mer die Frage der Schwurgerichte will ich wich nicht eingehender äußern. Der Kommission für die Strafprozeßreform hat jede Tendenz gegen die Schwurgerichts fern gelegen. Aber wir mußten doch prüfen, ob in leichten Fällen die Berufung zuzulassen, in schweren Fällen, die vor Schwurgerichte kommen, aber nicht zuzu lassen sei. Die Kommission hat deshalb die Schaffung großer Schöffengerichte empfohlen. Aber wir können ohne weiteres nicht darauf eingehen, ohne vorher die Ansichten der Justizverwaltungen der Einzelstaaten gehört zu haben. Preußen und Bayern haben erklärt, an dem gegenwärtigen Zustande feft- Salten zu wollen, unbeschadet gewisser Abänderungen. Ein Beschluß liegt aber dem Bundesrats noch nicht vor. Der Staatssekretär zollt dann der Tätigkeit der Kommission für die Reform des Strafprozeß- Verfahrens seine vollste Anerkennung. Eine besondere Reform der Schwurgerichte vor der Reform der Strafprozeßordnung ist nicht vorgesehen. Ich bitte, die Resolution Ablaß betr. Schwurgerichte abzu lehnen, da sie der Reform des Strafprozesses einen Stein in den Weg legt. Abg. Gröber (Zentr.) befürwortet die Reso lution des Zentrums betr. Vereinfachung de« Wechselprotestverfahrens. Darauf vertagt sich daS HauS. ^7on I^ab unö fern. Rettung ans Seenot. Während die Rettung auS Seenot durch die Deutschs Ge sellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger seit Jahren betrieben wird, fehlte es bisher den Binnen gewässern und Küsten, insbesondere auch den Seebadeorten, an einer ausreichenden Gestaltung der ersten Hilfe. Um diese Lücke auszusüllen, hat sich eine Zentralstelle für das Rettungs- Wesen an Binnen- und Küstengewässern unter dem Vorsitz des Ministerialdirektors Dr. Förster im Kultusministerium gebildet. „Marke Mutzbach« gelöscht. Der .Muß bacher' des früheren Reichstagsabgeordneten Sartorius scheint trotz des Rundschreibens an die Kunden doch alle Anhänger verloren zu haben und Sartorius hat offenbar eingesehen, daß sein letzter Weinfälschungsprozeß für sein Geschäft eine allzu schlechte Reklame war. Im Handelsregister zu Neustadt a. H. ist nämlich nunmehr die Firma Otto Sartorius in Muß- bach gelöscht worden. Neue Erkrank»«ge» a« Genickstarre werden seit einigen Tagen wieder auS zahl reichen Ortschaften Schlesiens gemeldet. Im Dezember 1905 find nach amtlicher Mitteilung in ganz Preußen 91 Erkrankungen und 49 Todesfälle an Genickstarre vorgekommen; davon war die Provinz Schlesien mit 69 und 38 Fällen beteiligt. Seit Beginn der Seuche im November 1904 bis Ende 1905 find in Schlesien 3205 Personen an Genickstarre erkrankt, 1810 Personen gestorben. MuSkrtier Gloy in Lübeck legte Berufung ein gegen daS Urteil des Kriegsgerichts, daS ihn wegen deS Angriffs auf seinen Leutnant vor versammelter Mannschaft zu 7 Jahr 9 Monat Gefängnis verurteilte. Schrecklich zerstochen wurde der Maurer Göldner aus Waldau. Der Schrankenwärter hörte ein röchelndes Geräusch und fand den Mann in bedauernswertem Zustande vor. Ec konnte auf Befragen wohl noch seinen Namen nennen, doch fehlt jeder Anhalt, wie er zu den Verletzungen gekommen ist. Nach Hanse ge bracht, starb G. Der OrtSschulze fand, nach ,Apr. Ztg/ am Morgen einen nahe wohnenden Mann noch im Bett mit blutbeflecktem Hemde. Die sofort eingelcitete Untersuchung wird er geben, ob er der Täter ist. Kawps auf einer Taujagd. Bei einer Saujagd kam es in Eisenschmitt (Eifel) zu einem gefährlichen Kampfe zwischen dem Fächer Mannstem und einem angeschoffenen Keiler. Der Förster hatte seine beiden Schüsse auf das schwere Schwarzwild abgegeben, ohne es jedoch zu töten. Nun stürzte sich das wütende Tier auf den Förster, warf ihn zu Boden und be arbeitete ihn mit seinen scharfen Hauern. Auf die Hilferufe des Försters kamen andre Jäger herbei, die den wüiendeu Keiler erst durch mehrere Schüsse töteten. Der Förster ist an den Beinen schwer verletzt. Ei« regelrechte- Turnier wird man in diesem Sommer in London zu sehen bekommen. Auf dem Programm der jährlich stattstndenden, von den Militärbehörden veranstalteten Schau stellung von allerhand Sports und Leibes übungen von Soldaten, namentlich der be rittenen Truppen, steht diesmal ein wirkliches Turnier, und zwar, wie es zur Zeit etwa Heinrichs VIII., also in der ersten Hälfte deS 16. Jahrhunderts abgehalten wurde. Außer dem militärischen Leiter der Schaustellung, Oberst Ricordo, wird diesmal auch ein spezieller Sachverständiger in Gestalt des Kustos der Waffensammlung im Tower beigezogen. An 300 bis 400 Soldaten und Offiziere werden an jedem Lanzenstechen teilnehmen. Erdstötze i« der Nahe von Rom. AuS Rocca di Papa in der Nähe von Rom wird gemeldet, daß dort Donnerstag abend ein heftiger Erdstoß erfolgte. Auch in Marino wurden um 10 Uhr abends Erdstöße verspürt, die die Bevölkerung zur Flucht auS ihren Häusern veranlaßten. Der Bef»» ist wieder tätig. Der Lava strom besitzt eine Brests von etwa 30 Meter. Die Verwaltung der elektrischen Bahn ließ eine hohe Mauer errichten, um die Staston zu schützen. König Leopolds „Gemahlin". Wie Brüsseler Blätter berichten, dürste die Baronin Vaughan, die angebliche morganatische Ge mahlin des Königs Leopold, Ende Mai nach Brüssel zurückkehren. Der König soll für sie in der Nähe deS Schlosses Laeken eine Villa gemietet haben. Eine Franennniverfität. In Tokio gibt es eine Universität, die ausschließlich für Feauen bestimmt ist. Sie wurde im Jahre 1896 ge gründet. Ihr Ziel ist es vor allem, die japa nische Frau vorzubereiten, daß sie am Fort schritt deS Vaterlandes Mitarbeiten kann. Die Studien an dieser Universität dauern drei Jahre, nach denen den Studierenden ein Diplom er teilt wird. Im Jahre 1901 haben nicht weniger als 800 Frauen an ihren Kursen teilgenommen. Die Studien find in drei Gebiete geteilt: japa nische Literatur, englische Literatur, Wissenschaft und Literatur, die wieder in zahlreiche Unter abteilungen wie häusliche Wissenschaft, politische Ökonomie, bürgerliches Recht, Physiologie, Hygiene zerfällt. Alle Lehrer, englische wie japanische, find gleichfalls Frauen. Die Schü lerinnen dürfen beim Eintritt höchstens 17 Jahre alt sein. Die Universität wird durch private Subskriptionen unterhalten, während die Re gierung nur 200 Jen pro Jahr beisteuert. GericbtsbaUe. Bochum. Die Strafkammer verurteilte die Frau des Amtmanns de la Roche wegen anonymer Briefschreiberei und Beleidigung in acht Fällen zu drei Monat Gefängnis. Der Staatsanwalt hatte für jeden Fall 300 Mk. Geldstrafe beantragt. Halberstadt. Die hiesige Strafkammer ver- urteilte einen 12 jährigen Schüler wegen acht schwerer Diebstähle, Felddiedstahl. Mundraub und Betteln, zu t Monat Gefängnis und 3 Wochen Hast. Posen. Der frühere Chef der Posener Feuerwehr, Branddirektor Matzkow, wurde wegen Beleidigung deS Feuerinspektors Leutnannt Bröcking vom Schöffengericht zu 300 Mark Geld- strafe eventl. SO Tagen Gefängnis verurteilt. Matzkow denunzierte Bröcking bet der Militär behörde grundlos, daß Bröcking den Sozialdemo kraten Stoff auS der Stadtverwaltung liefere. .. Kuntes Allerlei. Di< Nachhilfe. A.: .Aber Herr Nachbar, warum schlagen Sie denn Ihre Tochter so sehr?' — B.: „Ja, daS dumme Ding kann sich den Studenten da drüben am Fenster nicht aus dem Kops schlagen, nun helfe ich ihr ein ">«S sie wert war, gegessen und getrunken haben mußte und sagte ihr, daß ich ihr alles, »äes verzeihe, alle- vergessen wollte, nur auf- -ebn sollte sie diese unglückselige Liebschaft, die «vch zu keinem guten Ende führen konnte. Aber sie war in den Burschen, den ich un- »Holsen genug war, nicht in das Wasser zu stoßen, "»ch ebenso wie vor Jahren vernarrt. Sie hörte nicht au» mich. Sie hielt sich Ohren zu und behandelte mich von oben «rab. Sie reizte mich, daß ich wie ein Usender auf sie zufiürzte. Ich packte sie der Kehle. „Du mußt! Du mußt — ob »u willst oder nicht willst — mußt du mein lot oder lebendig!' Ich krallte meine Agn um ihren HalS; alS ich sie loLlietz, ich sie fragen wollte: Willst du nun «rm — da Wax fix eine Leiche. Ich "°Ue ihr die Kehle -erdrückt. Ihr Auge war Machen. Ich war ein Mörder geworden — Mörder! -Nsttal Netto!' schrie ich. .Ätzer sie antwortete nicht, ihr Mund blieb Ihr Auge war starr. Sie war tot. , ich stand mst ihrer Leiche in den Armen " dem fremden Quamer. Ta pockie mich Grausen. Ich stierte um mich, sah den Rechen hinter dem Schrank. .. Ha teuflischer Gedauke sprühte in meinem v.rn uus. d, Ter alten Frau hinten in der Schlafstube gesagt worden, der Bräutigam Nellas war H einmal wiedergekommen. Aus meiner Rocktasche sah ich die Schnur Mn, die ich iu der Kanalstraße aufhob. Zum wenigsten würde mir eines gelingen. Ich kam zur Rache. Der Bursche, den ich nicht inS Wasser stieß, ich brachte ihn aufs Schafott. Im Nu war die Schnur auS der Tasche, im Nu Netta um die Kehle geschlungen. Und dam schleifte ich sie durch das Zimmer an die Nägel hinter dem Schrank. Der Unschuldige, den ich zum Mörder stempeln wollte, mußte in den Verdacht kommen, daß er sein Opier an den Nagel hing, um den Schein zu erwecken, alS hätte sie selbst Haud an sich gelegt. Es war ein keines Arrangement. Ich ritzte mir bei der Arbeit eine Hand blutig. So behutsam ich die Wunde, als ich zum Hauke hinausstürzte, auch zuhelt, bekamen doch, scheint eS, Flur und Treppe ein paar Blutstropfen ab. Satan war mit mir im Bunde und iügte eS so, Laß alles gegen ihn, den Unschuldigen, sprechen mußte, der inzwischen mit blutender Nase von dem Johanniskirchplatz in die Stadt hineinfuhr. Nun wissen Sie alles," unterbrach er sich plötzlich, sich vor dem Heizer aufreckend. „Nun handeln Sie, Neumann.' Er wies ms die Lichter, die, als mm aus dem Walde herauskam, an der Strecke auf- tauchien. „Da! Die nächste Station. Da ist ein Aufenthalt von fünf Minium. Da haben Sie Zeit, Neumann. Geben Sie, was Sie eben gehört Hatzen, zu Protokoll. Lassen Sie un versäumt den Telegwph nach Berlin spielen. Ich mache Sie für das Atzen ded Un schuldigen verantworMch, Neumann. Uno nun — — Und nun,' wiederholte er, und dabei war er mit einem Satz auf dem äußersten Rande der Plattform. Der Heizer wollte nach- fpringen, aber ehe er seine Arme nach ihm ausfl recken konnte, taumeüe er bereits von der Maschine. „Ade, Hölle und Welt!' zischte es nur noch aus seinem Munde. Und dann war er in der Dele versunken. Der Heizer hörte ein unheim liches Knacken unter den Rädern. Einer nach dem andern gingen die Wagen über KuglerS zermalmte Gebeine. Der Heizer gab Konter dampf am Kessel, indes er konnte den Zug erst, wie er bereits ein Wies Stück auf dem Bahn hofskörper der neuen Station eingefahren war, zum Stillstands bringen. Und dann fuhr er langsam weiter bis nach dem Bahnhof hinauf. Die Leiche Kuglers ward noch in derselben Nackt von der Strecke herbeigeholt. Gsrichtsbeamte konstatierten am folgenden Morgen seine Identität. Und dann wurde von der Bahnverwaltung ein Sarg für ihn angeschafft und wie ein Mörder, der er war, wurde er hinter der Kirchhofsmauer begraben. Der Totengräber war der einzige, der an seinem offenen Grabe das Haupt entblößte zu dem leise gemurmelten Wort: Gott sei dem armen Sünder gnädig!' 11. In dem Lokals, von dem in Kreins der MeMuenheiM Neumann stieg, um in Lem Bureau des Vorstehers der Station den aus der Fahrt erfolgten Absturz des Lokomotiv führers zu melden, befand sich in einem Coups 2. Klaffe auch Frau Madelung und Fräulein Rau. Sie saßen in dem Lokalzug und hatten auf einem Kreuzungspunkt der Werbener Bahn An schluß an den Berliner Nachtschnellzug zu suchen, aber ehe fie noch diese Bahn kreuzung erreichten, war ihnen iu Kreins ein Aufenthalt von einer fahrplanwidrigen Dauer beschicken, so daß fie die Besorgnis ergriff, den Anschluß au den Berliner Zug zu verfehlen. Die Geduld der auf den Abgang deS Zuge- wartendes Passagiere wurde in der Tat auch in Kreine auf eine harte Probe gestellt. Der vorgeschriebene Aufenthalt, der nach dem Kursbuch auf vier Minuten bemessen war, hatte sich bereits auf über zehn Minuten aus gedehnt und noch immer fehlten die Anzeichen zu der erfolgenden Weiterfahrt. Da mußte nicht alles in Ordnung sein. Die Passagiere stiegen auf dem auf freie« Felde belegenen Bahnhof aus. Was hatte dieser irritierend lange Aufent halt in dieser Nacht zu bedeuten ? Was konnte die Veranlassung zu dieser un angenehmen Verzögerung sein? Die Leute Netzen allerhand Vermutungen verlauten. Vielleicht war eine Achse, vielle-cht ein Radreifen gebrochen, vielleicht war an drr Maschine etwas schadhaft geworden und mußte eins neue Lokomotive vorgehängt werden! Außerordentliches war sicher der Fall. 3M 21 (Fortsetzung folgt.)
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