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Die Zahl der Ehescheidungen hat in Deutschland im Jahre 190t eine abermalige erhebliche Zunahme erfahren. Sie belief sich auf 10 882 gegen 9932 im Jahre 1903 und 9074 im Jahre 1902, sodaß im Jahre 1904 eine Erhöhung um 950 oder 9,6 Prozent statt gefunden hat. Setzi man die Ehescheidungen ins Verhältnis zu den bestehenden Ehen, deren Zahl nach der Volkszählung von 1900 (unter Zugrundelegung der verheirateten Männer und Frauen) 9 796440 beträgt, so treffen auf 10 000 Ehen im Jahre 1900 und 1901 je 8,1, 1902 9,3, 1903 10,1 und 1904 11,1 Ehe- scheidungen. Es find also im letzten Jahre von 10000 Ehen 3 mehr geschieden als im Jahre 1901. Verhaftung emrS Deserteurs «ach 27 Jahre«. Auf Veranlassung der zweiten Morine-Inspektion in Wilhelmshaven wurde der 48jä»ige Zinngießermeist« WieSner in Zwiesel bei München verhaftet, der vor 27 Jahren von der Marine desertierte und nach Amerika flüchtete. WieSner wollte sich jetzt verehelichen, wodurch die Sache an das Licht kam. Räuberisch« Ha»dwerrsb«rsch«n. In Buer bei Esten drangen drei Handwerksburschen in den Laden des Händlers Küpper ein und verlangten Geld. Als dieses verweigert wurde, gaben sie drei Revolverichüffe ab. Küpper wurde tötlich verletzt. Die Täter find ent kommen. Wechselfälscher. Die beiden Inhaber der Eidelstedter Fischkonservenfabrik Brotzen u. Komp, in Hamburg namens Brotzen und Nieß find unter Hinterlassung einer bedeutenden Schulden last und nach Verübung großer Wechsel- sälschungen geflüchtet. Im Streit erstochen. In Fabianowo im Landkreise Posen erstach der Schuhmacher Gruszczynski den Schuhmacher Rosfik bei einem Wortwechsel mit dem Mester. 1- Enrspruugeu aber wiedvrergrisfe« Der kürzlich unter dem Verdacht bedeutender Unterschlagungen verhaftete Vorfitzende der Kreditgenostenschaft in Hohensalza, Baumeister Theodor Langer, war zur Beobachtung seines Geisteszustandes der Provinzial - Irrenanstalt Dziekanko zugefübrt worden. Von dort gelang es ihm, in einer der letzten Nächte zu ent flohen. Er hat sich aber nicht lang; seiner Freiheit erfreuen dürfen, denn er wurde in seinem Hause in Hohensalza, in einer Regen tonne versteckt, van der Polizei aufgefunden und wieder dingfest gemacht. Et« Leiweuzuz a«f de« Eisenbah«- glerse». Infolge des eingetretenm Hochwassers und der dadurch entstandenen Überschwemmungen mußte dieser Tage ein Leichenzug von Salz- dorf nach Altenstadt bei Kötzting in der Ober pfalz seinen Weg an dem BahngleiS der Strecke Cham - Straubing nehmen. Die zuständige Cumbahn-Direktion Weiden hatte die Ge- uehmigung zu diesem eigenartigen Transport unter der Bedingung erteilt, daß die Hinter bliebenen für die Benutzung des Bahnkörpers durch den Leichenzug bezw. für eine zu stellende Aufsichtsperson eine geringe Gebühr entrichteten und sich verpflichteten, für etwaigen Schaden aufzulommen. Ferner wurde den Teilnehmern ausdrücklich erklärt, daß seitens der Bahnver- waliung ,ür etwaige Unfälle keine Haftung übernommen werde. K. Da* rätselhafte Verschwinde« eines Solva»«« vom Infanterieregiment Nr. 67 in Metz, der seit etwa vier Wochen vermißt wurde, bat jetzt s-jne Aufklärung gefunden. Die Leiche des Unglücklichen wurde dieser Tage infolge des Hochwassers unterhalb des Wendrineau- Wehrs ans Land getrieben und geborgen. Der Soldat hatte am Nachmittage seines Ver schwindens mit fünf jüngeren Leuten in AoS gezecht und war dann nicht mehr in die Kaserne zurückgekehrt. Me sofort vermutet wurde, ist er von den Burschen seines Geldes beraubt und dann in die Mosel gestoßen worden. Als sich ihr Opfer durch Schwimmen ans Land retten wollte, warfen die Unholde mit Steinen nach >hm. Ein Wurf traf ihn auf den Kopf und betäubte ihn, ,odaß der Soldat untersank und ertrank. Die Beschuldigten, dis im Alter von 16—20 Jahren stehen, wurden ermittelt und verhaftet. Der nur mit Hemd und Uniformhose bekleideten Leiche gegenübergestellt, räumten sie die scheußliche Tat ein; allerdings bestreiten sie, den Soldaten vorher beraubt zu haben. Sie wollen vielmehr auf dem Nachhausewege mit ihm in Streit geraten sein und ihn dabei in die Mosel gestoßen haben. Ei« Eisenbahnunglück hat sich auf der Bahnlinie Passau—Porling ereignet. Dort ist nach amtlicher Meldung zwischen den Stationen Neukirchen und Fürstenzell Zug 76 aus un bekannter Ursache entgleist. Zwei Reisende find dabei getötet worden. Der ,Donauzeitung' zufolge wurden bei dem Unglück auch mehrere Personen vorletzt, unter ihnen der Zugführer zu haben, Schöffe ab. Ein Landmann wurde getötet und ein anderer verwundet. 8i«e bedenklich« Rutschbahn. In der Stadt Winster rutschte letzthin em kleines Mädchen von sechs Jahren einen Berg von fünfhundert Fuß Höhe in die Rinne hinunter, die zum Holzgleiten benutzt wird. Daß daS Kind unverletzt blieb, ist um so merkwürdiger, als die Rinne sehr steil absällt und dann wieder, um das Holz direkt auf einen Stoß zu werfen, steil in die Höhe geht. Männer, die auf dem Berge arbeiteten, hörten das Schreien des KindeS und sahen es hinabschießen. Wie auS der Kanone geschossen flog die Kleine die Rinne hinunter und landete in den Armen eines Mannes, der fie voll Geistesgegenwart auffing. Tur Jubelfeier ctes Königreiches Rumänien. Am 26. März waren e« 25 Fahre, daß Ru mänien Königreich ist. König Karl I. von Ru mänien ist bekanntlich ein Mitglied des fürstlichen Hauses Hohenzollern, Königin Elisabeth, die ge feierte Dichterin Carmen Sylva, eine Prinzessin zu Med. Selten ist in den Balkanländern eine Re gierung dem Lande so rum Segen gewesen wie die König Karls I. Mit 27 Jahren kam der Zollern- prinz in das Land, das damals noch in Abhängig keit von der Türkei war. Bukarest war ein Dorf, in dem öffentliche Bauten zu zählen waren, die rumänischen Finanzen zerrüttet. Diese Zeiten find entschwunden undhaben wohlgeordneten Verhältnissen Platz gemocht. Die Prinzessin Elisabeth von Wied hatte der König bereiiS als preußischer Garde-Dragoner kennen gelernt. 1869 warb er in Frankfurt a. M. um ihre Hand. Am 13. November desselben Jahres fand in Neu wied die Vermählung statt. Rumänien nimmt heute eine geachtete Stellung ein und verfügt über eine bedeutende Wehrmacht, über 5 Millionen Rumänen sind orthodox, 149 667 Katholiken, 22 749 Pro testanten und 266 652 Juden. Anläßlich der 25. Wiederkehr der Erklärung Rumäniens zum Königreich fanden im ganzen Lande groß; Fest lichkeiten statt. und der süddeutsche Rsichstagsabgeordnete Mittermeier (wirtsch. Vgg.) schwer. Selbstmord zweier Lehrlinge. Die beiden Bäckerlehrlinge Franz Einbek, 16 Jahre alt, und Simon Siller, 19 Jahre alt, verübten im Haufe des Bäckers Haidenthaler in Salz burg einen Selbstmord durch Erschießen. Der herbeigerufene Arzt konnte nur den Tod beider junge« Leute konstatieren. Der Grund der Tat ist unbekannt. Zwei deutsche Mönch« verschüttet. Im Pallottinerkloster im Albanergebirge (Italien) wurden bei Erdarbeiten zwei deutsche Mönche, die Patres Braukmann und Rammacher aus Gelsenkirchen verschüttet. Beide find schwer ver wundet hervorgezogen worden. Ein blutiger Zusammenstoß zwischen Streikenden und Militär fand in Scorraus (Süditalien) statt. 500 Ausständige versuchten, eine Anzahl arbeitswillige Arbeiter einer Öl mühle an der Arbeit zu verhindern uud warfen mit Steinen auf die anwesenden Gendarmen und Soldaten, die für die Arbeiiswilligen ein- traien. Zwei Soldaten wurden vrrletzt. Hierauf gaben die Truppen, ohne Befehl hierzu erhc! en Ei« Rauvansall ist nachts in dem Köln—Brüsseler Schnellzug hinter der Station VervierS auf einen reichen, im Abteil allein fahrenden Herrn verübt worden. Der Atten täter bestieg im letzten Augenblick bei der Ab- fahrt aus Verviers das Coups jenes Herrn und stürzte fich aus diesen, als der Zug schneller fuhr. Der Angegriffene wehrte fich mit Erfolg, worauf der Räuber bei Lüttich aus dem fahrenden Zug sprang und Reisedecke und Hut zuiückließ. Der Attentäter hat nach Angabe von Mit reisenden früher bereits bei Brüssel die Beraubung eines Reisenden vorgenommen unS war auch damals entkommen. d. Dt« Hochzeit des König Also»- soll mit ganz außerordentlicher Prachlentfaltung ge feiert werden, wie fie kaum je bei einer könig lichen Hochzeit aufgeboten wurde. Der jugend liche König überwacht die umfassenden Vor bereitungen selbst, und er kümmert fich auch um Einzelheiten wie die Instandsetzung der histo rischen Staatskutschen, die schon seit langem nicht mehr im Gebrauch gewesen find. Im ganzen find bereits 34 Prachtwagen fertig- gestellt, und der König hofft, daß bis zu seinem Hochzeitstage nicht weniger als 40 bereit sein werden. Gerade die Sammlung von Gala wagen übertrifft an Wert und Pracht die jedes anderen KönigShofeS. Jeder spanische König hat versucht, seine Vorgänger im Bau neuer und immer prächtigerer Kutschen zu überbieten, und so ist eS natürlich, daß fich in diesem königlichen Wagenpark einige von außerordent licher Kostbarkeit befinden. Um nur ein Bei spiel anzuführen, so wird der Wert der „concha"- Kutsche, die ganz mit Schildpatt bedeckt ist, auf 400 000 Mk. geschätzt. Und wie der König, so haben auch viele spanische Granden alte Familienwagen von höchstem Wert, die in dem Hochzeitszuge fahren sollen; man erwartet da her, daß der Zug mit diesen prächtigen Karossen an Pracht seinesgleichen nicht haben wird. Reich« Goldader« find angeblich wieder im westlichen Teil der Bereinigten Staaten ent deckt worden und -war in dem östlich benach barten Staate Nevada, in der Nähe deS Platzes Mauhattan. Daß hier Gold vorkommt, ist schon seit einiger Zeit bekannt geworden, da gegen hat man erst jetzt ungewöhnlich reiche Adern aufgefunden, die in der Umgebung eines jungen vulkanischen Gesteins in Kalkstein ein gelagert find. Blaue Rose«. Aus New Jork wird ge meldet, daß es einem Züchter gelungen ist, blaue Rosen zu züchten, und zwar mit Hilfe eines chemischen Salzes, daS mit dem Dung vermischt wurde. Diese Nachricht wird bei Rosenzüchtern großes Interesse erwecken, da be sonders in Deutschland und Österreich seit Jahr hunderten versucht worden ist, blaue Rosen zu erzielen. Mvvl GerickrskaUe. Düffeldorf. Mit zwei anderen Personen hatte der schon vorbestrafte Arbeiter Friedrich Gärtner in Leverkusen von einem umzäunten Fabriklagerplatze eine geringfügige Menge Kohlen gestohlen, von dem er selbst für böchstenS zehn Pfennige erhielt. Nach Lage der heutigen Strafgesetzgebung mußte die hie sige Strafkammer gegen ihn auf eine SesängiSkrafe von drei Monaten, die gerinzste zulässige Strafe er kennen. Mainz. Der Hausbesitzer und Maurer Philipp Müller in Worms hatte am 7. Januar nachts in dem Hofe seines HauseS dem Fabrik arbeiter Johann Harth aufgelauert, und als derselbe über den Hof ging, ihm mit einem wuchtigen Messerstich das linke Auge aus gestochen. Der Mann ist nun 25 Prozent erwerbsbeschiänkt und hat gegen Müller im Zivilprozeß eine jährliche Rente von 450 Mk. geltend gemacht. Die Strafkammer veurteilte den Müller zu zwei Jahr Gefängnis. Wien. Nach mehrtägiger Verhandlung vor dem hiesigen Schwurgericht wurde der Moiv'führer Johann Prügl wegen tückischen Raubmordes und Betruges, begangen an dem Dienstmädchen Berta Böhm, zum Tobe durch den Strang und die Ehe frau Barbara Prügl wegen entfernter Mitschuld am Raubmorde zu drei Jahr schweren Kerkers unter A: Wendung deS äußersten MilderungSrechtS ver urteilt. Der Verteidiger PrüglS behielt sich die Nichtigkeitsbeschwerde vor, der Verteidiger der Ehe frau Bedenkzeit. «>—»> > „ —-SSi-S«, bunres Allerlei. Schwierig. Vater: „Wie weißt du, daß dieser junge Mann dich liebt? Hat er etwa die Kühnheit gehabt, dir eine Erklärung zu machen?" — Heiratsfähige Tochter: „Durch aus nicht. Wenn du aber sehen könntest, wie er mich anfieht, wenn ich ihn nicht ansehe I" lM-gg.y Borüb««g. „Hören Sie uur, Herr Major, wie nett der kleine Prinz schon sprechen kann. Es ist zwar noch nichts Zusammen hängendes, aber man versteht ihn doch." — „Ah, Höhest übt fich jedenfalls im Tele grammstil !" c.Megg.y Schrecklich, v. A.: „Jcäßlichen Alvdruck jehabt heut' nacht!" — o. B.: „Nh?" — „Jeträumt: muß ganz nötig mit Zug ab fahren, renne Bahnsteig verzweifelt aus und ab . . . ganzer Zug führt aber nur dritte Klaffe!" lM-gg.-) meine Für- (Forti etzimg iolgty D« 1» „Gewiß," bestätigte Reuser, „meine Für- Ee soll auch nur audeulen, daß mir unter ge- ">ffen Umständen nichts an der Bestrafung der unerfahrenen jungen Menschen liegt. Doch habe ich noch eine zweite Bitte, Herr GerichtS- Sie begreisen wohl, daß ich wünschen «Ust meine Tochter sowie deren Bräutigam und ich möchten bei der Verfolgung der An- Megcnheit gar nicht genannt werden. Auch «vchie nh nicht die Angejchuldigten davon in gleich, „daß Leutnant von Weilmann Andeutun gen über den jungen Herrn gemacht, vie nicht schmeichelhaft klangen. Er soll früher eine andre Laufbahn verfolgt haben." „Ganz recht, er war bereits Offizier," er- widerte der GerichtSrat, „und wenn fich die beiden Herrn von früher her kennen, so liegt ein Racheakt vor. WrigenS hat Huldringen daS Billett selbst und zwar mit unverstellter Handschrift geschrieben. Ich habe den von ihm verleiteten jungen Menschen Schweigen geboten, den Referendar selbst aber noch nicht gehört. Es erschien mir wünschenswert, erst zu ver nehmen, was Sie gegen denselben zu tun ge denken. „Ich überlasse Ihnen jetzt daS übrige, Herr GerichtSrat," antwortete der Fabrikant schnell. „Sie werden also keinen Strafantrag stellen?" fragt der Richter, seine Worte scharf betonend. „Ich sagte bereits, daß ich nicht auS dem Hintergrund hervortreten möchte, „Herr Ge richtSrat," erklärte Reuser. „Ordnen Sie also gütigst die Angelegenheit nach Ihrem Ermessen. Höchstens würde ich mir erlanben, Sie betreffs der jungen Leute auch jetzt zu bitten, den jungen Herren die Laufbahn nicht zu verderben." „Was die beiden Kopisten betrifft," ant wortete der GerichtSrat, „so kommen fie mit einem scharfen Verweise für die Zukunft davon; doch der Referendar v. Huldringen muß wegen dieses Streiches auS de« Justizdienste scheiden." „Das tut mir leid," äußerte der Kom merzienrat unangenehm berührt. Kenntnis gesetzt wissen, dyß ich eS gewesen bin, der den Vorfall zur Anzeige gebracht hat. ES gäbe nur zu Gerüchten Veranlassung, auS denen Böswilligkeit recht Schlimmes zu machen im stände ist." Der GerichtSrat nahm seine Feder wieder auf und machte nm eiue stumme Verbeugung. Der Fabrikherr tat daher dasselbe und verließ dann daS Zimmer, im Grunde vielleicht nicht ganz zufrieden mit fich und seinem Benehmen dem grämlichen Manne gegenüber. Schon nach einigen Tagen erhielt der Fabri- kant eine schriftliche Aufforderung, fich wieder bei dem Letter des Berichts einzufinden. Reuser kam derselben sofort nach. „Nun, Herr Kommerzienrat," redete ihn der Gerichtsrat an, „die beiden jungen Leute find geständig. Die Sache liegt, wie wir vermutet haben. Die jungen Menschen haben auch den jenigen bezeichnet, der fie zu dem kleinen Scherz verleitet hat." „Und darf man wissen?' meinte Revser. „Gewiß!" erwiderte der Gerichtsrat. „Es ist der seit Neufahr bei dem hiesigen Gericht beschäftigte Referendar von Huldringen —" „Ah!" rief der Kommerzienrat, „der junge, höfliche Herr, mit dem es fich so angenehm ver- handelt? Ich kenne ihn bereits. Also der!" „Seine Höflichkeit gegen daS Publikum ist auch wohl ziemlich alles, waS er als Jurist zu bieten hat," bemerkte der Gerichtsrat. „Aber daS besticht und gefällt." Reuser lachte über die Stichelei des GerichtSrates. „Ich erinnere mich jetzt," antwortete er zu Der GerichtSrat war aufmerksam, aber Wlsterergeworden. Er betrachtete prüfend die auf «m Papier befindlichen Schriftzüge. „Diese dummen Jungen l" murmelte er Endlich. .Die Handschrift kommt mir bekannt dar. Haben Sie Vermutungen in betreff der unbekannten dritten Person, Herr Som- Mrzienrat?" »Nein, Herr GerichtSrat," antwortete Reus«. -Der Leutnant von Weilmann machte zwar Eme Andeutung, hat mir jedoch keinen Namen genannt. Ich dächte, eS könne nicht schwer halten, den Namm der Person durch die beiden ge- uannten jungen Leute zu erfahren. „Wir wollen eS versuchen," sagte der Richter m seiner kühlen Weise. „Lassen Sie mir ge- Migst das Schriftstück —" »Sehr gern," erwiderte der Fabrikant. „Das «Ke also die Anzeige. Mit derselben möchte ich jedoch die Bitte verbinden, den jungen Leuten, «e»n fie nur Werkzeuge eines andern gewesen flm>, nicht die Zukunft zu verderben." »Das muß mir überlasten bleiben, mein Herr!" meinte der Gerichtsrat, scharf „Mein wert« Herr Kommerzienrat," sagte d« Gerichtsrat mit gehobener Stimme, „Sie haben kürzlich Veranlassung genommen, dm Ausdruck mein« herben Gesinnungen recht zu rügen. Jene und jener find jedoch dn Aus fluß deS zur Gewohnheit gewordenen Ernstes, den die ununterbrochene Abwägung von Recht und Unrecht «fordert. Der feste Wille, stets richtig und gerecht zu urteilen, ist ein schweres Gewicht am GemütSlebeu des Juristen, welch« zuletzt auch jedes Körnchen Leichtlebigkeit zer malmt. Dies« Mensch — dies« Huldringen, hat fich mm als charakterlos und gewissenlos, leichtsinnig und niedrig denkend, gemein und taktlos gezeigt. Solche Eigenschaften bieten keine Bürgschaft, daß auS ihm ein pflichtgetrmer Richt« werden könnte. I« Gegmteil fie dmten an, daß « bei gebotenes Gelegenheiten keinen Anstand nehmen würde, sein wichtiges Amt schlecht zu verwalten Be dauern Sie dah« nicht, mit dazu beigetrageu zu habm, daß dies rechtzeitig erkannt wurde, da die Sache nunmehr völlig m meine Hand gelegt worden ist, so können Sie darauf rechnen, daß Ihr Name in keiner Weise genannt wird. Verschwiegenheit wird von mir viel häufiger ge übt, als Sie zu glauben geneigt find. Ich empfehle mich Ihnen, Herr Kommerzienrat —" „Verschwiegen — ab« grob biS zum letzten Worte!" murmelte d« Sommerzierirat, als « nach jener kurzen Abfertigung die Tür zwischen fich und dem GerichtSrat geschlossen hatte. Recht ärgerlich verließ « das Eerichlsgebäude.