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Ottendorfer Zeitung : 16.03.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-03-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190603166
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19060316
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19060316
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-03
- Tag 1906-03-16
-
Monat
1906-03
-
Jahr
1906
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 16.03.1906
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Don Paris aus Wirch für die bedauerns werten Hinterbliebene« und für die zahlreichen Verwundeten eine umfangreiche Hilfsaktion ein geleitet, für die aus Deutschland, Belgien und England telegraphisch llnterstützungszusagen eintrafen. Außerdem hat der Präsident deS Pariser Preflesyndikats telegraphisch 5000 Frank zur ersten Hilfeleistung für die Familien der Opfer von Courriöres abgesandt. Auch find zahlreiche Pionier- und SanitätStruppen sowie Ärzte an die Unglücksstelle geschickt worden. In der traurigen Geschichte der Gruben-« unglückSfSlle ist die Katastrophe von Courriöres die bei weitem furchtbarste und eS wird Sache der Gerichte sein, fefizustellen, inwieweit die Grubenverwaltung ein Verschulden au diese« graufigen Vorkommnis trifft. Vie jüngste Bestellung desSuttam. Wer daL eben von einer Londoner Juwelier- firma an den Sultan übersendete Schmuckstück gesehen hat, muß wahrhaftig an di« Verwirk lichung der Mürchenschätze aus Tausendund eine Nacht glauben. ES find gerade zwei Jahre her, daß bei der Firma ein Abgesandter des Sultans erschien und den Auftrag zur Anfertigung deS erwähnten Schmuckstückes er teilte. Gleichzeitig überbrachte er zur Ver wendung eine Anzahl der prächtigsten Perlen in Nußgröße, sowie einen Solitär von unbe schreiblichem Feuer. Alle übrigen Edelsteine sollte die Firma beschaffen. Dieses Schmuck stück, ein förmliches Plastron von Edelsteinen, ist ein herrliches Kunstwerk in seiner Art. ES hat eine Länge von 75 Zentimetern und wird an einer aus wundervollen Diamanten ge formten Kette um den HalS getragen. Als Mittelpunkt deS Ganzen figuriert der türkische Halbmond, der auS drei Reihen von Perlen geformt ist, von denen jede einzelne die Größe einer Haselnuß hat. Um diesen Halbmond her um find, auf funkelnden, auS Edelsteinen ge formten Blüten fitzend, Juwelenschmetterlinge geschmackvoll gruppiert. Der Halbmond selbst würde auf einem kleinen Dessertteller gerade Platz haben und ist von dem auS Smaragden gebildeten Namenszuge des Sultans gekrönt. Den Mittelpunkt deS Halbmondes bildet ein in Rubinen gesetzter Spruch auS dem Koran. Vom Halbmonde ausgehend, hängt an gleißenden Juwelenketten ein großes viereckiges Medaillon. Auf diesem sieht man das türkische Banner in Rubinen aus geführt, auf einem Smaragdhügel ausgepflanzt. Den Hintergrund bilden Diamanten. Unterhalb dieses Medaillons hängt ein von Diamanten umrahmtes Miniatur bildnis des Sultans, und den Abschluß deS ganzen Schmuckstückes bildet eine Riesenperle, groß wie eine Eichel. Der Wert dieses kost baren Scbmuckeö, der nebst ungezählten Sma- ragdm und Rubinen 8800 Brillanten aufweift, ist ein enormer. Vor seiner Abreise nach Frank reich hatte König Eduard das kostbare Stück in den Buckingham Palace zur Besichtigung bringen lasten und gab seiner Freude darüber Ausdruck, daß englische Arbeiter ein so herr liches Schmuckstück angefertigt hatten. Es in die Hand nehmend, meinte der König dann lachend, er sei froh, daß man nicht von ihm erwarte, daß er etwas so PrunlhasteS und Schweres trage. l. Todesfpr««q ««S de« Eisenbahn- znge. Einen Fluchtversuch aus dem V-Zuge mit dem Tode gebüßt hat der Kanonier Richter von der 2. Kompanie des 5. Artillerie-Regi ments, der dieser Tage in Begleitung eines Sergeanten von Görlitz nach Posen trans portiert werden sollte. Nachdem beide in Lissa den V.Zug Breslau-Königsberg zur Writerfahrt bestiegen hatten, wurde der Arrestant unweit der Station Czenhein auf seine dringende Bitte nach dem Abort geführt; er stieß jedoch im Vorbeigehen blitzschnell die Coupötür auf und sprang aus' dem in voller Fahrt befindlichen Zuge hinaus. Da keiner der Mitreisenden die Notleine zog, gelangte der Vorfall erst später znr Kenntnis des Zugpersonals. Bei den nun statt- gehabten Nachforschungen entdeckte man an dem betreffenden Wagen Spuren von Blut und Gehirnmaffe; es kann somit keinem Zweifel unterliegen, daß der Flüchtling tödlich ver unglückt ist. St» singender Abgeordneter. In der Sitzung der badischen Kammer, in der das Budget deS Ministeriums deS Innern behandelt wurde, brachte der sozialdemokratische Abgeordnete Geck die Sprache auf einen Fall, in dem in Mann heim von der Polizeidirektion auf einem Pro gramm für ein Konzert am Buß- und Bettag einige Nummern beanstandet wurden. Geck meinte, der Herr Minister hätte, als telegraphisch die Beschwerde gegen daS Verbot bei ihm ein gelegt wurde, telephonisch mit einer Stelle auS dem bekannten Berliner Liede antworten sollen, dessen Worte er nicht wiedergeben wolle, die aber eine bekannte Melodie habe. Hierauf sang «eck unter stürmischer Heiterkeit des Hauses die Melodie: „Du bist verrückt mein Kindl* Geck dürfte wohl der erste Abgeordnete s.ein, der seine polttischeu Gedanken auch in musikalisches Ge wand zu kleiden unternahm. Hoffnungsvolle J«g««d. In einer von einem Polizeihund in den Sandgruben hinter dem Hohentelde bei Altona aufgespürten Höhle wurden mehrere schulpflichtige Burschen arge- troffen, die ein gebratenes Huhn verzehrten, das, wie die umherliegenden Federn bewiesen, an Ort und Stelle gerupft worden war. In Haft genommen, gestanden die Burschen, daß sie die Schule geschwänzt und mehrfach Hühner ställe erbrochen und ausgeraubt, auch sonstige Lebensmittel gestohlen hätten. DaS leidige Treppeergeläuder. Der 8 jährige Sohn des Zigarettenarbeiters FreinsS aus der Scheffelstraße rutschte in Hannover das Treppengeländer hinunter, bekam dabei das Übergewicht und stürzte auS dem 2. Stock auf den mit Fließen belegten Hausflur. Mit doppeltem SctLdelbruch wurde er ins Kranken haus gebracht, wo er zwei Tage darauf verstarb, ohne die Besinnung wiedererlangt zu haben. Vnm Saecharmschmuggel an der deutsch- schweizerischen Grenze wird jetzt bekannt, daß der in Oberläckingen verhaftete M^tzaerbmsche Während anderthalb Jahren für 120 000 Mk. Zougeldcr hinterzogen hat durch Saccharin, da? er als Fett- und Wmstwaren nach Schlesien beförderte und das ihm durch Kähne über den Adern in unaufjälliger Weise aus der Schweiz zugc'übrt worden war. Eine ganze Reihe von Personen ist überdies in die Sache vernickelt und durch die drohende Strafe deS zehnfachen Betrages der hinterzogenen Zollgelder, das find 1200 000 Mk., auf alle Fälle ruiniert. Aas dem GpazierrM vom Tod« über rascht. Einen jähen Tod hat der Chef der Wiener Möbelficma Jakob und JostpH Kohn, Herr Febx Koyn gesunden. Ec ritt Sonntag nachmittag im Prater. Plötzlich ließ er die Zügel fallen, sank zusammen und stürzte tot dom Pferde infolge Herzschlages. Vater- »«v G nteumord. Vor vierzehn Tch>en wurde der Ökonom Trip auS der Ort« schäft Dobrett bei Grogwardein im Walde er hängt autgefunden. Die polizeilichen N.ch ivischungen haben nun ergeben, daß Trip von f-ftikm eigenen Sohne erdrosselt worden ist. D,e Eheiran deS Ermordeten und deren Schwester waren bei der Mordtat behilflich. Die Leiche des Erdrosselten wurde in einen Sack gesteckt, in den Wald hinausgetragm und hier aufge- häugt, um den Schein eines Selbstmordes zu erwecken. Die drei Täter fitzen bereits hinter Schloß und Riegel. Ei« Dorf i« Mammen. DaS ganze Dorf Kölpin (Westpreußen) steht in Flammen. Der Gendarmerie von Flatow ist befohlen worden, sich dorthin zur Aufrechterhaltung der Ordnung zu begeben. Ei« Vatermörder «ach SS Jahre« entdeckt. In KabestiLsch (Bukowina) wurde am 15. Juni 1871 die Leiche des Sandmannes Alexander Fischer im Dorfteiche ausgefunden. Man nahm damals an, F. sei in trunkenem Zustande in den Teich gefallen und ertrunken. Erst jetzt, nach 35 Jahren, ist es heraus- gekommen, daß Fischer das Opfer eines MordeS geworden ist, und zwar ist als Täter der eigene Sohn Fischers, Iwan, verhaftet. Sine ganze Jamilie ermordet. In Ajaccio (Italien) wurde ein Korse namens Pola gerichtlich aufgefordert, eine Schuld an einen gewissen Lenci zu bezahlen. Pola kam ins HauS LenciS und verlangte, daß die ganze Familie dabei sein sollte, wenn er die Schuld begliche. Lenci rief darauf seine Frau, seine Schwester und seine drei Töchter. Als die Familie beisammen war, zog Pola einen R-volver aus der Tasche und erschoß Lenci, so wie die fünf Frauen. Alle starben innnerhalb weniger Minuten. Der Mörder wurde ver haftet. Unter Trümmer« begrabe«. Während der Aufräumungsarbeiten, die bei einem ein gestürzten Bau in Antwerpen vorgenommen wurden, find sechs Personen, die hiermit be schäftigt waren, durch den Einsturz einer Mauer verfchüttet worden. Zwei Arbeiter wurden als Leichen, die vier übrigen zwar noch lebend, aber schwer verletzt aus den Trümmern hervorgezogen. BolkSu«iverfitSte« i« Dänemark. In Dänemark gibt es 89 Volksuniverfitäten, von denen jede durchschnittlich 40 Mitglieder zählt, die an allen Vorlesungen teilnehmen. Der Slaat gibt eine Unterstützung von 160600 Mark und unterstützt die Studenten mit Stipendien, deren Summe sich auf über 200 000 Mark beläuft. Zeh« Straßen unter Wasser. In Minsk (Rußland) ist eine Überschwemmung eingetreten, die eine große Ausdehnung annimmt, etwa zehn Straßen stehen bereirs unter Wasser, mehrere Brücken find fortgerissen. Et« seltsames Jroschvest hat Dr. C Christy auf seiner Forschungsreise durch den Bungomo-Wald in Miltelafrika beobachtet und einer Photographie desselben der naturwissen schaftlichen Abteilung des Londoner South Kensington-Museums überwiesen. In einem Gebüsch verborgen, sorgsam auf den Blättern aufaebaut und über einem Strome schwebend, sand der Gelehrte ein etwa vier Zoll langes Nest, das aus einem speichelähnlichrn Schaum bestand und an der Außenseite ganz hart ge worden war. Darin lag eine Menge kleiner zappelnder Kaulquappen. Als man das selt same Nest behutsam abgenommen hatte und es tn Spiritus legte, zerfiel es. Es ist bis jetzt noch unbekannt, was für eine merkwürdige Froschart dieses eigentümliche Nest gebaut bat, von dem bis jetzt die Naturgeschichte noch nichts wußte. Erdbebe« i« Judie«. Der Eingeborenen- »aal Baschar in den Simiabergen ist von einem yeftigttl Erdbeben heimgesucht worden. In der Siadt Rampur find zwei Personen getötet und 24 verletzt; in Karkoola an der Sraße von Hindustan nach Tibet find sechs Personen ge tötet und zwei verwundet, daS GerichtSgebäude, das Postamt und die Polizeistation find zer stört. W>i" > -SHSSS-SSS-iSSS» Gericktskalle. «ceska«. Wegen Vergehens gegen die 88 ! und 147 der Gewerbeordnung und des Gemerbe- AeuergesetzeS vom 24 Jvni 189 t hafte sich der Leiter einer hiesigen Milchfiliaie der Hundsfelder Güier, JultuS Hoheisel, vor der 1. Strafkammer zu verantworten. Der Beschuldigte verkaufte seit Er» öffnung des Geschäfts in Gläsern auch Milch zum sofortigen Semch, aber nur zu Kurzwecken, wovon er sich jedesmal durch Nachfrage überzeugte. DaS Gewerbe zum Ausschank von Milch brauchte er in diesem Falle nicht anzumelden. Im August v. ge langte «S aber zur Kenntnis der Behörde, daß in der von Hoheisel geketteten Filiale ohne weitere Nachfrage Milch zum baldigen Genuß an eine Frau verabreicht worden sei. Er wurde deshalb ange klagt und vom Schöffengericht zu einer Geldstrafe von 100 Mk. verurtettt. Gegen dieser Urteil legte « Berufung ein, und die Strafkammer gelangte zu seiner Freisprechung. Er konnte durch Zeugen den N'chweis erbringen, daß er stets den Verkauf von M ich in Gläsern zum baldigen Genuß davon ab hängig machte, daß eS zu Kurzwecken geschieht; außerdem war «S ihm auch festzusiellen gelungen, daß weder er noch seine Frau die Milch verkauft haben konnten, die zu der Anzeige den Anlaß gegeben hatte; die Käuferin gab selbst zu, daß sie von einem Dienstmädchen bedient worden sei. Et. Galle». Das Kantonsgericht verurteilte den des Morde« cm dem Kaminfeger Schubiger in Uznach angeklagten Gesellen Hofstetter wegen Morde» und Frau Schubiger wegen Beihilfe zum Tode. bin lÄreckiickes Gruben unglück. In den Kohlengruben von CourriöreS, den größten Bergwerken Nordfrankreichs, ist eine Feuersbrunst ausgebrochen, die Hunderte von Menschenleben gefordert hat. Das Feuer ent stand am Mittwoch und eS wurde infolge dessen Tag und Nacht gearbeitet, um durch Ummauerung den Brandherd zu be schränken und daS Feuer zu ersticken. Am 10. d. erfolgte eine fürchterliche Explosion in drei Schächten, die alle Stützgerüste Hinweg riß und sämtliche Forderkörbe in die Höhe schleuderte. Im nämlichen Augenblick standen vier Schächte, iu denen etwa 1800 Bergleute arbeiteten, in Flammen. An eine Rettung war nicht zu denken. L-diglich auf Schacht 11, wo noch zwei Förderkö'be betriebsfähig geblieben waren, gelang es, gegen 600 Menschen zu retten. An der UnglückSftelle spielten sich herzzerreißende Szenen ab. Frauen, deren Männer mit dem erbarmungslosen Element in der Tiefe rangen, rissen sich die Kleider vom Leibe und ver langten, in den Schacht geworfen zu werden. Viele von ihnen wurden wahnsinnig und wußten mit Gewalt von den Schachteingängen entfernt werden. Die Minister Dubief und Gauthier, der Direktor im Nrbeitsministerium Lafond und der Oldonnanzossizier des Präsidenten Falliöres kamen am Sonntag in Courriöres an und be sichtigten Schacht 4. Sie trafen gerade ein, als die ersten Toten an die Oberfläche befördert waren. Bei Fackelschein unter einem Holz dache, das dem strömenden Regen auSgiebipen Durchlaß gestattete, erfolgten die ersten Versuche, die Personen feüzustellen, die sich schwierig genug gestalteten, da vielen Verunglückten gerade dte Köpfe furchtbar verstümmelt wmden waren. Den An- gehörigen konnte nicht gestattet werden, bei den R uen der ihnen Teuren zu verweilen; denn trotz ausgiebiger Desinfektion war die Atmosphäre in der Nähe der Leichen doch höchst gefährlich. Vor dem als Totenfiube eingerichteten Lichter und Lampeumagazin kauerten die armen Witwen und Waisen, fast noch beneidet von jenen Frauen und Kindern, deren Ecrährer in der Tiefe von 280 Meter hoffnungslos auf ihre Rettung harren. Zur Stunde läßt sich die genaue Anzahl der Opfer noch nicht feststellen. Deshalb läßt die Minengeselllchast eine Zählung in den von den Minenacbeitern bewohnten Dörfern vor nehmen, um die Zahl der fehlenden Arbeiter genau zu ermitteln. Die Grubenverwaltung ließ vorläufig folgende Tabelle bekannt geben: Nrch Grube 2 abgeftiegen 600, gerettet im Wege von Grube 10 388, wt emporae- zogen 2. Nack Grube 3 abgkftiegen 443, emoorgebiackt 13. Nach Grude 4 ab- gestiegrn 852, von denen um 5 Uhr morgens, zwei Stunden 'pater, also vor der Katastrophe, j aus technischen Gründen emporgeholt 125; 40 andre konnten .Mittelbar nach der Explosion die Leitern erreichen und ans TageWcki kommen, tot emporgezvhen 5. Summa 1795 Arbeiter abgestiegen, 571 emporgebracht. Kuntes Allerlei. Seine Sache«. Vermieterin (zum Siudente«, der die gemietete Wohnung zum ersten Male betritt): „Herr Spund, . . eS ist von der Post ein großes Kuvert „Muster ohne Werl* tür Sie da!* — Student: „Stimmt, ... das find meine Sachen.* g.-, Berschuappt. Student: „Du wohnst natürlich bei mir, Onkel! Ich schlafe aut dem Sofa und du in meinem Bett!* — O ftel: „Wird denn deine Hauswirtin das gestatten ?* — Sivdent: „Mit Freuden, Onkel! Die wartet schon fest drei Monaten au; dich!* Vor Gericht. Richter: „Zuerst stahlen Sie 100 Mark, und jetzi wieder 80/ — An geklagter: „Nu, da hab' ich mich ja säoi um 20 Mart gebessert.* Ayo raten, helfen Sie nur, bester Freund l* „Die notwendige schnelle Herbeischaffung deS Geldes legt größte Vorsicht auf, Exzellenz,' entgegnete der Hauptmann immer mit derselben Zurückhaltung „Wenn der Diener des HauseS nutzer Betracht bleiben muß, so erscheint die kkeile in Frage kommende Person allerdings >u zweifelhaftem Lichte. Doch die Bedcnkcn, Kelche obwalten müssen, dieselbe zu beschuldigen, wachen es zur Pflicht, die — die örtlichen Nachforschungen bis zu den äußersten Grenzen iortzusetzen und die Sache selbst zunächst für jedermann geheim zu halten.* „Sie haben recht,* rief der General, „und wir wollen nach Ihrer Audeutm g verfahren.' , Der General schritt zur Kungelschnur und nb an derselben, daß man die ferne Glocke im vürseillgen Z mmer hören konnte. . Nach kurzer Zeit ward, ohne daß sich vorher nn Schritt vernehmen ließ, die Tür geöffnet und der mehrfach erwähnle Diener beliat das Gemach. Ein Blick au; Tisch und Dielen ließ den Mann wie vorhin den Adjulanien stutzen »der sein völlig glattrasiertes Gesicht glitt ein sarkastischer Zag. Der Diener machte sonst keinen ungünstigen «mdruck. Er war gut gewachsen und mochte einige dreißig Jahre alt sein. Man hätte sein Elitz osten nennen können, doch als er mit IPillychem Grinsen auf die Dielen starrte, lag noch eine gute Portion Keckheit iu seinen Zügen. »Nun, was hast du?' rief der General unwillig, als er das Staunen des Dieners bemerkte. „Du phaniasierft woyl schon? Es wäre dir eine wahre Wonne, in der Stadt zu verbreiten, daß deine Exzellenz sich schon zum Frühstück mit dem ersten Adjutanten bei den Ohren gehabt habe?* „Ich denke nur, Exzellenz,* erwiderte der Diener mit der Dreistigkeit eines nachsichtig be handelten Menschen, „daß sich die Tirienflecke nicht gut wieder auS den Dielen entfernen lassen werden. Exzellenz befehlen?" „Krieche einmal aus allen vieren umher,* antwortete der General mit einer Art von Galgenhumor, „wie eS einst deine vierhändigen Siammel.ern getan, und steh zu, ob du unter den Möbeln nicht etwas findest, was nicht da hin gehört!* Monsieur Heinrich machte zwar ein sehr verwundertes Gesicht, tat auch, als ob er etwas tagen wollte, doch war er jedenfalls an Lie sofortige Ausführung der ihm erteilten Befehle gewöhnt. Nach einem flüchtigen Blicke auf die beiden Herren ergriff er den neben dem Kamine befindlichen Schürhaken und begann, wie ihm der General besohlen hatte, aus allen vieren seine wenig angenehme Arbeit. Die beiden Herren folgten derselben mit großer Aasmeiksamteit. „Nun, was hast du? — was gibt eS?* rief der General lebhaft, „bist du mit emem Male stumm geworsen, Kerl?* „Nein, das nicht, Exzellenz l* erwiderte Hein rich empfindlich, „wä.e es nicht besser, mir zu jagen, was ich eigentlich suchen soll?" „überflüssige Neugierde, Freund Heinrich!' entgegnete der General. „Wenn du etwas Ungewöhnliches an einem ungewöhnlichen Orte siehst, wirst du gefuudeu haben, waS du suchen sollst!' „Na, dann brauche ich ja nicht mehr Wetter zu suchen,' brummte der Diener, „dergleichen sehe ich schon —' „W e — was?' rief der General, näher treteno, was stehst du?' „Da hinter dem Solafuße an der Wand,' berichtet« Heinrich, „zwischen Fuß und Scheuer leiste, halb vom eisteren verdeckt, stehen zwei Goldstücke aus der hohen Kante —* „Ei, sieh doch!" rief der General überrascht, „also auch richiig wieder da; nach dem einen jucht man und das andre wird gefunden. Ist cinst viel Lärm um die beiden FüchSchen ge wesen, lieber Lillgenhnm." „Ja und das Hausmädchen der gnädigen Frau Exzellenz,' brummte Heinrich, „wurde deswegen vor einigen Monaien daoongejagt.' „Wenn Er doch seine dummen Bemerkungen lassen möchte,' fuhr der General zornig auf, „Ec Hai seinerzeit genügend dazu beigettagen, das Mädchen zu verdächtigen.' Vorlaute Dienstboten stad häufig recht unbequem, Fieuad Heinrich zählte in bedenk lichem Grade zu ihnen. ES paßte ihm offenbar nicht, in Gegenwart deS Aejmanten zurecht- gewiesen zu werden. Vielleicht hatte er auch noch einen andern Giund, in diesem Falle nicht zu schweigen. „War das Mädchen nicht verdächtig,* sagte er ungeniert und ziemlich schroff, „so mußte ich eS werden. DaS gefiel mir jedoch nicht, des halb habe ich gesagt, was all« sagten!* „Schweig' und hebe das Geld auf!* rief der General. Heinrich tat mürrisch, wie ihm ge heißen war. Der General und der Haupt mann warfen fich eine» bedeutungsvollen Blick zu. Der Diener reichte das Geld dem ersteren, der es verdrießlich aui den Tisch sch ruderte. „Gewissermaßen eine Warnung," sagte der alte Herr hiernach. „Aber unsre Nachsuchung ist nutzlos, wir müssen die Sache anders aa« greiten." Der Hauptmann verbeugte fich. „Laß nur sein, Heinrich,* fuhr der General etwas freundlicher fori, „bringe die Geschichte da, so gut es gehen will, wieder in Ordnung.* Der Diener ging hinaus, vermutlich um fich mit Material zur Reinigung deS Zimmers zu versehen. „Der Mensch scheint wirklich ehrlich zu sein,* meinte der Adjutant, „denn niemand hätte eine Ahnung davon haben können, wenn «r seinen Fund verschwieg und sür fich behielt.* „Er ist zwölf Jahre im meirem Hause,* antwortete der General, „und ich habe ihn stets treu und ehrlich befunden. Demungeachiet nehme ich Anstand, ihm in diesem Augenblicke Mitteilung von meinem Verluste zu machen. Sage ich ihm von dem Schreiben, so muß auch noch zur Sprache kommen, daß außer ihm nur der Leutnant von Weilmann im Zimmer ge wesen war, und seine Rücksichtslosigkeit würde ihn bald veranlassen, mit einer Behauptung auszutreten, die uns recht unangenehm werde« könnte!* D« » Gortjepmg folgte
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