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Ottendorfer Zeitung : 11.04.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-04-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190604110
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19060411
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19060411
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-04
- Tag 1906-04-11
-
Monat
1906-04
-
Jahr
1906
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 11.04.1906
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DaS Strsi Lhslzspiel. In Almerswind bei KoSurg sind drei Scheunen und zwei IDshnhäirser durch eine iürchttril^e Feuers brunst eingeäschert worden. Der Brand ent stand durch Spielerei von 5 jährigen Kindern mit Streichhölzern. Menschenleben wurden glücklicherweise nicht verletzt. Hund und Katzs. Eine im Gehöft Heer- straai wohnende Witwe vermißte ihren Zug hund und fand ihn nach langem Suchen neben einer toten Katze liegen. Der Kopf der Katze stak im Mau! des Hundes. Die Krallen der rechten Pfote hatte fie so tief in den Schlund des Hundes geschlagen, daß dieser ersticken mußte. Ei» ungeheurer W«!ddra«d wütet au dem StadtSerge bei Br^xlegg (Tirol). Der oanze Berg erscheint bis zur Kuppel in Nammen gehüllt. Das Feuer entstand 3 Uhr nachmittags und breitete sich infolge eines Or- kaneS blitzartig aus. Hunderte find an der LSschungsarbeit. Der Feuerwehrmann Johann Huber ist hierbei eine 50 Meter hohe Felswand hinabgestürzt und schwer verletzt worden. Kampf gegen den OpiUMgennst in Frankrelch. Der französische Marinemftuster Tompson beabsichtigt, durch strenge Maßregeln gegen den Genuß von Opium, der in den See- Mten sehr verbreitet ist und schwere Schä digungen der Gesundheit für die Matrosen nach sich zieht, einzuschreiten. Der Verkauf von Opium soll außer zu medizinischen Zwecken verboten werden: die Schließung aller Opmm- höhlen wird mit äußerster Strenge durchgeführt. Während der letzten Jahre hat die Opium leidenschaft in der französischen Marine in be ängstigender Weise zugenommen und wirkt auf die ihr verfallenden Opfer so demoralisierend ein, daß die Matrosen jede ruhige Überlegung und den normalen Gebrauch ihrer Verstands- kräste verlieren. Ei« Provlantmagazi« i« Flammen. In Rennes wurde das Reserve - Fourage- Msgazin des 10. Armeekorps vollständig ein- geäschert: d. Ein Katzenpalast. Das Heim, das die 26 Katzen der Prinzessin Viktoria von Schleswig-Holstein im Windsor Park bewohnen, ist ein schöner zweistöckiger Bau, der keinem besseren Wohnhause an Komfort nachsteht. Er hm zwei Fenster im Erdgeschoß und zwei im ersten Stock; beide Stcckwerke find durch eine Leiter verbunden, und wenn die Katzen zu B?tt gehen wollen, steigen fie die Leiter empor und finden oben ein beguem eingerichtetes Schlafzimmer, in dem jede Katze ihr Betistell und ihre Betten hat. Alle die Bewohner dieses Katzenhauses find preisgekrönte Chinchilla- und Verser-Katzm. Die schönste unter allen Katzen der Prinzessin, die Chinchilla-Katze „Buck", wohnt in einem besonderen Hause und ein genaues Verzeichnis über alle bei Ausstellungen Von ihr gewonnenen Preise ist als stolzeste Zier darin angeschlagen. Bei kaltem Wetter werden die Betten der Katzen mit Wärm- stascheN angewärmt, damit fie sich nicht erkälten, und es ist überhaupt in jeder Beziehung für ihre Bequemlichkeit und ihren Komfort gesorgt. Zu dem Nnsdrach des Vesuvs wird «och gemeldet, daß einige Vssuvortschasten ernst lich bedroht sein sollen. Die Lava erreichte das Weichbild von Boscctrecate, einer Ortschaft, die bisher me von Lava bedroht Var. Die Bewovner der volkreichen Stadt und der um- legenden Villen fliehen nach Neapel. Der Ausbruch bietet ein herrliches Schauspiel, fünf Lavaströme fließen die Abhänge des Berges herab. Zur Ansrechterhaltung her Ordnung nnd zahlreiche Karabinieri in den Besuvstädten ewgetroffen. Seit Mittwoch abend geht ein ' liegen von schwarzer Asche über Neopel nieder. Ter geohrfeigte Kapellmeister. Im Theater zu Savona (Italien) erhob sich, als Aen die Oper „Troubadour" begann, die Sängerin Rosita Medini, die bisher die Partie der Leonore gesungen hatte, aber aus wichtigen Gründen durch eine andere ersetzt war, von Platz im Parkett, schritt auf den Orchesteidirigenten Disconzt zu und gab diesem EM paar schallende Ohrfeigen. Sodann wandte fie sich an das Publikum und erklärte ihre Handlungsweise. Dieses, anfangs überrascht, klatschte ihr lebhaft Beifall. Darauf nahm dis Oper ohne Zwischenfall ihren Fortgang. Z« dem Bergsturz in de: Provinz Bergamo in Italien wird noch berichtet: In Ponte di Noffa, am Ufer des Stromes, der an einem Berge entlanc fließt. befand sich ein Haus, das von einer Arbeiterfamilie, bestehend aus Vater und sechs Kindern, bewohnt wurde. Nachmittags löste fick vom Derg eine Geröll masse von etwa 1000 Kubikmeter los, fiel gegen das Häuschen, hob es emöor und warf es in den Fluß. Es war alles das Werk eines Augenblickes. Das Wasser schäumte auf und floß dann ruhig weiter. — Im Hause bsflmd sich die ganze Familie, außerdem zwei Arbeiter, die mit Holfladen beschäftigt waren; alle kamen uw. Nach c dem Nachrichten find auch mehrere Fabriken durch diesen Erdrutsch, der die Straße zernörte, stark geschädigt. Ans Bergamo traf die Feuerwehr ein, der es gelang, acht furchtbar verstümmelte Leichname zu bergen. Man befürchtet aber, daß der Bergsturz noch andre Opfer gefordert hat. Ter Kö.ig vos Spukten «IS Waffsr- stiefler. König Alfons ist Mittwoch auf der Insel Ferro emgetroffsn. Wegen heftigen Sturmes und hohen Seegangs gestaltete sich die Landung sehr schwierig, ja sogar gefährlich; der König und seine Begleitung konnten das Land nur bis zum Knie im Wasser watend erreichen. Ein Boot, in dem sich eine Musikkapelle be fand, schlug um, doch wurdm alle Insassen gerettet. Selbstmord einsS Bankiers in Pelers- Lurg. Der in ganz Rußland bekannte Peters burger Bankier Heinrich Block hat sich erhängt. Er war 47 Jahre alt. Als Ursache wird finanzieller Ruin angegeben. Block erbat 1600 000 Rubel von der Staatsbank leihweise, um sich arrangieren zu können. DaS Gesuch wurde jedoch abschlägig beschießen. Viele kleine Leute dürsten durch den Zusammensturz des Hauses Block leiben, da Block besonders Prämienbillktts auf Abzahlung verkaufte, ein Verfahren, woran viele Taufende wenig be mittelter Leute partizipieren. DaS Recht au? Theaterbesuch. Im Staate New Jork ist nach der ,Saale - Zig.' eine Gesetze?Vorlage cingebracht worden, nach der es unter Strafe gestellt werden soll, wenn eine Person von öffentlichen Bergnügungsorten, vor allen Dingen aus den Theatern, ohne ge nügenden Grund ausgeschlossen wird. Der Antrag wurde gestellt, infolge des Vorgehens von 27 Theaierdirektoren der Stadt, die den Theaterkritik» Meicalfe aus ihren Theatem ver bannt hatten, weil er die Leistungen des einen von ihnen auf Grund von Rassem« teilen un gerecht beurteilt haben sollte. Jeder Diener des Staates soll nach dem neuen Gesetz sein Recht auf den Besuch von Theatern und Ver- guüoungsorten haben. Ein tot anfgrsunde« er Luftschiffer. Der belgische Luftschiffs: Paul Noquet, der von New Pork aus eine Ballonfahrt unternommen hatte, und dessen Ballon bei Long Island gefunden wurde, ist in einem Sumpf bei Amitvylle auf Long Island tot aufgefunden worden. Er war drei Kilometer weit gegangen und geschwommen und vor Erschöpfung gestorben. Enttäuschte Woidsucher. Eine arge Ent täuschung erfuhr kürzlich nach dem ,B. T/ eins Expedition, die ausgesandt war, um einen Gold schatz zu heben. Am 9. November 1902 war an der Küste von Nm-Seeland der Dampfer „Elingamite" gescheitert, an dessen Bord sich eine Kists mit einer halben Million in Gold befand. Im vorigen Jahre nun wurde 'm Wellington eine Expedition ausgerüstet, um den Schatz zu heben. Stürmisches Wetter verhin- mte dies damals, es wurde ober festgestellt, >aß die Goldkisten noch vorhanden waren. Man wartete also bis zum Sommer, und dann ging die Expedition von neuem ab. Jetzt ist ie nach Wellington zurückgekehrt, aber ohne >en Schatz. Den haben inzwischen drei unter ¬ em und rüsteten sie dort angeblich für Tiefsee fischerei aus. Jetzt erfährt man, daß ihrs Jacht wieder in Auckland liegt, daß fie selbst aber mit dem Dampfer nach San Francisco gefahren find, unterwegs sebr vergnügt waren, viel Cham pagner tranken und geheimnisvolle Anspielungen über den Dampfer „Elingamite" machten. Der Dampfer aber ist durch eine Explosion in Stücke gerissen, und die Goldkisten stnd verschwunden. Ein Orkan in ven Südsecinseln Der in Honolulu eingetroffene Dampfer „Moana" berichtet, daß währ-nd eines Orkans, der in der Gegend von Tahiti und den benachbarten Inseln wütete, 121 Versonen ertrunken seien. Die Pest in Perste». Nach Mitteilung der russischen Gesandtschaft in Teheran besteht die Gefahr, daß durch dis in Seistan herrschenden Unruhen die Pest im Norden begünstigt wird. Di? persische Regierung hat die Entsendung von Kavallerie nach Birsjand, Turbet und Tmisch angsordnet. Morgen geht eine Soinie Kosaken mit sechs Offizieren und einem Hilfs arzt von Teheran ab, um eine gesundheitspolizeiliche Ab sperrung wie im Jahre 1898 einzurichten. Die ärztlichen Untersuchungen der Karawanen werden in Kiimz, Birdjand und Turbet durchgeführt werden. Gericktskatte. Bochum. Die hiesige Strafkammer verurteilte den jugendlichen Lampenputzer Wilhelm Schank von Eppendorf, der am 22. Januar d. auf der Zeche „Engelrburg" fahrlässig einen Schachtbr-md verur sacht hat, zu vier Atonal Gefängnis. Das Feuer, durch dos 39 Bergleute in Lebensgefahr gebracht waren, hat mit Einschluß des Förderausfalls einen Schaden von 150 (XX) Mk. zur Folge gehabt, wo von 46 000 Mk. durch die Feuerversicherung gedeckt worden sind. Turin- Der Kassationshof verwarf dis Be rufung Tullio MurriS, Linda MurriS, Pio NaldiS und Carlo Sacchis und erkannte allein die Be rufung Rosa Bonettis an, deren Sache er vor die Assisen in Turin ohne Antrag der Geschworenen verwies. DaS Urteil rief lebhafte Bewegung im Publikum hervor, avS dem man einige Pfiffe und Rufe hörte, so daß die Gendarmerie einschreiten mußte. Nach der der Berufungssache günstigen Stellungnahme de« GeneralstaatSanwaliS hatte man bestimmt dis Wiederaufnahme des Verfahrens er hofft. Am 11. August 1905 war bekanntlich Tullio wegen Ermordung des Grafen Bonmartini zu 30 Jahr Zuchthaus und 10 Jahr Polizeiaufsicht, Dr. Pio Natdi wegen Beihilfe zu 30 Jahr Zucht haus und 10 Jahr Polizeiaufsicht, das Dienstmädchen Rosa Bonetti, die Geliebte Tullios, wegen Beihilfe zu 7 Jahr 6 Monat Zuchthaus, Dr. Carlo Secchi, der Geliebte Lindas, wegen Beihilfe zu 10 Jahr Zuchthaus und die Gräfin Linda Murri-Bonmartim wegen Anstiftung der Ermordung ihres Gatten zu 10 Jahr Zuchthaus und Entziehung der elterlichen Gewalt verurteilt. 6m!tuvL eines Gasthofes. Es ist, als ob ein Geist, der Blut sordert, durch die Wett geht. Kaum hat die Nachricht über das Erdbeben von Formosa, das 2000 Menschenleben dahinraffte, dis Wett erschreckt, noch erfüllt alle Menschen das Leid um die 1000 blühenden Menschenleben in Couwöres, da tönt schon wieder die Kunde von einem schrecklichen Unglück an unser Ohr. In der württembergischen Kreisstadt Nagold stürzte am Donnerstag mittag der Gasthof „Zum Hirsch* ein, als sich gerade über zweihundert Mensche« zur Mittagstafel zusammengefunden hatten. Der Einsturz hat nach den bisher erfolgten Feststellungen nicht weniger als 55 Tote und 100 Schwer- und Leicht-Verwundete als Opfer gefordert. Weiter werden noch etwa 20 Psrsonen vermißt, die aller Wahrscheinlichkeit nach bereits den Tod unter den Trümmern des einen einzigen großen Schutthaufen bildenden Gebäudes ge funden dabo«. Die Feuerwehren der Stadt Nagold sowie der umliegenden Ortschaften find unausgesetzt bei Pechfackel-Beleuchttmg bemüht, die letzten Opfer der fürchterlichen Katastrophe zu sergen. Luter den Verunglückten befinden sich 70 Bau- rehmende Amerikaner gehoben. Vor einigen arbeiter, die vor der Katastrophe unter der Wochen trafen fie auf einer Dacht in Auckland ' Leitung deS Baumeisters Rückgauer-Stuttgart gearbeitet und während des E'nsturzes in den Lokalitäten bewirtet worden waren, über Ursache und Verlauf der Katastrophe ist bisher folgend« festgestellt: Der Hotelgasthof „Zum Hirsch", der am Rathausplatz an bevorzugter Stelle steht, war vor etwa 30 Jahren mit drei Geschossen, in denen sich 20 Zimmer mit Restaurant und Fsstsaal befanden, erbaut worden. Der jetzige Besitzer, der Schwiegersohn des früheren Eigen tümers, bereitete eine Vergrößerung des Etablissements vor und beauftragte den Bau meister Rückgauer mit den Arbeiten, der als Spezialität die Hebung von Gebäuden betreibt. Der Gasthof sollte um 1V- Meter gehoben werden, damit das Parierregeschoß eine ent sprechende Erweiterung erführe. Um 7 Uhr morgens begannen die Arbeiten, zu deren Be sichtigung infolge vorheriger Ankündigung zahl reiche Schaulustige aus der Stadt und den um liegenden Ortschaften herbeigeströmt kamen. Das Schauspiel sollte ein Ende mit Schrecken nehmen! Gegen Mittag waren die Arbeiten vollendet und der Wirt lud die Zuschauer aus Freude über die glücklich vollzogene Hebung zur Teilnahme an einer „Metzflsuppe" ein. Wenige Minuten, nachdem sich die Gäste zu Tisch gesetzt hatten, geschah das entsetzliche Unglück. Nur 20 Personen gelang es, als fie die Erschütte rungen, die dem Zusammenbruch voraufgingen, spülte, sich durch Türen und Fenster ins Freis zu retten. Die Erregung unter den Einwohnern, die die Schuld an dem Unglück auf die Vernach lässigung der einfachsten Vorsichtsmaßregeln schieden, macht sich in lauten Verwünschungen Luft. Der Bausührung wird vorgeworfen, daß sie schon bei den Hebungsarbeiten unzureichende Sicherungen geschaffen, sodann dis Überfüllung des Etablissements nach kaum beendeter Arbeit zugelassen habe. Die strengste Untersuchung ist sofort angeordnet und in die Wege geleitet worden. Kuntes Allerlei. b. Bo« den Frühltugsmode«. Eine große Mannigfaltigkeit in Stoffen und Garnierungen breitet auch in diesem Jahrs die Mode vor uns aus. Voilestoffe find gestreift und karriert, aber ihr Dessin ist dieses Jahr nicht quadratisch, sondern rechteckig. Die Wollenstoffe zeigen ein dünneres Gewebe als je zuvor und können mit Gaze- und Muffelinstoffen verwechselt werden. Ein seidiger Glanz, den diese wollenen Stoffs haben, verleiht ihnen besondere Schönheit. Lichts Farben werden durch einen feinen schwarzen Streifen in ihrer Wirkung zart gedämpft. In seidenen Stoffen entfaltet sich ein erlesener Ge- schmack. Da ist z. B. ein lieblicher Foulard mit einem zarten Dekor von zierlich verstreuten kleinen Blumen oder ein Seidermuffelin mit Rofenbuketis im Rokskocharakter. Spinnweb feine Battiste, Reicher duftiger Taft haben die blaffen Töne und die einfachen Kränze des Louis XU. Pompadourseide, ein entzückendes Gewebe, Kas die Erinnerung an den Stil Ludwigs XV. weckt, ist der schönste Stoff für Gesellschaftskleider, und nichts Reizenderes läßt sich denken, als eine solche weiße Seidentoilette mit einer breiten Bordüre von blaffen Rosen, deren zarte Tönung durch einen Besatz von weißen Maliens-Spitzen gehoben wird. Röcke, die ganz gekraust find und weit ausfallen, werden durch Bolante von Tüll, die bald unter den Hüsten ansetzen, zu einem reizenden Ge- woge von Seide und Spitzen gestaltet. Die kurzen iußfreien Biedsrmeierkleider, die jetzt modern find, finden ihren Abschluß in einem Besatz von breiten Rüschen und dick gebauschten Bordeaux, während der weile, schleppeuarttg auslausenoe Empirerock in fein angedeuteten Ssickereicn und sparsam sich wiederholenden Dekors wie in einem verhallendem Akkord ausklingt. * » Hl Jräßlichen Albdruck v. B.: „MS Klaffe!" 0M«sg.i Schrecklich, v. A. jehabt heut nacht!* - o. A.: „JetrLumt: muß janz nötig mit Zug abfahren, renne Bahnsteig verzweifelt auf und ab . . . janzer Zug führt aber nur dritte Von einer Elvidsrung des höflichen Grußes Wellmanns war auch nichts zu merken. Wohl Aer fah der Oberst den jungen Mann in einer Weise an, als beabsichtige er, denselben mit lernen Blicken zu durchbohren. „Haben Sie ein gutes Gewissen, Herr?" meß er plötzlich mit seiner Stentorstimme hervor. . .. ' Das war eine verfängliche Frage für unsern wogen Leutnant und fie tat auch in gewisser Hinsicht ihre Wirkung. Doch Wellmann wußte, wodurch der Zorn des alten Haudegens über Aon Untergebenen von diesem selbst gebändigt ^er gemildert werben konnte. ' „Nein, Herr Oberst/ antwortete er fest und »Hue jede Scheu. . -Na!' stieß der alte Herr stutzig werdend ^or, „an Wahrheitsliebe scheint es Ihnen zu fehlen. Das ist wenigstens schon ?«aS. übrigens will ich auch garnicht wissen, wodurch Sie sich das gute Gewissen getrübt oabeu. Meine Unterredung mit Ihnen hat Aen andern — wohlwollenden Zweck. Sagen Ere hm —« Marschall Kanonendonner hielt inne, offen- U' um zu überlegen. Im ganzen genommen Aen die dreiste Antwort des jungen OsfizierS UNst'g auf ihn eingewirit zu haben. Sein Plenen spiel war viel ruhiger geworden, seine «vorte viel weniger laut und heftig als zuvor, v Z?./r sagen Sie auch lieber nichts, Leutnant - Wellmann, hob der Oberst nach kurzer wieder an, „beschränken Sie sich auf das Anhören meiner Worte 'Uchen Sie so gut es geht zu be nutzen, was in denselben liegt. Viele Umschweife zu machen ist nicht meine Sache und mit der Sprache gerade Herausrücken darf ich auch nicht. Also fürs erste: ES muß sich jemand hier im Orte sehr für Sie interessieren, daß er Sie be obachtet und Berichte gegen Sie abstattet, welche Ihnen schaden könnten. Achten Sie also darauf, wem Sie Ihr Vertrauen schenken." Weilmann horchte hoch auf. Er war nie sehr eilig damit gewesen, jemand sein volles Vertrauen zu schenken. Bon seinem Treiben in letzter Zeit hatten durch ihn selbst überhaupt nur Reuser und dessen Tochter Kenntnis be kommen. Der alte Donner erhob sich, nachdem er seine Warnung mit gehöriger Betonung aus gesprochen hatte. Er machte einen Gang durch das Zimmer, seufzte und nahm wieder Platz. Alle diese Bewegungen waren Zeichen, daß er etwas zu sagen hatte, wofür ihm die Worte, wenigstens der richtige Ton des Ausdrucks fehlte. Dergleichen begegnete ihm nur, wenn er nicht zu verletzen, aber doch zurechtzuweisen be absichtigte. Dies war hinlänglich bekannt und auch Weilmann wußte davon. Desto gespannter war er daher, was nun kommen werde. „Machen wir keine unnützen Redensarten," begann der Oberst endlich wieder, „ich meine, Sie sollen schweigend anhören, was ich Ihnen zu sagen habe. Ich hätte Sie heute wahrlich nicht von der Seite der Braut fortgerissen, wenn mich nicht zwingende Gründe dazu ver anlaßt hätten. Eine angenehme Überraschung habe ich Ihnen dadurch nicht bereitet, aber ich beabsichtige zu verhindem, daß Sie von andrer Seite noch unangenehmer überrascht werden. Durch grundlose Anschuldigungen kann mitunter auch ein ehrlicher Mann irre gemacht werden. Sie haben bis gestern Schulden gehabt, diese jedoch nach Ihrer Rückkehr aus der Residenz getilgt. Ich kann mir leicht denken, wer Ihnen das möglich gemacht hat. Richten Sie sich so ein, jeden Augenblick den rechtlichen Erwerb der Mittel, durch welche jenes möglich geworden ist, nachzuwsisen. Weilmann war dieser Rede des allen, mit sichtlicher Verlegenheit kämpfenden Herr« ge folgt; bei den letzten Worten desselben machte er unwillkürlich eine heftige Bewegung. „Herr Oberst," begann der Leutnant nach einiger Sammlung, „ich hatte Schulden und habe dieselben nur deshalb gemacht, um meine Angehörigen, die dessen bedürftig waren, zu unterstützen. Nicht ein andrer hat diese Schulden für mich bezahlt, sondern ich habe die Mittel dazu durch Fleiß und ehrliche Arbeit verdient." Der alte Kanonendonner sah den Leutnant an. Der letzte war offenbar im Begriffe, noch mehr zu sagen, b uch jedoch plötzlich ab, als bekomme er einen gelinden Schreck. „Hallo," rief der Oberst, „ich habe der- gleichen schon geahnt; aber ich will davon auch nichts weiter wissen. Die Hauptsache ist für jetzt, daß Sie den rechtlichen Erwerb der Mittel, durch welche die Schulden gedeckt worden find, Nachweisen können; darauf allein wird es schließlich vielleicht aukommen." „Das kann ich, Herr Oberst," antwortete der Leutnant von Weilwann bestimmt, „obgleich es mir unlieb wäre, es tun zu müssen." „Ich kann nicht wissen, was nötig sein Wird," erwiderte der Oberst. „Aber nun noch eins, junger Freund. Sie haben sich kürzlich an einem Orte befunden, an welchem irgend etwas recht Schlimmes vorgekommen ist. Sagen wir — etwas Schlechtes, dessen man sich von Ihnen eigentlich nicht versehen kann. Dennoch ist kein andres Individuum vorhanden, auf welches sich der Verdacht werfen ließe. Dieser Fall und die bereits vorher angedeuteten Verleumdungen treffen nun unglücklicherweise zusammen. Wohin das führen kann, ist schwer zu sagen, läßt sich überhaupt auch wohl von niemand absehen. Sollte Ihnen jedoch in dieser Hin sicht etwas passieren, so verlieren Sie nicht den Kopf, stützen Sie sich vielmehr auf Ihr gutes Bewußtsein, um nebenbei daran zu denken, daß Sie gewarnt worden find und daß Ihr alter Oberst, so lange er von Ihrer Ehrenhaftigkeit überzeugt ist, Sie nicht im Stiche lassen wird, tollte Blitz und Donnerschlag aus den höchsten Regionen auf Sie herabfahren." Weilmann begriff natürlich kein Wort von der Rede des alten Henn, der trotz der guten Absicht, die er an den Tag legte, wieder eins bärbeißige Miene angenommen hatte. Er schien sprechen zu wollen, wußte aber wohl nicht, was er eigentlich sagen sollte, da er sich keine Frage erlauben durfte. Eine Versicherung, daß er nichts Böses begangen habe, erschien im Augen blick nicht angemessen, nebenbei auch noch über flüssig zu sein, denn der Oberst hielt sich offer - bar überzeugt davon. DR m (Fortsetzung folgt.)
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