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daß irekt ein- us- men äng nich lall bernehntt kleinen öll rts zu»! z später ll. s« ilslLAvV >orf, Nachf->e^ lla. feier ) heilig" Ottendorfer Zeitung. Vie »Ottendorfer Zeitung" erscheint vrenrtag, Donners tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich l Mark. Durch die Post bezogen 4,20 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Rioritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Annahm« von Ins««t«n bi» »»»mittag i« Uh». Inserate werden »tt w Pf fitr di» Spaltzetl« derechn« Tabellarisch« Satz nachf besonderem Laris Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Dkrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Gkrilla Nr. 44> Mittwoch, den 11. April 1906. 5. Jahrgang. Orrtlichrs und Sächsisches. Gttendorf-Dkrilla, den 40. April 490s — Wenn die Kunde kommt: Da« große Lo» ist raus! dann geht allemal ein gelindes Erschrecken durch die Reihen der Losinhaber. Obgleich man sich und allen anderen zu wieder holten Malen versicherte, daß man garnicht daran denke, das große Loos wirklich gewinnen zu wollen, so wächst doch tief drin in der Brust ein Pflänzlein ganz still und sacht, das sich Hoffnung nennt und oft zu dem Gedankengang verleitet, daß e« doch einmal „tappeln" könnte. Liest man aber dann in der Zeitung, daß der „große Wurf" gelungen da« große Los heraus ist, so weiß man schon totsicher, daß das Glück wieder einmal vorbeigegangen ist ohne anzu- klopfen, und wie vom Eishauch geknickt, ver welkt das Pflänzlein in der Brust mit einem Schlage. Anders die Glücklichen, welche sich im Besitz« der Nr. 97 222 befinden, die am Sonnabend mit dem höchsten Gewinne der sächsischen Lotterie gezogen wurde. Schöner noch, als es sich die phantasiebegabte Hoffnung ausmalen konnte, stellt sich nun die tatsächlich goldene Wirklichkeit dar. Alle Sorge und aller Kummer haben ein Ende und so mancher bis her versagter Wunsch kann nun seine Erfüllung finden. Die anderen aber, welche immer noch hoffen und harren, wenden ihre Blicke nun den übriggebliebenen Treffern zu, die ja auch noch ganz ansehnlich und begehrenswert sind. War's nicht der erste vielleicht wird'« einer von diesen! Lausa. Dit hiesige Schule, di- vor mehreren Jahren ein neues Heim bezogen, hat in Herrn Oberlehrer Köhler ihren ersten Direktor erhalten. Er wurde am 2. April durch Herrn Schulrat Dr. Lange in sein Amt tingewiesen. Dem feierlichen Akte wohnte Frau Prinzessin von Schönburg-Waldenburg auf Hermsdorf bei. Dre«den: Ein schwerer Einbruchsdiebstahl wurde am 6. d. M. in Bühlau in einem Restaurant verübt. Dem Diebe fielen mehrere Hundert Mark Geld in die Hände. — Der am Montag nor 14 Tagen an der Augustusbrück« gestrandete und alsdann auf Grund gegangene Frachtkahn ist in diesen Tagen seines Inhalts entleert und wird ver mutlich am Mittwoch oder Donnerstag mittels bereit« angebrachter Winden auf die Elbwiesen am rechten Ufer gezogen. Von der früher ge planten Sprengung des Kahnes ist Abstand genommen worden, da man dadurch eine zu große Sperrung der Fahrtrinne befürchtete Der Anprall des mit 260900 Stück Mauer ziegeln beladen gewesenen Kahne« an die Pfeiler der Brücke muß ein sehr heftiger ge wesen sein, denn der Kahn ist viermal ge brochen. - Zur Aussperrung in der Metallindustrie ist seit Montag wenig zu berichten, da der Stand der Angelegenheit sich gegenüber dem- jenigen am Schluffe der letzten Woche kaum verändert hat. Die Zahl der Ausgesperrten und freiwillig Streikenden wurde am Montag auf annähernd 18000 geschätzt. — Dem Ansuchen der Sozialdemokratie zur Maifeier von Schützenplatze am Teraffenufer entlang über die Albertbrücke bis zum Linckschen Pade im geschlossenen Zuge mit Musik ziehen iu wollen, ist die polizeiliche Genehmigung versagt worden. Dagegen wurde ein Marsch vom Schützenplatze über die Marienbrücke und durch mehrere Straßen nach dem genannten Etablissement in losen Gruppen ohne Musi erlaubt, Die Maifeier wird sich also in den selben Grenzen bewegen wie im Vorjahre. Dresden. Beim Spielen tödlich verunglückt ist im Turngarten in der Permoser Straße die elfjährige Maschinistentochter Margarete Franke. Ein großer Turntisch, der von einigen Gespie- nnnen de« Kindes im Uebermute umgcworfen wurde, begrub da« Mädchen unter sich und zer quetscht« e« vollständig. Radeburg. In dem Konkurs über das Vermögen der Besitzerin der hiesigen Stadt wauerei, Frau Friederike Amalie vcrw. Udluft, beträgt die TeilungSmaffe 50 Mk. 78 Pfg., wovon di- bevorrechtigten Forderungen nicht voll« tändig gedeckt werden, sodaß die nichtbevor rechtigten Forderungen leer ausgehen. Meißen. Infolge der Zitterkrankheit mußten die Osterprüfungen an der zweiten mittleren und einfachen Bürgerschule unterbleiben. — Ziemliches Aufsehen verursacht hier ein Fall, in dem am vorigen Sonnabend nach mittag bei einem hiesigen Zahnarzte der 17 fJahre alte Realgymuasiost Meyer, Sohn des Inspektors de« hiesigen Triebtschtalbahn- wfeS, in der Narkose gestorben ist. Die Leiche des Verstorbenen ist Montag vormittag poiizeilich aufgehoben und beschlagnahmt worden. Wie es heißt, soll die Narkose von einem Assistenten des bctr. Arzte«, der das StaatSexameu noch nicht gemacht hat, in dessen Abwesenheit vor genommen worden sein. Eine Genehmigung flerzu war beim Vater des verstorbenen minder- ährigen Meyer nicht eingeholt worden. Kamenz. Alarmsignale der Freiwilligen Feuerwehr, sowie das Anschlägen der Sturm flocke zeigten Sonnabend abend nach 8 Uhr n hiesiger Stadt einen Brand an. Im Nieder lagsgebäude der an der Bautzner Straße ge legenen Friedrich Müller'schen Ofensabrik war auf noch unaufgeklärte Weise Feuer ausgebrochen, welches rapid um sich griff und das massive Gebäude im Verlaufe einer Stunde in Asche legte. Pirna. Beim Bahnbau Copitz-Herrenleite verunglückte gestern Nachmittag der Arbeiter Ritschel aus dem benachbarten Mockethal da- vurch daß er beim Aufspringen auf einen im Gang befindlichen Bauzug mit einem Beine hängen blieb, wodurch er zu Falle kam, sodaß ihm von dem nachfolgenden Wagen da« Bein zerquetscht wurde. Großenhain. Eine recht eigenartige Ladung hatte ein Kalkreuther Geschirr, da» in den ge strigen Spälnachmittagsstunden vor Herrn Mechaniker Rothes Grundstück an hiesiger Jo- hanneS-Allee halt machte: ein Automobil. Der Anblick des mit einem geduldigen Schimmel bespannten Wagens nötigte unwillkürlich jedem «in leises Lächeln ab. Nur für den Automobil- besitzer und Führer war die Sache wenig lächerlich; sie hatten ihre Fahrt Dresden—Ber lin infolge eines erheblichen AutodesektS bei Kalkreuth unterbrechen müssen. Erst morgen früh kann der Chauffeur diese fortsetzen, während der Autobesitzer die Eisenbahn zur Erreichung seines Zieles benützte. Mühlberg, a. Elbe. Der mit 9000 Zentner Braunkohlen unterhalb des hiesigen Winterhafens total in Grund gegangene große Deckkahn des Schiffseigner Ed. Hering in Klein gießhübel (Sachsen) ist nunmehr glücklich ge hoben. Die überaus schwierigen Hebungs- arbeiten haben volle vier Wochen Zett in Anspruch genommen. Der stark demolierte Schiffskörper (die Ladung ist fortgeschwemmt) ist soweit abgedichtet worden, daß er nach einer Schiffswerft transportiert werden kann. Brand: lieber nette Eltern berichtet man von hier. In der Familie des Arbeiters K. starb ein achtjähriges Kind, dessen Leiche nach der Fricdhofshalle gebracht und eingesargt wurde. Am andern Morgen aber verließen die liebe vollen Eltern mit Sack und Pack den Ort, ohne sich weiter um das Schicksal der Leiche ihres Kindes zu kümmern Döbeln. Ein schreckliches Familiendrama hat sich am Montag vormittag »/«H Uhr hier auf der Ritterstraße ereignet. In dem Hause Ritterstraße 15, in dem sich früher die Car Schmidtsche Bnchhandlung befand, wohnte der frühere Hautmann Krenkel, der infolge eines Sturzes vor einigen Jahren etwas schwach sinnig geworden ist, mit Frau und 7 V, jährigen Töchterchen im S. Stockwerk. Am Montag vormittag warf er nun plötzlich, nachdem er verschiedenes getan hatte, was auf geistige Störung schließen läßt, plötzlich sein Kind aus der Wohnung auf die Straße hinab nud sprang selbst nach. Vater und Kind erlitten schreckliche Verletzungen und werden kaum am Leben erhalten werden können. Dem Kinde sind die Beine an mehreren Stellen zerschlagen auch hat eS einen Schädelbruch erlitten, der Mann ist innerlich schwer verletzt. Leipzig. Das für die diesjährige Maifeier der sozialdemokratischen Arbeiterschaft eingesetzte Komitee hatte beim hiesigen Polizeiamt für den 1. Mai um Genehmigung eines Zuges von einem öffentlichen Platze aus nach Stötteritz nachgesucht. Die hierzu erforderliche An- ammlung auf dem öffentlichen Platze, wie der Zug ist vom Polizeiamt jedoch nicht genehmigt worden, so daß der Ausmarsch nach Stötteritz ich ähnlich wie im vergangenem Jahre voll ziehen wird. Die Teilnehmer der am Vor nittag des 1. Mai (Dienstag) zu veran- 'taltenden K Versammlungen werden sich nach Schluß der Versammlung an einem vorher bestimmten Punkte treffen nnd dann gemeinsam m losen Gruppen nach dem Festorte pilgern Liebertwolkwitz. Bei dem Gewitter am Freitag traf ein Blitzstrahl das Gebäude des Herrn Schirrmeister und richtete erheblichen Schaden an, ohne zu zünden. Plauen. Bei dem Mordbrenner Thoß sitzen die beiden Kugeln noch im Körper. Er läßt sie nicht entfernen, was nach Ansicht der Aerzte eine Leichtigkeit wäre, und kann dazu auch nicht gezwungen werden. Die eine Kugel von der man annimmt, daß sie sich Thoß durch einen Schuß in den Mund selbst beigebracht, hat ihren Sitz hinter dem Ohr, die andere ist in di« Brust einzedrungen und sitzt im Rücken. Man nimmt an, daß Thoß zu feig ist, um sich einer Operation zu unterziehen. — Der zuletzt in Leipzig wohnhaft und tätig gewesene 22 jährige Schneidergehilfe Han- Simon, der mit einem hiesigen Mädchen ein Liebesverhältnis unterhielt, traf, mit einem ge ladenen Revolver bewaffnet, von Leipzig hier ein und erschoß sich in der Wohnung seiner Geliebten. Liebesgram und unbegründete Eifer, sucht sollen das Motiv zur Tat gewesen sein. Als Simon den Revolver auf sich anlegte be merkte er: „Dir tue ich nichts." Die Kugel traf Simon, der noch einen Bruder in Leipzig hat, in die rechte Schläfegegend und wirkte so fort tätlich. In dem Revolver befanden sich noch vier Kugeln. Aus der Woche. So unangenehm uns immer seit Wochen die Nennung de« Namens einer kleinen Stadt im Süden Spaniens war, heute können wir mal mit erleichtertem Herzen von der Marokko, konserenz sprechen, und wenn auch noch einige Wochen hingehen sollten mit Nachsitzungen und Redaktionsarbeiten, bis die Unterschrift der Be vollmächtigten erfolgen kann, so sind doch die eigentlichen Konferenzarbeiten zu Ende und die ersehnte Einigkeit ist hergestellt. Wenn man das deutsche Weißbuch liest, so erfährt man daraus so gut wie nichts. Auch im übrigen ist au« den amtlichen Berichten wenig heraus gesickert, woraus man sich rin auch nur an nähernd klares Bild des Verlaufs der Verhand lungen, de« Feilschens und Bietens hätte machen können. In Frankreich sagt man sich, daß die Konferenz überflüssig war, weil die Absichten Deutschlands sich auch durch Verhandlungen mit Frankreich hätten erreichen lassen. Deutschland dagegen findet seinen Vorteil darin, daß die Ausführung aller Beschlüsse nun unter der Kon trolle der Großmächte steht. Allerdings ist unter der Firma noch ein internationaler Ge neralinspektor der marokkanischen Polizei ge wissermaßen als Kontrolleur für die Franzosen geschaffen worden, aber dieser Generalinspeklor hat nur zu berichten und nicht« zu befehlen. Somit können wir denn hoffentlich für immer von der unleidigen Konferenz Abschied nehmen. — Auch die ungarische Frage wird uns nun mehr auf mehrere Monate ungeschoren lassen, denn das Ministerium Fejervary hat die Wahlen war nicht sehr loyal, aber für sich selbst sehr »equem bis auf den Herbst verschoben. — Die Wahlmännerwahlen für die Reichsduma haben mit einem vollen Erfolge der verfassungswilligen Demokratie geendet. Die Sozialdemokraten haben bekanntlich nicht gewählt. Wenn sie zu gleich mit den Konstitutionellen in die Duma eingetreten wären, so würden sie gegenüber den Reaktionären, die für den Fortbestand der heu- ngen Zustände schwärmen, mindestens eine stark« Minderheit gehabt haben. — Krefeld hat seine Tanzhusaren und die wackeren deutschen Helfer m Courrisres die kaiserliche Annerkennung für ihre aufopfernde Tätigkeit empfangen. Welch entsetzliche Verantwortung die Grubenverwaltung und die leitenden Ingenieure trifft, zeigen die nach zwanzig Tagen lebend zutage geförderten dreizehn Bergleute, denen am 24. Tage noch einer zugesügt werden konnte. Hätte die Gru- >enver«altung ein genaues Grubenbild gehabt und wäre überall sofort energisch an die Rettungs arbeiten gegangen worden sein, so hätten viel leicht Hunderte gerelüt werden können. So sagt man sich wahrscheinlich mit Recht vielleicht in Frankreich. In der Kammer wird e« Inter pellationen regnen und das Ministerium Sarrien wird einen schweren Stand haben. — Der König von England liebt es jetzt, die Rolle de« geheimnisvollen Reiseonkels zu spielen. Wer sich selbst Bedeutung beilegt, gelangt auch häufig zur Bedeutung. Man spricht von einer aber maligen Mittelmeer fahrt de« dicken alten Herrn, die ihn mit seinen Kollegen von Portngal, Spa nien, Italien und Griechenland zusammensühren würde und die ihn möglicherweise in Abazzia auch zu einem Zusammentreffen mit dem Kaiser Franz Joseph gelangen läßt. Der Braut de« Königs von Spanten hat er in froher Geber laune den Titel „Königl. Hoheit" verliehen, mit dem sie sich nun durchstümpern muß, bis ihr bei ihrer Vermählung die ganz vollklingend« Bezeichnung „Majestät" zufällt. Bei un« zu Lande geht es fast stille zu. Nach aufreizenden Reden im Reichstag« gingrn di« gefährdetsten Vorlagen, Kolonialamt, Flotte, Heeresetat, glatt durch und die Mitglieder de« Hause» sind nun nach daheim gereist, um im Kreise der Familie die bunten Ostereier zu verstecken. — Mehr als die parlamentarische Tätigkeit ruft eine schreckliche soziale Erscheinung da« öffentliche Grauen und Interesse wach. Wie rin Blutbach rieselt es durch das Land. Morde hier und Morde da und in den wenigsten Fällen gelingt die schnelle Festnehmung des Täter«. Werden die Zeiten roher, stachelt di« soziale Not zu den Greueltaten an? Wer vermag e« zu sagen? — In Amerika ein Riesenstreik von 500 000 Bergwerksarbeitern, dagegen kommen die in mehreren Gegenden Deutschlands au«gebrochenen kleineren Bergmannstreik« gar nicht in Betracht. Venezuela mag sich nun auch einrichten, die französische Flotte zu empfangen, nachdem Sarrien, der jetzt die Marokkosorgen los ist, mit Roose velt in ein volles Uebereinkommen getreten ist. 5000 Amerikaner und Engländer wollen sich von England aus demnächst auf gut eingerich teten Schiffen nach Venezuela begeben, um den Präsidenten Castro zu stürzen. Nordamerika verhält sich insofern neutral, als e« ihm nur das Betreten seine» Boden« untersagt hat. Woher diese modernen Flibustier das notwen dige Kleingeld haben und wer sie sind, darüber verlautet noch nichts. Sind e« Sport»männer, die eine lustige Vergnügungsfahrt erwarten, sind es Bravt, die nichts zu gewinnen und zu verlieren haben — und welches ist ihr Endziel? Wollen sie die Verwaltung des Lande» in Entreprise nehmen und au» ihrer Mitte einen Präsidenten mit Tantieme anstellen? Volle Beantwortung aller dieser Fragen müssen wir einstweilen achselzuckend zurückstellen. Haben sie Erfolg, so sind e» Helden, fehlt ihnen dieser, so stehen sie al» verabscheuungswürdigr Räuber da.