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von nunmehr nur noch die Strafanträge, die Pastor Ebeling gegen Geheimrat Professor Rietschel und Geheimen Rat Professor Wach gestellt wurden, — Der nachmittags 5 Uhr 52 Min. von Dr. Dr. Der 38 jährige Schneidermeister Schäfer aus Großröhrsdorf benutzte von Oberlichtenau die Omnibus-Fahrpost Königsbrück-Pulsnitz, Da dieselbe besetzt war, nahm Schäfer neben dem Zutscher Platz. Am Endziele — der hiesigen Post — angekommen, stürzte Genannter beim Absteigen vom Kutscherbocke so unglücklich auf sie Bordkante des Fußweges, daß er bewußtlos iegen blieb. Er hatte sich dabei am Kopfe eine unbedeutende, nicht blutende Wunde zu- zezogen und wurde' darauf von Mitgliedern )er SanitätSkolone in das hiesige Krankenhaus gebracht. Ohne jedoch Vas Bewußtsein wieder erlangt zu haben, ist der Beklagenswerte an den Folgen einer Gehirnerschütterung in der darauffolgenden Nacht verstorben. Schäfer war verheiratet aber kinderlos. Bautzent Infolge eines Gerüchtes, daß die geplante Hierherlegung eines Kavallerie- Regiments wieder fraglich geworden sei, ist der sächsische Kriegsminister Freiherr von Hausen um Auskunft in der Angelegenheit angegangen worden. Dieser erklärte jetzt, daß sich die Ab sichten der Militärverwaltung hinsichtlich der Garnisonierung eines Kavallerie-Regiments in Bautzen in keiner Weise geändert haben. Das Regiment soll am 1. Oktober 1910 in Bautzen aufgestellt werden. Zittau. Der Spar- und Vorschußverein der Zittauer Volksschullehrer hat beschlossen, die anläßlich der sich auf etwa 23000 Mark belaufenden Unterschlagungen seines Kassierers zugunsten des Verein» veranstaltete Sammlung abzulehnen unter besonderer Anerkennung des Wohlwollens, das den Verlustträgern durch die veranstaltete Sammlung entgegengebracht worden ist. Auch eine außerordentliche Beihilfe aus der Stadtkaffe, die von einer Seite angeregt worden war, wurde nicht gewünscht. Freiberg. Durch die Tageszeitungen geht eine Notiz, die sich unter anderem auch mit den für die studierenden Ausländer an der Königlichen Bergakademie notwendig werdenden Staatszuschüffen beschäftigt. In einer solchen Notiz heißt es: „Noch bedenklicher als bei der Forstakademie Tharandt war das Ergebnis bei der Bergakademie in Freiberg, auf der (Anfang des Studienjahres 1903/04) 180 deutsche und 252 nichtdeutsche Studierende gezählt wurden. Hier belief sich der Staatszuschuß für die ersteren auf 27000 Mark, also 150 Mark pro Kopf, für die letzteren aber auf 40000 M also auf 1ö9 M. 73 Pfg. pro Kopf." Diese« Exempel beruht auf grundfalschen Voraus setzungen, es ist ihm nach dem Freiberger An zeiger entgegenzuhalten, daß der Unterhaltungs auswand für die Bergakademie nicht wesentlich geringer werden würde, wollte man die Hoch schule den Ausländern ganz verschließen. Von den ausländischen Studierenden wird in Freiberg neben der doppelten Jnskriptionsgebühr eine Jahresgebühr von 200 M, erhoben. Letztere würde bei 252 nichtdeutschen Studierenden allein schon 50400 M. aus- machcn. Dieser Betrag ist aber tatsächlich nicht voll erreicht worden, weil wenigsten bis her die Beurlaubten von der Gebühr befreit waren. Aber immerhin wird der erforderliche Staatszuschuß durch diese Einnahmen erheblich gemindert, uud das ist nach der finanziellen Seite hin nur mit Freuden zu begrüßen. Im anderen Falle würde der Staatszuschuß, wie schon angedeutet, fast derselbe bleiben, und sich allein auf die deutschen Studierenden verteilen, wodurch der Zuschlag pro Kopf sich mehr als Eisenberg-Moritzburg. Der am ver- Angenen Donnerstag abgehaltene Vieh- und ^»ßmarkt wurde vom herrlichsten Wetter bc- . ^"stigt, sodaß ein Austrieb von 668 Pferden, ^5 Rindern und 529 Schweinen zu ver- war. Leider war trotz hervorragenden Materials der Verkauf nicht zufriedenstellend. . Pulsnitz. Einem bedauerlichen UnglückS- ist am Montag abend gegen halb 8 Uhr ver ein Menschenleben zum Opfer gefallen. verdoppeln müßte. Zudem wird an d" hiesigen Bergakademie die Qualifikation ein" sorgfältigen Prüfung unterworfen und es sind in neuester Zeit die Bestimmungen nach dieser Richtung hin bedeutend verschärft. Wenn man die Frequenz in der Finanzperiode 1901/02 sich vergegenwärtigt, so stellt sich heraus, daß bei einer erhöhten Besuchsziffer das nichtdeutsche Element abgenommen hat. Der Besuch ge staltete sich in den genannten Perioden wie folgt: Zu Beginn des Lehrjahres 1901/02 415 Studierende, und zwar 158 Deutsche, bez. 57 Sachsen und 257 Nichtdeuische, am Beginn des Lehrjahres 1903/04 432 Studierende, und zwar 180 Deutsche, darunter 87 Sachsen, und 252 Nichldeutsche. Oschatz. Im hiesigen Garnisonlazarett ist am Montag ein Rekrut aus Löbtau an den Folgen eines Schlags gestorben, den ihm ein Gefreiter mit einem Schemel auf den Kopf versetzt haben soll. Die Untersuchung ist ein geleitet worden. Die sterbliche Hülle des Un glücklichen, das Opfer eines Jähzornigen, wurde zur Beerdigung nach seinem Heimatort Löbtau überführt. Chemnitz. Zur Fußartillerie für den Bezirk Chemnitz war im Jahre 1896 der am 2. März 1874 in Stollberg geborene Schlaffer Bruno Max Thiel ausgehoben worden. Er befand sich damals auf der Wanderschaft und kam auch nach Luxemburg. Als die Zeit kam, da Thiel bei seinem Truppenteil einzutreffen hatte, blieb er aus. Wegen Fahnenflucht wurde er mit anderen Abwesenden zu 300 M Geldstrafe verurteilt. Am 31. Januar 1906 stellte sich Thiel in Magdeburg der Behörde. Nun wurde ihm der Prozeß von neuem ge macht. Wegen Fahnenflucht hatte er sich nun vor dem Kriegsgericht der 4. Division Nr. 40 in Chemnitz zu verantworten. Er bestritt, daß er die Absicht gehabt habe, sich dauernd dem gesetzlichen Dienst zu entziehen. Er sei in Luxemburg vor zehn Jahren von französischen Werbern gelegentlich eines Weinrausches für die französische Fremdenlegion geworben und dann zum Eintritt in diese auf grund der Unterschrift gepreßt worden, die er in sinnlos betrunkenem Zustande gegeben. In MadagaScar einer französischen Kolonie, habe er dann in französischen Diensten gestanden. Nach fünf Jahren habe er auf weitere fünf Jahre kapituliert, sei aber gegen Ende vorigen Jahres krank geworden, und da ihn die Sehnsucht nach der Heimat gepackt habe, sei er um seine Ent lassung eingekommen, die ihm auch bewilligt wurde. Das Kriegsgericht erachtete den An geklagten der Fahnenflucht schuldig und ver urteilte ihn unter Aufhebung des Urteils von 1897 zu 9 Monaten Gefängnis und Ver setzung in die zweite Klaffe des Soldatenstandes Leipzig. Prof. Arthur Nikisch legt sein Amt als Direktor der hiesigen Oper für 1. April nieder. Werden für diesen Entschluß auch die üblichen „Gesundheitsrücksichten", welche übrigens den berühmten Dirigenten nicht hindern, in Hamburg, Berlin rc. ganze Konzert ferien zu veranstalten, angegeben, so weiß hier doch alle Welt, daß die Entscheidung mehr auf finanziellem Gebiete liegt. Prof. Nikisch hat nicht den erhofften Gewinn in seiner Direktor stellung gefunden; weiter war auch eine starke Mißstimmung unter den Mitgliedern der Oper darüber zu spüren, daß die „Fran Direktorin" allzugroßen Einfluß auf dies und jenes übte, woraus dann allerlei Uebelstände entsprangen. Die Stägemannschen Erben haben infolge Rücktritts des Prof. Nikisch die Stadtgemeinde um Lösung des Theater-Pachtvertrages ersucht. Schauspieldirektor Volkner bewirbt sich um die Pacht. — Wie das Leipz. Tagebl, erfährt, hat die Kircheninspektion zu Leipzig den Strafantrag den sie seinerzeit wegen Beleidigung des Kirchenvorstandes der Nikolaiktrche gegen Pastor Ebeling gestellt hatte, im Interesse des kirch lichen Friedens zurückgezogen. Es schweben Berlin-Bitterfeld hier eintreffende Personenzug rst am Mittwoch bei der Einfahrt in den hiesigen Bayerischen Bahnhof nicht rechtzeitig zum Halten gekommen und dadurch etwas auf einen Leerzug gestoßen. Hierbei erlitt ein Reisender geringe Hautabschürfungen, während die übrigen Reisenden des Zuges, sowie zwei im Postwagen des Leerzuges befindliche Postbeamte nur einen tärkeren Stoß erhielten. — Der Vorstand der Vereinigung selb- tändiger Schuhmacher beschloß in Gemeinschaft mit dem Vorstand der Schuhmacherinnung an- äßlich der bedeutenden Verteuerung der Roh materialien eine Erhöhung der Preise für Maß- und Reparaturarbeiten. Der neue Tarif soll für sämtliche Leipziger Schuhmacher rindend sein. — Die über 1500 Bäckergehilfen Leipzig» beschlossen, in eine Lohnbewegung einzutreten, und den Meistern einen neuen Tarif zu unter breiten. — Im nahen Lindenthal wurde ein Gast wirt mit Strafe belegt, weil die von ihm ge führten Gläser mehr Inhalt hatten, als die Eichung angab. Crimmitschau. Der seit dem 23. v. M. unter Mitnahme größerer Geldbeträge und Hinterlassung bedeutender Schulden von hier flüchtige Kaufmann Uhlmann hat sich in Basel in der Schweiz der Behörde freiwillig gestellt. Zwickau. Für die Gewerbe- und Industrie ausstellung in Zwickau liegen schon zirka 550 Anmeldungen vor, und täglich gehen neue ein. Die Jndustriehaupthalle muß deshalb be reits um ca. 2000 Quadratmeter vergrößert werden. Die Stadt Zwickau beteiligt sich u- a. in gärtnerischer Beziehung mit einer Gartenanlage, die Radfahrvereine der Bezirke Zwickau, Werdau, Glauchau usw. bereiten ein großes Sportfest zur Ausstellung vor. Zwickau. Der Ausstand auf dem Werk Altgemeinde Bockwa wurde am Donnerstag be endet. Sämtliche Bergarbeiter sind wieder eingefahren. Damit ist die Ruhe auf sämtlichen Gruben des Zwickauer Reviers wieder her gestellt. Plauen i. V, Ein abschreckendes Bild sittlicher Verkommenheit zweier Schulmädchen entrollte die vor dem hiesigen Landgericht statt gefundene Verhandlung gegen das 14 Jahre alte Schulmädchen Lina Anna Rammler aus Rotschau und gegen das 14 Jahre alte Schul mädchen Linda Oertel aus Schneidenbach. Diese beiden Mädchen, von denen besonders die Rammler einen schlechten Ruf genießt, viel bettelt und als ein verlogenes, verkommenes Kind gilt, stahlen Ende Oktober und im November 1905 in Reichenbach wie die Raben. Außer Diebstählen machten sich die beiden Mädchen aber auch noch mehrere Male des Raubes schuldig. Sie fielen Kinder auf der Straße an und nahmen ihnen zur Be sorgung von Einkäufen etwa bei sich geführtes Geld ab. Trotz ihrer Jugend erhielten die beiden Mädchen infolge der großen Gemein gefährlichkeit ihres Treibens eine recht em pfindliche Strafe. Die Rammler wurde wegen vollendeten und versuchten Raubes und wegen Diebstahls zu einem Jahr Gefängnis und wegen Genußmittet - Entwendung zu sieben Wochen Hast, die Oertel wegen versuchten Raubes und Diebstahls zu sechs Monaten Gefängnis und wegen Genußmittelentwendung zu 20 Tagen Haft verurteilt. Oelsnitz i. V. Wie die Kgl. Amts hauptmannschaft OelSnitz festgestellt hat, be trug im Jahre 1905 der Versand von Sauer brunnen aus dem oberen Vogtlande (Brambach Mühlhausen, Sohl) gegen 300000 Flaschen. Von dieser ansehnlichen Waffermenge entfallen etwa 240000 Flaschen auf Brambach. — Wegen der mit dem Genüsse von Nigränin für die menschliche Gesundheit ver bundenen Gefahren hat da» sächsische Ministerum be» Innern durch eine neuerliche Verordnung bestimmt, daß Migränin — Migraenium — "ist in die Liste starkwirkender Arzneimittel ausgenommen werde und daher nur auf schriftliche, mit Datum und Unterschrift ver sehene Anweisung (Rezept) eines Arzte» als Heilmittel an das Publikum abgegeben werden darf. Dresden. Das größte Bauwerk, da» die Sladt Dresden ausführen wird, dürfte der neue städtische Schlacht- und Viehhof sein, dessen Bau baldigst in Angriff genommen werden A, Er wird auf dem Terrain des großen DstragehegeS erbaut. Von der Größe der An lage kann man sich ungefähr einen Begriff Machen, daß der Bau rund 15 Millionen kosten soll. Das Dresdner Rathaus kostet be kanntlich rund 8 Millionen Mark und der Umbau der AugustuSbrücke ist auf 5 V, Mill. Mark veranschlagt. Blasewitz. DieStaudingerscheSchmetterling- sawmlung, die einen Sammlerwert von zirka Million erreichen dürfte, soll für 300000 M. Erkauft werden, und es ist jetzt leider die Gefahr vorhanden, daß unser Sachsen diese *'vzig dastehende Sammlung, die 70- bis ^Ooo verschiedene Arten umfaßt, verlieren Mird. Der preußische Minister hat bereits Anordnungen getroffen, daß die Sammlung "ner sachverständigen Prüfung unterzogen «erden soll. Weinböhla. Der Auflösung verfallen ist am Sonnabend hier abgehaltene Volks- Mrsammlung in welcher der sozialdemokratische Kaltem Fritz Düvell-Dresden über „Zehn Ähre Dreiklasien - Wahlrecht in Sachsen" gerierte. Bekanntmachung. Wegen Reinigung der Amtüräume bleibt das Gemeindeamt Montag, den 12. Mär; 1906 vttviMvi'Ik-LlorULäore, am 9. März 1906. Der Gemeindevorstand. Oertliches und Sächsisches. Vttrndors.Vkrilla, den w- März MS — Maßnahmen zur Linderung der Fleisch teuerung sollen laut „Berliner Tageblatt" lat- lächlich getroffen werden. Ein Hamburger Schlächtermeister, der mit dem preußischen Landwirtschaftsminister von PodbielSki eine Unterredung hatte, erklärte in der Hamburger Schlächter-Innung, der Minister habe ihm mit- grteilt, es sei Aussicht vorhanden, daß in der nächsten Zeit Erleichterungen in der Schweineeinfuhr erfolgen werden. Auf Grund tines Bundesratsbeschlusses hat dem genannten Blatte zufolge der preußische Finanzminister verfügt, daß außer Schweinefleisch nun auch Schweinespeck zur Einführung aus Rußland jugelaffen wird- — Die Eispreise steigen bei dem Mangel > an Eis. In Berlin zum Beispiel hoben die Ei»werksbesitzer den Preis für ganz große Posten (1000 und mehr Zentner auf 1,30 bis 1,60 Mark pro Zentner festgesetzt und im Einzelverkauf soll der Zentner sogar 1,80 Mk. kosten. Nr. 31. Sonntag, den 11. Mär; 1906 5 Jahrgang O tten Druck und Verlag von Hermann Rühle in Oroß-Vkrilla. Mr die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Dkilla Annahme von Inseraten bi» vormittag ;« Uhr. Inserate werden mit w Pf für di« Spaltzetle berechnet Tabellarischer Satz nach besonderem Tarif Die .Vttendvrscr Zeitung" erscheint Dienstag, Donners- tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich t Mark. Durch die Post bezogen ,,20 Mark. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend.