Suche löschen...
Ottendorfer Zeitung : 23.03.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-03-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190603238
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19060323
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19060323
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-03
- Tag 1906-03-23
-
Monat
1906-03
-
Jahr
1906
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 23.03.1906
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
potttilcke Kunälckau. Lentschlamv. * Der Kaiser wird sich in diesem Jahre wieder nach Norwegen begeben. Gelegentlich seines Aufenthaltes in Bremen stellte der Monarch der Gattin des norwegischen Konsuls Gerdes seinen Besuch in sichere Ausficht. * Der Direktor im Bureau des Reichstags, Geheimer Regierungsrat Oskar Knack, ist am 17. d. abends in Berlin gestorben. * Nach dem vorläufigen Ergebnis der Volkszählung vom 1. Dezember 1905 beträgt die Einwohnerzahl des Deutschen Reiches 60 605183 Personen. "Der Senioren-Konvent des Reichstages einigte sich auf Vorschlag des Präsidenten Grafen von Ballestrem, die Oster- ferien am Freitag, dem 6. April,' beginnen zu lassen und am Dienstag, dem 24. April, die Arbeiten wieder aufzunehmen. Es bleiben dem nach noch 17 Sitzungstage vor Ostern. Die Hoffnung auf rechtzeitige Fertigstellung des Etats ist endgültig aufgegeben und der Reichs kanzler bereits hiervon benachrichtigt worden, so daß die Vorbereitung eines Notgesetzes schon im Werke sein dürste. "Die Kommission für die Feststellung der Diätenvorlage für den Reichstag ist mit ihrer Arbeit nunmehr fertig geworden; indessen ist die Vorlage bisher dem Bundesrat noch nicht zugegangen. * Statt der von der Reichstagskommisfion beschlossenen Kilometerzuschläge will die Regierung einen festen, nach Zonen abge stuften Fahrkartenstempel in Vorschlag bringen. "über die Petition der Akwa- Häuptlinge ist jetzt der schriftliche Bericht der Budgetkommisfion des Reichstags erschienen. * Eine Ablehnung der Tabak steuervorlage ist auch in der zweiten Lesung der Kommission sicher. * Dem Preuß. Abgeordnetenhause ist ein Gesetzentwurf zugegangen, durch den die Zahl der Landtagsabgeordneten von 433 auf 443 erhöht werden soll. Zu diesem Zwecke sollen einige große Wahlkreise geteilt werden, auch werden einige Vereinfachungen des Wahl verfahrens vorgeschlagen. An dem Drei klassenwahlsystem selbst wird nichts geändert. * Zahlreiche russische Familien, die Rußland wegen der dort herrschenden Wirren Verliesen und sich in BreSlau anfiedelten, er hielten Ausweisungs-Befehle zum 1. Juli d. * Zwischen dem Minister Dr. Schenkel und dem sozialdemokratischen Abg. Geck kam es in der badischen Kammer zu einem heftigen Zusammenstoß. Geck hatte verlangt, daß der Minister zur Ordnung gerufen werde und als dies nicht geschah, in überaus heftiger Weise die Ausführungen des Ministers unterbrochen. Österreich-Ungar«!. "Der leitende Ausschuß der un garischen Opposition hat gegen den Auflömngsbeschluß der Regierung Protest er hoben und versichert, er werde seine Tätigkeit innerhalb der Schranken des Gesetzes fortsetzen. Frankreich. * Clömenceau, der neue Minister des Innern, hat die Weisung erteilt, bei der Streik bewegung in Coumöres reguläre Truppen nicht heranzuziehen, vielmehr die Aufrecht erhaltung der Ordnung durch die Gendarmerie des Gebiets zu sichern, die durch die in nächster Nähe stationierten Gendarmeriebrigaden zu ver stärken sei. Die Gendarmerie soll in den Zechen gebäuden verborgen gehalten werden. England. "König Eduard hat seine spanische Reise endgültig aufgegeben. Er wird sich viel mehr in Marseille nach Griechenland ein- schiffen, um dann nach Italien zu fahren. Von Venedig aus soll die Rückkehr zu Lande er folgen. Der Weg ist noch nicht festgesetzt. * In einer Rede, die Lord Rothschild gegen die Verweigerung des Asylrechts ausländischen politischen Flüchtlingen gegenüber gehalten hat, behauptete er Beweise dafür zu haben, daß in England nicht aufgenommene russische Flüchtlinge sofort nach ihrer Rückkehr nach Rußland an der Grenze erschossen worden wären. Schweiz. *Der Bundesrat hat der Bundes versammlung eine Denkschrift über den Ent wurf einer neuen Militärordnung unter breitet, die eine jährliche Mehrausgabe von 3 200 000 Frank erheischt. Die Denkschrift be- tont, daß die neuen Opfer für das schweize rische Militärwesen das allerwenigste find, was für die Sicherheit des Landes getan werden müsse. Belgien. "Die Reformvorschläge der vom König der Belgier als Souverän des Kongo- staates ernannten Kommission wurden durch den Kabinettschef des Departements des Äußern des Kongostaates in Villefranche dem König überreicht. Gleichzeitig legte der Prinz de Ligne die Beschlüsse der Kongoregierung zur Abhilfe der aufgedecken Mißstände dem Monarchen zur Unterschrift vor. Spanien. * Fast alle deutschen, englischen und franzö sischen führenden Blätter bringen spaltenlange Berichte, daß in Algeciras — die Ver handlungen ins Stocken geraten find. Für den unbefangenen Beobachter ist es überhaupt un klar, waS eigentlich noch in einer Vollsitzung verhandelt werden soll. Man weiß, daß Deutsch land in keinem Falle ein weiteres Entgeg-n- kommen in der Polizeifraqe zeigen kann und weiß ebenso sicher, duß sich die neue franzö sische Regiemng in einer fürchterlichen Klemme befindet. Während ihr nämlich daran gelegen sein muß, die Marokko-Verhandlungen möglichst schnell zu Ende zu führen, soll sie zu gleicher Zeit ohne viel Zugeständnisse die Frage regeln, die der alten Regierung eine harte Nuß war. Friedensfreunde und Revancheschreier wollen in gleichem Maße durch den Aukg irg der Marokko- angcleoenheit befriedigt werden. Die französi schen Delegierten werden zufrieden sein, wenn sich die Tür des Sitzungssaales zum letzten Male hinter ihnen schließt. "DaS Kabinett Morst hat in der spanischen Kammer daS Sondergesetz gegen die „Vergehen gegen Vaterland und Heer* zwar durchgedrückt, doch ist es nicht ausgeschlossen, daß der Unwille, den das Gesetz in westen Kreisen, besonders bei der Presse erregt, zu einer Umbildung des Kabinetts führen wird. Rußland. "In Russisch-Polen sowie in den baltischen Provinzen dauert die Schreckens henschast deS PöbelS an. Die Unsicherheit nimmt seit einigen Tagen wieder bedenklich zu. In Finnland find neuerdings unter den russischen Einwanderern Haussuchungen und Verhaftungen vorgenommen worden. In einem Villenort in der Nähe von Wiborg entdeckte die Polizei eine geheime Druckerei, in der Proklamationen sowie zahlreiche Broschüren revolutionären Inhalts gedruckt wurden. Der Villenbefitzer und das Hauspersonal wurden verhaftet. * Der russische Marineleutnant Schmidt und drei Matrosen find am Montag in Otschakow erschossen worden. «frika. "Ein kürzlich in Tanger eingetroffener fanatischer Scheris hielt in der großen Moschee Predigten gegen die Christen und die fremden Gesandtschaften. Die marokkanischen Behörden, die auf diese Propaganda aufmerk sam wurden, befahlen dem Scheris, damit auf zuhöre«. Dies Verbot rief unter den Marokkanern eine solche Erregung hervor, daß sich der Gouverneur genötigt sah, den Befehl zurückzuziehen. Das find schlimme Zeichen für die Europäer! Java«. * Die japanische Eisenbahnverstaat lichungs-Vorlage hat das Abgeordneten- Haus in Tokio nach lebhafter Debatte mit 243 gegm 109 Stimmen unverändert angenommen. Man erwartet, daß auch die Vorlage betr. Ver staatlichung der Bahnlinie von Söul nach Fusan (auf Korea) angenommen wird. Die Kosten der Bahnverstaatlichung in Japan selbst werden auf etwa 500 Millionen Jen (gleich 1091,5 Mil lionen Mark) geschätzt. Der Finanzminister sprach die Zuversicht auS, daß der Ankauf der Bahnen ohne Störung des Geldmarktes sich in fünf Jahren werde durchführen lassen. Zus clem Keicksrage. Die ReichStagtagSfitzung vom 17. d. verlief nicht ohne interessante Zwischenfälle. Allerdings drehte sich die Debatte im wesentlichen um längst vergessene oder doch minder wichtige Dinge, wie um den 10 Jahre zurückliegenden Fall PeterS und die konfessionslosen S-yulen in Ostafrika. Die PeterS- debatte war so unerfreulich wie möglich. Es handelte sich nur um eine Auseinandersetzung zwischen dem Abg. Bebel (soz.) und dem Abg. Arendt (fteikons.) Auch um die Regierungsschulen erhob sich eine uner sprießliche Debatte, bis unter allgemeiner Heiterkeit der Abg. Singer (soz.) die Beschlußfähigkeit des Hauses anzweifelte. Da sein Zweifel vom Präsidium geteilt wurde, mußte die Sitzung abgebrochen werden. Unter Anwesenheit von etwa 20 Abgeordneten fand eine halbe Stunde später eine neue Sitzung statt, auf deren Tagesordnung der Punkt Regierungs schulen fehlte. So gelang es denn, dank dieses Verzicht-, den Etat in etwa 2 Stunden glücklich unter Dach und Fach zu bringen. Präsident Graf Ballestrem eröffnet die Sitzung am 19. d., indem er dem verstorbenen Bureaudirektor des Reichstags, Geheimen Regie- rungSrat Knack, einrn warm empfundenen Nachruf widmet. Das HauS ehrt daS Andenken an den Ver storbenen durch Erheben von den Sitzen. Der dritte Nachtrag zum Etat der Schutzgebiete und zum ReichShaushaltSetat wird in dritter Lesung endgültig angenommen. Bet der Beratung des vierten NachtragSetatS (30 600 000) für Südwestafrika fragt Abg. Ledebour (soz.) an, ob es wahr ist, daß Morenga sich auf englisches Gebiet geflüchtet habe. Dann wäre doch der Aufstand so gut wie zu Ende. Oberst v. Deimling entwirft zunächst ein Bild der taktischen Lage in Südwestasrika, da Stimmen laut geworden seien, die eS für wunder bar halten, daß wir unsre Truppen noch draußen halten. Redner meint, der Aufstand kann ent schieden als niedergeworfen gelten. Ich bin aber überzeugt, daß, wenn wir jetzt die Besatzung gegen die Herero schwächen, der Aufstand wieder zu vollen Flammen ewporlodern würde, und daß dann auch die Ovambo mit hineingezogen werden. Männer sind noch genug da und Gewehre auch. Im Süden des HottentottengedietS steht der Auf ruhr in Hellen Flammen. Der Führer der Auf ständischen dort ist Morenga. Diesen dürfen Sie sich nicht als gewöhnlichen Kaffernhäuptling vor stellen. Schon sein Außeres charakterisiert ihn. Er trägt einen eleganten englischen Reiteranzug, spricht holländisch und besitzt einen großen persönlichen Einfluß und zweifellose Führereigenschaften. ES ist ihm gelungen, als 1904 die Unruhen begannen, zunächst einen kleinen Anhang um sich zu sammeln. Mit diesem plünderte er als eine Art Rinaldo Rinaldini die umliegenden Farmen. An dem Leben der Eingeborenen hat er sich nie vergriffen. Auch sonst hat er Ähnlichkeiten mit Rinaldo Rinaldini. Einem deutschen Farmer, dem er sein Vieh abge trieben hatte, schenkte er 600 Mk., um sich davon ein Billett erster Kajüte nach Deutschland zu kaufen. Einem Hauptmann, dem er seine Pferde abgetrieben, schrieb er, er möge seine Pferde besser füttern, sonst wären sie für ihn <Morenga) nicht zu gebrauchen. Jetzt hält sich Morenga in den Oranje-Bergen auf, die ihm den denkbarsten Schutz bieten, da er im Rücken die englische Grenze hat. Die Hottentotten Wren jetzt unter Morenga ein wunderbares Leben. Während sie sonst von ihren Grobleuten auSgesaugt und. mißhandelt werden, haben sie jetzt Tabak, Branntwein und Beute in Hülle und Fülle. DaS einzige Mittel, um sie niederzuwerfen, ist der Weiterbau der Bahn Lü deritzbucht—Kubub nach KeetmannShoop, damit man dem Feinde an der Pelle bleiben kann. Es ist kein Mann zuviel in Afrika. Ich habe am eigenen Leibe die Unzulänglichkeit gespürt. Ich bin stets an Zahl unterlegen gewesen, obwohl ich alles zusammen- gekratzl habe, was zusammengckratzt werden konnte. Der Ausstand hat uns doch auch trotz der großen Opfer, die er uns gekostet, Vorteile gebracht, wenn auch mehr auf idealem Gebiete. Der Aufstand hat gezeigt, daß man in der deutschen Armee noch für seinen Kaiser zu sterben versteht. Der Ausstand bildet ferner eine ganz ausgezeichnete Schule des Krieges für unsere Armee. Nach einer Entgegnung des Abg. Ledebour (soz.) wird der vierte NachtragSetat in dritter Lesung endgültig angenommen. ES folgt die zweite Beratung des Etats für die Schutzgebiete für 1906. Die Beratung beginnt mit dem Etat des Schutzgebiets Kamerun. Auf Vorschlag des Präsidenten wird diese Beratung mit der deS Gesetzentwurfes betr. Bau der Eisen bahn Duala—Manengubaberge und der Petition der Akwaneger vereinigt. Abg. Erzberger (Zentr.) begründet die Re solution der Budgetkömmtssion, daß durch eine Ab änderung des SchutzgebietSgefetzes von 1900 daS Verordnungsrecht eingeengt und die Mitwirkung der Reich-gesetzgebung in der den Verhältnissen der Schutzgebiete entsprechenden Weise erweitert werde. Der Reichstag dürfe nicht lediglich eine Geld- bewilligungSmaschme für die Kolonien sein. Erbprinz zu Hohenlohe-Langenburg: Es ist selbstverständlich, daß eine so wichtige Fragt natürlich von den zuständigen Stellen einer gründ lichen und reiflichen Erwägung unterzogen werden wird. In unserem Kolonialrecht ist bisher noch alles im Zustande der Entwicklung gewesen, und eS ist sicher, daß eine Reihe von Rechtsfragen durch die Reichsgesetzxebung geregelt werden kann. Abg. Kopsch (fr. Vp.) stimmt der Resolution zu. Der jetzige Zustand sei völlige Rechtlosigkeit sowohl für die Schwarzen wie für die Weißen. In seiner Rechtfertigungsschrift widerlegt Herr v. Putt- kamer Sachen, die ihm niemand vorgeworfen hat. Erbprinz zu Hohenlohe-Langenburg bezieht sich auf seine früheren Erklärungen und auf die in der Kommission und bezeichnet das gegen die Akwa-Leute gefällte Urteil zu hart, das Verfahren als mangelhaft. Seine Befugnisse hat v. Puttkamer nicht überschritten, als er gegen die Häuptlinge Strafantrag stellte. Herr v. Puttkamer hat daS Uttetl nicht bestätigt, weil er sich als Partei fühlte und weil er die Strafen für zu hoch hielt. f Was die Angelegenheit mit der Kousine deS Herm v. Puitkamec betrifft, so ist ihm die Dame unten dem Namen v. Eckardtstein vorgestellt worden, und er harte keinen Grund, daS Gegenteil anzunehmen. Inzwischen ist ein Antrag der Sozialdemokraten eingegangen, die noch in Hast befindlichen Akwa- häuptfinge unverzüglich in Freiheit zu setzen. Abg. Arendt (steil.) tritt den Ausführungen der Petition der Akwa-Leute entgegen. Mir ist in Kamerun von Kaufleuten gesagt worden, daß der King Akwa ein durch Trunksucht völlig verkommener Mensch sei. Daß die Bestrafung der Akwa-Leut« erfolgte, war notwendig. Lediglich daS Strafmaß ist zu mißbilligen. Die Rückkehr v. Puttkamer- halte ich für aus das dringendste geboten, nicht au- Rücksicht auf die Persönlichkeit, sondern daraus, daß eS überaus bedenkrich ist, wenn sich in den Köpfen der Neger der Glaube festietzt, daß durch ihre Petition der oberste deutsche Beamte entfernt worden ist. Die Begründung der Resolution der Kommission durch den Abg. Erzberger würde cS nach meiner Ansicht wünschenswert erscheinen lassen, zwei Reichstage zu haben, einen nur für Kolonial sachen. Abg. Ablaß (freis. Vp.): Abg. Arendt hat eS versucht, eine Mohrenwäsche borzunehmen. Wäre v. Puttkamer nicht Ministcrsohn, so hätte er längst den Hals gebrochen. Nach einer Entgegnung deS Erbprinzen Hohen lohe und einem Anträge Stortz anstatt 431350 Mk- für Beamte in Kame.un nur 165 000 Mk. einzu fetzen, vertagt sich das Haus. . 4 ' ' Von !>lak unct fern Für die notleidende» Drutsche» Rotz' lawös. Die Sammlungen des HWausschusseS tür die notleidenden Deutschen Rußlands haben bis jetzt 501355 Mk. ergeben. Vertreter der prrntzrsche« Luftschiffe»- abtettung in Mailand. In Mailand ist ein Offizier von der preußischen Luftschifferabteiluns mit drei Unteroffizieren eingetroffen, um Vor kehrungen zu treffen für eine Ausstellung von Einrichtungen der deutschen Luftschiffskunst und von Telegraphie ohne Draht. Weitere preußische Offiziere und Soldaten werden noch erwartet. Diese werden während der Ausstellung hier bleiben und aeronautische Übungen vornehme». Brand einer Papierfabrik. Eine Feuersbrunst hat die Papierfabrik Felizienhütte bei Ruckers (Schlesien) völlig zerstört. Der Vravo entstand dadurch, daß ein Arbeiter mit einem Licht dem Papier zu nahe kam und dieses Feuer fing. Die Flammen verbreitete» sich so schnell, daß in kurzer Zeit die ganze Fabrik zerstört wurde. Die gesamten Papi«' Vorräte, die Fabrik- und Vorratsräume - sowie saft iämtliche Maschinen wurden vernichtet. Der fahrlässige Brandstifter, ein Böhme, ist verhaftet. . A Vie letrte R.ate. 8! Roman von Karl Schmeling. KorUcSuag.i „Genug, — übergenug davon!" rief nun der General, dunkelrot im Gesicht. In deinem ganzen Wollen liegt nur ein einziges Fünkchen Sinn, und dieser wird durch das Wort „Heirat" ausgedrückt. Vielleicht gelingt einer Frau, was sonst unmöglich zu sein scheint, nämlich dich zum verständigen Menschen zu machen. Steht dein Übergang zum Verwaltungsfache mit der Ab ficht dich zu vermählen in Verbindung, so würde auch ich ihn anders zu beurteilen ge neigt sein, vorausgesetzt, daß du nicht auch nach einer Richtung hin aus Irrwege geraten bist. Darf ich etwas Näheres über deine Abfichten in dieser Beziehung wissen?" „Gewiß, Papa!" erwiderte der Sohn etwas lebhafter wie blSher. „Meine AuSerwählte ist die Tochter des reichsten Mannes in Löhne, eines Fabrikbesitzers und Millionärs und zu- gleich daS schönste Mädchen im ganzen Lande." „Also jung, schön, reich —" sagte der General nachdenklich, indem er seinen Blick fest auf daS Gesicht deS Sohnes richtete, und fügte langsam hinzu: „Aber bürgerlichen Standes — wie?" „Das freilich wohl," antwortete Artur kleinlaut und zögernd. „Es ist der Mama auch nicht ganz recht — aber —" Der junge Mann brach ab. „Aber das schadet nicht!" vollendete der General den von jenem begonnenen Satz. „So willst du nämlich sagen. Run, m meinen Augen hat das auch wirklich nichts aus sich, und somit wären wir denn einverstanden. Doch die Familie, zu welcher Vater nnd Tochter zählen, hat jedenfalls einen Ramen. Wie lautet derselbe?" „Der Vater meiner Zukünftigen," sagte Artur mit einem Anfluge von Feuer, „ist der Fabrikherr und Kommerzienrat Neuser!" Der General bekam einen Ruck durch den ganzen Körper; überrascht sah er den Sohn an. „Hat denn der Kommerzienrat in Löhne zwei Töchter?" fragte er endlich gedehnt. „Behüte!" erwiederte der Sohn lebhaft. „Nur eine und sie ist die einzige Erbin seines ganzen Vermögens." Der General brach nun in ein Helles Lachen aus. Artur sah ihn erstaunt an und schüttelte den Kopf. „Dachte ich es doch!" begann der alte Herr heiter. „Nichts als Lustschlösser! Du leidest neben überschwenglicher Anmaßung jedenfalls an zu glühender Phantasie. Es find kaum zwei Stunden vergangen, seit der Leutnant von Weilmann, der, wie du wohl wissen wirst, in Löhne steht, hier war, um sich bei mir für den ihm bewilligten Heiratskonsens zu bedanken und seine Braut ist niemand anders als Fräu lein Neuser. Er hat dir also den Rang abge laufen und du kommst zu spät." „So!" meinte Artur stutzig, „er hat schon den Konsens? So schnell? Und ich wollte dich nebenbei ersuchen, die Erteilung desselben an Wellmann zu hintertreiben." „Und du glaubst wirklich," sagte der General mit gerunzelter Slim und drohend klingender Stimme, „ich würde auf deinen Wunsch eine Pflichtwidngkeit begehen?" „Aber, mein Gott, Papa, daS ist doch sehr natürlich!" entgegnete der Sohn pikiert. „Ein guter Vater hat doch auch die Pflicht, das Wohl seines Kindes zu fördern I" »Ich gebe eS auf, mit dir zu rechten," er- Hätte der General mit einem verächtlichen Ausdruck in seinen Zügen. „Dein neuester Plan ist also auch bereits inS Wasser gefallen; was nun weiter — ?" „Wo denkst du hin, Papa?" rief der junge Herr mit großer Aufgeblasenheit. „Ich bin doch nicht der Mann, der vor einem Leutnant von Weilmann die Flagge streicht, selbst wenn er den Konsens hat. Bis zur Hochzeit des Paares find noch drei Wochen Zett. Sie ge nügen einem gewandten und tätigen Manne vollkommen, der Sache die von ihm gewünschte Wendung zu geben. Ich darf mich auch schon deswegen nicht schlagen lassen, well ich hohe Wetten eingegangen bin, daß ich Fräulein Neuser zum Altar führen würde!" „Bleibe mir mit solchem Unsinn vom Halse!" rief der General aufbrausend. „Das sind frivole Narrheiten, die von vornherein jede Bürgschaft einer glücklichen Ehe zertrümmern." „Nan, wie dir beliebt, Papa!" erwiderte der pietätvolle Sohn, in seinen früheren Unter- Haltungston zurückverfallend. „Bleiben wir also bei meinem Plane. Der Leutnant von Well mann ist für mich kein unüberwindlicher, sondern ein nur zu leicht besiegbarer Gegner. Der Mensch hat gemeinen Umgang, niedrige Leidenschaften, ist handwerksmäßiger Schulden- mache: und steht bei allen Wucherern des kleine« Nestes, welches seine Garnison ist, hoch in der Kreide; er ist zugleich ehrlos, und verdiente, daß ihm die Uniform sofort vom Leibe gerissen würde. Dienstliche Befehle werden von ih« nur so wett befolgt, als er beobachtet werden kann. Er gehört zu den eifrigsten Blockade brechern —" Die Anschuldigungen, welche der junge Herr in schrankenloser Freiheit gegen einen iha nicht angenehmen Mann erhob, schienen M« wuchtige Keulenschläge aus das Haupt des Generals uiederzufallen. Im Grunde ward er dadurch wohl an das Verschwinden seiner sech^ tausend Taler erinnert, welche er über das »8 dem Sohne geführte Gespräch einige Zeit ver gessen haben mochte. Durften die Anschuldigungen Arturs M wahr genommen werden, so erschien auch der Verdacht gegen den Leutnant, daS Geld ent wendet zu haben, gerechtfertigt. Eine SchouE desselben war unter folchen Umständen nicht empfehlenswert; im Gegenteil, eine schnelle Verfolgung der Sach« nach dieser Richtung konnte nur dazu dienen, in kürzester Frist des auf so rätselhafte Weise verschwundenen G-ldss wieder habhaft zu werden. Dieser Gedanke mochte sich wohl zunächst bei dem General jetzt Geltung verschaffen. „Kannst du deine Behauptung auch be weisen ?" unterbrach er den Sohn mit groß^ Heftigkeit. „Kannst du auch di« Beweise, welche du dafür hast — beweisen?" „Du bist wirklich komisch, Papa," antwortete
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)