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Ottendorfer Zeitung : 21.03.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-03-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190603211
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19060321
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19060321
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-03
- Tag 1906-03-21
-
Monat
1906-03
-
Jahr
1906
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 21.03.1906
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Eine« Selbstmordversuch durch Er» schießen machte in der Ulanenkaserne zu Bam berg ein Ulan der 4. Eskadron. Schwer ver wundet wmde er ins Lazarett gebracht. Als Ursache zu dem Selbstmord weiden allgemein die Kränkungen bezeichnet, die der Soldat durch einen Unteroffizier zu erdulden hatte. Zwei Mädche« »ou einer eiustSrzende« Mauer erschlage«. In Althegenberg (Bayern) stürzte beim Abbruch eines Gebäudes die Mauer ein und erschlug zwei Mädchen im Mter von 12 und 15 Jahren. Eine Arbeiterin wurde schwer verletzt. Eigenartiger UrrglückSfall. Ju der Rollbahnfabrik von Eugen Liebrecht u. Komp, in Neckarau trug sich ein eigentümlicher Un glücksfall zu. Beim Hantieren an einer so- »enanntcn Kaltsäge kam der Eisenbahner Joseph Orth dem Blatt zu nahe, das ihm die linke Halsschlagader aufschnitt. Im nächsten Moment war der Mann eine Leiche. Verhaftung einer «auerufamilie. In Niederwalden-Wangen bei Göppingen ist die ganze Familie des Bauern Böhmler, Vater, Nulter, Sohn und zwei Töchter, unter dem Andacht verhaftet worden, den Tod einer dreißig Jahre alten geistesschwachen Dienst magd verursacht zu haben. Ein Arzt fand die Magd, die bei dem Bauern ohne Lohn diente, in einem schauderhaften Zustande, auf einem schmutzigen und von Würmern wimmelden Strohlager, vor. Der Körper der Bedauerns- Wetten war mit einer Schmutzkruste überzogen und über und über um Geschwüren bedeckt. Der Arzt ordnete die Überführung in das Krankenhaus zu Göppingen an, wo bald der Tod eintrat. Da das Mädchen angab, von den Bauersleuten mißhandelt worden zu sein, sich auch Spuren von Mißhandlungen zeigten, wurde die gerichtliche Sektion der Leiche vor genommen, deren Ergebnis derart war, daß die Verhaftung der Bauernfamilie erfolgte. Eine ««glaubliche Roheit. Vor kurzem ist ein Soldat der Metzer Garnison unter so eigenartigen Umständen verschwunden, daß ein Verbrechen angenommen wurde. Das Dunkel, das über der Tat bisher schwebte, scheint durch die Vernehmung der Verdächtigen an Ott und Stelle allmählich gehoben zu werden. Ein 16 jähriger Bursche hat nämlich bei der Ver nehmung kaltblütig gestanden, daß der Soldat, der wahrscheinlich in die Mosel gefallen oder gestoßen worden sei, von ihm bei dem Ver suche, durch Schwimmen das Ufer zu erreichen, mit Steinen geworfen worden fei, so daß der Soldat ertrinken mußte. Mit diesem jungen Burschen find noch einige andre Verdächtige verhaftet und schwer belastet. Die Leiche deS Ertrunkenen ist bis jetzt noch nicht aufgefunden Morden. Gefährlicher Deserteur. Der fahnen- ÜLchyge Soldat Lilges, der im Januar drei Nordanfälle an der französischen Grenze beging vud dann in Frankreich verhaftet wurde, ist in Novöant ausgeliefert worden. Die Gendarmerie übergab ihn einer Patrouille, die ihn in Militär- Vkreft abfühtte. Neuer Gr«be»bra«d i« Courri«res. 3n cen Gruben von Courriöres brach abermals M einer Tiefe von 300 Metern Feuer aus, das M Unterbrechung der Rettungsarbeiten zwang. Di- Rettungsmannschaften vermochten sich sämtlich in Sicherheit zu bringen. Das Ein- bringen von Luft wird durch Sperrvorrichtungen verhindert. Die unterbrochenen Rettungsarbeiten werden bald wieder ausgenommen werden. Im sanzen find bisher etwa 500 Leichen geborgen Morden. Die Ausdünstungen der Leichen be mühen die Gegend mü ansteckenden Krank» Veiten, besonders wird Ausbruch des Typhus befürchtet. Die Leichen werden deshalb nicht Mehr ausgestellt. Wenn sie nach 5 Minuten Mcht erkannt find, werden die Särge geschlossen. Es wurde beschlossen, täglich zwei Bestattungen vvzuhalten. Die Pariser Feuerwehr und die veutsche Rettungsmannschaft setzen ihre Tätig- '°li ununterbrochen fort. Je zwei Mann holen 'Mmer eine Leiche, deren Ausdünstung jedoch M schlimm ist, daß der Hintere Träger alle zehn Minuten abgelöst werden mutz. So braucht Ferdinand Freiligrath. Ferdinand Freiligrath, am 17. Juni 1810 in Detmold geboren, widmere sich zuerst dem Kauf mannsstande, entsagte dessen aber im Jahre 1839, weil seine „Gedichte" außerordentlichen Beifall ge funden hatten. 1842 erhielt Freiligrath vom König von Preußen ein Jabrgehalt, in dessen Genuß er sich nach St. Goar begab, wo er mit Emanuel Geibel ein heiteres, nur der Poesie gewidmetes Leben führte. Ein Wechsel in der politischen Gesinnung veranlaßte ihn, auf die königliche Pension zu ver zichten. Wegen seines politischen Radikalismus wurde er verfolgt und er vegab sich 1845 nach der Schweiz. Auch hier wurde er ausgewiesen und fiedelte 1846 nach London über, wo er Korrespon dent in einem Handelshaus wurde. Nach 1848 kehrte et nach Deutschland zurück und ließ sich in Düsseldorf nieder. Hier wurde er verhaftet und wegen MajestLtSbeleidigung angeklagt, aber frei- gesprochen. Nach längeren Irrfahrten wurde er im Mai 1851 als Orrsbürger in Düffeldorf ausge nommen. Als er in Köln abermals verhaftet werden sollte, flüchtete er zum zweiten Male nach London. 1868 kehrte er nach Deutschland zurück, um sich in Kannstatt bei Stuttgart niederzulaffen. Die herrlichen patriotischen Dichtungen des Jahres 1870 „Hurra, Germania", „Die Trompete von Gravelotte" zeigten ihn im Vollbesitz seiner Kräfte und ließen einen deutlichen Wechsel seiner An schauungen erkennen. Ferdinand Freiligrath starb am 18. März 1876 in Kannstatt. Unterschlagung von 7VOVV Mk. Der Stadtamtmann von Estavayer, Kanton Freiburg, Dumont, hat zum Nachteile eines Bankinstituts, des „Credit Agricole" 70000 Frank unter schlagen. Opfer des Unwetters. Bei dem letzten Unwetter find in Südholland über 150 Pacht- Höse überschwemmt und vernichtet worden. Die Eisenbahngleise find an vielen Stellen fort« geriffen; auf den Bahndämmen liegen Acker geräte, Tierleichen und Baumstämme umher. In den geschädigten Gemeinden find Hunderte von Menschen obdachlos. In Südholland allein wird der Schaden auf 50 Mill, berechnet. Gevickrskalle. Braunschweig. Das Kriegsgericht verurteilte den Umerosstzier Schlicht vom 92. Infanterie-Regi ment wegen Mißhandlung Untergebener in 67 Fällen man zwei Stunden, um eine Leiche ans Tages licht zu bringen. Die Unruhe steigert fich täglich. — Die Streikbewegung hat mehrere Nachbargruben ergriffen. JnS Lens forderten die Arbeiterführer zur Grube gehende Arbeiter zum Streik auf, fie fordern 8 Frank Tagelohn und 6 Stunden Arbeitszeit. Die Erregung ist groß. Das Arbeitersyndikat hielt eine Sitzung in Lens ab zur Beratung wegen eines Streiks der ganzen Gegend. — Die Unterstützungen laufen in großen Summen ein, durch Ver mittlung des deutschen Botschafters wurden vom Essener Zechenbefitzerverein 100 000 Mark über wiesen. und vorschriftswidriger Behandlung in 31 Fälle» zu 6 Monat Gefängnis und Degradation. Heidelberg. Ein Duellprozeß hat vor der Strafkammer seinen Abschluß gefunden. Die Straf kammer verurteilte den Studenten August Elsässer aus Mannheim wegen eines SäbelzwetkampfeS zu drei Monaten Festungshaft. Die Kartellträger er hielten je eine Woche Festungshaft. Der Geforderte iß gestorben. K berliner ^umor vor Genekt. Die Gurkenbowle. Vorsitzender des Schöffen gerichts: Sie sind der Rentier Bartsch und werden beschuldigt, den Diener Sch. mittelst einer Klopf peitsche mißhandelt zu haben. Als Zeugen find zur Stelle: der Mißhandelte, Lohndiener Sch. und die Ehefrau des Angeklagten. Herr Bartsch, wollen Sie fich mal Wer das, waS Ihnen die Anklage zur Last legt, ausführlich äußern? — Angekl. Bartsch: Sehr jern, Herr Rat. Die Anklage lejt mir zur Last, det ick mit die neunschwänzije Katze, womit meine Jatttn sonst bloß leere Hosen auskloppen dut, den Schmidt jehörij abjestoobt habe. Det iS richtij. Ick bestreite det jar nich, aber die Sache, wie ick dazu kam, hat eene längere Bewandtnis, und die muß ick Sie erzählen, bevor Sie mir verurteilen. Ick feierte meinen 60. JeburtSdag. Zujleich war et der erste Jeburtsdag, den ick sozusagen als Rentier ver lebte, denn een halbet Fahr vorher hatte ick mir von die Jeschäfte zurückjezogen. AuS diesem Jrunde sollte et eene besonders jediejene Feier werden, und et wurden außer die in sone Fälle üb liche Verwandtschaft ooch eenije frühere JeschäftS- sreunde injeladen. Det Dince hatte weine Jattin übernommen, während ick for die Jetränke sorjte. Ick beschloß, meine Jäst« wat janz llnjewöhnlichet, wat se noch nich jedrunken hatten, vorzusetzen und verfiel nach längeret Koppzerbrechen uff eene Jurken» bohle. Da ick mit die Herstellung nich zu Rande zu kommen fürchtete und außerdem an den festlichen Dage sowieso jemand zu 't Servieren brauchte, erließ ick een Inserat: Herrschaftlicher Lohn diener vor eenen Abend jesucht, der Jurkenbohle machen kann. Lohn 20 Mark und freie Station. — Den ersten, der sich meldete, nahm ick, weil ick be fürchtete, det keener mehr kommen würde, der in die Jeheimntffe der Jurkenbohle injeweiht wäre. Een Deltkateffenhändler bcsorjte mir eene Jurke, die bei jetzije Jahreszeit 11 Mark kostete, die andern Zu daten brachte Sch. selber mit, verbat fich aber, det ick bei die Herstellung von die Jurkenbohle dabei wäre, denn det wäre sein JeschäftSjeheimniS. Der Festabend kam 'ran. Sch. erschien in anje- messens Kleedasche und servierte eenen von Muttern jemachten ausjezeichneten Kalbsbraten mit Münchener Echtet. Zum Schluß kam die mit Spannung er wartete Jurkenbohle, von die ick vorher schon jeheimnisvolle Andeutungen jemacht hatte. Ihr An blick war een so unjewöhnlicher, det mir'n bißken unheimlich zumute wurde. Eene jraSjrüne dicke Tunke mit Fettoogen un jeschnittene Scheiben von die Jurke schwamm in die Terrine. Die Jläser wurden gefüllt und mein Nachbar Lehmann erhob fich, um meine Jeiundheet auszubringen, wobei be kanntlich die Jläser ausgedrunken werden müssen. Als det übliche Hoch jerufen worden war, erhob jeder sein Ilas und drank et aus — det heeßt, et versuchte et jeder, denn gelungen iS et nur dreie: Lehmann, weinen Neffen Maxe und mir. Die andern schluckten, würjten und setzten det JlaS mit schmerz verzogen« Fesichter wieder hin. „Donna und Doris," sachte Lehmann, indem er sich schüttelte wie een bejofsener Pudel, „von det Zeig'S drinke ick nich eenen Schluck wehr." — Mein Neffe Maxe saß een Weileken leichenblaß uff seinen Stuhl, dann wankte er schweijend nach'n Ausjuß in de Küche. Ick selber hatte del Jefühl, als ob ick jezuckerte Heringslauge jedrunken hätte. Als schließlich eenije Damen er klärten, ihnen wäre übel jeworden, ste müßten an de frische Lust — da jing ick in de Küche und hatte mit'n Diener die anjeklagte AuS'nandersetzung . . . Der Gerichtshof hielt 30 Mark Geldstrafe für eine ausreichende Sühne. ver Raubmörder Hennig gesteht! Die Reichshauvtstadt ist von einem drücken den Alp befreit. Raubmörder Hennig, der lang gesuchte, ist wirklich der in Stettin verhaftete Fahrraddieb. Noch wenige Wochen und der Fall Hennig hat nur noch Interesse für den Kriminal,orscher, für den dieser eigenartig^Ver- brecher, der über Leichen schritt und keine Scheu kannte, eine interessante Erscheinung bleiben wird, über sein Leben nach dem Verbrechen und insbesondere auch über seinen Stettiner Aufenthalt machte Hennig erschöpfende Angaben, wie der ,B. L.-A.' berichtet: Der Heirats schwindel, bei dem er mit zahlreichen Mädchen und Frauen aus den verschiedensten Stände« und Altersstufen in Verbindung getreten sei, habe ihn zwar über Wasser gehalten, aber eS sei doch nur ein trauriges Dasein gewesen. Auch der Pfandscheinschwindel, den er nach seiner Meinung mit großem Geschick ausgefühtt hat, sei wenig ertragreich gewesen. So hätte er am 2. Dezember in einer Kaschemme in der Linieustraße mü „nur 100 Mk." in der Tasche gesessen, M der ihm bekannte „Franz" und ein andrer Mann, dessen Namen er nie erfahren habe und der ihm auch später vollständig un bekannt geblieben sei, fich zu ihm gesetzt hätten. Auch ihnen sei es schlecht gegangen, und so hätten fie zu dreien überlegt, wie ste gemeinsam etwas „drehen" könnten. Schließlich hätten fie beschlossen, KautionSschwiudeleien auszuführen. Zuerst wollten fie inserieren, dann hätten fie aber das Inserat des Kellners August Giernoth gelesen. Hennig habe es übernommen, daS „Geschäft" mit Giernoth einzuleiten. Ein Mord sei rncht beabfichtigt gewesen; der Kellner sollte „nm" beraubt werden. Deshalb sei er (Hennig) am 3. Dezember zu Giernoth nach dessen Wohnung in der Andreasstraße gegangen und habe fich als Inspektor Reimann vorgestellt, der im Namen seiner „Schwester" käme, die zwischen Wannsee bezw. Glienicke und Pots dam ein Restaurant besitze und einen Zapfer suche, der 500 Mk. Kaution stellen könnte. Er habe sogleich bemerkt, daß Giernoth die Gegend nicht kannte. Nun habe er mit ihm verabredet, daß er ihn am 4. Dezember vormittags ab- hoten wolle. Mit dem „Franz" und dem „un bekannten" Komplicen sei er übereingekommeu, daß fie in demselben Zuge, aber in ver schiedenen Abteilen vom Bahnhof Friedrich straße nach Wannsee fahren, auf dem dortigen Bahnhof fich anscheinend zufällig wessen und dann die Beraubung im Glienicker Forst aus führen wollten. Er hätte dann den Giernoth am Morgen des 4. Dezember abgeholt und nach der Skalitzer Straße begleitet, wo Giernoths Tante ein Schank- oder Fleischer geschäft besitze und daS für die Kaution be stimmte Geld verwahrt habe. Von dort sei er mit Giernoth nach Wannsee gefahren, wo, wie verabredet, „Franz" und der Unbekannte hinzukamen und fich zu dem Gange nach dem ihnen angeblich gut bekannten Restaurant der „Schwester" anschloffen, das natürlich gar nicht existiert. In der Forst hätten alle drei dem Giernoth endlich den wahren Zweck der Fahrt klar gemacht, und dieser habe fich schließlich bereit erklärt, ihnen das „Geld" zu geben. Als jener aber nur ein Sparkassenbuch hervorholte, seien fie sehr unangenehm überrascht gewesen. Sie waren fich sofort klar geworden, daß Giernoth, wenn fie mit dem Buche davon führen, dieses sogleich telegraphisch sperren könne; deshalb hätten fie beschlossen, daß der „Unbekannte" bei Giernoth in der Forst bleiben sollte, während fie in Berlin das Sparkassenbuch versilbern würden. Er, Hennig, sei daraus mit „Franz" nach Bahnhof Wannsee gegangen, dann aber nicht wenig erstaunt gewesen, als der „Unbekannte" kurz vor Abgang des Zuges nachkam und ihnen erklärte, fie könnten jetzt ruhig nach Berlin fahren, denn er habe den Giernoth unschädlich gemacht. — Der Mord bube hat sich da ein hübsches Märchen zusammenßedichtet, das allerdings in ein Nichts zerflattern wird, wenn man den „Franz", Hennigs Genossen, verhaftet haben wird. „Franz" wird übrigens von Hennig des Raubanfalls auf den Kammerherrn von Zitzewitz bezichtet. Hennig ist von Stettin unter starker Be wachung nach dem GerchtsgefängniS zu Pots dam überführt worden. Auf allen Stationen, die der Zug berührte, hatten sich große Bien- schemnengen eiugesunden, die den „berühmten" Verbrecher einmal sehen wollten. Kuntes Allerlei. Ersas. Dame: „Ich möchte gern Brahms' Künstlerlrbm." — Sortimenter: „Das habeich leider nicht auf Lager; aber mit ganz etwas Ähnlichem könnt' ich dienen . — Dame: „Was Ähnliches wie Brahmö' Künstlerleben?" — Sortimenter: „Jawohl: Brehms Tier leben." gLuft. Bl.y Al ich selbst nichts habe. Überdies fleht mir übrigens nächstens ein bedeutender Verlust bevor " . „Man macht sonst in der Regel der Jugend den Vorwurf der Übereilung," sagte der junge vm mit leichtem SarkaSmus, „doch heul' Teint sie deine besondere Passion zu sein, Ich habe noch durch nichts angedeutet, M ich Geld haben möchte — besonders für Augenblick " „Ach fol" rief der General fich erinnernd, »du Haft ja auch noch etwas andres gefaselt ^7 natürlich die Sache auch schon mit der ^ama abgemacht. Es soll also wiederum um- Mtelt werden! Nun meinetwegen, wenn der Endreim nur lautet: Kosten werden dadurch ""hi verursacht." . „Vor der Hand allerdings nicht," erwiderte junge Mann; „später freilich dürfte der "«chiatz anders lauten." „Dann wende dich auch an eine andre Allste," der General ärgerlich. Ich gebe ein Geld mehr zu deiner Stellungswechselei dll. habe auch nichts dazu." - „Aber Papa," meinte Herr Artur sehr bi??' "d" doch sechstausend Taler liegen; ein Amen wir ja dazu verwenden, denn mit Kleinigkeit können wir diesmal nicht ins "Eid ziehen." v General stand vor Überraschung ganz zz " da. Er maß den Sohn mft den ^,AN, in denen sich etwas wie Furcht ab- „Junge," fuhr er endlich auf, „was weißt du von meinen Geldoerhättmssen? Wie kommst du dazu, von ihnen etwas zu wissen?" „Ereifere dich doch nicht, Papa," sagte der Sohn von oben herab. „Ich habe die Tat sache aus deinem eigenen Munde. Als ich neulich zum Besuch hier war, hast du dich in meiner Gegenwart zu Mama darüber aus gesprochen. Kannst du auf Ehrenwort ver sichern, nicht im Besitze einer solchen Summe zu sein?" Der General warf dem jungen Herrn einen merkwürdigen Seitenblick zu und machte einen heftigen Gang durch das Zimmer. Endlich blieb er muten im Gemache stehen, stemmte die Arme in die Setten und maß den Sohn mit einem aus Strenge und Verachtung gemischten Blicke von oben Lis unten. „Die Höhe der Summe setzt dich in Er staunen, Papa," suhr Artur, ohne fich ein- schüchtern zu lassen, nach kurzer Pause fort, „ich begreife dasl Um dich aber nicht länger im Zweifel zu lassen, bemerke ich, daß ich in sehr kurzer Zeit tm Besitze eines Gutes sein muß!" „Ach — so," meinte der General plötzlich abgekühlt, „zu dem Loche will der Fuchs hinaus ? Nun, so laß dir sagen, mein Lieber, daß du mein Gut, so lange ich lebe, nicht bekommst, und wenn ich sterbe — erst recht nicht! Was deine Berufung auf meine Ehre anbelangr, so verbitte ich mir eine solche für die Zukunft sehr ernstlich." „Geläufig gewordene Redensart, weiter nichts, Papa," erwiderte der junge Herr achsel zuckend. „Ich trage auch kein Verlangen nach deinem Bauerngütchen; es würde meinen Än- forderungen und späteren Verhältnissen doch nicht entsprechen. Ich muß eine herrschaftliche Besitzung haben, und zur Erwerbung einer solchen könnten vielleicht die sechstausend Taler recht gut angelegt werden. Da der Mann, welchem du dieselben zahlen willst, schon öfter Frist gewährt hat, so wird er hoffentlich auch noch —" „Nun tu mir den Gefallen," rief der General in endlich aufloderndem Zorne, „und höre von den sechstausend Talern auf. Ich werde überhaupt aus deinen Reden nicht klug. Willst du, daß ich dich noch weiter anhören soll, so erkläre kurz, was du eigentlich be absichtigst. Ich sehe zwar voraus, daß fich deine Pläne wieder ins Unendliche versteigern werden; doch sollst du wenigstens bei der Mama nicht Beschwerde deswegen führen, daß ich dich nicht hören will. Also was hat dein erfindungs reiches Hirn wieder ausgeheckl?" „Ich will zum Verwaltuugsfache übergehen," erklärte der Herr mit großem Selbstbewusstsein, eine reiche Heirat machen, ein Rittergut er werben, Kreishaupimann werden und —" „Warum nicht gleich Minister des Innern?" rief der General nun grimmig anflachend. „Eine Kleinigkeit mehr oder weniger macht dir ja gar nichts aus —" „So denke ich ebenfalls," erklärte der junge Herr gleichgülrig, „wenn mir nämlich die nöligen Mittel zur Eröffnung der Wege nicht vorevt- halien werden. Geld wird es freilich, wie ich beretts angedeutet habe, kosten!" „Ja, du Haft wirklich schon mit reichlichen Mitteln recht oft — nichts, oder besser, weniger alS nichts erreicht. Gott sei's geklagt!" sagte der General mit einem schweren Seufzer. „Du wärst schon längst Feldmarschall geworden, hätte man dich nicht als Leutnant wegen Ungehor sams und einiger andrer kleiner Sünden ver- abschiedet. Als späterer Studiosus lag dir das Rektorat der Universität bereits nahe und als Jurist das Präfidium eines Obergerichts. Nun ist auch das wieder zu Ende, und was kommen wird, mag der Himmel wissen. Neun Jahre hast du gebraucht, um deine glänzenden nega- lioen Ergebnisse zu erzielen. Das ist eine Zeit, in der andre junge Männer ihre Kräfte be währen und Karriere machen — Stellung ge winnen. EL ist noch ein Glück, daß du so viel Takt gehabt hast, dir einen Vater zu wählen, dessen Stellung nicht ganz ohne Bedeutung ist, sonst wärest du bis zur Verkommenheit herab gesunken. Plagt dich denn gar kein Schamge fühl in deinem Innern?" „Ich darf nicht nach der gewöhnlichen S^ablone beurteilt werden," erklärte der junge Herr zum ersten Male mit einem Anflug von Empfindlichkeit. „Meine Fähigkeiten stellen mich hoch über die Zahl der Durchschnitts menschen und erfordern eine besondere Behand lung meiner Person. Nur in dem für mich passenden Benrfe kann ich etwas leisten, und zwar großartiges — behaupte ich. Dieser Be ruf ist jetzt endlich entdeckt worden, und des halb —" DR» (Fortsetzung folgt.)
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