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Ottendorfer Zeitung : 07.03.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-03-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190603071
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19060307
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19060307
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-03
- Tag 1906-03-07
-
Monat
1906-03
-
Jahr
1906
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 07.03.1906
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Box einem plötzliche« Tode ereikt wurde in Stade der dort im Ruhestand lebende Oberst leutnant a. D. Hagedorn. Er hatte sich zur Bost begeben, um ein für seine Tochter be stimmtes Paket aulzugeben. A!S er am Schalter aus Abfertigung wartete, fiel er plötzlich tot zur Erde; ein Herzschlag hatte seinem Leben ein jüheS Ende bereitet. Der Verstorbene war ehe mals hannoverscher Offizier, trat später in öster reichische Dienste und nahm nach erfolgter Ver abschiedung seinen dauernden Wohnsitz in Stade. Seine Tochter ist mit dem Farmer Andries de Wet in Deutsch-Züdwestafrika verheiratet. Eine« sonderbaren Karnevalsscherz leistete sich ein junger Mann in Essen, der einen Nreismaskenball mitmachte und dabei den Lebensmüden markierte. Er wollte also seinem Leben durch Erhängen ein Ende machen, mußre sich aber wohl beim Abmsffen des Strickes verrechnet haben, denn er hatte sich wirklich aufgehängt. Umstehende, denen die veränderten Gefichtszüge des jungen Menschen auffielen, schnitten die Schnur durch, und der Gehängte fiel ohnmächtig zu Boden. Einen Augenblick später wäre es um ihn geschehen gewesen. Gi« «nanftzeklärter Raubmord. In der Nähe des Bahnhofes Großenbaum bei Düsseldorf fand man den 60 jährigen Rotten führer Breithoff, vom Zuge überfahren, als Leiche. Die Untersuchung ergab, dan Breithoff, der einen großen Geldbetrag bei sich führte, des gesamten Geldes beraubt worden und als dann, augenscheinlich ermordet, auf das Bahn gleis geschleppt worden war. Die Unter suchung wird eifrigst betrieben, um das Ver brechen aufzudecken. Der Spielerei mit dem Schießgewehr fiel in Zittau der zehnjährige Sohn eines Gärtners zum Opfer. Der Knabe wußte sich in Abwesenheit der Eltern einen von seinem Vater wohlverschlossenen Revolver anzueignen und spielte damit. Hierbei entlud sich die Waffe und das Geschoß drang dem Knaben in die Brust. Nach einigen Stunden ist er seinen Verletzungen erlegen. Totschlag. Von einem Maskenball heim kehrend, gerieten der Dachdecker Wollenweber und der Bergarbeiter Köhler in Witten in Streit. Hierbei schlug der Köhler den Wollen weber mit einem eisernen Spazierstock dermaßen Ms den Kopf, daß W. niederstürzte und nach einigen Mnuten verstarb. Der Mörder wurde verhaftet. Ei« reuiger Sünder. Kürzlich erhielten mehrere Geschäftsleute zu Marggrabowa aus Ramelow in Pommern einen Brief mit voller NamenSuntersLrift. Der Schreiber gesteht darin, daß er vor mehreren Jahren während seiner Lehrzeit bei Wagenbauer Sch. -ei den Adressaten verschiedene Diebstähle ausgeführt habe. Wie er weiter schreibt, beabsichtigt er demnächst als Missionar nach China zu gehen, will jedoch vorher sein Gewissen durch das Geständnis seiner Taten erleichtern. Bevor ihm von den Geschädigten vergeben sei, könne er seine Abficht nicht ausführen. Er bittet darum um Vergebung und erklärt sich zur Erstattung des verursachten Schadens mit Zins und Zinseszins bereit. Wie man hört, soll dem reuigen Sünder die Verantwortung vor dem Strafrichter erspart bleiben. Einige der Be stohlenen find bereits entschädigt worden. Der Roma« eine- Husaren- Wegen Fahnenflucht im Rückfalle in Verbindung mit andern Straftaten war der Husar Mertinat vom 1..Leibhusaren-Regiment in Danzig seitens des Kriegsgerichts im Juni 1903 zu insgesamt fünf Jahr Zuchthaus und den üblichen Nebenstrafen verurteilt worden. Der Angeklagte, der sich ursprünglich dem Lehrerstande hatte widmen vollen, daun aber beim Militär eingetreten war, war z» der wiederholten Fahnenflucht durch die Untreue seiner Braut, die ihm der eigene Later entfremdet hatte, veranlaßt wor« dm. Ei« abenteuerliches Leben hatte den Defektem nach verschiedenen Weltteilen, u. a. auch in die ftonzöstsche Fremdenlegion, gebracht, bis er nach jahrelanger Abwesenheft von seinem Schicksal ereilt wurde. Nachdem er jetzt über die Hälfte der Strafe verbüßt hat, ist ihm der Rest derselben im Gnadenwege erlassen worden. Wie Millie Jones fei« Geld ve diext. Eine engl. Zeitung erzühlt: Der kleine Willie hatte von seiner Mutter jeden Tag ein paar Pfennige für Süßigkeiten bekommen, aber eines Tages erklärte sie ihm, er wäre jetzt zu alt; solch große Jungen müßten fick ihr Geld selbst verdienen, wenn sie sich Süßigkeiten kaufen wollten. Willie war auf diese Eröffnung hin recht nachdenklich, aber bald schien er getröstet, und obwohl er von der Mutter nichts mehr be kam, standen seine Vermöaensverhältniffe besser denn je. Eines Tages steht die Mutter eine schreiende und bewundernde Kinderschaar um ihren Willie gedrängt, und liest an der Wand folgendes Schild: „Willie Jones ißt einen kleinen grünen Wurm für einen Pfennig, einen W, I »W «El»««IW- » Kaiserln-Wttwc von China. Die Kaiserin-Witwe von China iü schwer er krankt. Sie ist am 17. November 1834 geboren, war Mtregentin ihres Gemahls, des >875 verstor benen Kaisers Tsaischun und reaierte nach dessen Tode selbständig bis 4. Mär, 1889. Sie ist eine energische Gegnerin der Rcformbestrebungen in China. großen grünen Wurm für 15 Pf. einen kleinen Regenwurm für 25 Pf., einen großen Regen wurm für 30 Pf., eine kleine grüne Kröte für 80 Pf., eine große grüne Kröte für 1 Mk." Blutiger Streit. Bei einem Volksballe in V nedig geriet ein Zollwächter mit Bürgern in Streit. Nachdem der Streit scheinbar beigelegt war, eilte der Zollwächter in die Kaserne, holte eine geladene Muskete und begann dann blind lings auf die Menge loszufeuern. Zwei Leute wurden sofort gelötet, ein dritter tödlich ver wundet. Dann ließ sich der Zollwächter ver haften. Während eines orkanartige« Sturmes in einer der letzten'Nächte riß die Ankerkette des zwischen Haugesund und Bergen liegenden Dampfers „Thor"; der Dampfer strandete und sank. Es find ungefähr 30 Personen ertrunken und nur drei gerettet. Zusammenstoss zweier Militärzüge i« -er Maud-churri. In der Mandschurei stießen zwei Züge mit Militär und Waren in der Nähe der Station Matfiew zusammen. Sechzehn Wagen und beide Lokomotiven wurden beschädigt, ein Heizer und acht Kosaken getötet und vier verletzt. Außerdem wurden 43 Pferde verletzt. GericktskaUe. BreSla«. Ein hiesiger Fabrikbesitzer und besten Buchhalter hatten sich wegen Betruges bezw. Bei hilfe dazu vor der dritten Strafkammer zu ver antworten. Der erste Angeklagte fabriziert als Svezialität Wagenfett, besten wesentlichsten Bestand teil Harzöl bildet. Den Angeklagten wurde zur Last gelegt, im Jahre 1904 den Eisenbahnfiskus um mehr als 1200 Mk. dadurch geschädigt zu haben, daß sie beim Bahntransport das Harzöl als Säureharz deklarierten, das zu einem ermäßigten Spezialtartf befördert wird. Durch di« Vernehmung von Sachverständigen wurde aber festgestellt, daß diese Art der Deklaration all gemein üblich sei und daß den Angeklagten nicht vorgeworfen werden könne, daß fie fich einen Vrr- mögensvorteil hätten schaffen wollen. Sie wurden auf Grund dieses Gutachtens beide freigesprochen. Hirschberg. Der Feldwebel Tausendfreude vom hiesigen JLgerbataillon wurde vom Kriegsgericht der 9. Division wegen 17 Fällen von vorschrifts widriger Behandlung und einem Fall von Miß handlung zu 14 Tagen gelindem Arrest verurteilt. Der Angeklagte hat mehrfach schlechten Schützen an den Kopf geschlagen, einen Jäger vor die Brust gestoßen, daß er taumelte, bei einem Jäger mit dem Säbel nachgeholfrn, weil dieser beim Anzugnachsehen das Bein nicht hoch genug hob. M NeEEkwmsr vor GeviM- Mus indiskrete Festrede. Herr Hoppe, der im Kreise seiner Bekannten als ein sehr lebens lustiger Herr bekannt und beliebt war, faßte, als er dreimal genullt, d. h. das dreißigste Lebensjahr überschritten batte, den Entschluß, dem flotten Jung- gesellenlcben Valet zu sagen und sich einen eigenen Herd zu gründen. Emen V-rsuch dazu hatte er allerdings vor Jahren schon gemacht, indem er sich Verlobte. Da« Verlöbnis wurde aber rückgängig gemacht, weil Hoppe die Grenzen der BräutigamS- Treue zu weit gezogen haben sollte. Genaueres darüber wußten aber nur wenige vertraute Freunde. Bei der zweiten Verlobung ereignete sich jedoch ein Zwischenfall, der den Schleier dieses dunklen Geheimnisse? lüftete und sogar ein Nach spiel vor dem Schöffengericht zur Folge hatte. Vors.: Herr Hoppe, die Anklage legt Ihnen ein ganz unbegreifliches Vergehen zur Last. Sie sollen nämlich während der Feier Ihrer Verlobung Ihrem besten Freunde, dem Zeugen Lustig, zwei heftige Ohrfeigen gegeben haben. Wie kam es denn, daß Sie sich soweit vergaßen? — Angekl.: Del kam durch den bedauerlichen Mangel an Selbstbeherrschung, den der Zeuje bei die Jelejenheit wieder mal bewiesen hat. Der Mann iS sonst eene Seele von Mensch, aber wenn er wat jedrunken bat, denn quasselt er, det eenen die Haare zu Berje stehen können. Zu meine Verlobung konnte ick trotz dem nich umhin, ihn inzuladen. Mir ohnte ja dabei nischt Jutet, aber det et so schlimm kommen würde, hatte ick denn doch nich erwartet. Meine Schwiejereltern sind riefich jewiflenhafte Leute und meine damalijte Braut iS sehr eiferflchtich; ick mußte den dreien meine janze Verjangenheit auS- nanderpolken und sagte dabei ooch in jede Hinsicht die Wahrheet, bis uff meine erste Verlobung, die ick, um nich als Leichtfuß Zu jelten, verschwieg. — Mit zunehmenden Unbehagen sah ick, det Lustig bei oie Verlobung een JlaS Wein nachs andre drank und dabei natürlich fett wurde; und det H-rze stand mir Alle, wie er uffstand, um eenen Toast zu reden. Als wenn er sich vorjenommsn hätte, mir zu blamieren, zählte er alle Jugendsünden uff, die wir zusammen auSgefrefsen haben, und det is nich wenich. BerjebenS plinkt« ick ihm mit de Oogen zu und trat ihn untern Disch uff die Beene, während meine Braut abwechselnd rot und blaß wurde. Er jloobte in seinen Dusel, det sich die Anwesenden kolossal amüsierten, und quatschte weiter. Als er uff meine erste Verlobung zu sprechen kam, wandelte mir die Lust a», uffzuspringen und die Flucht zu erjreifen. In diesen Momang schrie nu meine Braut: „Det iS zu Ville!' und klappte zusammen wie een Taschenmesser, fie war ohnmächtig jeworden. Zwee Sekunden druff halte Lustig feine beeden jesefferten Backfeffen wech. Wie die VerlobunqSfeier endete, können Sie fich ja vor- stellm I — Dem Vorsitzenden gelang er, namentlich durch den Hinweis auf die erfreuliche Tatsache, daß aus Hoppe und seiner Braut ein glückliches Ehepaar geworden ist, die beiden Gegner zu versöhnen. Sie schloffen folgenden Vergleich: Hoppe trägi die Kosten, Lustig zieht den Strafantrag zurück. Lin Mann mit einer bewegten Vergangenheit. Eine Aufforderung zum Wettlauf für eine Distanz von 1000 Metern für 100 Pfund er regt jetzt in den englischen Sporlkreisen großes Interesse. Dieselbe geht von William JameS Partridge, einem achiundsünszigjährigen Manne aus, der in Australien und in den Vereinigten Staaten unter dem Spitznamen „Matrose Bill" allgemein bekannt ist und eine sehr be« Luise war durch die verstorbene Mutter ver- zärtelt worden. Nach ihrem Tode hatte der Vater seine Tochter etwas emanzipationslustig zu machen gesucht. Väter verderben Manieren und find in der Regel keine guten Erzieher einziger Töchter. Indessen wußte fich Luise in Schranken zu halten nn- war keineswegs vorlaut. Sie war überhaupt zu einer ver ständigen, einsichtsvollen Jungfrau herange- wachsen, waS besonders auch daraus hervor ging, daß fie trotz der ihr zu Gebote stehenden Nittel stets in einfacher Kleidung erschien. — „ES geht uns armen Sterblichen auf Schleichwegen meistens recht wunderlich," sagte der Kommerzienrat, während er es fich schmecken ließ. „Ich habe darin in jüngeren Jahren auch recht drollige Erfahrungen gemacht. Ein unsichtbarer Kobold läßt solche Gelegenheften nie vorüber, ohne seine Neckereien zu treiben und einen Strich durch die Rechnung zu machen. ES fährt für gewöhnlich wohl niemand ans Löhne erster Klasse und wir auch nicht. Heute wünschten wir jedoch allein zu bleiben — das heißt, keine Klatschblasen als Reisegefährten zu haben, und wählten die erste Klaffe. Sie taten dasselbe, wenn auch nicht ganz auS dem selben Grunde, und stürzten dadurch gerade in die Löwengrube." „Ich halte es nicht für ein Unglück, in die Gewalt der Löwen dieser Grube gefallen zu sein. Es hätte sch'immer kommen können.. Ich habe mir eben bereits ausgemalt, wie die Situation für mich jetzt sein möchte, wenn ich aus dieselbe Weise mit meinem gestrengen Herrn Obersten zusammengetroffen wäre." „Mit dem alten Kanonendonner ?" rief der Kommerzienrat laut auflachend. „Ja, daS wäre freilich ein andrer Kasus gewesen. Der hafte sicher mit dem gröbsten Geschütz gefeuert und dadurch womöglich den Zug auS den Schienen geworfen oder sonst allerlei Unheil angerichtet." „Sagen Sie das nicht, Herr Kommerzien rat," erwiderte mm der Leutnant. „Der Oberst Donner ist da, wo es fich nicht mn den eigent- lichen Dienst handelt, gegen Untergebene sehr nachsichtig. Er hätte vielleicht getan, als ob er mich nicht erkenne, mich wohl garmcht angesehen, jedoch einen Wink fallen lassen, daß er meine Gegenwart entbehren könne, um zu veran lassen, daß ich auf der nächsten Haltestelle ein andres CoupS aufsuchte, und damit wäre die Sache vorläufig zu Ende gewesen. Später würde er mir freilich einen Augenblick durch seine bekannte Blumensprache recht lästig ge fallen sein." „Wäre auch das Vernünftigste gewesen," meinte der Kommerzienrat, immer noch lachend. „Sie haben jedenfalls Verwandte in Berlin, Herr Leutnant?" „Durchaus nicht!" erklärte W-ilmann. „Also zum Vergnügen hmübergerutscht," meinte der Kommerzienrat. „Auch das nicht, mein Herr," erwiderte der Leutnant beklommen. „Ich war in Geschäften in Berlin —" „In Geschäften?" rief nun der Fabrikant hoch aufhorchend. „Alle Wetter, machen denn die Herren vom Militär jetzt auch schon Ge- skyäfte, und noch dazu außerhalb und ohne Urlaub?" „Bon einer Mehrheit kann hier nicht die Rede sein," erklärt« der Leutnant. Sie wissen wahrscheinlich, daß es jedem Offizier streng untersagt ist, durch Arbeit Geld zu erwerben. „Ich kenne das traurig« Dorurt«il," er widerte Herr Reuser brummig. „Sollten Sie etwa der Mann sein, demselben nicht zu huldi gen? Ich würde das nur lobenswert finden." „Ihre Anerkennung tut mir wohl, Herr Kommerzienrat," sagte der Leutnant. „Dir Notwendigkeit hat mich gezwungen, jenes Vor urteil abzuschütteln. Selbstverständlich kann ich wegen der Folgen der geltende« Ansicht nicht öffentlich entgegentreten; «S darf nur im ge heimen geschehen." „DaS begreift fich," erwiderte der Fabrikant, „aber auch daS findet schon meinen Beifall." „Ich mache Ihnen ein solche- Geständnis nicht ohne Ursache, mein Herr," fuhr der Leut nant ernst fort. „Sie haben mich auf einem Wege entdeckt, den der allgemeinen Annahme nach nm der Leichtsinn wandelt. Sie haben mich dennoch Ihrer Verschwiegenheit versichert, ich halte es daher für meine Pflicht, Ihnen den Beweis zu liefern, daß Sie keinem Unwürdigen Rücksicht und Vergünstigung z tteil werden lassen. Neben bei möchte ich Ihnen auch zeigen, wie sehr ich durch unsre heutige Begegnung in Ihre Hand gegeben bin, und welche Folgen für mich und meine Angehörigen daraus entstehen können, wenn Sie und Fräulein Reuser rücksichtslos gegen mich verfahren —" „Ho — ho!" rief der Fabrikant. „Das nimmt ja förmlich einen tragischen Schwung an. Aber schießen Sie nm los l Zur Vertrauens- wegte Vergangenheit hinter fich hat. Er verließ England mit seinen Eltern als vierjähriges Kind, als diese aus die Goldfelder von Ballarat Ms- wanderten. Fünf Jahre später starben sein Vater und seine Mutter und er befand sich allein auf der Welt. Er wurde Stalljunge, mit einem Wochenlohn von einer halben Krone (2V- Mk.), zog aber schon zwei Jahre später mit einer Expedition nach dem Innern, wo er auf einer Schaffarm Stellung fand. Die Farm wurde von den Buschkleppern überfallen und ausgeraubt und er selbst von diesen mitgeschleppt. Er geriet so in „schlechte Gesellschaft", wie er sagt, aus der er fich schließlich mit großer Lebensgefahr durch die Flucht rettete. Mittel los schlug er fich nach den Goldfeldern in Jounq in Neusüdwales durch, wo dis Ankunft von Chinesen zu argen Tumulten führte, wobei den Chinesen die Ohre» und Zöpfe abgeschnitten wurden. Die Dinge waren dort so arg, daß er wieder zum Wanberstabe griff und nach den Goldfeldern von Buckland zog, dis außerordent lich ergiebig waren. Es war dort nichts Un gewohntes, einen Goldgräber auf einem Pferde reitend zu sehen, dessen Hufeisen aus purem Golde angesertigt waren, und fich die Pfeife mit einer Banknote von 5 Pfund cmzuzüaden, gehörte zum guten Ton. Pairidge war so als Goldgräber 16 Jahre alt geworden, groß und stark, als er in Echuaka. Viktoria, eine Krankheit durchzumachen halte, die daS LoS aller Sterb- lichen ist. Er verliebte sich, verlobte fich und hätte geheiratet, wenn ihn die Auserwählte nicht über Bord geworfen und einem andern reichenGoldgräberdieHandgereichthätte. Ernahm fich das furchtbar zu Herzen, gab die Goldgräber« auf und verdang fich aus einem Segelschiffe als Matrose. Seine näcksts Erfahrung war, daß er in der Nähe des Kap Hom Schiffbruch erlitt. Er wurde aber mit der andern Mann schaft von einem vorüberkommenden Damvfer gerettet und kam an Bord desselben nach San F-sncisco. Von dort zog er, vom Goldfieber ersaßt, nach Sacramento, wo es ihm, vom Glück begünstigt, sehr gut ging. Er hörte aber, daß in Mexiko die Chancen noch besser seien und zog dahin. Sein LoS waren schlimme Erfahrungen. Die Dcmqui - Indianer, „die bösesten Menschen auf Erden", wie er sagt, wollten die Goldgräber nicht dulden und eS galt beständig einen Kampf auf Leben Md Tod. Ihm wurden zwei Pferde unter dem Leibe erfchoffen und als drei andre Gold gräber an einem Tage von den Indianern grausam abgeschlachtet wurden, dachte Partridge, es sei an der Zeit, seinen Wohnsitz zu ver ändern. Er zog über Paral nach dem Norden und besuchte Klondyke. Dann wurde er Trapper und verlegte fich auf dis Jagd im Hudson- Bai-Gebiet. Diese Beschäftigung sagte ihm sehr zu und die an die Hudson-Bai-Gesellschaft abgelieferten Felle brachten ihm mehr ein, wie die Goldgräber« in Klondyke. Mit einem tüchtigen Siück Geld kehrte er aus der Wildnis in die zivilisierte Welt zurück, wo er sein Geld aber bald los wurde. Er verdräng fich auf einen kanadischen Viehtrankportdamvw, fuhr nach England und von da wieder als Malrose nach Australien. Dort duldete es ihn auch nicht lange Md über Kapstadt begab er fich nach der Westküste von Afrika, wo er in den Urwald ging und Kautschuk von den Ein geborenen einhandelte. Dies erwies fich als eines der einträglichsten Geschäfte, daS er je betrieben. Als die britische Expedition nach Aschanti ging, gab er das Geschäft auf Md machte den Feldzug als Freiwilliger mit. Dann trieb es ihn wieder zurück nach Australien. MU Haue und Schaufel zog er als Prospektor aus und entdeckte in Queensland eine Goldmine, die er schließlich an ein englisches Syndikat für 35 000 Pfund verkaufte, womit er fich in seine alte Heimat -mückzog. » ! Kuntes Allerlei. Grun»! 1. Berliner: „Deutschland sollte in der Polizeifrage selbstbewußter auftreten k" — 2. Berliner: „DaS kommt schon noch . . . laß nur erst den Mörder Hennig eingefangen sein." (,?ugend-.> Person eigne ich mich ganz besonders, das hat schon mancher Mensch erfahren. Einen Offizier hatte ich freilich noch nicht in meinem Beichtstuhl." „Ich kenne Ihren ehrenwerten Charakter Md Ihren Ruf," erwiderte der Leutnant. „Um Verzeihung wegen meiner Dreistigkeit, Ihnen mein Vertrauen aufzudrängeu, will ich deshalb auch nicht weiter bitten. Mein Vater ist pen sionierter StsbSosfizier Md hat nur ein ge ringes Einkommen. Meine Eltern haben sechs Söhne, die alle in der Armee dienen. Wir haben eben sämtlich Soldatendlut in den Adern. Erst zwei von den Brüdern haben jetzt ei« Einkommen, welches zu ihrer Erhaltung hin reicht. Ich bin der dritte in der Reihenfolge der Brüder. An «nS dreien hat fich daS geringe Einkommen der Eltern erschöpft — und doch mußte auch noch den drei jüngsten Brüdern fort geholfen werden. Ich fühlte den Drang, E tern und Brüder zu unterstützen. Ich tat es, indem ich meinen Kredit anfpannte Md Schulden machte, die ich durch Sparsamkeit zu tilgen dachte. Es war ein falscher Weg, der mich selbst dem Untergange nahe brachte. Durch flüchtige Bekanntschaft mit einem Berliner Kameraden erhielt ich vor Jahresfrist einen Wink, dem ich zu folgen beschloß und auch folgte. Ich begann zu arbeiten, ward meine Arbeit los, konnte anfangen meine Schulde« abzutragen und meinen Eltern wie meinen jüngeren Brüdern regelmäßige Unterstützungen -»fließen lassen." D» r ^Fortsetzung folgt.)
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