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^on I^ak und fern. Seir zwei Woche« spurlos per- schw«»de« ist ein junges Mädchen aus dem Dorfe Falkenhagen (Osthavelland). Die Ver mißte, die 18jährige Bertha Krüger, Tochter eines Eigentümers in Wansdorf, stand bei einem bäuerlichen Besitzer zu Falkentzagen in Dienst. Am 4. d. wollte sie an einer Festlichkeit in Wansdorf teilnehmen und hat sich auf den Weg dorthin begeben, der durch einen dichten Wald führt. Seitdem hat sie kein Lebenszeichen mehr von sich gegeben. Man hat in dem aus gedehnten Wald bereits Nachforschungen ange stellt; sie waren aber bisher ohne Ergebnis. Sems Geliebte erschösse«. In Crosta bei Bautzen erschoß ein galizischer Arbeiter seine Geliebte, um sich ihrer zu entledigen. Der Mörder wurde verhaftet. Jugendliche Abenteurer. Ein Mechaniker- lehrlmg aus der Aachener Gegend hatte durch das Lesen von Jndianergeschichten große Lust bekommen, nach den Jagdgefilden der Sioux- Indianer auszuwandern. Kurz entschlossen entwendete er seinem Vater ein Sparkassenbuch über 800 Mk., erhob davon 400 Mk. und reiste nun vorläufig nach Köln. Hier suchte er einen gleichaltrigen Freund auf, den er veranlaßte, mir ihm nach Hamburg zu fahren, von wo sie sich beide dann auf einem Schiffe „hinüber arbeiten" wollten. Auf der Eisenbahnfahrt von Köln nach Hamburg gab der Lehrling seinem Freunde ein Buch zum Lesen, in das er drei Hundertmarkscheine gelegt, aber vergessen hatte, sie wieder herauszunehmen. Der Freund nahm die Scheine an sich und gab dann das Buch zurück. Bei der Ankunft der beiden „Aus wanderer" auf dem Hannoverschen Bahnhof in Hamburg fielen sie durch ihr unschlüssiges Ver halten dem dort postierten Kriminalbeamten auf, der sie einem Verhör unterzog. Durch Kreuz- und Querfragen in die Enge getrieben, teilten ste dem Beamten ihren Plan mit. Die jugend- lichen Abenteurer wurden nun festgenommen und in ihre Heimat zurückbefördert. Insgesamt wurden bei den beiden noch 350 Mark vor gefunden. Sm Theater abgebrannt. Das Sommer theater in Liegnitz ist vollständig niedergebrannt. Ei« selieves Mundstück brachte eine Schülerin in Ottmacyau (Schlesien) mit zur Schule — nämlich einen Mammutzahn. Die Nachforschung ergab, daß er und noch mehrere solcher Zähne sowie eine Anzahl Knochen in einem durch Kies verschütteten alten Flußlaufe der Glatzer Neiße beim Kiesschachten gesunden worden war. Ein Bergen der übrigen Fund- Kücke war nicht möglich, da dieselben bereits Wit dem Kies, der als Schüttung für die Eisenbahn dienen soll, verfrachtet waren. Im Walde überfallen. Im Walde Zwilchen Schönstadt und Bracht wurde bei ein brechender Dunkelheit ein von semem Bestell- gange zurücktthrender Landbriesträger von zwei Strolchen angefallen. Einer von ihnen führte mit dem Messer einen Stoß nach der Brust des Briefträgers; das Mester prallte aber an der Hosenträgerschnalle ab. Dem überfallenen gelang es, fich durch die Flucht zu retten. Raubmord ««ter Tage. 80 Schritt unter dem Erdboden wurde der Bergmann volar auf dem Grubenstollen Hayingen bei Straßburg (Elsaß) von zwei Kroaten ermoroet und um Uhr und 300 Mark beraubt. Der Kroate Radosewitsch wurde verhaftet; sein Ge wisse mit dem Raub ist flüchtig. Brand eines Hotels in Interlaken. Das große Hotel Viktoria in Interlaken geriet Mittwoch früh in Brand. Der neu erbaute gliche Teil deS Gebäudes ist zerstört. Das muer sprang auch auf den Mittelbau über. ^0» Mobiliar ist nur wenig gerettet. DaS Hotel hatte keinen Winterbetrieb, sondern es Wohnten darin nur einige Bedienstete. Es ge- Ml einer Aktiengesellschaft, die ein Kapital von i /- Millionen Frank besitzt. , Ei« dummer Verbrecher. Der Tabak- Mikant Heinrich Parenzau aus Triest wurde Ner Tage bei der Verzehrungssteuerlinie! "üchft Opcina verhaftet, weil er fich weigerte, l die Zollgebühr zu entrichten. Bei der Durch suchung einer Ledertasche, die er bei fich trug, fand man Preziosen im Werte von mehreren tausend Kronen. Bei der in seiner Wohnung vorgenommenen Durchsuchung wurde gleichfalls eine Menge Juwelen entdeckt. Es besteht der Verdacht, daß Parenzau ein Mitglied jener Einbrecherbande ist, die seit Monaten in Triest eine Unzahl von Einbrüchen verübt. Mit einer BlertelmMio« Schulden flüchtig geworden ist der Chef der Wiener EdelsteiN'Kommisfionsfirma Hermann Mayer. Er steht im Verdachte, große Betrügereien ver übt zu haben. Bisher haben fich vier Ge schädigte gemeldet, die Mayer Schmuckgegsn- stände im Werte von 160 000 Kronen anver- aufgebrochen, aber es ist wenig Hoffnung vor handen, Colsmann noch lebend zu finden. Wieder eine H malayu-Expedttio«. Die bekannte englische Hochtouristin Fanny Bullock- Workman, die bereits vor zwei Jahren im Himalaya gewesen ist, bereitet jetzt wiederum eine Expedition vor und hat zu diesem Behufs in Courmayeur bei Turin einige Montblanc- Führer angeworben. Sie gedenkt diesmal in die westlichen Teile des großen Gebirgszuges einzudringen. Schreckevsszene« bei einer Hinrichtung. Die vor einigen Tagen in Londou eingetroffene australische Post bringt E-nzelheiten über Schrecksnslzenen bei einer dreifachen Hinrichtung in Fremamle (West-Australien). Ein jüdischer E » <5^7 » - -NAL'. « 1 -» 70- Unsre Verluste in Südwest - Afrika find viel fach Gegenstand aller möglichen Erörterungen ge wesen. Teilweise sind sie überschätzt, vielfach aber auch unterschätzt worden. Den besten Uverblick ge winnt man, wenn man die Verlust,ahlen mit denen der Kriege von 1864, 1866, 1870/71 vergleicht. Im Kriege gegen Dänemark stellte sich der Gesamt verlust an Gefallenen, Vermißten, an Wunden Ge storbenen, an Verwundeten und an Krankheit Ge> storbenen bei einer Kopsstärke der Armee von 61 SOO im ganzen auf 3l84 Personen. Im Kriege gegen Österreich betruq der G-samtvcrlust bei einer HeereS- stärke von 326000 23 210 Personen, im Kriege 1870/71 bei einer Gesamtstärke von 936 915 131725 Personen. In Deutsch - Südwestatrika betrug der Verlust bis -um 26. Januar 1906 bei einer Kopf stärke von 14 537 1999 Personen. In Prozenten ausgedrückt verloren wir im dänischen Kriege 5 2, im österreichischen 7.1, im französischen 14 05 und in Südwestasrika 13,7. traut hatten. Außerdem ist bekannt, daß der Flüchtige bedeutende Warenschulden hinterlassen hat. Mayer gab vor, geschäftlich nach Berlin reisen zu müssen. Die Jahae der sr««zöstschsn Fromde«- legiou hat die ihr schon längst versprochene Auszeichnung erlangt. Sie wird fortan die Abzeichen der Ehrenlegion tragen, wie der von dem Kriegsminister Etienne dem Präsidenten der Republick unterbreitete Bericht sagt, „zur Belohnung der zahlreichen Waffentaten, weiche die Fremdenlegion überall ausgesührt hat, wo Frankreich das Banner der Republik aufpflanzte, in Tonking, wie in Dahomey, in Madagaskar Wie im algerischen Süden, und zur Anerkennung der Treue, des Mutes und der Selbstverleug nung, die eine immer auf dem Kriegsfüße stehende Truppe dem Vaterlande bei der Ver teidigung seines Kolonialgebietes beweist." Sine «eue Überquerung des Kanal- zwischen Frankreich und England plant der be- kannte französische Luftschiffer Jacques Faures. Er trifft zurzeit in London die Vorbereitungen zur Fahrt, an der fich noch DK. Broet beteiligen wird. Faures' Ballon „Vendee" mißt 1800 Kubikmeter. Ein Revolverheld. In Bordeaux wurde ein Mann verhaftet, der ohne jeden Anlaß einen Revolver auf eine Gruppe von Soldaten abseuerte. Der Mann erklärte, er habe ge schossen, weil er die Uniform hasse. In einer Lawine vsranglückt ist im Ober- engadin (Schweiz) Montag ein deutscher Skifahrer Hermann Colsmann, ein Fabrikant aus Langen berg bei Barmen. Ein Freund des Verunglückten konnte fich retten. Rettungsmannschaften find Kaufmann, Mark Leibglid, früher in London, war in einem Oct Broome an Bord eines Perlen fischers gelocki worden unter dem Vorwande, daß ein« große kostbare Perle zu verkaufen sei. Er hatte infolgedessen recht viel Geld mit genommen. An Bord des Perlenfischers wurde Leibglid auf schreckliche Weise ermordet und der Leichnam ins Meer geworfen. Ein Norweger Karl Hagen und zwei Eingeborene aus Manila, Esgada und Margues, wurden wegen des Ver brechens zum Tode durch den Strang ver urteilt. Hagen wurde zuerst gehängt. Am Galgen hielt er noch eine viertelstündige Rede und beteuerte seine Unschuld. Er war nach der Exekution sofort tot. Anders bei den beiden Malaien. Sie beteuerten gleichfalls ihre Un schuld, auch noch als schon die Schlingen um ihren Hals lagen. Sie suchten mit den Händen die Stricke über ihren Köpfen zu greifen und man mußte zu Gewaltmitteln greifen, um sie davon abzubringen. Als man ste endlich henken wollte, fiel der Henker mit durch die Öffnung der Falluke und erlitt schwere Verletzungen. Neubau der Spielhölle. Da die Spiel säle in Monte Carlo den Ansprüchen der Spieler nicht mehr genügen, wird die Kastno- Gesellschaft das Hotel de Paris niederreißen und an dessen Sielle Säle mit neuen Spiel tischen entstehen lassen. Schreckliches Grubenunglück. In der „Victor Mine" bei Mattland (Amerika) erfolgte eine Kohlenstaubexplosion, durch die 16 Gruben arbeiter getötet sein sollen. Bisher find fünf Leichen geborgen. Wegen Meuterei auf hoher See und wegen eines tätlichen Angriffes auf Vorgesetzte im Hafen von Tocopilla wurden vier Matrosen des deutschen Bollschiffes „Erato" vom Kapitän dem deutschen Konsul überliefert, der die Meuterer mit dem Dampfer „Setos" nach Ham burg bringen ließ, wo ste von der Polizei in Haft genommen wurden. Gepicktsballe. Mülhausen (Elsaß). Das Schöffengericht ver urteilte den Inhaber eines hiesigen Konfektions geschäfts, der Arbeiterinnen an Sonntagen teils bis Mittag und auch einmal eine Nacht "hindurch be schäftigt hatte, zu 250 Mk. Geldstrafe oder 40 Tage Haft. Belfort. Die Strafkammer verurteilte wegen Spionage Camille Killian, angeblich aus Mülhausen, zu 10 Monat Gefängnis und 500 Frank Geldstrafe und Eduard Simon zu einem Jahr einem Monat Gefängnis und 200 Frank Geldstrafe. Beide wur den zugleich auf die Dauer von 5 Jahr des Landes verwiesen. SWSsiwW-«« > > Kuntes Allerlei. Opfer des Meeres. Nach den vom ,Bmeau Veritas' veröffentlichten Listen find im Jahrs 1605, soweit es fich bisher Hal ermitteln lassen, 1038 Schiffe vollständig verloren ge gangen, und zwar 649 Segelschiffs mit 283 737 Registertonnen und 389 Dampfschiffs mit 527 808 Registertonnen. Darunter befanden fich steben- undvierzig deutsche: 26 Segelschiffs mit 15 339 Registertonnen und 21 Dampfschiffe mit 34 211 Registertonnen. Außerdem weist die Statistik noch 4861 beschädigte Schiffe (infolge Stran dung, Feuer usw.) auf: darunter befinden fich 497 deutsche, nämlich 91 Segelschiffe und 406 Dampfschiffe. Falsche Zährre für Hunde. Die neueste Errungenschaft der Chirurgie bietet jetzt auch den Hunden und Katzen hölzerne Beine, gläserne Augen und falsche Zähne, kurz alle die Hilfsmittel, wie sie der leidenden Mensch heit gewährt werden. In einem großen Buche „Chirurgie bei Hunden und Katzen" tritt einer der ersten Tierärzte Großbritanniens, Professor Hobday, für die Anwendung der modernen chirurgischen Wissenschaft auch bei den Tieren ein. Hobday hat für Hunde einen eigenen Operationstisch konstruier:, besondere Apparate zu ihrer Betäubung erfunden und auch eigene chirurgische Instrumente für Behandlung dieser Tiere anfertigen lassen. Er hat schon vorzüg liche Erfolge erzielt und manch kostbares Tier gerettet. Einem Wachtelhund z. B. amputierte er das ganze Bein und setzte ihm dafür ein künstliches an, mit dem er nun sehr stolz und ganz vergnügt hemmlSust. Einen noch viel prachtvolleren Ersatz für ein verlorenes Bein erhielt ein schöner Foxterrier, nämlich ein Bein aus Silber und Hartgummi mit einem beweg lichen Gelenk und einer fein gearbeiteten Pfote, das ihm wieder die rasche Bewegung eimög- lichte. Gewöhnlich find die künstlichen Glieder, die den Tieren angesetzt werden, aus Leder, bisweilen mit einem hölzernen Stumpf. Der Professor hat auch bereits einer ganzen Anzahl von Hunden ein falsches Gebiß eingesetzt, daS ihnen die vorzüglichsten Dienste tut und ihr Leben sehr verlängert hat. Einer kostbaren Katze setzte er ein Glasauge ein, das dem nmürlichen Auge täuschend ähnlich sah. Einem kleinen Mops ersetzte er sein verlorenes Auge durch ein solches aus Hartgummi. Gefährliche Gegenstände wie Nägel, Nadeln und Steine, die Hunde und Katzen verschlucken, hat er mehrfach entfernt und einmal sogar einer Dame wieder zu einem wertvollen Diamanienkollier Verholfen, das ihr Hund verschluck- hatte und das, als es wieder zum Vorschein kam, der Besitzerin wie dem Hunde große Freude bereitete. * * * Im Restaurant. A.: „Das Bier ist aber sehr trübe." — B.: „Ah! Es scheint mir, als wenn das Glas nicht ganz rein ist." — A.: „Ra, dann hat's nichts zu sagen." Nicht z« verblüffe«: Hausierer: „Zahn stocher gefällig, meine Herren?" — Herr: „Brauchen keine, find Vegetarier!" — Hausierer: „Die können Sie auch essen I" ?Mes, wo einem vergolten wird, was man Mr verdient und verschuldet? Geben Sie's ju? Wichtig wäre es doch, das herauSzube- MMen. — Gibt es einen Himmel mit einem Lohnenden Gott, gibt es einen Teufel und -ine HMe -- Er lachte, daß es unheimlich durch die ^»ldlichlung hallte. -Sagen Sie, Neumann," rief er. Ist nicht Ende auf der Erde, auf der wir leben, die Hölle? Sie starren mich an. Alle garstigen Geister, die Teufel, die uns aus Walddunkel angrinsend ihre Fänge nach M strecken und wie Hyänen fletschen, die '°»en Sie wohl nicht?" „ Der Heizer hatte unwillkürlich einen Schritt «lkVärts gemacht. Der Schauer lief ihm eis- über den Rücken. Er lehnte fich auf seine ^schaufel, als ob er fich dahinter gegen Tobsuchtsausbruch des Führers zu schützen 1 -Herr Kugler," sagte er, „da muß einem „ richtig angst dabei werden. Was wollen Sie "5 daß man von Ihnen halten soll." -Hihihi!" lachte Kugler. sz Dunn trat er näher an seinen ernstlich er- Mecken Untergebenen heran. d.-'Vas von mir halten sollen, Freundchen, Mabe ich, das möchten Sie wissen. Das Tew 1 wozu alle die Geister und die Ja» , da in dem Walde mich zwingen wollen. Hz,. Ihnen uno allen Menschen in der sagen, ich soll gestehen, wer ich bin und bin. Ich soll zugeben, daß ich ein "wer bin, Neumann —" „Herr Kugler!" rief Neumann. „Jetzt fang' ich aber wirklich an, mich zu fürchten. Ein Mörder - Sie Der Führer sprang hoch. Seine Augen waren blutunterlaufen, seine Hände gekrallt wie die Tatzen. Er fletschte wie ein Tiger- tier, wie er bei dem Wort „Mörder," das der Heizer aussprach, ihn bei den Schultern packte. „Mörder!" heulte er auf, während der Heizer vor Schreck, mehr tot als lebendig, jeden Augenblick fürchtete, von dem Rasenden von der Plattform der Maschine herunter und auf die Schienen gestoßen zu werden. „Du sagst zu mir Mörder! Sag', woher weißt du das, Bursche! Wer hat dir die Wahrheit verraten! Wer hat das Geheimnis vor deinen Augen gelüftet, den Verräter nenne mir, wenn dein Leben dir lieb ist!" Der Heizer wand fich unter seinen Griffen. „Erbarmen!" winselte er. „Es hat's doch niemand zu mir gesagt. Sie selber haben es nm gesagt!" „Ich selber habe es gesagt?" Er reckte einen Arm gegen die Erschei nungen vor. „Dann haben die Bösewichte mich über wältigt," zischte er. „Wohlan," fuhr er fort, „dann find sie die Sieger. Ich bin der Besiegte!" Er trat mit einem Schritt auf den äußersten Rand der Lokomotivenform hin. Er machte eine Bewegung, als ob er fich von der Maschine auf die Schienen stürzen wolle. Hätte der Heizer nichr rasch seinen Arm nach ihm aus gestreckt, wäre er im nächsten Augenblick in die Tiefe getaumelt. „Um Himmels willen, Herr Kugler!" rief Neumann. Der Führer grinste. „Sie wollen mich hindern!" schrie er. „Sie wollen mich hindern, diesen Höllengeistern zu entrinnen? Wahnwitziger, fürchten Sie nicht, daß ich Sie mit auf die Schienen ziehe? Sind Sie auch deS Lebens satt?" Der Heizer hielt ihn, daß er fich nicht be wegen konnte. „Oder sind Sie mit diesen Teufeln im Walde im Bunde," fuhr er ächzend fort. „Reden Ste, Neumann, find Sie im Bunde mit ihnen, mich zu dem Geständnis — dem Geständnis, das ich aber Himmel und Hölle zum Trotz nicht ablegen will — zu zwingen?" Neumann streichelte ihn, wie man ein fiebern des Kind streichelt. „Sie sollen fich beruhigen, Herr Kugler. Ich weiß nicht, was mit Ihnen los ist. Aber Sie müssen fich wirklich beruhigen —" „Beruhigen — ich — mich?" Er glotzte von neuem drohend auf die Strecke vor dem Zug hin. Seine Augen schienen ihm fast aus den Höhlen treten zu wollen. „Beruhigen — ich — mich!" schrie er auf. „Wenn diese Teufel einen durchaus treiben wollen, zu sprechen I Und wenn die Zunge im Halse unter den Worten, die man nicht hervorstoßen will, einem wie unter glühendem, geschmolzenen Blei brennt, da seien Sie ruhig —" Der Heizer beugte sich, Schauder im Antlitz, über ihn. „So reden be, reden Sie, Herr Kugler, erleichtern Sie fich. >Jch weiß zwar nicht, was Sie fich für Vorwürfe machen —" Der Führer richtete sich plötzlich in den Armen des Heizers in die Höhe. „Ste haben recht! Sie haben recht, Neumann," sagte er. „Ich werde reden. Ich werde alles sagen. Ste sollen alles erfahren, eher läßt es einem ja doch keine Ruhe. Viel leicht, daß es sonst emem selbst im Tode noch stäche. Ich fragte Sie vorhin, Neumann: Glauben Sie an einen Gott? Sie haben recht, Neumann, glauben Sie nur. ES gibt einen strafenden Gott, es gibt eine himmlische Gerechtigkeit. Es gibt eine Vergeltung — schon hier auf der Erde. Schon hier auf Erden habe ich gebüßt, was ich begangen." „Aber was haben Sie denn so Böses be gangen, Herr Kugler?" „Ich habe einen Menschen gemordet! Ich bin ein Mörder, Neumann! Schlimmer als das! Ich lasse meine Schuld einen andern tragen, ich dulde es, daß ein andrer, auf den der Schein der Schuld fiel, für mich aus die Anklagebank ging; und als fie ihn zum Henker tode verurteilten, rührte ich mich nicht, ob ich gleich weiß, daß er unschuldig ist. Und nun kann dem Unschuldigen jeder neue Tag, der an bricht, das Ende auf dem Richtblock bringen. Vielleicht morgen schon kann das Beil über ihm blitzen. Also Heizen Sie, Heizen Sie, Neumann. Ehe die neue Dämmerung graut, muß eS in Berlin bekannt werden können, daß es ein Unschuldiger ist, der auf den Stufen des Schafotts steht. Der Wille der Teufel, der Geister da in dem Walde, ist stärker atS ich dm." 8W 20 (Fortsetzung folgt.)