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Ottendorfer Zeitung : 04.03.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-03-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190603046
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19060304
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19060304
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-03
- Tag 1906-03-04
-
Monat
1906-03
-
Jahr
1906
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 04.03.1906
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Von UNLZ f^ern. Ballonanfstiege in Le« Hauptstädten Europas. Am Donnerstag sollten in den Morgenstunden internationale Ballonausstiege stattfinden. Es sollten Drachen, bemannte oder unbemannte Ballons in den meisten Hauptstädten Europas aussteigen. Der Finder eines jeden un bemannten Ballons erhält eine Belohnung, wenn er der jedem Ballon beigegebenen In struktion gemäß den Ballon und die Instrumente sorgfältig birgt und an die angegebene Adresse sosort telegraphisch Nachricht sendet. Hockwaffer. Nachrichten aus Köln zufolae sühn der Fluß Jnde infolge der Regengüsse Hochwasser. Das Tal unterhalb Eschweiler bildet einen See. Ein kürzlich errichtetes Haus ist eingestürzt. Die Brücken find gefährdet. In der Kirche in Cornelhmünster steht das Wasser mehrere Fuß hoch. Deutsche Kunst im AuSlanve. Von München gingen im Jahre 1905 Ölgemälde und Aquarelle im Werte von 577 000 Mk. nach Amerika, von Berlin aus in demselben Jahre 57 Bilder im Werte von 293 000 Mk. Bei den Torpedoschiestübuugrn in der Kieler Bucht traf ein sehlgehender Mungs- torpedo die Pinasse des Kreuzers „Frauenlob", die sofort sank. Die Mannschaft konnte ge rettet werden. Bergungsdampfer find ausge laufen Ein tösltcher Absturz. Von dem Dach eines Neubaues in der Feldstraße in Kiel stürzten infolge Bruches einer Leiter der Dach' dcckermeister Schubei und ein Geselle ab. Schübel verstarb alsbald, der Geselle erlitt schwere innere Verletzungen. Der „blinde Passagier" unter der Bremse. In Falckenoerg im Bezirk Halle versagte bei dem dort Freitag nachts ein fahrenden Schnellzug die Lvftbremse. Um die Ursache festzukellen, kroch ein Wagenwärter unter den Wagen. Mit der Meldung, daß ein Toter unter dem Wagen liege, kam er hervor. Nun wurden einige Rangierer herbeigeholt, um den Toten herauszuziehen. Welches Erstaunen bemächtigte sich der Beamten, als der ver meintliche Tote die Augen ausschlug und schließlich selbst hervorkroch. Es stellte sich heraus, daß man den Bergarbeiter Przywa aus Beuthen (O.-Schl.) vor sich hatte, der von Hannover aus zwischen Drehgestell und Wagen- boöen die 290 Kilometer lange Strecke als blinder Fahrgast mitgemacht hatte, um in seine östliche Heimat zu gelangen. Der fast steif gefrorene Mensch wurde der Polizei übergeben. Unter Trümmer« begrabe«. Dienstag abend stürzte der Neubau der neuen Martin- Schmelze der Westfälischen Stahlwerks in Bochum ein und begrub 10 bis 19 Arbeiter unter sich. Einer wurde getötet, die andern trugen mehr oder minder schwerere Verletzungen davon. Ei« Riesenhecht. Bei Wertheim am Main fingen Fischer einen Hecht von 1,10 Meter Läng? und 23 Pfund Gewicht. Er spie beim Einholen eine 2V- Pfündige Barbe (Karpfen- «rt) aus. Trauriges Familienleben. In Trier starb, während sich die Frau eines Heizers in Maistadt infolge der bmtalen Mißhandlungen ihres Mannes im Krankenhaus befand, ihr elf Monate altes Kind, das zu Hause ohne Pflege zurückgelassen war, den Hungertod. E,u Liebesdrama. In Nürnberg gab der ledige Chemiker Völkel in der Nacht zum Mittwoch seiner Braut, der Schreinerstochter Trencka, Gift ein; das Mädchen starb als bald. Völkel flüchtete unter der Angabe, Selbstmord begehen zu wollen, und wird seit dem vermißt. Gut abgelaufen. Auf der Eisenbahnfahrt von Erlangen nach Bayreuth sprang die dorthin in die Irrenanstalt bestimmte 28jährige Schuh- macherstochter Klein von Nürnberg aus dem in vollster Fahrt befindlichen Zuge, ohne fich im geringsten zu verletzen. Lie an Verfolgung?- wahn Leidende konnte bald wieder aufgegriffen! werden. < Dynauntpakst. Im Landhaus in der Henengasse zu Wien, wo fich der Landtag und die Landesämter Niedsrösterreichs befinden, wurde am Sonntag mittag für den Landes- saniiätsinspektor Dr. Gerenyi ein Paket ab gegeben, das angeblich durch Ziehen eines Ringes zu öffnen sei. Das Paket wurde der Polizei übergeben und von Technikern unter sucht. Es enthielt eins Blechdose und 150 Gramm Dynamit und hätte bei einer Explosion gefährlich wirken können. Man nimm: einen Racheakt gegen den Sanitätsinspektor Gerenyi an, der fich durch Reformen unbeliebt gemacht hatte. Kurzes Eheglück. In Budapest ist die einst viclgefeierte achtzigjährige Schauspielerin Vas Erinnerungszeichen an die Silberhochzeit des ttaiserpaares. Es war ein wirkliches, militärisches Familienfest, welches den Kaiser mit den alten, ehemaligen Grenadieren der 2. Kompanie des 1. Gardereqiments z. F., welche der Kaiser vor 25 Fohren als Kom paniechef befehligte, zwammenführte. 175 Mann waren dem Appell gefolgt, über den „großen Teich" waren verschiedene gekommen, um dem Kaiscrpaare ihre Glückwünsche darzubringen. Als sie im Schloß ¬ hof vor dem Kaiser in Parade standen, hatten fie alle die Plätze eingenommen, die sie als aktive Militärs vor 25 Jahren innehalten. Der oberste Kriegsherr hielt eine von Innigkeit getragene Ansprache an seine alten Grenadiere, von denen er jedem einzelnen die Hand gereicht hatte. Er kannte fast alle noch bei Namen. Nach einem strammen Parademarsch verteilte der Kaiser selbst an die Grenadiere ein Erinnerungszeichen an seine Silberhochzeit. Es ist ein einfacher Silberkranz aus Eichenblättern mit der Zahl 25 in römischen Ziffern. Das Zeichen wird am weißseidenen Bande getragen. Als besondere Auszeichnung ist auch ein weiß-schwarzes Band auS- geoeben, das von den ehemaligen Grenadieren nur Sekretär Hartmann erhielt. Kornelie Prielle, deren vor einigen Monaten erfolgte Eheschließung mit einem 31jährigen Manne viel besprochen wurde, aus dem Leben geschieden. Eine Hundertjahrfeier der Dampf- schiffahrt wird in Frankreich geplant und soll im Herbste 1907 durch eine nautische und ozeanographische Ausstellung in Bordeaux be gangen werden. Bis zum Jahre 1807 hatten fich die früheren, zeitlich weit zmückceichcnden Versuche, die menschliche und tierische Kraft Seim Antrieb von Schiffen durch Maschinen zu ersetzen, auf die Fluß« und Binnenschiffahrt be schränkt. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wagte man fich mit Dampfschiffen, die durch Schaufelräder oder Ruderräder geirieben wurden, an die Fahrten, aus Küstengewästern und Seekanälen. Aber erst im August 1807 gelang die erste größere Dampferfahrt. Der amerikanische Ingenieur Robert Fulton legte mit dem von ihm konstruierten und durch eine englische Maschinenanlags Wastschen Systems verbesserten Dampfboot eine 69 stündige Fahrt auf dem Hudson (Amerika) ohne Unfall und Stockung zurück. Somit kann das Jahr 1807 als das Geburtsjahr der Dampfschifsahrt gelten. Die Strstzer-musikavte» i« Paris find gar nicht so übel daran, wenn fie ihr Hand werk einigermaßen verstehen. Ein amüsanter Fall hat das dieser Tage wieder gezeigt. Auf den großen Boulevards entlockte ein junger, Regenwolken aus jeder Seite des Kopses. Von einer in mehreren Fassungen erhaltenen Kos mologie der Irokesen erzählt Hewitt. Nach diesem Mythos wohnte einst ein männliches Wesen in den Wolken und als es zu jagen auszog, traf eS auf ein weibliches Wesen. Einige Zeit danach ward es offenbar, daß die Frau einem Kinde das Leben geben werde. Das Mann-Wesen wird krank, stirbt und wird an einem hochgelegenen Platze begraben. Die Tochter des WeibeS besucht sein Grab; der To le erscheint ihr als Geist und erkennt fie als sein Kind; er rät ihr, einen Häuptling zu heiraten, der in einer Höhle nahe bei einem Baum lebt, dessen Helle Blüten daS Licht der Welt aus strahlen. Er prophezeit ihr mannig fache Versuchungen und Abenteuer, die fie zu bestehen haben werde; fie erfüllt und vollendet alle ihr aufgetragenen Arbeiten, heiratet den Häuptling und indem fie seinen Atem ausfängt, gebärt fie ihrerseits ein Sind, mit dem zusammen ße in einen Abgrund gestoßen wird und dann aus die Erve gelangt, wo ihr daS Kind noch einmal geboren wird. In einem andern Artikel wird Bericht er- statlel über Ausgrabungen, die in den Sommern 1896 uno 97 in den Ruinen der Pueblos in Arizona katlgemnden haben. Es find besonders vorzw I che Mosaiken mit Figurendarfteüungen saunier, dann Tonsachen in der Form von Vögeln und andern Tieren. Den wichtigsten Beitrag aber gibt die be- laniue Folkloristin Miß Alice C. Fletcher, die °"f dem Gebier der indianischen Volkskunde eure Autoritär ist. Nachdem fie lange Zeit die Ohama-Stäw.me erforscht und mit ihnen in engster Beziehung gestanden hat, ist ihr Ge währsmann, ein uralter Greis, dem fie die meiste Belehrung verdankte, gestorben. Nun hat fie fich zu den Pawnee-Stämmen gewandt und das Glück gehabt, die Freundschaft und das Vertrauen des uralten „Kurahus" der PawneeS, des HL-rs der heiligen Bräuche und obersten Medizinmannes Tahiruffawichi, zu gewinnen, der die heiligen Gebräuche und Zeremonien seines Volkes allein ganz genau kennt und Miß Fletcher während eines Zeitraumes von vier Jahren in längeren Zwischenräumen allmählich alle Gesänge und Symbole, die ganze geheime und tiefsinnige Bedeutung ihrer Kulte, mit- geteilt hat. Die Gesänge find vermittelst eines Grammophons phonetisch und rhythmisch genau festgelegt, und Miß Fletcher hat diese heiligen Hymnen deS Kurahus und die ganz feierliche, „Halo" genannte Zeremonie beschrieben und erläutert. Zu dieser Kulthandlung werden folgende Gegenstände gebraucht: zwei reich geschmückte Escheustämme, deren Mark ausgebrannt ist, eine Nhre weißen Korns, drei Aste einer Platane, Eulen- und Adlerfederu, die Köpfe zweier Spechte, Haar und Brust zweier Tauben, das Fell einer Wildkatze, Fett eines geheiligten Wildes oder Büffels, das Nest einer Gold amsel und noch manch andre merkwüroige Dinge. Die E'chenstämmchen werden sehr heilig gehalten; der eine von ihnen symbolisiert die Wolken, der andre die Erde; die Kornähre soll die Fruchtbarkeit der Erde darftellen und wird ,Mutier" genannt. Das find kostbare Symptome, gut gekleideter Mann einer Violine harmonische Töne, die allerdings der gewöhnlichen Straßen- mufit weit überlegen waren. In seinen Hut regneten die Sou-Stücke herab, und alle Passanten betrachteten mitleidsvoll das Schild mit dem großgeschriebenen Wort , ^.vsnxie" (Blind). Es stand aber etwas Kleingeschriebenes dahinter, nämlich folgendes: „Blind vor Liede, suche ich nach einer Frau mit einem Holzbein." Ein Polizist trat störend dazwischen und nahm den Künstler auf die Wache mit. Dort erklärte dieser lachend, er sei gar kein Bettler, sondern Mitglied eines großen Orchesters, und bei der ganzen Sache handle es sich um eine Wette, daß die Pariser, die Armen Geld spendeten, die Schilder, die diese ans der Brust tragen, gar wcht zu lesen pflegen. Er lieferte 12 Frank 75 Centimes als Ergebnis weniger Stunden für die Armenkasse ab und wurde nach einer väterlichen Ermahnung des Kommissars wieder entlassen. Durch eine zurückpraklende Kugel hat im Zoologischen Garten zu Basel ein Wärter seinen Tod gesunden. Ec hatte einen Hund mit der Schußmaske zu töten. Die Kugel durchbohrte auch den Kopf des Tieres, sprang aber von einer Steinplatte ab und traf den Wärter so unglücklich an die Schläfe, daß er nach einer halben Stunde starb. Der Mitlwnendefra«da«t Galley, dessen Betrügereien und Schwindeleien diejenigen der Madame Therese Humbert bei weitem über treffen und seiner Zeit ganz Frankreich in Auf regung versetzten, wurde zu siebenjähriger Zwangsarbeit verurteilt. Seine mitangeklagte Geliebte Merelli wurde freigesprochen. 3VV0« Krone« Unfallentschüdigung wurden vom Kreisgerichi in Brüx der 33jährigen verheirateten Arbeiterin Kühnel zugesprochen, der beim Paifieren des offenen Bahngleises von einer rückwärts vorschiebenden Maschine beide Beine abgefahren wurden. Charleroi ««ter Wasser. Infolge an haltender Regengüsse find alle Flüsse und Bäche in der Gegend von Charleroi (Belgien) über die Ufer getreten. Ein Teil der unteren Stadt steht unter Wasser. Ein Boot mit 9 Personen kippte um, wobei 5 Kinder ertranken. Auch in der Umgegend von Lüttich haben die durch die Sambre hervorgerufenen Überschwemmungen großen Schaden angerichtet. Zwei Majestäten ««d ein Landhaus. Die englische Königs-Gemahlin Alexandra und die russische Zarin-Witwe haben gemeinsam einen Landsitz in der Nähe von Klameborg am Osesund unweit Kopenhagens erworben und werden ihn bei ihrem künftigen Sommeraufent halt gemeinsam bewohnen. Bisher hatten die beiden fürstlichen Schwestern ihre heimattichen Sommerbesuche auf Schloß Bernstorff bei Kopenhagen mit ihrem greisen Vater verbracht. Es ist also jetzt eine andre Einrichtung ge troffen worden. Gi« ganzes Dorf zerstört. Eiue Trombe (Sandhose) hat in der Nacht deS 21. v bas Dorf Mahanoro (Südamerika) zerstört. Viele Menschen find dabei umgekommen. Ei« ei«armrqer Radfahrer. Ein Bure, namens Van Wyk, legte die Strecke von Pretoria nach Kapstadt in sechzehn Tagen zurück. Mit dieser Leistung erhielt der ein armige Sieger — den andern Arm hatte er im letzten Kriege verloren — den Preis. Die findige« Japaner nisten fich zum Arger der Russen in Wladiwostok ein. Trotz der Ankunft einer großen Zahl von Handels dampfern fehlt es in Wladiwostok an vielen der notwenigsten Waren. In letzter Zeit macht fich ein bedeutender Zustrom von Japanern und ihrer Erzeugnisse bemerkbar und auf dem Markte erscheinen neue Sorten japanischer Manufaktur- waren, die vor dem Kriege nicht zu sehen waren. Die Japaner bringen auch Fische an den Markt, die nach russischer Art geräuchert find. Die Japaner wolle« wachse«, — es behagt ihnen nicht mehr, daß man von ihnen als den kleinen Leuten spricht, und fie wollen wachsen l Das ist nicht eiwa der vereinzelte Wunsch eines der großen Menge Angehörigen, > die bei einem Jägervolk auf die Anzeichen einer ackerbautreibenden Kulturstufe schließen lassen könnten, aber dennoch mit Säen und Ernten garnicht Zusammenhängen. Der „KurahuS", Miß Fletchers Gewährsmann, erklärte, das „Hako" finde statt im Frühling, wenn die Vögel ihr Liebesfest feiern, und daun im Sommer, wenn die Vögel ihre Nester bauen und für ihre Jungen sorgen, nie aber im Winter, wo alles im Todesschlaf liegt. MS das große Symbol der Feier, daS ihren geheimen Sinn am deut lichsten erschließt, muß wohl die Fruchtbarkeit der einzelnen Menschen und die enge Freund schaft, die zwischen den sozial gebundenen Gruppen bestehen soll, angesehen werden. Die beiden Eschenstämme sollen nach dieser Erklärung daS männliche und daS weibliche Prinzip bedeuten; das weibliche Element spielt dabei die führende Rolle. Die Einleitung des Festes ist eine feier liche Anrufung Tirawas, des Allvaters, und der ihm unterworfenen Kräfte. Dann findet die heilige Weihung der notwendigen Gegen stände statt und daran schließt fich eine Pro- Zession sämtlicher Festgenoffen nach einem be nachbarten Dorf, mit dem Freundschaft ge schlossen werden soll. Miß Fletcher veröffentlicht wahrhaft poetische und von tiefem Gefühl durchseelte Gesänge der Indianer, die dieses Fest begleiten. Die Geburt der Morgendämmerung wird in einem langsam feierlichen Hymnus besungen; ebenso wird das Erscheinen des Morgensterns begrüßt. Ein Jubelgejang, in dem als Refrain der laute Freudemus „Der Tag ist da" öfters wieder mit seiner Körperlänge Unzufriedenen, sondern die Idee eines hochstehenden Japaners, des Barons Takahira, die er feierlich in einer Vor lesung in der Universität von Psnnshlvanien vortrug und als das Ziel einer großen Be wegung im Lande hinstellte, der selbst der Mikado sehr sympathisch gegenüberstehs. Die javanische Rasse soll die Größe der kaukasischen erlangen, und zwar soll dies durch eine Ver änderung der Lebensweise erreicht werden. Man habe, so führte er aus, in Japan bereits mit Leuten von der Marine Versuche angestellt und ihnen dieselben Rationen gegeben, wie fie die Matrosen der amerikanischen Marine erhalten; Nack einem Jahre bereits schienen die Leute er- heboch zugenommen zu haben und größer ge worden zu sein. Lurch allgemeine Anwendung dieser Erfahrung hoffe man daher, die Durch- ichn^isgröße der Japaner erheblich zu ver bessern. Gericktsbaile. Glatz. Das Schwurgericht verurteilte den Berg mann Wenzel Wilschek aus Neurode, Mitglied der freiwilligen Feuerwehr, wegen vier vollendeter und zwei versuchter Brandstiftungen zu acht Jahr Zucht haus. Wilschek hatte die Brandstiftungen verübt, um alS erster auf dem Brandplatze zu sein und sich in hervorragender Weise an den Löscharbeiten be teiligen zu können. Roviano (Italien). Vor dem Schwurgericht gelangte ein sensationeller Gattenmordprozeß zur Verhandlung. Angeklagt waren die 22 jährige Antonia Zellich und ihre zwei Brüder Anton und Martin Cyervanti; alle drei sollen gemeinsam den Gatten der ersteren durch 40 Messerstiche getötet haben. Als die Wache die Wohnung der Mörder betrat, waren Antonia Zellich und ihr Bruder Anton im Begriff, die in einer mächtigen Blutlache liegende Leiche des Getöteten noch zu mißhandeln. Die Frau gab ohne weiteres zu, ihren Gatten gelöuu zu haben, und fügte hinzu: „Wenn er nur wieder lebendig würde, damit ich ihn nochmals umbringen könnte!" Dabei versetzten sie und ihr Bruder der Leiche Fußtritte Als die Wachleute ihre Verhaftung vornahmen, entriß sie sich ihren Händen, stürzte noch einmal auf den Leichnam, schöpfte mit der hohlen Hand Blut des Ermordeten und trank es. Dieser „Blutrausch" war Veranlassung, daß der Verteidiger die Untersuchung deS Geisteszustandes der Gattenmörderin beantragte. In der jetzt wieder aufgenommenen Verhandlung gaben die Gerichtsärzte ihr Gutachten dahin ab, daß die Angeklagte zur Zeit der Tat wohl in heftiger GcmütSsewegung war, daß jedoch von einer Geistes störung nicht die Rede sein könne. Die Angeklagte selbst erklärte, daß ihr Gatte, der fie schon in ihrem 14 Lebensjahre geheiratet hatte, sie fortwährend mißhandelte und mit Totschlag bedrohte. Wenn sie ihn an dem Tage nicht getötet hätte, so hätte er fie getötet, sie sei ihm nur zuvor gekommen. Dann sei fie überglücklich gewesen, von ihrem Peiniger für immer befreit zu sein; ein förmlicher Rausch nach dem Blute ihres Gatten habe fie überfallen, und mit Wollust habe fie es getrunken. Die Geschworenen milderten das Schicksal der Angeklagten, indem sie dieselbe bloß der entfernten Mitschuld an dem Gattenmorde schuldig erkannten, worauf der Gerichtshof sie zu zehn Jahr schweien Kerkers verurteilte. Von den mitangeklagten Brüdern wurde Martin Chervantin freigesprochen, Anton Chervantin bloß wegen Vergehens gegen die Sicherheit des Lebens zu acht Monat Kerkers verurteilt. buntes Allerlei. O weh ! Schwiegermutter (der der Schwieger sohn sein Leid geklagt hat): „Warum stelltest du denn meiner Tochter das nicht in Güte vor?" — Schwiegersohn: „Weil fie mich gar nicht anhörte, fie schrie mir gleich zu, ich möchte zum T... gehen." — Schwiegermutter: „Hm — und was tatest du alsdann?" — Schwieger sohn : „Ich — ich kam zu dir — liebe Schwieger mama !" Seine Ansicht. Bauer (der beim Notar soeben ein Schriftstück mit drei Kreuzeln unter fertigt hat, alS ein andrer eine Urkunde eben falls mit drei Kreuzeln unterschreibt): „Da schau, Alte, der heißt auch so wie ich l" l,M-gg.-) Frommer Wunsch. A. (zu B. nach hef tigem Wortwechsel): „Hunderttausend Mark sollst de gewinnen, und in der Apothek' sollst de fe verbrauchen!" (M». J-hry.'- holt wird, preist daS Erscheinen des Tages lichtes. Ein andrer Gesang wendet fich an „unsern Vater Sonne, besten Strahl fich breitet über die Lande, hineindringt in die Hütten und durch seine Berührung uns Stärke leiht und Kraft", ein HymnuS, der «nS an den Sonnen gesang deS hl. FranciScuS von Asstfi gemahnt. In der vierten Nacht deS Festes erreicht die Feier einen Höhepunkt in der mystischen und geheimnisvollen Anrufung an Tirawa, die zuerst melancholisch anhebt mit quälenden, fich wieder- holenden Zweifeln: „Ich weiß nicht, ob die Stimme deS Menschen hinauf zu den Wolken dringt, ich weiß nicht, ob der mächtige Gott mein Flehen erhört", und in dem grwallig anschwellenden Triumph einer seligen Gewiß heit auSklingt: „Nun weiß ich, daß der Menschen Gebet zum Himmel dringt; nun weiß ich, daß der mächtige Gott erhört, was ich bat. Ich weiß nun, daß mir Gaben und Güler in Fülle gewährt find, ich weiß nun, daß Tirawa, der Alte, unS gnädig ist." Der „Kurahus" schloß seine Unterweisungen mit den Worten: „Nun habe ich Euch mein ganzes Her- dahingegeben; ich habe Euch alles Heiligste gelehrt, was nur ich weiß, auf daß Ihr es ausbewahrt. Ich wundere mich selbst darüber, daß ich eS tat; aber ich muß wohl dazu ausgespart worven >em, sonst wäre ich längst gestorben." jM L»
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