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Ottendorfer Zeitung : 04.03.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-03-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190603046
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19060304
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19060304
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-03
- Tag 1906-03-04
-
Monat
1906-03
-
Jahr
1906
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 04.03.1906
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politische KunälchLU. TeutschlanL. -* Anläßlich der Silberhochzeit deS Kaiserpaares fanden aus den Botschaften in Paris, London, Madrid und Petersburg glänzende Festlichkeiten statt. Einige Londoner Blätter beglückwünschten in ihrem Leitartikel das Jubelpaar und das deutsche Volk. *Jm Königlichen Schloß zu Berlin wurde am Dienstag die k ir chli ch e T r a u u n g des Prinzen Eitel Friedrich mit der Herzogin Sophie Charlotte von Oldenburg voll zogen. Die Neuvermählten reisten nach Be endigung der Festlichkeiten nach Hubertusstock. * Wiener Blättern zufolge soll Kaiser Wilhelm als Gast des Kaisers Franz Joseph den diesjährigen großen Manöoern in Österreich-Schlesien beiwohnen. Wie ver laute!, beabsichtigt auch König Eduard, einer früheren Einladung des Kaisers hierzu Folge zu leisten. 'Der Kaiser soll nach einer Meldung aus Posen die Absicht haben, den diesjährigen Übungen der Kavalleriedivifion des 5. Armee korps auf dem Truppenübungsplatz in Vosen bsiznwoynen und den Grundstein des Residcnz- schlosses zu legen. * Das diesjährige Kaisermanöver wird nach dem ,Armes - Verordnungsblatt' Zwischen dem 3. (brandenburgischen), 5. (pofen- mederlcklestschen) Armeekorps einerseits und dem 6. (schlesischen) Armeekorps anderseits abgehalten werden. 'Das Verbot der Einfuhr von Schweinen aus Rußland wird durch eine Bekanntmachung des Ministers v. Pod- bielski dahingehend neu geregelt, daß nur solches Schweinefleisch, das als „zubereitet" gilt, die Grenze passieren darf. Ausnahmen von diesem Verbote können zugunsten des im kleinen Grenz- verkehr sowie im Meß- und Marktverkehr ein gehenden sowie des zum Reiseverbrauch mit- gerührten Schweinefleisches durch Anordnungen der Regierungspräsidenten an die russische Land grenze anstoßender Bezirke zngelassen werden. Alle sonstigen diesem Verbot entgegenstehenden oder über dieses Verbot hinausgehenden veterinärpolizeilichen Anordnungen über die Ein fuhr von Schweinefleisch aus Rußland werden aufgehoben. * In Kuxhaven ist am Montag mit dem Postdampfer „Blücher" die chinesische Studiengesellschaft eingetroffen, die zur Erkundung der staatlichen Einrichtungen des Auslandes und der westlichen Ziotlisaiton ausgesandt wurde. Die eine Hälfte dieser Ge sellschaft ist in Plymouth gelandet, um zunächst England zu bcsuwen. Die in Kuxhaven ge landete Gesellschaft besteht aus 27 Personen. Die Gesellschaft begab fich direkt nach Berlin. Öfterreich-Ung«ru. 'Ministerpräsident Fejervarh wurde Dienstag mittag nach der im Ministerium des Äußern abgchaltenen gemeinsamen Ministcr- konsererz vom Monarchen in einer Audienz empfangen, 'N welcher über die Ergreisung werterer Maßnahmen beraten wurde. Die Be sprechung dauerte sünfviertel Stunden. 'Der ungarische Minister deS Innern hat den Straßenvertauf von Zeitungen verboten und erklärt, fich eine Regelung des Einzelvertriebes vor» zubehalreu. Das Verbot wurde mit dem Hin weis begründet, daß die Zeitungen durch ent stellte Berichte über die jüngsten Vorgänge Be unruhigung schafften. Frankreich. 'In Mazanet, Departement Tarn, mußte die Inventar-Ausnahme in zwei Kirchen unter dem Beistände einer Ar tillerie-Abteilung vorgenommen wer den. Zahlreiche Personen wurden verletzt, dar unter ein Oberstleutnant. * Die Deputiertenkammer hat mit 343 gegen 137 Stimmen endgültig den Antrag angenommen, wonach das Privileg der Hausbrenner wiederhergeftellt werden soll. England. 'Balfour wurde von der City von O Der fall l^aäelung. L3j Kriminalroman von Artur Roehl. «Schluß.) Diesem ersten Besuche in Roberts Kerker folgten noch mehrere andre. Die weitgehendsten Vergünstigungen wurden ihm gegeben. Auch seinen Vater führte ihm di« Mutter eines Tages herbei. Den asten Mann hatte das Glück üoer den Umschwung der Dinge mit einem Male gesund gemacht und er kam jetzt und bat den Sohn um Verzeihung süc den Kleinmut, den er gezeigt. Auch sein Bruder meldete fich und seine Schwester ließ von fich hören. Ein jeder beeiserte fich, den Aus gestoßenen wieder anzuerkennen. Selbst d"s Gericht beschleunigte in anerkennenswerter Weise die Revision. Endlich kam auch der Tag, au dem sich die Gesängnistüren sür ihn öffneten, die Verhandlung war eine reine Formelsache gewesen und er trat aus dem Dunkel, wo er so lange geschmachtet, in das blendende, strahlende Licht. Aber so standhaft er auch all daS Unge mach, das fich über ihn getürmt, ertragen hatte, die neue Glückswendung hisst er nicht aus. Er haste zu viel durchgemacht, nm unter all den neuen freudigen Gemütsbewegungen nicht zusawmenzubrechen. Eine Nervenkrankheit ergriff ihn, und um das Leben, daß seine Mutter und Cäcilie dem Schafott entrissen, hatten beide an dem Kranken bett, aus dem er fiebernd lag, noch einmal mit all dem Mut ihrer Liebe und ihrer Ver zweiflung zu streiten. Lange, bange Tage und London mit 15 000 Stimmen gewählt. Sein Gegner, der Freihändler Bowles, erhielt 4000 Stimmen. * Im Unterhaus erklärte derMinister des Äußern Sir Edward Grey in Be antwortung einer Anfrage, die Begründung einer hamburgischen und englisch-amerikanischen Nilgesellschast scheine keinen Anlaß zur Be kämpfung zu bieten. Diese Angelegenheit sei keine solche, die eine Untersuchung von feiten Ler Negierung erfordere, oder in die die Regierung fich einmischen könne. Belgien. 'In der Rspräsentantenkammer wurde die durch Vanderveldes Anklagerede in der Sitzung vom 20. v. eröffnete Debatte über den Kongostaat fortgesetzt. Gleich dem Führer der Sozialisten forderten wieder eine Anzahl Redner eine Untersuchung der Organisation deS Kongostaates im Falle seiner Angliederung an Belgien. Es wurde ein Brief des Königs ver lesen, nach dem bei dessen Tove der Kongostaat als Schenkung Belgien zu Mi. Doch seien zahlreiche Mißbräuche und ein verdammens wertes Verwaltungssystem am Kongo vor handen. Norwegen. * Der Staatsrat beschloß, einen Gesetz entwurf über die Staats- und Kommunalbei- träge zum Unter st ützungsfonds für Arbeitslose einzubnngen. Das Gesetz soll am 1. Mai 1906 in Kraft treten und bis spätestens Ende 1910 in Geltung bleiben. Spanien. 'In Algeciras ist nunmehr endlich die Antwort der französischen Delegierten auf die letzte deutsche Mei nungsäußerung in der Polizeifrage er folgt. Darin wird der Ansicht widersprochen, daß die frarzöfisch-spanische Polizei die aller seits anerkannte wirtschaftliche Gleichberechtigung der Nationen beeintiächtigen werde. Falls jedoch die Konferenz der Ansicht sei, daß stärkere Garantien hierfür erforderlich seien, so weigere man fich französifchelseits nicht, in eine Prüfung derselben einzutreten. Diese Antwort der französischen Regierung scheint eine Mög lichkeit auf Wiederaufnahme der Besprechungen über die Polizeisrage zu eröffnen. Auch die Beratungen der Kom mission über die von Deutschland, Frankreich und Marokko eingereichten Projekte zur Organisierung der internationalen Bank von Marokko find beendet. In der Verwaltungssrage wurde Lank dem Ent gegenkommen Deutschlands volle Einigkeit er zielt, und nur über die Verteilung der Anteile des GründungskapitalS an die einzelnen Mächte konnte man nicht zu einem Einvernehmen ge langen. Es erscheint daher fraglich, ob die zuversichtliche Siimmung, die wegen des Resultates der Kommisstonsverhandlungen in Algeciras Platz gegriffen hat, berechtigt ist. Denn gerade die Quotisierung des Gründungs kapitals ist eine der schwierigsten Ausgaben, die der Konferenz zu lösen auMgeben find. Ruhland. * llber die schlichteVerabfchiedung des Generals Lenewitsch wird mit- geteilt, daß der brave General, als er anderthalb Monate hindurch vom übrigen Ruß land abgeschnitten war, tatsächlich den Gerüchten geglaubt hat, die Regierung sei gestürzt, der Hof ins Ausland geflohen, und viele Minister seien gehängt worden. Lenewitsch empfing in folgedessen eine Abordnung von streikenden Batmbeamten und verteilte an die Mitglieder derselben Orden. General Cholschischewenikow, der Gouverneur von Transbaikalien, erließ so gar den Befehl, der Nebenregierung Gehorsam zu leisten. * In Moskau tagt gegenwärtig ein Bund monarchischerLandwirte. Die Versammlung hat in einer Beschlußfassung von der Regierung verlangt, sie möge durch Mani fest oder Ukas die Unverletzlichkeit des Privat eigentums am Grund und Boden sowie die Unzulässigkeit der Enteignung von Ländereien feierlich verkünden. Ferner wird die Regierung aufgejorderl, fie möge alle, die zum Aufruhr Nächte lag er bewußtlos vor ihnen und seine Seele huschte an die Grenzen des Jenseits und war der Pforte deS Todes mehr als ein mal so nahe, daß fie fast schon über die Schwelle hinweg schien, über die es, wenn man einmal hinüber, kein Zurück mehr gibt. Liebe, Aufopferung und Treue gewann am Ende aber doch den Sieg über den Tod; und als er eines Morgens, wie die ersten Strahlen der erwachenden Sonne in sein Zimmer hinein- drangen und in den Bäumen vor seinem Fenster die Vögel ihren Frühgesang anstimmten, die Augen, die so lange geschloffen waren, aus schlug und leise mit einem Blick auf die Pflegerin an seiner Seite die scheue Frage hervorftieß: „Bin ich im Himmel? Bist du eS, Nettlna Da wußten die beiden Frauen, die ihn liebten, er war gerettet. Die Krisis war, wie der den Kranken be handelnde Arzt erklärte, wirklich überwunden. „Und mm," meinte der Doktor, „mit Gottes Hilfe und Ihrer Pflege muß eS berg auf gehen, Fräulein Cäcilie, er muß gesund werden." Bergauf geht eS aber überall in der Welt nur mühsam und langsam, und ehe Rodert sür vollständig hergestellt gelten konnte, hatte der Frühling fich zum Sommer zu verwandeln. Die in den Gärten erglühenden Sommerroen hatten zu verwelken und der Herbst mit den Segnungen der Natur hatte zu kommen. Aber er ist nun wieder, soweit em Mensch anfreizen, im Heere agitieren, fich zu regierungs feindlichen Handlungen organisieren und Ex plosivstoffe unfertigen oder aufbewahren, dem Standgerichte behufs Verhängung der Todes strafe überliefern, agitierende Bauern in die Verbannung schicken und die Angestellten der kommunalen Institutionen, deren schädliche Gefinnungsrichtung bekannt sei, strengstens überwachen. — Obwohl die Regierung in ihren Maßnahmen gegen die Revolutionäre von Tag zu Tag strenger wird, häufen fich die Schreckens taten. Besonders ost werden jetzt junge Vtädchen verhaftet, dis Attentate auf hohe Beamte verüben. * Die Beute, die den Bankräubern in der finnischen Hauptstadt in die Hände gefallen ist, stellt fich erheblich größer heraus, als anfänglich gemeldet wurde. Wie jetzt aus Hslfmgfors gemeldet wird, beläuft fich die aus der Russischen Staatsbank in Helstng« fors geraubte Geldsumme aus 170 700 Rubel. Amerika. 'Präsident Roosevelt hat, um die Notwendigkeit zu betonen, das Personal der Armee und Marine auch in Friedenszeiten auf der höchsten Stufe der Leistungsfähigkeit zu erhalten, um für den Fall des Krieges ge rüstet zu fein, ein Schreiben cm den Kriegs sekretär gerichtet, in dem er die Heldentaten Togos miszähv und zu Nutz und Frommen der amerikanischen Soldaten und Seeleute Togos Armeebefehl bei Beendigung des russisch-japa nischen Krieges wiedergibt. Dieser Brief ist als allgemeiner Armeebefehl verbreitet worden. Aste«. 'Nach Meldungen aus Peking wurde im dortigen Kaiseipalast durch Dynamit funde und die von dem chinesischen Gesandten in Tokio erhaltene Warnung, daß einige revolutionäre Studenten in Peking eintreffen würden, großer Schrecken hervorgsrufen. Jedes mal, wenn die Kaiserin-Witwe in der „Ver botenen Stadt" spazieren ging, wurde sie von acht Soldaten mit Gewehren begleitet. Die militärischen V?rfilWm-.lüregeln werden noch weiter dmchgemhrt. Veutscker Aeicbstag. Am Mittwoch teilte Präsident Graf Balle- strem mit, daß die Glückwünsche des Hauses auL Anlaß der silbernen Hochzeit deS Kaisers und der Vermählung des Prinzen Eitel Friedrich huldvollst und dankend entgegengenommen worden seien. Aus der Tagesordnung steht zunächst der Antrag Nißler (kons.) auf Gewährung von Beihilfen an Kriegsteilnehmer. Abg. Nißler (kons.) begründet den Antrag, wonach Veteranen, wenn sie auf einen Unterhalt von weniger als 600 Mk. jährlich angewiesen find, und wenn ihre Erwerbsfähigkeit auf weniger als auf ein Drittel herabgesetzt ist, oder wenn sie das 60. Lebensjahr vollendet haben, eine Beihilfe von 120 Mk. erhalten sollen. Ler Antrag soll der Budgetkommission überwiesen und möglichst noch vor dem 1. April Gesetzeskraft erlangen. Reichsschatzsekretär Frh. v. Stengel: Die Re gierungen lasten eS an Wohlwollen für die Veteranen nicht fehlen, sooaß es also des an sich patriotischen Antrages gar nicht bedurft hätte. Dem Antrag Nißler stehen aber erhebliche Bedenken gegen über, vor allem wegen der bestimmten Ein kommengrenze, die er zieht. Der Reichkinvaliden- fondS kämpft jetzt mit einer Unterbilanz von 300 Mill. Mk. Auch ohne den Antrag Nißler Werden die Zuschüsse zu ihm im Jahre 1912 eine Höhe von 25 bis 30 Millionen Mark erreichen. Dec Antrag siebt sür die Veteranen ein Existenz minimum von 720 Mark vor, während für die KriegSinbaliden nur ein Existenzminimum von 600 Mark angesetzt ist. Ich hätte nicht gedacht, daß in einer Zeit, in der alle Parteien bestrebt sind, die Neichsfinanzen auf eine gesunde Basis zu bringen, ein solcher Antrag Angebracht wird, der zwar populären Zwecken dient, aber unsre Absicht auf Sanierung der Finanzen sehr erschweren muß. Adg. Itscher 1 (Zentr.): Bei allem Wohlwollen, das wir sür den Antrag N.hler haben, sind wir doch der Ansicht, daß mit der humanen Handhabung der Ausführungsbcstimmungen zum bestehenden Ge setz den Veteranen besser gedient ist, als mit dem Antrag Nißler. Sache der KommisfionsSeraiung ist es, zu prüfen, ob der Antrag Nißler durchführ bar ist. Abg. Bock (soz.) führt Beschwerde darüber, daß einen Schlag, wie er erhallen, verwinden kann, völlig genesen. Die Zeit heilt alle Wunden Ms. Auch die des HerzenS. Auch sür die Arme, die ein so schreckliches Schicksal ereilte, hat er Ersatz gefunden. Cäcilie Rau ist seine Frau geworden. Aber nicht eher hat er fie heimgeführt, ehe er fich nicht durch eigene Kraft eine selbständige Existenz im Leben geschaffen. Sem Bruder, der nunmehr erste Direktor der Belloma, hatte, als er wieder zum Leben zurückkehrte, für ihn allerhand Sinekuren, di« er ihm anbot. Allein Robert schlug alle Ms. Er wollte Begünstigung von niemand. Er bewarb sich um paffende Stellungen in sremden Administrationen, und als es ihm geglückt war, eine solche Stellung zu finden, ward Cäcilie sein Weib. Die Hochzeit hat er ganz in Zurückge zogenheit gefeiert. Ohne Sang und Klang und ohne jede Festlichkeit. Nur ein weh- mittiger Gang nach dem Friedhof, wo Netta den ewigen Schlaf schlief, und dann die vom Gesetz und der Kirche vorgefchriebenen Feier lichkeiten. Von allen feinen Angehörigen stand in dieser hohen Stunde seine Muller allein an seiner Seit«. Die andem hatten fich ja auch mit der Heirat, die er machte, wie fie sagten, versöhnt. „Du lieber Gott," meinte seine Schwägerin zu seiner Schwester. „Das Mädchen hat es doch auch am Tode um ihn verdient. Und die Mutter macht jo viel Wesen von ihr. Maa so viele Veteranen mit ihren Ansprüchen abgewiesen würden. Uns geht der Antrag noch nicht weit genug. Der Schatzsekretär hat Bedenken wegen der 50 Millionen Mehrausgaben, die der Antrag ver ursacht. Wenn man aber bei den Kolonien spart oder ein, zwei Linienschiffe weniger baut, dann hat man ja sofort 50 Millionen. Oder man veranlasse doch Preußen, die 172 Millionen Mark zu verzinsen, die eS aus der Kriegsentschädigung von 5 Milliarden für seine Staaisbahnen mit Beschlag belegt hat. Den Vorteil von dem siegreichen Feldzuge hat doch nur die Bourgeosie gehabt! In den Glockenklang bei patriotischen Gelegenheiten, von dem Abg. Büsing neulich gesprochen hat, mischt fich heute viel fach der Drehorgelklang der Veteranen. Wir fordern als Minimum 1 Mk. pro Tag sür die Veteranen. Ein Reich, dessen Glanz und Herrlich keit so sehr gepriesen wird, sollte fich schämen, nicht einmal 50 Millionen sür seine Veteranen aufbringen zu können. Abg. Gras v. Oriola (nat.-lib.) protestiert gegen die Behauptung des Vorredners, daß die Bourgeoste allein Vorteile von dem siegreichen Feld zuge gehabt habe. Wer hat denn immer wieder die Anträge aus Unterstützung der Veteranen ein gebracht? Doch stets die Vertreter der bürgerlichen Parteien! Die Sozialdemokraten haben sich stets nur darauf beschränkt, die verschiedensten undurch führbaren Anträge dazu zu stellen. Wir werden uns in der Kommission eingehend mit der Prüfung deS Antrages beschäftigen. Abg. Arendt streik.) begrüßt er mit Freude, daß in Zukunft die Vetcranenbeihilfen auf den all gemeinen Etat übernommen werden sollen. Dann würde man auch keinen Nachtragsetat mehr brauchen. Redner polemisiert sodann gegen die Ausführungen des Abg. Bock und spricht sich für das Prinzip deS Antrages aus. Abg. Bargmann (frs. Vp.): Wir stimmen der Tendenz des Antrages zu, ohne uns in allen Einzelheiten mit seinen Bestimmungen zu identi fizieren. Wir sind bereit, sür eine Besserstellung der Veteranen einzutreten. Abg. KulerSki (Pole) bezeichnet eS ebenfalls als Pflicht der Regierung, Abhilfe in der Versorgung der Veteranen zu schaffen. Abg. Potthoff (frs. Vgg) hält KommissionS- beratung nicht für erforderlich. Für die Veteranen sei bisher viel zu wenig geschehen. Abg. Werner (Äntif.) stimmt dem Anträge ebenfalls zu und wünscht, daß der Nachtragsetat bezw. die Äeteranenbeihilse möglichst bald auf die Tagesordnung gesetzt würde. Abg. Jessen (Däne) ist für den Antrag und bittet, auch die Teilnehmer des Krieges von 1864^ die auf dänischer Seite gefochten, zu berücksichtigen- Abg. Liebermann v. Sonnenberg (Antis.): Die Sozialdemokratie hm gut reden. Warum verwendet sie nicht das Geld, das sic auf der Bank von England liegen hat, für die Veteranen der Arbeit. Die geschmähten Junker hoben die höchsten Blutsteucrn sür das Vaterland entrichtet. Abg. Prinz Schönaich-Carolath (nail.) polemisiert gegen den Abg. Bock. Nur den bür gerlichen Parteien ist es zu verdanken, daß für die Veteranen viel geschehen ist. Abg. Zubeil (soz.): Von dem gepriesenen Kriege von 1870 haben die Arbeiter nichts gehabt- Jetzt fließen die bürgerlichen Parteien über von Wohlwollen sür die Vteranen. Als aber der frü here Reichsschatzsekretär Frh. v. Thielmann erklärte, das Reich schwimmt in Gold, da wurde er nickt aufgefordcrt, Mittel sür die Veteranen zur Ver fügung zu stellen. Jährlich werden Millionen ans dem Fenster hinausgeworsen; man hat sür Süd westafrika wieder eine Vicrtclrnilliarde dahingegcbeN- Durch den Chinafeldzug find neue Kric«s- invaliden und neue Kriegsvcteranen geschaffen worden, aber auch sür diese wird nicht ausreichend gesorgt. Redner erklärt die Äußerung deS Abg. Liebermann v. Sonnenberg, daß die Sozialdemo kratie, wenn eS zum Kriege komme, der deutschen Armee in den Rücken fallen werde, sür eine infame Verleumdung. Präsident Graf Ba liest rem ruft den Redner zur Ordnung. Abg. Zubeil (forrfahrend): Für die Über weisung des Antrag? Nißler an die Budgetkommission werden wir stimmen, obgleich er uns nicht weit genug geht. Damit schließt die Besprechung. In einer persönlichen Bemerkung behauptet Abg. Liebermann von Sonnenberg (Antis.), daß der Abg. Bebel mit Johann Jacoby 1870 wegen Hochverrats verhaftet worden sei, weil er Aufruhr im Rücken der deutschen Heere habe er regen wollen. Abg. Bebel (soz.) stellt fest, daß er niemals eine solche Handlung begangen ober wegen einer solchen angeklagt worden sei. Hieraus wird der Antrag Nißler an die Budget- kommission verwiesen. Das Haus vertagt sich hierauf. _! er, wenn er kann, mit ihr glücklich werden. Aber ich weiß, mein Mann, der Direktor der Belloma, würde — und er ist doch sei« Bruder — mit einem Mädchen, das wie fie, nichts hat und nichts ist, das einen Vater, der Bahnmeister und eine Schwester gehabt, die eine Goldstickerin war, nie und niemals zusammen paffen können." Zum Glück hatte Robert indes feine Cäcilie nicht ihnen zu Liebe geheiratet. Sie konnten fich beruhigen. Sie fühlten fich glücklich, in ihrem be scheidenen Heim vollkommen zurückgezogen für fich zu leben und verzichten darauf, selbst ihre nächsten Angehörigen zu belästigen. Ende Forschungen über die Indianer. d. Eine Fülle von wertvollem enthnolo' gischen Material über die Indianer bringen die Publikationen des Bureaus kür amerikanischk Ethnologie^ in Washington. Dr. Femkes teilt Zeichnungen der Hopi - Indianer von ihre« Göttern, den sogenannten Katcinas, mit, die eint ganz bedeutende Geschicklichkeit im Zeichnen UN» Malen anzeigen. Diese Katcinas find göttlich* Wesen oder „Geister von Ahnen, die in selt samen Gewändern und Masken dargestellt und durch Tänze und hettige Zeremonien der Priester gefeiert werden." Der Sonnengott z. B. ist versinnbildlicht in einer glocken örmige« Gestalt mit einem grünen Gesicht, einer wen hervorstehendeu Schnauze und Svmbolen vo«
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