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Ottendorfer Zeitung : 17.01.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-01-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190601173
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19060117
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19060117
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-01
- Tag 1906-01-17
-
Monat
1906-01
-
Jahr
1906
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 17.01.1906
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polirilcke kunälckau. Die Wirre« i« Rußland. *Die .Nowoje Wremja' gibt Äußerungen des Ministerpräsidenten Grafen Witte wieder, wonach das Manifest vom 30. Oktober die selbstherrlichen Rechte des Kaisers in keiner Weise schmälere. Witte sprach so dann die Überzeugung aus, daß die aus der Mandschurei zurückkehrende Armee die Wiederherstellung der Ruhe im Innern bedeu tend fördern werde. Demoralisiert seien nur die Truppen im Rücken der Armee, etwa 30 Pro zent. Die Mandschurei-Armee dagegen (70 Pro zent) sei gut diszipliniert und zuverlässig. (Daß die Truppen „im Rücken der Armee", d. h. also längs der sibirischen Bahn, demoralisiert find, ist allerdings bedenklich genug und erklärt die Verhängung des Kriegszustandes über siebzehn Kreise, durch die die Bahn geht.) * In Verfolg des ausdrücklichen Befehls des Zaren, den Zusammentritt der Reichsduma nach Möglichkeit zu beschleunigen, macht die Negierung bekannt, daß vom 28. Januar ab öffentliche Wahlversammlungen statt- fiuden dürfen. Damit wird endlich für die von den verschiedensten politischen Sondergruppen geschürten Volksleidenschaften ein hinreichendes Ventil geschaffen, das ein Nachlassen der hoch gradigen Spannung herbeiführen mH den Staat vor neuen schweren Erschütterungen be wahren dürfte. * Neuerdings erteilen die in Mit au und Riga ansässigen revolutionären Komitees den Bauern gegen ein mäßiges Entgelt die „Er laubnis", die wenig geschützten Wälder der baltischen Gutsbesitzer nach Belieben abzuholzen. * Der ,Slowo' zufolge ist der Bericht des Statthalters im Kaukasus nicht vollständig ver öffentlicht. Die Lage imKaukasus sei höchst beunruhigend, alle Verkehrswege seien in den Händen Ler Aufständischen. *Jn Rjeschiza nahmen die Truppen 15 Lettenführer gefangen, außerdem ist einer erschossen, der Hauptsührer Grand entkam. Die Gemüter beginnen sich zu be ruhigen. * * * Dentschlaud. *Jn dem Befinden des erkrankten Staats sekretärs Frh. v. Richthofen ist eine leichte Besserung eingetreten. Immerhin gibt sein Zu stand noch immer zu Besorgnissen Anlaß. *Die Pension ^Versicherung der Privatbeamten rück! dank der energischen Tätigkeit, die die verschiedenen Privatbeamten vereine nach dieser Richtung entfalten, all mählich in den Bereich der gesetzgeberischen Möglichkeiten. Das im Kaiserlich Statistischen Am bearbeitete Material der Erhebuna über die wirtschaftlichen Verhältnisse der Privat- beamten ist soweit behandelt, daß mit der Fertigstellung der für den Reichstag bearbeiteten Denkschrift für dcn Sommer gerechnet werden kann. Die Denkschrift wird auf Grund der Ei <Mte Auskunft geben, wie weit die Privai- augesteltten durch Privatverficherung gegen Alter, Invalidität und Tod bereits gedeckt find, sie wird auch über die Arbeitslosigkeit der Privat- beamten Anhalt geben. Das Neichsamt des Innern widmet der Entwickelung der Frage leine regste Aufmerksamkeit. *Die meiningische Regierung ist dem vom Landtag angenommenen Beschlusse, daß der Antrag Bayern auf Gewährung von Tage- seibern . an Schöffen und Geschworene im Bundesrat von d.m Vertreter M-iningenS unter stützt werden möge, beigetreten. — Zn Jena sind in der neuen Schöffenliste zwei Namen aus dem Arbeiterstände ausgenommen worden. Das Gewerkfchaftskartell Jena hatte vor einigen Moraten an den zuständigen Bezirksdirekior uns an das Amtsgericht das Ersuchen gerichtet, bei der Auswahl der Schöffen auch Angehörige des Arbeiterstandes zu berücksichtigen. — In Frankfurt a. M. find auf Grund einer von dem Gcwerkfchastsselrctär. emgereichtsn Vsr- schiugSüfts mehrere Arbeiter als Schöffen, der Gewerkschaftsselretär selbst, obwohl er nicht zu den vm geschlagenen Personen gehörte, als! O Der fall j^Läelung. 3) Kriminalroman von Artur Roehl. (Fortsetzung.) Der Vetter raste, als erhörte, daßNetta verlobt sein sollte — mit wem? Mit solchem vornehmen Herrchen, der sich nun schon jahrelang mit ihr herumzog und die Hochzeit — ja? — wohl auf den Nimmermehrstag ausschieben wollte. Er lachte hell auf. Waren fie blind und von Sinnen? Sahen fie mit sehenden Augen nicht, daß dieser würdige Gesell fie bloß am Narren seil rührte? Er ballte die Faust. Gnade ihm, diesem Burschen, wenn er ihm in die Finger genet l Er benahm sich so un gebärdig, daß Frau. Rau es kür angezeigt hielt, ihn zum Verlaffen ihrer Wohnung auf- züfordern. Seine Rache bestand in zwei anonymen Bliesen, die er auffetzte, von denen er einen, gespickt mit allerhand Verdächtigungen, an NettaS Schwester Cäcilie abschickte, während er den andern für Roberts Eltern bestimmte, deren Adresse aber, da fie ihm unbekannt war, er sich erst feststellen lassen mußte. Dies Schreibstück gelangte also erst später als der Brief an Cäcilie an sein Ziel. Der Brief an Cäcilie aber wurde prompt befördert. Auf die Bosheiten, die er enthielt, achtete fie nicht, über den Wert anonyme: Briefe hatte fie ihre eigene Meinung. Über den einen Punkt aber hatte fie fich schon selbst mehr als einmal Gedanken gemacht. Was war das für ein merkwürdiges Veihälinis, Hilfsgeschworene ausgelost worden. — In Bremen find drei Buchdrucker als Haupt schöffen für 190b ausgelost worden. — In Leipzig stehen auf der diesjährigen Liste der Geschworenen zwei Arbeiter, ein Markthelfer und ein. Stellmacher, in Nürnberg ein Zimmermann verzeichnet. — In Stuttgart befinden fich unter den Schöffen des Amts gerichts seit einigen Jahren eine Reihe von Arbeitern verzeichnet. * InKamerun find die Häuptlinge, dis gewagt haben, fich über den Gouverneur v. Puttkamer beim Auswärtigen Amt zu beschweren, zu harten Freiheits- strafen verurteilt worden. Dem ,Hamb. Fremdenbl.' geht aus Kamerun ein schriftlicher Der wiedergewählte französische SenatS- präsidcut FallivecS. Bericht über die Gerichtsverhandlung zu. Nach elftägiger Verhandlung erfolgte die Verurteilung von King Äkwa zu neun Jahr Gefängnis, zwei Großhäuptlinge wurden zu sieben und drei Jahr, drei Häuptlinge zu zweieinhalb und anderthalb Jahr, die Uuterhäuptlinge zu je drei Monat Gefängnis verurteilt. Andre Gründe, als lediglich die Unterzeichnung der Beschwerde, lagen nicht vor; wenn trotzdem auf so hohe Strafen erkannt wurde, ging das Gericht von der Überzeugung aus, daß die Beschwerde über den Kopf des Gouverneurs hinweg direkt an den Reichskanzler ein Akt von Unbotmäßiglest sei, der die Autorität der Regie rung schädige. Demgegenüber machten die An- geklagten geltend, daß alle Beschwerdepunkle dem Gouverneur vorgelragen, aber von ihm unberücksichtigt gelassen worden seien, so daß sich die Kameruner in ihrer Not direkt nach Berlin hätten wenden müssen. "Der Gouverneur v. Ostafrika, Graf Götzen, hält die Lage im Schutzgebiete nun mehr für so weit gebessert, daß er im Febmar seine Urlaubsreife nach Deutschland antreten zu können hofft. Frankreich. * Der Senat wählte seinen Präsidenten Fa! Iiöres mit 48 Stimmen Mehrheit wieder. Derselbe hat somit alle Aussicht, auch zum Präsidenten der Republik gewählt zu werden. England. * Die aus dem Prinzen Arthur von Connaught, dem Admiral Seymour und dem General Kelly Kenny bestehende englische Sonderbot schaft, die dem Kaiser von Japan den Hosenbandorden überbringt, hat am Donnerstag die Reise nach Japan angetreten. "Die englischen Zeitungen veröffentlichen zwei Briefe, die die en g lisch-d eu ts ch e Annäherung fördern sollen. Der eine trägt die Unterschriften von 41 deutschen Ver tretern der Kunst, Wissenschaft und Literatur, der andre die von ebensoviel maßgebenden Ver tretern der englischen Gesellschaftsklassen. das Netta in Berlin mit einem Herrn batte, der angeblich ein reicher und vornehmer Mann war und dann wieder immer und immer noch nicht in der Lage sein sollte, seine Braut zu seiner Frau zu machen! Sie war seit Jahres frist nicht mehr in Berlin gewesen, und das letztemal, als fie dort war, hatte sie leider Herrn Madelung, der fich auf Geschäftsreisen befunden, nicht zu Gesicht bekommen. Jetzt wollte fie fich ihn aber einmal besehen. Viel leicht, daß es not tat, daß jemand mit Lebens erfahrung den beiden Frauen in Berlin seinen Rat gab. Sie erbat fich ungesäumt Urlaub von ihrer Herrin und teilte Netta mit, daß fie komme, — eine plötzliche Meldung, über welche man in Berlin indes keineswegs erstaunt war, da Netta schon seit Wochen in allen ihren Briefen an die Schwester, es ihr an das Herz gelegt hatte, mit ihrem Besuch nicht zu säumen, wenn fie die Mutter, mit der es leider zusehends bergab zu gehen anfing, noch einmal seben und sprechen wollte. Mit der alten Dame stand es in der Tat seit langer Zeit nicht mchr gut. Sie kam aus der Bettlägerigkeit kaum noch heraus; und Netta, die natürlich, wenn fie die Wirtschaft zu besorgen hatte, nicht an ihrem Stickrahmen arbeiten konnte, hätte vielleicht einen schweren Standpunkt gehabt, hätte nicht Robert ihr hel fend zur Seite gestanden. So aber benahm er fich in einer Weise, die Mr musterhaft genannt werden konnte. Nichts durfte der alten Dame auf ihrem Krankenbett fehlen. Hühnchen und Täubchen und dcn besten, kräftigsten Wein mußte fie haben. Mit dankbarem Blick umklammerte fie oft "Das Exekutivkomitee der britischen sozia listischen Partei hat seine Anhänger zur W ahl- en t h a l t u n g aufgsfordert. Holland. "Der Vertrag zwischen Deutschland und Holland betr. das Nieder las s u n g s r e ch t von Deutschen und Nieder ländern in Holland bezw. Deutschland und betr. die Ausweisung mittelloser Ausländer, ist am Donnerstag von oer Ersten holländischen Kammer angenommen worden. Spareie«. "Die Eheschließung des Prinzen Ferdinand vonBayern mit der Infantin Maria Theresia von Spanien sand unter großer P-achtentfaltung am Freitag in der Madrider Schloßkapelle statt. Aste«. * Der Wortlaut des chinesisch-japa nischen Vertrages ist nach dem ,Daily- Telegraph' am Mittwoch in Tokio bekannt ge geben worden. Der Vertrag soll auch ein ge heimes Abkommen enthalten, durch welches China gehindert werde, irgend einer andern Macht zu erlauben, stK mit der Frage des Ei'enbahnbaues Kirin —Tschangtsun und Sinmingting—Mulden zu befassen. Das Blatt fügt hinzu, es sei klar, daß die ostasiatische Frage nicht dauernd erledigt sei, sondern daß man fie nur während der Zeit der Rußland zugestandenen Pachtungen ruhen lasse. China sei entschlossen, sich so bald als möglich von jeder fremden Einmischung Ios - z u m a ch e n. * Die japanische Regierung hat in Aussicht genommen, mehrere Auslandsstationen für ihre Marine einzurichten, jedenfalls in der Absicht, durch eingehendere Kenntnis fremder Verhältnisse den japanischen Verkehrs- und Handelsbeziehungen dis Wege zu ebnen. Fürs erste ist eine Station für europäische Gewässer mit dem Standort im Mittelmeer und eine solche an der Westküste Amerikas geplant. Als Vorbote der Stationsschiffe darf das im Sommer in England erwartete Ge schwader unter Admiral Toao wohl betrachtet werden, das dann im Herbst einen Besuch in den Ver. Staaten von Amerika abstallen wird. Aus ciem Keicksrage. Der Reichstag setzte am Donnerstag die Be ratung der Sieuerdortagen fort. Reichsschatzsekretär Frh. v. Stengel empfahl in längerer Rede nochmals seine Steuer- und Finanzprojekte. Was die pro jektierten Verkchrssicuern betrifft, so ist der Schatz- sekretär gern bereit, den Wünschen des Reichstages entgegenzukommen. Abg. Patzig (nat.-lib.s, der von Bier- und Tabakssteuervorlagen wenig erbaut ist und noch weniger von den Verkehrssteuern, empfahl die Besteuerung der Eisenbahnüberschüffe der Einzel- staaten, wogegen fich der preußische Finanzwinister Frh. v. Rheinbaven mit aller Entschiedenheit aus sprach. Abg. Gras v. Kanitz (koni.) wollte von der Erbschaftssteuer nichts wissen, als Ersatz befürwortete er die Einführung einer Weinsteuer, des Tabak monopols und eines KohlenausfuhrzolliS. Abg. Barbkck (frs. sp.) beleuchtete insbesondere die Vcr- kehrsfeindliLkeii der Stengelschen Steuerpläne. Abg. Gamp (fteikons.f schlug em Spiritusmonopol und eine Jnseratenstcuer vor. Wg. v. Gerlach (frs. Vgg.) sprach sich für eine kräftige Erbschafts steuer aus. Am 12. d. wird zunächst beschlossen, das Straf verfahren gegen dcn Abg. v. Gerlach (frs. Vgg.) wegen Vergehen gegen das Urheberrecht einzustellen. Der Niedcrlassungs vertrag mit dcn Nieder landen und der Vertrag mit der Schweiz betr. die Errichtung deutscher Zollabferti gungsstellen auf den Bahnhöfen in Basel werden dcbettelos in erster und zweiter Lesung an genommen. Sodann wird die Generaldebatte über die Reichsfinanzrcform fortgesetzt. Abg. Werner (Aniis.) tritt für eine ReichS- einkommenstcuer ein und wendet sich gegen die Brau-, Tabak- und Fahrkartensteuer. Abg. Osel (Zentr.) wendet fich gegen die von ocr Rechten vorgeschlagene ReichSwem- steuer. Entgegen der Behauptung des Reichs schatzsekretärs hat das Zentrum bisher entschieden an dem 8 6 des Floitengesetzes festgehaiten. Eine Erweiterung der Erbschaft; steuer empfiehlt sich namentlich im Hinblick auf die engtischen Steucrvcrhälttmie, ebenso vielleicht eine Erhöhung seine Hand mit ihren knöchernen Fingern und sagte zu ihm: „Schwören Sie mir, Robert, daß Sie, so gut wie Sie zu mir sind — Sie wissen, wenn Sie einmal so weit sind — auch zu Netta sein werden." Worauf der junge Mann dann meistens einfach das blonde Köpfchen seiner neben ihm an dem Bett der Mutter stehenden Geliebten zu fich herabzog und ihren Mund mit Küssen bedeckte; und die Mutter war ruhig. Der Moment war zweifellos ungeeignet genug, Herrn Madelung auf den Zahn zu fühlen. Als Cäcilie Rau eintraf, hatte der Zustand der Mutter gerade wieder einmal den besorgnis erregenden Charakter angenommen, der sich bis her zwar noch immer wieder gehoben, der jedoch jedenfalls die minutiöseste Meg« erheischte. Man hatte so viel an die alte Dame zu denken und mit ihr zu tun, daß Cäcilie zu Erörte rungen andrer Dinge überhaupt keine Zeit fand. Und als, wie schon mehr als einmal, auch diesmal die Krists glück'!ch vorübergegangen, hatte fie sich über Robert Madelung ihre Mei nung gebildet, ohne fich mit ihm oder mit andern über ihn ausgesprochen zu haben. Cäcilie Rau war ein lebensfrohes Mädchen. Sie hatte nicht das einnehmende Äußere ihrer Schwester. Sie war vor allem ein ganz Teil älter als Netta und ihre Züge waren härter, fie hatte von den frühesten Jugendjahren an unter fremden Leuten gelebt, aus ihren großen, dunkelblauen Augen, die aber gerade so ernst und feierlich und innig dreinjchauen konnten wie Nettas, blickte Jntelli- Vorlage zu sehr. belastete aber dcn Rohtobak schon Die Industriellen haben sich geholfen durch eine Qualitätsvermindrrung. Statt nun dieses wirtschaftlich schädliche und sozial politisch bedenkliche Gesetz zu reformieren, der Schaumweinsteuer. Die Zigarcttensteuer ist mehr" . eine Papirrstruer, die der Steuerhinterziehung Tör und Tor öffnet. Bei der Brausteusr bilden dos ' Smrogatvcrbot und die Staffelung zweifellos ein! Verbesserung, aber eine Verdoppelung der bisherigen Steuer ist aus keinen Fall zu rechtfertigen. Hinsicht lich der Verkehrsst'ucrn schließe ich mich der all' gemeinen Verurteilung an, die sic erfahren staben. Abg. Geyer (soz.) polemisiert gegen teil preußischen Finanzwinister Frh. von Rhcinbaben und zieht sich eine Rüge des Vizepräsidenten GraiM Stolberg Wernigerode zu, weil er dem Minister „illoyale Verdrehung" vorwirft. Redner bekSmvft sodann speziell die Tabaksteuer. Durch die Einfüh rung der Zigareitensteucr sowohl wie der neuen Tabaksteuer würden Tausende von Arbeitern brotloi werden. Die ganze Finanzreform sei keine R-lor- mierung, sondern eine Deformierung unsres Wirt schaftssystems. Abg. Lichtenberger (nat.-lib.): Als lang jähriger Fachmann will ich die Gründe darlegen, die mich und meine Freunde veranlassen, gegen die Besteuerung des Rohtabsks zu stimmen.' Wenn 1882 nach Bismarcks Vorschlag das Tabakmonopol eingeführt wäre, hätte es rentabel sein können, heute ist das, nachdem sich die Industrie so gut entwickelt hat, ausgeschlossen. Die Vorlage von 1879 ist viel besser als die heutige. Auch diese schlägt man uns eine Erhöhung der Steuer vor. Die billige Zigarre zu 5 Pf. soll dadurch mit über 10» Prozent ihres Wertes belastet sein. Warum toll gerade der Tabakstengel mft 4l0 Prozent seines Wertes besteuert werden? Dieser Stengel, Herr ! v. Stenge! (Heiterkeit), ist doch gerade die Würze (F dieser Zigarre. Wir können diesen ausländischen - Zusatz nun doch einmal nicht entbehren. Abg. Risk (srs. Vgg.): Namens und im Aus- I trage sämtlicher elsässischer Abgeordneten erkläre Ä mich gegen die Ausdehnung der Erbschaftssteuer auf Abkömmlinge uok Ehegatten, und zwar weil durch diese AuSoehnung den Landes! fiskus von Elsaß- Lothringen ein Verlust treff:» würde, den zu er tragen cr nicht fähig sein würde. Die Erbschaft-- I steuer bildet sür die Reichslande seit mehr al* hundert Jahren fak die einzige Einnahmequelle. BunderaiSbevollmächiigter für Elsoff-Lothringen Geheimrat Halley: Iw danke dem Vorredner für sein Eintreten für die Interessen der Reickslande in der Frage der Erbschaftssteuer. Gerade sür Elsaß-Loihringen ist die Frage der Ausdehnung ber Reichserbschaflksteuer auf Deszendenten und Ehe gatten ungleich wichtiger als für sämtliche übrigen Staaten, da die Reichslance allein im Deutschen Reiche eine auf Abkömmlinge ausgedehnte Erb schaftssteuer besitzen. Die Einnahmen aus der Be steuerung der Abkömmlinge unk Ehegatten betragen für unser kleines Land immerhin 1 350 000 Mark. Wir würden also bei einer Ausdehnung der Reichserb schaftssteuer auf Kinder und Ehegatten die am meisten Leidtragenden sein, und es wird sehr schwierig sein, den Ausfall zu kecken. Auch gegen die Erhöhung der Brausteuer haben wir vom Standpunkte unsres Landes ans sehr ernste Bedenken. Ursprünglich sollten wir vom Jahre 1904 ab zur norddeutschen Brauftenergemeinschast gehören, wenn uns aber durch eine Erhöhung der Brausteuer unser jetziger Reinertrag im Betrage von 2 400 000 Mk. verkürzt werden soltte, dann würden mir keinen Wert darauf legen, in die Brausteuergemcinschast ausgenommen zu werden. - WR Abg. Held (nat.-lib.): In der Frage der Erb- , ,« schaftssteuer nehme ich einen andern Standpunkt ein, als mein Freund Büsing, auch, lehne ich eine Erhöhung der Tabaksteuer rundweg ad, dagegen halte ich eine Wehrsieuer für durchaus annehmbar- Darauf wird die Weitcrberatung vertagt. Von unc! fein. Der Absturz auf Helgoland ist durch den Zusammenbruch einer großen Höhle im Felsfutz nördlich der Schutzmauer entstanden. Vorboten hatten sich schon Anfang Dezember gezeigt, wo an der betreffenden Stelle Risse und Senkungen auftraten. Entschädigungen für Lpremberg. Wie aus Sparnberg berichtet wird, betragen die Personen-HntschädigungSansprüche, daS Sprem- berger Echnbahmmglück betreffend, nicht, wie es bisher hieß, 1V- Millionen, sondern sechs Millionen Mark. Es werden allein für den gelöteten Grasen IV2 Mill. Mk. und für Justiz' rat Rochow (Görlitz) 800000 Mk. einmalige Abfindung und insgesamt 56 000 Mk. jährliche Rente gefordert. genz und Menschenkenntnis. Sie war, das merkte Robert, sowie er ihr das erstemal gegen- i übergetreten, nicht die blindlings vertrauende Natur ihrer jüngeren Schwester. Und doch sagte auch fie sich, sowie fie ihn erst ein paar« mal vierundzwanzig Stunden lang beobachtet hatte: i „Ein schlechter Mensch, ein Betrüger das ist, er nicht." Wie er in den bösen Tagen die Mutter ge' wartet, daS hätte manch' ein Sohn nicht M seine Mutter getan! Cäcilie Rau hatte für ihren Aufenthalt in Berlin eine Woche in Aussicht genommen, aber fie blieb fast volle zwei Wochen. „Es ist doch auch so sckön, wenn man unter seinen Angehörigen ist," sagte fie. „Wenn ihr, wie ich, nur immer fremde Gesichter im Leben uw euch gesehen hättet, ihr würdet eS mir nachfühlen, Kinder." Sie machten, als der Anfall der Mutter vorübergegangen und man fie unbesorgt ein Stündchen allein in der Wohnung lassen konnte, gemeinschaftliche Streifen — zu dreien — durch die Wunder der Hauptstadt. Robert führte fie in die Theater und zu sonstigen Sehenswürdig' keiten und kein Wort fiel zwischen ihnen von alledem, worüber fie fich vorgenommen, Klär' , Heft zu schaffen. „Ich werde wiederkommen," sagte fie fick- / Das war doch auch nur ihre Kindesvflicht, daß > fie fich bald wieder einmal bei der Mutter sehen ließ. „Und dann wird es auch noch Zeit / sein, mit ihm zu sprechen." Vielleicht schrieb fie ihm auch unterdessen. Sie wußte wenigstens
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